Skeyfare

02. Juni 2023, 20:48:16
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Gewissensfragen

Autor Thema: Gewissensfragen  (Gelesen 30567 mal)

Offline Makkharezz

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Gewissensfragen
« am: 14. Oktober 2008, 11:22:22 »
Gerade sind die vier noch mitten in der Beratung, auf welche Weise man am besten in die Burg eindringen und Justarius stellen kann, als Melville verstummt. Zunächst bemerken die anderen es gar nicht und diskutieren weiter, aber dann lässt Melville sich kraftlos auf eins der Betten sinken, als hätten seine Beine ihm den Dienst versagt. „Ich kann das nicht mehr“, sagt er leise, seine Stimme brüchig und tonlos. Verdutzt schauen Tevik, Peregil und Leila zu ihm herüber, wo er auf der Bettkante sitzt und wie unter Zwang mit seinem Daumen immer wieder über die linke Handfläche reibt.

„So geht es nicht weiter“, meint er, und pure Verzweiflung klingt aus seiner Stimme. „Wir müssen eine Entscheidung treffen.“ Dann schüttelt er den Kopf. „Nein, ihr müsst für mich eine Entscheidung treffen.“

Unter seinem Hemd holt er das Amulett des Stabordens hervor, betrachtet es einen Moment und streift es dann ab. Er steht auf und schaut in die Runde. „Das hier steht für den Codex und das Ethos, für all meine Werte, für alles, was meine Eltern mir als gut und richtig beigebracht haben. Ich habe immer mein Bestes gegeben, mich danach zu richten, aber es hat einfach keinen Sinn.“ Er schüttelt den Kopf. „Ich lasse Gesetzesbrecher davonkommen und sehe einfach zu, wie wehrlose Menschen umgebracht werden...“ Er will noch mehr sagen, aber scheinbar verlässt ihn die Kraft. Er senkt den Blick auf das Amulett in seiner Hand.

„Vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht sind meine Ansichten, die ich so vehement verteidige, der falsche Weg. Ihr habt nie geglaubt, dass ich recht habe, und ihr konntet mir nie richtig vertrauen. Inzwischen traue ich mir nicht einmal selbst zu, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

Melville sieht auf, und er schaut seine Freunde mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Hoffnung an. „Ich bin ein schlechter Menschenkenner, aber ich habe immer daran geglaubt, dass unsere Freundschaft Bestand hat. Und ich sehe nur einen Weg, euch weiterhin ein Freund zu sein.“ Zitternd zieht er den Atem ein und geht zu einem Schemel, auf dem seine Axt liegt. Er legt das  Amulett darauf und zieht hastig den Arm zurück, als hätte er sich an dem Metall verbrannt.

„Ihr müsst mir hier und jetzt sagen, ob euch etwas an dieser Freundschaft liegt. Dann werde ich mich vom Orden lossagen, alle seine Regeln hinter mir lassen und wir können gemeinsam dem Weg folgen, den ihr für richtig haltet.“
« Letzte Änderung: 14. Oktober 2008, 21:52:42 von Makkharezz »
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Offline Lou

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #1 am: 15. Oktober 2008, 00:27:24 »
Leila setzt sich erleichtert neben Mel auf das Bett: "Ich bin ja so froh, dass Du wieder mit mir redest."

Jetzt verfinstert sich ihr Blick ein wenig: "Leider kann ich Dich überhaupt nicht verstehen. DU hast doch den Assasin nicht getötet.  Und ich finde, es war mein gutes Recht, diesen Mistkerl zu erledigen. Schließlich hat er die Nacht vorher MIR ein Messer an die Kehle gehalten und wollte MICH im Schlaf töten. Das war doch alleine meine Sache, warum fühlst Du Dich denn schlecht dabei?

Die andere Sache, dass ich den zweiten Mistkerl habe laufen lassen, das warst doch auch nicht Du. DU hast geschlafen während ICH ihn losgebunden habe. Wobei trifft Dich denn da eine Schuld?"

