[Makkharezz]

Als Theo mit quietschenden Reifen um die erste Ecke biegt, stimmt Al-Ghazali eine Mischung aus Schlachtengesang und Jubelrufen an, winkt feixend durch die Heckscheibe und hüpft auf der Rückbank sitzend auf und ab, bis er sich den Kopf am Wagendach anstößt und merkt, dass die Zappelei im fahrenden Auto keine gute Idee ist. Er reibt sich die Beule am Kopf, grinst aber trotzdem von einem Ohr zum anderen.
 
Auf kürzestem Weg steuert Theo die Auffahrt zur Interstate 5 an und fädelt sich in den Verkehr ein. „Wohin?“ will er von Aimee wissen. Bevor sie antworten kann, schiebt Al-Ghazali den Kopf zwischen den Sitzen durch und fragt mit großen Augen: „Zu Taco Bell…?“

[Aimee]

Aimee merkt wie sich ein Glucksen und eine tiefe, große Heiterkeit in ihr ausbreitet und sie beginnt laut und schallend zu lachen.
Sie wirft einen halbherzigen Blick in den Aussenspigel ob sie verfolgt werden, dann sagt sie zu Theo: "Na los, dann fahren wir zum Taco, feiern!"

Zufrieden und noch von all der Aufregung aufgeputscht beginnt Aimee "We are the Champions" zu summen.

[Makkharezz]

Es sind keine Verfolger in Sicht, und die kleine Party im Fastfood-Restaurant kann ungestört stattfinden. Al-Ghazali erzählt begeistert von seinen Forschungen und theologischer Philosophie, und merkt darüber kaum, dass seine Ausführungen für Aimee unverständlich sind. Er hört nur auf zu reden, um von seinem Burrito abzubeißen.

Theo ist schweigsam und begnügt sich damit zuzuhören und seine Cola zu schlürfen. Aber er sieht zufrieden aus, und auch stolz darauf, was sie zusammen auf die Beine gestellt haben. Aimee erinnert sich noch gut daran, wie ängstlich der Changeling gewesen ist, als sie ihn in San Bernadino getroffen hat, und nach allem, was zwischenzeitlich passiert ist, hat auch sie ein anderes Bild von ihm.

Als sie darüber sinniert, merkt sie nicht, dass auch Al-Ghazali still geworden ist. Als sie zu ihm hinüberschaut, sieht sie, dass er sie aufmerksam beobachtet. „Kann ich jetzt mein Buch wiederhaben?“ fragt er schüchtern, als wäre er nicht sicher, dass Aimee tatsächlich bereit ist, ihm seinen Schatz auszuhändigen. „Wir könnten dann das Ritual vorbereiten und dir deine Seele wiederholen. So wie ich es dir versprochen habe.“

[Aimee]

Aimee zögert und läßt ihren wrap sinken, dann merkt sie, dass ihr Zögern falsch ausgelegt werden könnte und plötzlich will sie, dass diese beiden Changelings gut von ihr denken und beeilt sich zu nicken: "Ja, sicher, ich habe es bei mir in der Wohnung versteckt, ich muss es nur holen."
Dann sieht sie Theo an und fragt sich wieder, welche Vereinbarung er wohl mit Ali getroffen haben könnte.  Spontan fragt sie ihn: "Was ist mit dir, willst du nicht auch dein altes Leben zurückbekommen?"

[Makkharezz]

Theo wirft einen zweifelnden Blick auf Al-Ghazali, der jetzt wieder so mit seinem Essen beschäftigt ist, dass er es nicht bemerkt. „Ja, das klingt schon verlockend“, antwortet Theo gedehnt und beißt sich auf die Lippe. Offensichtlich teilt er die Begeisterung des älteren Changelings keineswegs.

„Dann los, esst auf, damit wir losfahren können“ drängt Al-Ghazali plötzlich und stopft sich den letzten Bissen in den Mund.

