Skeyfare

02. Juli 2023, 08:14:36
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Eliezère und Melville - Aussprache

Autor Thema: Eliezère und Melville - Aussprache  (Gelesen 50557 mal)

Offline Makkharezz

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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #90 am: 06. März 2010, 17:42:43 »
Eben war er noch bereit, es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen, aber nun wird Melville auf einmal ganz kleinmütig. "Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, und ich gebe zu, dass ich gestern wohl ein ziemIich erbärmliches Bild abgegeben habe. Trotzdem hatte ich gehofft, du wärest zuversichtlicher, dass ich mein Leben meistern werde." Ein trauriges Lächeln gleitet über sein Gesicht. "Oft habe ich früher deinen Rat missachtet, manchmal auch aus reinem Trotz die gegenteilige Ansicht vertreten, aber ob du es glaubst oder nicht, ich habe immer große Stücke auf deine Meinung gegeben. Wenn du kein Vertrauen in meine Fähigkeiten hast, wie soll ich dann noch an mich selbst glauben?" Bei diesem letzten Satz klingt Verzweiflung aus jeder Silbe, und es wirkt, als sei Melville selbst geschockt von seiner Aussage, als sei sie ihm selbst erst in dieser Sekunde bewusst geworden.

Sofort sind ihm aber seine Worte peinlich, und schon werden seine Ohren rot wie Leuchtfeuer. Mit einem Ruck wendet er den Blick ab und bringt mit erzwungenem Tatendrang hervor. "Was soll's, Jammern bringt uns auch nicht voran. Ich mach mich auf den Weg zu Toben." Schon springt er auf und reißt dabei fast das Tablett vom Tisch, das er gerade noch mit der Hand zurückschieben kann.
« Letzte Änderung: 07. März 2010, 17:39:12 von Makkharezz »
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Offline Chacota

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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #91 am: 07. März 2010, 23:32:46 »
"Setz dich." Der Ton läßt kaum Spielraum. "Bitte“, fügt er dann hinzu, etwas weicher, "Toben erwartet dich nicht vor Mittag."
Er wartet, bis Melville ihn zumindest wieder ansieht, dann spricht er weiter. "Dein Temperament steht dir einmal wieder im Weg. Nie habe ich angezweifelt, dass du den Aufgaben, die dir übertragen wurden, nicht gewachsen wärst. Meine Sorge gilt einzig deiner Seele. Was immer geschehen wird, du wirst dich immer fragen, ob du nicht, hättest du dich nur mehr bemüht, den Verlauf hättest ändern können.“
Sein Blick wird noch etwas milder. „Schon als kleiner Junge bist du immer vorangestürmt, voll ernster Überzeugung und stolzem Blick, aber wenn die Befreiung der gefangenen Holzritter misslang, dann warst du nicht zu trösten in deinem Gram und keinem Trost zugänglich. Und nichts anderes wollte ich mit meinen ungeschickten Worten sagen. Du wirst all dein Herzblut geben, du wirst gewinnen, auch wenn es ausserhalb des Machbaren liegt. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich alleine darauf bin. Aber ich kann, bei allem Stolz, nicht verhindern, dass ich Angst habe vor dem Leid, welches dir angetan werden könnte.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #92 am: 08. März 2010, 14:07:56 »
Zunächst kriegt Melville keinen Ton heraus, und als er die Faust vor den Mund hält und sich geräuschvoll räuspert, kann er damit nur schlecht überspielen, dass seine Augen feucht geworden sind. Erst als er seine Fassung wieder gefunden hat, traut er sich eine Antwort zu.