Die Antwort nicht wirklich abwartend, redet Leila weiter: "Was bedeutet überhaupt "Freundschaft" für Dich? Können Ritter nur mit Rittern befreundet sein? Und "Vertrauen"? Ich vertraue Tevik nicht - so ganz im Allgemeinen. Und Peregil vertraue ich nicht immer: z.B. im Bezug auf Drogen. Ihr alle vertraut mir nicht- und trotz dem wir uns alle bei der einen oder anderen Sache nicht ganz vertrauen, könnt Ihr alle Euch sicher sein, dass ich für jeden einzelnen von Euch mein Leben lassen würde. Dass ich Euch niemals verraten würde, dass ich Euch immer helfen würde, wenn ihr Hilfe bräuchtet, dass ich Euch niemals absichtlich schaden würde.  Und ich glaube fest daran, dass wir uns in diesen Punkten alle aufeinander verlassen können."

Leila schaut in die Runde und hofft, in den Augen ihrer Kameraden Zustimmung zu finden (wehe wenn nicht!). Dann wendet sie sich wieder Mel zu.

"Warum kann unsere Freundschaft nur Bestand haben, wenn Du kein Ritter mehr bist? Weil wir so wenig ritterlich sind? Das waren doch aber noch nie. Ich bin auch nicht immer mit allem einverstanden, was Du machst, aber ich nehme Dich eben so, wie Du bist. Warum kannst Du uns nicht so nehmen, wie wir sind?"


   
« Letzte Änderung: 15. Oktober 2008, 00:29:43 von Lou »

Offline Makkharezz

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #2 am: 15. Oktober 2008, 07:30:55 »
Mit trauriger Miene nimmt Melville Leilas Hand. „Nachdem wir aus Xpoch zurückgekommen waren, hast du noch darum gekämpft, dich von den Methoden deines Vaters abzuwenden. Damals hat es dir wenigstens noch leid getan, dass du den Elfen aus einer Laune heraus umgebracht hattest. Jetzt scheint dich der Mord an einem wehrlosen Gegner nicht einmal mehr zu berühren. Ich habe wirklich Angst um dich.“ Er drückt noch einmal ihre Hand bevor er sie loslässt.

„Du hast nicht die geringste Ahnung, was es bedeutet, nach dem Ethos zu leben. Und wie heilig mir diese Werte sind. Sonst würdest du mir keine Vorwürfe machen. Nicht nachdem ich meinen Glauben, meine Wurzeln, mein ganzes Leben aufgeben will, nur damit ich euch so nehmen kann, wie ihr seid.“

Für Melville ist damit offensichtlich alles gesagt. Doch als er das Unverständnis in Leilas Augen sieht, gibt er sich Mühe, seine Gefühle im Zaum zu halten und weitere Erklärungen abzugeben. „Als Ritter geht es eben gerade darum, dass man sich nicht nur um sich selbst kümmert, und dass man nicht nur für sich selbst verantwortlich ist. Man steht im Dienst der Gemeinschaft, und man muss sie beschützen. Ich trage nicht nur die Verantwortung für meine Taten, sondern für alle, die ich gesehen, aber nicht verhindert habe. Wenn ich einfach wegsehe, während jemand ein Verbrechen verübt, bin ich genauso schuldig, als wenn ich es mit meinen eigenen Händen getan hätte.“
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Peregil

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #3 am: 16. Oktober 2008, 14:41:55 »
Peregil räuspert sich umständlich und lehnt sich auf seinem Bett etwas vor, um die Aufmerksam der anderen zu erlangen. Mit etwas belegter Stimme und auch recht verhalten, spricht er:

"Also, meine Freunde, lasst uns dies Problem doch mal logisch betrachten. Ähm, ja. So, wie ich das sehe, hat Leila hier - und ich meine jetzt mal nicht ihre Ausflüchte und Lügereien - hm, wenn man es mal objektiv sieht, einen wehrlosen Menschen umbebracht ... wasallgemeinalsmordbezeichnetwird. Das wäre dann also in den Augen des Gesetzes, in den meisten Ländern, ein schweres Verbrechen, und wird dementsprechend geahndet. [fang an zu schwitzen, kopf werd rot, hektische flecken] Jedoch, und das muss man auch mal dabei sehen, herrscht nicht gerade ein rechtlich geordneter Raum dort, wo wir uns befanden. Wir waren weit ab von jeglicher uns bekannter Rechtsprechung .... die Burg, das war auch da schon fast vorhersehbar, ist nicht der Ort für ein ordentliches Gericht. Und so, meine ich, kann - und muss man vielleicht sogar - in einer solchen Lage in der wir waren, äh, das Gesetz auch mal in die eigene Hand nehmen."

