Skeyfare

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Skeyfare » Andere Welten » Kalandria » Die Rückkehr des Königs » Alte und neue Wunden

Autor Thema: Alte und neue Wunden  (Gelesen 77041 mal)

Offline Dario

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #15 am: 24. Februar 2011, 21:50:04 »
Nun erst bröckelt Darios Fassung, aber seine Miene zeigt keine Empörung oder Ablehnung, wie Niryann befürchtet hat. Eher sieht er verloren aus, ratlos. Zerstreut kratzt er mit dem Finger an einem Stück Moos, das sich an der Mauer festgesetzt hat, zuerst zögerlich, dann immer heftiger, bis er plötzlich in hilfloser Wut seinen Handballen gegen die Mauer rammt.

„Weißt du was wirklich an mir frisst? Dass er es am Ende doch geschafft hat, dich aus der Spur zu werfen. Du bist von zuhause weggegangen und hast bewiesen, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Dann hast du deine Familie von hier weggeholt und ihm endgültig gezeigt, dass er keine Macht mehr über dich hat. Du hast deinen eigenen Weg eingeschlagen. Statt Schwächere zu unterdrücken, hast du für die Menschen gekämpft. Statt sie als Nichtsnutze zu beschimpfen, hast du sie beschützt.“

Mit einem traurigen Lächeln sieht er sie an. „Du hast sogar geglaubt, dass in mir noch etwas Gutes steckt, nach allem was ich auf dem Kerbholz hatte.“ Dann wendet er den Blick ab, der Gesichtsausdruck voller Schmerz. Leise sagt er. „Du bist ein guter Mensch, und es macht mich fertig, dass du jetzt einen Mord auf dem Gewissen hast. Das war der Mistkerl nicht wert.“
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Offline Niryann

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #16 am: 25. Februar 2011, 18:40:46 »
Sie nimmt fast zärtlich seine Hand in die ihre und sagt leise: "Ich danke dir für deine Worte. Dafür, dass du mich für einen guten Menschen hälst und für dein Mitgefühl." Sie schweigt kurz. "Ich werde dieses Gefühl der Schuld überwinden, ich beginne bereits, damit zu leben. Es war ein Fehler und das wird es auch immer bleiben, aber ich habe nicht vor, mein Leben davon bestimmen zu lassen."
Sie wartet, bis Dario sie ansieht und spricht erst dann weiter. "Du weisst doch, uns Adlertaler kann man umwerfen, aber wir stehen immer wieder auf. Nicht ohne Wunden und nicht ohne Narben, aber wir stehen wieder auf." Sie lächelt nicht bei diesen Worten.

Eine Weile stehen sie so dort, dann: "Felorion sagte, niemand ausser mir selbst kann mir eine Buße für diese Tat auferlegen und ich hoffe, dass die, die mir eines Tages als die Richtige einfallen wird, schwer genug wiegt vor Jasai."
« Letzte Änderung: 26. Februar 2011, 10:41:35 von Niryann »
. . und ich nehme mir die Freiheit,
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Offline Dario

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #17 am: 26. Februar 2011, 15:16:15 »
“Buße, hah? Wir haben doch gerade den dämonenverseuchten Kaliniarern in den Arsch getreten, zählt das nicht auch ein bisschen?” Er merkt selbst, dass er nur so daherplappert, also seufzt er und winkt ab. „Ach, vergiss, was ich rede, für göttliche Vergebung bin ich nun wirklich der falsche Ratgeber. Felorion wird schon recht haben, und wenn er meint, dass du damit in Jasais Reich eintreten darfst, dann ist es auch so.“

Er nimmt Niryann bei den Schultern und sieht sie ernst an. „Wichtig ist nur eins: dass du dich von der Sache nicht unterkriegen lässt. Dass du wieder aufstehst, so wie du gesagt hast. Das wirst du schaffen, richtig? Weil du es für deine Familie tust, und für alle Leute da draußen, die du noch vor irgendwelchen Dämonen beschützen musst.“ Er gibt sich große Mühe, sie aufmunternd anzuschauen, doch sein Blick ist fragend.
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Offline Niryann

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #18 am: 27. Februar 2011, 13:31:32 »
Sie lacht als Dario die letzten Ereignisse im Adlertal anspricht und es ist ihr altes, fröhliches Lachen, unbeschwert und auch befreiend.
Danach wird sie wieder ernst, lauscht Darios besorgten Worten und erwidert voller Inbrunst: "Nein, mach dir keine Sorgen, es wird mich verändern, hat mich schon verändert, aber niemals wird es mich zu Boden werfen. Niemals!"
Dann lächelt sie tatsächlich: "Aber du hast recht, es hätte mich beinahe vernichtet, denn ich konnte gegenüber Rakon nicht schweigen und fürchtete, das wäre das Ende meiner Ehe . . . aber er hat mir verziehen und jetzt stehe ich mit beiden Beinen so fest auf der Erde wie nie zuvor." So steht sie vor Dario und blickt ihn mit dem Leuchten in den Augen an, das allein Rakon vorbehalten ist.
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Offline Dario

