Skeyfare

30. Juni 2023, 08:17:02
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Ein zweites Treffen

Autor Thema: Ein zweites Treffen  (Gelesen 42220 mal)

Offline Chacota

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Ein zweites Treffen
« am: 09. Mai 2008, 22:54:00 »

Anirud* Melville,
   zu vieles blieb bei unserem kurzen Treffen am gestrigen Tag ungesagt. Ich habe mich erinnert an unsere gemeinsame Reise und an deine Sincerid**, die es verlangt geachtet zu werden.
Ich werde morgen Euth verlassen und es würde meine Unruhe mindern, dich morgen zur Sentke*** an der alten Steinquelle**** anzutreffen.

Gebe dir Veshna Kraft für jeden neuen Tag
Chacota



*Anirud ist selbst in Euth ein selten gehörtes Wort, die Euther benutzen es in einem eng gesteckten Rahmen für Seelenverwandte, entweder innerhalb der Familie oder, noch seltener, des Ordens.
**damit beschreiben Euther die Seele eines aufrechten Menschen und seine Überzeugung, die Welt als einen guten Ort verteidigen zu wollen
***der zweite Stern des Abendhimmels, gerne benutzt zur Beschreibung der zweiten Morgenstunde
**** auch hier muss Melville nachfragen; Steinquelle wird die Kreuzung des alten Euther Handelsweges mit der neuen Straße nach Sipagen genannt, vielleicht eine halbe Stunde Ritt Richtung Oste
\„Es gibt nichts mehr zu beginnen, nichts zu entscheiden. Ich muss es nur noch vollenden.“\

Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #1 am: 10. Mai 2008, 08:17:23 »
Es ist noch sehr früh, als Melville Euth verlässt. Dennoch bringt er seine Stute in eine zügige Gangart. Dabei ist es weniger das feuchte und kalte Wetter, das ihn antreibt als vielmehr seine Ungeduld. Nachdem Chacota am Vortag so in seine eigene Welt aus Problemen, Schmerz und Schuld verstrickt schien, dass alle anderen daraus ausgeschlossen waren, hat es ihn überrascht, eine weitere Nachricht zu erhalten.

Über die wenigen Worte dieser Mitteilung hat er lange nachgedacht und ist letztlich zu dem Schluss gekommen, dass es ein gutes Zeichen sein muss, und er hofft, doch noch irgendetwas für Chacota tun zu können. Trotz der Sorgen, die er sich macht, ist aber auch eine ordentliche Portion Neugier der Grund, dass er den Zeitpunkt für das Treffen auf keinen Fall verpassen will. Fast schämt er sich dafür, aber durch all die Träume, kryptischen Botschaften, Visionen und weiß der Geier was noch hat er fast das Gefühl, in seinem Kopf kaum noch Platz für seine eigenen Gedanken zu haben. Kein Wunder also, dass ihm jede Möglichkeit willkommen ist, vielleicht ein kleines bisschen Licht in dieses Wirrwarr bringen zu können.

