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Skeyfare » Andere Welten » Unmoderierte Welten » Orfinlir - Des Feuers Macht

Autor Thema: Orfinlir - Des Feuers Macht  (Gelesen 34023 mal)

Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #45 am: 25. April 2012, 22:08:57 »
Rinah legt ihre Hand auf die Sayuris und voller Wärme erwidert sie: "Das habt Ihr bereits, Eure Worte nehmen eine Last von meiner Schulter." Sie drückt Sayuris Hand kurz, möchte aber das Thema ganz offensichtlich nicht vertiefen.

Statt dessen greift Rinah erneut nach ihrem Becher, hält ihn jedoch nur fest. "Dies ist eine kleine, enge Gemeinschaft und als Gast seid Ihr bei uns herzlich willkommen. Aber sie ist auf Dauer zu klein, zu klein für Manasses Ideale und auch für Euer Leben." Sie sagt das ohne Scheu, aber auch ohne Tadel. "Nicht alle im Dorf haben den Weitblick Erez'." Sie blickt einen Moment auf die Tischplatte, ehe sie munterer fortfährt.
"Amon kommt um nach dem Rechten zu sehen, aber auch er muss nach einigen Tagen wieder ziehen. Wie sagt man doch? Eine kleine Wüste bedarf nicht zweier Propheten." Sie lacht. "Ich werde beten, dass Amon Euch helfen kann und Ihr die restliche Reise sicher zurücklegen könnt. Und eine Bitte hätte ich noch: macht Malea das Leben dort draussen nicht zu schmackhaft, sie ist noch zu jung!" Dieses Mal kommt ihr Tonfall einem Befehl etwas näher.
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Offline Makkharezz

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #46 am: 26. April 2012, 18:33:05 »
Schweigend schaut Sayuri in ihren Becher und presst die Lippen aufeinander, um nicht vorschnell zu antworten. Nachdem sie Malea kennengelernt hat, versteht sie natürlich die Sorge Rinahs, die Kleine könnte sich eines Nachts auf und davon machen, in dem Glauben, in der großen weiten Welt warteten hundert Abenteuer auf sie.

Aber sie weiß auch ganz genau wie das Mädchen sich fühlen muss, mit ihrer Neugier und dem Forscherdrang, der in ihrer kleinen begrenzten Welt kaum Nahrung findet, und die jeden Tag das Gefühl haben muss, das Leben würde an ihr vorbeiziehen, ohne dass sie Gelegenheit hat, daran teilzunehmen. Genau das waren ihre eigenen Gefühle, bevor sie von zuhause aufgebrochen war, um ihren Horizont zu erweitern und nach ihrem Platz in der Welt zu suchen.

Es gab aber einen entscheidenden Unterschied: Als sie sich auf den Weg gemacht hat, war sie jung, aber immerhin erwachsen und hatte schon etwas Lebenserfahrung. „Wie alt ist sie, zwölf? Das ist wirklich zu jung.“ Mit einem Nicken erklärt sie sich einverstanden. „Ich werde ihr keine Geschichten vom aufregenden Leben in der großen weiten Welt erzählen, sondern ihr zur Vernunft raten.“

Nun wird sie ein wenig unruhig und schaut zur Tür. „Auch wenn es vielleicht unklug ist, mich einzumischen: Ich bin genauso für Finte verantwortlich wie Manasse, und ich kann nicht einfach ruhig dasitzen und zusehen. Verzeiht.“ Damit steht sie auf und macht sich auf die Suche nach den drei Männern.
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #47 am: 27. April 2012, 13:14:07 »
Rinah nickt ihr dankend zu und steht ebenfalls auf. "Sag den Streithähnen, dass es am Abend Grillochsen geben wird. Sie sollen sich drum kümmern."

Vor der Tür sieht Sayuri, wie Manasse am Eingang zum Stall lehnt, sein Vater neben ihm und die beiden in ein Gespräch vertieft sind. Manasse blickt zu Boden, scheint aber seinen Zorn im Griff zu haben, Erez hört ihm offensichtlich zu. Beide bemerken Sayuri nicht.

