Skeyfare

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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Eliezère und Melville - Aussprache

Autor Thema: Eliezère und Melville - Aussprache  (Gelesen 47901 mal)

Offline Makkharezz

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Eliezère und Melville - Aussprache
« am: 11. November 2009, 19:13:48 »
09. Juli 1528

Unentschlossen steht Melville vor dem Büro seines Vaters. Er hat in den vergangenen zwei Wochen mehr als genug zu tun gehabt und konnte Eliezère ganz gut aus dem Weg gehen - oder zumindest verhindern, ihm allein zu begegnen. Aber das schlechte Gewissen lässt ihm heute abend keine Ruhe. Es ist vereinbart, dass sie beide sich gemeinsam um einen neuen Leibwächter kümmern, und bei dem Gedanken daran, was Luas seiner Familie antun könnte, zieht sich sein Magen krampfhaft zusammen.

Bevor er die Hand heben kann um zu klopfen, öffnet sich die Tür und sein Vater steht vor ihm. Beide sind überrumpelt, starren sich einen Augenblick an, bevor Melville den Blick abwendet. Dann nimmt er seinen Mut zusammen und schaut wieder auf. „Ich wollte dich fragen, ob du dich schon wegen eines Leibwächters erkundigt hast.“ Schnell, bevor ihn der Mut verlässt, spricht er weiter. „Wir könnten in ein Gasthaus gehen, wo wir uns in Ruhe unterhalten können. Ich lade dich auf ein Bier ein“ Wie auf ein Stichwort hört man ein vielstimmiges Gejohle, dann toben Ophelia und die drei Jungs durch den Flur. Sie entdecken die beiden Männer, machen auf dem Absatz kehrt und verschwinden kichernd um die Ecke. Melville schaut ihnen hinterher, wendet sich wieder Eliezère zu und beißt sich nervös auf die Lippe.
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Offline Chacota

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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #1 am: 11. November 2009, 19:59:32 »
Eliezère läßt sich durch den Lärm der vier Kinder nicht irritieren, er blickt seinen Ältesten an und erwidert ruhig. „Gut, dass ich dich antreffe, ich habe Erkundigungen eingeholt und einige Namen bekommen. Nun möchte ich mit dir zusammen eine Auswahl treffen.“ Melville kennt diesen Blick von seinem Vater, die gleichmütige Fassade zeugt von seiner Beherrschtheit, der Unterton zeigt Melville jedoch nur zu deutlich, dass sein Vater nicht nur über die Auswahl des neuen Leibwächters zu sprechen gedenkt. Daher ist es etwas überraschend, dass er mit einem Nicken Melvilles Vorschlag zustimmt, das Haus zu verlassen.
Es dauert einige Zeit, bis der sanfte Zelter Elizères gesattelt ist und die beiden durch die an diesem lauen Sommerabend noch vollen Straßen von Alt-Euth traben. Melvilles Vater lenkt sein Tier über die Allee der Götter bis zum „Steinernen Drachen“, dem vielleicht teuersten Gasthaus in Euth, direkt an der Rampe zur Burg gelegen hat man vom Fenster der Gaststube einen atemberaubenden Blick auf die Glaskuppel des Tempels, die nun, mit fortschreitender Dämmerung, in das unwirkliche Licht 1000er Kerzen getaucht wird.
Er seufzt kurz, dann reisst er seinen Blick los und blickt Melville abschätzend an, dann lächelt er. „Ich denke, dein Gehalt reicht aus, Chabela schenkt einen der besten Weine in Euth aus.“ Er winkt der Wirtin, bestellt sich eine Karaffe Burgundergold und schiebt seinem Sohn die Speisekarte zu ehe er ihn wieder aufmerksam ansieht. „Du hast dich rar gemacht in den letzten Tagen.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #2 am: 12. November 2009, 05:29:04 »
„Ich hatte viel um die Ohren“, antwortet er ausweichend, „die Wachdienste, und... ach, hundert andere Dinge.“ Eigentlich hofft er, damit das Thema vom Tisch zu bekommen, aber dann kann er sich doch nicht beherrschen und schiebt halblaut hinterher: „War vielleicht auch besser so.“ Er lässt die Speisekarte unbeachtet liegen und begnügt sich mit einem Wein.   
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #3 am: 12. November 2009, 10:34:41 »
Eliezère wartet, bis der Wein vor ihnen steht und sie wieder ungestört sind. Mit einem kurzen Nicken meint er: „Ich denke, wir sollten uns über einiges klar werden ehe wir uns um die neue Leibwache kümmern. Deine langen Reisen haben dieses Gespräch einerseits verhindert, andererseits auch erst notwendig werden lassen. Du bist an deinen Aufgaben gewachsen, schneller als ich es erwartet hatte. Ich nehme an, dass du auf deinen Missionen mit vielen Kreaturen seltsame Übereinkünfte getroffen hast. Mit vielen deiner Entscheidungen wäre ich wohl nicht einverstanden, doch es gehört dazu, dass man es akzeptiert, wenn man seine Söhne in die Welt entläßt.“
Er holt Luft und seine Stimme wird noch bestimmter. „Aber hier in Euth gelten andere Regeln, denn du bist hier nicht nur dir und deinen Freunden verpflichtet, sondern auch der Familie, ihren Mitgliedern und ihrem Ruf.“ Er macht eine Pause und sieht Melville an, auf Widerspruch oder Bestätigung wartend.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #4 am: 12. November 2009, 16:11:00 »
„Das weiß ich auch“, erwidert Melville in einem widerborstigen Tonfall, „schließlich bekomme ich das von Kindesbeinen an bei jeder passenden Gelegenheit zu hören.“ Schon bevor er die Reaktion seines Vaters sieht, ist ihm klar, dass er zu weit gegangen ist. Mühsam zwingt er sich zur Ruhe und versucht, die Situation zu retten.