"Dann fehlt dir vielleicht das Vertrauen in die Götter?", fragt er behutsam. "Möglicherweise sehe ich das einfach ein bisschen anders: Ich kann damit leben, dass mein Weg schwierig und gefährlich ist, denn mir wurde die Chance gegeben, etwas Großes zu leisten. Du hast doch selbst immer gesagt, wenn man etwas vollbringt, das keine Mühe gekostet hat, dann ist es auch nicht viel wert. Ich kann nur darauf bauen, dass die Götter sehr genau meine Grenzen kennen, aber auch meine Möglichkeiten, und dass sie mir in jeder Lage zur Seite stehen. Sicherlich hat die Hohepriesterin mir so großzügige Gaben beschert, weil sie sieht, wie schwierig meine Situation ist. Aber sieh es einmal so: bevor ich bei ihr gewesen bin, hatte ich keine Ahnung, wie ich meinen Ängsten entgegen wirken konnte. Nun ist das anders, meine Probleme sind vielleicht nicht aus der Welt geschafft, aber es fällt mir nun sehr viel leichter, mich ihnen zu stellen."

Fast hat er zu seinem Vater gesprochen, wie zu seinen kleinen Geschwistern, wenn sie über irgend etwas beunruhigt waren. Und nun legt er ihm noch die Hand auf die Schulter, wie um ihn zu trösten. "Natürlich hast du Recht: meine Seele hat schon ein paar ordentliche Schrammen abbekommen, und es macht mir Angst, so etwas wieder zu erleben. Aber ich bin hart im Nehmen, glaub mir, und wenn der Einsatz sich lohnt, lässt sich auch der eine oder andere Tiefschlag ganz gut wegstecken." Das sagt er mit fester Stimme, und nur weil Eliezère ihn so gut kennt, merkt er, dass diese Selbstsicherheit nicht ganz so groß ist, wie Melville ihn glauben machen will.

"Ich habe nur nicht daran gedacht, wie ungewohnt das für dich sein muss: Bisher warst du immer derjenige, der in die Schlacht gezogen ist, und wir anderen mussten zurückbleiben und auf gute Nachrichten warten. Ich weiß, wie schwer das ist. Aber du weißt ebenso gut wie ich, dass das nunmal zu meiner Berufung dazu gehört."
« Letzte Änderung: 08. März 2010, 14:09:32 von Makkharezz »
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #93 am: 09. März 2010, 17:15:58 »
Als Melville ihm die Hand auf die Schulter legt fasst Eliezère diese und drückt sie, es ist kein Zittern zu spüren, aber es scheint, er wolle seine Hand für immer dort lassen, wie um seinen Sohn festzuhalten.
Lange sieht er Melville an bis er sich zu einer Antwort durchringen kann. „Ich zweifele nicht an der Macht der Götter, aber meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Götter uns lieben, wenn jedoch eine Aufgabe getan werden muss, dann müssen wir den Preis dafür zahlen.“ Er zögert, dann fügt er leiser hinzu. „Meine Liebe zu dir wirkt tiefer als die Liebe zu ihnen, ich habe Angst um dich, weil die Götter dich auserwählt haben. Sollte der Sieg auch noch so süß sein, der Preis, dich zu verlieren, ist mir zu hoch.“
Nach dieser Beichte setzt sich Eliezère hin, er sieht Melville als warte er auf dessen Urteil über seine Person.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #94 am: 09. März 2010, 22:31:49 »
Nun ist Melville vollkommen ratlos. Es ist ihm unheimlich, seinen Vater so verzweifelt zu sehen, denn es passt so gar nicht zu dem Elizière, den er kennt, der jede Lebenslage souverän meistert. "Ich kann deine Sichtweise verstehen, aber du Du musst zugeben, die meisten Ritter setzen ebenfalls immer wieder ihr Leben aufs Spiel, auch ohne besonderen göttlichen Einfluss", gibt er zu bedenken. Obwohl er das Gefühl hat, mit Argumenten wenig zu bewirken, versucht er weiter, die positiven Seiten hervorzukehren. "Du darfst auch nicht unterschätzen, wieviel Hilfe ich habe, um diese Aufgaben zu bewältigen. Fé Gra hat selbst gesagt, dass Asha mich schützt und an meiner Seite ist. Außerdem muss ich ja nicht allein mit den Gefahren fertig werden, sondern gehe sie gemeinsam mit meinen Freunde an, die inzwischen sehr mächtige Fähigkeiten entwickelt haben."