Völlig erschöpft, mit leicht ängstlichem Blick Richtung Mel, und einem ganz kurzen Seitenblick zu Leila, lehnt er sich in sein Kissen zurück. Die Hände stecken fast automatisch irgendein Stück Backwerk in seinen Mund. Er kaut und seuft leise dabei.

Offline Makkharezz

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #4 am: 16. Oktober 2008, 16:54:05 »
„Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du der Meinung, man sollte seine Entscheidungen nicht danach treffen, was richtig ist, sondern was gerade am bequemsten ist“, entgegnet Melville sarkastisch. Dann senkt er den Blick und reibt sich die Stirn. „Wahrscheinlich bist du damit aber nicht ganz so weit von der Wahrheit entfernt. Sicherlich unterscheiden sich die „inoffiziellen“ Ordensmitglieder dadurch von den anderen Rittern, dass sie oftmals die Regeln aus pragmatischen Gründen ein wenig freier auslegen müssen. Und trotzdem haben auch sie im Angesicht der Götter geschworen, dem Ethos zu folgen – zumindest im Kern. Ihr könnt nicht ermessen, wie oft ich schon gegen meine Ordensregeln verstoßen musste, um euch auf eurem Weg zu folgen. Aber ich habe meine Grenzen erreicht, und ich weiß keinen Ausweg, wie ich meinem Schwur noch gerecht werden soll.“

Herausfordernd schaut er Tevik an. „Was ist mit dir? Du hast dich noch gar nicht geäußert. Dabei lässt du doch sonst keine Gelegenheit aus, mir zu sagen, was ich tun soll. Nur zu, jetzt ist deine Chance: Ich bin völlig ratlos und bestimmt noch leichter zu manipulieren als sonst.“
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Offline Tevik

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #5 am: 17. Oktober 2008, 19:36:02 »
Tevik nimmt den Blickkontakt mit Melville auf, ungestört und auch unbeeindruckt durch die bissigen und emotionsgeladenen Worten spricht Tevik leise und ruhig zu Melville und seinen anderen Kameraden:

"Ich weiss nicht ob ich Dir schon jetzt Rat geben kann. Und im Moment kann ich Dir auch nicht sagen was Du tuen sollst, weil ich im Moment gar nicht den Bedarf sehe Dich zu manipulieren...(pause)(ein leichtes Lächeln auf den Lippen, und ein wenig Kopfschütteln). Ich weiss aber schon das Du es am Ende sein wirst der eine Entscheidung treffen wird, deine Entscheidung allein. Keineswegs werden wir dir deine Entscheidung abnehmen können. Ich werde mich jetzt noch einmal für ein paar Stunden zum Gebet zurückziehen ...vielleicht kann ich schon später Euch ein wenig besser sagen warum ich Leila gewähren liess. Und ... (spricht nicht aus)."

Tevik steht auf, geht hinüber zu Melville und zeigt auf das Amulet.
"Wenn dieses Amulet  hier für den Codex und das Ethos, für all deine Werte steht , für "Vieles"was Dich ausmacht. Dann sei nicht so leichtfertig und löse Dich so schnell von dem was für " Melville de Bonacieux" steht. (pause) Wenn Du möchtest verwahre ich es so lange bis Du zu einer Entscheidung gekommen bist?" (bluff/intimidate 18 )

Je nach dem wie Melville auf die letzte Frage reagiert, begibt sich Tevik mit oder ohne Amulet auf ein Zimmer und meditiert dort ein paar Stündchen.

OFFTOPIC Ich würde ja so gerne hier mitmachen aber meine Zeit ist ein wenig begrenzt wg. Dublin. Es ist doch recht viel los hier. Ich hoffe ich und Tevik finden noch einen guten Widereinstieg in diesen Post OFFOFFTOPIC

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Offline Makkharezz

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #6 am: 17. Oktober 2008, 22:00:19 »
Melville nickt in Richtung seines Ordenssymbols. "Wenn du es haben willst, um eine Vision zu provozieren, nimm es meinetwegen mit. Ich bin mir im Augenblick sowieso nicht sicher, ob es richtig ist, es zu tragen. Allerdings wäre es anständig von dir gewesen, mir das offen zu sagen, statt mir schon wieder irgendwelchen Blödsinn aufzutischen." Er klingt dabei eher resigniert als wirklich wütend, und er zuckt die Schultern. "Vielleicht bekommen wir ja von Eshana einen Hinweis."
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Offline Tevik

