Skeyfare

02. Juni 2023, 16:02:28
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Gespräche unter Rittern - für Melville

Autor Thema: Gespräche unter Rittern - für Melville  (Gelesen 14697 mal)

Offline Chacota

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Gespräche unter Rittern - für Melville
« am: 09. Juni 2009, 19:39:03 »
Es ist die Nacht auf den 24.April; Tevik ist verschwunden, die Verfolgung durch die Chuor ist nicht ohne Spuren an Melville vorbei gegangen. Trotzdem kann er auch nach seiner Wache nicht einschlafen, und seltsamer Weise sind es nicht die Ereignisse des Tages, die ihn so beschäftigen, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Es ist vielmehr ein Gespräch, das er vor der Abreise aus Euth – Anfang März war es, ihm kommt es wie Jahre vor – führte.
Melville hatte sich nach langer Zeit mit Comodo de Rann und Jonas Yadale getroffen, im Grünen Ritter, was vielleicht ein Fehler gewesen war, denn natürlich kam das Gespräch auf Melvilles Lebenswandel und seine früheren Visionen [entschuldige   ;D].
Jonas, der in solchen Dingen kein Blatt vor den Mund nahm, fragte ihn ganz offen und mit jenem, für Fremde hochnäsig wirkenden, Gesichtsausdruck, der seine Überzeugung nur zu deutlich widerspiegelte: „Sag mir, Melville, wie lange willst du denn noch den Hintern von reichen Händlern retten und deine Axt stumpf werden lassen?“
Melville spürte den prüfenden Blick Comodos von der Seite, der sich jedoch nicht zu Wort meldete.
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #1 am: 10. Juni 2009, 07:30:35 »
Die Frage traf Melville unerwartet. „Meine Axt hat schon mehr Blut zu schmecken bekommen als du denkst“, erwiderte er großspurig, und er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Sofort bedauerte er seine unbedachte Antwort. Nachdem er sich innerlich zur Ruhe ermahnt hatte, versuchte er, möglichst gleichgültig zu klingen. „Und davon abgesehen. Du weißt doch, dass der Orden mich als Knappen abgelehnt hat. Also wieso reden wir überhaupt noch darüber?“ Er konzentrierte sich dabei auf Jonas und vermied es, Comodo anzusehen.
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #2 am: 10. Juni 2009, 13:39:01 »
"Du weisst, was ich meine. Man muss nicht im Orden sein, um das Gute zu verteidigen . . aber nur für Geld deine Waffe zu benutzen, dafür solltest du dir zu schade sein."
Er lehnt sich zurück und sein Ton ist versöhnlicher: "Ich weiß, dass mein Vater dich als Knappen auserwählt hatte und der Orden ihn davon abhielt. Aber trotzdem fühlt er sich dir verbunden und wenn du es wünschst kann er bestimmt etwas für dich erreichen . ."
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #3 am: 10. Juni 2009, 18:25:24 »
Es verwunderte Melville selbst, wie sehr ihn die offensichtliche Geringschätzung in diesem Augenblick traf. Er rief sich ins Bewusstsein, dass er allen Grund hatte, stolz auf seine Ordensmitgliedschaft zu sein und sich Jonas und Comodo gegenüber nicht minderwertig fühlen musste. Und trotzdem… der Lebensweg, den er seinen Freunden vorgaukeln musste, hätte genauso gut Wirklichkeit werden können, und es prickte ihn, dass seine vermeintliche Entscheidung in ihren Augen so wenig galt.

Für einen Augenblick wünschte er sich, ihnen die Wahrheit sagen zu können. Nicht nur, weil er zu gern das Staunen in ihren Augen gesehen hätte, sondern auch, weil er seine Freunde nur ungern anlog, gerade weil sie nur sein Bestes im Sinn hatten. Er seufzte laut und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sollten sie es ruhig so deuten, als habe er es satt, dieses Thema zu diskutieren.