„Ja gleich, ich brauch noch eine Minute“, erwidert Theo. Er fischt den Autoschlüssel aus der Hosentasche und schiebt ihn über den Tisch. „Willst du schonmal vorgehen?“ Schon schnappt Al-Ghazali sich den Schlüssel und flitzt zur Tür, während Theo Aimee einen bedeutungsvollen Blick zuwirft.

Als sie allein sind, spielt er mit dem Papier seines Strohhalms und schaut nicht auf, als er sagt: „Al ist ein feiner Kerl, und er ist hochintelligent. Aber in letzter Zeit ist er nicht zerstreut gewesen, er redet auch ständig mit sich selbst, und manchmal kann er nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden.“ Er seufzt. „Ich weiß nicht, was in seinem Buch steht. Es kann durchaus sein, dass er viel nützliches Wissen gesammelt hat. Aber ob es ihm wirklich gelingen kann, einem Changeling seine Menschlichkeit wiederzugeben…?“ Er schüttelt den Kopf. „Ich wage mir das nicht zu erträumen.“

[Aimee]

Aimee beugt sich vor und packt Theos Hand. "Aber würdest du es überhaupt wollen? Wieder Mensch werden?" Sie merkt wie fest sie Theos Hand gepackt hat und läßt sie wieder los.
"Darf ich dich fragen, wie lange du schon Changeling bist? Kennst du deinen Fench? Willst du sein Leben führen?"

Ihrer Stimme ist deutlich anzuhören, wie aufgewühlt sie ist und wieviel sie sich von Theos Antwort erhofft.

[Makkharezz]

„Ich habe meinen Fetch nie gesehen, oder meine Leute. In fünf Jahren nicht. Hab nie den Mut dazu gehabt.“
 
Er schweigt einen Moment und wiegt nachdenklich den Kopf hin und her, als er über Aimees Fragen nachdenkt. Schließlich sagt er: „Wenn ich wüsste, dass alles wieder so wird wie früher, würde ich es sofort tun.“
 
Mit einem wehmütigen Lächeln erzählt er: „Es ist nicht so, dass ich ein besonderes Leben geführt habe. Ich war nicht auf dem College oder so, hatte keinen tollen Job, ich war auch kein Super-Sportler oder einer von den Typen, mit dem alle befreundet sein wollen. Aber es war ein gutes Leben. Ich hatte eine Freundin, mit der ich eine Familie gründen wollte, ein paar Kumpels, mit denen ich zum Baseball oder in die Kneipe gegangen bin und Eltern, die mir nur ab und zu in den Ohren lagen, ich müsste mehr aus meinem Leben machen, die aber ansonsten schwer in Ordnung waren.“
 
Seine animalische Changeling-Gestalt durchläuft ein Zittern, und seine Ohren zucken, während seine menschliche Maske von dieser Reaktion unberührt bleibt. „Ich vermisse sie, und ich vermisse mein Leben, und ich würde alles tun, um es wiederzubekommen.“ Er senkt den Kopf, und die spitzen Ohren hängen traurig herab. „Ich weiß nur nicht, wie das gehen soll. Selbst wenn das Ritual funktioniert, was wird dann mit mir passieren? Was heißt das, wenn ich meine Seele wiederbekomme? Es ist ja nicht so, dass ich nur anders aussehe als ein Mensch. In Arkadien habe ich Dinge erlebt, die…“ Verzweiflung schleicht sich in seine Stimme, ein Gefühl, das Aimee nur zu vertraut ist, wenn sie an ihre eigene Gefangenschaft denkt. Hilflos wedelt Theo mit der Hand in der Luft, lässt schließlich den Satz unbeendet.
 
„Wie soll all das je wieder verschwinden? All die Erinnerungen? Die Magie, die in mir steckt? Wir sehen die Welt mit anderen Augen als die Menschen. Wir sehen, dass sie viel komplizierter ist. Bunter, chaotischer, und wunderschön…aber irgendwie auch dunkler und bedrohlicher.“
 
„Diese…“ Er sucht nach dem richtigen Wort, tippt sich ungeduldig an die Stirn und platzt schließlich damit heraus: „Diese Unschuld, die ich früher hatte. Ich habe das Gefühl, sie ist für immer verloren.“

[Aimee]

Aimee schweigt eine ganze Weile, dann schreckt sie hoch als fiele ihr erst jetzt wieder ein, dass Theo ihr gegenübersitzt und Ali draussen auf sie wartet.