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #7 am: 17. Oktober 2008, 22:51:58 »
Tevik nimmt das Amulet bewegt sich Richtung Treppe. Kehrt dann nach einigen Schritte schnurtracks wieder um. Zu Leila:

"Ich glaube ich konnte Dir gestern klar machen warum ich deinen Vorschlag eine Vision zu versuchen abgelehnt habe. So lange Du oder noch jemand glaubt ich könnte mit Hilfe von den Visionen oder meine Interpretationen dieser, Euch in irgendeiner Form manipulieren zu wollen, werde ich keine Vision aktiv herbeiführen. (Blick geht hinüber zu Melville) Und von diesem Symbol werde ich auch tuenlichst die Fingern von lassen." (Wenn man jetzt hinschaut sieht man auch das Tevik das Amulet mit einen Lederhandschuh aufgenommen hat).

Tevik erklärt nochmals sein Leid mit den unvorhergesehen "Traumreisen" welche Aufgrund von gewollten Zeit-eingriffen seinerseits entstehen. Er drückt sich schwer verständlich aus und nach einiger Zeit kann nur noch Peregil halbwegs folgen.

"...zumindestens denke ich, ich sollte erst einmal weniger mit Visionen und Zeit-eingriffen hantieren. (schluckt) Ich möchte Euch nicht in so unnötige Gefahren bringen, wie es zuletzt in den Minen passiert ist."

Einen Moment steht Tevik noch ruhig da und schaut kurz in die Runde. Und macht sich dann wieder auf  Richtung Treppe.
« Letzte Änderung: 17. Oktober 2008, 22:54:07 von Tevik »
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Offline Lou

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #8 am: 18. Oktober 2008, 00:03:12 »
"Ihr tut ja gerade so, als sei ich eine Schwerverbrecherin." Entrüstet schaut Leila Peregil und Melville an.
Sie steht vom Bett auf, geht zweimal im Zimmer auf und ab, setzt sich wieder hin um dann doch gleich wieder aufzustehen.

"Tevik, bleib bitte kurz hier. Ich glaube, ich bin Euch eine Erklärung schuldig:
In der Nacht, als ich getötet werden sollte, wurde ich mit der Erkenntnis wach, dass meine Eltern und meine Geschwister alle umgebracht worden sind und dass sich gerade jemand an meiner Kehle zu schaffen macht, den mein Vater geschickt hat.

Ich war wie von Sinnen, unfähig, meine Gefühle auch nur irgendwie im Zaum zu halten. Ich war überwältigt von meiner Trauer über den Verlust meiner gesamten Familie- der einen wie auch der anderen. Aus Trauer wurde dann unendliche Wut. Ich hatte nur noch ein Ziel in meinem Kopf - den Mördern meiner Familie und meinem Vater den Krieg zu erklären und Rache zu nehmen.  Und dabei hatte ich nicht vor, irgendwelche Regeln einzuhalten. Ich hatte mir vorgenommen, mein Ziel "koste es, was es wolle" zu erreichen- ohne Gnade.

Diese ganze Wut und Trauer sprach dann auch aus meiner Seele, als ich Euch sagte, ich bin jetzt mehr denn je eine Rowenheim. Ich wollte allen zeigen, dass sie sich mit der falschen angelegt haben." Leilas Hände sind zu Fäusten geballt und in ihrem Blick könnt ihr wilde Entschlossenheit erkennen.

Langsam löst sich die Spannung aus ihrem Körper und sie setzt sich wieder auf das Bett um dann etwas leiser, den Blick nach unten gesenkt, fortzufahren.

