Skeyfare

02. Juni 2023, 18:02:16
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Melville: Alte Feinde

Autor Thema: Melville: Alte Feinde  (Gelesen 106743 mal)

Offline Chacota

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Melville: Alte Feinde
« am: 20. Mai 2011, 21:50:46 »
Der Schnee liegt noch in manshohen Bergen in den Gassen von Euth, doch die langen Eiszapfen, die an den Dachüberhängen der großen Häuser sitzen, tauen an diesem Tag in der Sonne und das Geräusch der fallenden Wassertropfen gibt eine erste Hoffnung auf den Frühling.

Die letzten drei Monate sind geruhsam verlaufen, zum ersten Mal seit fast zwei Jahren hat Melville das Gefühl, in seiner Geburtsstadt wieder heimisch zu sein; doch hat der ausnehmend harte Winter ihm wieder einmal die Schattenseiten der Stadt gezeigt, denn an manchen Tagen mussten alle Kamine im Haus mit so viel Holz gefüttert werden, so dass alle Familienmitglieder zum Holz hacken herangezogen worden waren.

Vielleicht ist Melville auch deswegen etwas erleichtert als er an diesem Abend eine Nachricht des Baumeisters vorfindet, in der er gebeten wird am nächsten Morgen in dessen Büro in der Allee der Götter zu erscheinen.
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Offline Makkharezz

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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #1 am: 21. Mai 2011, 16:13:45 »
In der Ahnung, dass es mit der Ruhe bald vorbei sein könnte, genießt Melville noch einen faulen Abend vor dem Kamin. Allerdings ist auch seinen Geschwistern und Frent anzumerken, dass der Frühling bevorsteht und der Winter sie viel zu lange ans Haus gefesselt hat. Sie toben durch die Zimmer wie eine ganze Pferdeherde und zanken sich lautstark um Kleinigkeiten, bis seine Mutter die Nerven verliert und die Kinder in ihre Zimmer scheucht.

Auch Melville spürt eine gewisse Aufbruchstimmung, und doch ist er froh über die letzten Monate, in denen er viel Zeit für seine Familie und Freunde gehabt hat. Natürlich auch für Sarana… Obwohl er sie erst gestern gesehen hat, vermisst er sie schon wieder. Fast ist es ihm unheimlich, wie sehr sie in der kurzen Zeit Teil seines Lebens geworden ist.

Das erste Abendessen bei ihren Eltern hat er längst hinter sich gebracht, wenn auch mit schweißnassen Händen und zu viel nervösem Geplapper. Trotzdem hatte Sarana ihn gelobt, was er ihr hoch angerechnet hatte. Vor allem, nachdem sie vorher im Hause Bonacieux die Gunst seiner Familie mit ihrer offenen und natürlichen Art so mühelos erobert hatte, dass Melville vor Stolz fast geplatzt wäre.

Die mehr oder weniger direkten Fragen seiner Eltern, wie ernst es mit den beiden sei, hat er bisher mit einer stoischen Gelassenheit ignoriert. Ihm reicht es, dass er glücklich ist, und er will einfach nur jeden Tag genießen, denn seine Aufgaben werden ihn wahrscheinlich schon bald wieder ganz in Anspruch nehmen.

Neugierig ist er schon, was der Baumeister mit ihm zu besprechen hat, daher geht er am nächsten Morgen mit federnden Schritten die Allee der Götter entlang. Erst als er an seinem Ziel angekommen ist, verliert er seinen Schwung. Im Nachhinein kommt es ihm tollkühn vor, dass er so vehement Forderungen für seine weitere Ordenstätigkeit gestellt hat, und er ist sich nicht sicher, ob sein Campeon ihm diese Anmaßung vielleicht noch übel nimmt. Daher betritt er das Amtszimmer zögernd und grüßt höflich und zurückhaltend, auch wenn er sich zwingt, dem durchdringenden Blick seines Befehlshabers standzuhalten.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #2 am: 22. Mai 2011, 19:50:29 »
Die Miene des Baumeisters undurchschaubar, umso erfreulicher ist der Anblick der anderen anwesenden Person: Jonas Yadale, seit drei Monaten aus dem Knappendienst entlassen und nunmehr in Gnaden von Veshna gesegneter Paladin und mehr als erpicht darauf, die Stadt endlich zu verlassen. Melville hat ihn vor zwei Wochen im Grünen Ritter getroffen und dort die Neuigkeiten bereits gehört.
Der andere Mann im Raum ist um einiges älter, vielleicht Mitte dreissig, nicht ganz so groß wie Melville oder Jonas, aber mit dem Körper eines wahren Kämpfers. Auch er trägt offen das Amulett Veshnas über dem Hemd und seine dunklen Augen mustern Melville als er eintritt.

