Skeyfare

Andere Welten => Kalandria => Die Rückkehr des Königs => Thema gestartet von: Niryann am 16. Februar 2011, 20:34:43

Titel: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 16. Februar 2011, 20:34:43
Es sind die letzten Tage auf Burg Hohenhorst und jeder der Freunde ist mit seinen Abreisevorbereitungen, sei es nun zu einem nahen oder weiter entfernteren Ziel, beschäftigt.

Rakon ist am Morgen des vergangenen Tages abgereist und Dario hat Niryann seitdem nicht gesehen, weiss aber von Kiara, die mit ihr zusammen Richtung Emmenland aufbrechen will, dass sie noch auf der Burg weilt.
Trotzdem ist Dario überrascht als er an diesem sonnigen, wenn auch noch kühlen Vormittag auf der Suche nach einem windstillen Plätzchen entlang der Mauer auf die Rangerin trifft. Sie lehnt mit einem versonnenen Blick auf die Berge, die steil hinter Hohenhorst in die Höhe ragen, an der Mauer.

Als Niryann seine Schritte hört dreht sie sich um und lächelt ihn an. "Dario!" Sie deutet auf die Berge hinter ihnen. "Ich werden diesen Blick vermissen, egal, welche Erinnerungen sich daran knüpfen."
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 17. Februar 2011, 09:12:50
Dario folgt ihrem Blick, lässt die Aussicht auf sich wirken, schließt für einen Moment die Augen und lässt sich den Wind um die Nase wehen, der nach Frühling riecht. "Es sind auch ein paar gute Erinnerungen dabei, hm?" Er sucht in Niryanns Gesicht nach Bestätigung, spürt aber eine Zurückhaltung in ihr, runzelt die Stirn und sagt dann. "Wenn ich nur an Rakon denke, wie er auf dem Adlerstein erschienen ist. Das war ein großartiger Moment, an den ich mich noch lange erinnern werde." Er dreht sich zu Niryanns um. "Wir haben hier viel Gutes getan, meinst du nicht?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 18. Februar 2011, 18:16:40
Einen Moment hängt sie noch ihren ganz eigenen Erinnerungen nach, dann erwidert sie lächelnd. "Ja, nun hat das Adlertal für uns alle eine ganz besondere Bedeutung. Für dich, für Felorion - und für Rakon." Nachdenklich fügt sie hinzu: "Aber trotz unseres Sieges weiss ich nicht, ob ich noch einmal hierher zurückkehren werde."
Sie sieht Darios fragenden Blick. "Früher dachte ich immer, ich müsste mein ganzes Leben meine Herkunft verschweigen. Nach unserem letzten Besuch hatte ich dann das Gefühl, es könnte ein Ort werden, den ich auch meinen Kindern zeigen könnte. Aber heute wird mir der Abscheid wieder sehr leicht fallen. Was daran liegen mag, dass ihr alle von hier fort geht." Sie lächelt Dario entschuldigend an. "Wann wirst du aufbrechen um Manahar zu treffen?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 18. Februar 2011, 21:51:51
Kurz runzelt Dario die Stirn, aber es kommt keine Nachfrage, kein Kommentar zu diesen Worten. "Schätze, ich halte die Stellung, bis alle abgereist sind und mache mich dann auf den Weg. Du freust dich bestimmt auf die Kinder, da hast du es natürlich eiliger, nach Hause zu kommen."
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 19. Februar 2011, 16:02:07
Sie strahlt. "Ja, ich freue mich tatsächlich mehr als je zuvor darauf, heimzukommen. Auf Thari und Armis, aber auch, weil ich Kunibert berichten kann, dass er sich keine Sorgen mehr um seinen Bruder zu machen braucht."
Sie blinzelt in die Sonne und ihr Ton wird nachdenklicher. "Allerdings muss ich auch meiner Schwester Franzine sagen, dass Vater tot ist."
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 19. Februar 2011, 22:22:53
Ein überraschter Laut entfährt Dario. "Hat es den alten Tyrannen also erwischt." Ein verächtliches Schnauben ist sein Kommentar, und "Na, kein großer Verlust", platzt es aus ihm heraus.

Doch ein Blick auf seine Freundin lässt ihn seine Worte sofort bereuen. Verlegen kratzt er sich an seiner stoppeligen Wange und murmelt. "Auch schlimm, natürlich... für euch..trotz allem..." Er verstummt und wirft einen scheuen Blick zu Niryann hinüber. "Wie kommst du damit klar?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 20. Februar 2011, 12:15:39
Sie senkt den Kopf. "Wenn es nur sein Tod wäre, so würde ich mit dir darauf anstoßen." Sie sieht Dario an und er sieht die Wut in ihren Augen, die dort stets war, wenn sie von ihrem Vater sprach. "Du hast ihn kennengelernt und weisst, was für ein Mensch er war."
Sie wartet nicht bis Dario eine zustimmende Geste macht, sondern spricht gleich weiter: "Es ist für uns alle eine Erleichterung, dass er tot ist." Dario fällt auf, wie bestimmt sie diese Worte ausspricht, fast als versuche sie, sich selbst von deren Wahrheit zu überzeugen. "Mutter ist zu meiner jüngeren Schwester Minatelle gezogen, aber sie hat mir versprochen im nächsten Jahr auf die Burg zu kommen und Thani und Armis endlich kennenzulernen. Das war es doch wert, meinst du nicht?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 20. Februar 2011, 18:38:17
Verwirrt schüttelt Dario den Kopf "Ich versteh nicht ganz." Er ist von Niryann klare Worte gewöhnt, und dass sie so durcheinander ist, macht ihm sichtlich Sorgen. Behutsam fragt er: "Was meinst du damit? Was ist denn passiert?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 21. Februar 2011, 09:07:23
Niryann sieht Dario noch immer an, sucht in seinem Gesicht nach Anzeichen von Abscheu oder Entsetzen als sie sagt: "Ich war es, die ihn getötet hat. Vor zwei Wochen, als ich zu Besuch oben am Berg war."
Dann bricht ihre Selbstbeherrschung zusammen und sie muss den Blick abwenden; rasch wendet sie sich von Dario ab und starrt wieder den Berg an. "Nun ist es vorbei und das ist gut so." Der bekannte Trotz ist wieder in ihrer Stimme.
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 21. Februar 2011, 13:08:33
Dario ist absolut fassungslos, das kann Niryann erkennen, und er ist von dem Geständnis so überwältigt, dass er zunächst zu keiner Reaktion in der Lage ist als die Waldläuferin mit großen Augen anzustarren.

Es dauert einen Moment, bis er sich gefasst hat. "Wieso?" fragt er, seine Stimme seltsam flach und ausdruckslos. "Wieso jetzt? Es ist ein Wunder, dass du ihm früher nicht schon längst den Schädel eingeschlagen hast, als er euch alle noch unter der Fuchtel hatte. Aber jetzt...?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 22. Februar 2011, 17:47:05
"Jetzt sieht es aus als hätte ich gewartet bis er schwach genug ist und mich dann gerächt, nicht wahr? Er war tatsächlich hilflos, denn der Tannewetzel hatte ihn vor einem halben Jahr auf die Bettstatt gezwungen und er wäre nie wieder aufgestanden um irgend jemanden zu schlagen."
Sie dreht sich mit einem Ruck wieder zu Dario um und er sieht nun, wie aufgewühlt die Waldläuferin ist, ihre Hände umklammern einen Mauerstein, ihre Augen so groß, dass man die orangefarbene Iris fast nicht mehr sieht. Und auch ihr Tonfall ist nicht mehr trotzig, sondern Dario kann ein leichtes Zittern in ihrer Stimme vernehmen.
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 22. Februar 2011, 20:11:54
Dario verschränkt die Arme vor der Brust und schaut Niryann abwartend an. Er scheint nicht gewillt, vorschnell ein Urteil zu fällen, aber er lässt auch nicht locker. "Also, was war dann der Grund?"
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 23. Februar 2011, 14:14:44
"Meine Mutter. Er drangsalierte sie wie immer schon, beschimpfte sie und machte ihr das Leben noch immer zur Hölle. Obwohl sie ihn füttern und waschen und ihm wahrscheinlich auch den Hintern putzen musste. Diesen Anblick habe ich einfach nicht mehr ertragen. Ich hatte keine Rechnung mehr mit ihm offen, von mir aus hätte er noch in seinem Dreck liegen können bis der Teufel ihn holt." Ihre Stimme nun wieder fester. "Ich weiss, dass ich dafür werde büßen müssen, irgendwann. Aber ich spüre trotzdem keine Reue. Ich weiss, dass ich diese Last tragen kann." Ihre Augen bei den letzten Worten nicht hart, aber mit einem inneren Glühen, dass die Emotionen hinter ihnen verrät.
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 23. Februar 2011, 17:53:35
„Also hast du deiner Mutter die Entscheidung aus der Hand genommen. Um ihretwillen.“ Immer noch vermeidet Dario es, aus seiner Aussage eine Wertung erkennen zu lassen. „Wie denkt sie denn darüber?“ Obwohl er fast teilnahmslos klingt, hat seine Frage Gewicht, das ist deutlich zu spüren.
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 24. Februar 2011, 20:15:10
"Ich weiss, dass sie es nie geschafft hätte ihn zu verlassen. Meiner Mutter ist es nie gelungen, ihre Wünsche und Träume auch nur auszusprechen, geschweige denn, sie zu leben." Leise schleicht sich wieder Wut in ihre Stimme.
"Sie hat versucht mich davon abzuhalten . . . und als er geschehen war  . . da war sie erleichtert . . hat keinen Blick zurückgeworfen." Sie zögert, dann fügt sie hinzu: "Meine Mutter  . . sie grübelt nicht viel nach, sie nimmt das Leben wie es kommt. Mehr hatten wir  . . einander nicht zu sagen . .  das Leben geht weiter für sie." Leiser: "Besser hoffe ich."
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 24. Februar 2011, 21:50:04
Nun erst bröckelt Darios Fassung, aber seine Miene zeigt keine Empörung oder Ablehnung, wie Niryann befürchtet hat. Eher sieht er verloren aus, ratlos. Zerstreut kratzt er mit dem Finger an einem Stück Moos, das sich an der Mauer festgesetzt hat, zuerst zögerlich, dann immer heftiger, bis er plötzlich in hilfloser Wut seinen Handballen gegen die Mauer rammt.

„Weißt du was wirklich an mir frisst? Dass er es am Ende doch geschafft hat, dich aus der Spur zu werfen. Du bist von zuhause weggegangen und hast bewiesen, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Dann hast du deine Familie von hier weggeholt und ihm endgültig gezeigt, dass er keine Macht mehr über dich hat. Du hast deinen eigenen Weg eingeschlagen. Statt Schwächere zu unterdrücken, hast du für die Menschen gekämpft. Statt sie als Nichtsnutze zu beschimpfen, hast du sie beschützt.“

Mit einem traurigen Lächeln sieht er sie an. „Du hast sogar geglaubt, dass in mir noch etwas Gutes steckt, nach allem was ich auf dem Kerbholz hatte.“ Dann wendet er den Blick ab, der Gesichtsausdruck voller Schmerz. Leise sagt er. „Du bist ein guter Mensch, und es macht mich fertig, dass du jetzt einen Mord auf dem Gewissen hast. Das war der Mistkerl nicht wert.“
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 25. Februar 2011, 18:40:46
Sie nimmt fast zärtlich seine Hand in die ihre und sagt leise: "Ich danke dir für deine Worte. Dafür, dass du mich für einen guten Menschen hälst und für dein Mitgefühl." Sie schweigt kurz. "Ich werde dieses Gefühl der Schuld überwinden, ich beginne bereits, damit zu leben. Es war ein Fehler und das wird es auch immer bleiben, aber ich habe nicht vor, mein Leben davon bestimmen zu lassen."
Sie wartet, bis Dario sie ansieht und spricht erst dann weiter. "Du weisst doch, uns Adlertaler kann man umwerfen, aber wir stehen immer wieder auf. Nicht ohne Wunden und nicht ohne Narben, aber wir stehen wieder auf." Sie lächelt nicht bei diesen Worten.

Eine Weile stehen sie so dort, dann: "Felorion sagte, niemand ausser mir selbst kann mir eine Buße für diese Tat auferlegen und ich hoffe, dass die, die mir eines Tages als die Richtige einfallen wird, schwer genug wiegt vor Jasai."
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 26. Februar 2011, 15:16:15
“Buße, hah? Wir haben doch gerade den dämonenverseuchten Kaliniarern in den Arsch getreten, zählt das nicht auch ein bisschen?” Er merkt selbst, dass er nur so daherplappert, also seufzt er und winkt ab. „Ach, vergiss, was ich rede, für göttliche Vergebung bin ich nun wirklich der falsche Ratgeber. Felorion wird schon recht haben, und wenn er meint, dass du damit in Jasais Reich eintreten darfst, dann ist es auch so.“

Er nimmt Niryann bei den Schultern und sieht sie ernst an. „Wichtig ist nur eins: dass du dich von der Sache nicht unterkriegen lässt. Dass du wieder aufstehst, so wie du gesagt hast. Das wirst du schaffen, richtig? Weil du es für deine Familie tust, und für alle Leute da draußen, die du noch vor irgendwelchen Dämonen beschützen musst.“ Er gibt sich große Mühe, sie aufmunternd anzuschauen, doch sein Blick ist fragend.
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 27. Februar 2011, 13:31:32
Sie lacht als Dario die letzten Ereignisse im Adlertal anspricht und es ist ihr altes, fröhliches Lachen, unbeschwert und auch befreiend.
Danach wird sie wieder ernst, lauscht Darios besorgten Worten und erwidert voller Inbrunst: "Nein, mach dir keine Sorgen, es wird mich verändern, hat mich schon verändert, aber niemals wird es mich zu Boden werfen. Niemals!"
Dann lächelt sie tatsächlich: "Aber du hast recht, es hätte mich beinahe vernichtet, denn ich konnte gegenüber Rakon nicht schweigen und fürchtete, das wäre das Ende meiner Ehe . . . aber er hat mir verziehen und jetzt stehe ich mit beiden Beinen so fest auf der Erde wie nie zuvor." So steht sie vor Dario und blickt ihn mit dem Leuchten in den Augen an, das allein Rakon vorbehalten ist.
Titel: Re:Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 28. Februar 2011, 11:43:06
"Mich wundert's nicht. Rakon hat sich wohl auch verändert durch alles was passiert ist. Wie wir alle." Ein spitzbübisches Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. "Wenn ich daran denke, wie wir früher waren... Was wir auf die Beine gestellt haben, ohne uns groß über die Folgen Gedanken zu machen." Immer noch lächelt er, aber es wirkt plötzlich ein wenig hilflos, als er verwundert fragt: "Wann ist das nur alles so kompliziert geworden?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 28. Februar 2011, 14:35:35
Niryann zuckt ebenfalls mit den Schultern. "Manchmal kommt es mir so vor als sei ich gestern noch mit Rakon und Alrik gegen den Drachen geritten. Einfach so, weil es ihn gab, weil es uns gab und die Abenteuerlust." Sie lacht, etwas hilflos.
"Und jetzt werden die Sorgen, die ich mir um das Adlertal und die Dämonenpriester und die Freiheit des Emmenlandes mache von den Sorgen um die Familie begleitet. Und die wiegen meist schwerer."
Sie legt den Kopf schief, sieht Dario prüfend an und entschließt sich dann zu fragen. "Wie steht es mit dir und Ariane? Und hast du deine Eltern im Adlertal gesehen, leben sie nicht noch hier?" Etwas unangenehm ist ihr die Frage, denn sie dreht an der Spitze ihres geflochtenen Zopfes, so dass die Haare sich zu einem dicken Knoten verdrehen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 28. Februar 2011, 22:26:37
Niryann weiß sehr gut, wie zugeknöpft Dario immer ist, wenn er nach seiner Vergangenheit gefragt wird. Auch jetzt ist er mit einem Mal verschlossen, seine Miene finster. Sie ist fast überrascht, als er doch noch eine Antwort gibt. "Unser Lebenswandel, verträgt sich nicht besonders gut mit einer Familie, das muss ich dir ja nicht sagen. Ich glaube nicht, dass Ariane sich dazu entschließen wird. Kann ich ihr auch nicht verdenken."