Sie blickt hoch und mit erschreckend toten Augen sieht sie Theo an. "Du hast recht, was uns gestohlen wurde kann Ali uns nicht zurückgeben."
Sie steht auf und im Gehen sagt sie kalt: "Aber ich finde, irgendjemand sollte dafür bezahlen müssen."

Aimee steigt ins Auto ein, ignoriert das aufgeregte Gebrabbel von Ali und konzentriert sich anscheinend auf den Verkehr.
Äusserlich wirkt sie ruhig, aber in ihrem Inneren tobt ein solches Feuer, dass sie sich nur mit zusammengebissenen Zähnen beherrschen kann um nicht laut herauszubrüllen.
Was will ich mit diesem Leben anfangen? Ist das mein Leben? Will ich auf ewig die Eisprinzessin bleiben? Oder will ich eine schlechte Kopie der alten Aimee werden, die nachts neben ihrem fremden Ehemann liegt und sich fragt, wann der Wächter sie noch einmal findet? WAS WILL ICH??

Und dann stehen sie vor Aimee Haus, doch zunächst bleibt Aimee reglos im Wagen sitzen, ihr Blick gleitet an der Fassade des nichtssagenden Gebäudes hoch.

[Makkharezz]

Es wird still im Auto, und Theo wirft Aimee einen fragenden Blick zu. Er dreht sich um und schaut nervös zu allen Seiten aus dem Auto. Wahrscheinlich denkt er, sie halten, um abzuwarten, ob Aimees Haus beobachtet wird.

Sogar Al-Ghazali scheint zu bemerken, dass etwas nicht in Ordnung ist. Schüchtern zupft er von hinten an Aimees Ärmel. „Wir können alle zusammen reingehen, du musst keine Angst haben.“

[Aimee]

Unwillig zieht sie ihren Arm weg und schnauzt Ali an: "Ich habe keine Angst." Mehr sagt sie nicht.

Wo ist nur meine gute Laune geblieben? Als wir Ali befreiten habe ich mich so lebendig gefühlt! Wann hatte ich in meinem alten Leben so ein Gefühl? Wenn ich einer Story hinterher gejagt bin? Aber doch eigentlich nur um damit die Karriereleiter hinaufzufallen. Und jetzt? Jetzt habe ich es für mich gemacht. Aber ist das besser?

"Kommt, sehen wir nach, ob das Buch noch da ist, dann sehen wir weiter." Ihr Tonfall betont freundlich und sie ringt sich ein Lächeln ab.
Trotzdem ist Aimee vorsichtig als sie die Haustür aufsperrt und zu ihrer Wohnungstür hinaufspäht.

[Makkharezz]

Alles scheint ganz normal zu sein. Niemand lungert im Flur herum, der ein Handlanger Grovermans sein könnte, und die Wohnung ist noch genau so, wie Aimee sie verlassen hat.

Al-Ghazali hüpft aufgeregt von einem Bein aufs andere, während sie im Wäschekorb nach dem Buch angelt. Als sie es herauszieht, greift der Changeling sofort danach, wie ein Junkie, nach seiner Droge. In dem Moment, in dem Aimee und Al-Ghazali gleichzeitig ihre Hände an dem Buch haben, läuft Elmsfeuer über den Einband, ein Knistern ist zu hören, und Aimees Finger beginnen zu kribbeln.

Ob Al-Ghazali es ebenfalls bemerkt, ist nicht zu erkennen. Er streicht liebevoll über den Einband, und eine Träne läuft ihm über die Wange. So gerührt ist er, dass er kein Wort herausbringt.