Eine halbe Stunde später erreicht er den Treffpunkt.
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #2 am: 10. Mai 2008, 19:12:23 »
Nur wenig später nähert sich ein Reiter der Kreuzung, die in einer Senke gelegen ist und in dessen Mitte ein steinernes Becken steht. Trotz der herrschenden Kälte kann man leises Wassergeplätscher vernehmen. Chacota läßt sein Pferd, einen dunklen Fuchs, in einigem Abstand anhalten, trotzdem ist es für Melville eindeutig zu erkennen, dass es dem Paladin heute besser geht. Er trägt seine Rüstung nicht, Melville kann sie als großes Bündel hinter dem Sattel ausmachen, auch ansonsten scheint er seine wenigen Besitztümer in den Packtaschen bei sich zu haben.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist.“ Eine Pause, ein kurzer, schweifender Blick, dann konzentriert er sich wieder auf sein Gegenüber. „Und gleich musst du die nächste Entscheidung treffen. Ungefähr drei Wegstunden von hier gen Osten ist ein kleiner Gasthof, der auch im Winter Gäste empfängt, zumindest wurde mir dies versichert. Er ist mein Ziel am heutigen Tag, dort werde ich auf Shutha und meine anderen Weggefährten warten.“ Fast scheint es, die kurze Rede hätte ihn erschöpft, denn es folgt eine seltsam lange Pause, doch dann lächelt er, wenn auch das Lächeln fast mehr dem Redner selbst als Melville zu gelten scheint. „Was ich sagen wollte war, dass es mir nach den Tagen in der Kälte wohl nichts ausmachen würde mich hier noch ein Weilchen aufzuhalten, ich es jedoch eindeutig vorziehen würde einen wärmeren Ort aufzusuchen. Wärest du bereit, mich zu begleiten und den Tag dort mit mir zu verbringen?“ Dunkel sein Gesicht nun wieder, keine Emotion darin zu lesen.
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Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #3 am: 10. Mai 2008, 21:40:15 »
"Ich habe in letzter Zeit mehr als genug Schnee gesehen", antwortet er lakonisch und steigt in den Sattel. Er zieht seine Handschuhe an und greift wieder zu den Zügeln. "Und ich danke den Göttern, dass wir uns einmal unter...anderen Umständen... treffen."

Während des Ritts ist Melville zurückhaltend. Er schweigt, sofern Chacota nicht zuerst das Wort ergreift. Sein Blick ist auf die Straße gerichtet. Nur manchmal wirft er einen kurzen Blick zu seinem Begleiter hinüber, als müsste er sich vergewissern, dass er noch da ist. 
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #4 am: 13. Mai 2008, 16:51:55 »
Chacota nimmt Melvilles Zusage mit einem leichten Kopfnicken zur Kenntnis, dann treibt er sein Pferd in einen starken Trab und für wohl eine knappe Stunde herrscht Schweigen zwischen den beiden Reisenden, dann scheint der Paladin sich der Stille bewußt zu werden. Er wirft einen nachdenklichen Blick zu Melville, dann sagt er leise: „Xpoch ist keine Stadt, die unser Herz höher schlagen läßt, nicht wahr? Ich bin froh, dass es dir, Tevik und Leila gelungen ist, diese Stadt zu verlassen und ihr nach Euht zurückgekehrt seid.“ Rauh seine Stimme als er weiterspricht: „Hier unter freiem Himmel weiß ich wieder, wer ich bin.“ Fast nicht zu verstehen die letzten Worte, seine Unruhe überträgt sich auf sein Pferd, das nun seitlich ausbricht, er lenkt es behutsam wieder auf den Weg, doch hält er einen deutlichen Abstand zu Melville. „Ich habe dir bei Gresgors Fest nichts verheimlicht, Shuthas Wunsch führte mich dorthin, sonst nichts.“ Sein Ton warm.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #5 am: 13. Mai 2008, 22:31:47 »
„Eine verfluchte Stadt“, stimmt Melville zu, „es ist, als wenn all unsere Probleme dort ihren Ursprung haben, und inzwischen verfolgen sie uns bis nach Euth: Leilas Besessenheit von Rowenheim, Erros Invasion in Peregils Geist, Luas mit seinen Assassinen und seinen verdammten Handrittern, die...“ Er verstummt, wirft einen schnellen Blick zu Chacota hinüber, und die Röte steigt ihm ins Gesicht.