Er überlegte, wie er die beiden am ehesten davon abhalten konnte, weiter auf ihn einzureden. Letztendlich entschloss er sich, den guten alten Euther Stolz vorzuschieben. „Ich weiß, ihr meint es nur gut, aber ich komme auch ohne irgendwelche Gefälligkeiten zurecht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte einen trotzigen Gesichtsausdruck zur Schau. Während er die Reaktion seiner Freunde beobachtete, wurde ihm etwas bewusst. Während man ihm früher jedes Flunkern an der Nasenspitze ansehen konnte, kamen ihm die Lügen von Mal zu Mal leichter über die Lippen. Und er konnte auch nicht verhehlen, dass er trotz seiner Vorbehalte ein bisschen Spaß daran hatte, seine Freunde hinters Licht zu führen.
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #4 am: 10. Juni 2009, 22:50:53 »
Comodo mischt sich jetzt in das Gespräch ein. "Du musst entschuldigen, wenn wir uns so einmischen, aber du gehörst doch eigentlich zu uns und ich hätte nicht wenig Lust, bei meinem Campeon nachzufragen, ob du nicht erneut um Aufnahme bitten kannst." Er sieht Melville nun direkt in die Augen. "Entweder bist du inzwischen ganz schön abgebrüht oder du bist besser darin geworden, mir was vorzumachen. Er grinst nun. "Erzähl doch ein wenig, was du so bei deinen Aufträgen eigentlich tust."
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #5 am: 11. Juni 2009, 17:06:48 »
„Schon gut, ich weiß eure Hilfe zu schätzen, wirklich“, versichert Melville ihnen, und diese Antwort ist  ganz und gar aufrichtig. „Aber ich bin mir sicher, dass der Orden sorgsam abwägt, wen er in seine Reihen aufnimmt. Wenn die Meister zu dem Schluss gekommen sind, dass dieser Weg für mich nicht der richtige ist, dann werden sie auch aufgrund der Fürsprache eines Ritters kaum ihre Meinung ändern.“

Er hält Comodos Blick stand als er sagt „Tatsächlich bin ich inzwischen gar nicht mehr so unglücklich damit, wie die Dinge sich entwickelt haben. Es stimmt ja, man muss kein Ritter sein, um Gutes zu tun. Auch wenn euch meine Arbeit nicht besonders ehrenhaft scheint, kann ich doch von mir behaupten, dass ich nicht nur meine Axt vermiete, sondern dabei auch Menschen beschütze. Wahrscheinlich habe ich auch schon ein, zwei Leben gerettet.“ Er genießt diesen Moment sichtlich und beugt sich vor, um die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu binden. „Ihr wisst doch, dass ich neulich eine Weile auf Reisen war. Ich bin meinen Auftraggebern zur Verschwiegenheit verpflichtet, aber soviel kann ich sagen: Wir waren in Gegenden unterwegs, die man in diesen Zeiten besser nicht ohne bewaffnete Eskorte durchqueren sollte. Eines Nachts wurden wir durch ein markduchdringendes Geheul geweckt. Ein Jagdtrupp der Chuor hatte uns aufgespürt…“ Mit Händen und Füßen beginnt Melville, eine Verfolgungsjagd und einen Kampf zu beschreiben, die nur zum Teil erfunden sind, im wesentlichen aber auf seinen wirklichen Erfahrungen beruhen. Er gibt sich alle Mühe, seine Taten sehr lebhaft zu schildern, aber gleichzeitig, erfahren und abgeklärt zu erscheinen, um Eindruck bei seinen Freunden zu schinden. Am Ende zuckt er die Schultern und meint „Der Kaufmann war jedenfalls heilfroh, dass es Leute gibt, die ihren Schwertarm für Geld zur Verfügung stellen. Also, was ist so falsch daran?“
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #6 am: 11. Juni 2009, 22:28:17 »
Jonas will auf Melvilles erste Antwort sofort reagieren, aber Comodo hält ihn mit einem Blick zurück. Als Melville von der Verfolgung durch die Chuor erzählt glänzen bald die Augen seiner beiden Zuhörer, ein oder zweimal wirft einer der beiden eine kurze Bestätigung oder Frage ein und am Ende merkt Melville, wie seine Freunde beeindruckt einen Moment lang schweigen.
Jonas, der seit fast zwei Jahren Knappe ist und nur drei Monate älter ist als Melville, lauscht mit unverhohlener Sehnsucht der lebhaften Beschreibung, am Ende seufzt er und murmelt: "Veshna wird mit Freude diesen Kampf beobachtet haben."
Comodo nimmt einen großen Schluck Bier aus seinem Krug, dann sagt er, betont beiläufig: "Und die Gruppe, mit der du dich da umgibst, die begleiten dich doch, oder? Bezahlst du sie? Ich meine die hübsche Naithar, diesen hageren Kerl mit den komischen Augen und den untersetzen Magus." Er beobachtet Melville sehr genau bei dessen Antwort.
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #7 am: 12. Juni 2009, 07:43:30 »
Bei der Beschreibung muss Melville schmunzeln. „Wir sind schon eine seltsame Truppe, oder? Aber es hat sich eben so ergeben, dass wir gemeinsam von einem Kunden angeheuert wurden. Das hat sehr gut geklappt, und manchmal bekomme ich halt Aufträge, die sogar für einen Spitzenmann wie mich nicht allein zu bewältigen sind.“ Er schlägt Jonas kameradschaftlich auf die Schulter und zwinkert ihm zu, bevor er sich über die Prahlerei  aufregen kann. „Dann heuern wir meist gemeinsam an. Aber sie stehen nicht auf meiner Lohnliste, sondern entscheiden selbst, ob eine Mission es ihnen wert scheint, dafür ihre Haut aufs Spiel zu setzen.“

