Skeyfare
Andere Welten => Kalandria => Die Rückkehr des Königs => Thema gestartet von: Laurentus am 18. Mai 2009, 20:45:56
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Gegen frühen Abend des 8. Februar durchquert Niryann das tief eingeschneite Anlingen. Den ganzen Tag über war es bedeckt und immer noch eisig kalt draußen, und je weiter sie in ihr Heimattal eindringt, desto dicker fällt auch wieder der Neuschnee in großen Flocken herab. Aus dem Dorf heraus sind es noch einige hundert Meter, bis sie die ärmliche Hütte im Halbdunkel erblickt. Schwacher Lichtschein dringt durch die Fensterläden und Rauch steigt dünn aus dem Schornstein.
Auf Niryanns zaghaftes Klopfen hin öffnet bald ihre Mutter die Tür. Sie sah müde aus, doch das fällt mit einem Mal von ihr ab und ein Lächeln, das Niryann an frühe Kindheitstage erinnert, zeigt sich in ihrem Gesicht.
"Niryann, Kind, komm doch herein. Wie schön."
Der Vater liegt, scheinbar schlafend, auf der einfachen Bettstatt.
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Niryann klopft den Schnee von ihrem Mantel, dann tritt sie rasch in den kleinen Raum, um die wenige Wärme nicht nach draussen entweichen zu lassen. Sie wirft einen raschen Blick zu ihrem Vater hinüber, dann zieht sie den Mantel aus und sieht ihre Mutter an, die Erleicherung, sie wohlbehalten anzutreffen, ist unübersehbar, sie greift die Hände ihrer Mutter und drückt sie fest.
"Ich bin so froh, dich zu sehen. Wie geht es euch, war Nitam in letzter Zeit hier? Hält Vater sein Wort? Habt ihr genug Geld? Wie geht es Minatelle?" Nun gewinnt die Sorge wieder Oberhand.
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"Jetzt mal ganz langsam, mein Liebes. Hier, ich hab was heißes für dich. Dass du wieder warm wirst."
Und sie macht sich erstmal mit einer Kanne am Herd zu schaffen. Niryann bekommt einen Tonbecher mit heißem Beerentee in die Hand gedrückt. Irgendwie wirkt ihre Mutter aufgeräumter, lebendiger, als sonst. Als sie jetzt ansetzt, um mit gewichtiger Miene ihren nächsten Satz zu sprechen, scheint es ihr schwer zu fallen, dabei ernst zu bleiben. Sie gerät fast ins Grinsen, beherrscht sich aber doch mühsam.
"Vater hat der Tannewetzel erwischt. Schlimm. Wird wohl nicht wieder aufstehn."
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Niryann hat merklich Abstand zu ihrem Vater gehalten, nervös ist ihr Blick zwischen ihm und der Mutter hin und hergegangen; als sie nun die Worte ihrer Mutter hört läßt sie fast den Becher fallen, dann kneift sie die Augen zusammen und fragt: „Wie lange liegt er schon? Was verträgt er noch?“ Ihre Stimme kalt, sie tritt nun an das Bett und starrt den Mann darauf an, berührt ihn jedoch nicht.
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"Es ist vor 2 Monaten passiert. Ganz plötzlich. Er ist umgekippt und jat nur noch geröchelt. Hat sich aber nochmal wieder berappelt. Die linke Seite ist gelähmt, und er macht sich ein wie ein Baby. Füttern muss ich ihn auch, mit Brei und Suppe."
Niryanns Vater liegt die ganze Zeit reglos auf der Seite, das Gesicht abgewandt, zur Wand hin. Als sie sich nähert, gibt er mt keinem Zeichen zu erkennen, ob er sie bemerkt hat, oder nicht. Er wirkt klein und hilflos, in fötaler Stellung zusammengerollt.
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Niryann wendet sich wieder ihrer Mutter zu, ihre Stimme klingt sehr zufrieden. „Vor zwei Monaten? Seitdem ist er abhängig von dir? Du fütterst ihn und machst ihn sauber?“ Ihre Stimme ist etwas lauter geworden. „Bedankt er sich, dass du immer noch für ihn da bist?“ Sie sieht ihre Mutter prüfend an, sucht nach Anzeichen, die ihren ersten Eindruck bestätigen, dass es ihrer Mutter besser geht.
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Ihre Mutter wird wieder ernst.