Er fingert nervös am Verschluss seines Mantels. „Ich habe das Gefühl, das dieser Ort in mir nur meine schlechten Seiten hervorbringt. Du kannst dir also denken, dass ich nicht begeistert darüber war, an Gresgors Feier teilzunehmen. Noch weniger, nachdem mich der Orden geschickt hatte, um dich im Auge zu behalten. Du weißt, wie das ist. Der Orden befiehlt, und ich muss folgen. Trotzdem tut es mir leid, dass ich dir hinterherspionieren musste, und ich kann verstehen, dass dir nicht der Sinn danach stand, ausgefragt zu werden. Vor allem, weil du an diesem Abend offensichtlich andere Probleme hattest.“

Nachdenklich legt er den Kopf schief. „Wenn es stimmt, dass die Götter diejenigen prüfen, die ihnen am meisten am Herzen liegen, dann müssen sie dich wirklich sehr lieben.“ Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, aber schnell zeigt sich Sorge in seiner Miene. „Du musst ihnen diese Zuneigung ziemlich übel nehmen – wenigstens manchmal.“ Sein Tonfall lässt nicht genau erkennen, ob es sich um eine Feststellung oder um eine Frage handelt.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #6 am: 14. Mai 2008, 13:27:28 »
„Lieben? Mich?“ Er fasst die Zügel so kurz, dass der Fuchs stehenbleibt, Chacota treibt ihn wieder an. „Ist es nicht vielmehr so, dass sie den Schwachen, den Gefallenen prüfen, ob seine Versuche überhaupt der Beachtung würdig sind? Veshna wird meine letzten Kämpfe mit Wohlwollen betrachtet haben, aber ich habe ihn schon einmal enttäuscht. Und alles danach . . . nein, Melville, ich habe den Pfad verloren und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn wiederzufinden vermag. Asim sua ele*.“ Er zögert, ehe er hinzufügt: „Und der Baumeister zweifelt zu Recht an meiner Loyalität, zu selten stehe ich dem Orden bedingungslos zur Verfügung. Mea culpa**.“ Er holt tief Luft ehe er ruhiger spricht. „Du sagtest gestern, Asha hätte dir ein Zeichen gesandt . . .“, er zögert erneut, dann: „sie ist die Göttin der Erlösung, nicht wahr? Sandte sie dich in den Turm um mir  . . Erlösung zu bringen?“ Seine Stimme zittert nun.

*So ist es nun mal
** meine Schuld
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #7 am: 14. Mai 2008, 18:00:05 »
Melville mustert seinen Reisegefährten sehr genau und entgegnet dann entschlossen: „Ich bin mir sicher, dass die Götter deine Taten mehr wertschätzen als du vielleicht glaubst.“ Er sammelt sich kurz und fängt dann an zu erzählen. „Als du im Turm gefangen warst, haben sich nicht nur deine Freunde bemüht, dich zu retten. Auch Asha scheint an deinem Schicksal Anteil genommen zu haben, denn es war ein Auge Ashas, das dir zu Hilfe kam.“

Er berichtet ausführlich von den Träumen, in die Leila und Melville unbeabsichtigt hineingezogen wurden, und wie sie letztlich im Asha-Tempel herausfanden, was dahinter steckte. „Und dann beging ich einen Fehler. Ich dachte, es würde dir Kraft geben, wenn ich dir die Nachricht überbringe, dass Hilfe unterwegs ist, und dass die Träume eine Hilfe sind, dich bis dahin am Leben zu halten. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass du dich daraufhin weigern würdest, weiter zu träumen.“ Er klingt bedrückt, aber aus seinen Worten ist kein Vorwurf herauszuhören. „Es war eine lange Zeit der Ungewissheit, bis wir schließlich von Shutha hörten, dass die Befreiung geglückt war.“

Er löst sich von diesen trüben Gedanken und winkt Chacota heran. Dann bringt er seine Stute zum Stehen, zieht seinen linken Handschuh aus und streckt die Hand aus, damit Chacota das Flammensymbol genau betrachten kann. „Dies ist das Symbol Ashas. Was die Göttin vorhat, kann ich dir nicht sagen. Scheinbar war sie es nicht einmal selbst, die mir dieses Zeichen geschickt hat. Zumindest war das die Meinung eines Asha-Priesters, den ich um Rat gefragt habe. Deshalb habe ich dich gestern danach gefragt. Ich glaube nämlich, dass du selbst mir das Symbol gegeben hast.“