Er verstummt, und fast scheint es ihm peinlich zu sein, was er noch zu sagen hat. „Aber es ist nicht nur die Arbeit. Wir sind gute Freunde geworden. Auch wenn wir uns noch nicht mal ein ganzes Jahr lang kennen…Wir haben so einiges zusammen erlebt, und das schweißt eben zusammen.“ Aus seiner Stimme lässt sich erkennen, dass hinter diesen einfachen Worten sehr viel mehr steckt, und das wird ihm selbst auch bewusst, so dass er mit einem Ruck versucht, das Gespräch in eine andere Richtung zu bringen.

„Aber jetzt erzählt ihr mir mal, was ihr in der Zwischenzeit so getrieben habt. Wer weiß, vielleicht könnt ihr mich ja doch noch überzeugen, was mit entgeht, wenn ich mich weigere, noch einmal an die Tür des Ordens zu klopfen.“
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #8 am: 13. Juni 2009, 20:28:19 »
Comodo grinst bei Melvilles Worten und auch Jonas scheint ihm die Aufschneiderei nicht übel zu nehmen. Dann nickt er und er wirkt ernster. „Ich habe es vor drei Jahren auch nicht für möglich gehalten, dass ich jemals mit diesem Babydrachen losziehen würde. Und dann habe ich ihn doch tatsächlich vermisst, als er als Knappe zu Kaja gerufen wurde.“ Er wartet noch einen Moment und gerade als Jonas empört aufbrüllen will sieht er ihn an und ein wenig klingt der Anführer durch als er sagt: „Hast du nicht gehört, ich vermisse dich auf den Missionen.“ Das läßt den jungen Paladin verstummen und er nickt Comodo lediglich zu, weiterzusprechen.
„Von unserer letzten großen Mission zu den Schneeelfen weißt du ja, sie ist inzwischen auch schon ein Jahr her. Danach habe ich zweimal mit Cugh und Kalim [seine Freunde aus dem Orden] einen großen Trupp Ritter begleitet, die die Grenze im Westen im Auge behalten sollten, aber bis auf ein paar kleinere Scharmützel mit dem einen oder anderen Jagdtrupp ist nichts passiert. Ich glaube, ich bin gar nicht dazu gekommen, eines meiner Schwerter zu ziehen. Du siehst, es sind auch im Orden nicht immer Heldentaten, die wie vollbringen, manchmal ist auch einfach notwendig, dass es ein Ritter einfach übernimmt.“
Obwohl das Wort ‚Ritter’ ihm einfach über die Lippen kommt, merkt Melville doch sehr deutlich, welche Bedeutung sein Freund diesem Wort beimisst. „Aber im Sommer, du warst gerade unterwegs, kam ein Hilferuf und so kam es, dass ich mit Rado Perda, er ist 10 Jahre älter als ich und eher ein Einzelgänger, loszog. Wir haben“, er räuspert sich und zum ersten Mal wirkt er verlegen, „wir haben ein kleines Dorf von einem Gruppe Dämonenbeschwörer befreit.“ Seine Augen glänzen.
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #9 am: 14. Juni 2009, 15:27:49 »
Nur einen kurzen Augenblick Zögern. „Ehrlich? Dämonenbeschwörer?“ fragt er und klingt schwer beeindruckt. „Das klingt wirklich nach einer Heldentat. Ich hab kein Problem mit dem Gedanken, mich gegen irgendwelche Wegelagerer zu wehren, oder gegen Chuor, aber sobald es um Magie, Rituale, Dämonen und sowas geht, läuft es mir kalt den Rücken herunter.“ Er beobachtet  Comodos genau, als er das sagt.