"Naja. Weißt du, es macht mir nicht gerade Spaß. Und dein Vater ist, wie er ist. Immer noch. Aber er ist halt hilflos ud braucht mich. Und außerdem, wenn er frech wird kriegt er einfach nur Grießgrütze. Die hasst er."
Sie wirkt doch irgendwie aufgeräumt.
"Ein Priester war hier und hat ihn untersucht. Der meinte, dass es mit Sicherheit nicht wieder besser wird mit ihm. Im Gegenteil, es kann jederzeit vorbei sein mit ihm. Ich denke, dass ich dann zu Minatelles Familie ziehen werde, und das alles hier endgültig hinter mir lassen kann. Nitam war vor ein paar Wochen hier, und hat Vater mächtig in Aufregung gebracht. Hat ihm an den Kopf geworfen, dass wir ihn in seiner eigenen Sch.... verrecken lassen sollten und so weiter. Ich konnte ihr gerade noch abhalten, Vater so sehr zuzusetzen, dass der schon gleich vor Aufregung ...."
"Hn, ih brng m, dn Ntsntz, alle hät igh eu ttschlgn slln. Ngh mh wg."
Der plötzliche Ausbruch ihres Vaters wirkt unheimlich, nach seinem bisherigen Schweigen. Er liegt noch wie zuvor in seinem Bett, aber sein linker Arm zuckt wild hin und her.
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Niryann, die ihrer Mutter aufmerksam zugehört hat und zustimmend nickt als sie Minatelle erwähnt zuckt zusammen als die Stimme ihres Vaters erklingt. Einen Moment starrt sie noch geradeaus, dann erfasst sie die Bedeutung der Worte und mit einem raschen Schritt tritt sie an das Bett, sie packt den linken Arm und zwingt ihn zur Ruhe. „Wie kannst du . . .“, ihre Stimme ausser sich vor Wut, „Nitam hat recht, ich werde Mutter mitnehmen und die Tür zu dieser Hütte lassen wir offen, sollen dich die Ratten holen.“ Bei den letzten Worten läßt sie den Arm wieder los und wischt sich die Ahnd an ihrem Umhang ab.
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Niryanns Vater schreit fast, sein Kopf wird rot und die Adern auf der kahlen Stirn schwellen bedenklich an, doch verstehen kann man ihn eigentlich nicht mehr:
"NGH, HM HMMMM!"
Bika zieht Niryann an der Hand weg, wieder zum Tisch zurück.
"Willst du es auf dich nehmen, wenn er jetzt wieder einen Anfall bekommt? Komm, lass ihn einfach in Ruhe. Er ist gestraft genug."
Nachdem Niryann sich ihr zuwendet ergänzt sie noch schnell:
"Zu Minatelle werde ich erst gehen, wenn das hier zu Ende ist."
Und wieder versucht Thorn etwas zu brüllen, sinkt dann aber schließlich erschöpft auf dem Bett zusammen.
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Nach kurzem Widerstand läßt Niryann sich von ihrer Mutter an den Tisch führen, wortlos starrt sie in die Zimmerecke, in der sie während ihrer Kindheit, zusammen mit Minatelle und Franzine, ihr Bettlager hatte.
Schließlich blickt sie hoch zu ihrer Mutter und fragt sie, voller Unverständnis: „Kannst du mir sagen, was wir ihm getan haben? Warum hasst er uns alle so? Auch jetzt noch, wo wir alle, bis auf Franzine, vor vielen Jahren abgehauen sind und ihm nicht mehr zur Last fallen?“
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Niryanns Mutter bekommt diesem ganz mütterlichen Blick, der an längst vergangene Zeiten erinnert, an ein Leben, das schon fast vergessen scheint. Sie streichelt ihrer Tochter zärtlich über die Wange.
"Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich glaube ich weiß, warum er so ist, wie er ist. Nur erwarte dir davon keinen Trost oder was auch immer, denn eine Rechtfertigung ist es noch lange nicht. Jedenfalls denke ich, dass er vor allem und immer sich selbst am meisten gehasst hat. Und diesen Hass hat er nach außen gewendet, auf uns, die er eigentlich lieben sollte, weil er so seinen Selbsthass am meisten erleben konnte."
Sie hört plötzlich auf zu reden, obwohl sie scheinbar noch mehr sagen wollte. Sie kämpft, um die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, beginnt jedoch immer mehr zu zittern. Ihre Lippen beben, die Augen füllen sich mit Tränen. Schließlich stösst sie, halb schreiend, halb klagend hervor: "Ich hab doch immer nur alles Gut machen wollen. Für ihn. Für euch." Dann schluchzt sie unkontrolliert los, und birgt ihren Kopf in ihren Armen auf der Tischplatte.
