Skeyfare

23. Juni 2023, 08:30:51
Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.


Skeyfare » Andere Welten » Campaign Endor (Moderator: Gideon) » Philosophiestunde mit Anti und Erwin

Autor Thema: Philosophiestunde mit Anti und Erwin  (Gelesen 2812 mal)

Offline Gideon

  • Moderator
  • Sr. Member
  • *****
  • Beiträge: 297
  • Karma: 0
    • Profil anzeigen
    • Gideons Site
Philosophiestunde mit Anti und Erwin
« am: 08. Dezember 2002, 15:45:29 »

Erwin
Später, als sich die Versammlung endlich verläuft, zupft Erwin an Antis Ärmel und nickt vielsagend zu einer Stelle etwas abseits des Lagers. "Wie war das jetzt noch gleich, mein Freund? Was wolltest du vorhin noch von mir wissen?"

Antaras
Antaras blickt den Freund an, ein leichtes Schmunzeln umspielt seinen Mund: "Ich denke zu oft daran, wie die Götter meinen Weg bestimmt haben, doch zu selten denke ich daran, wie sehr es euch Freunde aus eurem Leben geworfen hat. Du bist so freiheitsliebend, so ewig neugierig auf das Unbekannte, einen neuen Weg zu beschreiten schien mir immer deine Bestimmung. Und nun bist du festgelegt, voll der Verantwortung . . .", Antaras verstummt, dann s
agt er leise: "Eigentlich wollte ich dich fragen, was du von deiner Zukunft erwartest . . und wie du mit der Gegenwart so unglaublich leicht umzugehen weisst."

Erwin
Jaja, immer dieses Schicksal und diese Bestimmung, das macht mich manchmal wahnsining. Ehrlich gesagt, Anti, habe ich dazu auch keine konkrete Einstellung und kein Konzept. Das hängt bei mir immer von der Tagesform ab, wie ich mich dazu stelle.... na ja, zumindest ein bisschen.
Die Entscheidung für meinen persönlichen Weg, den mir die Lichtmagie weist, habe ich, wie du ja weißt, schweren Herzens für mich getroffen. Obwohl ich damit auch nicht sooo glücklich bin. Würde halt lieber noch´n bisschen warten damit und meine Freiheit genießen. Aber das gibt unsere Lage wohl nicht so her.
Und unser Schicksal, das belastet mich leider zunehmend mehr, und es fällt mir immer schwerer dies auf die leichte Schulter zu nehmen. Aber ich versuch´s halt mit der alten Gnomenphilosophie ?Denk nicht weiter als bis zur Nasenspitze.? Das will sagen, lieber in den Tag leben und nicht zu viele Gedanken um die Zukunft machen, die Sorgen von morgen müssen mich heute nicht belasten. Aber wie das in unserer Situation funktionieren soll, weiß ich leider auch nicht. Ich merke, dass ich leichter Reizbar bin als früher, und das es mir immer schwerer fällt einen kleinen Scherz zu machen. Manchmal muß ich mich richtig zwingen, dich zu Ärgern; stell dir das mal vor!

Antaras
Antaras grinst. ?Komisch, ist mir noch gar nicht aufgefallen." Dann wird er ernst. ?Es würde an ein Wunder grenzen, wenn nicht auch du die Last spüren würdest. Wer weiss, vielleicht gelangen wir durch diese Prüfung zu einer nie gekannten Freiheit - oder stellen am Ende fest, dass wir sie gar nicht mehr so vermissen. Siehst du, früher konnte ich mir nicht vorstellen, mein Leben Tag ein Tag aus mit anderen zu verbringen, ich sah es als mein Naturell an, ein Einzelgänger zu sein. Und nun? Bin ich glücklicher als all die Jahre zuvor. Was ich damit sagen will - bei all den Mühen; was für ein erfülltes Leben wir doch führen!" Er blickt mit seinen schwarzen Augen Erwin fragend an.