„Melville de Bonacieux; Direto Teabar und Jonas Yadale.” Der Baumeister deutet auf seine beiden Gäste, wartet kurz die knappe Begrüßung Diretos ab und deutet dann auf den letzten freien Stuhl.
Seit Melvilles letzten Besuch scheint sich Prokions Arbeitszimmer noch mehr gefüllt zu haben, in manchen Ecken ähnelt es mehr dem Zimmer Ascabars, doch scheinen die Stapel dem Meister der Baumeister keinerlei Beachtung wert.
„Ich habe Campeon Inruen* um Unterstützung gebeten und er hat zwei seiner Ritter mit dieser Mission beauftragt. Es geht um den Austausch zweier Spione; leider ist unser Informant in Xpoch in eine Falle getappt und von der Hand aufgegriffen worden, doch haben wir seit einigen Wochen einen Xpocher Spion in unserem Gefängnis und da wir alle Informationen von ihm bekommen haben, die er besitzt können wir ihn ohne Weiteres entbehren und zumindest versuchen, einen Handel mit Xpoch einzugehen.“ Er blickt fragend in die Runde.

* der neue Meister des Wandernden Zweiges
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #3 am: 22. Mai 2011, 23:02:12 »
Bevor er vorprescht, wartet Melville kurz ab. Erst als die beiden anderen zurückhaltend bleiben, ergreift er das Wort. "Ich hatte über den Winter nur wenig Kundschaft, insofern wäre ich froh über einen Auftrag des Ordens. Allerdings bitte ich Euch, mir noch einige Informationen zu geben, bevor ich zusage."

Nun klingt eine Spannung aus seiner Stimme, die nicht gespielt ist. "Ich habe einiges über Handritter gehört, und wenn all das stimmt, habe einen gehörigen Respekt vor ihren Fähigkeiten. Darf ich annehmen, dass wir uns irgendwo auf halber Strecke mit ihnen treffen, wo wir uns zumindest unter gleichen Bedingungen gegenübertreten?"
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #4 am: 24. Mai 2011, 15:58:16 »
Der Baumeister sieht Melville an und dieser meint für einen Augenblick in dessen Augen Sympathie blitzen zu sehen, doch seiner Stimme ist keinerlei Emotion anzumerken. „Ich habe Euch ausgewählt, da Ihr sowohl mit den Chuor als auch in Xpoch Erfahrungen gesammelt habt, die bei dieser Mission von Vorteil sein werden. Als Treffpunkt ist ein verlassenes Kloster im Chuorgebiet vorgeschlagen worden und ich bin geneigt, diesem zuzustimmen. Und ja, mit den Handrittern ist nicht zu scherzen und ich fürchte, dass zumindest einer der ihren zu diesem Austausch erscheinen wird.“

Er blickt nun die beiden offiziellen Ritter an. „Es geht hier nicht um irgendeine Ritterehre, oberste Priorität hat die Rettung unseres Ordensmitglieds, der unverschuldet in die Hände des Handordens geraten ist, sein Name ist Divian Visillo. Im Gegenzug werdet Ihr so unverletzt wie nur möglich den Spion der Xpocher gegen ihn austauschen, Senntell Alvoss.“
Während Direto weiterhin schweigt kann Jonas seine Ungeduld nicht mehr zügeln, mit einem Seitenblick zu Melville fragt er, indem er Prokion mehr oder weniger unterbricht: „Werden wir noch mehr Unterstützung erhalten oder sind wir drei auf uns gestellt?“
Prokions Augenbrauen wandern einige Grad höher, für Melville ein sicheres Zeichen von Ungeduld. „Ihr werdet zu viert reisen, mehr Ritter kann und will ich nicht in Gefahr bringen.“
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #5 am: 24. Mai 2011, 22:25:26 »
Melville kratzt sich nachdenklich am Kopf. "Das ist sicherlich keine leichte Aufgabe", sagt er zögernd, "aber meine Familie ist stolz auf ihre lange Verbundenheit mit dem Orden, da  kann ich Euch schwerlich meine Hilfe verweigern." [Bluff 19]

