Skeyfare

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Skeyfare » Andere Welten » Unmoderierte Welten » Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen

Autor Thema: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen  (Gelesen 6805 mal)

Offline Fassim

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Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« am: 19. Juni 2007, 15:39:45 »
In der nächsten Nacht finden Amar und Fassim endlich mal ein paar ruhige Momente (ohne die Anwesenheit irgendwelcher neugieriger Gefährten) in einer abgelegenen Ecke der Trollfeste, um ihr Gespräch fortzusetzen.

"Amar, mein Brunder, du weißt, dass ich deinen Glauben immer respektiert habe. Ich habe dies getan, obwohl ich, wie du ja weißt, eine andere Überzeugung hatte. Die zwölf Götter haben mich einen großen Teil meines Lebens als die einzige und echte Wahrheit begleitet. Und du weißt ja auch, dass ich erst in der Keft, als ich Rastullah´s Frieden und Macht dort spürte, erkannt habe, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Dere als diese eine Wahrheit.

Seither ist vieles für mich komplizierter geworden. Fragen, die ich früher klar beantworten konnte, werfen nun immer neue Fragen auf. Es gibt keinen eindeutigen Kompass mehr in meinem Leben, der mir eine klare Richtung zeigen kann. Und dann noch all die Dinge, die uns widerfahren sind. Dies Ausgeliefertsein in unser Schicksal als Gezeichnete. All die Verluste..... Lingard....."

Der Magier bricht an dieser Stelle erstmal ab, nimmt sein Pfeifchen und füllt es routiniert mit der speziellen Mischung, die Amar nur zu gut kennt. Der inzwischen fast schon standardmäßige Ausdruck von Resignation und Trauer steht wieder in seinem Gesicht. Nachdem er einige Male tief inhaliert hat, schaut er seinem Freund wieder in die Augen.

"Und du, mein Bruder? Was ist in dir wirklich passiert in der letzten Zeit?"

« Letzte Änderung: 20. Juni 2007, 09:45:09 von Fassim »
AAP IV.1 "Wenn der alleine Ahnende mit dem almadinen Auge angekommen."

Offline Lou

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #1 am: 29. Juni 2007, 23:07:03 »
"Was IN mir passiert ist willst Du wissen? Die Frage sollte eher lauten, was äußerlich mit mir passiert ist!" Amar ist -wie meistens- sehr aufgebracht , beruhigt sich dann aber wieder und sucht nach den passenden Worten.

"Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll, mein lieber Bruder. Du weisst ja nur zu gut, dass ich schon einmal eine Glaubenskrise hatte. Aber die war im Vergleich zu jetzt nur ein kleiner, kurzer Gedanke- wie eine Palme, die sich bei einem Windstoß biegt und dann sogleich wieder aufrichtet.
Jetzt aber ist diese Palme im schlimmsten Sandsturm, den die Wüste je gesehen hat, umgekippt und nur noch ein paar wenige Wurzeln stecken im Wüstensand fest. "  Amar vergewissert sich kurz, ob Fassim ihn auch verstanden hat.

Dann zeigt er auf sein Echsengesicht:" Sieh´ mich doch an mein Freund. Das, was ich bin,  was wir alle sind, hat nichts mit Rastullah zu tun.

Ich will nicht vergessen, dass ich Sein Kind gewesen bin. Das kann ich auch gar nicht, denn das war die glücklichste  Zeit meines Lebens. Es gab viele Regeln zu beachten, ja- aber ich war voller Stolz, Ehrgefühl und Glück ein Mitglied eines auserwählten Volkes zu sein.

Aber jetzt..." Amar atmet tief durch "...jetzt bin ich erwachsen geworden. Das erste mal in meinem Leben fange ich an Dinge zu begreifen, von denen ich vorher noch nicht einmal etwas gehört habe. Es gibt so viele alte Völker, Kulturen, Götter, Glaubensrichtungen... . Wie kann ich da noch das glauben, was Er uns gelehrt hat?

