Skeyfare

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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Melville: Alte Feinde

Autor Thema: Melville: Alte Feinde  (Gelesen 106724 mal)

Offline Chacota

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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #345 am: 21. Februar 2012, 14:00:57 »
Was folgt klingt selbst für Melvilles überreizte Nerven nach einem bockigem Schweigen. Schließlich, sehr zögerlich: "Was soll ich denn machen? Dich anbrüllen mitten im Kampf?"
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #346 am: 21. Februar 2012, 17:40:58 »
Melville zuckt die Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was helfen könnte. Ist es denn nicht deine Magie, die mich im Kampf festhält?" Auch wenn ihm die Erinnerung an den Kampf einen kalten Schauer über den Rücken jagt, will er das Gespräch nicht in Vorwürfen enden lassen. Um seiner Frage die Schärfe zu nehmen, sagt er beschwichtigend: „Ich kann mir ja vorstellen, dass es für dich nicht einfach sein muss, jemandem deine Gabe zu schenken, wenn du so lange auf einen passenden Gegenpart zu gewartet hast." Er macht eine unbeschwerte Geste, und ohne dass es nach einer Entschuldigung klingt, meint er. „Aber ich bin, wie ich bin, und du genauso. Vielleicht müssen wir noch lernen, wie wir am besten zusammenarbeiten können.“

Mit einer Leichtigkeit, die seine Bedenken wie weggeblasen erscheinen lassen, fragt er noch: „Woher weißt du das eigentlich, wie ich so bin? Kannst du alles hören, was ich in deiner Gegenwart sage? Kannst du auch sehen, was passiert? Oder meine Gedanken lesen?“ Er denkt über diese Fragen nach und schiebt noch nach: "Bist du eigentlich früher mal ein Mensch gewesen?"
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #347 am: 22. Februar 2012, 13:25:48 »
Zitat
"Ist es denn nicht deine Magie, die mich im Kampf festhält?"

Luztrazero stößt ein Schnauben aus. "Nein, es ist deine Kampfesfreude."

Zitat
„Aber ich bin, wie ich bin, und du genauso. Vielleicht müssen wir noch lernen, wie wir am besten zusammenarbeiten können.“

Daraufhin folgt nach einem kurzen Schweigen ein leichtes Einlenken. "Wie gesagt, das erste Mal ist das Schönste. Nach und nach wirst du dich daran gewöhnen und dich nicht mehr so im Kampf verlieren."

Am Ende von Melvilles kleiner Fragestunde muss die Klinge lachen, aber es ist kein boshaftes oder herablassendes Lachen, es hat vielmehr einen Unterton von Erleichterung. "Nein, ich war nie etwas anderes als eine Klinge. Und ich will verdammt sein, wollte ich je etwas anderes sein. Woher ich weiss, wie du bist. Seitdem ich mich entschieden habe dich als meinen Kampfmeister anzunehmen kann ich jedes Wort von dir sehr klar vernehmen, deine Gedanken sind dann nicht mehr so schwer zu erraten. Und ja, ich kann sehen, was um mich herum vorgeht, wenn auch auf ganz andere Art als ihr zweibeinigen Fleischwesen es tut."

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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #348 am: 22. Februar 2012, 17:31:19 »
„Dann wundert es mich nicht, dass du wenig Verständnis für meine Vorbehalte hast.“ Es ist keine Anklage, die in den Worten steckt, sondern tatsächlich nur eine Schlussfolgerung, die Melville gerade aufgegangen ist. „Es gibt dich schon viele Jahre, und in der Zeit hast du bestimmt viele Schlachten geschlagen. Aber wie sich ein Mensch fühlt, wenn er einem anderen das Leben nimmt, das ist dir wahrscheinlich fremd.“

Ohne es zu merken, hat er seine Hand von der Klinge genommen, und statt Kontakt zu Luztrazéro zu halten, fingert er nun nervös am Saum seines Mantels herum. „Kannst du denn wenigstens nachvollziehen, dass mir nicht nur der Sieg wichtig ist, sondern auch andere Dinge?“