Die kleine Dorfstraße hinunter bemerkt Sayuri eine Kapelle, deren Tür angelehnt ist.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #48 am: 27. April 2012, 19:40:26 »
Nachdem sie einen kurzen Blick auf die Szene geworfen hat, beschließt Sayuri, das Gespräch lieber nicht zu stören. Sie hält sich weiter im Hintergrund und geht zu der Kapelle. Zögernd hebt sie die Hand, lässt sie dann aber wieder sinken. Sie hat keine Ahnung, ob es höflich oder doch eher ungehörig wäre anzulopfen.

Darüber hinaus fühlt sie sich ein wenig unbehaglich, das Haus eines fremden Gottes zu betreten. Schließlich sagt sie sich aber, dass sie und Amabea in diesem Fall wohl das selbe Ziel haben und er dann bestimmt nichts gegen ihre Anwesenheit haben dürfte. Beherzt schiebt sie die Tür auf, tritt ein und blinzelt ein paarmal, damit ihre Augen sich an den Wechsel vom grellen Sonnenlicht zum schummerigen Inneren gewöhnen.
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #49 am: 28. April 2012, 16:48:15 »
Ein schlichter, karg ausgestatteter Raum liegt vor Sayuri, einige Holzhocker mit breiter Sitzfläche stehen in dem Raum und unter dem Fenster, das erstaunlich groß ist und einen schönen Blick auf das Tal erlaubt, steht ein kleiner Altar. Sowohl die Hocker als auch der Altar sind aus einem schönen, dunklen und ebenmäßig gemaserten Holz gearbeitet.
Aussergewöhnlich ist die kleine Quelle, die in der Seitenwand des Raumes entspringt, durch ihn hindurchfließt und auf der anderen Seite durch ein Loch in der Wand wieder hinausfließt. Das leise Plätschern erfüllt den Raum mit einem beruhigenden Hintergrundton.
An dem Altar steht mit gesenktem Kopf Amon, auf der glatten Holzfläche steht das Kästchen mit Fintes Flöte.

Der Priester blickt auf und als er Sayuri erkennt lächelt er. "Kommt Ihr um Euch zu vergewissern, dass der Dämon mich nicht überwunden hat?" Dann wird er ernst. "Ihr hattet großes Glück, die Macht dieses Unwesens ist größer als Ihr vielleicht ahnt."
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #50 am: 28. April 2012, 21:04:58 »
Bei diesen Worten wandert Sayuris Blick unwillkürlich zu der Kiste, und es scheint ihr, als könnte sie die Ausstrahlung des Bösen förmlich sehen. Für eine Sekunde ist sie wie erstarrt, dann verdrängt sie diese Gefühle und fängt an zu reden, was ihr in den Kopf kommt, nur um sich abzulenken. „Meine Großmutter hat immer gesagt, die Götter beschützen den, der tapfer ist und ein reines Herz hat. Vielleicht sind wir deshalb davongekommen. Oder weil wir zu dritt gegen ihn angetreten sind und uns gegenseitig geholfen haben.“

Der Gedanke gibt ihr auch jetzt Mut, und sie geht ein paar Schritte auf den Altar zu. Leise fragt sie: „Finte, der Magier, der mit dem Dämon in die Flöte gegangen ist – wisst Ihr, ob es ihm gutgeht? Wird er durchhalten, bis wir in Euth sind?“
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #51 am: 29. April 2012, 12:11:17 »
Sayuri kann den Respekt in Amons Augen lesen als sie von dem Kampf berichtet, doch als sie nach Finte fragt schüttelt er den Kopf und wirkt bedrückt. "Nein, ich konnte keinen Kontakt zu ihm herstellen. Was nicht heissen soll, dass er tot ist, doch das Einzige was ich tun konnte war den Schutz zu verstärken, der verhindert, dass der Dämon seinen Zauber ausserhalb der Flöte wirken kann."