Ich habe lange nachgedacht, warum Er uns die 99 Gesetze gegeben hat und was sie bedeuten. Dabei musste ich mir ständig 2 Fragen stellen: Warum diese vielen Regeln und warum dürfen wir nicht mit "Ungläubigen" verkehren? Meine Antworten dazu sind so hässlich wie eine Kreuzung aus einem Shadiff und einem Esel,  aber ich bin überzeugt davon, dass sie wahr sind:

Die vielen Regeln hat er uns auferlegt, damit wir die meiste Zeit des Tages an Ihn denken und nicht auf andere "dumme" Gedanken kommen.
Den Kontakt mit "Ungläubigen" hat er uns verboten, damit diese uns nicht zum Nachdenken und letztendlich zum Zweifeln bringen.

Und warum sollten wir nicht nachdenken? Damit wir nicht an Seiner Wahrheit zweifeln- damit wir nicht hinter Seine grosse Lüge kommen. " 

Jetzt sieht sich Amar doch etwas ängstlich um, aber als nichts passiert, spricht er entschlossen weiter:"Du wirst jetzt wieder anfangen, wie wunderbar es doch in der Keft war und was wir alles gespürt haben... . Das ist ja auch alles wahr, Rastullah ist sicherlich ein mächtiger Gott, aber er ist eben nicht der ERSTE und EINZIGE, der alles erschaffen hat.  Mein gesamter Glauben basiert auf einer Lüge, davon bin ich jetzt überzeugt, nein, das weiss ich sogar. Da wirst Du mir doch wohl nachsehen, dass ich Sein Spiel nun nicht mehr mitmachen will.

Ich bin ein Gezeichneter, eine Echse, ich habe ungläubige Freunde, einen Magier nenne ich meinen Bruder- das alles kommt in Rastullahs Welt nicht vor. Ich gehöre da nicht mehr dazu. So einfach ist das."

Amar kräuselt jetzt ein wenig die Stirn, überlegt kurz und lächelt dann: "Ja, eigentlich ist es ganz einfach. Mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen."

Jetzt lehnt sich Amar zurück, zündet sich ebenfalls ein Pfeifchen an und richtet den Blick gen Himmel.
"Ich werde diese Abende mit Dir vermissen, mein Bruder, wenn sich unsere Wege getrennt haben ".



Offline Fassim

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #2 am: 10. Juli 2007, 16:12:39 »
Fassim nickt zunächst bei Amar´s Ausführungen, schaut auch mal etwas überrascht zwischendrin, bleibt aber insgesamt ziemlich ruhig und gelassen, bis Amar fertig ist. Dann fängt er aber sofort an, nach dem letzten Satz, angespannt richtet er sich dabei auf und sein Gesicht kommt Amar näher dabei:

"Was meinst du denn damit, mein Bruder? Warum sollen sich unsere Wege trennen?"
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Offline Lou

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #3 am: 30. Juli 2007, 20:20:07 »
"Ich kann nicht von Dir verlangen, den Rest Deines Lebens mit einer den guten alten Zeiten nachjammernden Echse zu verbringen. Falls wir beide dieses ganze Spektakel überhaupt überleben werden oder ich nicht meinem jämmerlichen Dasein ein Ende setze."
Amar wirft einen liebevollen, brüderlichen Blick auf Fassim:" Mein lieber Fassim, Du solltest unseren Traum leben- für uns beide! Mache all das, was wir uns immer vorgestellt haben, was wir uns ausgemalt haben an so vielen Abenden am Lagerfeuer- an Abenden wie diesem. Es würde mich glücklich machen zu wissen, dass wenigstens einer von uns es geschafft hat."


Offline Fassim

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #4 am: 07. August 2007, 17:25:07 »
(so, endlich ...)

Lange zögert der Magier, schaut seinen Freund nur genau an, scheint mehrfach ansetzen zu wollen etwas zu sagen, bis sich schließlich sein Gesicht zu einem freundschaftlichen, tiefen Lächeln formt.

"Mein Bruder, ich weiß, wie sehr du mich liebst, und dass du gerne möchtest, dass es mir wohl ergehen soll, dass das Licht der Götter nach all diesem auf mich scheine und sich Reichtum und Glück bei mir häufe. Ich kann auch verstehen, dass du bedenken hast wegen deiner Verwandlung, dieses Mißgeschickes, und dass du nicht möchtest, dass ich darunter leiden soll.
Doch was, mein Freund und Bruder, soll ich denn mit meinem Leben tun, ohne den starken Arm meines Wüstenkriegers an meiner Seite, ohne dein offenes Herz und deine Kameradschaft? Wie soll ich die Täler der Reiche und die weiten der Wüsten durchwandern, ohne deine Begleitung und Führung? Wie kann ich leben in einem prächtigen Haus mit meinen schönen Gespielinnen ohne das alles mit dir zu teilen?
Sage mir, wie das Korn ohne das Wasser gedeihen soll und wie der Mond das Ende der Nacht erkennen ohne die Sonne? Wie kann ich leben ohne dich? Sag mir das!"

