Skeyfare

02. Juni 2023, 12:40:05
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.


Skeyfare » Andere Welten » Kalandria » Die Rückkehr des Königs » Priesterlicher Rat

Autor Thema: Priesterlicher Rat  (Gelesen 17764 mal)

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Priesterlicher Rat
« am: 18. Juli 2009, 11:41:11 »
Nach Niryanns kurzer Beichte ist durch den zweiten Angriff auf Hohenhorst kein Raum für weitere Gespräche und so vergehen etliche Tage, in denen Felorion über Niryanns Tat nachdenken konnte. 
Eines Abends sitzt sie, wie häufiger in letzter Zeit, völlig in Gedanken versunken bei den anderen; wird sie angesprochen, schrickt sie hoch und nickt dann zustimmend- was ihr so gar nicht entspricht. Felorions Blicken weicht sie aus, wo sie nur kann und auch an diesem Abend entschuldigt sie sich sehr früh. Sie sei müde und müsse Schlaf nachholen und verläßt den Eßsaal.
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #1 am: 21. Juli 2009, 21:42:00 »
Einige Tage schaut sich Felorion die Sache an, dann setzt er sich eines Abends neben Niryann und raunt ihr zu:"Ich glaube, wir sollten uns jetzt mal unterhalten. Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang unten im Dorf?"
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #2 am: 22. Juli 2009, 13:54:09 »
Einen Moment scheint es, als wolle sie Felorions Angebot ablehnen, dann nickt sie und steht auf. Eine Weile geht sie stumm neben dem Priester her, dann sagt sie leise, den Kopf gebeugt: „Du bist nach wie vor entsetzt, nicht wahr? Hast Ataras Rat eingeholt, gibt es eine Buße für das, was ich getan habe?“ Dann sieht sie auf und der alte Trotz ist dort wieder zu sehen, etwas lauter ihre Stimme: „Aber ich bereue es nicht!“
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #3 am: 22. Juli 2009, 18:35:07 »
Als Felorion Niryanns trotzigen Blick bemerkt, berührt er sie sanft am Arm:"Denke daran, daß hier in erster Linie ein Freund neben Dir steht! Und wenn Du nach einem Rat verlangst, ob freundschaftlich oder priesterlich ist erst einmal zweitrangig, dann muß ich erst einmal die Hintergründe wissen. Die Tat allein kann ich weder verurteilen noch gutheißen. Also, fang am besten am Anfang an, denn ich muß gestehen, außer der Tatsache, daß Du wenig Kontakt zu Deiner Familie hattest, weiß ich doch recht wenig darüber!" und aufmunternd schaut er sie an und geht dann schweigend aber aufmerksam zuhörend neben Niryann weiter.
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #4 am: 22. Juli 2009, 20:43:50 »
Niryann geht noch ein paar Schritte, dann bleibt sie stehen, holt tief Luft und fixiert Felorion mit ihren hellen Augen. Bei der folgenden Erzählung geht sie auf und ab, mit lebhaften Gesten unterstreicht sie viele ihrer Worte, immer wieder sieht sie zu Felorion hinüber, ob er der manchmal etwas wirren Chronik folgen kann, wartet jedoch sein Nicken meist nicht ab, sondern nimmt ihre rastlose Wanderung wieder auf. Erst am Ende bleibt sie stehen, atmet aus und sieht Felo fragend an.