"Als der Assassin halb tot vor mir lag, musste ich nicht überlegen. Er war mein erstes Opfer auf meinem Rachefeldzug.
Erst später habe ich erfahren, dass nicht mein Vater, sondern meine verblödete Halbschwester hinter dem Attentat steckt. Einerseits war ich erleichtert, dass nicht mein Vater den Auftrag erteilt hat - ich hatte soviel darüber nachgedacht, warum er mir das antut. Andererseits wollte ich jetzt unbedingt wissen, warum meine Schwester, die mich nicht einmal kennt, mich aus dem Weg räumen möchte.
Ich wusste, dass der zweite Meuchelmörder noch etwas vor mir verbarg und das wollte ich unbedingt wissen. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Als dann Teviks Wache anfing, dachte ich nur, jetzt oder nie.

Als der Assassin mir dann tatsächlich etwas erzählt hat, nämlich dass mein Halbbruder es auf meinen Vater abgesehen hat, wusste ich, was da gespielt wird. Die beiden Kinder meines Vaters sollen nämlich enterbt werden. Verständlich, dass sie dagegen etwas tun. Jetzt wollte ich aber, dass die beiden wissen, dass ich dahinter gekommen bin. Und ich wollte versuchen, meinen Vater zu retten. Also musste ich den Assassin laufen lassen. Er war die einzige Chance."

Leila blickt Melville trotzig an: "Natürlich weiss ich auch, dass das ganze gewaltig nach Hinten losgehen kann. Aber das war es mir Wert!" 

Der Blick verändert sich jetzt in den typischen Leila-Hundeblick:
"Verheimlicht habe ich es dann nur, weil ich Auseinandersetzungen mit Dir aus dem Weg gehen wollte. Ich hatte gehört, wie Tevik Dir ein Versprechen geben musste, bevor Du Dich schlafen gelegt hast- und ich wollt einfach nicht, dass Du sauer bist. Es tut mir Leid."

Leila nimmt jetzt Melvilles Hände und sieht ihn mit tränengefüllten Augen an: "Was machen wir denn jetzt bloß? Du kannst doch deswegen nicht aus dem Orden austreten."

Offline Makkharezz

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #9 am: 18. Oktober 2008, 13:54:28 »
[Ich gehe mal davon aus, dass Tevik aufgrund Leilas Bitte stehengeblieben ist und der Diskussion zuhört, sich aber im Augenblick nicht einbringt.]


Melville hält Leilas Hände fest und sieht sie eindringlich an. Er spricht sehr ruhig, aber mit Nachdruck, und in den folgenden Worten schwingt kein Vorwurf mit. „Leila, was du noch nicht begriffen hast, ist dass du nach den Buchstaben des Gesetzes tatsächlich ein schweres Verbrechen begangen hast. Natürlich kann ich kann verstehen, was dich dazu getrieben hat. Trotzdem ändert es nichts daran, dass ich verpflichtet wäre, dich sofort der Obrigkeit auszuliefern. Dass wir beide nun hier stehen, bedeutet für mich nichts Geringeres, als dass ich meinen heiligen Schwur dem Orden gegenüber gebrochen habe, dass ich die ritterlichen Werte verraten habe. Es war nicht das erste Mal, und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Jedenfalls nicht, wenn wir weiterhin Freunde bleiben wollen.“

Nun lässt er Leila los und wendet sich an alle. „Ich weiß nicht, wie ihr darüber denkt, welche Aufgaben die Götter für uns vorgesehen haben, und was hinter all diesen Träumen und Visionen steckt. Ich habe lange darüber nachgedacht, und zumindest über eins bin ich mir ganz sicher: Unsere Heimat, unsere Familien und Freunde sind in großer Gefahr. Immer wieder treffen wir auf Dämonen – in Wirklichkeit oder in Träumen, immer wieder auf Teufelsanbeter, Mörder und andere Personen, die sich mit bösen Mächten eingelassen haben. Wir haben uns zusammengefunden, um ihnen die Stirn zu bieten, und die Götter haben uns von Anfang an bei dieser Mission unterstützt. Ich sehe darin meine Lebensaufgabe, und nicht nur meine: habt ihr denn nicht das Gefühl, dass die Götter uns mit all diesen seltsamen Ereignissen alle zusammen ansprechen, weil wir nur gemeinschaftlich dieser Aufgabe gewachsen sind?“