Erwin
Naja, eigentlich hasse ich diese Fremdbestimmung meines Weges wirklich ziemlich. Aber man will ja meist das erreichen oder besitzen, was man gerade nicht hat. Ich weiß auch nicht, ob ich glücklicher wäre, wenn ich noch zu Hause bei Arthax säße und vielleicht in seiner Schmiede arbeiten würde, oder nur so ein bißchen vor mich hinstudieren würde, ohne konkretes Ziel. Aber momentan erscheint mir das doch als erstrebenswert.
Die Kunst im Leben ist halt, mit dem zufrieden zu sein, was einem das Schicksal vorgibt. Vielleicht fällt das einfacheren Gemütern leichter, die sich nicht so viele Gedanken machen. Mich jedoch nervt es schon des öfteren.
Aber sag mal Anti, du hörst dich schon ziemlich verändert an. Nix mehr mit armer alter Mann oder so. Nimmst du irgendwelche neuen Drogen, die du mir vorenthältst, oder hattest du ´ne schöne Nacht mit Ceri? [icon]

Antaras
?Oh, ich bin noch immer ein alter Mann, daran wird sich nichts ändern!" Antaras lacht, auch bei den folgenden Worten, doch ganz kann er die Besorgnis nicht aus seiner Stimme vertreiben. ?Ich spüre die Jahre mit jedem Tag deutlicher auf meinen Schultern liegen, der Verlust meiner Hand immer mehr eine Last, die ich nicht zu ignorieren vermag. Und dann diese elende Kälte!" Sein Lachen ist zusammengeschmolzen, doch nun zeigt sich ein Grinsen, 1000 Lachfalten und eine Hand, die Erwin plötzlich schwer auf die Schulter schlägt. ?Aber wenn du glaubst, etwas über meine Nächte mit Ceridwen zu erfahren, so hast du deine Karten zu früh ausgespielt. Nichts wirst du erfahren, ausser dass ich ihre Nähe und Wärme nie wieder vermissen darf. Um der zu bleiben, der ich nun bin." Dann wird er ernst - oder ist dort noch dieses seltsame Funkeln hinter der Fassade? ?Aber wie ist es mit dir und der Liebe, Erwin?"

Erwin
"Was ist denn das jetzt schon wieder für eine Frage? Als ob ich Zeit hätte, mich solchem Müßiggang hinzugeben. Oder meinst du, ich sollte mit Silberdrachen oder Riesenbarbaren anbändeln; alles nicht so ganz meine Kragenweite. Und da wir nicht gerade einen Übrschuß an hübschen Elfenmaiden in dieser Gruppe haben, muß ich das Thema wohl noch ein wenig vertagen."
Erwin wird, nach anfänglicher Unsicherheit und ziemlich schneller Sprache wieder souveräner, aber jetzt auch ernst.
"Oder meintest du die Frage wirklich ernst? Denn eigentlich habe ich mir über dieses Thema bislang noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Ich bin ja eigentlich noch recht jung, für einen Gnom. Und zu Hause hatte sich da noch nichts ergeben.
Ich muß zugeben, daß ich Ceridwen auch sehr attraktiv finde, aber eher aus einer rein sexuellen Perspektive betrachtet. Nein, die Liebe hat mich bislang noch nicht gefunden."

Antaras
?Elfenmaiden! Es muss eine besondere Art von Pheromon sein, das ihr Gnome ausstrahlt, was euch so unwiderstehlich für das weibliche Geschlecht macht." Und wieder ist dort dieses Grinsen. ?Aber du hast gewiss Recht, auf die Suche nach Liebe kann man sich nicht machen." Er wird ernst, nachdenklich. ?Aber pass auf, dass dir deine Lust nicht die Sicht versperrt auf das eigentliche Gefühl. Ich wäre beinahe gestürzt . . . und was hätte ich alles verloren." Einen Augenblick schweigt Antaras, dann legt sich seine Hand, wie zufällig, auf Erwins Arm und er murmelt. ?Sollte mir etwas zustoßen, so wirst du doch auf sie achten, nicht wahr?"

Erwin
"Meinst du das wirklich ernst? Aber ich würde es gerne tun, wenn du das möchtest."