Mit einer Geste der Hilflosigkeit gibt er seine Bemühungen auf und sagt burschikos: "Komm schon, du weißt doch genau, dass ich viel zu dickköpfig bin, mich einfach so von irgendwelchen Bösewichten unterkriegen zu lassen. Also mach dir nicht so viele Gedanken, sonst machst du dich durch die viele Grübelei nur verrückt und kannst irgendwann gar nicht mehr klar sehen." Ein schelmisches Augenzwinkern. "Liegt wohl in der Familie..."
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #95 am: 11. März 2010, 13:35:23 »
Ein leises Lächeln schiebt sich über Eliezères Gesicht, aber der kurze Verdacht, sein Vater habe seine Hilflosigkeit lediglich vorgetäuscht um Melville zu stärken, verblasst schnell als Eliezère ihm antwortet: „Wir sind eine Familie der Taten, darum habe ich Fé Gra und Toben mit hinzu gezogen. Und trotzdem juckt es mich in den Fingern, irgendetwas zu tun.“ Bei seinen letzten Worten wird sein Blick wieder entschlossener.
„Wissen deine Freunde um alle Vorkomnisse? Ihnen vertraue ich, aber verzeih mir, wenn ich über den Mann, der diese seltame Bindung knüpfte, Informationen einholen werde. Das ist meine Pflicht als Ordensritter.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #96 am: 12. März 2010, 22:35:52 »
Fest krallt Melville seine Hände ineinander, als müsste er damit sein Temperament festhalten. "Ich habe mich dir anvertraut, um dich einzubeziehen und um deinen Rat zu bitten. Aber ich habe mich nicht an einen Ordensbruder gewandt, sondern an meinen Vater, und das in der Annahme, dass diese Dinge unter uns bleiben. Was den Orden angeht, regele ich meine Angelegenheiten schon selbst, und wenn es notwendig ist, diese Informationen weiterzugeben, dann ist es meine Pflicht, nicht deine. Ich möchte nicht, dass du Erkundigungen einholst oder sonst irgend etwas unternimmst." Er ist bereit, seinen Standpunkt zu verteidigen, das ist ihm klar anzusehen. Trotzdem legt er keinen großen Wert auf eine Konfrontation. "Um dich zu beruhigen: der Baumeister weiß selbst ganz gut über Chacota Bescheid, und er behält ihn im Auge. Es ist also nicht erforderlich, dass du tätig wirst." Er hat sich um ein ruhiges und souveränes Auftreten bemüht, doch nun beginnen die Emotionen durchzusickern. "Glaubst du denn, ich wüsste nicht, wie sehr du helfen möchtest? Aber es bringt mich nicht voran, wenn du dich in mein Leben einmischt und mir die Dinge aus der Hand nimmst. Eben gerade noch hast du mir versichert, dass du Vertrauen in mich hast. Nun beweis es auch: versprich mir, dass du nichts weiter unternehmen wirst!"

