Skeyfare

02. Juni 2023, 17:58:47
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Skeyfare » Andere Welten » Kalandria » Die Rückkehr des Königs » Familienbande II - Niryann wieder zu Haus

Autor Thema: Familienbande II - Niryann wieder zu Haus  (Gelesen 23476 mal)

Offline Niryann

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #45 am: 08. Juli 2009, 12:49:23 »
Niryann hört die Worte ihrer Mutter, aber da hat Thorn bereits aufgehört zu atmen. Langsam nimmt sie das Kissen von seinem Gesicht, behutsam schließt sie seine Augen, stopft das Kissen wieder in seinen Rücken und dreht sich dann zu ihrer Mutter um: "Er war doch schon tot, Mutter. Mach dir keine Sorgen, es ist vorbei und er muss nicht mehr leiden. Und du bist frei."
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Laurentus

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #46 am: 08. Juli 2009, 14:32:19 »
Es dauert subjektiv sehr lange, bis Thorn endlich aufhört, mit seinem rechten Arm zu zucken und der ganze verkrampfte Körper sich endlich entspannt. Der letzte Blick, den Niryann von ihrem Vater wahrnahm, bevor sie ihm das Kissen auf das Gesicht drückte, war eine Mischung aus der altbekannten Wut auf alles und jeden und eine Art stolzer Schicksalsergebenheit. Jedenfalls war es nichts, um Niryann auf irgendeine Art und Weise versöhnlich zu stimmen.

Bika schreit, heult und bricht auf dem Boden zusammen. Zwischendurch ringt sie nach Luft und es mischt sich zunehmend ein hysterisches Lachen unter ihre Lautäußerungen.

Offline Niryann

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #47 am: 08. Juli 2009, 18:57:11 »
Niryann fühlt nichts, sie sieht nur immer den letzten Blick ihres Vaters und hat das schreckliche Gefühl, er habe letzten Endes doch gewonnen.
Es braucht lange, ehe das Weinen ihrer Mutter zu ihr durchdringt, dann setzt sie sich zu ihr auf den Boden, nimmt sie in die Arme und läßt sie weinen. Lange. Sie wartet auf Tränen, doch es wollen sich keine einstellen. Dafür kommen die Worte von ganz alleine: „Es ist gut, so wie es ist, du musst dir keine Sorgen mehr machen, es ist vorbei. Ich musste es tun, ich habe dich damals im Stich gelassen, ich habe dich letztes Jahr mit ihm alleine gelassen, dieses Mal konnte ich es nicht. Jetzt wird sich alles ändern. Glaube mir, es wird alles gut.“
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Laurentus

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #48 am: 08. Juli 2009, 19:46:45 »
Es dauerte lange, vielleicht eine Viertelstunde, aber langsam ließ das Schluchzen nach, und schließlich hebt Bika ihren Kopf aus Niryanns Umarmung und lächelt sie sogar ein wenig an. Sie nähert sich noch einmal kurz dem Verstorbenen, wirft einen raschen Blick, kehrt sich dann aber gefasst von ihm ab.

"Ich gehe jetzt einen Priester holen. Versuch doch bitte, ob du ein Loch hinter dem Haus graben kannst, ja?"

Damit nimmt sie sich ihren Wanderstab, wirft ihr Wintertuch um und marschiert los.

Offline Niryann

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #49 am: 08. Juli 2009, 22:46:19 »
Fast zu langsam reagiert Niryann, ihre Mutter stapft bereits den steilen Pfad hinab als sie ihr nachruft: „Wo gehst du hin? Sei vorsichtig!“ Erst als Bika ihr versichert, dass sie den Weg unzählige Male alleine gegangen sei und wisse, wo sie den Priester finden würde, läßt Niryann sie ziehen.
Und dann ist sie mit dem Toten alleine. Eine Weile sitzt sie noch in dem dunklen Raum, tief in Gedanken versunken, dann erträgt sie die Enge plötzlich nicht mehr und stürmt hinaus, läßt die Tür offen stehen, sucht in der kleinen Gerätekammer neben dem Schafstall nach einem Spaten und beginnt, an dem kleinen Hang hinter dem Haus ein Grab auszuheben. Dort, wo schon zwei kleine Gräber seit vielen Jahren liegen.
Mit jedem Spatenstich hackt sie wütender auf die Erde ein, bis sie sich völlig erschöpft auf die nasse Erde kniet, aber noch immer kommen keine Tränen. Sie verdrängt alle Gefühle, gräbt einfach weiter und hat schließlich eine ausreichend tiefe Grube gegraben.
Sie wagt sich noch einmal in die Hütte und dieses Mal bereitet es ihr keine Probleme, in einem Raum mit ihrem toten Vater zu sein. Sie setzt sich neben ihn und betrachtet den Toten, sucht nach bekannten Linien, dem harten Zug um die Augen und ohne dass sie sie unterdrücken kann, kommt ein Gefühl der Erleichterung in ihr hoch. Schnell steht sie auf und wartet vor dem Haus auf ihre Mutter und den Priester.
. . und ich nehme mir die Freiheit,
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Offline Laurentus

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #50 am: 09. Juli 2009, 10:19:32 »
Es mag vielleicht zwei Stunden dauern, bis Bika endlich wieder auftaucht, begleitet von einem älteren, wohlbeleibten Geistlichen, den Niryann natürlich auch kennt, Vater Pentreck aus Binningen. Der Mann ist nicht gerade begeistert, dass er bei diesem Wetter eine fünf Kilometer-Wanderung absolvieren musste, wird aber von Bika erstmal durch einen Becher von aus Thorns alter Flasche mit dem Hausgebrannten versöhnt.

"Jasai zum Gruß, liebes Kind." sagt er denn auch artig zu Niryann, nachdem er sich so gestärkt und seinen nassen Mantel aufgehängt hat. "Nunn seid ihr also den Vater los. Eine Erlösung ..... für ihn nach diesen langen Leiden, will ich meinen."

Er geht hinüber zu dem Leichnam und spricht einige Gebete.

Offline Niryann

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #51 am: 10. Juli 2009, 11:49:09 »
Niryann begrüßt den Geistlichen sehr zurückhaltend, die Wut, die sie in jungen Jahren gegen ihn und seine Untätigkeit hegte, kehrt jedoch nicht zurück. Auch die kurze Zeremonie als sie Thorns Leichnam in das Loch hinablassen berührt sie nicht, sie spricht die Bitte an Suur, die Seele ihres Vaters in Gnade aufzunehmen, mit, als Bika nach Niryanns Hand greift hält sie diese fest und mag lange nicht wieder loslassen.
Nach nicht einmal einer halben Stunde verabschiedet ihre Mutter Vater Pentreck und während Niryann noch betäubt im Wohnraum steht kehrt Bika bereits zurück, ein kleines Bündel auf dem Rücken, offensichtlich bereit zum Abmarsch.
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Offline Laurentus

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Re:Familienbande II - Niryann wieder zu Haus
« Antwort #52 am: 10. Juli 2009, 13:58:27 »
Die beiden Frauen verlassen ohne einen Blick zurück das Haus, in dem sie jahrelang Leid und Schmach erdulden mussten, und machen sich auf den kurzen Weg in das benachbarte Dorf Binningen, wo sie von Minatelle und ihrer Familie freundlich aufgenommen werden. Die Nachricht vom Tod des Vaters wird eher freudig begrüßt.