„Glaub mir, ich bin mir bewusst, wie sehr ich der Familie schaden kann, wenn… gewisse Dinge bekannt würden, und ich gebe mir die größte Mühe das zu verhindern. Wirklich.“ Sein Blick sucht um Verständnis nach. „Aber du kannst dir nicht vorstellen, wieviel Verantwortung ich zu tragen habe, wie schwierig es ist, allen Pflichten gerecht zu werden und dabei auch noch den Überblick zu behalten, was man wem gegenüber offenbaren kann und was geheim zu bleiben hat.“ Hilflos sucht er nach Worten, die sein Dilemma ausdrücken können, aber alles was ihm noch einfällt ist: „Es ist zum Verrücktwerden!“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #5 am: 12. November 2009, 20:20:25 »
Und die Reaktion Eliezères kommt prompt, er presst die Lippen aufeinander und entgegnet: „Du hattest schon früher Probleme, dich deinem Stand angemessen zu verhalten. Aber es ist etwas anderes, ob ein Jüngling Abenteurer werden möchte oder ein junger Mann so offen gegen die Gesetze handelt.“ Dann bemerkt er, dass Melville bereit ist, seine Worte zu erklären und verstummt.
Eliezère hört seinem Sohn erneut aufmerksam zu, am Ende scheint er etwas besänftigt, ruhiger entgegnet er: „Ich weiss, dass die Werte, die wir dir vermittelt haben, fester Bestandteil deiner Weltanschauung geworden sind. Und dass all diese Missionen, auf die du mit deinen Freunden geschickt wirst, ein wenig früh, für meinen Geschmack zu früh, von dir verlangen, Entscheidungen zu treffen und Stellung zu beziehen. Und dass du nur wenige Menschen hast, die du um Rat fragen kannst.“ Hier klingt seine Enttäuschung durch, die er jedoch rasch überspielt.
„Gerade deshalb möchte ich dich warnen, du bist jung und das eine oder andere Wort mag in deinen Ohren noch plausibel klingen, doch nicht umsonst gibt es dieses Bannurteil. Wahre Abstand und lass es nicht zu, dass dein Name irgendwann mit solchen Abtrünnigen in einem Atemzug genannt wird.“
Melville spürt, wie das Thema seinen Vater aufwühlt, nach seinen Worten muss Eliezère erst einmal tief Luft holen.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #6 am: 13. November 2009, 05:03:30 »
Melville überlegt sich seine Worte sehr genau und sagt dann vorsichtig. „Noch vor einem Jahr hätte ich dir zugestimmt. Und vielleicht hätte ich mich damals tatsächlich  von dem Charme eines abenteuerlustigen Taugenichts einwickeln lasse. Aber das ist es nicht.“ Er holt tief Luft, bevor er erklärt: „Du kannst dir denken, dass...Leute wie ich für die Aufträge eingesetzt werden, die ein Ritter aufgrund des Ethos nicht guten Gewissens ausführen könnte. Für mich bedeutet das, ich diene den Göttern ebenso wie ein Ritter, und ich kann Gutes für die Gemeinschaft tun. Aber es bedeutet auch, dass ich manchmal Bündnisse eingehen muss, vor denen du zurückschrecken würdest. Dass ich mir nicht immer den Luxus leisten kann, die Gesetze bis auf das Komma genau zu befolgen.“ Ein trauriges Lächeln liegt auf seinen Lippen. „Die Götter haben mich in ihren Dienst gerufen, und ich folge diesem Ruf mit Stolz. Aber du hast keine Ahnung, welchen Preis ich dafür zahlen muss.“