Aber dann fragt er gleich weiter. „Wie habt ihr sie aufgespürt? Und wie ist es euch gelungen, sie unschädlich zu machen? Darfst du überhaupt darüber reden, oder ist das geheim?“
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #10 am: 15. Juni 2009, 19:21:14 »
Comodo scheint in Gedanken bei seinem Abenteuer zu sein, zumindest zeigt er keinerlei Anzeichen, Melvilles Ablehnung anzuzweifeln. „Ich denke nicht, dass es hier ein Geheimnis zu wahren gilt, warum auch.“ Nun sieht er Melville doch prüfend an, spricht dann aber weiter.
„Es gab Berichte von geflohenen Dörflern, von daher war es nicht schwer, ihre Spur aufzunehmen. Seltsam war eigentlich nur, dass sie ihre Aktivitäten gar nicht verheimlichten, sie schienen unsere Ankunft zu akzeptieren, ja fast zu erwarten. Es war letztendlich nichts als ein Kampf, in den sich auch kein Dämon einmischte und den wir knapp, aber dann doch gewannen. Wir haben weder herausgefunden, was sie in diesem Dorf suchten, noch haben die Dorfbewohner uns helfen können. Unserer Meinung nach gehörten sie den Beschwörern nicht an und sie waren mehr als glücklich, dass wir sie von diesen drei Unterdrückern befreiten.“ Er räuspert sich, dann fügt er hinzu. „ Es war ein Auftrag, der Rado als auch mich irgendwie unbefriedigt zurückließ, denn ich habe noch heute das Gefühl, sie hatten bereits erreicht, weshalb sie kamen.
Na, wie auch immer,“ und er macht eine abwehrende Handbewegung, „man kann das Böse nicht an seiner Wurzel ausrotten und wir haben den Dörflern vielleicht einen schrecklichen Tod erspart.“ Er nimmt einen großen Schluck aus seinem Humpen, dann fragt er und scheint wieder aus seiner nachdenklichen Stimmung zu erwachen. „Dämonen sind euch also noch nicht untergekommen?“
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #11 am: 16. Juni 2009, 17:29:37 »
An Comodos Blick kann Melville sofort erkennen, dass es ihm dieses Mal nicht gelungen ist, seine Reaktion zu verbergen. Trotzdem ist er nicht bereit, sich offen dazu zu äußern. „Ich habe Gerüchte gehört, im Winter, als ich in den drei Tälern unterwegs war.“ sagt er knapp und macht eine bedeutungsschwangere Pause.

[Ich gehe mal davon aus, dass alles, was Belleza weiß, auch Comodo bekannt ist. Zumindest dass Melville in den Tälern unterwegs war, und dass er die Vorwürfe gegen Lineus entkräften konnte, oder?]