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Eine ganze Zeit lang bleibt Niryann reglos am Tisch sitzen, unfähig, ihre Mutter zu trösten. Sie versucht, all die bitteren Worte, die gesagt werden wollen und die Bilder aus der Vergangenheit, die sich aufdrängen, in Schach zu halten.
Schließlich gelingt es ihr, sich zusammenzureissen und sagt, so sanft es ihr möglich ist: „Du hast es versucht, aber es hätte ihm wohl nie gereicht.“ Mehr Worte fallen ihr nicht ein, erst nach kurzen Zögern nimmt sie ihre Mutter in den Arm und versucht etwas ungelenk sie zu trösten.
Schließlich, als die Tränen nicht versiegen wollen sucht sie nach einem sauberem Tuch und reicht es ihrer Mutter, wartet, bis diese sich die Nase putzt und fragt dann, sehr vorsichtig: „Warum hast du ihn denn nicht verlassen? Hast du ihn wirklich geliebt??“
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Tatsächlich dauert es ein paar Momente, aber Bika hat sich dann doch erstaunlich schnell wieder soweit im Griff, dass sie sich aus der Umarmung mit ihrer Tochter lösen kann. Sie nimmt erstmal einen Schluck Tee, bevor sie antwortet.
Sehr leise spricht sie (aber offensichtlich nicht wegen Thorn), fast ein Flüstern:
"Ich weiß es nicht. Irgendwie hab ich mir nie Gedanken um mich selbst gemacht. Vielleicht muß ich mir das vorwerfen lassen, dass ich nicht mal dran gedacht hab, mit euch wegzugehen."
Sie schaut auf ihre Hände runter, sagt nichts mehr.
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Nun ist es vorbei mit Niryanns Selbstbeherrschung. „Aber an uns hättest du denken können; an Niktoas, wenn Vater ihn mit der Knute geprügelt hat, an Franzine, wenn er mit den Fäusten auf sie losging, weil seine Brotscheibe zu dünn geschnitten war, an Minatelle, die mit drei noch nicht sprach, weil sie sich nicht traute einen Ton von sich zu geben . . !!“
Sie holt Luft, zwingt sich, die Faust zu öffnen und nicht auf den Tisch zu schlagen. Dann leiser: „Wärest du nur fortgegangen.“
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Niryanns Mutter reagiert eingeschüchtert, wirkt fast wie ein kleines Kind als sie versucht, sich zu rechtfertigen:
"Ich kann es doch nicht sagen. Man macht sowas doch nicht einfach. Wo hätte ich denn hingehen sollen, alleine mit 5 Kindern? Was hätten ich denn tun sollen? ..... bitte sei mir nicht böse ......... ich habe doch versucht, alles so gut zu machen, wie ich nur konnte."
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Als Niryann ihre Mutter so hilflos erlebt ebbt ihre Wut ab, zurück bleibt, wie früher schon, eine Mischung aus Resignation und Schuldgefühlen: ihre Mutter im Stich gelassen zu haben, ebenso wie Franzine und Minatelle – und auch leises Bedauern, ihrer Wut damals nicht einfach freien Lauf gelassen zu haben . . . sie reisst sich zusammen, versucht mit einem hektischen Kopfschütteln die alten Gedanken loszuwerden.
„Es hätte keinen Ort gegeben, zu dem du hättest fliehen können. Ich weiß. Es tut mir leid.“ Für einen Moment wünscht Niryann sich sehnlichst, einmal Trost von ihrer Mutter zu erhalten, noch einmal den Blick von vorhin auf sich zu spüren und alle Sorgen loszulassen zu können.
Schnell ruft sie sich zur Ordnung und sehr geschäftsmäßig fragt sie dann: „Hast du genug Geld, hat Nitam dir genug gebracht? Brauchst du etwas?“
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Bika sieht mit geröteten Augen aber einem hoffnungsvollen Blick zu Niryann.
"Ich .... ich war nicht stark genug, ich weiß es. Aber ich bin stolz auf euch Kinder, dass ihr euren Weg gefunden habt, und dass auch Franzi es geschafft hat, von hier wegzukommen. Und Nitam, er sorgt gut für mich. Aber er kommt nicht selber. Er hat gesagt, er könnte nicht versprechen, sich hier ruhig zu verhalten, und bleibt lieber ganz weg. Er schickt seine Freunde mit Essen oder auch mal etwas Geld. Es reicht. Es geht besser als früher."