Er stützt die Hände auf die Mauerbrüstung und sieht in die Ferne, als könnte er von hier aus bis nach Lakenfurt schauen. "Was meine Eltern angeht, habe ich sie mehr als zwanzig Jahre nicht gesehen, und das ist für alle am besten so."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 01. März 2011, 14:13:23
Niryann folgt seinem Blick und meint: "Es ist deine Entscheidung."
Sie überlegt kurz, dann nickt sie noch einmal bekräftigend. "Du gibst so viel wie du zu geben bereit bist ohne dich zu verbiegen. Deine Entscheidung." Sie streift flüchtig mit einer Hand seinen Arm, eine halb beruhigende, halb unterstützende Geste.

Noch immer den Blick ins Tal gewandt fragt sie: "Du wirst noch eine Weile im Adlertal bleiben, nicht wahr?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 02. März 2011, 17:33:28
Dario ist erleichtert über den Themenwechsel und nickt. „Ich muss noch viel lernen, du weißt ja, über Werwölfe und das alles. Hab auch nichts dagegen, noch eine Weile hier zu sein. Es ist ein schönes Fleckchen Erde.“ Fast zärtlich sagt er diesen letzten Satz, und es hängen noch unausgesprochene Worte in der Luft, die mit einem Mal aus Dario heraussprudeln, als hätte er sie schon einige Zeit mit sich herumgetragen. „Als ich aus Tatilien zurückgekehrt bin, wurde ich von Eldrin zu Dario. Letzten Winter war ich dann eine Weile Manahaar, und jetzt bin ich zu einem Darmisch geworden. Es ist, als wenn ich immer wieder neu geboren werde, oder mich zumindest in einen ganz andern Menschen verwandle. Und mit jedem Mal erkenne ich deutlicher, wer ich eigentlich bin.“

Die Inbrunst, mit der er diese Worte sagt, passen so gar nicht zu ihm, und nachdem er sie ausgesprochen hat, grinst er Niryann verlegen an. „Klingt albern, oder? Nenn mich einen gefühlsduseligen Trottel, wenn du willst. Aber für mich ist dieses kleine armselige Stück Wildnis ein ganz besonderer Ort.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 03. März 2011, 19:48:55
Niryann hat Dario aufmerksam zugehört, dann sagt sie, auch etwas verlegen: "Für mich warst du immer Dario, obwohl ich wusste, dass du ein anderes Leben hattest bevor wir uns kennenlernten."
Sie wirft wieder einen Blick über die Mauer, dieses Mal eher kritisch und meint dann nüchtern. "Adlertaler bleiben wir, ob wir es wollen oder nicht."
Mit einem Ruck wendet sie sich Dario zu, ihre Augen ganz dunkel und er kann ihre Gefühle darin nicht lesen. "Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 04. März 2011, 19:24:45
“Na, was meinst du wohl? Ich hab heute noch die Narbe am Knie. Tut jedesmal weh, wenn das Wetter umschwingt.“ Beide wissen, dass er sich nur einen Spaß daraus macht, den Brummbär zu spielen. Aber auch er wird schnell wieder nachdenklich. „Über zehn Jahre ist das jetzt schon her...“ sagt er und schweigt einen Augenblick, in Gedanken versunken.

Dann mustert er Niryann von oben bis unten, grinst frech und meint. „Blutjung warst du damals, und ein solch dürres Klappergestell, dass ich dachte, der nächste Windstoß würde dich umpusten.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 05. März 2011, 15:49:11
Gespielt wütend blitzt Niryann Dario an: "Und du wunderst dich über deine Narbe, niemand - niemand durfte damals so etwas sagen ohne kurz darauf einen Pfeil zwischen seinen Rippen zu spüren."
Dann, ernster: "Aber wer weiss, vielleicht verdanke ich dir ja mein Leben. Oder zumindest meine Schwerthand."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 07. März 2011, 17:38:17
"Schon möglich", antwortet Dario ungerührt, "auch wenn ich mir das nicht wirklich als Heldentat anrechnen lassen darf. Ich war auf der Flucht, ohne Mittel und ohne Freunde. Nitam hat mir seinen Schutz geboten, die Chance auf einen Neuanfang. Dafür hat er von mir verlangt, dass ich dir aus der Klemme helfe. Anfangs war es für mich nicht mehr als ein Auftrag, der Preis für meine Freiheit." Er achtet schon nicht mehr auf Niryanns Erwiderung, sondern ist mit seinen Gedanken ganz in die Vergangenheit eingetaucht.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Chacota am 08. März 2011, 19:49:05
 . . es ist der 17.Mai des Jahres 1064 und es verspricht ein warmer Tag zu werden.

Dario hat an diesem Morgen beobachtet wie Nitam, der Anführer des Trupps, der ihn vor inzwischen fünf Tagen aufgenommen hatte, durch das Lager eilt. Er spricht mit dem einen und dem anderen, gestikuliert und wirkt immer besorgter.
Schließlich kommt er auf Dario zu, seine Hand fährt hektisch durch das schwarzen Haar und er sieht ihn mit seinen seltsam orange glänzenden Augen prüfend an. "Meine Schwester wird vermisst. Niryann, du kennst sie bereits? Sie sollte in Nattal ein paar unserer Vorräte ergänzen. Sie hätte spätestens gestern wieder bei uns sein müssen. Wenn es dir gelingt sie zurückzubringen, dann hast du deine Feuertaufe bestanden. " In seinen Worten schwingt neben den Sorgen auch eine gehörige Portion Wut mit.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 09. März 2011, 16:50:09
[Chaco...? Der Kerl hat doch wirklich überall die Finger drin ???]

Dario scheint ihm eine Frage auf der Zunge zu liegen. Aber schließlich meint er nur: “Zwei Fliegen mit einer Klappe, was?“ Er schnallt sich die Schwertscheide um, die neben ihm auf einem Felsen gelegen hatte. „Dann sollte ich mich lieber beeilen.“ Doch er wendet sich nicht zum Gehen, sondern wirft noch einen kritischen Blick zu Nitam herüber. „Verlass dich auf mich. Ich werd dir deine kleine Schwester schon heil wiederbringen.“ Es mag nur eine Floskel gewesen sein, um Nitam zu beruhigen, doch er beobachtet aufmerksam dessen Reaktion.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Chacota am 09. März 2011, 18:20:19
[Ich bin ÜBERALL    8) 

Nitam lächelt erleichtert, als er bemerkt, dass Dario noch zögert fragt er ihn: "Du weisst, wo Nattal liegt?" Dario spürt deutlich, dass Nitam noch etwas sagen möchte und als er noch einen Augenblick wartet fügt der junge Mann hinzu: "Sei vorsichtig, ich habe keine Lust, dich auch noch raushauen zu müssen. Das müsste ich mir dann sehr gut überlegen." Er lächelt zwar bei den letzten Worten, aber Dario hört durchaus den Ernst dahinter. Dann, und nun ist die Besorgnis in seiner Stimme wieder deutlich: "Pass auf sie auf, ja?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 10. März 2011, 17:35:03
„Ich hab nicht vor, mich schnappen zu lassen“, murmelt Dario, aber eher zu sich selbst. Mit einer knappen Geste verabschiedet er sich von Nitam und beeilt sich, seine Sachen zusammenzusuchen.

Ganz so zuversichtlich wie er sich gerade noch gegeben hatte, ist er in Wirklichkeit nicht. Alles Mögliche kann dem Mädchen zugestoßen sein: von einem Bären angegriffen, von einem rutschigen Felsen abgestürzt, beim Stehlen erwischt, was auch immer. Es gefällt ihm gar nicht, dass sein Platz in Nitams Bande möglicherweise davon abhängt, was Niryann zugestoßen ist. Das Schicksal ist in letzter Zeit nicht gerade sein bester Freunde gewesen.

* * *

Nervös kratzt Dario mit dem Messer ein Muster in die Rinde des Astes, auf dem er es sich bequem gemacht hat. Bislang hat er Glück gehabt. Er konnte einer Bäuerin, die er ein Stück vor dem Dorf angesprochen hat, den neuesten Tratsch aus der Nase ziehen. Sie hat ihm erzählt, in Nattal werde eine Diebin gefangen gehalten und morgen werde der Graf erwartet, um über sie zu richten.

Von seinem Aussichtspunkt aus hat er einen guten Überblick über das Dorf, und es ist nicht schwer zu erraten, wo diese Diebin eingesperrt ist: Ein halbwüchsiger Bengel steht schon seit zwei Stunden vor einem an ein großes Haus angebauten Schuppen herum, hält einen Speer in der Hand und versucht so zu wirken, als wüsste er, wie man damit umgeht. Kein großes Problem. Eher macht es Dario Sorgen, dass dieses Haus mitten im Dorf liegt. „Nicht zu ändern“, denkt er sich und schaut zum x-ten Mal zum Himmel, wann endlich die Sonne untergeht.

* * *

Der Himmel ist in der Nacht locker bewölkt, der Mond noch nicht aufgegangen. Ungesehen schleicht Dario bis in das Zentrum des Dorfes. Als er um eine Hausecke lugt, stellt er fest, dass sein Glück aufgebraucht ist. Statt dem Grünschnabel schiebt nun ein anderer Wache, und seine Silhouette sieht erheblich größer und kräftiger aus als es dem Waldläufer lieb ist. Er steht auch nicht direkt vor der Tür, sondern hat es sich auf dem Rand des Brunnens gemütlich gemacht, der sich mitten auf dem Dorfplatz befindet. Damit gibt es keine Möglichkeit, sich im Schutz der Häuser an den Mann heranzuschleichen.

Lautlos fluchend zieht Dario sich ein Stück zurück und kauert sich in den Schatten.  „Denk nach, denk nach, verdammt!“ Schließlich entscheidet er sich, die Position des Wächters zu seinem Vorteil zu nutzen und schleicht sich von hinten an das Haus und den Schuppen heran, von wo aus er nicht gesehen werden kann.

Leise klopft er an die Rückwand des Schuppens und flüstert: „Niryann?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 10. März 2011, 19:18:46
Dario hört ein Rascheln, ein Klappern und einen derben Fluch wie er ihn selten gehört hat. Dann kann er leise Schritte vernehmen und schließlich auf der anderen Seite der dünnen Bretterwand eine helle Stimme, die misstrauisch fragt: "Wer will das denn wissen? Aber beeil dich mit der Antwort, ich bin hier nämlich schon so gut wie weg." Die Stimme ist voller Trotz.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 11. März 2011, 08:04:36
"Hier ist Dario. Nitam hat mich geschickt. Hoer zu, kannst du ein bisschen Theater machen, um die Wache herzulocken? Aber nicht zuviel, sonst haben wir das halbe Dorf am Hals."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 11. März 2011, 13:50:43
"Dario?!" Halb erleichtert, halb erstaunt klingt ihre Stimme, dann lacht sie kurz und meint: "Den kriege ich schon, der ist eingebildet!"

Dario hört wie sich ihre Schritte wieder entfernen und einen Moment später: "He, Dorfdrottel, hockste noch da draussen? Hamse dir ne undankbare Aufgabe verpasst - wo man doch die Nächte anders nutzen sollte. Oder haste keine abgekriegt? Würde mich auch nicht wundern . . ."
Der Mann stutzt als er Niryanns Stimme hört, dann springt er vom Brunnenrand und kommt mit raschen Schritten zu dem Schuppen. Er bleibt an der Tür zum Schuppen stehen. "Dir stopf ich dein Maul, du kleines Luder. Warte nur, bis der Graf sich morgen mit dir beschäftigt, dann wirst du dir wünschen, du wärst netter zu mir gewesen!" Er schlägt wütend gegen die Holzwand.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 11. März 2011, 20:03:36
In seiner Wut ist der Wächter nicht besonders aufmerksam, bis sich plötzlich von hinten ein Arm um seinen Hals legt und er ein Messer an der Kehle spürt. „Bleib ganz ruhig, dann wird dir nichts passieren.“, raunt Dario in sein Ohr. “Weg mit dem Speer!“ Der Mann lässt die Waffe fallen.

„Gut. Und jetzt…uffff!“ Dario bleibt die Luft weg, als ein Ellbogen in seinen Solar Plexus gerammt wird und gleich darauf ein Faustschlag Wange und Nase trifft. Verzweifelt versucht er die Benommenheit abzuschütteln und die Tränen wegzublinzeln, die ihm in die Augen geschossen sind. Es ist seine Rettung, dass der Wächter zur Seite abtaucht, um seinen Speer aufzuheben, statt sofort noch einmal zuzuschlagen.

Als er sich bückt, kann Dario einen Tritt gegen das Knie landen, auf das der Mann sein Gewicht verlagert hatte, so dass der mit einem Keuchen zu Boden geht. Ohne Zeit zu verlieren, lässt sich der Waldläufer auf ihn fallen, drückt ihn mit seinem Körpergewicht zu Boden und versucht gleichzeitig, ihm das Messer zwischen die Schulterblätter zu stoßen. Er kämpft aber selbst noch um sein Gleichgewicht, weshalb das Messer wirkungslos an der Schulter des Gegners abgleitet.

Der bäumt sich auf und schüttelt Dario ab, als wäre er ein kleines Kind. Eine Sekunde später ist er es, der unter dem Gewicht seines Kontrahenten zu Boden gedrückt wird, und durch mehrere Schläge gegen den Kopf fast die Besinnung verliert. Durch einen Nebel von Schmerz drängt sich ein Gedanke in sein Bewusstsein. ‚Wenigstens hat er noch nicht nach Hilfe geschrien.‘

„Alaaaarm!“ brüllt der Wächter plötzlich aus Leibeskräften. Dann holt er noch einmal aus. ‚Na klar, das musste ja so kommen‘, denkt Dario und bietet all seine Willenskraft auf, um ihm ihm vorher noch sein Messer in die Seite zu treiben. Dabei betet er, es möge nicht an einer Rippe abprallen. Doch er spürt, wie die Klinge tief eindringt und der Schlag des Gegners kraftlos auf seine Schulter trifft.

