Skeyfare

02. Juni 2023, 20:44:08
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Skeyfare » Andere Welten » Kalandria » Die Rückkehr des Königs » sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch

Autor Thema: sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch  (Gelesen 20636 mal)

Offline Laurentus

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Re:sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch
« Antwort #30 am: 15. Mai 2010, 10:24:16 »
Er nickt, steht auf und führt Dario durch die Vorhalle nach draußen. Dabei greift er sich einen dicken Pelzmantel und wirft Dario auch einen zu. Schnell und ohne großen Kommentar geht es die Rampe hinab, durch die Vorburg und zum Tor hinaus; der einzelne Wachmann öffnet euch den Riegel der Schlupftür auf ein Nicken des Alten.

Draußen seid ihr sofort in waldigem Hügelland, verlasst nach wenigen Metern die Straße und geht querfeldein, einem trockenen Bachbett folgend. Die Nacht ist klar und kalt mit leichtem Wind, einige Wolkenfetzen werden über die hell leuchtenden Sterne getrieben, der Mond ist eine schmale Sichel über dem östlichen Waldrand.

Nach einigen Minuten bleibt ihr stehen. Kurz und knapp wieder die Anweisung des Grafen: "So mein Junge, Stiefel ausziehen, Mantel ablegen, ich trage die Sachen."

Offline Dario

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Re:sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch
« Antwort #31 am: 15. Mai 2010, 21:58:00 »
Gespannt auf seine nächste Übung folgt Dario seinem Onkel in die Nacht hinaus. Er wirft einen Blick zum Himmel hinauf, aber noch spürt er nichts von der Kraft des Mondes. Nur die Aufregung beschleunigt seinen Puls, und er ist so ungestüm, dass er fast über den Eingang eines Kaninchenbaus stolpert, bevor er sich wieder fängt und rasch wieder zu Darmisch aufschließt.

Er schlüpft aus dem Mantel, zieht sich auf einem Bein balancierend die Stiefel aus und fröstelt ein wenig, als er die Fußsohlen auf den kalten Waldboden setzt. Erwartungsvoll schaut er den Grafen an.
Only the Phoenix rises and does not descend.
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Offline Laurentus

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Re:sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch
« Antwort #32 am: 18. Mai 2010, 23:09:30 »
"Gut. Und jetzt spür mit deinen Füßen den Boden."
Dario versucht es, so gut er kann. Zunächst mal ist es kalt und hart, mit kleinen Zweigen die pieksen.
"Atme die Nachtluft ein, tiefe Züge. Und schließ die Augen."
Es ist schon recht kühl. Dario fühlt sich aber eigentlich ganz normal.
"Folge mir jetzt vorsichtig, aber lass die Augen geschlossen dabei"
So geht es sehr langsam voran, durchs Unterholz des Waldes, über Stämme, durch eiskalte Bachläufe. Dario versucht nicht die Augen zu öffnen, was ihm zunächst sehr schwerfällt; doch irgendwann bekommt er ein bißchen mehr Sicherheit und gewöhnt sich an die Übung.
Die Wanderung zieht sich bestimmt über drei Stunden hin; merkwürdigerweise wird aber auch das Kältegefühl nicht stärker, es rückt sogar eher in den Hintergrund, je mehr Dario sich auf seine anderen Sinne verlassen muss.
Der Graf sagt die ganze Zeit über nichts, bis er dann endlich stehenbleibt und Dario anspricht: "So mein Junge, zeig zum Mond."

Offline Dario

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Re:sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch
« Antwort #33 am: 19. Mai 2010, 20:13:09 »
Dario stutzt, wendet sich mit geschlossenen Augen ein Stück nach links, dann nach rechts. Er hatte sich in den letzten Stunden so sehr darauf konzentriert, seinen Weg zu ertasten und die Geräusche und Gerüche des Waldes aufzunehmen, dass er nicht die geringste Ahnung hat, in welche Richtung sie gelaufen sind. Sofort nennt er sich stumm einen Narren, als ihm bewusst wird, dass er natürlich nicht um seinen Orientierungssinn geht, insgesamt nicht um geistige Fähigkeiten. Sondern nur darum, seine innere Verbindung zum Mond zu entdecken. Dennoch weiß er nicht, wie er das anfangen soll.

Mit einem Mal ergreifen ihn Erinnerungen, wie es sich angefühlt hat, mit dem Asert das Tal zu erspüren, wie sehr er sich der Natur verbunden gefühlt hat, wie intensiv er jedes Lebewesen und jede Pflanze wahrnehmen konnte. In diesem Moment wünscht er sich nichts sehnsüchtiger, als dieses Gefühl noch einmal zu erleben.

Nach und nach lassen diese Emotionen nach, und letztlich sieht Dario ein, dass er sich damit begnügen muss, was er nun mal ist. Er nimmt einen tiefen Atemzug, lässt die Luft wieder entweichen und stellt er sich vor, alles auszuatmen, das die Verbindung zu seiner werwölfischen Natur stören könnte. Angst, die Kontrolle an seine dunkle Seite zu verlieren, rationales Denken, einengende Konventionen. Langsam dreht er sich um die eigene Achse, den Kopf gesenkt, tief in sich versunken. Irgendwann bleibt er stehen und streckt zögernd den Arm schräg nach oben. „Da…?“
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Offline Laurentus

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Re:sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch
« Antwort #34 am: 19. Mai 2010, 22:14:27 »
Jetzt, wo Dario so über seine Zeit  mit dem Asert nachdenkt, hat er zumindest ansatzweise das Gefühl, dass er seine Umwelt etwas besser wahrnimmt als noch tags zuvor. Aber wo der Mond nun sein soll, nein, das spürt er wirklich nicht. Als er dann die Augen öffnet, liegt er auch tatsächlich gute 90° daneben .... obwohl, jetzt da er ihn sieht ..... meint er auch ihn zu spüren, meint, dass er ihn auch mit geschlossenen Augen hätte spüren können. In seine Überlegungen hinein meldet sich wieder der Graf.
"Gut, gut. Ich denke, dass reicht für heute Nacht. Komm wir gehen zurück."
Er wirft Dario seine Kleidung hinüber und wartet, bis dieser sich wieder angezogen hat.
"Du darfst es jedenfalls nicht erzwingen, es ist ganz natürlich und kommt mit der Zeit zu dir. Morgen Nacht gehen wir wieder los."

Offline Dario

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Re:sonata quasi una fantasia - Dario und von Darmisch
« Antwort #35 am: 20. Mai 2010, 23:20:21 »
„Na, damit kann ich den anderen gegenüber nicht gerade angeben, wenn sie mich fragen, was ich heute nacht gelernt habe“, bemerkt Dario nüchtern und steigt wieder in seine Stiefel. Es ist schwer zu sagen, ob ihn das wurmt; er wirkt durchaus gelassen. Dankbar nimmt er auch den Mantel entgegen und schlingt das warme Material eng um seinen Körper.

Bestimmt eine Viertelstunde läuft er schweigend neben seinem Onkel her, dann knüpft er an seinen Gedanken an, als hätte er ihn gerade erst ausgesprochen. "Nicht, dass ich mich beschweren will. Ich bin wirklich überwältigt, wie freundlich mich alle aufgenommen haben." Es hängt noch ein Satz in der Luft, der ihm nicht so recht über die Lippen kommen will, aber nach einer weiteren Minute des Schweigens fragt er: "Seit wann wisst ihr denn, dass wir verwandt sind?" Auch wenn er das ganz beiläufig sagt, ist doch zu spüren, dass die Antwort für ihn eine größere Bedeutung besitzt,  als er zugeben will. 
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