Skeyfare

25. Juni 2023, 14:27:32
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Ein zweites Treffen

Autor Thema: Ein zweites Treffen  (Gelesen 42097 mal)

Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #15 am: 20. Mai 2008, 18:36:20 »
Die Miene des jungen Ritters wird hart. Man kann sehen, wie er die Kiefer aufeinanderpresst, und seine Händen umklammern so stark den Becher, dass die Knöchel weiß hervortreten. Eine ganze Weile herrscht Stille. Endlich lässt er mit einem langen Atemzug die Luft aus seinen Lungen entweichen und antwortet tonlos. „Wenn es dein Wunsch ist, werde ich nichts gegen ihn unternehmen.“

Er setzt sich kerzengerade auf und funkelt Chacota fast angriffslustig an. „Sollte ich allerdings erfahren, dass er sich nicht vom Handorden abgewandt hat, oder sollte mir auch nur zu Ohren kommen, dass er irgendjemandem Schaden zufügt, sehe ich mich nicht länger an dieses Versprechen gebunden.“
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #16 am: 21. Mai 2008, 12:38:08 »
Ganz ruhig jetzt seine Stimme: „Deshalb bat ich dich um ein Treffen, denn ich möchte, dass du diese Entscheidung verstehst, nicht nur mir einen Gefallen tust.“ Er läßt ganz langsam den Becher los, streicht sich über den Bart, erst dann spricht er weiter: „Meine Freunde wissen, dass ich mit 18 Jahren einen Mord beging, trotzdem schenkten sie mir ihr Vertrauen auf unseren Reisen. Ich will sie um nichts in der Welt enttäuschen, denn ihr Vertrauen hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Und so fordern sie, ich müsse auch Finan Zeit geben sich zu ändern. Finan ist 17, ihr habt dasselbe Alter, nicht wahr? Und auch du hast mir dein Vertrauen geschenkt, auf unserer ersten Reise, hast dein Wissen um meine Vergangenheit nicht an deine Freunde weitergetragen.“
Er will Luft holen, nach dem Becher greifen, stoppt jedoch und spricht weiter. „Was auch immer meine Empfindungen sind, sie fordern es mit Recht; will ich mich Paladin nennen, so muss ich Finan dieses Recht einräumen. Findest du nicht? Darf nicht Finan dieselbe Chance bekommen?“
Immer langsamer kommen seine Worte und es liegt eine Spannung in der Luft, die durch die ruhige Fassade des Paladins nur noch unheimlicher wirkt. Es ist nur allzu leicht zu erahnen, wieviel Mühe es ihn kostet, diesen Schein aufrecht zu erhalten.
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Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #17 am: 21. Mai 2008, 19:52:39 »
„Die Wahrheit ist, dass ich damals nicht dir vertraut habe, sondern meinem Campeon. Der Baumeister hat dich als Begleiter für mich und meine Freunde ausgesucht, also habe ich seinem Urteil vertraut.“ Diese Offenbarung ist ihm sichtlich unangenehm, und schnell setzt er hinzu „Später hast du zur Genüge bewiesen, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt war, aber anfangs habe ich dir nur deshalb eine Chance gegeben, weil sich jemand für dich verbürgt hat. Genauso wäre ich nun bereit, deinem Standpunkt in Bezug auf Finan vertrauen, aber du sagst, das reicht dir nicht...“

Er richtet den Blick auf die Tischplatte, fährt mit dem Finger die Maserung des Holzes nach. Ohne aufzublicken, sagt er „Es fällt mir schwer, meine Meinung zu ändern, denn das Wenige, das ich über ihn weiß, ist wenig vorteilhaft. Er hat dem Handorden gedient, hat in seinem Namen Menschen gequält. Er hat mit Luas versucht, mich zu manipulieren, indem er für mich den Fremdenführer gespielt und mir die Vorzüge des Handordens schmackhaft gemacht hat. Das einzige, was ich ihm nicht vorwerfen kann, ist seine Abneigung mir gegenüber. Ich habe ihn vom ersten Moment an als Feind angesehen und habe ihm geschadet, wo ich nur konnte.

Ich weiß auch, dass er geholfen hat dich zu retten. Aber welche Motive dahinter stecken, kann ich nicht sagen. Will er tatsächlich sein Leben ändern? Ist es ausgeschlossen, dass er dich auf Befehl des Ordens befreit hat, um dein Vertrauen zu erschleichen? Ich weiß es nicht.“ Ratlos schüttelt er den Kopf.