Mühsam windet Dario sich mühsam unter dem Körper des Hünen hervor und steht taumelnd auf. Dann tritt mit solcher Wucht gegen den Kopf der Wache, dass sie das Bewusstsein verliert. „Kleiner Tipp, Dorftrottel“, sagt er gehässig, „ein Speer ist im Handgemenge keine brilliante Idee.“

Dann wird ihm klar, dass jede Sekunde weitere Dorfbewohner auftauchen können. Gehetzt schaut er sich um und erkennt auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfplatzes bereits zwei Fackeln. Schnell löst er den Riegel des Schuppens und reißt die Tür auf. „Können wir?“ fragt er nonchalant und spuckt geräuschvoll eine Ladung Blut und Speichel aus.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 11. März 2011, 22:13:21
Aus dem Dunkel des Schuppens taucht eine schmale Gestalt auf, wirres, schwarzes Haar hängt ihr in dicken Strähnen ins Gesicht, aber die leuchtend orangen Augen zeigen deutlich die Verwandschaft zu Nitam. Ein breiter Streifen getrockneten Bluts zieht sich über ihre Stirn, darunter sieht man selbst bei dieser Dunkelheit einen heftigen Bluterguss.
Einen Augenblick starrt sie Dario an, dann grinst sie und meint: "Na, da habe ich ja Glück gehabt, dass du gewonnen hast, was ?" Dann dreht sie sich halb zu Dario um und zeigt ihm ihre Hände, die hinter dem Rücken gebunden sind. "War gerade dabei, die loszuwerden, aber mit deinem Messer gehts schneller." Dario sieht, dass die Haut an den Handgelenken wundgescheuert ist, die Fesseln aber nach wie vor fest sitzen. Ihre Arme sind zerkratzt und mager, die Bündchen ihres Hemdes völlig zerfranst.

Nachdem Dario ihre Hände befreit hat verpasst sie der bewußtlosen Wache noch einen heftigen Tritt, dann bückt sie sich und beginnt ihn zu durchsuchen. "Der Kerl hat mein Messer, das will ich wiederhaben!"
Dario ist erstaunt wie jung sie ist, nach ihrer Stimme zu urteilen kann sie nicht älter als 16, vielleicht 17 Jahre alt sein.

Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 12. März 2011, 15:13:40
Mit seinem blutigen Messer tritt Dario neben Niryann und durchtrennt die Fesseln. „Mach schnell, wir kriegen Gesellschaft.“ Noch während er das sagt, kann er Stimmen hören und schnelle Schritte. Ein kurzer Rundblick zeigt, dass nun bereits von zwei Seiten Leute auf den Dorfplatz zulaufen, die ersten kaum noch fünfzig Meter entfernt.

Niryann hat die Ankommenden ebenfalls gesehen, sie hat ihr Messer gefunden und steckt es auch nicht weg, sondern hält es fest umklammert. Dario deutet mit dem Kinn in Richtung des Waldrands. „Da lang, zwischen den beiden Häusern durch, und im Wald dann Richtung Westen.“

Schon rennt er los, wirft aber noch einen Blick über die Schulter, ob Niryann auch mitkommt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 12. März 2011, 17:44:54
Die ersten 50 Meter läuft sie leichtfüßig neben Dario her, kaum haben sie die letzten Häuser jedoch erreicht folgt sie nicht mehr Dario, sondern biegt sie nach links ab, sie ruft ihm noch zu: "Lenk du sie ab, ich hole noch die Hühner!"
Dann ist sie auch schon hinter einem Stapel Brennholz abgetaucht.

Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 13. März 2011, 08:01:58
Aus vollem Lauf bremst Dario ab und schaut ihr hinterher "Was? Bist du total übergeschnappt? Komm zurück!" Er lauscht er in die Dunkelheit, doch außer den Rufen der Dorfbewohner und einem kläffenden Hund ist nichts zu hören. Eine Sekunde überlegt er, ob er tatsächlich auf sich aufmerksam machen und die Verfolger weglocken sollte. "Den Teufel werd ich tun!" murmelt er schließlich und sprintet hinter Niryann her. 

Er ist nicht ganz so flink und erreicht sie erst, als sie schon das halbe Dorf durchquert hat und sich an der Tür eines Hühnerstalls zu schaffen macht. Grob packt er sie an der Schulter und reißt sie herum. "Schluss jetzt! Wir verschwinden, und zwar sofort."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 13. März 2011, 13:39:38
Widerspenstig entwindet sie sich seinem Griff und fummelt erneut an dem Schloss herum. "Lenk sie ab, nun mach schon! Die Mägen füllen sich nicht von alleine und dieses Dorf ist reich . .", sie gibt der Tür noch einen Tritt, diese springt auf und heraus fliegen gackernd 20 Hennen, die sich rasch in die Dunkelheit verdrücken. Irgendwie gelingt es Niryann, zwei von ihnen an den Hälsen zu packen und mit einem schnellen Ruck das Genick zu brechen. "So, jetzt können wir."
Sie dreht sich um und nun kann man deutlich sehen, dass sich der Fackelschein etlicher Dörfler rasch der Quelle des Lärms und damit ihrem Standort nähert, einer der Dorfhunde scheint Witterung aufgenommen zu haben und schnüffelt eifrig auf ihrer Fährte.
Niryann hängt sich die beiden Hühner an den Gürtel, dann deutet sie auf das Haus neben dem Hühnerstall. "Ich kenne diese Art von Häusern, hinter der Tür ist der Schafstall, doch der ist jetzt im Mai schon leer, da rein und dann durch die Mistklappe wieder raus, dann hat der Hund unsere Spur verloren." Und schon macht sie sich bereit, die kleine Stalltür zu öffnen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 13. März 2011, 15:36:08
Zitat
Widerspenstig entwindet sie sich seinem Griff und fummelt erneut an dem Schloss herum. "Lenk sie ab, nun mach schon! Die Mägen füllen sich nicht von alleine und dieses Dorf ist reich . .",


"Hör zu, Prinzesschen: Ich habe meinen Arsch riskiert, um dich rauszuhauen, und ich lasse mich bestimmt nicht für ein paar Hühner hopsnehmen. Such dir einen anderen Dummen, der dir die Meute vom Hals hält. Und schöne Grüße von Nitam: Dieses Mal wird niemand kommen, um dich zu befreien."

Zitat
sie gibt der Tür noch einen Tritt, diese springt auf und heraus fliegen gackernd 20 Hennen, die sich rasch in die Dunkelheit verdrücken. Irgendwie gelingt es Niryann, zwei von ihnen an den Hälsen zu packen und mit einem schnellen Ruck das Genick zu brechen. "So, jetzt können wir." 

Als sie sich umdreht, ist Dario schon nicht mehr zu sehen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 14. März 2011, 19:04:18
Niryann sagt noch etwas, aber Dario kann es schon nicht mehr verstehen. Und er muss jetzt schon etliche Haken schlagen und einmal durch ein Brennesselfeld kriechen (die zum Glück noch nicht allzu hoch stehen) um von den aufgebrachten Dörflern nicht entdeckt zu werden, so dass er für 10 Minuten nicht darauf achten kann, ob die junge Waldläuferin ihm irgendwie gefolgt ist oder ob sie erwischt wurde.

Nach weiteren 5 Minuten, die er atemlos in die Nacht hinausgelauscht hat ist er sich sicher, dass die Verfolger seine Spur verloren haben; die Fackeln, die er am Anfang noch zwischen den Bäumen hat schimmern sehen sind nicht näher gekommen und auch das Gebell des Hundes war irgendwann verstummt.
Er beginnt gerade fluchend einen Plan zu schmieden wie er herausfinden kann was aus Niryann geworden ist als er vielleicht 10 Meter von seinem Versteck entfernt ein leises Knacken vernimmt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 14. März 2011, 20:26:20
Eine Schrecksekunde lang umklammert Dario sein Messer fester, das er immer noch nicht weggesteckt hat. Dann nennt er sich einen Narren: Eine Horde Dorfbewohner könnte sicherlich  nicht so leise durch den Wald schleichen, und einzeln würden sie sich kaum in den finsteren Wald wagen, um nach Verbrechern zu suchen. Entweder ist es also nur ein Tier oder tatsächlich Niryann, die mit ihrer Beute entkommen ist.

Auch wenn er natürlich darüber erleichtert wäre, ist er immer noch sauer, über ihre Eskapade. Außerdem ärgert er sich über sich selbst. Wie konnte er sich von dem Wächter übertölpeln lassen? Vor allem seine Nase schmerzt höllisch, vielleicht ist sie gebrochen. Mürrisch fragt er: "Na, Prinzesschen, bist du das, die da durch den Wald trampelt wie eine ganze Bärenfamilie?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 15. März 2011, 12:54:21
Einen Augenblick lang ist nichts zu hören, dann wieder leise Schritte, eindeutig von einer Person und kurz darauf erscheint Niryann; vorsichtig nähert sie sich Dario bis sie ihn erkannt hat und plumpst dann neben ihn auf den Waldboden; ein unangenehmer Geruch von Schafsmist geht von ihr aus.
Sie pustet sich eine Haarsträhne aus der Stirn und wedelt mit einer Hand, die eines der toten Hühner hält. "Das war kanpp, ich musste dem Köter eines der Hühner opfern. Aber das hier habe ich für uns gesichert! Ausserdem war ich gar nicht laut, dafür hab ich dich schon auf eine Meile atmen gehört."
Sie legt den Kopf schief, sieht Darios muffige Miene und meint ungerührt. "Wo bist du denn plötzlich verschwunden, haste nicht durch die Tür gepasst oder wollste nicht schmutzig werden?" Sie grinst unverschämt, aber sichtlich gut gelaunt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 15. März 2011, 17:31:43
Dario hat offenbar wenig Lust, sich zu streiten und geht nicht weiter auf ihre Äußerungen ein. „Mach’s dir nicht zu bequem“, sagt er statt dessen und wirft sich seinen Rucksack über. „Ich will noch ein gutes Stück weg von hier, bevor wir uns schlafen legen.“ Fragend zieht er die Augenbrauen hoch.  „Es sei denn, du hast noch irgendwas ganz Wichtiges im Dorf zu erledigen.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 16. März 2011, 13:11:07
Einen Moment zögert sie, dann nickt sie, etwas unwillig wie es scheint. "Is wahrscheinlich besser, so gemütlich wars in dem Schuppen auch wieder nicht . .", dann ringt sie sich offensichtlich zu einer Entscheidung durch; sie steckt das inzwischen recht unappetitlich wirkende Huhn in den Gürtel, wischt ihre Hand an der Hose ab und hält sie Dario hin: "Danke, dass du mich da rausgeholt hast. Das hätte echt uns Auge gehen können - und ganz ungefährlich wars für dich schließlich auch nicht." Sie deutet auf seine schmerzenden Nase und fragt: "Soll ich mich da mal drum kümmern?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 16. März 2011, 16:36:10
Die Geste überrascht ihn, aber dann setzt Dario den Rucksack wieder auf dem Boden ab und drückt Niryann fest die Hand. „Schon gut“, antwortet er nur. Im schummerigen Sternenlicht schaut er sie von oben bis unten an, lässt sich auch absichtlich einen Moment Zeit damit und meint dann grinsend: „Du siehst selbst ganz schön ramponiert aus.“

Wieder macht er sich marschbereit. „Na komm, wir suchen uns unten am Fluss ein Plätzchen, auf der anderen Seite des Hügels, wo wir ungesehen Feuer machen können. Dann kümmern wir uns um unsere Kriegsverletzungen.“

Besonders viel Mondlicht fällt nicht durch das dichte Blätterdach, und so ist es recht mühselig, im dunklen Wald voran zu kommen. So ist es bereits nach Mitternacht, bis sie eine geschützte Stelle als Lagerplatz ausgesucht haben. Schnell suchen sie ein paar Zweige für ein Feuer zusammen, und als Dario Niryanns verdrecktes und blutiges Gesicht im Schein der Flammen sieht, malt er sich aus, wie er selbst wohl aussieht. Als er zum Ufer hinunter geht, um sich notdürftig zu waschen, dreht er sich noch einmal um. „Wenn du Hunger hast, schau mal in meinem Rucksack nach, da muss noch ein Stück Brot und ein bisschen Käse sein.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 18. März 2011, 12:12:55
Als Dario zurückkehrt hat Niryann Brot und Käse aus seinem Rucksack hervorgeholt und hat bereits gut die Hälfte davon verschlungen. "Entschuldige", sie zieht die Schultern hoch und lächelt dabei, "aber ich hatte ordentlich Schmacht."
Sie scheint es nicht eilig zu haben, den Schmutz und Geruch loszuwerden, ihre Platzwunde am Kopf scheint sie nicht weiter zu stören und sie blutet auch nicht mehr.

"Wie kommt es denn, dass Nitam dich geschickt hat? Du kennst mich doch gar nicht . .", halb vorsichtig, halb misstrauisch ihr Tonfall.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 18. März 2011, 18:43:23
Wortlos schiebt Dario den Rest des Essens auch noch zu Niryann hinüber. Nachdem er während seines Beobachtungspostens auf dem Baum etwas gegessen hat, ist er nicht hungrig und daher gern bereit großzügig zu sein.

„Keine Ahnung“, gibt er zurück, „hab nicht lang gefragt. Nitam meinte, es soll eine Bewährungsprobe für mich sein. Warum er aber nicht selbst losläuft, wenn seine eigene Schwester vermisst wird, weiß ich auch nicht so recht. Schätze, er vertraut mir. Muss an meinem charmanten Wesen liegen, oder an meinem guten Ruf.“ Er versucht einen Augenblick, ernst zu bleiben, aber dann lacht er laut auf und schaut vergnügt in den Himmel. „Ja, mein guter Ruf, das muss es sein…“

Erst jetzt scheint er sich darauf zu besinnen, dass Niryanns Gesichtsausdruck bei der Frage weitaus ernster gewesen ist und schaut sie fragend an. „Du hast doch keine Angst vor mir, Kleines, oder?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 19. März 2011, 17:09:22
Gierig greift sie nach Brot und Käse und legt nicht gerade feine Tischmanieren an den Tag.

Brotkrumen spuckend fällt sie ihm in die letzten Worte: "Ich bin nicht deine Kleine! Und Angst habe ich bestimmt keine vor dir, wäre ja noch schöner! Woher kommst du überhaupt? Hab noch nichts von dir gehört, wenn du berühmt bist, dann musst du aber noch dran arbeiten."
Sie spricht schnell, spöttisch, aber Dario hört trotzdem die leichte Unsicherheit heraus, die sich in ihren Ton eingeschlichen hat.

"Ich hab schon ganz andere Kerle kleingekriegt." Das ist nun mit so viel Ingrimm hervorgebracht, dass Dario meint, es könnte sogar etwas dran sein.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 21. März 2011, 13:19:45
Etwas verdutzt hört Dario sich diesen Ausbruch an. "Ist ja gut, reg dich nicht auf", meint er schließlich, "war ja nicht bös gemeint." Stumm schaut er einen Moment ins Feuer und denkt gut nach, bevor er die Frage beantwortet. "Na, aus Lakenfurt komm ich, geboren und aufgewachsen", sagt er letztendlich, und dabei lässt er absichtlich breitesten Adlertaler Dialekt durchklingen, den er jahrelang versucht hat loszuwerden. "Ich war nur ein paar Jahre fort, in Tatilien. Wollte mir da ein Geschäft aufbauen. Hat aber nicht geklappt, also bin ich zurückgekommen." Sein Blick geht unstet hin und her, es ist ihm wohl unangenehm, darüber zu reden. Barsch sagt er. "Dass ich berühmt bin, hab ich auch nicht behauptet."