Dann legt Fassim seine Hand auf die Schulter Amars und drückt diese kurz und freunschaftlich, wobei er immer noch lächelt, fast friedlich. Dann lehnt er sich wieder zurück, zieht tief, und schaut wieder in den Sternenhimmel.
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Offline Lou

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #5 am: 07. August 2007, 21:13:39 »
Amar lächelt seinen Freund erleichtert an, lehnt sich dann ebenfalls zurück, nimmt einen tiefen Zug und sagt:" Ich habe nichts anderes von Dir erwartet, mein Bruder. Und wenn Du wirklich mit mir zusammenbleiben willst, wenn das wirklich Dein Wunsch ist, dann werde ich Dich nicht enttäuschen, das verspreche ich Dir bei Rastullahs Lockenpracht..., äh, bei... " Amar gerät jetzt leicht ins Stocken:" Ich verspreche Dir das bei ..., also..., ich verpreche es Dir einfach!"  Ein bischen über sich selber lachend schaut Amar gen Himmel und sagt etwas lauter:" Warum macht Ihr mir das Leben bloß so schwer?"

Offline Fassim

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #6 am: 07. August 2007, 21:58:16 »
Fassim schaut kurz zu Amar, lächelt ihn jetzt nochmal mit doppelter Liebe an.

"Gut so, mein Bruder. Jetzt hätten wir schon sehr viel besprochen und ein für allemal klargestellt!
Nur, mit deiner ursprünglichen Frage sind wir noch nicht so recht vorangekommen. (Zug, langsames Ausatmen) Wie war das denn jetzt noch gleich?"

Doch keine Antwort erwartend, zeigt Fassim nach kurzer Pause nach oben.

"Schau dir diese Sternenpracht an, wundervoll, nicht wahr? Ein Geschenk dem verirrten Seemann in den weiten der Ozeane, ein Labsal dem müden Auge des Kriegers nach staubigem Wüstentag. Ich kann mich gar nicht genug satt sehen an dieser Pracht.
Viele sagen, dass sie Zeichen sind der Götter. Dass sie Hesinde und Rondra und die anderen alle darstellen, ja sogar, dass sie die Götter sind. Andere sehen Zeichen in Ihnen, aus denen sie Wissen ablesen wollen. Gegeben von anderen Göttern oder Geistern.
Ist es nicht egal? Ist es nicht einerlei? Schau hin, diese Fülle, für alle Menschen zu sehen."

Scheinbar ist er fertig, denn er sagt nichts weiter und blickt wie gebannt in den Nachthimmel.
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Offline Lou

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #7 am: 09. August 2007, 20:58:01 »
"Ja, wunderschön." Amar schaut jetzt auch scheinbar gedankenverloren in den Sternenhimmel.

Als er dann weiterredet, weicht sein Blick nicht vom Sternenzelt ab und er wird immer leiser, ganz so, als würde er bald einschlafen.

"Keiner kann die Dinge so wohlklingend formulieren wie Du es kannst, mein lieber Fassim."

Kurze Pause.

"Ich habe jetzt keine Fragen mehr. Und im Moment suche ich auch nach keinen Antworten mehr."

Langsam fallen Amars Augen zu und falls Fassim noch einmal zu ihm rüber schaut, sieht er seinen Freund nach langer Zeit mal wieder zufrieden einschlafen.


Offline Fassim

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Re: Aventurien - Amar und Fassim - Glaubensfragen
« Antwort #8 am: 10. August 2007, 17:46:42 »
Auch sehr leise, fast flüsternd, spricht Fassim in Richtung der Sterne:

"Was sagt ihr? Wie wird es ausgehen?"

Dann legt er sich neben Amar und schläft ebenfalls sehr bald ein.
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