Dann beugt er sich vor und stützt die Unterarme auf den Tisch. „Aber gut. Wenn es dir so wichtig ist, dass ich meine Auffassung ändere, dann überzeuge mich. Erzähl mir, was du von Finan weißt, vielleicht ergibt sich dann für mich ein anderes Bild. Wieso glaubst du, dass Gutes in ihm steckt? Oder zumindest, wieso glauben deine Freund daran?"
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #18 am: 22. Mai 2008, 00:35:25 »
Chacota hört Melville aufmerksam zu, zum ersten Mal greift er nach dem Becher Clann und trinkt auch einen Schluck; er scheint den bitteren Geschmack zu genießen, denn ein Teil seiner Spannung baut sich ab.
Er schüttelt den Kopf, als er antwortet ist seine Stimme traurig: „Ich kann dir nicht sagen, ob er sich ändern kann und ich bin wahrlich der Falsche, wenn du von mir verlangst das Gute in ihm zu suchen.“ Er sucht nun Melvilles Augen: „Aber darum geht es nicht, die Gerechtigkeit verlangt, dass Finan eine Chance bekommt . . .“ er verstummt, nimmt einen weiteren Schluck. Leise: „Im Angesicht der Götter habe ich geschworen, die Regeln zu wahren, so wie jeder von uns, Anirud. Gerechtigkeit ist es, die er von uns erwarten darf, die wir von uns erwarten müssen.“
Als er weiterspricht kehrt ein Teil der Spannung zurück, seine Stimme wird heiser: „Ohne Yolande und Fachtna hätte ich meinen Schwur, kein Duell mehr zu führen, vielleicht gebrochen und hätte Finan gefordert, ein weiteres Mal haben sie mich gerettet. Siehst du, in welcher Schuld ich stehe? Ohne Yolande hätte ich Shutha nicht retten können, wegen mir kann sie ihre Heimatstadt nicht mehr ohne Gefahr betreten . . . Yolande, die in Finan nun viel mehr sieht als nur einen Freund. Finan, er ist Fachtnas Bruder, Fachtna, der seine Familie verlor und nun so glücklich ist, dass er die Gefahr nicht sehen will . . .“, immer schneller sprudeln die Worte aus ihm heraus, „ich darf sie nicht enttäuschen!“ Die letzten Worte laut, voller Verzweiflung, so dass die Wirtin erschrocken um die Ecke blickt. Chacota reagiert nicht, seine Augen dunkel, die Hand zur Faust geballt.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #19 am: 22. Mai 2008, 08:04:31 »
„Schon gut“, sagt er beschwichtigend, sichtlich erschrocken über den plötzlichen Ausbruch seines Gegenübers. „Schon gut, ich verstehe.“ Er kaut nachdenklich auf seiner Unterlippe. „Du kannst dich glücklich schätzen, solche Freunde zu haben“, meint er schließlich, und einen Moement ist sein Blick unscharf, seine Gedanken anderswo.

Dann konzentriert er sich wieder auf Chacota. „Dann soll es so sein“, sagt er mit fester Stimme. „Finan bekommt seine Chance.“ Und so leise, dass es kaum zu hören ist „Genau wie du.“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #20 am: 22. Mai 2008, 10:22:47 »
Einen Augenblick lang ist nicht klar, ob er die Antwort des jungen Ritters vernommen hat, dann sagt er, leise wieder, den Kopf gesenkt: „Du hast verstanden, was mich bewegt. Ich danke dir.“
Für eine Weile scheint er in Gedanken versunken, dann gelingt es ihm, sich von ihnen loszureissen. Die Anspannung fällt langsam von ihm ab, er reibt sich unbewußt das Handgelenk, dann hebt er den Kopf und mustert Melville, diesmal wieder Ruhe in seinem Blick. „Deinen Freunden, wie geht es ihnen? Wie kommen sie mit den Herausforderungen zurecht, die in den Aufgaben des Ordens liegen? Ausserdem war ein junger Magus bei euch, den ich nicht kannte, zählt er zu deinen Freunden?“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #21 am: 22. Mai 2008, 17:21:15 »
„Ach, es ist so viel passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wenn ich erst einmal anfange zu erzählen, sitzen wir morgen noch hier.“ Er sagt es mit einem Lächeln, das aber nicht ganz so unbeschwert aussieht wie seine Worte vermuten lassen. Unruhig schweift sein Blick hierhin und dorthin, bleibt schließlich wieder bei Chacota hängen. Erst als er meint, dass der Paladin ihn auffordernd anschaut, räumt er ein „Naja, wir haben vielleicht ein wenig Zeit.“