Schnell schiebt er eine Frage nach, um das Thema zu wechseln. "Also, was glaubst du denn, warum dein Bruder mich geschickt hat, statt selbst zu kommen, he?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 22. März 2011, 12:27:37
Sie hat ihm kauend zugehört und als sie sich auf seine Worte konzentriert fällt die Maske der ausgebufften Diebin und Dario kann sehen wie sie erleichtert ist, dass er so bereitwillig von sich erzählt, sein etwas harter Ton scheint sie nicht zu stören.

Auf seine etwas provokante Frage zieht sie die Schultern hoch und beginnt die harte Rinde des Käses zu zerbröseln. "Ich hatte ein bißchen Pech in letzter Zeit, bin schon öfter geschnappt worden und nun hat Nitam die Nase voll mich da immer rauszuholen." Sie zieht die Nase hoch, wischt den Rest an ihrem Ärmel ab und setzt hinzu: "Pff, mir doch egal, ich schaffs auch alleine."
So ganz egal scheint es ihr nicht zu sein, denn einen Augenblick lang starrt sie recht trübsinnig auf den dunklen Waldboden ehe sie mit ihren hellen Augen Dario fixiert und ihn etwas unsicher fragt: "Oder hat er dir noch was anderes gesagt? Hatte er was Wichtiges zu organisieren?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 22. März 2011, 18:33:05
Jetzt hat Dario ein bisschen Mitleid mit Niryann. "Weiß nich", antwortet er ausweichend, "wenn hat er's mir nicht verraten. Ich glaub aber, er hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht, auch wenn er es nicht so recht zugeben wollte." Verschwörerisch zwinkert er ihr zu. "So ist das halt mit Familien, heh? Machen nichts als Ärger."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 24. März 2011, 11:15:53
Sie wirkt zunächst erleichtert, doch dann blickt sie zur Seite und sagt leise: "Was weisst du schon . . .", dann , lauter und trotzig: "Na, damit kanns ja bei dir auch nicht weit her sein, sonst wärst du kaum bei uns."

Sie steckt den letzten Kanten Brot in eine Tasche - oder ist es eher ein Loch? - ihres Hemdes und vermeidet den Blickkontakt. "Wir sollten los", und stapft nicht gerade leise durchs Unterholz.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 25. März 2011, 18:56:10
Entgeistert schaut Dario ihr hinterher. „Was hab ich denn jetzt wieder gesagt?“, brummt er, wirft den Zweig ins Feuer, mit dem er gerade herumgespielt hatte, springt auf und läuft hinter Niryann her. „Nun warte doch“, ruft er, während der Schein des Lagerfeuers mit jedem Schritt schwächer wird und er über den unebenen Waldboden stolpert. Niryann denkt nicht daran, seiner Aufforderung zu folgen, und sie ist leichtfüßiger unterwegs.

Fast ist sie im Dunkeln schon zwischen den Bäumen verschwunden, aber Dario ist fest entschlossen, Nitams Auftrag zuende zu bringen. Ohne auf die Äste und Wurzeln zu achten, die ihn immer wieder ins Straucheln bringen, läuft er durch den Wald, bis es ihm schließlich gelingt aufzuschließen und ihr Handgelenk zu greifen. Niryann wirbelt herum und funkelt ihn so wütend an, dass er sofort wieder loslässt und beschwichtigend die Hände hebt.

„Verdammt, jetzt hör schon auf, dich zu gebärden wie eine verletztes Tier!“ Das ist ihm so herausgerutscht, und klingt deutlich gereizt, aber dann atmet Dario einmal tief durch und wird ruhiger. „Schau doch mal: Es ist mitten in der Nacht, wir sind beide müde, und es macht doch keinen Sinn, im Finsteren hier herumzustolpern und uns die Knöchel zu verstauchen, hm?“ Er ist nicht sicher, ob Niryann gewillt ist, sich durch vernünftige Argumente überzeugen zu lassen. Ratlos lässt er die Schultern hängen und stopft die Hände in die Hosentaschen. „Was bist du denn so fuchsig, ich hab dir doch schließlich nichts getan, oder? Gut, wenn du unbedingt wütend auf mich sein willst, meinetwegen. Aber zum Streiten haben wir morgen noch genug Zeit.“

Mit der Hand macht er eine einladende Geste in Richtung ihres Lagers, doch ihm ist anzusehen, dass er keinesfalls sicher ist, ob Niryann darauf eingeht.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 26. März 2011, 15:22:06
Tatsächlich bleibt Niryann etwas unschlüssig stehen und es ist offensichtlich, dass sie mit sich hadert. Dann schluckt sie und meint: "Hab wohl etwas überreagiert. Bin auch müde." Dann sieht sie ihn an und wieder blitzt es in ihren Augen. "Ausserdem bin ich gar nicht wütend, das sieht dann nämlich ganz anders aus."
Nachdem sie das geklärt hat dreht sie sich um, blickt über die Schulter Dario an und meint versöhnlich: "Lass uns zurück zum Lager gehen und zusehen, dass wir morgen zeitig hier wegkommen, nicht dass uns die Dörfler doch noch aufspüren."
Sie wartet auf seine Zustimmung und tappt dann langsam und wesentlich vorsichtiger den Weg zurück, den sie eben so erbost entlang gelaufen ist.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 30. März 2011, 18:52:31
„Hast recht“, sagt Dario nur und folgt ihr zurück zum Lager. Er weiß dass er mit Worten nicht besonders geschickt ist und hat keine Lust, durch eine unbedachte Äußerung das Feuer wieder anzufachen.

Lang ist die Nacht nicht, aber jeder der beiden kann neben seiner Wache noch eine Mütze voll Schlaf bekommen, bevor sie in der Morgendämmerung auf den Weg machen.

Sobald sie ein paar Kilometer zwischen sich und das Dorf gebracht haben und abseits der Wege laufen, legt sich Darios Nervosität, und er genießt die Wanderung in der Abgeschiedenheit des Waldes. Auf einmal steigt ihm aber der Geruch von Feuer in die Nase. Er schaut sich aufmerksam um und will schon Niryann Bescheid geben, sieht aber, dass sie auch etwas bemerkt haben muss. Sie ist stehen geblieben ist und lauscht. Dann hört er es auch: Leise Stimmen, die fast durch das Plätschern des Bachs überdeckt werden, der wenige Meter zu ihrer Linken verläuft. Wahrscheinlich sind die Leute auf der anderen Seite des Wasserlaufs.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 31. März 2011, 18:49:01
Niryann tritt zu Dario und raunt ihm zu: "Unsere Leute können es wohl nicht sein, oder?" Sie fixiert Dario um jede Regung zu erkennen. "Oder was für ein Spiel spielst du hier?" Er spürt mehr als das er sieht wie sie an ihrem Gürtel nestelt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 01. April 2011, 19:46:01
Dario zieht geräuschvoll die Nase hoch und spuckt aus. “Freut mich, dass du vorsichtig bist“, sagt er süffisant, „ist immer gut, auf der Hut zu sein. Jetzt musst du nur noch lernen, deinen Verstand zu gebrauchen: Wenn ich dir ans Leder wollte, hätte ich letzte Nacht eine bessere Gelegenheit gehabt.“ Er wendet sich zum Gehen. „Komm schon, ich will bis mittags wieder im Lager sein.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 02. April 2011, 19:09:29
Als Dario Niryann foppt packt sie ihr Messer und knurrt ihn an: "Pass auf, was du sagst . .", und Dario merkt nach einigen Schritten, dass sie ihm nicht folgt.
Als er sich erneut umdreht und sie ansieht ist ihre Wut verschwunden und sie sieht verwundert aus: "Zurück zum Lager? Willst du denn nicht herausfinden, wer sich hier im Wald herumtreibt? Das kann doch wichtig für uns werden!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 03. April 2011, 14:28:35
"Wieso, wir sind weit genug entfernt, dass sie uns nicht in die Quere kommen." Er wird schon ungeduldig und will noch einmal zum Weitergehen drängen, doch dann ändert er doch seine Meinung. "Andererseits frag ich mich schon, was die so tief im Wald zu schaffen haben. Meinst du, einer der Grafen hat vielleicht Leute ausgeschickt, uns zu suchen? Wir haben ja in letzter Zeit schon einiges angestellt, was ihnen sauer aufstoßen könnte."

Er wirft Niryann einen scharfen Blick zu. "Aber wir gehen kein Risiko ein. Hin, nachsehen und gleich wieder weg, klar?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 04. April 2011, 18:18:33
Dario merkt, dass die junge Frau ihm nicht richtig zuhört, ungeduldig starrt sie schon in die Richtung, aus der die Stimmen kommen und entgegnet nur: "Ja, könnte schon sein, immerhin haben wir neulich einen seiner Trupps um ihren Proviant erleichtert." Sie grinst. "Klar, hin, gucken und dann sehen wir weiter." Und schon ist sie auf leisen Sohlen Richtung Bach unterwegs, durchquert ihn ohne auf ihre durchnässte Hose zu achten und taucht dann recht geschickt im Grün des Dickichts ab.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 05. April 2011, 18:48:05
Hastig läuft Dario hinterher, denn er ist keineswegs überzeugt, dass Niryann nicht doch irgendwelchen Unfug anstellt und will sie nicht aus den Augen lassen.

[Wieso muss ich eigentlich in so vielen Runden die Spaßbremse spielen?  ::)]


Leise watet auch er durch den Bach, steigt das gegenüberliegende Ufer hinaus und schleicht hinter der jungen Frau her, bis sie schließlich hinter einem Dickicht aus Farnen und Sträuchern haltmacht. Durch das Gestrüpp lässt sich ein Lagerplatz erkennen, an dem vier Personen die Nacht verbracht haben. Sie haben es mit dem Aufbruch nicht ganz so eilig wie Niryann und Dario. Obwohl es schon lange hell ist, sitzen sie noch zusammen, frühstücken und unterhalten sich.

Gerade spricht ein älterer Mann, vielleicht Ende 50, dessen Kleidung schon bessere Tage gesehen hat, der dafür aber einen schweren mit Steinen besetzten Armreif und drei breite auffällig verzierte Ringe trägt. Seinem Akzent nach zu urteilen ist er kein gebürtiger Adlertaler. „…und außer denen höchstens noch eine Handvoll Bedienstete, Mägde, Stallburschen und sowas. Um die mache ich mir keine Sorgen.“

„Trotzdem will ich kein Risiko eingehen“, erwidert ein kleiner untersetzter Mann mit strähnigen braunen Haaren, die ihm bis auf die Schultern fallen. „So gut zahlt Starkenstein auch wieder nicht, dass ich mir dafür eine Elle Stahl in die Eingeweide jagen lasse.

„Er zahlt gut genug. Ansonsten überlass das Denken lieber mir. Deine Aufgabe ist es, ein Schwert zu schwingen, und dabei solltest du es auch belassen.“

Der Angesprochene sieht wütend aus und überlegt sich wohl gerade eine passende Antwort, aber da kommt ihm einer der anderen zuvor und meldet sich zu Wort. Er sitzt mit dem Rücken zu Niryann und Dario, so dass sie nicht viel von ihm erkennen können. „Wie weit ist es denn bis dahin? Müssen wir nicht langsam los?“ Trotz der besorgten Frage ist seine Stimme leise und zurückhaltend.

Der Ältere schüttelt den Kopf. „Der Holzfäller hat gesagt, in drei Stunden könnten wir da sein. Er meinte bestimmt die Straße, aber selbst mitten durch den Wald müssten wir es in vier Stunden erreichen. Wir haben also genug Zeit, bei Tageslicht dorthin zu laufen, uns umzusehen und uns ein Versteck zu suchen, bis es dunkel ist.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 06. April 2011, 20:53:51
Der letzte im Bunde ist ein hagerer Mann, der im Schneidersitz auf dem Boden sitzt und den anderen bisher still zugehört hat. Sein Alter ist schwer zu schätzen, aber er streicht mit einer Hand über einen Langbogen in einer ungewöhnlich dunklen Holzart, der auf seinen Beinen liegt. Mit schwerem Akzent fragt er: "Und du bist sicher, dass der Graf dort ist? Ich habe wenig Lust in dieser Einöde hier noch lange nach irgendwelchen Eingeborenen zu suchen."

Dario sieht wie Niryann sich unwillkürlich weiter nach vorne schiebt um den Mann besser sehen zu können und wie ihre Hand schon wieder zu ihrem Gürtel wandert.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 07. April 2011, 18:29:09
Ein Blick auf die Waffen des Quartetts genügt Dario, um zu entscheiden, dass er diesen Leuten nicht in die Quere kommen will. Er zupft Niryann am Ärmel, bis sie sich ihm zuwendet. Er hält zunächst eine Hand hinter sein Ohr, als würde er angestrengt zuhören. Dann simuliert er mit zwei Finger Schritte, die sich von ihrem Standort entfernen und deutet schließlich auf sich und Niryann und macht schließlich mit einer Hand Mundbewegungen nach. 

Bevor er ein Zeichen des Einverständnisses bekommen hat, schnappt er ein ppar Sätze auf, die seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch der vier Männer richtet.

„Zumindest soll im Adlertal sein. Wenn er nicht zuhause ist, umso besser. Dann schnappen wir uns seine Familie und warten auf ihn. Er wird schon gefügig werden, wenn seine Blagen eine Klinge am Hals haben.“ Es ist wieder der Ältere, der geantwortet hat.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 08. April 2011, 13:10:29
Niryann nickt zum Zeichen, dass sie Dario verstanden hat, doch auch sie lauscht noch einen Augenblick.

Der Untersetzte hat inzwischen seinen Ärger hinuntergeschluckt und lacht meckernd. "Da werd ich schon für sorgen, keine Bange. Und wenn ein wenig Blut fliesst nimmt er uns gleich ein wenig ernster."
Der Anführer lacht. "Dafür bist du zuständig, ich werde ihn dazu bringen zu kooperieren, immerhin brauchen wir ihn nich ein Weilchen lebend."

Dario merkt, wie Niryann neben ihm unruhig wird und ihn am Ärmel zupft und langsam zurückkriecht. Sie schleicht bis zum Bach hinunter und flüstert im Gurgeln des Baches. "Hast du den Bogen gesehen, den er auf dem Schoß hat. Mann, wenn ich so einen hätte, dann säßen die jetzt nicht mehr so am Feuer und würden prahlen!"

Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 09. April 2011, 21:32:52
Nachdem sie sich ein Stück weit entfernt haben, schweigt Dario zunächst. Er ist noch in seine eigenen Gedanken vertieft und reagiert nicht auf die Äußerung seiner Begleiterin. „Er muss von Frenningen sprechen“, sagt er irgendwann, „alle anderen Burgen sind viel weiter entfernt.“

Fragend sieht er Niryann an. „Was machen wir denn jetzt?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 12. April 2011, 13:16:24
"Frenningen meinst du?" Auch Niryann wirkt unentschlossen, etwas zögerlich meint sie: "Soll ein ganz netter Kerl sein, aber viel Geld haben die nicht. Warum sollte also jemand ihn erpressen wollen? Oder worum geht's hier?" Sie zappelt etwas aufgeregt auf der Stelle. "Wollen wir ihnen ne Falle stellen?" Sie überlegt. "Ne, das bringt ja nichts, die haben ja noch kein Geld . . wir könnten sie aber verpfeiffen!" Sie strahlt bei ihrer Idee und sieht Dario fragend an.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 12. April 2011, 18:42:08
Dario zeigt weit weniger Enthusiasmus. „Vielleicht will Starkenstein gar kein Geld, sondern was ganz anderes, keine Ahnung. Wenn wir schlau sind, lassen wir uns nicht in irgendwelche politischen Ränke reinziehen. Was geht es uns an, wenn diese Galgenvögel das Haus überfallen? Sollen sich die hohen Herren nur miteinander beschäftigen, statt uns zu jagen. Wenn wir den Frenningens davon erzählen, werden wir am Ende selbst noch beschuldigt, mit drinzustecken. Dann haben wir seine Brut gerettet und kriegen zum Dank dafür einen Strick um den Hals.“

Trotz seiner deutlichen Ablehnung hat es fast den Anschein, als wollte er nicht Niryann überzeugen, sondern vielmehr sich selbst.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 13. April 2011, 18:02:09
Bei Niryann scheinen Darios Worte aber anzukommen, sie wirkt etwas verwirrt. "Das kann uns natürlich passieren . . . aber ich hätte zu gerne diesen Bogen." Sie tritt nach einem kleinen Stein, reisst ein Blatt ab und zerrupft es in kleine Stücke. "Ich bin ja dafür, dass wirs probieren. Wir müssen uns nur absichern, damit wir nicht mit in der Falle sitzen. Aber das müsste doch klappen, wenn die Frenningers sehen, dass die Bande auftaucht. Genau!" Sie schlägt die Faust in die Handfläche. "Einer von denen bleibt mit uns im Haus und dann werden sie ja sehen, dass wir die Wahrheit gesagt haben!" Begeistert dreht sie sich um und will schon wieder Richtung Kidnapper los.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 14. April 2011, 18:35:51
Mit einem grüblerischen Blick, dann aber einem zögerndem Nicken kommentiert Dario Niryanns Vorschlag, und er ist immer  noch in Gedanken, als sie sich wieder in Bewegung setzt. Doch er schaltet schnell, stellt sich in den Weg und hebt in einer abwehrenden Geste die Hände. „Wartewartewarte“, zischt er leise. „Wo willst du denn hin? Ich denke, wir wollen hier verschwinden und die Frenningens warnen.“ Er zeigt mit dem Daumen über die Schulter, in Richtung des Lagerplatzes. „Die Typen sind zu viert, sie haben Waffen und wissen, wie man sie benutzt. Wir sollten uns schön von ihnen fernhalten.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 15. April 2011, 15:00:10
Sie bleibt tatsächlich stehen. "Meinst du nicht, wir brauchen noch mehr Beweise für die Frenningers, dass wir die Wahrheit sagen? Ich würde gerne noch ein wenig lauschen und was erfahren." Der Übermut blitzt in ihren Augen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 16. April 2011, 18:18:00


„Meinetwegen.“ Schon als er das Wort ausgesprochen hat, bereut er es, so schnell nachgegeben zu haben, denn der Eifer, mit dem Niryann bereits wieder den Bach durchquert, kann nur zu Schwierigkeiten führen. Seufzend macht er sich ebenfalls auf den Weg.

Am anderen Ufer ist genug Bewuchs, um eine gute Deckung zu bieten. Vielmehr besteht die Schwierigkeit darin, sich geräuschlos durch das Dickicht zu bewegen. Vorsichtig schiebt Dario sich Schritt für Schritt vorwärts.

Als er fast wieder an der Stelle angekommen ist, in der sie sich bereits eben versteckt hatten, horcht er auf. Er hat beim Heranschleichen aus dem Klang der Stimmen eine eher beiläufige Unterhaltung herausgehört, doch nun hat etwas seine Aufmerksamkeit erregt.   Gerade spricht wieder der mit der leisen Stimme, dessen Gesicht sie noch nicht richtig sehen konnten. Und obwohl er keine genauen Worte verstehen kann, fällt ihm die Stimmelodie auf, der Sprachrhythmus. Irgendetwas daran kommt ihm bekannt vor.

Während er zuhört, schleicht er sich näher an die Lichtung heran und schenkt dem Untergrund nicht genügend Aufmerksamkeit. Plötzlich versinkt sein Fuß im Eingang eines Kaninchenbaus, der durch Laub und Gestrüpp verdeckt war. Er kann gerade noch einen erstaunten Ausruf unterdrücken, muss aber einen Ausfallschritt machen und wild mit den Armen rudern, um das Gleichgewicht zu behalten. Ein Rascheln und Knistern geht durch das Dickicht, als er auf lose Zweige tritt und Sträucher streift.

Mit klopfendem Herzen bleibt er ganz still stehen und späht zur Lichtung hinüber. Er ist sicher, dass die vier die Geräusche gehört haben. Fraglich ist nur, ob sie es für ein Tier halten und es dabei bewenden lassen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 18. April 2011, 14:29:00
Dario bemerkt sofort, dass das leise Gespräch verstummt ist und dann geschieht, was Dario befürchtet hat: der Anführer der Truppe murmelt etwas, was er nicht verstehen kann und kurz darauf lassen leise Geräusche vermuten, dass mindestens zwei der Gruppe sich von der Lichtung entfernen.

Niryann kann er nicht sehen, doch hört er in diesem Moment ein lautes Krachen vielleicht 15 Meter von seinem Standort entfernt; es klingt als ob ein Hirsch im vollen Lauf gegen einen Baum gerannt ist.
Ein überraschter Ruf kommt von der Lichtung, laut ruft nun der Hagere: "Nun los, ich will wissen, was sich dort draussen herumtreibt!", dann sieht er zwei Gestalten, die sich vorsichtig der Geräuschquelle nähern.
Ein weiteres Krachen ertönt, etwas weiter entfernt und Dario meint, eine dunkle Silhouette an jener Stelle ausmachen zu können, aber recht schnell nähern sich die beiden anderen nun seiner Position.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 19. April 2011, 18:54:50

Eine Sekunde liegt Dario noch bewegungslos da und denkt hektisch nach, wie er sie beide aus der Klemme holen kann, aber dann wird ihm klar, dass er sich in seiner Situation keine ausgefeilten Manöver leisten kann. Ohne darauf zu achten, wie viel Lärm er macht, springt er auf und rennt weg. Zuerst schnurstracks in Richtung des Bachs, in direkter Linie weg von seinen Verfolgern.

Er wirft kurz einen Blick über seine Schulter. Zwar kann er die beiden Gestalten durch das Gestrüpp erahnen, glaubt aber, dass sie ihn von dort aus noch nicht sehen können. Etwa 50 Meter läuft er in dem Bach entlang – oder besser watet wie ein Storch durch das knietiefe Wasser. Dann steigt er am gegenüberliegenden Bach ans Ufer, das an dieser Stelle felsig genug ist, um keine Fußspuren zu hinterlassen, zumindest auf den ersten Blick.

„Jetzt wird es schwierig“, murmelt er und versucht sich für eine Richtung zu entscheiden. Zwar hat er gehört, wo Niryann ihr Ablenkungsmanöver gemacht hat, doch auch sie ist dabei, die Banditen abzuschütteln und wird sicherlich ein paar Haken schlagen. Dario ärgert sich jetzt, dass sie nicht einen Treffpunkt für den Notfall ausgemacht haben. Soll er sich einfach grob Richtung Osten zu halten, zu ihrem nächsten Ziel, dem Haus der Frenningens? Aber sie beide sind querfeldein unterwegs. Selbst wenn sie dieselbe Richtung einschlagen, heißt das noch lange nicht, dass sie sich dabei auch treffen.

Und dann ist da noch die Kleinigkeit, dass bewaffnete Söldner hinter ihnen herjagen. Sicherlich kennen sie das Gelände nicht so gut wie Niryann und Dario, dennoch sind sie ihnen verdammt dicht auf den Fersen. Dabei macht Dario sich weniger Sorgen um sich selbst. Er könnte die Beine in die Hand nehmen und seine beiden wahrscheinlich abhängen. Ob Niryann genauso viel Verstand besitzt oder schon wieder dabei ist, sich in Schwierigkeiten zu bringen, kann er nicht abschätzen. Und es hilft alles nichts: Sie heil abzuliefern ist seine Aufgabe, und Nitam wird wenig Verständnis dafür haben, wenn er sie aus dem Dorf befreit, nur um sie in den Händen irgendwelcher Meuchelmörder zurrückzulassen.

Nachdem er sich entschieden hat, schnappt er sich einen Felsbrocken, so groß ist wie sein Fuß und schleudert ihn ein Stück abseits ins Gebüsch, in der Hoffnung, dass es die beiden Männer nach Süden lockt von wo Niryann und Dario sich dem Bach genähert hatten. Dann tappt er leise Richtung Osten und lauscht aufmerksam, ob er irgendetwas von dem anderen Grüppchen hören kann. Mehr erahnt er die Geräusche, als dass er sie wirklich hören kann und setzt sich auf gut Glück in Bewegung, um Niryann aufzuspüren.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 20. April 2011, 17:38:17
Kaum hat sich Dario in Bewegung gesetzt, da hört er laute Rufe, die jedoch nicht in seine Richtung deuten, sondern aus der Süden, wo der Lärm seines Steines gerade verklungen ist.
Kaum atmet er auf sieht Dario jedoch eine schmale Gestalt, ein wenig nach Südosten, die sich vorsichtig und tatsächlich sehr leise in die Richtung schleicht, aus der die Rufe kamen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 21. April 2011, 18:43:03
Schnell nimmt Dario einen kleinen Kieselstein und zielt auf Niryann, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Er kann durch die Vegetation aber nicht genau erkennen, ob er auch getroffen hat und muss jedenfalls feststellen, dass sie sich weiter den Verfolgern nähert. Fassungslos schaut er hinterher, sicher, dass Niryann das mit voller Absicht tut.

Dennoch bleibt ihm nichts anderes übrig als ihr hinterher zu schleichen, wenn er sich nicht darauf verlassen will, dass sie allein wieder aus dem Schlamassel herauskommt. Er hofft, zu ihr aufzuschließen, bevor sie auf einen der Fremden trifft, aber er ist noch ein gutes Stück entfernt und verliert wertvolle Sekunden in dem Bemühen, sich lautlos zu bewegen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 21. April 2011, 21:22:50
Tatsächlich trennen sich die beiden Verfolger in diesem Moment und Dario sieht, wie Niryann einem der beiden folgt; mit Entsetzen kann er erkennen, dass es der Hagere mit dem seltsamen Bogen ist und er meint fast Niyanns begehrlichen Blick durch die Blätter hindurch wahrzunehmen.

Während der Untersetzte durchs Gebüsch bricht und in seiner Umgebung selbst eine Rotte Wildschweine unentdeckt bleiben würde ist der Hagere ebenso vorsichtig wie Dario und nur das pure Glück hat Niryann bis jetzt geholfen, unerkannt zu bleiben.
Dario sieht seine Chance gekommen als Niryann einen Bogen um einige Baumriesen macht und damit in Darios Reichweite und ausser Sichtweite des Hageren kommt. Sie scheint so auf ihr Ziel konzentriert, dass sie Darios Annäherung bis jetzt nicht bemerkt hat.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 22. April 2011, 19:42:30
Ohne groß nachzudenken springt Dario hinter dem mit Frankraut überwucherten Felsen hervor, den er gerade als Deckung genutzt hatte, überwindet mit drei langen Schritten die Distanz zu Niryann und wartet noch die Sekunde ab, bis sie ihn erkannt hat. Dann packt er sie, reißt sie mit sich hinter den Findling und zischt ihr ins Ohr: „Bist du total übergeschnappt? Weg hier, da lang!“ Er deutet in die Richtung die sie am schnellsten aus der Gefahrenzone bringen würde. Doch dann stutzt er und späht hinter dem Felsen hervor.

Er muss sich eingestehen, dass seine Aktion nicht geräuschlos verlaufen ist. Der Bogenschütze scheint etwas gehört zu haben und steuert nun genau auf das Versteck zu. Schnell zieht er sein Messer, ohne dabei den Mann aus den Augen zu lassen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 23. April 2011, 14:50:30
Niryann erschrickt und stößt einen unterdrückten Schrei aus, zusammen mit Darios Eingreifen ist es kein Wunder, dass der Hagere auf ihr Versteck zusteuert. Niryann wirft Dario einen wütenden Blick zu und zischt: "Ich hole mir seinen Bogen, dann machen wir ihn fertig!" Und während sie um die eine Ecke des Felsens verschwindet taucht von der anderen Seite der Bogenschütze auf, in der einen Hand den zwar gespannten, aber pfeillosen Bogen, in der anderen Hand ein längeres Jagdmesser.

Würde er auch nur einen Blick zur Seite werfen würde er Dario sehen, aber seine Aufmerksamkeit gilt allein Niryann, die zwischen den Bäumen davonspringt. Er macht noch zwei Schritte und legt dann mit einer fließenden Bewegung einen Pfeil auf die Sehne und visiert Niryann an.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 23. April 2011, 21:13:20
In diesem Moment schrumpft Darios Welt auf einen kleinen Punkt zusammen, fokussiert sich allein auf die Pfeilspitze. Er fühlt sich wie ein Tier bei einer Treibjagd: Gerade eben war der Wald noch durchzogen von vielen verschiedenen Pfaden, alle Möglichkeiten standen ihm offen. Plötzlich sind aber all diese Wege versperrt, bis auf einen. Alles in ihm sträubt sich, diesen Weg zu beschreiten, und doch hat er keine andere Wahl.

Die Zeit läuft auf einmal ganz langsam ab. Mit zwei langen Schritten ist Dario hinter dem Bogenschützen. Als der ihn bemerkt ist es längst zu spät: Mit traumwandlerischer Sicherheit wickelt Dario seinen linken Arm um den Kopf des Mannes und zieht ihn an seine Brust, so dass er ihn fest im Griff hat. Gleichzeitig rammt er ihm das Messer in den Hals. Er ist noch nie ein eleganter Kämpfer gewesen, sondern nutzt einfach rohe Kraft, als er das Messer quer durch Fleisch und Muskeln treibt. Der tiefe Schnitt durchtrennt auch die Arterie, so dass in Sekundenschnelle ein Strom von Blut den Hals herunterläuft, über Darios Ärmel und seine Hände .

