Skeyfare

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Skeyfare » Andere Welten » Kalandria » Die Rückkehr des Königs » Alte und neue Wunden

Autor Thema: Alte und neue Wunden  (Gelesen 77045 mal)

Offline Niryann

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Alte und neue Wunden
« am: 16. Februar 2011, 20:34:43 »
Es sind die letzten Tage auf Burg Hohenhorst und jeder der Freunde ist mit seinen Abreisevorbereitungen, sei es nun zu einem nahen oder weiter entfernteren Ziel, beschäftigt.

Rakon ist am Morgen des vergangenen Tages abgereist und Dario hat Niryann seitdem nicht gesehen, weiss aber von Kiara, die mit ihr zusammen Richtung Emmenland aufbrechen will, dass sie noch auf der Burg weilt.
Trotzdem ist Dario überrascht als er an diesem sonnigen, wenn auch noch kühlen Vormittag auf der Suche nach einem windstillen Plätzchen entlang der Mauer auf die Rangerin trifft. Sie lehnt mit einem versonnenen Blick auf die Berge, die steil hinter Hohenhorst in die Höhe ragen, an der Mauer.

Als Niryann seine Schritte hört dreht sie sich um und lächelt ihn an. "Dario!" Sie deutet auf die Berge hinter ihnen. "Ich werden diesen Blick vermissen, egal, welche Erinnerungen sich daran knüpfen."
. . und ich nehme mir die Freiheit,
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Offline Dario

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #1 am: 17. Februar 2011, 09:12:50 »
Dario folgt ihrem Blick, lässt die Aussicht auf sich wirken, schließt für einen Moment die Augen und lässt sich den Wind um die Nase wehen, der nach Frühling riecht. "Es sind auch ein paar gute Erinnerungen dabei, hm?" Er sucht in Niryanns Gesicht nach Bestätigung, spürt aber eine Zurückhaltung in ihr, runzelt die Stirn und sagt dann. "Wenn ich nur an Rakon denke, wie er auf dem Adlerstein erschienen ist. Das war ein großartiger Moment, an den ich mich noch lange erinnern werde." Er dreht sich zu Niryanns um. "Wir haben hier viel Gutes getan, meinst du nicht?"
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Offline Niryann

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #2 am: 18. Februar 2011, 18:16:40 »
Einen Moment hängt sie noch ihren ganz eigenen Erinnerungen nach, dann erwidert sie lächelnd. "Ja, nun hat das Adlertal für uns alle eine ganz besondere Bedeutung. Für dich, für Felorion - und für Rakon." Nachdenklich fügt sie hinzu: "Aber trotz unseres Sieges weiss ich nicht, ob ich noch einmal hierher zurückkehren werde."
Sie sieht Darios fragenden Blick. "Früher dachte ich immer, ich müsste mein ganzes Leben meine Herkunft verschweigen. Nach unserem letzten Besuch hatte ich dann das Gefühl, es könnte ein Ort werden, den ich auch meinen Kindern zeigen könnte. Aber heute wird mir der Abscheid wieder sehr leicht fallen. Was daran liegen mag, dass ihr alle von hier fort geht." Sie lächelt Dario entschuldigend an. "Wann wirst du aufbrechen um Manahar zu treffen?"
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Offline Dario

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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #3 am: 18. Februar 2011, 21:51:51 »
Kurz runzelt Dario die Stirn, aber es kommt keine Nachfrage, kein Kommentar zu diesen Worten. "Schätze, ich halte die Stellung, bis alle abgereist sind und mache mich dann auf den Weg. Du freust dich bestimmt auf die Kinder, da hast du es natürlich eiliger, nach Hause zu kommen."
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #4 am: 19. Februar 2011, 16:02:07 »
Sie strahlt. "Ja, ich freue mich tatsächlich mehr als je zuvor darauf, heimzukommen. Auf Thari und Armis, aber auch, weil ich Kunibert berichten kann, dass er sich keine Sorgen mehr um seinen Bruder zu machen braucht."
Sie blinzelt in die Sonne und ihr Ton wird nachdenklicher. "Allerdings muss ich auch meiner Schwester Franzine sagen, dass Vater tot ist."
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #5 am: 19. Februar 2011, 22:22:53 »
Ein überraschter Laut entfährt Dario. "Hat es den alten Tyrannen also erwischt." Ein verächtliches Schnauben ist sein Kommentar, und "Na, kein großer Verlust", platzt es aus ihm heraus.

