Skeyfare

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Skeyfare » Andere Welten » Unmoderierte Welten » Orfinlir - Des Feuers Macht

Autor Thema: Orfinlir - Des Feuers Macht  (Gelesen 33991 mal)

Offline Makkharezz

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #60 am: 05. Mai 2012, 15:34:50 »
Erez wirft in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände nach oben, und Manasse ahnt, dass die fruchtlosen Diskussionen seinen Vater ebenso frustrieren wie ihn selbst, und dass er ähnlich wie Manasse kaum einen Weg sieht, seinem Sohn klarzumachen, worauf er hinauswill. Provokativ fordert er: „Dann sag mir doch, was ist es, dass dir solche Freude bereitet? Was gefällt dir so daran?“

Manasse hat den Eindruck, als lauere Erez nur auf eine falsche Antwort. 
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #61 am: 06. Mai 2012, 13:32:55 »
Da Manasse nicht die blasseste Ahnung hat, welches die falsche Antwort sein könnte, sondern nur, dass er sie ganz gewiss finden wird, antwortet er direkt ohne lange zu überlegen: "Es ist ein wundervolles Gefühl zu sehen, dass die Leute gut miteinander klar kommen, gerne zusammen leben. Das habe ich bei uns im Dorf kennengelrernt. aber solche Gemeinschaften brauchen Hilfe, wenn einer unter ihnen ist, der Unruhe stiftet oder einfach nur tut, was für ihn selbst gut ist. Ich kann diese Hilfe bringen."
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Offline Makkharezz

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #62 am: 06. Mai 2012, 18:51:15 »
Tatsächlich erkennt Manasse ein kaum wahrzunehmendes Nicken. Hat er vielleicht doch nicht die falsche Antwort gegeben? Trotzdem ist da immer noch dieser Blick, der Manasse festhält wie einen Wurm am Angelhaken.

„Kannst du das?“ fragt Erez. „Was macht dich so sicher, dass du dieser Aufgabe gewachsen bist? Nicht nur dieses eine Mal, sondern immer wieder, egal ob es sich um solch ein Verbrechen handelt oder um unklare Wasserrechte, Erbstreitigkeiten oder hinterhältige Betrügereien? Egal, ob du es mit gottesfürchtigen Leuten zu tun hast, die schon beim Anblick deines Amuletts zu Kreuz kriechen, oder aber mit ausgebufften Lügnern,  oder mit sturen Gutsbesitzern, die sich für kleine Könige halten und keine Macht als ihre eigene anerkennen wollen?“
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #63 am: 07. Mai 2012, 12:42:31 »
Manasse versucht erneut, den anstehenden Stimmungswandel zu ergründen, was dient dieses Mal als Köder um ihm seine Unzulänglichkeiten vorzuführen? Vorsichtig tastet er sich vor. "Ich war fast zwei Jahre Knappe und in dieser Zeit konnte ich von meinem Ritter sehr viel lernen, er war ein großartiger Richter."

Und dann fällt ihm mit einem Paukenschlag ein essentieller Grund ein und fast möchte er sich mit der Hand vor den Kopf schlagen, dass er so spät diese Erkenntnis hat! Manasse sieht sich um und muss fast auflachen vor Zufriedenheit, erst dann wendet er sich wieder seinem Vater zu und kann ihm dieses Mal offen ins Gesicht sehen, so sicher ist er sich seines neuen Wissens: "Ich habe es hier zu Hause gelernt. Jeden Tag habt ihr mir vorgelebt, was Gerechtigkeit bedeutet: nicht erklärt, sondern vorgelebt, wie man mit Respekt und trotzdem Verstand mit den Mitmenschen umgeht. Ich weiss, was Recht ist und mit diesem Wissen bin ich stark."
Verblüfft stellt er fest, dass er sich regelrecht in Rage geredet hat.
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Offline Makkharezz

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #64 am: 07. Mai 2012, 22:36:23 »
Auch seinen Vater scheinen diese Worte zu erstaunen. „Ist das so? Sollte es mir nach all den Jahren tatsächlich gelungen sein, den Wert von Rechtschaffenheit und Gottesfürchtigkeit in deinen Dickschädel zu bekommen?“