Schwer hängen die Worte zwischen ihnen. Dann drückt Melville kurz die Hand seines Vaters. „Gerade deshalb wünsche ich mir, ich könnte dir alles erzählen, könnte dich um Rat fragen, oder mir wenigstens alles von der Seele reden. Aber ich bin an meinen Eid gebunden.“ Er ringt mit sich, ob er die nächsten Worte sagen soll, zögert lange und meint dann: „Einige Dinge fallen nicht unter diese Schweigepflicht, aber weißt du... Ich bin nicht der einzige, der eine Bürde zu schultern hat. Du hast genug andere Sorgen, und ich sehe doch, wie du reagierst, wenn mir mal etwas entschlüpft.“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, es ist schon gut so. Ich komme schon klar, und du musst dir um mich keine Gedanken machen.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #7 am: 13. November 2009, 10:44:56 »
Elizères Blick erlaubt kein Ausweichen. „Noch bin ich das Familienoberhaupt und ehe du mir meine Verantwortung abnehmen musst wird - so es die Götter wollen – noch einige Zeit verstreichen. Und natürlich mache ich mir Gedanken, wie es dir dort draussen ergeht. Ich bin stolz, dass die Götter dir soviel Kraft gegeben haben, eine so schwierige Aufgabe zu meistern, aber sie gaben dir unseren Namen und damit unsere Bindung des Blutes. Du bist mein Sohn. Und da du nicht um Rat fragen darfst sehe ich es als meine Pflicht, dich zu beraten, auch wenn du glaubst, alle Entscheidungen alleine treffen zu müssen.“
Er holt Luft, ist aber offensichtlich noch nicht fertig. „Und es geht mir nicht darum, dass dir etwas in meiner Gegenwart „entschlüpft“, diese Stadt hat 1000 Augen und Ohren und ich wiederhole meine Warnung: solche Dinge bleiben auf Dauer nicht geheim. Halte dich fern, willst du vermeiden, dass andere über dich ein Urteil fällen. Sei es gerecht oder vorschnell.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #8 am: 13. November 2009, 16:49:10 »
„Wenn das so einfach wäre...“ antwortet Melville leise. Wieder legt er sich sorgsam die Worte zurecht „Denk nicht, dass ich deine Warnung nicht ernst nehme. Und schon gar nicht meine Pflichten unserer Familie gegenüber. Dieser Brief…“ Er schüttelt den Kopf. „Ich hatte mich gefreut, für ein paar Tage einfach mal meine Verantwortung zu vergessen und ein bisschen auszuspannen. Das war wohl ein Fehler.“