Melville ist sich keineswegs sicher, dass Luztrazéro das kann, und er sucht nach den richtigen Worten, das jemandem zu erklären, der selbst keine menschlichen Empfindungen zu kennen scheint. „Du hast gesagt, ich sei anders als meine Vorfahren. Ich will nicht leugnen, dass ich mit ganzem Herzen in die Schlacht ziehe, dass ich für diese Momente lebe, in denen die Angst, die Aufregung und die Aussicht auf Erfolg mein Blut zum Kochen bringen. Ich glaube auch fest daran, dass die Götter mir diesen Siegeswillen nicht ohne Grund mitgegeben haben. Vielleicht wollten sie sogar, dass du mich als Lutamestre annimmst."

"Trotzdem verbindet mich vieles mit meinem Vater, mit Justinus und all den anderen Bonacieux vor mir. Traditionen. Pflichtbewusstsein. Auch Barmherzigkeit und der Glaube an das Gute. All das treibt mich an, das ist es wofür ich überhaupt kämpfe.“

Angestrengt schaut er auf das blitzende Metall herab, in der Hoffnung auf Luztrazéros Bereitschaft, diesem Gedankengang zu folgen.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #349 am: 23. Februar 2012, 11:00:54 »
"Ich bin älter als du vielleicht denkst. Und ich weiss, dass ihr Menschen, Zwerge, Osispun und Elfen alle zu viele Dinge gleichzeitig in eurem Kopf bewegt. Ihr könnt euch nur schlecht auf eine Sache konzentrieren. Du kannst es und deshalb bist du so gut im Kampf. Das ist das, was ich beobachtet habe. Du kannst das Unmögliche probieren und ein Kämpfer werden, an den sich die Welt noch in 100 Jahren erinnert UND all eure Traditionen, Regeln und Gebräuche beachten. Ich kann dich nicht davon abhalten. Aber es würde mich wundern, wenn du es schaffst mich zu überraschen." Da ist wieder der etwas selbstgefällige Ton.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #350 am: 23. Februar 2012, 15:18:48 »
Ein verträumter Ausdruck erscheint auf Melvilles Gesicht, und er fühlt sich fast wie damals, als er sich in der Kampfschule ausgemalt hat, welche Heldentaten er vollbringen würde, wenn er erst einmal zum Ritter geworden war. „Die Barden würden Lieder über mich singen, und die Kinder meine Kämpfe nachspielen. Wäre das nicht unglaublich?“ Luztrazéros Zweifel an Melvilles Fähigkeiten, seine Werte mit der absoluten Hingabe an den Kampf scheint der einfach zu überhören.