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Niryann, die sich noch zu gut an den letzten gemeinsamen Besuch von Nitam und ihr in ihrem Elternhaus erinnern kann, nickt. „Franzine und den Kindern geht es wunderbar auf der Burg, du müßtest sie sehen, wie Nanto in die Höhe geschossen ist, meine Güte, er wird noch so groß wie Rakon.“ Einen Augenblick wird ihr eng ums Herz, dann schluckt sie und spricht weiter. „Tani und Armis gedeihen prächtig und der Fürsorge meiner Bruderschwester, beim nächsten Besuch werde ich Armis mitbringen, nur jetzt war es einfach zu gefährlich. Aber wenn du etwas benötigst, dann kann ich versuchen, es zu dir zu bringen.“
Dann, beunruhigt: „Sind zu euch Soldaten Kaliniars vorgedrungen?“
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"Nein, die Soldaten waren nicht bis hier oben. Der Thain wird uns doch wohl schützen?" Eigentlich klingt sie hier nicht so sehr besorgt.
"Aber erzähl doch mehr von Franzi und euren Kindern. Ich würde sie ja so gerne alle bald wiedersehen."
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„Gut.“ Sie nickt, wieder beruhigter. „Der Thain steckt auch in Schwierigkeiten, aber er bekommt Hilfe, es ist ein Heer unterwegs um die Besetzer aus dem Adlertal zu werfen.“ So klang es plötzlich unglaublich einfach. Schnell wechselt sie das Thema.
„Sobald es die Straßen zulassen und der Thain wieder Herr im Adlertal ist kommst du uns besuchen. Zi fasst überall mit an, sie ist allen eine Hilfe, ob dem Kindermädchen, der Magd oder der Küchenhilfe. Isidora mag sie nicht mehr missen und Kunibert sagt, er mag das Chaos der Kinder um sich herum.“ Als sie merkt, in welch fremder Welt sie für ihre Mutter lebt, welche Vorzüge sie genießt bleiben ihr die Worte im Hals stecken und sie sieht betreten zu Boden. Unwillkürlich greift sie nach der Hand Bikas. „Ach, verzeih mir meine Worte von eben.“
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"Ach, Kindchen. Ich weiß schon gar nicht mehr, was du meinst. Mach dir keine Sorgen. Aber besuchen möchten ich euch erst, wenn das da (und sie blickt zu ihrem Mann hinüber) endgültig erledigt ist. Hoffentlich dauert es nicht mehr zu lange."
Das sagt sie so ganz vergnügt, scheinbar ohne zu beachten, dass Thorn ja alles mit anhören kann.
Der fängt auch pronpt wieder zu schreien an:
"Dn wlls dh ds vrrcke. Lt Aas! bb lgt nch!"
Er hebt seinen Kopf wieder etwas, Schaumfäden ziehen sich aus seinen Mundwinkeln.
Bika spricht zu ihm, wie zu einem kleinen Kind:
"Du darfst dich nicht so aufregen, Lieber. Sonst kriegst du noch einmal den Schlag. Sei lieb und lass uns in Ruhe reden."
Er schreit noch mehr, völlig unverständlich, und sinkt dann endlich erschöpft auf sein Kissen zurück.
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Niryann sieht ihre Mutter an und muss plötzlich lächeln, sie beugt sich hinüber und küsst Bika auf die Wange, flüchtig; ungewohnt. Sie kann und will die Schadenfreude in ihrer Stimme gar nicht verstecken: „Du genießt es ein wenig, oder? Den Rollentausch?“ Dann, noch ein wenig lauter: „Ich gönne es dir von ganzem Herzen.“
Sie wirft noch einmal einen Blick zu der Bettstatt, auf dem ihr Vater liegt und trotz des Hochgefühls läuft ihr ein alter, nur zu bekannter Schauer über den Rücken und wütend über sich selbst macht sie einen Schritt in seine Richtung und fügt hitzig hinzu: „Vielleicht entscheidet sie sich aber auch, mit in die Sicherheit von Hohenhorst zu kommen. Und dann bist du allein.“
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Bika zwinkert ihrer Tochter zu.
"Ja, vielleicht wäre es sicherer für mich auf der Burg. Ein paar Tage wird er es schon alleine schaffen hier. Er ißt ja sowieso nicht mehr viel."
Und wieder inkohärentes Geschrei von Thorn.