Einen Moment hält er den Körper seines Opfers noch fest, bis er erschlafft, dann lässt er ihn zu Boden gleiten. Fast zieht ihn das Gewicht noch selbst zu Boden. Er fängt sich wieder, stützt die Hände auf die Knie und bleibt vorgebeugt stehen, schwer atmend, mit leerem Blick.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 24. April 2011, 12:31:59
Einige Augenblicke später spürt er, wie jemand an seine Seite tritt, er vernimmt ein heftiges Einatmen und dann Niryanns drängende Stimme: "Wir müssn hier wech, schnell! Der Fettsack is nochn Moment abgelenkt, aber lang dauerts nich mehr dann isser hier." Vor Aufregung ist ihr bäuerlicher Bergdialekt deutlich herauszuhören.
"Oder willste auf ihn auch warten und dann . . .?", Besorgnis ist in Niryanns Stimme, vielleicht auch eine Spur Angst, als Dario hochblickt sieht er in ihren Augen tatsächlich Vorsicht, aber auch eine schwer einzuschätzende Aufregung.
Den Bogen des Toten hat sie jedoch noch nicht angerührt, vielmehr einen Schritt rückwärts gemacht, um Abstand zu dem Toten oder zu Dario zu gewinnen ist nicht klar.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 24. April 2011, 17:05:04
Kurz schaut Dario sich um und lauscht, das Messer immer noch kampfbereit in der Hand. Dann hebt er mit der Linken Dario den Bogen auf, womit er einen Blutfleck auf dem Holz hinterlässt. "Hoffentlich ist er ein Menschenleben wert", meint er und wirft Niryann die Waffe zu. Ohne auf eine Erwiderung zu warten, wendet er sich um und macht sich auf den Weg.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 25. April 2011, 13:17:36
Einmal sieht er noch einen der Verfolger, doch irgendwie gelingt es Dario ohne große Vorsichtsmaßnahmen seinen Blicken zu entgehen.

Es vergehen fast fünf Minuten bis er eilige Schritte hinter sich hört, ein Seitenblick verrät ihm, dass es Niryann ist, sie schließt zu ihm auf und er kann sehen, dass sie den Bogen bei sich hat.
Sie spricht ihn nicht an, sondern wandert stumm neben Dario, mehrmals räuspert sie sich als wolle sie ein Gespräch beginnen, verstummt jedoch wieder.

Erst gegen späten Mittag fragt sie unvermittelt: "Du willst zu den Frenningens, oder?" Und als ob diese ersten Worte den Bann gebrochen haben sprudelt es aus ihr hervor: "Ich hab die Leiche mit Laub und Erde bedeckt, vielleicht finden sie sie nicht so schnell. Und ein wenig im Kreis gelaufen bin ich, falls sie Spuren lesen können . . .", als sie merkt, dass Dario weiterhin schweigt unterbricht sie sich und meint kleinlaut: "Ich glaub, ich hab nicht richtig nachgedacht. Aber den Bogen jetzt dazulassen wär einfach idiotisch gewesen! Nicht wahr?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 25. April 2011, 19:50:13
Fast bereut Niryann, dass sie den Mund aufgemacht hat, denn Dario wirbelt zu ihr herum, seine Augen funkeln gefährlich und seine Stimme ist nicht laut, aber voll mühsam unterdrückter Wut. "Was willst du von mir hören, hä? Dass es keine große Sache ist? Dass so ein Verbrecher es nicht besser verdient hat? Dass es mir nichts ausmacht, einen Mord zu begehen, nur weil du den Hals nicht vollkriegen konntest?"

Er schnaubt verächtlich. "Schlechte Nachrichten, Herzchen: Das ist hier kein Versteckspiel, das wir zu deinem Vergnügen veranstalten. Wenn du also bei dem nächsten Typen auf seine Schuhe scharf bist, dann kannst du ihm selbst die Kehle aufschlitzen. Hauptsache, du lässt mich aus dem Spiel!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 26. April 2011, 12:03:28
Einen winzigen Moment lang duckt sie Niryann als habe sie Angst, Dario würde sie schlagen, dann streckt sie ihre magere Gestalt und fast genauso wütend schleudert sie ihm entgegen: "Ey, ich hab dich nicht drum gebeten, da den Blutacker zu machen, ich wollt ihn an dir vorbei . . . ach, is auch egal! Aber schiebs mir nicht in die Schuhe, nur weil dir nichts Besseres eingefallen ist!! Und verdient haters ausserdem!!!" Ihre Stimme ist immer lauter geworden, bei den letzten Worten wendet sie sich von Dario ab und stochert mit dem erbeuteten Bogen wütend in der Erde zu ihren Füßen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 26. April 2011, 18:05:52
Von einem Moment auf den anderen ändert sich Darios Auftreten. Seine Körperhaltung ist plötzlich nicht mehr bedrohlich. Statt mit den Armen herumzufuchteln steckt er nun die Hände in die Hosentaschen. Er braucht einen Augenblick, um die richtigen Worte zu finden, und die klingen schließlich sehr eindringlich, aber keineswegs mehr aggressiv. „Niryann, du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir.“ Obwohl sie keinen Schimmer hat, worauf er hinauswill, horcht Niryann auf, als Dario sie tatsächlich einmal bei ihrem Namen nennt. „Du hast die Chance, etwas aus dir zu machen. Nicht nur an dich selbst zu denken, sondern auch an andere. Damit du irgendwann auf dein Leben zurückschauen und stolz sein kannst.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 26. April 2011, 22:25:25
Niryann dreht den Bogen noch immer in der Erde, doch nun beiläufig; schließlich blickt sie hoch und sieht den Mann vor ihr unverständig an: "Was meinst du mit Stolz? Worauf denn? Was soll ich denn anders machen?" Sie wird immer verwirrter, zieht den Bogen aus der Erde und wischt ihn an ihrer Hose ab.
Die Eindringlichkeit von Darios Worten verunsichert sie, sie starrt ihn einen Augenblick an, versucht in seinem Gesicht zu lesen und zuckt ratlos mit den Schulter. Ihre Wut ist in Trotz umgekippt als sie schnippisch sagt: "Ich kapier nicht, was du meinst. Will ich auch gar nicht. Ich lebe wie es mir gefällt, hab lange genug eingesteckt."

Sie wendet sich ab, doch etwas an Darios Haltung läßt sie noch einmal innehalten und einen Schritt auf ihn zumachen. "Die Aktion war nicht toll und ich bin nicht stolz drauf, wenn du das meinst. Soll ich den Bogen jetzt hierlassen?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 27. April 2011, 18:42:41
Dario zuckt die Schultern und antwortet ungerührt. „Er braucht ihn jetzt auch nicht mehr.“

Er zögert, weiß wohl nicht recht, wie er mit der Situation umgehen soll. Schließlich sucht er mit Bedacht seine Worte zusammen. „Du bist erwachsen und kannst tun, was du willst. Nur trägst du auch die Verantwortung dafür.“ Er tritt einen Schritt näher auf Niryann zu und macht eine Geste, die sie beide einschließt. „Wir sind doch zusammen in dieser Sache. Wenn du dein Leben aufs Spiel setzt, häng ich auch mit drin, ob ich will oder nicht.“

Er runzelt die Stirn und versucht sich an einem Beispiel: „Ich meine, wenn sie dich am Hühnerstall erwischt hätten, hätt ich versucht, dich da rauszuhauen, irgendwie, aber bestimmt hätten sie diese Mal fünf Wachen hingestellt, und wahrscheinlich wären wir am Ende beide im Schuppen gelandet. Wegen nem blöden Huhn.“ So richtig überzeugt ist Dario von seinem Vortrag selbst nicht, weiß sich aber nicht besser zu helfen. Erst einmal lässt er den Gurt des Wasserschlauchs von seiner Schulter rutschen, entkorkt hin und nimmt einen tiefen Schluck, während er aus dem Augenwinkel schaut, wie Niryann reagiert.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 27. April 2011, 19:49:40
Anscheinend war es der richtige Tonfall, den er getroffen hat, denn die junge Frau läßt den Kopf hängen und überlegt ganz offensichtlich, doch den Bogen umklammert sie weiterhin.
Dann hebt sie ruckartig den Kopf und starrt Dario an: "Du bist echt in Ordnung, weisst du? Nitam und auch die anderen, die haben schon lange die Schnauze voll von mir, weil ich immer nicht nachdenke, sondern auch mal Spaß haben will. Hatte noch nich so viel Spaß im Leben, weisste?"
Jetzt merkt sie, dass Dario ihr nur schlecht folgen kann und versucht es anders: "Du sagst, ich kann machen was ich will, muss mir aber überlegen, was dann mit dir passiert - weil du auch machst, was du willst, jetzt halt mir helfen." Sie holt Luft und pustet anschließend eine verknotete Haarsträhne aus der Stirn. "Das finde ich gut, weil ichs verstehen kann. Klar, ich hatte Spaß, aber du nicht und jetzt kommts mir albern vor. Blödes Gefühl! Ich will lieber was tun, was ich hinterher auch noch gut finde . . ", sie legt fragend den Kopf schief, ob Dario irgend etwas von hren Worten verstanden hat.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 27. April 2011, 22:06:52
Dario nickt und gibt einen zustimmenden Grunzlaut von sich. Zur Sicherheit sagt er noch: "Genau, das mein ich."

Er wirft einen Blick nach oben und schaut nach dem Sonnenstand. "Was denkst du,  wollen wir uns beeilen, damit wir den Burschen ihre Pläne durchkreuzen können?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 28. April 2011, 14:43:40
Niryann nickt eifrig, offensichtlich froh, dass Dario sie verstanden hat und nicht weiter auf eine Entschuldigung drängt.

Die beiden beeilen sich und kommen gut voran; zunächst pfeift Niryann leise vor sich hin, etwas schief und zwischen den Zähnen hindurch, aber durchaus fröhlich. Irgendwann verstummt sie und Dario kann mit einem Seitenblick erkennen, dass sie ins Grübeln gekommen ist.
Schließlich hebt sie den Kopf und fragt Dario: "Was hast du eigentlich gemeint mit dieser Chance, die ich haben soll. Und dieser Sache mit dem ganzen Leben vor mir . .  alle sagen immer, ich soll mir ein Vorbild suchen; willst du das damit sagen, nur weil du älter bist als ich?" Die ersten Worte zögernd, zum Ende ist dann der Dario schon bekannte Trotz in ihrer Stimme.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 28. April 2011, 18:35:21

Dario runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. Ob das allerdings als Antwort auf die Frage gemeint war oder nur Verwunderung ausdrückt, dass Niryann das Thema noch einmal aufgreift, ist schwer zu sagen. „Naja, früher hab ich auch so gelebt, wie ich wollte und hab nicht nachgedacht, was ich damit anrichte. Jetzt weiß ich’s besser, aber was passiert ist, ist passiert.“ Bei diesen Worten huscht ein Schatten über sein Gesicht, und für einen Moment hängt er seinen Gedanken nach.

Doch dann konzentriert sich wieder auf das Hier  und Jetzt. „Ich versteh dich ja. Ich will mir auch nicht vorschreiben lassen, wie ich sein soll. Aber ich will auch nicht mehr so ein Idiot sein. Wenn ich mein ganzes Leben lang nur Mist gebaut hab, frag ich mich doch irgendwann, wozu ich überhaupt gelebt hab. Wenn ich versuche anständig zu sein und auch mal Leuten helfe, dann kann ich vielleicht sagen: Siehste Dario, taugst ja doch was.“

Er reißt ein paar Gräser aus und beginnt auf einem Stengel herumzukauen. „Was weiß ich, ob du ein Vorbild brauchst. Sei halt so, wie du sein willst. Ich sag dir nur eins: Am liebsten würd ich zu dem Dario von damals gehen und ihm ein paar aufs Maul hauen.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 29. April 2011, 21:32:30
Automatisch reisst auch sie einen Grashalm ab und steckt ihn sich in den Mundwinkel. "Das fände ich auch gut, wenn es später mal heissen würde: Niryann, die hat uns doch geholfen damals gegen die Entführer." Sie überlegt, nickt dann eifrig. "Hört sich auf jeden Fall besser an als Niryann, der Hühnerdieb." Sie lacht kurz. "Das, was wir jetzt machen, is ja ne gute Tat und wir haben nichts davon. Ich würde kein Geld oder so haben wollen."

Sie überlegt eine ganze Weile, spuckt dann den Grashalm aus und meint nachdenklich. "Vielleicht ist ein Vorbild doch keine so schlechte Sache, dann muss man nicht immer überlegen, ob was gut ist oder nicht." Sie zögert, dann schnell fügt sie schnell hinzu: "Du hast wohl früher ganz schön Mist gebaut, wenn du dich selbst Idiot nennst. Und wie bist du drauf gekommen, es mal auf ne andere Art zu probieren? Und mir zu helfen zum Beispiel?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 03. Mai 2011, 18:51:42
Die Rolle, die Niryann für ihn ausgesucht hat, gefällt ihm gar nicht. "Hab ich dir doch gesagt", meint er knapp, "Nitam will mich auf die Probe stellen. Bring ich dich zurück, darf ich bei der Gruppe bleiben." Er wischt sich mit dem Ärmel über die Nase. "Das ist alles. Nix für ungut."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 03. Mai 2011, 21:15:42
Einen Moment lang ist sie verwirrt durch Darios brüske Art, dann schluckt sie und erwidert betont gleichgültig: "Wusste ich ja. Hätte ja nur sein können . . ", sie verstummt, läßt den Kopf hängen und auch das Pfeifen kommt nicht wieder.

Zwei weitere Stunden vergehen bis Niryann Dario unvermittelt fragt: "Wie machen wirs denn nun? Gehen wir einfach hin zu dem Herrn von Frenningen und erzählen einfach, was wir gehört haben?" Irgendwie klingt sie enttäuscht. "Und dann? Bleiben wir wenigstens noch und sind dabei, wenn die Bande auftaucht?" Da ist sie wieder, die Abenteuerlust in ihrer Stimme.

Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 04. Mai 2011, 18:09:46
Schweigend trottet Dario die ganze Zeit neben Niryann her, wirft nur ab und zu einen verstohlenen Blick hinüber. Mehrmals setzt er zum Sprechen an, findet dann aber doch nicht die richtigen Worte und bleibt stumm. Er ist froh, als Niryann selbst die Stille durchbricht.