„Du erinnerst dich noch an unseren Besuch im letzten Jahr, nach der wilden Jagd? Wie Nitam meinen Vater beinahe getötet hätte, wobei ich eigentlich gekommen war um mich mit meinen Eltern auszusöhnen? Und dass es damit endete, dass ich meine Schwester Franzine und ihre Kinder mit auf die Burg nahm? Mein Vater war ein . . . sehr gewälttätiger Mann, er hat uns während meiner ganzen Kindheit geprügelt, schikaniert und terrorisiert wo er nur konnte. Meine Mutter, sie war zu weich, sie hat stets versucht, es allen recht zu machen . . .“, eine harte Handbewegung, „irgendwann haben wir es nicht mehr ausgehalten und sind abgehauen, Nitam, Niktoas und ich. Da war ich 14, danach war ich nicht mehr dort - bis letztes Jahr. Dieses Mal wollte ich nachsehen, ob er meine Warnung ernst genommen hatte und meine Mutter in Ruhe ließ – und fand ihn völlig hilflos vor. Der Tannewetzel hatte ihn erwischt, seine ganze linke Seite war gelähmt und Mutter musste ihn füttern. Trotzdem hat er sofort angefangen, Mutter und mich zu beschimpfen, mit Worten, die willst du nicht wissen. Und dann . . . als er nicht aufhörte, Gift zu spucken und Mutter noch immer sanft wie ein Lamm ihn bediente . . . und er wollte es! Er hat mich geradezu herausgefordert es zu tun!“
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #5 am: 23. Juli 2009, 20:38:46 »
Felorion hört die ganze Zeit zu ohne zu unterbrechen, kommt Niryann zwischendurch ins Stocken, schaut er sie aufmunternd an. Nachdem sie geendet hat, schweigt er einen Moment. "Und Deine Mutter? Was sagt sie dazu? Wollte sie es auch?"
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #6 am: 24. Juli 2009, 16:26:47 »
Niryanns Verteidigung bricht augenblicklich zusammen. „Das war das Schlimmste, selbst in dem Moment, wo ich sie retten wollte dachte sie nur daran, wie schrecklich es hinterher für mich sein würde, das Wissen um die Tat.“ Sie kann Felo nicht in die Augen blicken. „Nein, sie hat es nicht gut geheissen, sie hat mich angefleht, es nicht zu tun.“
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #7 am: 25. Juli 2009, 19:03:10 »
"Ich frage jetzt nicht, ob es nicht eine andere Lösung gegeben hätte. Dafür ist es zu spät. Ich bin nur..." Felo sucht nach dem richtigen Wort "so unglaublich erschrocken. Nie hätte ich gedacht, daß Du zu so etwas fähig bist. Und so groß Dein Haß und Groll wohl auch gewesen sein muß, es gibt nichts, was diese Tat rechtfertigt. Du hast ganz bewußt einen wehrlosen Menschen umgebracht, es war weder Unfall noch Versehen!" Nun ist es Felroion, der rastlos auf und ab geht. "Ich weiß nicht, ob es eine Buße gibt, die dieser Tat gerecht wird. Ich fürchte eher..."er stockt, bleibt stehen und schaut Niryann direkt in die Augen "...ich glaube Deine Buße wird es sein, mit Deiner Schuld zu leben. Die einzige, die Dir Vergebung gewähren kann, ist Deine Mutter. Ich glaube, ich kann Dir nicht helfen. Es tut mir leid." Felo neigt den Kopf ein wenig zur Seite und beobachtet Niryanns Reaktion.
« Letzte Änderung: 25. Juli 2009, 19:04:44 von Felorion »
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #8 am: 25. Juli 2009, 20:50:16 »
Niryanns Miene bei Felorions Worten von Entsetzen über Verzweiflung bis zu Unglaube und Trotz. Wütend beginnt sie, wütend endet sie:
„Es tut dir leid? Was denn genau? Dass meine Mutter nie die Stärke besitzen wird, mich zu tadeln? So wie sie es nie geschafft hat, sich gegen meinen Vater durchzusetzen? Sie hat mir nach dem ersten Schock vergeben, denn sie war auch froh, dass es vorbei war – und sie nimmt das Leben, wie es kommt. Sie grübelt nicht, was hätte sein können, hätte sie je über ihr Leben nachgedacht, wären wir alle vielleicht nicht mehr am Leben! Und kann es nicht sein, dass ich ihm einen Gefallen tat als ich sein Leben beendete? Seine Worte an mich waren Provokation und Bitte in einem, ihn von diesem erniedrigenden Dasein zu erlösen; doch das konnte ich nicht! Sollte er ertragen, was er als Buße auferlegt bekommen hatte für sein Leben. Und mein Hass und meine Wut auf ihn? Beides hat mich dazu gebracht, aus dem Haus zu fliehen, in dem er lag. Aber der Anblick meiner Mutter, wie sie brav darauf wartete, wieder hineingehen zu dürfen und sich ein weiteres Jahr von ihm drangsalieren zu lassen – das habe ich nicht ertragen!“
Sie hält erschöpft inne.
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #9 am: 25. Juli 2009, 22:10:16 »
Felorion läßt Niryanns Wut über sich ergehen. Als sie inne hält, nimmt er sie am Arm, zieht sie zu sich heran und hält sie fest. "Es tut mir leid, daß Deine Verzweiflung und Wut so groß war, daß Du keinen anderen Weg gesehen hast. Es tut mir leid, daß die Tat, die Deine Mutter befreit hat, Dir nun Fesseln anlegt. Es tut mir leid, daß Dir das Leben diese harte Prüfung auferlegt hat, die Du letztendlich nicht bestehen konntest." Er streicht Ihr sacht über das Haar. "Und es tut mir leid, daß meine Weisheit nicht ausreicht, um Dir helfen zu können!" Stumm hält Felorion Niryann fest und versucht, Ihr Trost zu spenden.
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #10 am: 30. Juli 2009, 13:58:55 »
Für einen Moment scheint es so, als widersetze sie sich der Umarmung, doch dann läßt sie sich an die Brust des Priesters ziehen und ihre Schultern beginnen zu beben, die Verzweiflung  schüttelt sie bis sie am ganzen Körper zittert. Immer wieder probiert sie ihre Fassung wiederzufinden, doch ein neuer Weinkrampf hindert sie daran. Es dauert einige Zeit bis sie hervorbringt: „Er hat gewonnen, denn nun bin ich wie er. Ich zerstöre Leben.“ Sie blickt dabei nicht auf, sondern klammert sich noch immer an Felorion.
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #11 am: 03. August 2009, 20:45:53 »
Sacht streicht Felo durch Niryann's Haar, behutsam, wie bei einem Kind. "Du hast dieses Leben nicht zerstört, denn dafür hat Dein Vater vorher schon selbst gesorgt. Du hast nur dieses unwürdige und unnütze Dasein beendet - und dafür eine Existenz wieder lebenswert gemacht. Deine Mutter wird nun endlich ihr Leben leben können, ohne sich selbst jeden Tag Mut machen zu müssen. Auch das rechtfertigt die Tat nicht, und Du wirst Dich sicherlich einmal auf die eine oder andere Art und Weise vor den Göttern dafür rechtfertigen müssen. Es liegt nicht an mir, Dir eine Buße aufzuerlegen." Wenn sich Niryann etwas beruhigt hat, schiebt Felorion sie ein wenig von sich, ohne sie jedoch loszulassen und schaut sie an." Und nein...er hat nicht gewonnen. Es war zu jedem Augenblick Deine eigene Entscheidung. Das macht die Sache an sich nicht besser, aber vielleicht ist es für Dich so besser zu ertragen."
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #12 am: 04. August 2009, 19:01:07 »
Mit großen Augen sieht Niryann Felorion an, sie braucht ein wenig Zeit, um seine Worte in sich aufzunehmen, schließlich erwidert sie zögernd: „Kann es sein, dass sie mich jetzt schon strafen, indem sie mir die Fähigkeit zu lieben, ja überhaupt zu empfinden, genommen haben? Können sie so grausam sein?“
Nichts ist von dem typischen Trotz der Waldläuferin geblieben, zusammengesunken, mit verweinten Augen starrt sie Felorion an, voller Angst und Hoffnung zugleich seine Antwort erwartend.
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.