Er ist schlau genug, seinen Campeon nicht mit Fragen nach Einzelheiten zu belästigen, sondern lässt sich mit den beiden anderen Rittern schnell hinaus komplimentieren. Draußen grinst er Jonas an und schlägt seinem Freund auf die Schulter. "Na, was sagst du jetzt? Wer hätte gedacht, dass wir beide doch noch einmal Seite an Seite dem Stab dienen würden?"
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #6 am: 25. Mai 2011, 22:18:30 »
Und wieder trifft ihn ein zufriedener Blick des Baumeisters. "Alles Weitere wird Euch Grunjes mitteilen."
Grunjes, einer der beiden Sekretäre Prokions, unterrichtet sie kurz, dass ihnen am nächsten Morgen Senntell im Stadtgefängnis an der Alten Stadtmauer übergeben wird. Er gibt ihnen eine Karte, aus der der Treffpunkt an dem verlassenen Kloster eingetragen ist. "Mehr Informationen gibt es nicht, weder, wie groß die Delegation der Xpocher sein wird noch wann sie genau am Kloster eintreffen wird. Also, seid auf der Hut!"

Jonas strahlt über das ganze Gesicht. "Keine Mission, die sehr veshnagefällig klingt, aber ich bin stolz darauf, dass der Meister mir so eine Aufgabe zutraut. Wir sehen uns dann morgen früh?" Dann packt er Melville an den Schultern und schüttelt ihn. "Ein gutes Gefühl, mit dir an der Seite, wirklich." Und dann marschiert er davon, aufrecht und wie immer etwas zu gerade im Rücken und obwohl auch er erst 18 Jahre ist hört man das ermahnende "tsts" als ein paar Kinder an ihm vorbeirennen.

"Jonas und auch der Baumeister scheinen dein Können zu schätzen." Zurückhaltend der Tonfall Diretos. "Ich muss zugeben, dass ich solche Aufgaben lieber mit Ordensmitgliedern an meiner Seite erfülle. Und auch lieber von meinem Meister als dem Meister der Baumeister. Ich kann nicht einschätzen, wieviel Erfahrung er in solchen Belangen besitzt." Direto sieht Melville an, mehr abschätzend als eine Antwort erwartend.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #7 am: 25. Mai 2011, 22:59:12 »
Melville überlegt sich seine Antwort sehr genau. "Das kann ich verstehen", sagt er ebenso bedächtig. "Wir werden uns aufeinander verlassen müssen, und Ihr kennt mich nicht." Er zuckt die Schultern. "Aber so ist die Situation, es hilft jetzt wenig, damit zu hadern."

Ernst sieht er Direto an. "Glaubt mir bitte: ich habe große Achtung vor den Werte des Rittertums und den Verdiensten des Ordens für die Gemeinschaft. Das ist der Grund, warum ich mich für diese gefährliche Mission bereit erklärt habe. Ich werde also mein Bestes tun und hoffe im Gegenzug, dass Ihr mir die  Chance gebt, mich zu bewähren."
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #8 am: 26. Mai 2011, 13:32:30 »
Direto starrt ihn noch einen Augenblick an, dann nickt er ebenso ernst. "Wir werden schon miteinander zurecht kommen. Auch wenn ich einige Gerüchte über dich gehört habe." Und mir einem weiteren Nicken verabschiedet sich auch der zweite Ritter und läßt Melville alleine vor dem Büro des Baumeisters zurück.