Er wirft einen Blick in Chacotas Gesicht und seufzt. „Ich verstehe es ja selbst nicht. Auf jeden Fall war es dieses Mal umgekehrt: Du bist in meinen Träumen erschienen und hast mir Hilfe gebracht.“ Nach und nach schildert Melville die Geschehnisse, die sich rund um Miserims Turm ereignet haben. Er spricht von der Klaustrophobie und von all den Träumen, die ihn auf der Reise immer wieder verfolgten, insbesondere von denen, die ihm das Flammansymbol verschafft haben.

[Was er nicht erwähnt, sind alle Begebenheiten, die sich – seiner Auffassung nach - auf die Zukunft beziehen. So erzählt er zwar von Teviks Begegnung mit Chacota in seiner Vision, aber nichts von Flügeln, von Ginthesar, dem Stein usw.] 

„Als ich meine Hand in die Quelle tauchte, wurde sie durch die göttliche Energie neutralisiert“, schließt er seinen Bericht. „Gleichzeitig verlor ich alle meine Fähigkeiten, und das Symbol verschwand. Aber vor kurzem ist es plötzlich wieder aufgetaucht, wenn auch schwächer als vorher. Ich habe im Tempel Ashas um Rat gebeten, und der Priester konnte mir sagen, dass ich damit meine eigene Lebenskraft zur Heilung einsetzen kann. Und eben, dass es sich nicht um eine Gabe Ashas handelt.“

Gespannt beobachtet er, wie Chacota auf diese Worte reagiert.
« Letzte Änderung: 15. Mai 2008, 06:50:20 von Makkharezz »
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #8 am: 15. Mai 2008, 00:20:41 »
Die ersten Sätze Melvilles hört der Paladin noch, doch als der junge Ritter erneut den Turm erwähnt wird sein Gesicht zu Stein, keine Regung zeigt es mehr und der Fuchshengst wird wieder unruhig. Wie in Trance blickt Chacota auf Melvilles ausgestreckte Hand, als dieser seine Träume der letzten Wochen beschreibt hebt er den Kopf, doch sein Blick geht durch Melville hindurch, seine Hand verkrampft sich um die Zügel, doch die Unruhe des Pferdes ignoriert er – oder ist nicht in der Lage darauf, zu reagieren. Erst als der Fuchs ohne Führung etliche Schritte zurückweicht gelingt es ihm sich zu beherrschen, fast verzweifelt schüttelt er den Kopf, seine Kapuze rutscht ihm vom Kopf, wieder keine Reaktion, er scheint die Schneeflocken, die ihn nun durchnässen nicht zu bemerken,  versucht den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen: „Du hast  . . Ashas . .?“ Dann gibt er auf, es gelingt ihm noch hinzuzufügen: „Ich muss  . .. über deine Worte nachdenken . .“., anschließend nimmt er langsam die Zügel auf, wieder vergeht ein Moment, in dem der Paladin anscheinend nicht weiter weiß, erst dann setzen sich Pferd und Reiter langsam in Bewegung.

Die nächsten zwei Stunden vergehen schweigend bis die beiden vor sich die Silhouette einiger Häuser  sehen und kurz darauf sind sie auf einem kleinen Marktplatz, an dessen einem Ende tatsächlich die Inschrift „Zur Bärentatze“ einen Gasthof verrät. Chacota steigt von seinem Pferd und führt es die letzten Schritte bis zu dem Haus, schlingt die Zügel um den Haltepflock und wartet auf Melville. Vor der Tür zögert er, streicht sich mit einer Hand die Nässe aus dem Haar und richtet sich auf bevor er die Tür des Gasthofes öffnet.