Bika grinst. "Ja, ich genieße es auch ein wenig. Aber eigentlich fühle ich gar nichts mehr hier. Nicht mal mehr Abscheu oder Ekel, wie früher."
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Ein Gedanke, der sich immer weiter in den Vordergrund drängt läßt Niryann keine Ruhe, voller Ernst wendet sie sich an Bika: „Es gibt wirklich sicherere Orte für dich, selbst bei Minatelle wäre es besser, dort bist du zumindest nicht alleine. Du brauchst nicht lange um zu packen.“ Das kurze Zögern ehe sie weiterspricht ist kaum zu bemerken. „Es wäre doch für alle eine Erleichterung, oder?“
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"Meinst du das im Ernst? Ist es denn wirklich so gefährlich?"
Bika wirkt nunn doch etwas beunruhigt.
Thorn murmelt etwas, und der rechte Arm fährt unruhig hin und her.
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„Ich will ehrlich sein: ich weiß es nicht, aber wenn die Soldaten kommen um ihre Vorräte aufzufüllen oder ein wenig Spaß zu haben, dann bist du hier nicht sicher. Auf Hohenhorst ist es allerdings auch nicht besser, deshalb scheint es mir am besten, wenn du zu Minatelle ziehst. Wenn du einen Augenblick darüber nachdenken willst, ich möchte ein paar Worte mit meinem Vater alleine sprechen.“ Niryanns Stimme jetzt sehr bestimmt.
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Bikas Unruhe wächst.
"Meinst du denn wirklich, dass das notwendig wäre?"
Sie kapizuliert aber zunächst vor Niryanns entschlossenem Auftreten und verlässt ohne ein weiteres Wort das kleine Haus.
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Niryann wartet, bis ihre Mutter die Haustür geschlossen hat, dann kniet sie sich am Bettrand ihres Vaters nieder und beginnt: „So, noch ein winziges Wort von mir und Bika begleitet mich – und sie wird mir glauben, wenn ich ihr versichere, dass ich jemand schicken lasse, der nach dir sieht. Was ich nicht tun werde, zumindest glaube ich das nicht. Du hast deiner Frau und deinen Kindern das Leben zur Hölle gemacht und es ist mir vollkommen gleichgültig, ob es aus Selbsthass, aus Sadismus oder Gleichgültigkeit geschah. So etwas darf nicht ungesühnt bleiben, und siehe da!, nun liegst du hier vor mir. Ich weiss, dass du mich verstehst, also sag mir, dass es dir leid tat, was du uns angetan hast. Ich verstehe dich, keine Sorge.“
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Thorn wird wieder unruhig, versucht den Oberkörper aufzurichten, kriegt aber kaum den Kopf vom Kissen, so dass er nur ein wenig zur Seite rollt.
Seine Antwort ist wieder geschrien, und Schaum bildet sich in den Mudwinkeln.
"Nhhn! lss mch d rckn hir! mch d glch n nde, du mssrtne hrh!"
Er muss nach Luft ringen, um weitermachen zu können, und die Adern auf seiner Stirn schwellen wieder gefährlich an, der Kopf wird puterrot.
"N, ls! mch m d glch klt! Ahhrg! Ahhr! Gnnngh! ndkbrs flttchn!"
Schmerz ist in seinen Augen zu sehen, und Hass.
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Seine Beleidigungen lassen Niryann überraschenderweise kalt, sie beugt sich über ihn und antwortet mit demselben Hass in den Augen: "Habe ich dich richtig verstanden, du möchtest, dass ich deinem Leid ein Ende bereite? Ja? Oder freust du dich doch noch auf die Löffelchen Brei, die du mühsam schlucken kannst? Wer weiss, vielleicht zeige ich dir, dass trotz deiner mustergültigen Misshandlungen ich etwas Mitgefühl bewahrt habe und dir gebe, was du dir ersehnst. Überlege gut."
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"Fgs mststck! mssrtns d .... d ..... aghhng .... l sfn sln ch ch! Lbn frn Arsch! wg. wg."
Und vieles mehr in dieser Richtung. Sein Gebrülle steigert sich bis zu einem Punkt, wo er plötzlich wieder erschlafft zurücksinkt.
Seine Hände schaffen es bis zu seinem Kopf und er presst sich krampfhaft die Schläfen zusammen. Der Blick verliert den Fokus. Aus seinem Mund kommt ein leises " aaagh", dass sich lange hinzieht.