Er leert seinen Wein, schiebt den Becher zur Seite, und sobald er anfängt zu reden, merkt er, dass er immer weiter ausholen muss, um alles zu erklären. Er berichtet von Teviks neuer Berufung als Eshana-Priester und von seinen unerklärlichen Fähigkeiten, von Leilas Verwandtschaftsverhältnissen und der Faszination, die das unglücklicherweise auf sie ausübt. Außerdem erzählt er wie Peregil in den Freundeskreis gelangt ist, und auch von dessen Schwierigkeiten mit Erro.

Nachdem er all das geschildert hat, scheint er plötzlich selbst ganz erstaunt, wie abenteuerlich seine Erzählungen klingen. Er schließt mit den Worten. „Du siehst, jeder von ihnen hat mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen, und jeder geht auch auf sehr  unterschiedliche Weise damit um. Es gelingt uns nicht immer, die Sichtweise der anderen zu akzeptieren.“ Er überlegt kurz und gibt kleinlaut zu. „Oder jedenfalls mir nicht. Das zu lernen ist dann wohl meine große Herausforderung.“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #22 am: 24. Mai 2008, 14:35:53 »
Chacota hört aufmerksam zu, hin und wieder stellt er eine Zwischenfrage, leert seinen Becher Clann und als Melville schließlich mt seinem Bericht fertig ist schweigt er eine Zeit lang.
Fast vorsichtig beginnt er: „Es ist nicht leicht, dem Baumeisterzweig zu dienen, er verlangt nur allzu oft eine Sicht der Welt, die unserem Empfinden widerspricht.“ Er wartet einen Moment, dann spricht er weiter: „Lutamestre Cursillo* wiederholte es wieder und wieder: wir dürfen nicht davon ausgehen, dass alle Menschen unsere Sicht der Welt teilen, für uns gibt es einen Verhaltenskodex, der unsere Handlungen diktiert, ihm zu folgen ist uns selbstverständlich. Er gibt uns jedoch nicht das Recht, diesen Anspruch an die ganze Welt zu stellen. Was für uns lebensnotwendig erscheint ist für andere nur eine Last. Asim sua ele**. Und ich glaube, du hast inzwischen erfahren müssen, dass es manche Probleme gibt, die nur zu lösen sind, indem wir gegen unser Gewissen handeln.“
Er blickt Melville an. „Aber das ist es nicht so sehr, was dich so grübeln läßt, oder? Es sind deine Freunde, die solch andere Wege gehen. Aber du wirst sie nicht verlieren, nur weil du deinem Codex folgst! Freundschaft baut auf einer anderen Basis als nur gemeinsamen Werten, ihr habt schon jetzt so oft füreinander eingestanden, nichts kann dir dieses Vertrauen, dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit mehr nehmen. Wir übernehmen letztendlich nicht nur Verantwortung für unsere Taten, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, für unsere Freunde. Für wen sonst wollen wir denn diese Welt zu einem besseren Ort machen?“ Die letzten Worte eine Frage, die er mehr an beide stellt als nur an Melville.

*Lutamestre -Kampfmeister- Cursillo (de Peligro) war ein fast legendärer Lehrmeister an der Paladinschule, er starb vor einigen Jahren
** diese Worte hört Melville sehr oft von Eliezere; sie bedeuten so viel wie: so ist es nun einmal
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #23 am: 24. Mai 2008, 19:37:08 »
Zweifel liegen in Melvilles Gesichtsausdruck. "Meine Freunde wissen, dass ich ihnen beistehe, wenn sie in Gefahr sind. Sie vertrauen meinem Waffenarm, aber darüber hinaus…?“ Er schüttelt den Kopf. „Tevik hält viele seiner Erkenntnisse zurück, und wenn er sich mitteilt, dann bin ich mir unsicher, ob er auch tatsächlich die ganze Wahrheit sagt. Ich glaube, er traut mir nicht zu, die richtigen Schlüsse zu ziehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was Peregil angeht, kann ich es schwer beurteilen. Ich denke, er weiß, dass seine Magie außerhalb meines Verständnisses liegt, und dass ich ihm dabei keine große Hilfe sein kann. Und Leila....“