Die beiden stehen in dem recht kleinen Schankraum, der Inhaber scheint tatsächlich eine Schwäche für Bären zu haben, etliche Bärenfallen zieren die Wände, Bärenfelle liegen auf den langen Sitzreihen entlang der Wände und über dem Kamin thront ein ausgestopfter Bärenkopf. Ein großer Karelahund blickt müde zu ihnen auf, verläßt den gemütlichen Platz vor dem Feuer jedoch nicht. Eine junge Frau kommt aus der Küche, überrascht begrüßt sie die neuen Gäste: „Zu dieser Jahreszeit haben wir selten Gäste, aber kommt doch herein, was darf ich Euch bringen?“ Neugierig blickt sie die beiden Männer an, auf eine Antwort wartend, doch wieder zögert Chacota.

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #9 am: 16. Mai 2008, 13:00:39 »
Melville übernimmt die Initiative. "Möge der Segen der Götter mit euch sein", begrüßt er die Wirtin. "Wir würden gern eine Weile hier rasten und uns aufwärmen." Er legt eine Münze auf den Tresen. "Zwei Becher heißen Wein, bitte. Und könntet Ihr Euch um unsere Pferde kümmern?"

Er wendet sich Chacota zu, der sich nicht vom Fleck gerührt hat. Er streckt die Hand aus, um ihn am Arm zu führen, hält sich aber im letzten Moment zurück und vermeidet die Berührung. Statt dessen wandelt er die Bewegung in eine einladende Geste um. "Lass uns dort hinten Platz nehmen, wo wir ungestört sind."

Melville breitet die nassen Mäntel über einer unbesetzten Bank zum Trocknen aus und nimmt einen Tisch in der hinteren Ecke des Raums in Beschlag. Er überlässt Chacota den Platz, von dem aus er den Raum und die Eingangstür überblicken kann und setzt sich ihm gegenüber.

Als die Bedienung die Getränke bringt, nippt er einmal an dem dampfenden Wein, lässt ihn dann unbeachtet stehen. Geistesabwesend streicht er mit dem Daumen über seine Handfläche und schaut wie hypnotisiert auf das Zeichen. Als ihm das schließlich bewusst wird, ballt er die Hand zur Faust und reißt sich von dem Anblick los.

Schließlich hält er es nicht länger aus und bricht das Schweigen. "Es war nicht meine Absicht, dir durch meine Worte so zuzusetzen. Ich hätte es besser wissen sollen. Ich dachte nur, ...ich dachte, vielleicht... ach verdammt, wen kümmert es, was ich dachte. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen. Es tut mir leid."
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #10 am: 17. Mai 2008, 13:56:44 »
Die Wirtin nickt, doch Melville kann sehen wie sie einen prüfenden Blick auf ihre neuen Gäste wirft ehe sie nach hinten ruft: „Frent, kannst du dich um die Pferde der beiden Herren kümmern?“ Kurz darauf erscheint ein vielleicht zehnjähriger Junge im Schankraum, der im Hinausgehen erwidert: „Ich bringe sie nach hinten.“ Auch er sieht kurz zu den beiden Neuankömmlingen und wirft dann einen fragenden Blick zu der Frau, die ihn jedoch mit einer beruhigenden Geste nach draußen schickt.
Chacota hat sich auf der Bank niedergelassen, erst als die Wirtin den Weinbecher vor ihm abstellt blickt er auf,  er greift jedoch nicht nach dem Becher. Er hört offensichtlich Mevilles Worte, dann endlich bricht er sein Schweigen: „Ich muss mich entschuldigen, war ich es doch, der dich zu diesem Gespräch einlud. Ich werde darauf achten mich nicht so zurückzuziehen wie es eben der Fall war.“ Dann steht er entschlossen auf und geht zur Theke, leise kann Melville hören wie er murmelt: „Es wird vorübergehen. Es muss.“
Sehr höflich, fast steif fragt er die junge Frau: „Könntet Ihr mir einen Becher heissen Clann* machen, mit einigen Beekstücken**, wenn Ihr habt?“  Etwas erstaunt antwortet sie: „Sicher, es wird nur einen Moment dauern, ich bringe es Euch.“ Als Chacota zu Melville zurückkehrt fällt ihm das starke Hinken wieder auf, dann setzt sich der Paladin und wirkt nun aufmerksamer, er streckt vorsichtig die Hand aus und bittet Melville: „Darf ich noch einmal einen darauf Blick werfen?“ Dabei rutscht sein Ärmel hoch und Mel kann das stark vernarbte Handgelenk sehen. „Was bringt dich zu der Vermutung, ich hätte dir dieses Zeichen gebracht? Ich kann mich an  . . . viele Träume erinnern, aber nicht daran, dir geholfen zu haben. Wenn dies das Symbol Ashas ist, so scheint sie dich mit ihrem Zeichen doch unter ihren besonderen Schutz gestellt zu haben.“ Er zögert kurz: „Du dienst Veshna mit deinem Schwert?“