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Für einen Augenblick setzt Niryanns Herzschlag aus, bis ihr klar wird, dass sie diesen Moment erwartet, nein, provoziert hat. Und sie weiss auch, dass sie nichts bereut von dem, was sie soeben gesagt hat. Sie sieht nach, ob Thorns Kopf etwas erhöht liegt, damit er genug Luft bekommt und nicht an seinem Speichel erstickt, schließlich öffnet sie das kleine Fenster, um frische Luft hineinzulassen. Dann stellt sie sich wieder neben das Bett und wartet, ob sich die Atmung ihres Vaters stabilisiert.
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Langsam wird Thorn etwas ruhiger, aber sein Bewußtsein kehrt für Minuten nicht wieder. Schließlich erfasst er mit seinem Blick wieder seine Tochter, und seine Gesichtszüge füllen sich erneut mit Wut.
"Mch n nd mt mr, d fgs stck." das leise.
Dann beginnt er wieder zu schreien "d wllst m kwln. d mnstr!"
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Niryann schluckt, als sie die leisen Worte versteht und ihre Bedeutung erfasst. Sie muss sich abwenden, erneut schweift ihr Blick durch den kleinen Raum und viele, allzu viele Erinnerungen werden wach. Sie nimmt ein Kissen, knautscht es in den Händen und wendet sich dann ihrem Vater wieder zu.
„Ich könnte dich töten, den Mut habe ich inzwischen. Aber weißt du was? Ich würde es aus Hass tun, nicht aus Mitleid mit dir und meine Freunde haben mich gelehrt, dass man eine Tat aus Hass heraus irgendwann bereut. Vielleicht empfinde ich morgen dein Leid oder übermorgen. Dann kehre ich zurück und schenke dir den Tod.“ Eine kurze Pause, dann fügt sie noch hinzu. „Nur ein Wort des Bedauerns von dir könnte es wecken.“
Sie nimmt das Kissen, stopft es ihm in den Nacken und geht ohne ein weiteres Wort hinaus zu ihrer Mutter. Dort bricht sie in Tränen aus.
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Von Thorn kommt nochmal: "D fg Ldr!" aber nicht mehr so angestrengt, wie zuvor.
Bika nimmt ihre Tochter in die Arme und wiegt sie, ohne ein Wort zu sagen, lange Zeit hin und her.
Schließlich:
"Das er es immer noch schafft, uns zur Verzweiflung zu bringen! Aber es wird nicht mehr lange dauern, da bin ich mir sicher."
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Niryann versucht mehrmals den Tränenfluss zu stoppen, aber erst im dritten Anlauf gelingt es ihr, sie wischt die Tränen an ihrem Ärmel ab und fragt Bika ungläubig : "Wie schaffst du es, ihn zu ertragen? Dich nur mit ihm in einem Raum aufzuhalten? Und dich um ihn zu kümmern . . woher nimmst du so viel Mitgefühl für ihn?"
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"Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass es Mitgefühl ist. Es ist .... es ist eher, wie wenn man eine Aufgabe, eine unangenehme Pflicht, noch bis zu Ende bringen möchte, nur um sich nicht vorwerfen zu müssen, dass man kurz vor dem Ende noch aufgegeben hat. Ich weiß, das klingt bestimmt merkwürdig. Aber ich will es jetzt bis zum Ende bringen, und dann in Frieden von hier weggehen. Hoffe ich."
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Niryann saugt die Worte ihrer Mutter förmlich in sich auf, am Ende fragt sie voller Hoffnung: „Und wenn es jetzt vorbei wäre, dann würdest du gehen? Zuerst zu Minatelle und wenn es die Lage zuließe kämst du uns auf der Burg besuchen? Du könntest Rakon kennenlernen und Armis, Isidora und Kunibert – sobald der Alte tot wäre.“ Sie steht langsam auf, ein wenig wie in Trance.
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"Ja, natürlich, Schatz. Ich würde keinen Tag mehr hier bleiben, und gleich zu Mini ziehen. Und dann würde ich, sobald es sich machen ließe, auch endlich dich und Rakon auf eurer Burg besuchen. So lange schon habe ich mir immer wieder versucht auszumalen, wie es bei euch zugeht. Wie das Leben auf der Burg bei den Herren Rittern so sein mag. [sie seuftzt] Aber ich kann es mir nicht wirklich vorstellen. Niryann, Liebes, was hast du denn? Wir müssen doch nur noch ein wenig Geduld haben. Schatz?"