Amon nimmt das Kästchen von dem Altar und reicht es Sayuri. "Achtet gut darauf, damit keinUnheil davon ausgeht. Ich werde jetzt meinen Vater überzeugen, dass Ihr richtig gehandelt habt."
Sayuri kann sehen, wie er tief Luft holt, das Lächeln, das er ihr schenkt ist dann wieder offen und sehr einladend, er berührt beim Hinausgehen kurz ihren Arm.
Dann ist Sayuri in der Kapelle alleine.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #52 am: 29. April 2012, 18:28:46 »
Spontan wirft Sayuri den freien Arm um den Hals des Priesters und drückt ihn an sich. Schnell löst sie sich wieder, strahlt Amon an und sagt: „Vielen Dank für die Hilfe.“

Als Amon gegangen ist, wendet sie sich dem Altar zu und betrachtet die Kerzen und die sparsame, aber sorgfältig platzierte Dekoration. „Dir auch vielen Dank für deine Hilfe“, flüstert sie, denn ein bisschen macht ihr der Gedanke Angst, der Gott könnte sie tatsächlich hören.

Dann schaut sie mit einem grimmigen Blick das Kästchen an. „Die Ritter werden dich in die Hölle zurückschicken, aus der du gekommen bist, verlass dich drauf“, sagt sie zu Berlatur. Sie streicht mit der Hand über den Deckel. „Und dich werden sie befreien, Finte, fest versprochen.“

Sie verstaut das Behältnis in ihrem Beutel, den sie sich über die Schulter schlingt und verlässt die Kapelle. Auf dem Rückweg zum Haus sieht sie Manasse allein vor dem Stall stehen, tief in Gedanken. Fast fragt sie ihn nach dem Gespräch mit seinem Vater, aber sie hat nicht den Eindruck, dass er besonders gesprächig ist. Also berichtet sie ihm, was sie in der Kapelle erfahren hat.

Ganz kann sie sich aber doch nicht zurückhalten, also erzählt sie noch: „Amon hat auch gesagt, er würde deinen Vater überzeugen, dass unser Vorgehen ganz richtig war. Dann muss er es glauben, oder? Wenn sogar ein Priester das meint?“ Sie hat nicht den Eindruck, dass sie Manasse damit begeistern kann, aber für sie ist der Besuch in Lindholl erfolgreich verlaufen. Gut gelaunt meint sie: „Wenn man bedenkt, was für eine wilde Geschichte wir deinen Leuten aufgetischt haben, hat dein Bruder einen ziemlich kühlen Kopf bewahrt, und er hat uns ohne viel Federlesens geholfen, das musst du ihm zugestehen.“
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #53 am: 30. April 2012, 18:09:44 »
Zunächst ist Manasse etwas mürrisch, aber dann setzt sich schnell sein optimistisches Naturell durch. "Ja, mein Bruder ist ein helles Köpfchen. Und er würde nie, nur um Recht zu behalten, irgendein Risiko eingehen."
Er sieht zu Boden, kickt einen Stein beiseite und nuschelt: "Vielleicht ist er doch kein ganz so arger Idiot." Er blickt auf und fragt ungläubig: "Und er will unseren Vater überzeugen, dass ich etwas richtig gemacht habe?" Er beginnt zu lachen, aus dem schnell ein hemmungsloses Prusten wird, dann verschluckt er sich, hustet und kann eine Zeit gar nichts sagen. Schließlich quetscht er heraus: "Na, also doch ein Idiot!" Aber er grinst immer noch.

Dann reibt er sich die Hände und meint gutgelaunt: "Meine Mutter macht heute abend Grillochsen und wenn ich sage, dass sie darin eine Meisterin ist ist es noch untertrieben. Wollen wir uns um den Grillplatz kümmern und danach den halben Ochsen aus der Vorratskammer holen?" Und grimmig fügt er hinzu: "Vater muss bestimmt 2 Stunden für meine Seele in der Kapelle beten. Und das macht hungrig."

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #54 am: 01. Mai 2012, 17:31:52 »
„Eigentlich hatte deine Mutter ja gesagt, ihr Männer würdet euch um den Ochsen kümmern“, neckt Sayuri, „aber ich schätze, es ist besser, wenn ich gleich mit anpacke. Immerhin haben wir gemeinsam einen Dämon bezwungen, da werden wir wohl auch noch mit dem Abendessen fertig werden.“

Manasses Voraussage bewahrheitet sich: Rinah bereitet den Grillochsen nach ihrem Geheimrezept zu, und die ganze Familie ist so mit dem köstlichen Essen beschäftigt, dass alle Streitpunkte für den Moment vergessen sind und alle einträchtig um die Feuerstelle herum sitzen und gemütlich plaudern.