*Clann ist ein Kraut, dessen Sud einen herben Geschmack hat, man kann es zum Einlegen von Fleisch benutzen, meist wird es jedoch getrocknet geraucht
** Der Beek ist ein Baum, dessen Rinde einen stark bitteren Geschmack hat, sie wird in kleinen Mengen als Gewürz verwendet
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #11 am: 17. Mai 2008, 18:38:10 »
Bereitwillig reicht Melville dem Paladin seine Hand, in der zwischen den Schwielen das Flammensymbol zwar schwach aber deutlich zu erkennen ist.

„Du hast recht, ich bin Diener Veshnas, und bisher hatte ich zu keinem der anderen Götter eine besondere Verbindung. Aber ich glaube, es war wirklich Asha selbst, die bei Uddranas Quelle zu mir gesprochen hat.“ Er deutet auf die Flamme. „Was das hier nun zu bedeuten hat, wüsste ich selbst gern“ Er zuckt die Schultern. „Was diese Träume angeht, kann ich dir nur berichten, wie ich es erlebt habe. Wenn du dich daran nicht erinnerst, dann war es vielleicht einfach nur das: ein Traum.“ Es ist ihm deutlich anzumerken, dass er davon selbst nicht überzeugt ist.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #12 am: 18. Mai 2008, 14:50:25 »
Vorsichtig streicht Chacota über die Flamme auf Melvilles Hand, er zeichnet die Umrisse nach, dann blickt er auf und sagt nachdenklich: „Ich bin kein weiser Mann, der den Willen der Götter erklären kann.“ Er stoppt, entschiedener dann: „Ich habe einst in meinen Dienst für Veshna versagt und er entschied sich für eine Strafe, die dem Vergehen angemessen war. Auf unserer Mission in Yakirl gab es plötzlich einen Ausweg für mich, denn ich war nahe daran aufzugeben. Damals dachte ich, es sei ein Geheimnis, welches ich nicht zu lösen vermag, doch inzwischen vermute ich, dass es Ashas Flamme war, die mir half. Sie entschied sich lediglich für ein Andenken, das mir hilft, der Verzweiflung nicht nachzugeben. Doch in Xpoch gab es keine Erlösung und ich kann dir nicht sagen, warum.“ Er verstummt, reibt sich unbewußt sein Bein und holt Luft: „Was ich versuche dir zu sagen ist nur, dass ich der falsche Ratgeber für dich bin, wenn es darum geht, die Belohnung zu verstehen, die die Götter ihren Kindern schenken, die den richtigen Pfad beschreiten.“
Er zieht seine Hand zurück, seine Stimme eindringlich: „Asha hat zu dir gesprochen! Und alles, was ich von dir weiss sagt mir, dass du den Pfad der Götter beschreitest, deine gefährlichen Missionen erfolgreich beendest -  warum also sollten die Götter mit dir nicht noch mehr vorhaben? Nein, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erscheint es mir wie ein Zufall, dass ich in deinem Traum vorkam . . .“. Nach einer Pause, ganz leise: „Es gibt einen Traum, an den ich mich erinnere, doch in diesem habe ich dich angeklagt, ich weiß nur nicht, warum.“ Heftiges Kopfschütteln. „Nein, nur ich bin dir zu Dank verpflichtet, du schuldest mir gewiß nichts.“
Er zuckt etwas hilflos mit den Schultern. „Trotzdem scheint es eine Verbindung zwischen uns zu geben – die Flamme der Asha.“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #13 am: 19. Mai 2008, 10:18:48 »
Überrascht zieht Melville die Augenbrauen hoch. „Du hast mich missverstanden. Ich erwarte von dir keine Ratschläge.