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Niryann ist stehengeblieben, erst bei den letzten Worten ihrer Mutter dreht sie sich um und fragt sie, noch immer seltsam gefühllos: „Hat er dich je darum gebeten, seinem unwürdigen Zustand ein Ende zu bereiten?“
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Bika wirkt verunsichert.
"Ich ... er hat ... er hat sowas gesagt .... aber ich habe das nicht ernst genommen. Warum fragst du?"
Sie nimmt eine Hand von Niryann und hält sie mit ihren kleinen, aber harten und kräftigen Händen fest.
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„Ich nehme es ernst. Und ich kann es nicht für ihn tun. Aber ich kann es für dich tun. Du hast dein ganzes Leben ihm zum Geschenk gemacht. Nun ist es genug.“ Sie drückt die Hand ihrer Mutter, dann löst sie ihre Finger und geht zurück in die Hütte, in der sie geboren wurde.
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Nach kurzem Zögern stürzt Bika ihrer Tochter nach, versucht wieder, ihre Hand zu greifen und sie zurückzuziehen, erreícht sie aber erst mitten in der kleinen Hütte.
"Nein. Tu dir das nicht an Kind! Belaste dich nicht damit. Ich halte es noch aus, bitte." (flehentlich)
Und vom Bett, durch zusammengepresste Zähne:
"km, drckstck! rttrntt! lss d schlmp flnn. ts!" und so weiter, ohne Unterlass, immer lauter werdend, um Bikas Bitten zu übertönen, die ebenfalls weiter auf Niryann einredet. "Nein, Kind."
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Niryann nimmt ihre Mutter in die Arme und führt sie wieder vor die Hütte, sicher ist ihr Griff nun und fest ihre Stimme, fast beruhigend: „Du hast es doch gehört, er will, dass ich es tue, er will, dass es endlich ein Ende hat. Und er hat noch immer nur Beleidigungen für dich. Es ist genug.“ Ihre letzten Worten dulden keinen Widerspruch, sie drückt ihre Mutter auf die kleine Bank, dann begibt sie sich wieder in die Hütte, schließt die Tür und geht zu ihrem Vater. „Du bekommst, um was du gebeten hast. Für Mutter. Mögen die Götter dir deine Taten verzeihen.“ Damit nimmt sie das Kissen und erstickt Thorn.
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Niryann hört von ihrer Mutter zwischen leisem Schluchzen "nein, Kind, tu deiner Seele das nicht an. Nimm diese Last nicht auf dich. Bitte!", noch bevor sie das Haus wieder betritt.
[last chance of turning back ...]
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Niryann hört die Worte ihrer Mutter, aber da hat Thorn bereits aufgehört zu atmen. Langsam nimmt sie das Kissen von seinem Gesicht, behutsam schließt sie seine Augen, stopft das Kissen wieder in seinen Rücken und dreht sich dann zu ihrer Mutter um: "Er war doch schon tot, Mutter. Mach dir keine Sorgen, es ist vorbei und er muss nicht mehr leiden. Und du bist frei."
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Es dauert subjektiv sehr lange, bis Thorn endlich aufhört, mit seinem rechten Arm zu zucken und der ganze verkrampfte Körper sich endlich entspannt. Der letzte Blick, den Niryann von ihrem Vater wahrnahm, bevor sie ihm das Kissen auf das Gesicht drückte, war eine Mischung aus der altbekannten Wut auf alles und jeden und eine Art stolzer Schicksalsergebenheit. Jedenfalls war es nichts, um Niryann auf irgendeine Art und Weise versöhnlich zu stimmen.
Bika schreit, heult und bricht auf dem Boden zusammen. Zwischendurch ringt sie nach Luft und es mischt sich zunehmend ein hysterisches Lachen unter ihre Lautäußerungen.
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Niryann fühlt nichts, sie sieht nur immer den letzten Blick ihres Vaters und hat das schreckliche Gefühl, er habe letzten Endes doch gewonnen.
Es braucht lange, ehe das Weinen ihrer Mutter zu ihr durchdringt, dann setzt sie sich zu ihr auf den Boden, nimmt sie in die Arme und läßt sie weinen. Lange. Sie wartet auf Tränen, doch es wollen sich keine einstellen. Dafür kommen die Worte von ganz alleine: „Es ist gut, so wie es ist, du musst dir keine Sorgen mehr machen, es ist vorbei. Ich musste es tun, ich habe dich damals im Stich gelassen, ich habe dich letztes Jahr mit ihm alleine gelassen, dieses Mal konnte ich es nicht. Jetzt wird sich alles ändern. Glaube mir, es wird alles gut.“
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Es dauerte lange, vielleicht eine Viertelstunde, aber langsam ließ das Schluchzen nach, und schließlich hebt Bika ihren Kopf aus Niryanns Umarmung und lächelt sie sogar ein wenig an. Sie nähert sich noch einmal kurz dem Verstorbenen, wirft einen raschen Blick, kehrt sich dann aber gefasst von ihm ab.