Es fällt Manasse schwer zu entscheiden, ob es sich bei diesem Satz um eine Provokation handelt oder um eine wirkliche Frage. Als er versucht, das aus Erez Mimik und Körperhaltung herauszulesen und bekommt den Eindruck, dass sein Vater vielleicht selbst nicht recht weiß, wie er Manasses Ankündigung aufnehmen soll. Wenn der Ritter auf eine weitere Erklärung gehofft hat, dann wird er nun enttäuscht: Erez verstummt und hebt den Blick zu den Sternen, als würde er auf eine göttliche Erleuchtung warten.
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #65 am: 08. Mai 2012, 20:37:23 »
Seltsamerweise ist Manasse erleichtert über die Stille und auch er sieht ebenfalls in den dunklen Nachthimmel hinauf.
Nach einer Weile senkt er den Blick wieder und sieht seinen Vater von der Seite an. "Wie wäre es, wenn du einfach mal ausprobierst mir zu vertrauen?"
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #66 am: 09. Mai 2012, 23:49:47 »
Nach kurzem Zögern antwortet Erez. „Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Aber du wirst mir hier und jetzt versprechen, dass du nie vergessen wirst, wie schwerwiegend die Konsequenzen deiner Entscheidungen sein können, und dass du immer sorgfältig abwägen wirst, welcher Weg im Sinne von Recht, Ordnung und Amabeas Willen der richtige ist!“

Bevor Manasse etwas erwidern kann, fügt sein Vater noch hinzu. „Wenn du das tust, dann soll es meinetwegen so sein. Geh und sei ein Ritter, und dann werden wir sehen, was du daraus machst.“
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #67 am: 10. Mai 2012, 21:18:07 »
Die Eindringlichkeit von Erez' Worten berührt auch Manasse und leidenschaftlich stimmt er seinem Vater zu. "Ich werde deine Worte im Herzen tragen, das verspreche ich. Ich werde ein guter Ritter sein."

Dann steht er auf und muss sich zusammenreissen um die Anspannung nicht abzuschütteln wie ein nasser Hund, sondern seinem Vater zuzunicken und ihn aufzufordern: "Komm, lass uns die anderen nicht die besten Stücke aus dem Ochsen schneiden."
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #68 am: 11. Mai 2012, 19:57:50 »
Als Antwort bekommt Manasse von seinem Vater nur dieses altbekannte Knurren zu hören, bei dem man raten muss, ob es sich um einen Ausdruck von Missbilligung oder von Zustimmung handelt. Doch Erez steht ebenfalls auf, geht an Manasse vorbei und klopft ihm dabei einmal kurz auf die Schulter, bevor er mit langen Schritten in Richtung des Grillplatzes stiefelt.

* * * * *

Trotz des reichhaltigen Essens, das sich bis spät in den Abend hineingezogen hat, sind am nächsten Tag alle wieder früh auf den Beinen, um ihre Arbeiten zu erledigen. Auch Manasse und Sayuri haben beschlossen früh aufzubrechen und das Kästchen so schnell wie möglich nach Euth zu bringen.

Der Abschied fällt kurz aus, dadurch aber nicht weniger herzlich, zumindest wenn man durch die rauhe Schale der drei Männer hindurchzuschauen versteht. So halten sich die letzten Reste des Morgennebels noch in den Feldern, als Sayuri und Manasse Lindholl hinter sich lassen und den Weg Richtung Euth einschlagen.

Neugierig schaut Sayuri zu ihrem Gefährten hinüber. Sie kann sich noch keinen rechten Reim darauf machen, wie Manasse die kurze Wiedervereinigung mit seiner Familie bewertet. Sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. „Vorher hatte ich ja einige Bedenken, wie deine Leute auf mich reagieren würden, aber ich muss sagen, ich bin von Fremden selten so freundlich aufgenommen worden.“ Nach einem kurzen Seitenblick sagt sie noch: „Du selbst schienst mir vorher auch nicht so sicher zu sein.“
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #69 am: 12. Mai 2012, 21:04:07 »
Manasse wirkt um einige Zentimeter größer, seitdem sie Lindholl hinter sich gelassen haben, fröhlich pfeiffend sitzt er auf Braun, der seinen zunächst sehr zügigen Trab sofort in einen gemütlichen Zotteltrab verlangsamt hat als er merkt, dass sein Reiter abgelenkt ist.