Antaras
Antaras wirkt verlegen. ?Ich weiss, wir hatten schon so manche Kontroversen was Ceridwen und deine Vorliebe für anzügliche Bemerkungen angeht. Doch mache ich mir Sorgen, denn ihr Kampfeswille ist nach ihrer Wiedererweckung um ein Vielfaches gewachsen - ich vermag ihrem Hass im Kampf nicht mehr zu folgen. Ich weiss auch, dass sie sehr gut auf sich selbst achten kann, aber irgendwann braucht jeder die helfende Hand eines Freundes . . . sie muss es ja nicht erfahren, nicht wahr?" Mit diesen Worten streckt Antaras Erwin seine große, mit Schwielen versehene Hand entgegen.

Erwin
Erwin nimmt seinerseits auch ungewöhnlich ernsthaft Antis Hand und hält sie fest, während er folgendes sagt.
"Ich hoffe, daß es nicht dazu kommen wird, mein Freund. Aber sollte das Schicksal uns diesen Weg weisen, so werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um Ceri zu schützen. Sei dies nun vor sich selbst oder unseren Feinden."
Nach einer kurzen Pause entspannt sich seine Haltung.
"Und was ist nun mit meiner anderen Frage. Was hat diesen plötzlichen Wandel in deiner Einstellung bewirkt? Ich glaube, daß du mir da noch keine richtige Antwort gegeben hast."

Antaras
Antaras schmunzelt erst als wolle er Erwins Frage erneut mit einem Scherz beantworten, doch dann wird er nachdenklich. ?Das Leben hat dafür gesorgt, es läßt sich nicht bekämpfen . . . siehst du, lange Zeit sah ich mein Leben als Last an, die ich zu tragen hätte bis ich erlöst würde von dieser Bürde. Der Tod meiner Familie, mein einsames Umherirren in den letzten Kriegstagen, diese heimatlose Wanderschaft die vielen Jahre, meine Behinderung und zuletzt das Alter - all das sorgte dafür, dass ich wenig Sinn in diesem Leben sah. Aber dann traf ich euch und mußte mitansehen, welche Freude Leben bedeuten kann, kleine Freuden wie ein Scherz oder eine gute Mahlzeit; ein Gebet, das erhört wurde. Und tiefe Freude, durch Ceridwen und ihre Liebe, durch Kiri-Joliths Vertrauen, das er in mich und meine Fähigkeiten zu setzen scheint. Noch immer habe ich Momente, in denen mir meine Existenz widersinnig erscheint, in dem ich die Kälte hasse und mit meinem Schicksal hadere, aber durch euch und eure Freundschaft habe ich gelernt, dass dieses Leben trotz aller Hindernisse - dass es sich zu leben lohnt. Und daran vermag auch unsere fast aussichtslose Aufgabe nichts zu ändern."

Erwin
"Wohl gesprochen, mein Freund. Und ich bin wirklich glücklich darüber, daß wir durch unsere Art einen bescheidenen Anteil an der Veränderung deiner Einstellung zum Positiven beitragen konnten, ohne dies wissentlich zu tun.
Doch, so scheint mir, war deine Einstellung noch vor einigen Tagen eine gänzlich andere und der Wandel in Dir vollzog sich doch recht rasch. Und genau dies rief meine Verwunderung hervor und dies vermochten auch deine Erklärungen nicht klarzustellen."
Erwin grinst Anti an.

Antaras
Antaras blickt Erwin für einen Augenblick mistrauisch an, dann erwidert er zögernd: ?Ich weiss nicht, auf welche Begebenheit du anspielst. Hilf mir doch auf die Sprünge." Wieder zögert er, dann sagt er, etwas lauter: ?Wenn du jedoch nur darauf aus bist, mir einen Erlebnisbericht der letzten Nacht aus der Nase zu ziehen, so muss ich dir noch einmal sagen, dass ich deine Neugierde nicht befriedigen werde."

Erwin
"Och, ich meine ja nur so Aussagen von dir, wie "... aber der Tod Ceris, ihre Wiederkehr, mein schwacher Kontakt zu Kiri-Jolith und auch ....... die ersten Anzeichen des Alters ... lassen mich meine Pflichten gegenüber meinen alten Freunden ... und unserer Aufgabe vernachlässigen, die uns die Götter gestellt haben." und so weiter.
Und deine ganze ernsthafte, pessimistische Art, die plötzlich wie weggeblasen ist. Dabei scheint es Ceri doch gar nicht so gut zu gehen, in letzter Zeit ....."