Er pustet sich eine Haarsträhne aus der Stirn und setzt erneut an. „Leila hat sich mir anvertraut, mich um Unterstützung gebeten. Ich habe statt dessen versucht, ihr meine Ansichten aufzuzwingen. Auch wenn ich mir immer wieder vornehme, Verständnis zu zeigen, kann ich einfach nicht über meinen Schatten springen. Inzwischen glaubt sie nicht mehr, dass ich hinter ihr stehe und verheimlicht mir ihre Pläne.“

Niedergeschlagen sagt er. „Es stimmt, wir haben viel zusammen durchgemacht, und es ist ein Segen, solche Freunde an meiner Seite zu wissen. Trotzdem glaube ich, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis ich mir echtes Vertrauen von ihnen verdient habe.“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #24 am: 25. Mai 2008, 16:32:27 »
„Unsere Taten sind es, an denen wir gemessen werden, nicht unsere Worte – das Schicksal der Kämpfer.“ Er lächelt tatsächlich und es ist überraschend, welche Veränderung mit seinem sonst so harten, starren Gesicht vor sich geht, ein Leuchten überstrahlt die Narben, die grauen Strähnen im Schwarz der Haare und plötzlich ist es einfach zu glauben, dass er Menschen in seinen Bann zu ziehen vermag. „Es ist interessant zu beobachten, warum wir einander vertrauen. Warum vertraust du mir? Was hat dich überzeugt, dass ich es verdiene?“
Er hält inne, dann spricht er weiter, weich und voller Gefühl. „Du erinnerst mich an Ascabar, damals in der Paladinschule, er war – und ist – so überzeugt von seiner Mission, dass niemand an ihm und seiner Aufrichtigkeit zweifelt, doch ist er damit auch durchschaubar.“ Er lächelt wieder. „Stets hat er versucht mich auf dem rechten Weg zu halten, mein Gewissen gespielt, doch hat es nichts genutzt. Man kann seine Freunde nicht zwingen, die Welt so zu sehen wir es uns wünschen.“ Mit seinen letzten Worten wirft er Melville einen auffordernden Blick zu und in seinen Augen wohnt noch das Lächeln.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #25 am: 25. Mai 2008, 20:34:14 »
Als die Frage nach dem Vertrauen an ihn gerichtet wird, ist Melville sichtlich überrumpelt. Bevor er sich zu einer Antwort durchringen kann, hat Chacota bereits wieder das Wort ergriffen.

„Vielleicht hast du recht“, kommentiert er schließlich die letzten Worte, „aber je mehr man die anderen ihren Weg gehen lässt, desto mehr Sorgen macht man sich um sie. Sicherlich geht es Ascabar nicht anders, wenn er zuhause in Euth bleibt, während du in der Weltgeschichte herumläufst und dich ein ums andere Mal in Schwierigkeiten bringst.“ Diesen Satz sagt er leichtfertig dahin, und er wird ihm erst richtig bewusst, nachdem er ihm selbst in den Ohren klingt. Er beißt sich auf die Lippe und kommt schnell auf das nächste Thema zu sprechen.

„Aber du wolltest wissen, warum ich dir vertraue. Ich könnte sagen, der Grund ist, dass dir das Wohl anderer Menschen wichtiger ist als dein eigenes. Oder dass du uns gegen die Chuor beigestanden hast. Oder auch nur, dass du mir nie etwas Böses getan hast. Alles  gute Gründe, aber das ist es nicht.“

Er schaut den Paladin ganz offen an. „Als wir uns kennengelernt haben, habe ich versucht, mir eine Meinung über dich zu bilden. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mir etwas vormachte, denn was mein Verstand noch zu entscheiden  versuchte, war längst entschieden. Ich kann dir nicht erklären worauf sich mein Vertrauen gründet. Es ist einfach da.“