Zwar passieren in letzter Zeit Dinge in meinem Leben, die ich nicht verstehe, und ich wäre froh über ein paar Erklärungen. Deshalb hatte ich dich gestern nach der Flamme gefragt. Es stört aber nicht an meinem Seelenfrieden, wenn ich nichts darüber erfahre, denn ich bin nicht mehr auf der Suche nach meiner Bestimmung.“ Er tastet er nach dem Ordensamulett, dass unter seiner Kleidung verborgen ist. Seine Stimme ist leise, fast sanft, aber von unerschütterlicher Gewissheit.

„Was immer die Götter für mich vorgesehen haben, ich bin zufrieden damit, mich jeder ihrer Aufgaben zu stellen, so gut ich es vermag. Nenn mich einfältig, aber ich vertraue auf die Weisheit der Götter und hadere nicht mit ihren Entscheidungen, so unverständlich sie auch für mich sein mögen.“

Nun zögert er ein wenig und nimmt einen großen Schluck Wein, bevor er erklärt. „Dass ich dir vorhin von Ashas Symbol und von den Träumen erzählt habe, geschah weniger aufgrund meiner eigenen Neugier. Vielmehr hatte ich gehofft, es würde dir helfen, auf deiner...Suche.“

Mit einer Geste scheint er seine Aussagen zur Seite zu schieben. „Aber genug davon. Es war dein Vorschlag, dass wir uns heute treffen. Willst du mir nicht erzählen, warum du mich eingeladen hast?“ Offen und erwartungsvoll blickt er Chacota an.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #14 am: 20. Mai 2008, 12:36:25 »
Chacota neigt leicht den Kopf, er lächelt etwas: „Wie gesagt, nicht sehr weise, doch werde ich deine Geschichte im Herzen behalten.“ Dann ernst, doch mit einem Hauch von Resignation: „Du hast deinen Weg gefunden, so scheint es. Möge dir nichts widerfahren, das dich von diesem Weg abbringt.“
Er zögert, doch was immer er noch anfügen wollte bleibt ungesagt, denn in diesem Moment kommt die junge Wirtin mit einem Becher aus der Küche und stellt ihn vor Chacota auf den Tisch. „Ich habe einen kleinen Kessel Clann aufgesetzt, wenn Ihr also nach einem Becher noch nicht genug habt . .?“, sie sieht den Paladin ungläubig an, der bittere Geruch entgeht auch Melville nicht. „Ich danke Euch.“ Er nimmt den Becher und dreht ihn nachdenklich in der Hand, dann sieht er Melville an, sieht sein junges, fragendes Gesicht und seine Miene wird für einen Moment weich. „Zwei Dinge sind es, um die ich dich bitten will.“ Er hält den Becher nun mit beiden Händen fest, fester als nötig.
„Ich habe von Yolande erfahren, dass du ihr und Finan in Euth begegnest bist und dass es eine sehr unerfreuliche Begegnung war – für beide Seiten. Bitte, versuche nicht noch einmal ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist schwer genug für Yolande – und auch Fachtna. Sie erwarten von mir Stärke und ich bitte dich, lediglich zu schweigen.“ Bei den letzten Worten sieht er Melville direkt an, seine graue Augen dunkel, die Pupille kaum zu erkennen und bis auf seine Hände, die leicht zittern, sitzt der Paladin völlig regungslos.
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