[Aimee]

Aimee spürt wie Alis Rührung auch sie ansteckt, nur das Kribbeln, das sie noch immer in den Fingerspitzen spürt hält sie davon ab, seine Hand zu tätscheln. Plötzlich bereut sie ihr barsches Verhalten während der Autofahrt, auch wenn sie einer Entscheidung nicht einen Schritt näher gekommen ist.

"Soll ich uns einen Kaffee machen? Ich fürchte, viel mehr gibt meine Küche nicht her. Aber mit dem Buch irgendwo draussen herumzutanzen ist wahrscheinlich keine allzu gute Idee."

Geschäftig und ohne eine Antwort abzuwarten verschwindet sie in ihrer Kochnische und setzt die Kaffeemaschine in Gang, über das Brodeln des Wassers hinweg fragt sie: "Theo, hast du auch gesehen, wie das Buch auf meine Berührung reagiert hat? Al-Ghazali, was bedeutet das?"

Aimee weiss nicht woher der plötzliche Redeschwall kommt, aber sie hat das dringende Gefühl, die beiden ihre schlechte Laune von eben vergessen zu lassen. Welche echten Freunde habe ich denn? Die beiden wollten meine Hilfe und bezahlen mich dafür, was will ich mehr? Das konnte ich von vielen menschlichen Freunden nicht behaupten!

[Makkharezz]

Als Aimee sich wieder zu ihren Gästen umdreht, sitzt Al-Ghazali im Schneidersitz auf dem Teppich, und ist ganz in sein Buch vertieft. Ab und zu stößt er einen überraschten Laut aus und freut sich über das, was er dort liest, als würde er das Werk zum ersten Mal in den Händen halten.
 
Auf Aimees Frage nickt Theo nur stumm. Er sieht aus, als hätte er kein gutes Gefühl, was die Reaktion des Buchs angeht. Al Ghazali antwortet zerstreut: „Muss mit der Magie des Buchs zu tun haben. Man kann nie so genau wissen, wie Feenmagie mutiert, wenn man sie aus Arkadien herausbringt.“

[Aimee]

Aimee holt tief Luft, ihre Gedanken rasen. Warum muss ich schon jetzt eine Entscheidung treffen?! Aber noch während ihr dieser Gedane durch den Kopf schießt sprudelt es aus ihr hervor:
"Ich werde es nicht tun! Irgendwann vielleicht, aber nicht jetzt."

Sie sieht die Augen der beiden anderen Changelings sich ihr zuwenden, aber noch ist sie nicht bereit, den anderen die wahren Gründe mitzuteilen, deshalb deutet sie auf das Buch: "Keiner von euch kann mir garantieren, dass es klappt, was ist, wenn wir lediglich den Fae wie mit einer Leuchtrakete unser Versteck zeigen??"

[Makkharezz]

Al-Ghazali lässt das Buch fallen wie eine heiße Kartoffel, versucht dann aber seine Reaktion zu überspielen, schüttelt den Kopf und murmelt: „Ganz unmöglich, das kann er nicht, nie im Leben kann er das, nienicht.“ Trotz der eindeutigen Worte scheint der Changeling selbst nicht so recht zu glauben, was er behauptet.

Auch Theo sieht plötzlich ganz grün im Gesicht aus, vor allem als Al-Ghazali kurz den Kopf schieflegt und lauscht und dann mit sich selbst zu reden beginnt. „Jajaja, ich weiß ich weiß, es ist eine Trophäe, dazu eine, der eine nicht unerhebliche Macht innewohnt. Sonst hätte es Aimee nicht in meinen Traum befördert, obwohl sie mich noch nie im Leben gesehen hat. Das Buch knüpft ein Band, hat der Schwede gesagt, und das ist es auch, was es tut. Aber das heißt noch lange nicht, das der Fae… “ Wieder lauscht er, bevor er aufgebracht ruft. „Sei doch nicht so rechthaberisch! Hör mir zu: Das heißt noch lange nicht, dass der Fae auch eine Verbindung zu dem Buch hat.“