Fest sieht er Eliezère an, und als er dessen Gesichtsausdruck sieht, werden seine Worte warm und herzlich. "Erkennst  du denn nicht, wie viel du bereits beigetragen hast? Konnte ich dir nicht begreiflich machen, wie wertvoll das Gespräch mit Fé Gra gewesen ist, das du mir vermittelt hast? Aber die allergrößte Hilfe sind dein Vertrauen und deine Unterstützung.  Du brauchst keinesswegs das Gefühl zu haben, du müsstest noch mehr tun."
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #97 am: 24. März 2010, 11:37:27 »
Einen Moment lang hat es den Anschein als wolle Eliezère widersprechen, doch er reisst sich sichtlich zusammen und erwidert: „Ich verspreche dir, zuerst Rücksprache mit dir zu halten, wenn meine Zweifel zu stark werden. Vorerst werde ich deinem Urteil vertrauen, denn der Baumeister verfolgt seinen eigenen Ziele, die zwar dem Wohle der Stadt dienen mögen, aber nicht unbedingt dem einzelnen Ritter.“ Er schluckt bei diesem Geständnis, dann sieht er Melville liebevoll an und fügt hinzu: „Welche Unterstützung kann ich dir noch geben?“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #98 am: 24. März 2010, 17:51:34 »
Melville hatte den Atem angehalten und lässt nun sichtlich erleichtert die Luft entweichen. Er versucht auch gar nicht zu verhehlen, wie froh er ist, sich in dieser Frage durchgesetzt zu haben. Dennoch muss er seinem Vater recht geben: „Das ist mir auch schon aufgefallen, und ich gebe zu, dem Bild, das ich vor einem Jahr über den Orden hatte, musste ich schon einen kräftigen Neuanstrich verpassen. Allerdings habe ich am eigenen Leib erfahren, welche Kompromisse manchmal nötig sind, um einem höheren Zweck Rechnung zu tragen. Solange ich selbst solche Wege beschreite, kann ich es dem Baumeister also schwerlich vorwerfen. Es mag mir nicht alles gefallen, was er entscheidet, aber ich habe dem Orden Treue geschworen, und meine Hingabe an den Stab ist heute noch genauso stark wie am Tag, als ich den Ritterschlag empfangen habe. Das kannst du verstehen, oder? Ich nehme an, du wirst in all den Jahren vielleicht auch das eine oder andere Mal mit dem Verfahren der Führungsspitze gehadert haben, und trotzdem hast du einen großen Teil deines Lebens in den Dienst des Stabes gestellt.“

Als Eliezère nicht gleich etwas einwirft, beantwortet Melville gleich noch seine Frage: „Ich bin froh, dass du nun über alles Bescheid weißt. Wenn ich auch nicht möchte, dass du zu meinen Gunsten etwas unternimmst, kannst du aber deine Augen und Ohren offen halten und vielleicht etwas aufschnappen, das mir von Nutzen sein könnte.“ Auf einmal fällt ihm ein, um was er seinen Vater dringend bitten will, und er weiß nicht genau, wie er seinen Wunsch am besten verpacken soll. Um Zeit zu gewinnen, gibt er sich nachdenklich „Es gäbe da noch etwas, das du tun könntest, …etwas, das ein weng handfester ist.“

Er beugt er sich vor und beginnt eifrig zu erklären: „Ich bin deiner Meinung, dass der Orden mir für meine Mission Unterstützung gewähren sollte, wenn ich in ein paar Monaten nach Xpoch reise. Ich werde auch versuchen, sie anzufordern, aber ich bin nicht sicher, ob meinem Gesuch entsprochen wird. Falls nicht, würde ich gern auf dich zurückgreifen, wenn ich darf. Ich weiß noch nicht recht, wie ich diese Aufgabe angehen soll, aber eins ist klar: In Xpoch kann ich nur dann etwas erreichen, wenn ich nach ihren Regeln spiele. Dafür brauche ich Geld – viel Geld. Um Informationen zu bekommen, Bestechungsgelder zu bezahlen, illegale Dienstleistungen einzukaufen... Vielleicht finde ich zum Beispiel jemanden der mich für Geld in ein Gebäude des Handordens schmuggeln kann, oder ich kaufe einen magischen Gegenstand, mit dem ich mir unbemerkt Zugang verschaffen kann, oder…, oder sonst irgendetwas Schlaues, das mir jetzt nicht einfällt. Das alles wird bestimmt ein Vermög!
 en kosten. Ich bitte dich nicht gern um Geld, aber wenn du fragst, wie du mir helfen kannst, ist das meine Antwort.“

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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #99 am: 25. März 2010, 12:42:53 »
Verbitterung zeigt sich nun auf Eliezères Zügen. „Da es meine Pflicht gewesen wäre, diese Gefahr nicht auf die nächste Generation kommen zu lassen steht dir jede Unterstützung zu, die ich dir gewähren kann. Ich weiss nicht, warum die Götter dir auch noch diese Bürde auferlegen, aber es muss wahrlich eine große Aufgabe sein, die sie dir anvertrauen wollen, dass sie dir vorher solche Proben abverlangen.“ Er schiebt, sichtlich noch unter dem Eindruck der letzten Stunden, die Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her, dann reibt er sich die Augen. „Ich denke, ich werde über Mittag nach Hause gehen und einen Mittagsschlaf halten, dich erwartet Toben in einer knappen halben Stunde. Du wirst ihn im Haus der Connecio finden*.