„Schätze schon, dass wir uns irgendwie nützlich machen können“, stimmt er ihr zu, „dann wär uns der Graf erst recht einen Gefallen schuldig, das wär nicht schlecht. Lass uns aber erstmal sehen, ob sie unsere Hilfe auch  wollen. Oder ob sie uns überhaupt glauben.“

Nun sieht er eine Chance, die Scharte wieder ein bisschen auszuwetzen. „Das wird vielleicht knifflig. Deshalb würd ich mich auch gern im Hintergrund halten und dir das Reden überlassen. Wär das in Ordnung? Ich bin nicht wirklich gut in sowas, aber du schaffst es bestimmt, Frenningen zu überzeugen.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 05. Mai 2011, 17:59:31
"ICH??" Völlig verblüfft blickt sie Dario an. "Ausgerechnet ich? Du bist doch der welterfahrene, abgebrühte Waldläufer. Wem wird der Frenningen wohl eher glauben? Bestimmt nicht mir, traut mir doch eh jeder nur zu, irgend nen Mist zu bauen . . ."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 05. Mai 2011, 18:49:47
Unbeirrt erwidert Dario den Blick. "Ich glaub, du kriegst das hin." Mit einer Geste deutet er auf sich und seine Kleidung. "Und außerdem erweck ich so auch nicht grad ihr Vertrauen, mit meiner gebrochenen Nase, Blut auf dem Hemd und einem Bart, in dem schon fast Vögel nisten." Er stupst Niryann mit dem Ellbogen an. "Komm schon, lass mich nicht hängen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 06. Mai 2011, 14:28:15
Sie legt den Kopf schief und grinst Dario etwas hämisch an. "Stimmt, vertrauenerweckend wirkst du nicht gerade, wenn ich mir dich näher betrachte."
Sie sieht an sich hinunter, lacht, streicht über ihr verdrecktes Hemd und die verkrustete Wunde auf der Stirn und holt tief Luft: "Na, dann probiere ich halt mein Glück. Aber was mache ich, wenn er fragt wie wir da hin gekommen sind? Er darf schließlich nicht drauf kommen, warum wir in der Nähe vom Dorf waren . . . und ich sollte meinen Kopf in irgendeinen Tümpel stecken, sonst läßt er mich bestimmt nicht über seine saubere Schwelle." Tatsächlich riecht Niryann noch immer nach Schafstall.

Sie setzt sich wieder in Bewegung und hält Ausschau nach einem Bach. Nach einer kurzen Pause fragt sie mit einem unsicheren Seitenblick: "Und du meinst wirklich, ich könnte das?" Hoffnung schwingt in ihrer Stimme mit und Dario spürt, dass seine etwas harsche Art von vorhin vergessen ist.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 06. Mai 2011, 20:05:17
Aber was mache ich, wenn er fragt wie wir da hin gekommen sind? Er darf schließlich nicht drauf kommen, warum wir in der Nähe vom Dorf waren . . . und ich sollte meinen Kopf in irgendeinen Tümpel stecken, sonst läßt er mich bestimmt nicht über seine saubere Schwelle."

Dario nimmt sich eine Minute Zeit zum Nachdenken, bevor er seine Idee präsentiert: „Es ist ein weiter Weg vom Dorf bis zu den Frenningens. Wir müssen ihnen ja nicht auf die Nase binden, wo wir sie belauscht haben. Wir sagen einfach, wir waren jagen und sind über sie gestolpert. Und wenn wir dann noch erzählen, dass einer von ihnen uns bemerkt hat und wir uns mit ihm prügeln mussten, dann haben wir sogar eine Erklärung für unsere Schrammen.“

Zitat
Sie setzt sich wieder in Bewegung und hält Ausschau nach einem Bach. Nach einer kurzen Pause fragt sie mit einem unsicheren Seitenblick: "Und du meinst wirklich, ich könnte das?" Hoffnung schwingt in ihrer Stimme mit und Dario spürt, dass seine etwas harsche Art von vorhin vergessen ist.

Ohne Umschweife entgegnet er: „Klar. Du bist nicht auf den Kopf gefallen, und ich hab gesehen, wie schnell du reagierst, wenn‘s brenzlig wird.“ Als er Niryanns Zögern bemerkt, sagt er noch. „Ich geh schon mit rein zum Grafen, nur wärs mir lieb, wenn du die Führung übenimmst. Und falls doch irgendwas schiefgeht, boxen wir uns halt zusammen raus und machen uns aus dem Staub. Abgemacht?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 07. Mai 2011, 11:57:55
Zu Darios ersten Vorschlag nickt sie zustimmend, fügt lediglich hinzu: "Wir sollten die anderen, also ich meine Nitam und unsere Truppe, auch nicht erwähnen. Gibt nur Schwierigkeiten."

"Abgemacht." Etwas unsicher wirkt sie noch, aber auf der anderen Seite ist dort auch wieder dieses Glitzern in ihren Augen, das Dario für einen Moment an seiner Entscheidung zweifeln läßt. "Ich werde ihm eine schöne Mischung vortragen, da kann er da gar nicht anders als uns zuhören."
Kurz darauf stoßen sie auf einen kleinen Bachlauf und Niryann dreht sich zu Dario um und befiehlt entschieden: "Los, umdrehen, ich muss mich einweichen."
Dario hört Wasser spritzen und ein entsetztes Quieken. "Ist das kalt!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 08. Mai 2011, 22:13:58
Leise murmelt Dario irgendetwas, man kann nur "Frauen..." verstehen. Dann stapft er ein Stück weit den Bach entlang, um Niryann ihren Freiraum zu geben, während er auch eine schnelle Katzenwäsche macht.

Den größten Teil des Weges haben die beiden bereits zurückgelegt, und so dauert es nicht lange, bis zwischen den Bäumen Burg Frenningen auftaucht. Der Sitz des Grafen lässt sich allerdings treffender als Gutshaus bezeichnen; es ist nicht von hohen Mauern umgeben wie Burg Hohenhorst, und vor dem Tor stehen keine gerüsteten Wächter. Im Vergleich zu den kleinen Hütten, in denen Niryann und Dario aufgewachsen sind, wirkt es dennoch herrschaftlich, und beide  fühlen sich ein wenig fehl am Platz.

Dann geht aber alles ganz schnell, als eine Magd mit einem Korb Eier aus dem Hühnerstall kommt und sie entdeckt. Nachdem Niryann ihr begreiflich gemacht hat, dass sie dringend den Herrn des Hauses sprechen müssen, dauert es keine fünf Minuten, bis sie vorgelassen werden und dem Grafen gegenüberstehen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 10. Mai 2011, 18:53:02
Niryann hat sich die feuchten Haare zu einem Zopf gebunden und ihr Hemd ist zwar nass, aber sauberer als vorher und so wirkt sie fast ansehnlich. Dario sieht nur, wie sie mit einer Hand ständig an der Sehne des erbeuteten Bogens herumspielt.

"Wir haben Euch etwas Wichtiges mitzuteilen." Etwas zu hektisch, aber durchaus ernstzunehmen findet Dario und entspannt sich etwas. "Wir, ich meine Dario und mein Name ist Niryann", sie nickt kurz zu Dario und versucht aus den Augenwinkeln ein Zeichen von ihm zu erhaschen, "waren auf der Jagd und haben durch Zufall ein Gespräch belauscht. Ihr sollt überfallen werden!"
Sie wartet auf eine Reaktion des Grafen, als dieser sie mit einer Handbewegung auffordert fortzufahren spricht sie schnell weiter und untermalt ihre Worte mit kurzen Gesten. "Ein Trupp Söldner war es, die wir gesehen haben, die von Starkenstein dafür bezahlt werden, Euch hier aufzulauern. Notfalls würden sie eure Familie als Geisel zu nehmen." Nun holt sie Luft und beobachtet den Grafen von Frenningen.
Dario bemerkt aber auch, dass ihr Körper noch immer angespannt ist und sie bereit, durch die nächste Tür das Weite zu suchen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 10. Mai 2011, 22:21:49
Obwohl der Graf kaum einen Muskel bewegt, ist aus seinen Augen klar abzulesen, dass die Aussage ihm Sorgen macht und er durchaus bereit ist, die Bedrohung ernst zu nehmen. "Wie viele Söldner habt ihr denn gesehen? Könnt ihr sie beschreiben? Wie waren sie bewaffnet?" Er deutet auf einen kleinen Tisch mit vier schlichten Stühlen, der in einer Ecke des Raumes steht. "Setzt euch, setzt euch, und dann erzählt mir alles ganz genau."

Trotz der einladenden Geste schaut er das seltsame Paar prüfend an, und Niryann wird das Gefühl nicht los, dass die Fragen auch dazu dienen soll, ihr auf die Schliche zu kommen, falls sie sich die ganze Geschichte nur ausgedacht haben sollte. Dario ist neben sie getreten und nickt ihr zu, dazu spürt sie ganz leicht seine Hand auf ihrem Rücken.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 12. Mai 2011, 13:52:23
Niryann setzt sich, jedoch nur auf die Stuhlkante, der fragende Blick des Grafen stachelt sie anscheinend an, denn ihr Bericht wird immer lebhafter.
"Vier waren es, keiner kam aus dem Aldertal, das hat man gehört, keine Frage. Gut bewaffnet waren sie . .", sie beschreibt die Vier und ihre Waffen, "der Älteste war offensichtlich der Anführer, er hatte ausser seinen Waffen auch schönen Schmuck, sah irgendwie wertvoll aus."
Nun beginnt sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und herzurutschen, trotzdem ist Dario erstaunt wie leicht ihr die Lüge über die Lippen kommt. "Wir sind ja auch fast in sie reingerannt, kaum hatten wir sie entdeckt und wollten uns zurückziehen, da hatte uns auch schon einer von ihnen auf dem Kieker und nur mit ganz viel Glück sind wir ihm entkommen."  Ihre Hand hält den Bogen umklammert, doch ihrer Stimme ist weiterhin nichts anzumerken. "Einen haben wir in unserer Verzweiflung angegriffen, war wohl nen Glückstreffer, zumindest haben sie uns nicht mehr verfolgt. Aber viel Vorsprung haben wir nicht!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 12. Mai 2011, 18:51:26
Zwischendurch hatte Frenningen einem Knecht aufgetragen, einen gewissen Towarn zu holen, und noch bevor Niryann mit ihrem Bericht zum Ende gekommen ist, hat ein Mann  den Raum betreten. Er hat bestimmt schon über 50 überschritten, ist einen halben Kopf größer als Dario und noch breitschultriger. Sogar hier im Haus trägt er eine beschlagenen Lederrüstung, und ein bedrohlich aussehender Morgenstern hängt an seinem Waffengurt. Towarn wirkt, als hätte er damit schon einige Schlachten geschlagen. Als Beweis trägt er eine lange Narbe, die sich vom Jochbein über die Schläfe bis zum Haaransatz hinauf zieht.

Der Kämpfer tritt an den Tisch heran, mustert dabei die beiden Fremden von oben bis unten, schweigt aber, bis Niryann ihre Schilderung beendet hat. „Sieht aus, als wollte Starkenstein sich nicht mit dem Ergebnis unserer Verhandlungen zufriedengeben“,  sagt der Graf zu dem Angekommenen, bietet ihm einen Platz an und und fasst kurz die Informationen zusammen, die Towarn verpasst hat. Der wiegt den Kopf hin und her, als müsste er erst noch entscheiden, was er aus dem Gehörten schlussfolgern soll. „Vier kampferfahrende Leute also.“ Er atmet tief ein und stößt  die Luft durch die Nase aus wie ein Pferd, das unruhig schnaubt. „Wenn sie einen Angriff planen, haben sie sich jedenfalls einen guten Zeitpunkt ausgesucht.“

Frenningen nickt zustimmend, sein Blick nach wie vor besorgt. Er denkt einen Augenblick nach, dnn wendet er sich wieder an Niryann. „Sag mir noch einmal ganz genau, was ihr gehört habt. Haben sie vielleicht darüber geredet, wie sie vorgehen wollen? Vielleicht ob sie nachts heimlich einbrechen wollten oder noch heute bei Tag offen angreifen? Alles was ihr aufgeschnappt habt, könnte uns helfen. Und erzähl mir auch noch, wie du darauf kommst, dass Graf Starkenstein der Auftraggeber ist. Was genau haben die Söldner dazu gesagt?“

Hier kann Niryann nun bei der Wahrheit bleiben und einfach alles so wiedergeben, wie sie es gehört hat. Insofern fällt es ihr leicht, die Fragen aus dem Stegreif zu beantworten, und sie gewinnt den Eindruck, dass der Graf aufgrund dessen keinen Zweifel an ihrer Aussage hegt. Innerlich freut sie sich schon darüber, wie gut es ihr gelungen ist, die Halbwahrheiten zu verpacken, als Towarn noch eine Frage nachschiebt: „Wie schwer ist denn der eine verletzt, gegen den ihr euch zur Wehr gesetzt habt?“ Dabei gleitet sein Blick nochmal über die Wunden, die Niryann und Dario aus ihrem Kampf im Dorf davongetragen haben.

Niryann kann sehen, wie ganz kurz Panik in Darios Blick aufflackert. Er wirft einen schnellen Blick zu Niryann hinüber, versucht abzuschätzen, ob sie eine glaubhafte Antwort parat hat und scheint bereit, jede Sekunde selbst in die Bresche zu springen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 13. Mai 2011, 19:16:16
"Welchen Schaden ein Dolch so anrichten kann, geatmet hat er auf jeden Fall noch als wir abgehauen sind. Aber weiss ich, was der Rest der Bande mit ihm gemacht hat . .?"
Niryann macht eine bedeutungsschwere Pause, dann platzt es aus ihr heraus: "Wir werden euch helfen!" Sie merkt, dass ihre Begeisterung vielleicht etwas fehl am Platz ist und beeilt sich hinzuzufügen. "Ihr scheint ja nicht gerade viele Männer hier auf dem Hof zu haben, da dachten wir uns gleich als wir hier ankamen, das es knapp für Euch ausgehen könnte."
Sie wirft nun einen etwas hilfesuchenden Blick zu Dario.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 14. Mai 2011, 15:58:42
Beide sind überrascht, als Niryann mit ihrem Angebot herausplatzt und für den Moment sprachlos. Dario nutzt die Gelegenheit, um die Aussage auf seine ruhigere Art zu bekräftigen: „Wir sind keine geübten Kämpfer, aber besser als nichts. Das sind Halsabschneider, und wir wollen nicht, dass sie Eurer Familie etwas antun. Also, wenn Ihr uns gebrauchen könnt…?“ Er beendet den Satz mit einem Schulterzucken.

Frenningen tauscht einen Blick mit seinem Ritter aus, denkt dann noch einen Augenblick nach, während Niryann und Dario gespannt auf seine Antwort warten. Schließlich löst sich die Spannung in einem tiefen Seufzer des Grafen. „Ihr habt recht, im Moment habe ich wirklich nicht genügend Leute, um mich gegen einen solchen Angriff zu verteidigen und kann es mir kaum leisten, Hilfe auszuschlagen.“ Er steht auf, tritt um den Tisch herum und bleibt vor Niryann stehen. „Ich bin euch zu Dank verpflichtet“. Damit schüttelt er ihr die Hand, danach auch Dario.

Towarn ist zurückhaltender. Er verschränkt die Arme vor der Brust und schaut sich die Szene schweigend an. „So oder so“, sagt er schließlich, „an Kampfstärke sind wir immer noch im Nachteil. Wir brauchen einen Plan.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 15. Mai 2011, 20:59:51
Einen Moment zögert die junge Waldläuferin, dann ergreift sie die Hand des Grafen und schüttelt sie begeistert, dabei sieht sie zu Dario hinüber und da ist wieder diese unangemessene Begeisterung.
"Da fällt uns schon was ein, denen bereiten wir eine Überraschung- und schicken Starkenstein hinterher eine Botschaft, die eindeutig ist!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 21. Mai 2011, 15:49:33
Zwei Stunden später ist alles besprochen, der Plan soweit es geht ausgearbeitet, obwohl Towarn noch immer unzufrieden wirkt und der Graf nur mit Mühe davon überzeugt werden konnte, dass er vorerst ausser Sichtweite bleiben muss, soll der Plan funktionieren.