Nun wird Melville sichtlich nervös, er beginnt hin- und herzulaufen und seine Worte klingen dünn und zittrig. „Bisher dachte ich, dass es vor allem der Orden ist, der mir die Kraft dazu gibt. Aber es hat sich herausgestellt, dass seine Regeln mich davon abhalten, wirklich ein Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Ich will nicht, dass Leila sich mir nicht anvertrauen kann, weil sie weiß, dass meine Werte mir verbieten, sie zu unterstützen. Und ich will auch nicht länger das Ethos des Ordens verraten, indem ich zulasse, wie ihr Gefangene freilasst, stehlt, Drogen kauft oder mordet.“

Mit hängenden Schultern bleibt er stehen uns schaut entmutigt in die Runde. „Glaubt nicht, dass es mir leichtfällt, meinen Lebenstraum aufzugeben. Aber wie es aussieht, ist es mir einfach nicht vergönnt, diesen Traum zu verwirklichen. Ich sehe jedenfalls keinen Weg, wie ich gleichzeitig meine Aufgabe innerhalb dieser Gemeinschaft und meine Pflicht dem Orden gegenüber erfüllen kann.“

Seine Stimme überschlägt sich, wird fast hysterisch, als er fragt: „Oder fällt euch eine andere Lösung ein?“
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Re: Gewissensfragen
« Antwort #10 am: 18. Oktober 2008, 21:27:46 »
Leila muss nicht lange überlegen, bis ihr tatsächlich etwas einfällt.

"Du musst mit Chacota sprechen. Der hat doch bestimmt die gleichen Probleme wie Du- und das schon viel länger als Du. Aber er ist immer noch Ritter des Ordens. Also scheint er ja eine Lösung gefunden zu haben."

Sichtlich erleichtert über ihre tolle Idee schaut Leila Mel erwartungsvoll an. 

Offline Makkharezz

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #11 am: 18. Oktober 2008, 21:35:15 »
Melville seufzt. "Hast du schon wieder vergessen, dass Chacota sich verabschiedet hat, um sich irgendwo weit weg von Euth niederzulassen? Ich habe keine Ahnung wo er steckt, und ich erwarte auch nicht, ihn noch einmal wiederzusehen. Abgesehen davon habe ich ihn früher schon einmal um Rat gefragt, als mir mein Lebensweg noch unklar war und bekam auch nur zur Antwort, dass er sich für einen schlechten Ratgeber hält." Er zuckt die Schultern. "Ich kann höchstens versuchen, Kontakt zu anderen Ordensmitgliedern zu bekommen und mit ihnen darüber reden."
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Offline Lou

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #12 am: 18. Oktober 2008, 22:10:10 »
"Darfst Du denn überhaupt wissen, wer die anderen Mitglieder in Deinem Zweig sind?
 Und was ist mit dem Baumeister? Hast Du mit ihm auch schon einmal über Deine Probleme gesprochen? Kann man mit ihm überhaupt darüber sprechen?"

Leila sieht jetzt erst Peregil, dann Tevik eindringlich an: "Und was ist mit uns? Was können wir tun, um Melville zu helfen?"

Plötzlich wird Leila ganz traurig, sieht erst Melville an und schüttelt dann resigniert mit dem Kopf: "Eigentlich bin nur ich diejenige, die Dir diese ganzen Probleme bereitet, nicht wahr?"

Offline Makkharezz

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #13 am: 18. Oktober 2008, 22:42:09 »
Zunächst zögert Melville mit der Antwort, aber dann verschränkt er die Arme vor der Brust, und seine Erwiderung klingt sehr bestimmt. „Wir alle sind für unsere Entscheidungen verantwortlich und müssen die Konsequenzen daraus tragen. In diesem Fall hatte deine Entscheidung auch für  mich Konsequenzen. Damit müssen wir nun leben, ob es uns gefällt oder nicht.“
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Peregil

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Re: Gewissensfragen
« Antwort #14 am: 20. Oktober 2008, 22:42:58 »
Peregil richtet sich wieder auf und schaut nur zu Leila.

"Was ich wissen möchte, Leila, ist, wie du den Mord an dem Mann jetzt siehst. Du hast zwar viel gesagt, aber nicht das Entscheidende. Und deshalb möchte ich von dir wissen, würdest du wieder so handeln, in einer vergleichbaren Situation?"

Leila hat Peregil noch nie so ernst gesehen und ihn so streng sprechen hören. Das wirkt vielleicht etwas merkwürdig, aber sie ist sich sicher, dass er es verdammt ernst meint.

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