Ein wenig verunsichert sucht in den Augen seines Gegenübers nach einer Reaktion. „Ergibt das einen Sinn für dich?“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #26 am: 26. Mai 2008, 23:38:24 »
Er schüttelt den Kopf, das Lächeln ist verschwunden. „Nein, ich kann dir keine Antwort geben. Ich vertraue dir, diese Entscheidung ist einfach: deine Sincerid verrät dich, deine Aufrichtigkeit, dein Glaube und dein Mut. Ich vertraue dir mein Leben an.“ Es scheint als wolle er den letzten Satz erklären, doch dann schweigt er hierzu.
„Aber ich verstehe nicht, warum Vertrauen, einmal geschenkt, so schwer zu enttäuschen ist; je mehr du über mich in Erfahrung bringst, desto kritischer müßte dein Urteil ausfallen  – doch trotzdem sitzt du hier. Mit dem Schwert vermag ich umzugehen, und auch wenn es ist keine Kunst ist, die ich beherrsche, so vermag ich doch noch immer ohne Rücksicht kämpfen.“ Ganz ruhig liegt seine Hand auf der Tischplatte. „Doch in allem anderen müsstest du mir momentan misstrauen.“ Und dann, mehr zu sich selbst: „Es geht mir nicht aus dem Kopf . . .“ er reisst sich zusammen, „ich bin deines Vertrauens in diesen Tagen wohl nicht wert.“
Er holt Luft, mit einer langsamen Geste schiebt er das Gesprächsthema beiseite. „Ascabar, er verbietet sich die Sorge, denn er hat mit der ganzen Stadt bereits mehr davon als ein Mensch tragen kann. Einst hatte ich mir nichts mehr gewünscht, als meiner Stadt so dienen zu dürfen, für sie die eine, letzte Schlacht schlagen zu dürfen. Vielleicht wirst du es eines Tages an seiner Seite tun.“ Er verstummt, greift nach dem Becher, trinkt jedoch nicht daraus.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #27 am: 27. Mai 2008, 17:55:13 »
Zitat
Er schüttelt den Kopf, das Lächeln ist verschwunden. „Nein, ich kann dir keine Antwort geben. Ich vertraue dir, diese Entscheidung ist einfach: deine Sincerid verrät dich, deine Aufrichtigkeit, dein Glaube und dein Mut. Ich vertraue dir mein Leben an.“ Es scheint als wolle er den letzten Satz erklären, doch dann schweigt er hierzu.

Das unerwartete Lob bringt Melvilles Augen zum Leuchten, macht ihn aber auch ein wenig verlegen. Er knetet seine Finger und ist für eine Sekunde so damit beschäftigt, die Worte zu verdauen, dass Chacota nicht sicher ist, ob sein letzter Satz überhaupt wahrgenommen wurde.

Zitat
„Aber ich verstehe nicht, warum Vertrauen, einmal geschenkt, so schwer zu enttäuschen ist; je mehr du über mich in Erfahrung bringst, desto kritischer müßte dein Urteil ausfallen  – doch trotzdem sitzt du hier. Mit dem Schwert vermag ich umzugehen, und auch wenn es ist keine Kunst ist, die ich beherrsche, so vermag ich doch noch immer ohne Rücksicht kämpfen.“ Ganz ruhig liegt seine Hand auf der Tischplatte. „Doch in allem anderen müsstest du mir momentan misstrauen.“ Und dann, mehr zu sich selbst: „Es geht mir nicht aus dem Kopf . . .“ er reisst sich zusammen, „ich bin deines Vertrauens in diesen Tagen wohl nicht wert.“

Hier schüttelt der junge Mann abwehrend den Kopf. Er will schon einhaken, lässt aber davon ab, als Chacota weiterspricht.

Zitat
Er holt Luft, mit einer langsamen Geste schiebt er das Gesprächsthema beiseite. „Ascabar, er verbietet sich die Sorge, denn er hat mit der ganzen Stadt bereits mehr davon als ein Mensch tragen kann. Einst hatte ich mir nichts mehr gewünscht, als meiner Stadt so dienen zu dürfen, für sie die eine, letzte Schlacht schlagen zu dürfen. Vielleicht wirst du es eines Tages an seiner Seite tun.“ Er verstummt, greift nach dem Becher, trinkt jedoch nicht daraus.