Am nächsten Morgen ist Melville als Erster am Tor des Gefängnisses, doch lange muss er nicht warten, bis auch Direto und Jonas, beide ihre Pferde am Zügel, eintreffen.
Nach ihrem Klopfen wird das Tor geöffnet und nach einem kurzen Wortwechsel des Wachhabenden mit Direto werden sie in die Wachstube gebeten und fünf Minuten später kommt eine weitere Wache mit Senntell durch eine andere Tür in den Raum.
Senntell ist ein Mann um die dreissig, mittelgroß, schlank, fast schon mager, das dunkle Haar lang und strähnig und seine Augen von einem auffallend hellen Blau. Seine Hände sind auf dem Rücken gebunden, das daran befestigte Seil hält die Wache in der Hand. Er trägt ein einfaches, zerschlissenen Hemd und Hosen, die etwas zu lang sind. Seine Füße sind nackt.
Die Wache hebt mit einer auffordernden Geste das Seil, ermahnend sagt er: "Passt bloß auf, er hat so manchen Trick auf Lager. Nehmt ihm die Fesseln nur ab, wenn es unbedingt sein muss. Und fallt nicht auf sein Gerede rein. Noch Fragen?"
Direto sieht Jonas und Melville an.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #9 am: 26. Mai 2011, 17:36:35 »
Nachdem Melville zuhause seine Abwesenheit angekündigt hat, besucht er am Abend die  Yozans und holt Sarana ab, um ihr von seiner Reise zu erzählen und die letzten Stunden mit ihr zu verbringen. Natürlich wird daraufhin einiges Liebesgeflüster ausgetauscht und beide necken sich ein wenig, aber als Sarana im Spaß sagt, dass sie vielleicht schon einen anderen Verehrer hat, bis er wiederkommt, sieht sie, wie es in Mels Augen gefährlich aufblitzt und ihm die Röte in die Wangen steigt, trotz der scherzhaften Worte. Erst nachdem sie ihm hoch und heilig versprochen hat, dass sie andere Männer keines Blickes würdigen wird, solange er weg ist, beruhigt er sich wieder.

Es ist schon kurz nach Mitternacht, als er sie nach Hause bringt, und er braucht vor der Haustür mehrere Anläufe, ehe er sich endlich von ihr trennen kann. Der Schalk blitzt in Saranas Augen, doch sie verkneift es sich, ihn deswegen aufzuziehen. Nach einem letzten Kuss schiebt sie ihn energisch von sich und schickt ihn nach Hause.

Am nächsten Morgen ist Melville dennoch voller Tatendrang und wartet ungeduld auf seine beiden Mitstreiter. Er nickt zustimmend, als die Wache sie zur Vorsicht mahnt und fragt dann zurück: „Ist bekannt, ob Senntell über magische Fähigkeiten verfügt? Oder sonstige Talente, die uns Probleme bereiten könnten?“
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #10 am: 27. Mai 2011, 20:49:28 »
Die Wache deutet auf einen eng anliegenden Armreif, den Senntell trägt. "Der Reif unterdrückt seine natürlichen magischen Talente, achtet also darauf, dass ihr es nicht irgendwo verliert. Und lasst euch nicht bequatschen, aber da habe ich wenig Sorge."
Jonas ergreift das Seilende und wendet sich an die Wache: "Wo bekommen wir denn Kleidung für unseren Gefangenen, so überlebt er draussen keine zwei Nächte."
Die Wache grummelt, läßt jedoch einige Kleidungsstücke bringen und öffnet kurz die Handfessel, damit Senntell sie anziehen kann.

Kurz darauf sitzen alle auf ihren Pferden, das Pferd Senntells ist eines des Ordens und mit den Zügeln kurz an den Sattel von Jonas gebunden.
Im flotten Trab geht es durch das Stadttor und fast sofort sieht sich der Trupp einiger riesigen Eislandschaft gegenüber, der Schnee türmt sich entlang der Straße bestimmt zwei Meter hoch. "Ich hoffe nur, auf unserem Weg gen Osten wird es milder und die Schneemassen nehmen ab, sonst müssen wir Iglus bauen", meint Direto trocken. Er läßt sich etwas hinter Jonas zurückfallen, so dass Senntell ihn nicht hört und fragt Melville in dem schon bekannten, neutralen Tonfall: "Du hast schon Erfahrungen mit dem Orden der Hand gemacht? Gibt es etwas, worauf wir achten müssen; ich nehme an, auf das Wort eines Handritters kann man sich nicht verlassen? Leider wurde ich nicht über das Ergebnis der Befragung von Senntell unterrichtet; wirkt er auf dich wie ein Ordensmitglied?"
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #11 am: 27. Mai 2011, 22:47:43 »
Die Antwort kommt äußerst vorsichtig. "Ich sagte nur, ich hätte einiges über Handritter gehört, nicht dass ich aus erster Hand Erfahrungen gesammelt hätte." Prüfend schaut Melville den Ritter an, entscheidet sich dann aber doch, etwas mehr preiszugeben. "Tatsächlich bin ich schon einmal auf Handritter getroffen, doch es war eine äußerst flüchtige Begegnung. Wir sollten uns also darauf vorbereiten, dass unsere Gegner wahrscheinlich in der Kampfkunst ebenso trainiert sind wie ein Stabritter und auch Unterstützung durch ihre Gebete erhalten könnten. Senntell wirkt auf mich nicht wie ein solcher Ritter, aber wer weiß, ob er sich nur gut verstellen kann. Schließlich ist er als Spion tätig gewesen."