Er nimmt einen tiefen Zug aus seinem Becher, bevor er den Mut zu der folgenden Aussage findet. „Was du allerdings jetzt von mir erwartest, kann ich nicht tun. Denn ich habe …anderslautende Weisungen. Ich kann nur versuchen, noch vorsichtiger zu sein, aber das ist auch schon alles. Es tut mir leid.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #9 am: 13. November 2009, 21:31:51 »
Eliezère scheint die Bemühungen Melvilles um ein ruhiges Gespräch zu begrüßen, trotzdem klingen seine ersten Worte noch sehr eindringlich. „Ich muss es akzeptieren, dass dein Weg dich zwingt solche Kontakte aufrecht zu erhalten. Aber es ist etwas anderes, in unserem Hause einen solchen Namen mit der Verbindung Freund zu benutzen. Fabius und Ophelia sind in einem Alter, in dem sie ihre eigenen Schlüsse ziehen und ich möchte nicht, dass sie es als natürlich oder auch nur als akzeptabel erachten, solche Bekanntschaften öffentlich zu machen. Ich begrüße es, dass es dir und deinen Freunden bis jetzt gelungen ist, eure Aufgaben den Kindern gegenüber vage genug zu halten. Doch es wird nur allzu bald die Zeit kommen, wo sie dich genauer fragen, was du tust. Schon jetzt bist du für Sophie und Fabius ein Vorbild und ich möchte nicht an der Tür lauchen müssen, wenn du ihnen erzählst, was du tust.“ Die letzten Worte mild, mit einem fast zärtlichen Unterton, doch Melville kennt seinen Vater gut genug um zu wissen, welcher Ernst noch immer in ihnen steckt.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #10 am: 14. November 2009, 05:03:30 »
Obwohl die Schärfe aus Eliezères Worten verschwunden ist, treffen seine Worte Melville. „Statt an der Tür zu lauschen könntest du dich auch einfach dafür entscheiden, mir ein bisschen zu vertrauen“, erwidert er, und seine Enttäuschung ist offensichtlich.

„Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, und bei all den Namen, Orten und Erlebnissen, die in meinem Kopf durcheinander wirbeln, kann ich auch nicht garantieren, dass mir nicht wieder einmal irgendwas herausrutscht. Ich habe sowieso nie verstanden, warum gerade ich für solch eine Aufgabe erwählt wurde, bei der man seine Gedanken in jeder Sekunde beieinander halten muss. Die Götter wissen, dass meine Stärken nun wirklich anderswo liegen. Aber so ist es eben, und ich tue mein Bestes.“ Tapfer hat er bis hierher den Augenkontakt gehalten, aber jetzt hält er es nicht mehr aus und senkt den Blick. „Das reicht vielleicht nicht, um deine Erwartungen zu erfüllen. Hat es nie.  Aber damit wirst du dich abfinden müssen.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #11 am: 14. November 2009, 18:06:24 »
Leidenschaftlich erwidert er: „Die Götter wissen, warum sie dich für diese Aufgabe erwählten. Asim sue ele.“ Melville kann es nur aus den Augenwinkeln sehen, aber sein Vater sieht ihn noch immer an, seine Stimme nun sanft. „Du hast mich nie enttäuscht. Meine Erwartungen waren hoch, das muss ich zugeben, aber doch nur, weil ich stets das Feuer Justinus’ in dir brennen sah, deines Urgroßvaters. Er war wie du nun bist, geneigt, anderer Leute Meinung gelten zu lassen und im rechten Augenblick die Axt zu nutzen, um für die Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen.“
Melville spürt, wie die Worte seinem Vater schwer fallen, er schluckt, dann spricht er mit belegter Stimme weiter. „Ich muss auch zugeben, dass ich mit der Entscheidung des Ordens gehadert habe, erst mein Besuch beim Stab gab mir den Frieden, den ich dringend benötige.“ Hier zwinkert er Melville tatsächlich zu, dann wird er schnell wieder ernst. „Aber im letzten Jahr hast du so gut wie keinen Monat am Stück in Euth verbracht und ich fürchte einfach, dass sich dort draussen viele Grundsätze ein wenig verschieben. Doch Euth ist neugierig und nachtragend, zwei Eigenschaften, die gefährlich werden können.“
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #12 am: 15. November 2009, 07:22:11 »
Verwundert schaut Melville auf, als Eliezère so offen seine Anerkennung ausspricht. Er ist  überrumpelt und in diesem Moment zu keiner Reaktion fähig. Schweigend hört er weiter zu, und am Ende verfinstert sich auch seine Miene wieder. „Verschieben ist noch harmlos ausgedrückt.“  Auch wenn ihm klar ist, dass er Öl ins Feuer gießt, kann er seine Worte nicht zurückhalten; sie sprudeln einfach aus ihm heraus. „Wenn du wüsstest, welche Schuld ich in dieser kurzen Zeit schon auf mich geladen habe, würdest du noch ganz anders reden. Ich glaube schon lange, dass mir damals diese Alternative nicht angeboten haben, weil man von meinen Tugenden überzeugt war. Im Gegenteil: Weil meine Werte eben nicht so festgefügt sind. Weil ich bereit bin, Kompromisse einzugehen, die andere nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten.“ Seine Hände sind zu einem Knäuel verknotet, und wie unter Zwang reibt er mit dem rechten Daumen über die linke Handinnenfläche, als könnte er allein dadurch Erlösung heraufbeschwören. „Stolz bin ich darauf wirklich nicht. Aber irgend jemand muss diese Arbeit machen.“