Er lächelt Sayuri an, anscheinend hat er auch das Bedürfnis den Besuch zu reflektieren, denn er antwortet prompt: "Ja, sie sind immer für eine Überraschung gut. Und Malea schien mir richtig vernünftig geworden zu sein." Manasse wirkt sehr zufrieden. "Das meine Familie dir gegenüber höflich sein würde stand ausser Frage, aber dass Amon sich dir gegenüber zu benehmen wüsste war nicht zu erwarten." Er sieht Sayuri fragend an.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #70 am: 13. Mai 2012, 08:37:08 »
Sie lässt ihre Zügel fallen und stemmt die Hände in die Seiten. „Wieso lässt du kein gutes Haar an deinem Bruder?“, entgegnet sie empört. „Wir haben deine Familie mit einer wüsten Geschichte von Satyrn und Dämonen überrumpelt, und trotzdem hat Amon uns zugehört, und er hat uns geglaubt. Ich jedenfalls kann mich nicht über ihn beschweren, und wenn du mit ihm nicht auskommst, dann solltest du dich vielleicht mal fragen,…“

Gerade ist Sayuri richtig in Fahrt, aber ihre Stute hat bemerkt, dass die Zügel locker sind und hat plötzlich abgedreht, um sich einen Leckerbissen am Wegesrand zu holen. Verzweifelt umklammert Sayuri den Sattelknauf, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Als sie sich wieder gerade im Sattel aufgerichtet und die Zügel wieder aufgenommen hat, ist Braun schon ein paar Schritte voraus. Sayuri tut so, als wäre ihr Satz sowieso zuende gewesen und begnügt sich damit, Manasse einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #71 am: 13. Mai 2012, 20:12:12 »
Überrascht starrt Manasse sie an: "Du . . verteidigst ihn?" Diese überraschende Wendung des Gesprächs muss er erst einmal verarbeiten, er knirscht mit den Zähnen, rümpft die Nase, runzelt die Augenbrauen und fasst dann einen Entschluss.
"Es ist seltsam, anscheinend sehe nur ich ihn so überkritisch. Muss ich wohl nochmal in mich gehen. Immerhin habe ich Vater quasi versprochen genau zu überlegen ehe ich ein Urteil fälle. Da kann ich bei meinem Bruder gleich mal anfangen."
Seine Laune scheint sich nicht verschlechtert zu haben, denn er beginnt wieder zu pfeiffen ehe er nach nicht mal einer Minute Sayuri fragt: "Wie wolltest du deinen Satz eigentlich beenden? Bitte sag es mir, da bin ich einfach zu neugierig." Und genauso sieht er seine Begleiterin jetzt auch an.
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #72 am: 13. Mai 2012, 21:30:20 »
Es ist nicht so recht zu erkennen, ob Manasse mit seinem Eingeständnis Sayuri besänftigt hat. Brüsk antwortet sie: „Ich wollte sagen: du solltest dich vielleicht mal fragen, warum es heißt, Zum Tanzen gehören immer zwei“ Nun schafft sie es doch nicht mehr, grimmig zu schauen, sondern sie muss grinsen. „Oder um mit den Worten meiner lieben Großmutter zu sprechen: Wenn der Bauer krumme Furchen pflügt, ist immer der Ochse schuld!“
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Offline Manasse

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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #73 am: 14. Mai 2012, 15:06:03 »
Er hebt etwas ratlos die Schultern. "So ähnlich hat meine Mutter es auch schon einmal ausgedrückt, aber seine Selbstherrlichkeit bringt mich einfach auf die Palme, auch wenn er das gar nicht immer beabsichtigt." Und leise in seinen Dreitagebart brummelnd: "Aber manchmal schon . . .", dann sieht er schnell auf, ob Sayuri seine letzten Worte gehört hat und wechselt schnell das Thema: "Dafür hat mein Vater mir länger zugehört als je zuvor und wir haben uns nicht gleich wieder verkracht. Er hat mir zwar nicht seinen Segen gegeben, aber so eine Art Probezeit."
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Re: Orfinlir - Des Feuers Macht
« Antwort #74 am: 14. Mai 2012, 20:19:06 »
Weil Sayuri Manasse gerade für seine pessimistische Sicht gescholten hat, will sie ihm nun den Rücken stärken. „Naja, das klingt doch ganz gut“, stimmt sie zu, „freut mich, dass du bei unserem Besuch auch ein paar Probleme klären konntest. „Wobei sollst du dich denn bewähren? Was ist es denn, wovon dein Vater noch nicht überzeugt ist? Wollte er, dass du den Hof übernimmst, statt von Zuhause fortzugehen?“

Nachdem sie Manasse kurz beobachtet hat, fragt sie noch: „Es ist dir wohl sehr wichtig, dich vor deinem Vater zu beweisen, oder?“
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