„Aber ich lege auch nicht viel Wert darauf, einem zu begegnen.“ Er bemüht sich, die Assoziationen abzuschütteln, die bei diesem Thema unwillkürlich in ihm hochsteigen und versucht, Leichtigkeit in seine Stimme zu bringen: „Stellt euch das nur mal vor, das wäre eine Katastrophe. Wenn so ein Dämon mich in Versuchung führen würde, vom rechten Pfad abzuweichen, hätte er mich wahrscheinlich in fünf Minuten überredet.“ Er grinst die beiden an. „Ihr wisst doch, welche Schwierigkeiten ich habe, mich anständig zu betragen. Nein danke, die Dämonen überlasse ich lieber euch rechtschaffenen Rittern.“

Forschend schaut er seine Kumpels an. „Hattet ihr eigentlich schonmal Probleme damit? Immer und überall dem Ethos zu folgen, in jedem Fall das Richtige zu tun? Solange ich in Euth in der Kampfschule gewesen bin, habe ich mir darüber nie viele Gedanken gemacht. Aber seit ich in Lohn und Brot stehe, gab es doch des öfteren Situationen, in denen ich als Ritter wahrscheinlich schon in Gewissenskonflikte gekommen wäre.“ Er ist nicht sicher, wie klug es ist, dem Gespräch diese Richtung zu geben, aber er brennt vor Neugier, sich mit seinen Freunden darüber zu unterhalten.

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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #12 am: 17. Juni 2009, 13:49:35 »
Melvilles Andeutung, er habe mit Dämonen keine Erfahrungen quittiert Comodo mit einem Blick, der sehr deutlich zeigt, was er von der Aussage hält.
Er widerspricht Melville jedoch nicht, sondern meint spottend: „Oh ja, ich habe deine Worte noch in den Ohren . . . ‚nie werde ich mich diesen lächerlichen Regeln und Ordenszwängen unterwerfen’. Und kaum ein halbes Jahr später warst du der fleissigste und begabteste Schüler bei Luganas.“ Er wirft einen Zustimmung suchenden Blick zu Jonas hinüber, der ebenfalls grinst und hinzufügt: „Rittertum und Ehrenhaftigkeit färben nun einmal ab, es ist also noch nicht alles verloren.“ Am Ende schwingt bei Jonas wieder der Pathos mit, der ihn so unverwechselbar macht; Comodo verdreht die Augen, prostet dem Freund aber zu.
Als Melville das Gespräch nun auf Gewissensentscheidungen lenkt werden seine beiden Freunde plötzlich still bis Comodo sich räuspert und nach einem kurzen Blickwechsel mit Jonas sagt: „Wir haben die Erfahrung machen müssen, dass Ritter nicht gefeit sind gegen die Zweifel und Unsicherheiten, ob eine Entscheidung dem Kodex des Ordens entspricht. Veshna hilft uns Kriegern da nicht weiter, nicht wahr?“ Sein Lächeln eher gequält. „Vielleicht erinnerst du dich noch, fast drei Jahre ist es her, da sind wir im Auftrag der Dame de Concesco nach Zur gereist, um den Ursprung eines verfluchten Schwertes zu ergründen. Na, wir haben es damals geschafft, den Erschaffer der Waffen zu töten, doch nur mit Hilfe seiner abgrundtief bösen Gattin, mit der wir einen Nichtangriffspakt aushandelten. Du kannst dir vorstellen, wie oft ich daran denken muss, dass sie einen Vertrag mit meinem Namen in den Händen hält – vielleicht gerade jetzt, in diesem Moment – in dem ich schwöre, sie nicht anzugreifen.“
Er schüttelt den Kopf, wie um den Gedanken loszuwerden. „Nein, solche Dinge widerfahren Rittern wie Söldnern und man kann sie nur nach bestem Wissen entscheiden." Dann fügt er rasch hinzu. "Frag mich bitte nicht, ob ich mich an mein Wort gebunden fühlen würde, würde sie hier und heute vor mir stehen." Seine Augen blitzen nun.
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #13 am: 17. Juni 2009, 16:29:54 »
Obwohl das Lob Comodos Melville in Verlegenheit bringt und seine Ohren feuerrot werden, strahlt er förmlich vor Stolz. Schnell wird er aber ernst und hört gebannt zu, wie seine Freunde ihre Erfahrungen berichten, die seinen eigenen so ähnlich sind.