Antaras
Das Mißtrauen schwindet und mit ihm auch alle Anspannung aus Antaras? Antlitz - in diesem Moment, wo Anti mit all seinen Sorgenfalten, seinem ergrauenden Haar und der etwas steifen rechten Schulter vor ihm sitzt fragt sich Erwin für einen kurzen Augenblick, wie um alles in der Welt ein kurzes Lächeln auf dem dunklen Gesicht ihn zu dieser Frage bewogen haben konnte. Und plötzlich klingt auch die so wohlbekannte Stimme des Priesters alt - oder ist es nur Einbildung? ?Weil ich ab und an zu lächeln vermag? Weil ich meine Bürde mit mehr Fassung trage? Weil ich erkannt habe, dass dieses Leben auch für mich nicht nur Pflicht bedeutet? Nein, mein Pessimismus wird mir wohl bleiben, doch sorgt er nicht mehr dafür, dass ich nur noch Nuancen von Schwarz wahrnehme. Und was die Ernsthaftigkeit angeht: Wie lange habe ich versucht, dir und Alfons mit Ernsthaftigkeit zu begegnen und was war der Erfolg? Keiner, geringer als nichts, ich zog eure Aufmerksamkeit erst recht auf mich. Ich mußte lernen, dass Scherzen mit Humor zu begegnen wesentlich gesünder ist als der Versuch sie zu unterbinden. Ja, ich kann lachen." Er schweigt und Erwin vermag plötzlich nicht zu sagen, ob der Freund ihn lediglich beruhigen will, zu glatt klingen seine Worte. Dann blickt Antaras hoch und fragt: ?Sag, habe ich mich wirklich so gewandelt? Ja, und Ceri . . . sie versicherte mir, es ginge ihr gut. Sorgen, die lieben Sorgen - ja, ich mache mir Sorgen um sie, wie könnte es anders sein."

Erwin
"Oh, mögen uns all die Götter gnädig sein, Anti ist wieder der Alte! Oder waren es meine Worte, die den Beginn eines zarten Frühlings der Hoffnung und Freude in euch zerstörten, werter Herr Priester? Sollte dies so sein, so muß ich mir selbst alsbald in der Allerwertesten beißen ...."
Erwin wird wieder ernst.
"Aber wie dem auch sei, Antaras, ich mag dich so oder so, und ich bin froh, daß du bei alldem was wir erlebt haben uns was noch vor uns liegt mit dabei bist."

Antaras
?Ich werde nicht sagen, dass diese Freude nicht zerstört werden kann, dafür leben wir in zu unsicheren Zeiten, aber allein die Erinnerung an sie wird mich aufrecht halten. Ich weiss, nun klinge ich ganz arg nach dem ?Alten Anti", aber anscheinend hast sogar du dich daran gewöhnt, solche Worte von mir zu hören. Ach Erwin, es tut meinem Herzen gut, hier zu sitzen mit dir, der Blick auf die Dinge wird schärfer im Gespräch mit dir. Sicher, manchmal glaube selbst ich, dass ich beitragen kann zum Gelingen unserer Mission, doch dein Wissen, gerade um die Geheimnisse der Lichtmagie, werden wohl später einmal ausschlaggebend sein in unserem Kampf."

Erwin
"Das das Wissen um die Lichtmagie ausschlaggebend sein, denke ich nicht. Es ist sicherlich ein wichtiger Teil dessen, was wir zusammengetragen haben, und wird uns hoffentlich auch von nutzen sein. Aber es sind vielmehr Dinge, die wichtig sind, um uns zu unserem Ziel zu führen.
Welches das auch immer sein mag."
Dann verstummt auch Erwin und schaut seinerseits schweigend und nachdenklich in den weiten Sternenhimmel.


Wir definieren uns nicht in dem was wir tun, was wir sind oder was wir sein wollen.
Wir definieren uns darin, welche Erinnerungen die Nachwelt von uns bewahrt.