Nun wirkt er, als hätte dieses Geständnis ihm alle Kraft geraubt. Müde massiert er sich die Stirn. „Ich kann es dir nur noch einmal versichern: Ich bin mir der Konsequenzen sehr wohl bewusst. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, die Familie aus allem herauszuhalten und sie zu schützen. Also, können wir das Thema nun auf sich beruhen lassen?“
« Letzte Änderung: 15. November 2009, 16:28:06 von Makkharezz »
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #13 am: 22. Januar 2010, 20:23:00 »
Eliezère große Hand legt sich kurz auf die Schulter seines Sohnes ehe er sie wieder sinken läßt und seine Stimme klingt sanft als er erwidert: „Die Götter werden wissen, was du für sie und uns leistet, vertrau ihnen und ihrem Urteil. Oder hast du je das Gefühl gehabt, gegen ihren Willen zu handeln? Und nun ist es an der Zeit, dass ich dir meine Hilfe anbiete. Nicht unbedingt die des Vaters, aber vielleicht kann dir die ein oder andere Erfahrung, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe, doch helfen. Gibt es etwas, das dir nicht aus dem Sinn will?“ Melville spürt, wie ungewohnt die Worte für Eliezère sind, aber sie kommen aus tiefstem Herzen.
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Re:Eliezère und Melville - Aussprache
« Antwort #14 am: 22. Januar 2010, 22:44:49 »
Melville ist erleichtert, dass sein Vater ihn vom Haken lässt, und auch ein bisschen überrascht. Er war darauf eingestellt, sich weiter verteidigen zu müssen. Man kann deutlich sehen, wie nun die Spannung aus seinen Schultern weicht.

"Vieles", antwortet er mit einem dankbaren Lächeln. "Und das meiste hängt wohl mit dem göttlichen Vertrauen zusammen. Nur ist es nicht mein Vertrauen in die Götter, das mir Sorgen bereitet. Eher umgekehrt: sie setzen scheinbar großes Vertrauen in mich, und sobald ich darüber nachdenke, wird mir angst und bange." Tatsächlich wandert sein Blick schon bei dem Gedanken daran unruhig hin und her.

"Ich bin nicht sicher, ob man Glauben lernen kann, oder ob er einfach da ist. Aber ich würde gern etwas über deine Erfahrungen hören." Neugierig schaut er seinen Vater an. "Du hast eben deinen Besuch beim Stab erwähnt. Willst du mir erzählen, was dabei passiert ist? Wie du deinen Frieden wiedergefunden hast?"
« Letzte Änderung: 23. Januar 2010, 06:02:24 von Makkharezz »
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