Dann zieht Melville überrascht die Augenbrauen hoch, als ihm eine Ungereimtheit auffällt. „Was heißt das, du bist noch älter als ich glaube? Ich dachte, die Zwerge hätten dich als Geschenk für Justinus geschmiedet, das müsste dann etwa 70 Jahre her sein. Stimmt das denn nicht? Wann bist du denn entstanden, und wie?“ Er setzt sich etwas bequemer hin und überlegt, wie er die Axt dazu bringen kann, ihre Geschichte preiszugeben. Schließlich fragt er mit einer Mischung aus echter Neugier und gezielter Schmeichelei: „Wenn du noch älter bist, dann musst du schon in Schlachten gekämpft haben, die ich nur aus Legenden kenne. Oder berühmte Helden als deinen Lutamestre angenommen haben. Verrätst du mir etwas darüber?“
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #351 am: 24. Februar 2012, 18:05:34 »
Ein seltsamer Unterton schleicht sich in die Stimme Lutrazeros, ein wenig klingt es so, als sei die Klinge . .  beleidigt? "Ich wurde nicht für deinen Vorfahren erschaffen, sondern ich war ein Geschenk des Clans an ihn. Ich gehörte über 300 Jahre dem Zwergenclan der Brandystocks und habe ihnen in so mancher Schlacht den entscheidenden Sieg gebracht. Mein letzter zwergischer Lutamestre ist bei dem Kampf gegen den Mazan gefallen. Es war ein großartiger Kampf und hätten wir ihn gewonnen, so würden heute Lieder über unseren Sieg gesungen werden. Doch wir haben verloren." Die Axt überlegt. "Das war vor 200 Jahren, danach habe ich zwar Schlachten geschlagen, aber nicht mit dem Herzen."
Es ist seltsam dieses Wort aus dem Mund eines Gegenstandes zu hören und Melville ist sich auch sicher, dass Luztrazero darunter etwas anderes versteht als er selbst, trotzdem sind die Worte mit Inbrunst gesprochen.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #352 am: 24. Februar 2012, 22:16:49 »
„300 Jahre!“ wiederholt Melville und pfeift anerkennend durch die Zähne. „Dann fühle ich mich umso mehr geehrt, dass du mich erwählt hast.“ Er spricht diese Worte voller Hochachtung, und erst, nachdem er sich kurz noch einmal die Worte Luztrazéros ins Gedächtnis gerufen hat, bemerkt er in deutlich gedämpfterer Stimmung. „Aber nun scheinst du dir nicht mehr sicher zu sein, dass es die richtige Wahl war.“ In der Feststellung schwingt unausgesprochen eine Frage mit.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #353 am: 25. Februar 2012, 12:16:50 »
Ungerührt erwidert die Axt: "Du bist seit langem die aussichtsreichste Wahl. Und du bist noch jung."
Ob er seine Worte abschwächen will oder nur seine Entscheidung erklären ist nicht einfach zu erraten. "Bis jetzt habe ich selten so viel Blut geschmeckt in so kurzer Zeit."
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #354 am: 25. Februar 2012, 19:14:36 »
Diese Worte lassen Melville zögern, denn ihm ist nur zu bewusst, wie viele Menschenleben er gerade auf dieser letzte Mission ausgelöscht hat. Dann schüttelt er aber den Kopf, um diese finsteren Gedanken zu verscheuchen, und er besinnt sich darauf, weshalb er all diese Kämpfe geschlagen hat.

Als wollte er seinen eigenen Zweifeln die Stirn bieten, hebt er stolz den Kopf und sagt entschlossen, fast übeheblich: „Es ist mir immer leicht gefallen, meine Kampfkünste zu verbessern, und ich werde hart daran arbeiten, bis ich ein wahrer Lutamestre bin, du wirst schon sehen.“
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #355 am: 26. Februar 2012, 11:34:12 »
Zufrieden antwortet Luztrazero: "Dein Ehrgeiz gefällt mir. Wir werden ein Kampfgespann werden, vor dessen Namen der Feind fliehen wird."
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #356 am: 26. Februar 2012, 20:31:55 »
Auch Melville gefällt diese Vorstellung, und wieder huscht ein ein verträumtes Lächeln über sein Gesicht. „Ich werde ab morgen wieder in der Kampfschule trainieren“, sagt er mehr zu sich selbst als zu der Axt, „mein Bein fühlt sich schon ganz steif an, da wird ein bisschen Bewegung mehr helfen als zuhause herumzusitzen.“

Gut gelaunt verstaut er Luztrazéro in der Scheide und schwingt sich in den Sattel. Auf dem Heimweg denkt er über seine Zukunft nach, auch über die Ankündigung des Baumeisters, und er findet, dass sich alles sehr gut zusammenfügt: Wenn er erst einmal offizielles Ordensmitglied ist und nicht mehr im Verborgenen arbeiten muss, dann ist es tatsächlich möglich, dass die Barden Lieder dichten über all die großen Taten, die er mit Luztrazéro zu vollbringen plant. Fast will ihm das als göttliche Fügung erscheinen. Er berührt sein Amulett und schickt Amabea ein kurzes Dankesgebet.
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