Später am Abend, als es bereits zu dämmern beginnt, steht Erez auf, sucht Manasses Blick und gibt ihm mit einer minimalen Geste zu verstehen, ihm zu folgen. Entschlossen stapft er in den Abend hinaus und bleibt erst stehen, als er die Eiche hinter dem Haus erreicht hat.

Unter dem Baum steht eine Bank. Manasse weiß, dass Erez sie für Rinah gebaut hat, bevor er um ihre Hand angehalten hat. Die Bank ist alt und aus groben Stämmen gezimmert, aber solide, als könnte sie noch viele Jahre überdauern - fast eine Metapher für Erez selbst.

Doch als Manasses Vater sich auf die Sitzfläche fallen lässt, sieht der Ritter für einen kurzen Moment, wie müde Erez an diesem Abend aussieht, und ihm fällt auf, wie stark er in den letzten Jahren gealtert ist. In diesem Augenblick wirkt er auf Manasse keineswegs mehr so unbesiegbar wie früher, nicht mehr so, als könnte er mit allem fertig werden, das Amabea ihm aufbürdet. Er sieht aus wie ein ganz normaler Mensch, der Schwächen hat, und der sich irgendwann dem Alter oder einer Krankheit geschlagen geben muss.

"Also", beginnt Erez seine Ansprache, und diese beiden Silben reichen aus, um das alte Bild des strengen Richters wieder herzustellen, der jede Tat seiner Söhne kritisch betrachtet. "Du bist da in etwas hineingestolpert und hast beschlossen, dich der Sache anzunehmen." Sein Blick scheint Manasse förmlich aufzuspießen, als er fragt: "Was bedeutet das nun also? Welche Schlüsse ziehst du daraus?"

« Letzte Änderung: 01. Mai 2012, 17:33:24 von Makkharezz »
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #55 am: 02. Mai 2012, 15:38:18 »
Manasse atmet tief durch und versucht sich in die Situation bei der Befragung in Waldhof zu erinnern, wo er so erfolgreich Erborgs Misstrauen gegen Sayuri zerstreut hatte. Er pustet sich automatisch eine der zu langen Haarsträhnen aus den Augen und setzt sich neben seinen Vater.
"Es mag Zufall gewesen sein oder Amabeas Fügung, dass ich in dem Dorf war als der Mord geschah, doch danach war es meine Aufgabe als Ritter, den Dorfbewohnern zu helfen. Da hatte ich gar nichts zu entscheiden." Er merkt plötzlich, dass er schon wieder beginnt, sich zu rechtfertigen und seine Entscheidungen in Frage zu stellen.
Er reisst den Kopf hoch, sieht Erez mit festem Blick an und mit noch etwas unsicherer Stimme: "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich habe die verzwickte Lage gut gemeistert und mit Sayuris Unterstützung dem Dorf die Hilfe gegeben, die sie von einem Ritter erwarten konnten."

Nun kommt Manasse zum eigentlichen Problem, denn mal wieder hat er keine Ahnung, was die Frage seines Vaters eigentlich bedeutet; sollte er irgendwelche geheimnisvollen Botschaften von Amabea durch den Mord erhalten haben, die er nicht erkennen und erst recht nicht deuten konnte?
"Es bedeutet für mich, dass ich nach Euth gehen werde und um Unterstützung beim Orden bitten werde. Um meine Mission endgültig erfolgreich abschließen zu können. Tja, und dann werde ich zur nächsten Mission aufbrechen, wohin der Orden mich auch schicken mag."
Er weuss, dass dies nicht die Antwort ist, die sein Vater erwartete, aber was erwartete er denn bloß?