Offline Felorion

  • Jr. Member
  • **
  • Beiträge: 50
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #13 am: 07. August 2009, 18:11:13 »
"Nein Niryann, manch eine Strafe oder Buße der Götter mag einem grausam erscheinen, aber nie kämen sie auf die Idee, den Menschen ihre Empfindungen und Gefühle zu nehmen, denn nur das macht das Menschsein aus. Was sollten die Götter auch mit seelenlosen Geschöpfen anfangen, die zu keinerlei Empfindungen fähig sind? Und Niryann...Du überschwemmst mich geradezu mit Gefühlen...Haß, Wut, Trauer, Ratlosigkeit, Trotz, Resignation. Alles sehr starke Gefühle, da ist es doch klar, daß alle anderen Gefühle in den Hintergrund rücken. Du mußt erst einmal mit diesem Problem ins Reine kommen und Du wirst sehen, daß sich dann alle anderen Gefühle wie Liebe, Freundschaft und auch Glück wieder einstellen werden. Oder glaubst Du wirklich, daß die Liebe zu Deinem Mann und Deinen Kindern weg ist? Und daß Du keine Freundschaft mehr für mich oder unsere anderen Gefährten empfindest???" Felorion schüttelt den Kopf und lächelt ein wenig "Und noch was Niryann: was passiert ist, ist nun einmal geschehen, es läßt sich nicht wieder rückgängig machen. Aber Du darfst Dich nun auch nicht in Sebstmitleid verlieren! Es macht mir ein wenig den Anschein, als würdest Du die meiste Zeit darüber nachdenken, was "Du armer Tropf" gemacht hast und was "Du armer Tropf" nun tun kannst, um Dich wieder reinzuwaschen. Das geht nicht. Es ist passiert, es ist vorbei - lerne, damit zu leben. Es wird einige Zeit dauern, aber das Rad dreht sich weiter. Und Du hast Freunde - vertraue auf Ihre Stärke, in dem Du ihnen Deine Schwäche zeigst und Dich auffangen läßt." Fragend schaut Felo Niryann an.
Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.
Doch wirklich verloren hat erst der, der aufgibt

Offline Niryann

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 335
  • Karma: 1
    • Profil anzeigen
    • E-Mail
Re:Priesterlicher Rat
« Antwort #14 am: 08. August 2009, 16:27:50 »
Niryann sieht ihn mit großen Augen an, dann nickt sie langsam, zögerlich. „Es ist eher so, als ob ich mir die schönen Gefühle verbieten würde um mich selbst zu bestrafen, denn . . . ich bereue nicht, was ich getan habe.“ Sie wagt nicht, Felorion in die Augen zu blicken. „Ich kann überall nur das Gute in meiner Tat sehen – und ich kann dir nicht sagen, ob ich es nicht wieder tun würde.“ Sie schlägt nun die Hände vors Gesicht. „Es ist schrecklich, aber so fühle ich. Mein Vater hat bekommen, was er verdient hat.“
Ihre Stimme nun wieder härter. „Er hat mich zu diesem Menschen gemacht – und kaum sind Rakon und Alrik fort, verhalte ich mich wie eine Natell.“ Sie hebt die Hand um Felorions Einspruch abzuwehren. „Ich habe mich so lange meiner Herkunft geschämt, es nie jemanden erzählt, meine Familie vor Rakon verleugnet . . . irgendwie ist es auch gut, dass ihr jetzt alle erfahrt, wer und was ich bin.“
. . und ich nehme mir die Freiheit,
aufzubrechen wohin ich will.