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #19 am: 28. Februar 2011, 11:43:06 »
"Mich wundert's nicht. Rakon hat sich wohl auch verändert durch alles was passiert ist. Wie wir alle." Ein spitzbübisches Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. "Wenn ich daran denke, wie wir früher waren... Was wir auf die Beine gestellt haben, ohne uns groß über die Folgen Gedanken zu machen." Immer noch lächelt er, aber es wirkt plötzlich ein wenig hilflos, als er verwundert fragt: "Wann ist das nur alles so kompliziert geworden?"
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Offline Niryann

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #20 am: 28. Februar 2011, 14:35:35 »
Niryann zuckt ebenfalls mit den Schultern. "Manchmal kommt es mir so vor als sei ich gestern noch mit Rakon und Alrik gegen den Drachen geritten. Einfach so, weil es ihn gab, weil es uns gab und die Abenteuerlust." Sie lacht, etwas hilflos.
"Und jetzt werden die Sorgen, die ich mir um das Adlertal und die Dämonenpriester und die Freiheit des Emmenlandes mache von den Sorgen um die Familie begleitet. Und die wiegen meist schwerer."
Sie legt den Kopf schief, sieht Dario prüfend an und entschließt sich dann zu fragen. "Wie steht es mit dir und Ariane? Und hast du deine Eltern im Adlertal gesehen, leben sie nicht noch hier?" Etwas unangenehm ist ihr die Frage, denn sie dreht an der Spitze ihres geflochtenen Zopfes, so dass die Haare sich zu einem dicken Knoten verdrehen.
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Offline Dario

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #21 am: 28. Februar 2011, 22:26:37 »
Niryann weiß sehr gut, wie zugeknöpft Dario immer ist, wenn er nach seiner Vergangenheit gefragt wird. Auch jetzt ist er mit einem Mal verschlossen, seine Miene finster. Sie ist fast überrascht, als er doch noch eine Antwort gibt. "Unser Lebenswandel, verträgt sich nicht besonders gut mit einer Familie, das muss ich dir ja nicht sagen. Ich glaube nicht, dass Ariane sich dazu entschließen wird. Kann ich ihr auch nicht verdenken."

Er stützt die Hände auf die Mauerbrüstung und sieht in die Ferne, als könnte er von hier aus bis nach Lakenfurt schauen. "Was meine Eltern angeht, habe ich sie mehr als zwanzig Jahre nicht gesehen, und das ist für alle am besten so."
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Offline Niryann

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #22 am: 01. März 2011, 14:13:23 »
Niryann folgt seinem Blick und meint: "Es ist deine Entscheidung."
Sie überlegt kurz, dann nickt sie noch einmal bekräftigend. "Du gibst so viel wie du zu geben bereit bist ohne dich zu verbiegen. Deine Entscheidung." Sie streift flüchtig mit einer Hand seinen Arm, eine halb beruhigende, halb unterstützende Geste.

Noch immer den Blick ins Tal gewandt fragt sie: "Du wirst noch eine Weile im Adlertal bleiben, nicht wahr?"
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Offline Dario

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #23 am: 02. März 2011, 17:33:28 »
Dario ist erleichtert über den Themenwechsel und nickt. „Ich muss noch viel lernen, du weißt ja, über Werwölfe und das alles. Hab auch nichts dagegen, noch eine Weile hier zu sein. Es ist ein schönes Fleckchen Erde.“ Fast zärtlich sagt er diesen letzten Satz, und es hängen noch unausgesprochene Worte in der Luft, die mit einem Mal aus Dario heraussprudeln, als hätte er sie schon einige Zeit mit sich herumgetragen. „Als ich aus Tatilien zurückgekehrt bin, wurde ich von Eldrin zu Dario. Letzten Winter war ich dann eine Weile Manahaar, und jetzt bin ich zu einem Darmisch geworden. Es ist, als wenn ich immer wieder neu geboren werde, oder mich zumindest in einen ganz andern Menschen verwandle. Und mit jedem Mal erkenne ich deutlicher, wer ich eigentlich bin.“