„Das kann einen ganz schön ins Grübeln bringen, oder? Ich meine, du bist erst seit kurzem ein Ritter, Jonas sogar erst Knappe, und schon wart ihr gezwungen, dem Ethos entgegen zu handeln, um dadurch Schlimmeres zu verhindern. Wie oft wird euch das wohl in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren noch passieren?“

Melville beugt sich vor und unterstreicht seinen Standpunkt mit lebhaften Gesten. „Also welche Bedeutung erhalten die Ordensregeln damit? Sieht man sie nur als Richtlinien an, die man so gut wie möglich zu erfüllen versucht? Aber das ist es doch nicht, was der Orden vorgibt. Schließlich heißt es klipp und klar Der Ritter ist an sein Ehrenwort gebunden und nicht Der Ritter soll sich bemühen, sein Wort zu halten oder Der Ritter sollte möglichst nicht wortbrüchig werden.  Stünde es euch offen, nach Lust und Laune zu entscheiden, ob ihr den Vorschriften folgt oder nicht,  dann wären sie doch wertlos. Andererseits scheint es aber auch kaum möglich zu sein, den Befehlen des Ordens zu folgen und gleichzeitig alle Regeln zu beachten.“

Schwer hängen diese Worte im Raum. Er schüttelt den Kopf. „Manchmal macht das alles keinen Sinn für mich. Aber vielleicht bin ich  auch einfach nur zu töricht, um das zu begreifen.“ In seinen Worten schwingt eine Aufforderung mit, fast als wünschte er sich, dass Jonas und Comodo ihm widersprechen. 
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Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
« Antwort #14 am: 18. Juni 2009, 20:11:27 »
Dieses Mal ist es Jonas, der antwortet: „Ich bin nicht nur Ritter im Orden, ich bin von Veshna auserwählt, ich bin Paladin und so an noch engere Gesetze gebunden als durch das Rittertum.“ Er schweigt einen Augenblick, dann fährt er fort, mit etwas weniger Inbrunst. „Doch das ist auch mein Anker; Veshna verzeiht, wenn man seine Gesetze übertritt und dafür Buße tut. Ja, auch ich habe schon Buße getan, aber Veshna hat mich nicht verstoßen, denn er sah, in welcher Not ich seine Gebote übertrat und welchem Ziel mein Fehlhandeln diente.“ Nun grinst er. „Und mit Kaja habe ich einen Ritter, die schon altgedient ist und was sie mir erzählt  . . . nun, ich darf nicht zuviel verraten, aber es scheint, als würden viele Ritter die Ordensregeln tatsächlich als Richtlinien interpretieren. Andere hingegen würden eher Euth vernichtet sehen als ihr Wort einem Chuor gegenüber zu brechen.“ Er überlegt, dann fügt er abschließend hinzu. „Für mich scheint es ein Kampf zu sein, den jeder Ritter mit seinem Gewissen auszufechten hat.“

Ein Moment des Schweigens liegt auf der kleinen Runde, dann erklingt Comodos Stimme: „Ich bin eher pragmatisch in meiner Auslegung der Regeln, das weißt du ja, schon auf der Kampfschule habe ich für einen guten Trick die Regeln mal sausen lassen. Manchmal wünschte ich mir auch, meine Knappenzeit wäre etwas länger gewesen und ich könnte von den Erfahrungen der alten Ritter provitieren [Melville weiss, dass Comodos Ritter als einer der ersten im Chuorkrieg gefallen ist]. Tja, und wenn ich nicht mehr ein- noch ausweiss, dann hilft mir Cuvxanas Rat. Die Götter und der Stab bestimmen letztendlich die Regeln unseres Ordens und wenn sie mich nicht verurteilen, dann kann ich es schlecht tun.“ Nun lächelt er.
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