Nun kommt Melville selbst ins Grübeln. "Ob sie ihr Wort halten? Verlassen würde ich mich darauf nicht. Zwar folgen Sie einem Verhaltenskodex, sind zu Ehre und Rechtschaffenheit verpflichtet, doch wer weiß, ob sie diese Grenzen nicht überschreiten würden, wenn es denn ihrer Sache dient? Sie sind den Stabrittern vielleicht ähnlicher als wir glauben..." Erst jetzt merkt er, wohin ihn sein Gedankengang geführt hat, und wie diese Aussage für Direto klingen muss. Nun wünscht er sich, er hätte seinen Mund gehalten, doch dafür ist es zu spät.
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #12 am: 28. Mai 2011, 12:52:42 »
Direto wartet einen Augenblick und Melville meint, Vorsicht aus seiner Antwort herauszuhören. "Lass das nicht Jonas hören, Ehre und Rechtschaffenheit sind ihm heilig und er wird es nicht dulden, diese Worte in Zusammenhang mit Xpochschen Dienern zu vernehmen."
Er bringt sein Pferd noch etwas näher an Melvilles heran und fährt leiser fort: "Und auch ich bin mir nicht sicher, in wieweit ich dir glauben soll. Wieso, wenn deine Begegnung so flüchtig war, hast du dir so viele Gedanken über unseren Feind gemacht? Und sind wir diesen Rittern nicht nur ähnlich, weil sie auch einem Orden dienen? Wieviel zählt für dich das Ziel und die Methoden, mit denen wir es zu erreichen suchen? Denn ich denke doch, dass wir uns darin von anderen Orden unterscheiden."
Sich aufrecht in den Sattel setzend und wieder etwas lauter, aber noch immer so seltsam gefühlskalt. "Wir verlassen uns darauf, dass der andere sein Wort hält."
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #13 am: 28. Mai 2011, 16:07:35 »
Man kann schon an seiner Körperhaltung sehen, dass es Melville ärgert, wie Direto mit ihm spricht. „Ob Ihr mir Glauben schenkt oder nicht, kümmert mich wenig, und woher ich diese Informationen habe, ist allein meine Angelegenheit", erwidert er abweisend.

Nachdem einen Moment unangenehmes Schweigen geherrscht hat, redet Melville weiter, nun etwas ruhiger. „Aber wir setzen gemeinsam unser Leben aufs Spiel, daher habt Ihr wohl das Recht, mich nach meinen Zielen und Motiven zu fragen.“ Er richtet den Blick in die Ferne und atmet tief durch, bevor er sich wieder Direto zuwendet und ihm in die Augen schaut. „Ich habe mich dem Orden gegenüber verpflichtet, Divian Visillo wohlbehalten nach Hause zu bringen, und ich pflege meine Verträge zu erfüllen. Dass ich Eure Moralvorstellungen respektiere, habe ich bereits gesagt, und das ist die Wahrheit. Aber ich bin nunmal kein Ritter, nur ein Mietschwert, und wenn es hart auf hart kommt, dann scheue ich mich nicht vor Methoden, die Euch durch den Kodex verwehrt sind.“

Melville ist klar, dass eine Provokation ihr Verhältnis nicht gerade verbessern wird,  aber für Diplomatie fehlt ihm einfach die Geduld. „Was denkt Ihr denn wohl, warum der Orden mich angeheuert hat?“
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Re: Melville: Alte Feinde
« Antwort #14 am: 29. Mai 2011, 21:06:22 »
Wenn Direto Melvilles Ton missfällt, so zeigt er es nach wie vor nicht. "Wir haben dasselbe Ziel. Und die Quelle deines Wissens tatsächlich deine Angelegenheit. Ich möchte nur wissen, ob du dein Wort uns gegebenüber halten würdest und ob deine Mission auch beinhaltet, das Leben Jonas' und das meine zu beschützen."
Direto sieht Melville an und dessen Gesichtsausdruck und sieht sich nun tatsächlich genötigt, seine Frage etwas weiter auszuführen. "Ich sehe es als meine Aufgabe, uns alle wohlbehalten zurück nach Euth zu bringen."
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