"Ich gehe jetzt einen Priester holen. Versuch doch bitte, ob du ein Loch hinter dem Haus graben kannst, ja?"
Damit nimmt sie sich ihren Wanderstab, wirft ihr Wintertuch um und marschiert los.
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Fast zu langsam reagiert Niryann, ihre Mutter stapft bereits den steilen Pfad hinab als sie ihr nachruft: „Wo gehst du hin? Sei vorsichtig!“ Erst als Bika ihr versichert, dass sie den Weg unzählige Male alleine gegangen sei und wisse, wo sie den Priester finden würde, läßt Niryann sie ziehen.
Und dann ist sie mit dem Toten alleine. Eine Weile sitzt sie noch in dem dunklen Raum, tief in Gedanken versunken, dann erträgt sie die Enge plötzlich nicht mehr und stürmt hinaus, läßt die Tür offen stehen, sucht in der kleinen Gerätekammer neben dem Schafstall nach einem Spaten und beginnt, an dem kleinen Hang hinter dem Haus ein Grab auszuheben. Dort, wo schon zwei kleine Gräber seit vielen Jahren liegen.
Mit jedem Spatenstich hackt sie wütender auf die Erde ein, bis sie sich völlig erschöpft auf die nasse Erde kniet, aber noch immer kommen keine Tränen. Sie verdrängt alle Gefühle, gräbt einfach weiter und hat schließlich eine ausreichend tiefe Grube gegraben.
Sie wagt sich noch einmal in die Hütte und dieses Mal bereitet es ihr keine Probleme, in einem Raum mit ihrem toten Vater zu sein. Sie setzt sich neben ihn und betrachtet den Toten, sucht nach bekannten Linien, dem harten Zug um die Augen und ohne dass sie sie unterdrücken kann, kommt ein Gefühl der Erleichterung in ihr hoch. Schnell steht sie auf und wartet vor dem Haus auf ihre Mutter und den Priester.
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Es mag vielleicht zwei Stunden dauern, bis Bika endlich wieder auftaucht, begleitet von einem älteren, wohlbeleibten Geistlichen, den Niryann natürlich auch kennt, Vater Pentreck aus Binningen. Der Mann ist nicht gerade begeistert, dass er bei diesem Wetter eine fünf Kilometer-Wanderung absolvieren musste, wird aber von Bika erstmal durch einen Becher von aus Thorns alter Flasche mit dem Hausgebrannten versöhnt.
"Jasai zum Gruß, liebes Kind." sagt er denn auch artig zu Niryann, nachdem er sich so gestärkt und seinen nassen Mantel aufgehängt hat. "Nunn seid ihr also den Vater los. Eine Erlösung ..... für ihn nach diesen langen Leiden, will ich meinen."
Er geht hinüber zu dem Leichnam und spricht einige Gebete.
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Niryann begrüßt den Geistlichen sehr zurückhaltend, die Wut, die sie in jungen Jahren gegen ihn und seine Untätigkeit hegte, kehrt jedoch nicht zurück. Auch die kurze Zeremonie als sie Thorns Leichnam in das Loch hinablassen berührt sie nicht, sie spricht die Bitte an Suur, die Seele ihres Vaters in Gnade aufzunehmen, mit, als Bika nach Niryanns Hand greift hält sie diese fest und mag lange nicht wieder loslassen.
Nach nicht einmal einer halben Stunde verabschiedet ihre Mutter Vater Pentreck und während Niryann noch betäubt im Wohnraum steht kehrt Bika bereits zurück, ein kleines Bündel auf dem Rücken, offensichtlich bereit zum Abmarsch.
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Die beiden Frauen verlassen ohne einen Blick zurück das Haus, in dem sie jahrelang Leid und Schmach erdulden mussten, und machen sich auf den kurzen Weg in das benachbarte Dorf Binningen, wo sie von Minatelle und ihrer Familie freundlich aufgenommen werden. Die Nachricht vom Tod des Vaters wird eher freudig begrüßt.