*Das Haus gehört dem Orden und liegt, etwas verborgen, zwischen dem Gericht und dem neuen Stadtgefängnis nördlich des Marktes.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #100 am: 25. März 2010, 18:10:52 »
Das mag Melville so nicht im Raum stehen lassen und fühlt sich verpflichtet, ein bisschen Zuversicht zu verbreiten. "Ach, Vater, du musst doch nicht mit den Göttern hadern. Du hast doch wahrlich über die Jahre deinen Teil beigetragen und auch genug Opfer gebracht. Jetzt können wir beide uns gemeinsam um Euth verdient machen, jeder auf seine Weise, das ist doch großartig! Gönnst du mir denn nicht die Chance, mir schon so früh meine Sporen zu verdienen?" Es ist eher eine rhetorische Frage, kein Vorwurf. Weiter bemüht er sich um einen optimistischen Klang und wird sogar ein bisschen übermütig: " Oder sieh es meinetwegen als ausgleichende Gerechtigkeit. Es war bestimmt kein Zuckerschlecken, mich groß zu bekommen, und nachdem du meinetwegen so viele graue Haare bekommen hast, ist es doch nur recht und billig, wenn ich dir dafür ein bisschen von deiner Last abnehmen kann, denkst du nicht?"

Er steht schon auf, um das Büro zu verlassen, beobachtet aber schon noch, ob seine Worte wenigstens ein bisschen Wirkung zeigen.

[Wenn Eliezère nichts Weltbewegendes mehr erwidert, macht Mel sich auf den Weg zu Toben.]
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #101 am: 27. März 2010, 19:38:59 »
Zum zweiten Mal an diesem Tag überquert Melville den großen Marktplatz und trotz der vielen Menschen und des Gedränges zwischen den Marktständen hat er das Gefühl, beobachtet zu werden, doch so oft er sich auch umschaut, es ist niemand zu erkennen, der ihm Aufmerksamkeit zu schenken scheint. Schließlich gibt er auf und biegt in die Straße des Rechts ein und steht kurz darauf vor dem unscheinbaren Haus der Connecio. Er klopft und ihm öffnet eine Bedienstete, zwar in der Kleidung einer Angestellten, doch ihre Haltung und ihr wachsamer Blick weisen sie für Melville als nicht unerfahrene Kämpferin aus. „Seid ihr Herr de Bonacieux? Tretet ein, Herr Charon erwartet euch.“
Sie führt Melville durch einen kleinen Flur in einen überraschend großen, hellen, gemütlich eingerichteten Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch steht, die Stühle alle zu dem großen, auf den Garten zeigenden Fenster ausgerichtet. Toben erhebt sich, als die Tür geöffnet wird, er gibt Melville nicht die Hand, sagt aber in freundlichem Tonfall: „Bitte setz dich.“
Er ist ein großer, schlanker Mann mit kurzem, blonden Haar, der erstaunlich jung wirkt, jedoch weiss Melville, dass er schon viele Jahre für den Orden arbeitet. Er wartet, bis Melville sich gesetzt hat, dann zieht er seine Stuhl neben den seinen und sieht zum Fenster hinaus. „Ich möchte zunächst ganz kurz die Fakten des Problems von dir hören ehe ich überprüfe, inwieweit sie mit den Tatsachen, die in deinem Kopf existieren, übereinstimmen. Bitte, nur das Wesentliche. Für dich das Wesentliche.“ Er lächelt ihm aufmunternd zu, dann sieht er wieder hinaus.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #102 am: 28. März 2010, 16:33:17 »
Nach einer höflichen Begrüßung folgt Melville der Aufforderung, allerdings mit sichtlichem Unbehagen. Es ist ihm unheimlich, dass Toben vermutlich irgendwie in seinen Kopf schauen kann, und eine Sekunde gerät er ihn Panik wegen dieser Situation, über die er einfach keine Kontrolle hat. Aber dann wird ihm klar, dass er seine Geschichte nun schon zwei Personen offen gelegt hat, und dass es albern ist, nun noch Geheimnisse bewahren zu wollen. Also versucht er sich zu entspannen und beschreibt kurz, worum es geht.