Die Inbrunst, mit der er diese Worte sagt, passen so gar nicht zu ihm, und nachdem er sie ausgesprochen hat, grinst er Niryann verlegen an. „Klingt albern, oder? Nenn mich einen gefühlsduseligen Trottel, wenn du willst. Aber für mich ist dieses kleine armselige Stück Wildnis ein ganz besonderer Ort.“
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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #24 am: 03. März 2011, 19:48:55 »
Niryann hat Dario aufmerksam zugehört, dann sagt sie, auch etwas verlegen: "Für mich warst du immer Dario, obwohl ich wusste, dass du ein anderes Leben hattest bevor wir uns kennenlernten."
Sie wirft wieder einen Blick über die Mauer, dieses Mal eher kritisch und meint dann nüchtern. "Adlertaler bleiben wir, ob wir es wollen oder nicht."
Mit einem Ruck wendet sie sich Dario zu, ihre Augen ganz dunkel und er kann ihre Gefühle darin nicht lesen. "Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen?"
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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #25 am: 04. März 2011, 19:24:45 »
“Na, was meinst du wohl? Ich hab heute noch die Narbe am Knie. Tut jedesmal weh, wenn das Wetter umschwingt.“ Beide wissen, dass er sich nur einen Spaß daraus macht, den Brummbär zu spielen. Aber auch er wird schnell wieder nachdenklich. „Über zehn Jahre ist das jetzt schon her...“ sagt er und schweigt einen Augenblick, in Gedanken versunken.

Dann mustert er Niryann von oben bis unten, grinst frech und meint. „Blutjung warst du damals, und ein solch dürres Klappergestell, dass ich dachte, der nächste Windstoß würde dich umpusten.“
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Offline Niryann

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #26 am: 05. März 2011, 15:49:11 »
Gespielt wütend blitzt Niryann Dario an: "Und du wunderst dich über deine Narbe, niemand - niemand durfte damals so etwas sagen ohne kurz darauf einen Pfeil zwischen seinen Rippen zu spüren."
Dann, ernster: "Aber wer weiss, vielleicht verdanke ich dir ja mein Leben. Oder zumindest meine Schwerthand."
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Offline Dario

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #27 am: 07. März 2011, 17:38:17 »
"Schon möglich", antwortet Dario ungerührt, "auch wenn ich mir das nicht wirklich als Heldentat anrechnen lassen darf. Ich war auf der Flucht, ohne Mittel und ohne Freunde. Nitam hat mir seinen Schutz geboten, die Chance auf einen Neuanfang. Dafür hat er von mir verlangt, dass ich dir aus der Klemme helfe. Anfangs war es für mich nicht mehr als ein Auftrag, der Preis für meine Freiheit." Er achtet schon nicht mehr auf Niryanns Erwiderung, sondern ist mit seinen Gedanken ganz in die Vergangenheit eingetaucht.
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Offline Chacota

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #28 am: 08. März 2011, 19:49:05 »
 . . es ist der 17.Mai des Jahres 1064 und es verspricht ein warmer Tag zu werden.

Dario hat an diesem Morgen beobachtet wie Nitam, der Anführer des Trupps, der ihn vor inzwischen fünf Tagen aufgenommen hatte, durch das Lager eilt. Er spricht mit dem einen und dem anderen, gestikuliert und wirkt immer besorgter.
Schließlich kommt er auf Dario zu, seine Hand fährt hektisch durch das schwarzen Haar und er sieht ihn mit seinen seltsam orange glänzenden Augen prüfend an. "Meine Schwester wird vermisst. Niryann, du kennst sie bereits? Sie sollte in Nattal ein paar unserer Vorräte ergänzen. Sie hätte spätestens gestern wieder bei uns sein müssen. Wenn es dir gelingt sie zurückzubringen, dann hast du deine Feuertaufe bestanden. " In seinen Worten schwingt neben den Sorgen auch eine gehörige Portion Wut mit.
\„Es gibt nichts mehr zu beginnen, nichts zu entscheiden. Ich muss es nur noch vollenden.“\

Offline Dario

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Re: Alte und neue Wunden
« Antwort #29 am: 09. März 2011, 16:50:09 »
[Chaco...? Der Kerl hat doch wirklich überall die Finger drin ???]

Dario scheint ihm eine Frage auf der Zunge zu liegen. Aber schließlich meint er nur: “Zwei Fliegen mit einer Klappe, was?“ Er schnallt sich die Schwertscheide um, die neben ihm auf einem Felsen gelegen hatte. „Dann sollte ich mich lieber beeilen.“ Doch er wendet sich nicht zum Gehen, sondern wirft noch einen kritischen Blick zu Nitam herüber. „Verlass dich auf mich. Ich werd dir deine kleine Schwester schon heil wiederbringen.“ Es mag nur eine Floskel gewesen sein, um Nitam zu beruhigen, doch er beobachtet aufmerksam dessen Reaktion.
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