Doch ein Blick auf seine Freundin lässt ihn seine Worte sofort bereuen. Verlegen kratzt er sich an seiner stoppeligen Wange und murmelt. "Auch schlimm, natürlich... für euch..trotz allem..." Er verstummt und wirft einen scheuen Blick zu Niryann hinüber. "Wie kommst du damit klar?"
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #6 am: 20. Februar 2011, 12:15:39 »
Sie senkt den Kopf. "Wenn es nur sein Tod wäre, so würde ich mit dir darauf anstoßen." Sie sieht Dario an und er sieht die Wut in ihren Augen, die dort stets war, wenn sie von ihrem Vater sprach. "Du hast ihn kennengelernt und weisst, was für ein Mensch er war."
Sie wartet nicht bis Dario eine zustimmende Geste macht, sondern spricht gleich weiter: "Es ist für uns alle eine Erleichterung, dass er tot ist." Dario fällt auf, wie bestimmt sie diese Worte ausspricht, fast als versuche sie, sich selbst von deren Wahrheit zu überzeugen. "Mutter ist zu meiner jüngeren Schwester Minatelle gezogen, aber sie hat mir versprochen im nächsten Jahr auf die Burg zu kommen und Thani und Armis endlich kennenzulernen. Das war es doch wert, meinst du nicht?"
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #7 am: 20. Februar 2011, 18:38:17 »
Verwirrt schüttelt Dario den Kopf "Ich versteh nicht ganz." Er ist von Niryann klare Worte gewöhnt, und dass sie so durcheinander ist, macht ihm sichtlich Sorgen. Behutsam fragt er: "Was meinst du damit? Was ist denn passiert?"
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #8 am: 21. Februar 2011, 09:07:23 »
Niryann sieht Dario noch immer an, sucht in seinem Gesicht nach Anzeichen von Abscheu oder Entsetzen als sie sagt: "Ich war es, die ihn getötet hat. Vor zwei Wochen, als ich zu Besuch oben am Berg war."
Dann bricht ihre Selbstbeherrschung zusammen und sie muss den Blick abwenden; rasch wendet sie sich von Dario ab und starrt wieder den Berg an. "Nun ist es vorbei und das ist gut so." Der bekannte Trotz ist wieder in ihrer Stimme.
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #9 am: 21. Februar 2011, 13:08:33 »
Dario ist absolut fassungslos, das kann Niryann erkennen, und er ist von dem Geständnis so überwältigt, dass er zunächst zu keiner Reaktion in der Lage ist als die Waldläuferin mit großen Augen anzustarren.

Es dauert einen Moment, bis er sich gefasst hat. "Wieso?" fragt er, seine Stimme seltsam flach und ausdruckslos. "Wieso jetzt? Es ist ein Wunder, dass du ihm früher nicht schon längst den Schädel eingeschlagen hast, als er euch alle noch unter der Fuchtel hatte. Aber jetzt...?"
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #10 am: 22. Februar 2011, 17:47:05 »
"Jetzt sieht es aus als hätte ich gewartet bis er schwach genug ist und mich dann gerächt, nicht wahr? Er war tatsächlich hilflos, denn der Tannewetzel hatte ihn vor einem halben Jahr auf die Bettstatt gezwungen und er wäre nie wieder aufgestanden um irgend jemanden zu schlagen."
Sie dreht sich mit einem Ruck wieder zu Dario um und er sieht nun, wie aufgewühlt die Waldläuferin ist, ihre Hände umklammern einen Mauerstein, ihre Augen so groß, dass man die orangefarbene Iris fast nicht mehr sieht. Und auch ihr Tonfall ist nicht mehr trotzig, sondern Dario kann ein leichtes Zittern in ihrer Stimme vernehmen.
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #11 am: 22. Februar 2011, 20:11:54 »
Dario verschränkt die Arme vor der Brust und schaut Niryann abwartend an. Er scheint nicht gewillt, vorschnell ein Urteil zu fällen, aber er lässt auch nicht locker. "Also, was war dann der Grund?"
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #12 am: 23. Februar 2011, 14:14:44 »
"Meine Mutter. Er drangsalierte sie wie immer schon, beschimpfte sie und machte ihr das Leben noch immer zur Hölle. Obwohl sie ihn füttern und waschen und ihm wahrscheinlich auch den Hintern putzen musste. Diesen Anblick habe ich einfach nicht mehr ertragen. Ich hatte keine Rechnung mehr mit ihm offen, von mir aus hätte er noch in seinem Dreck liegen können bis der Teufel ihn holt." Ihre Stimme nun wieder fester. "Ich weiss, dass ich dafür werde büßen müssen, irgendwann. Aber ich spüre trotzdem keine Reue. Ich weiss, dass ich diese Last tragen kann." Ihre Augen bei den letzten Worten nicht hart, aber mit einem inneren Glühen, dass die Emotionen hinter ihnen verrät.
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #13 am: 23. Februar 2011, 17:53:35 »
„Also hast du deiner Mutter die Entscheidung aus der Hand genommen. Um ihretwillen.“ Immer noch vermeidet Dario es, aus seiner Aussage eine Wertung erkennen zu lassen. „Wie denkt sie denn darüber?“ Obwohl er fast teilnahmslos klingt, hat seine Frage Gewicht, das ist deutlich zu spüren.
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Re:Alte und neue Wunden
« Antwort #14 am: 24. Februar 2011, 20:15:10 »
"Ich weiss, dass sie es nie geschafft hätte ihn zu verlassen. Meiner Mutter ist es nie gelungen, ihre Wünsche und Träume auch nur auszusprechen, geschweige denn, sie zu leben." Leise schleicht sich wieder Wut in ihre Stimme.
"Sie hat versucht mich davon abzuhalten . . . und als er geschehen war  . . da war sie erleichtert . . hat keinen Blick zurückgeworfen." Sie zögert, dann fügt sie hinzu: "Meine Mutter  . . sie grübelt nicht viel nach, sie nimmt das Leben wie es kommt. Mehr hatten wir  . . einander nicht zu sagen . .  das Leben geht weiter für sie." Leiser: "Besser hoffe ich."
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