Dieses Mal macht sich keine großen Gedanken um seine Wortwahl, denn er ahnt, dass Toben seine Informationen sowieso aus anderen Quellen beziehen wird. "Mein Vater hat mir geraten herzukommen, um zu prüfen, ob mein Geist frei von fremden Einflüssen ist. Es gab einige Vorfälle, in denen jemand im Geist zu mir gesprochen hat. Meiner Einschätzung nach handelte es sich ein oder zweimal um göttliche Botschaften, bei anderer Gelegenheit aber auch durch die Einflüsterungen eines Dämons, dann aber auch wieder um die Worte eines Freundes, der eine Art von Verbindung zwischen uns beiden geschaffen hat..." Er verstummt, dann meint er verlegen "Es ist vieles passiert, ziemlich Ungewöhnliches..." Er entscheidet sich dafür, erst einmal zu schweigen und es Toben zu überlassen weiter nachzufragen.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #103 am: 30. März 2010, 12:52:14 »
Toben lacht kurz und in diesem Lachen steckt so viel Selbstvertrauern, dass Melville das Gefühl hat, sein Gegenüber sei der Situation tatsächlich gewachsen. „Etwas langsamer bitte. Götter, Dämonen und ein normaler Mensch haben Zugriff auf deinen Geist?“ Er stoppt, scheint kurz in sich horchen und spricht dann weiter: „Ja, das ist das, was du tatsächlich glaubst. Wenn diese Wesen keine bleibenden Veränderungen in dir hinterlassen haben, kann ich dazu nicht mehr sagen. Aber ich kann überprüfen, ob du frei über deinen Geist verfügen kannst oder ob jemand tatsächlich Einfluss auf dich nehmen kann, weil er einen Teil von dir beherrscht. Es ist keine angenehme Erfahrung, wenn jemand deinen Geist durchsucht. Gibt es einen Bereich deiner Vergangenheit oder deines Wissens, den ich ausser Acht lassen soll? Dann wäre allerdings der Verdacht nicht vollends auszuräumen. Du weißt, dass kein Wissen, dass ich auf diese Weise erhalte, es sei denn über einen Mord oder den Verrat am Orden, diesen Raum verlassen wird?“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #104 am: 30. März 2010, 18:43:05 »
In einer großen Geste breitet Melville die Arme aus und erwidert kratzbürstig: "Bitte sehr, schaut Euch nur überall ganz genau um, dann könnt Ihr Euch selbst davon überzeugen, was in Wirklichkeit passiert ist, und was ich nur fantasiert habe." Sein Ärger beruht nur zum Teil auf den Zweifeln, die Toben geäußert hat. Er kann nicht gut verbergen,dass er Angst hat - vor der Untersuchung an sich ebenso wie vor dem möglichen Ergebnis.

Als müsste er sich selbst überzeugen, erklärt er: "Es macht nur Sinn, wenn wir ganz sicher sein können. Das bin ich dem Orden schuldig, ebenso wie meiner Familie und meinen Freunden."

Ihm ist nicht danach, noch lange zu diskutieren. Schnell schließt er die Augen und konzentriert sich darauf, möglichst ruhig weiter zu atmen. Trotzdem kann man förmlich zusehen, wie sich seine Nackenmuskeln verspannen.
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