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #56 am: 02. Mai 2012, 18:32:50 »
Auch Erez scheint zu bemerken, dass Manasse nicht recht weiß, worauf er hinaus will. Unumwunden fragt er: „Glaubst du, Amabea hat dir die Kraft verliehen, dich gegen diese Bedrohung zu behaupten, weil du rechtschaffen warst und den Menschen beigestanden hast? Nimmst du deinen Erfolg als Bestätigung dafür, dass er dir eine große Zukunft vorherbestimmt hat? Siehst du dich schon in deiner blank polierten Rüstung durch das Land ziehen und Ruhm und Ehre ernten?“

Diesen letzten Satz hat er voller Geringschätzung gesprochen, doch nun beruhigt er sich wieder ein bisschen. Fast sanft fragt er: „Wie deutest du die Ereignisse hinsichtlich deines weiteren Weges? Was denkst du, hat Amabea für dich vorgesehen? Und was willst du daraufhin mit deinem Leben anfangen?“

Wieder beobachtet Erez seinen Sohn ganz genau. Doch trotz dieser Musterung wird Manasse eines bewusst: Statt seine eigene Ansichten als alleinige Wahrheit zu verkünden, fragt sein Vater ihn nach seiner Meinung.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #57 am: 03. Mai 2012, 19:06:22 »
Manasse ist so erleichtert, dass sein Vater offen mit ihm spricht, dass er spontan auflacht und seinem Vater auf die Schulter schlägt. "Ich habe keine Ahnung! Ich bin nicht gut darin, Amabeas Willen zu erkennen."
Jetzt ist er froh, dass seine Gedanken schon immer einfache Pfade gesucht haben und er nie verstanden hat, wie Amabea seine Schritte lenken könnte.
Er lächelt und in diesem Moment ist es ihm egal, ob sein Vater ihn versteht. "Ich bin genau da, wo ich hinwollte. Ich möchte Recht sprechen, darin bin ich gut. Dafür muss ich respektiert werden, aber da hilft mir keine glänzende Rüstung." Ein rascher Seitenblick zeigt ihm, dass er noch weitersprechen kann. "Ich bin glücklich mit dem, was ich tun darf. Und dafür danke ich Amabea."

Nun hat Manasse all seine Gedanken offengelegt und sieht seinen Vater abwartend an.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #58 am: 04. Mai 2012, 19:02:38 »
Zumindest hat Erez Manasse ausreden lassen, aber dessen Antwort schmeckt ihm ganz und gar nicht. „Hast du denn nichts anderes im Kopf als deine eigene Zufriedenheit?“ fragt er bissig.

„Ich kann mir schon vorstellen, dass es dir gefällt, von all den Leuten hofiert zu werden, die sich auf dem Feld die Hände dreckig machen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hauptsache, du kannst mit deinem Ordenszeichen herumstolzieren und deine Urteile zu verkünden. Denkst du überhaupt nicht an die Menschen, die von deinem Richterspruch betroffen sind? Du entscheidest über ihr Vermögen, ihre Freiheit, oder sogar über ihr Leben! Woher glaubst du, die nötige Einsicht zu besitzen, solche Urteile zu fällen? Du bist ja noch grün hinter den Ohren und sagst selbst, dass du oft keine Ahnung hast, was der Wille Amabeas ist.“

Er schüttelt den Kopf, als wenn er alle Gedanken an Manasses Rittertum abschütteln will. „Mit dem Ritterschlag wurde dir eine heilige Pflicht übertragen, die du im Dienst Amabeas und im Dienst der Menschen zu erfüllen hast. Das ist es, worauf es ankommt, nicht dein persönliches Glück. Das ist es, worüber du in aller Demut nachdenken solltest, statt mit dem Kopf in den Wolken umherzulaufen.“
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #59 am: 05. Mai 2012, 13:39:15 »
Wie immer bei den Streitereien mit seinem Vater schwirrt Manasse der Kopf von den vielen Worten, die für ihn keinen Sinn ergeben.  Er versucht herauszufinden, was den Ärger seines Vaters ausgelöst haben könnte und erwidert ratlos: "Aber hast du uns nicht gelehrt, dass Amabea für jeden von uns einen Plan hat? Und nun tue ich etwas, indem ich anscheinend Erfolg habe und zusätzlich auch noch Freude daran! Was soll denn daran so falsch sein?" Er ist immer lauter geworden.
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