„Ich weiß nicht genau, was du damit meinst, wenn du sagst, dass du mein Vertrauen nicht verdienst“, beginnt er, nach Worten suchend, „scheinbar siehst du aber Gründe, die ich nicht kenne, und es schmerzt mich zu sehen, wie sehr sie dich quälen.“

Langsam und eindringlich spricht er weiter. „Was immer es ist, es wird mich nicht dazu bringen, meinen Glauben an das Gute in dir zu verlieren. Und noch etwas…“ Er bricht ab, ist hin- und hergerissen, ob er seinen Satz wirklich beenden soll, ringt sich schließlich aber dazu durch. „Wenn du meinem Urteil nicht vertraust: Ich bin mir sicher, dass auch die Götter deine Bestrebungen anerkennen werden.“ In seiner Stimme liegt eine derartige Entschlossenheit, dass keinen Zweifel daran besteht, wie felsenfest er selbst von dieser Aussage überzeugt ist.

Dann schaut er Chacota aufmerksam an und fragt vorsichtig  „Möchtest du mir vielleicht verraten, was dich glauben lässt, meines Vertrauens nicht wert zu sein?“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #28 am: 28. Mai 2008, 10:31:51 »
Chacota hebt den Kopf, lange und intensiv mustert er Melville, dann scheint er eine Entscheidung getroffen zu haben, er läßt den Becher los, schiebt ihn ganz langsam von sich, kontrolliert dabei jede seiner Bewegungen. „Würde auch nur der kleinste Teil von mir an dir zweifeln bliebe deine Frage ohne Antwort. Aber die Götter gaben dir den Mut zu fragen – und das Recht dazu.“
Er zögert. „Vertrauen basiert doch darauf, dass man sich auf den anderen verlassen kann, weiß, was er denkt und wie er handelt. Du kannst dir bei mir nicht sicher sein; nicht das Böse prüft mich, die Wehrlosigkeit war es, die mich besiegte.“ Er spricht jetzt schneller. „Vor kurzem sind wir von den Osispun in Gewahrsam genommen worden, nur eine kleine Weile, bis sie unsere Geschichte überprüfen konnten. Wir alle wußten, es war kaum Gefangennahme zu nennen und danach würden die viel wichtigeren Gespräche beginnen um sie als Kampfgenossen zu gewinnen.“ Leise. „Und ich habe versagt, sobald ich den kleinen Raum sah war ich nicht mehr Herr meiner Gefühle . . .“ Stille. „Dieses Grauen vor engen Räumen, vor . . . es läßt mich keinen klaren Gedanken fassen. Ich kann mir selber nicht trauen.“
Wieder sucht er Melvilles Blick, dunkel seine Augen, unnachgiebig seine Stimme. „Aber ich werde es überwinden, einfach weil ich es muss. Andernfalls könnte ich alles verlieren, was ich in den letzten beiden Jahren erreichte.“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #29 am: 28. Mai 2008, 14:02:12 »
„Ich habe dir ja von unseren Erlebnissen im Turm erzählt, und auch von der Raumangst, die mich zeitweise befallen hatte. Ob diese Empfindung tatsächlich von dir auf mich übertragen wurde, oder ob sie andere Ursachen hatte – wer weiß das schon. Aber ich habe am eigenen Leib erfahren, wie sehr die Angst meinen Willen lähmen konnte, wie ich vor Panik zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war.“ Sein Blick ist in die Ferne gerichtet, und er schaudert bei der Erinnerung an seine Erlebnisse.

Melville konzentriert sich wieder auf den Paladin. Er spricht ruhig, seine Stimme versöhnlich. „Es mag sein, dass es eine Schwäche ist, sich der Angst zu überlassen. Eine Schwäche, die bezwungen werden muss. Aber ich kann mir gut vorstellen, welchen Mut es erfordert, sich ein um das andere Mal dieser Angst zu stellen, und solange du den Kampf nicht aufgibt, kann ich darin keinen Charakterfehler erkennen. Menschen haben Schwächen, und sie alle machen Fehler. Für mich ist ein Mensch dann wertvoll, wenn er bestrebt ist, an seinen Schwächen zu arbeiten.“

Das erste Mal an diesem Tag umspielt ein Lächeln seine Lippen, als er noch hinzusetzt. „Sollte ich einen Menschen treffen, der scheinbar keine Schwächen hat – dem würde ich misstrauen.“
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