Niryann und Dario haben mit Micho, dem zwölfjährigen Grafensohn, seine Rolle geübt, aber als die beiden nun die Treppe hinaufgehen um ihre Posten einzunehmen meint Niryann: "Der Graf wirkte gar nicht glücklich darüber, dass wir Micho bei unserem Plan brauchen, aber wir hätten ihn sonst im Keller anbinden müssen. Und selbst dann hätte er wohl die Fesseln durchgekaut." Sie grinst, dann wird sie ernst. "Ihm wird doch nichts passieren, wir werden rechtzeitig eingreifen, nicht wahr?" Plötzlich wirkt sie seltsam unsicher und ihre Sorgen um den Jungen wirken echt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 21. Mai 2011, 17:27:50
Dario winkt ab. "Der Kleine ist flink wie ein Wiesel, der wird schon schnell genug aus dem Fenster geklettert sein, bevor ihm jemand zu nahe kommt. Ich mach mir mehr Sorgen um uns. Wir müssen schließlich mit einem von den Banditen fertigwerden, und mit denen ist nicht zu spaßen. Also, halten wir Augen und Ohren offen und machen es so, wie wir besprochen haben."

Trotz seiner Worte ist ihm seine eigene Nervosität genauso anzusehen wie Niryann, und schließlich seufzt er. "Außerdem ist es jetzt zu spät: Sie sind bestimmt jeden Moment hier, und wir haben keine Zeit mehr, uns einen besseren Schlachtplan zu überlegen. Wir müssen halt das Beste daraus machen." Er schaut Niryann an und will scheinbar noch etwas sagen, hat aber Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. "Pass auf dich auf", meint er knapp, dreht sich um und öffnet die Tür zu der kleinen Dienstbotenkammer, in der er sich verstecken soll. Niryann sieht noch, wie er ein kleines Lederbeutelchen aus der Hosentasche zieht, es küsst und dann leise ein paar Worte murmelt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 22. Mai 2011, 18:48:17
Auch Niryann nickt, sie umklammert den Bogen und wirkt ungewohnt ernst bei der Sache. Sie hat die letzten beiden Stunden mit dem neuen Bogen geübt und tatsächlich einige Mal ihr Ziel getroffen; jetzt klettert sie flink aus dem Fenster und bewegt sich auf dem steilen Dach vorsichtig bis zu einem der Kamine und hockt sich dahinter; der Schusswinkel zum Fenster ist alles andere als ideal, doch nur von hier hat sie einen guten Überblick über den Waldrand und kann von dort nicht gesehen werden.
Sie überprüft noch einmal die Sehne des Bogens, sieht immer wieder zum Fenster, ob sie den Haken auch wirklich offen gelassen hat, so dass Micho den Flügel nur aufzustoßen braucht und übersieht dabei fast die Bewegung am Waldrand.

Sie zuckt zurück, dann erinnert sie sich, dass sie von unten nicht zu sehen ist und starrt auf den Mann, der das Haus beobachtet. Er ist der Anführer der Entführer, recht geschickt taucht er im Schatten der großen Kastanie unter und ist auch für Niryann kaum zu sehen.
Vielleicht eine Viertelstunde, die Niryann wie 10 Stunden vorkommen steht er dort, dann ist er plötzlich verschwunden um dann innerhalb von einer Minute mit den anderen beiden wieder aufzutauchen und direkt auf die Eingangstür des Gutshauses zuzulaufen.
Sie schluckt, ermahnt sich zur Ruhe und gibt dann so laut sie kann den zu dieser Jahreszeit allgegenwärtigen Ruf des Hühnergreifers von sich.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 23. Mai 2011, 18:11:38
Bei dem Laut zuckt Dario zusammen und spürt, wie sich seine Eingeweide verkrampfen. Er atmet tief durch und versucht, seine Angst ganz nach hinten in sein Bewusstsein zu schieben. "Jetzt nur einen kühlen Kopf bewahren", sagt er leise zu sich selbst, "dann wird schon alles gutgehen."

Angestrengt lauscht er auf die Geräusche, die vom Erdgeschoss hinaufdringen. Er hört Holz splittern, lautes Poltern und Rufen. Dann, nach einer halben Ewigkeit, auch hastige Schritte auf der Treppe. Zuerst leichtere, die von Micho stammen müssen, kurz darauf aber auch die schweren eines ausgewachsenen Mannes.

Die beiden laufen an seiner Kammer vorbei, und dann wird die Tür des Nebenzimmers aufgerissen, wie geplant. Dario lässt noch eine Sekunde verstreichen, dann stürmt er aus seinem Versteck, wirft einen schnellen Blick in die Dachkammer, knallt dann die Tür zu und legt den Riegel vor. Es ist der stämmige Schwertkämpfer, der Micho verfolgt hat, und Dario ist es nur recht, wenn Niryann ihm vom Dach aus ein paar Pfeile in den Leib jagt, um Dario den Kampf zu ersparen - oder wenigstens zu erleichtern.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 24. Mai 2011, 15:39:49
Im selben Augenblick, in dem Dario den Feind sieht muss er mit Entsetzen feststellen, dass Micho nicht wie abgesprochen durch das angelehnte Fenster auf das Dach entkommen ist, sondern mit einer alten, für ihn viel zu großen Axt am Fenster steht und mit grimmigen Gesicht dem Gegner entgegenblickt. Ausserdem, fast noch schlimmer, verstellt er Niryann die Schußbahn und Dario kann sehen, wie sie hektisch über die Schindeln klettert um ins Zimmer zurückzukommen.
Der Kämpfer blickt erstaunt zwischen dem Jungen und Dario hin und her, überrascht von der Wendung der Ereignisse und in diesem Moment noch unschlüssig, wen er angreifen soll.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 24. Mai 2011, 21:41:45
Ohne nachzudenken zieht Dario sein Schwert und stürmt mit lautem Gebrüll in den Raum. Er hat keinen Plan, mit dem er sich gegen den Kämpfer eine Chance verschaffen könnte. Ihm geht es nur darum, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn er fürchtet, dass schon ein einziger gezielter Schwertstreich des Feindes den Grafensohn töten könnte.

"Micho, raus!" brüllt er, allerdings wundert es ihn nicht, das der Junge keineswegs die Flucht ergreift, sondern im Gegenteil die Ablenkung des Kämpfers nutzt, um ihn mit seiner Axt von der Seite anzugehen.

Doch Dario hat keine Zeit mehr, sich auf Niryann oder Micho zu konzentrieren, denn in diesem Augenblick krachen die beiden Schwerter mit einem metallischen Scheppern aufeinander.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 25. Mai 2011, 11:46:21
Darios Arm fühlt sich taub an, so machtvoll war der Schlag des Gegners und Dario fürchtet schon den nächsten Hieb, denn der andere hat bereits sein Schwert an Darios Verteidigung entlang gleiten lassen und setzt zu einem Stich von unten an. Und hier stößt sein Schwert auf ein Hindernis; Micho hat sich noch einen Schritt weiter nach vorne geschoben und hält den Stiel der Axt mit beiden Händen fest, doch kann er es nicht verhindern, dass die Waffe ihm aus der Hand geprellt wird, aber er hat den Schwung des Schwertes abgelenkt und der nächste Hieb gegen Dario geht ins Leere.

Dario kann aus den Agenwinkeln sehen, dass Niryann das Fenster aufstößt und in den Raum springt während Micho, nun ohne Waffe, verdattert neben dem Eindringling steht.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 25. Mai 2011, 22:22:06
Die Blicke der beiden Männer kreuzen sich, und beide haben den gleichen Schluss gezogen.  Wie auf Kommando stürzen beide auf Micho zu. Doch Dario hat den größeren Abstand zu überwinden. Bevor er sich vor Micho werfen kann, hat sein Gegner den Jungen schon gepackt. Blitzschnell zieht er ihn an sich heran, so dass er ihn wie ein Schild vor seinem Körper hält. Sein Schwert liegt an der Kehle des Jungen, dessen Augen vor Schreck ganz groß geworden sind.

Sofort bleibt Dario stehen, gibt seine Angriffshaltung auf, hebt demonstrativ die Hände und macht langsam zwei Schritte rückwärts. Er traut sich nicht, zu Niryann hinüberzuschauen, denn er ist nicht sicher, ob der Kämpfer sie wahrgenommen hat oder nicht. Ihm fällt gerade nichts besseres ein, als ihn mit Reden abzulenken. "Schon gut, schon gut, nur nichts überstürzen. Ich will nicht, dass dem Kind etwas passiert. Bitte, tu ihm nichts."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 26. Mai 2011, 11:08:58
Der Kämpfer grinst ein verschlagenes Lächeln und drückt Micho die Klinge noch etwas fester an den Hals. "Na, da haben wir ja, was wir . . .", in diesem Moment trifft ein Pfeil ihn in der Schulter und er stolpert vorwärts, mit einer reflexartigen Bewegung schleudert er Micho von sich und stößt mit dem Schwert nach hinten.
Der Junge kracht gegen das Bett an der Wand und bleibt betäubt liegen. Gleichzeitig hört Dario Niryanns Stimme: "Blut willst du sehen, das kannst du haben!" Entsetzt sieht er, wie sie, nun im Nahkampf, den Bogen beiseite geworfen hat und ihr Jagdmesser gezogen hat. Ihr Gegner wirft einen raschen Blick zu Dario und geht dann auf Niryann los . .
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 26. Mai 2011, 17:26:55
Micho ist zumindest für den Moment nicht in Gefahr, dafür Niryann umso mehr. Mit einer geschickten Bewegung taucht der Angreifer unter ihrem Messer durch, ohne dass die Waldläuferin ihn aufhalten kann. Im Reflex dreht Niryann ihren Körper noch zur Seite, doch der Angriff trifft ihren Schildarm, tief genug, dass sich sofort ein großer Blutfleck auf ihrem Ärmel bildet.

Verzweifelt springt Dario wieder nach vorn und sticht mit dem Schwert zu – es ist in der engen Dachkammer einfach kein Platz, dass er zu einem weiten Schwung ausholen könnte. Dazu kommt, dass er nicht viel Erfahrung im Umgang mit Waffen hat. So rutscht seine Klinge an der Rüstung des Kämpfers ab, ohne Schaden anzurichten.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 27. Mai 2011, 14:25:12
Um Darios Angriff abzuwehren gerät der Mann nun wieder in die Reichweite von Niryanns Messer und dieses Mal gelingt es ihr, ihm das Messer tief in den Oberschenkel zu rammen, wo es jedoch stecken bleibt. Niryann macht einen Satz nach hinten Richtung Micho und sieht sich hektisch nach einer Waffe um.
Der Mann folgt Niryann wütend mit einem humpelnden Schritt und dreht nun Dario halb den Rücken zu.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 27. Mai 2011, 19:57:14

Hastig reißt Dario sein Schwert hoch, um diese Chance zu nutzen. Sein Angriff ist wenig elegant; eher sieht es aus, als wollte er Holz hacken. Aber er legt all seine Kraft hinein und visiert den Kopf ihres Feindes an.

Der nimmt die Gefahr aus dem Augenwinkel wahr, seine trainierten Reflexe setzen ein, und er kann mit einer kleinen Bewegung seinen Kopf aus der Bahn des Schwertes reißen. Ihm bleibt aber keine Zeit mehr, dem Hieb komplett auszuweichen. Die Klinge saust auf seine Schulter hinunter, fast an der Halsbeuge, wo seine Rüstung ihn nicht mehr schützt. Fast meint Dario, die Knochen splittern zu hören, der Kämpfer schreit auf und taumelt unter der Wucht dieses Schlages.

Von seinem eigenen Schwung nach vorn gerissen, gerät auch Dario aus dem Gleichgewicht. Er macht einen unbeholfenen Ausfallschritt und stolpert dennoch zwei Schritte vorwärts. Ihm ist klar, dass es nun darauf ankommt, wie schwer der Feind getroffen ist. Falls er noch in der Lage ist, seinerseits einen Angriff zu schlagen, ist Dario ihm ausgeliefert.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 27. Mai 2011, 21:52:00
In dem Moment wo Dario sein Gleichgewicht wieder gefunden hat trifft ihn ein schwerer Schlag in der Kniekehle, nach dem ersten Schock merkt er, dass kein Schmerz folgt und dann sieht er den Kopf des Kämpfers, der nun neben ihm auf dem Boden aufschlägt.
Als er sich hektisch umblickt sieht er Niryann mit der Axt Michos hinter dem Kämpfer stehen, aus einer tiefen Delle in seiner Rüstung auf Höhe der Lende fließt im breiten Strom Blut. Der Mann lebt noch, doch mit jedem Atemzug sprudelt das Blut heftiger aus seinen Wunden.

Niryann macht einen Schritt rückwärts, die Axt hängt zu Boden und sie flüstert: "Habs so wie du gemacht, als ob ich Holz hacken will."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 28. Mai 2011, 15:49:25
Mit offenem Mund starrt Dario Niryann an, in seinem Blick spiegelt sich der Schrecken über das Erlebte ab. Was hatten sie sich nur dabei gedacht, sich hier einzumischen? Er wirft einen schnellen Blick zu Micho, der leise stöhnt und nicht weiter verletzt scheint. Dario zittern noch ein bisschen die Knie, als er zu Niryann tritt und die Axt aus ihren verkrampften Fingern nimmt. Sanft sagt er. „Schon gut, es ist vorbei. Du hast uns gerettet, Kleines.“

Wie um ihn Lügen zu strafen, ertönt nun von unten ein lauter Schrei, der ihn zusammenzucken lässt und ihm eine neue Ladung Adrenalin durch die Adern jagt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 29. Mai 2011, 20:44:43
Niryann läßt sich die Axt widerstandslos aus der Hand nehmen, einen Augenblick steht sie noch mit hängendem Kopf da, dann geht sie zu Micho und sagt dabei fast mechanisch zu Dario: "Das sollte er besser nicht sehen, wenn er aufwacht, ne ne, davon bekommt man Alpträume."
Das Geschrei von unten scheint sie nur am Rande mitzubekommen, obwohl es jetzt lauter wird und Gepolter hinzukommt. Sie geht vor Micho in die Hocke und streicht ihm vorsichtig das Haar aus der Stirn.
Sie blinzelt heftig, dann, schon wieder etwas lebhafter. "Am besten, ich bringe Micho in die kleine Kammer, willst du schonmal rausfinden, was unten los ist? Ich habe gerade . .  also . .  erstmal genug Blut . .", sie räuspert sich, " . .  muss erstmal meinen Bogen wieder spannen." Sie sieht Dario nicht in die Augen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 29. Mai 2011, 23:43:30
Hastig nickt Dario, er hat den Lärm auch gehört und ahnt nichts Gutes. Daher ist er schon fast aus der Tür heraus, bevor Niryann zuende geredet hat. Er nimmt drei Treppenstufen auf einmal und stürzt in den Wohnraum. Dort sieht er einen der Angreifer bewegungslos liegen. Ein Knecht kniet auf seinem Rücken, zwei Halbwüchsige, die aus dem Dorf rekrutiert wurden, sind dabei, ihn zu fesseln.

Von Draußen ist Waffengeklirr zu hören. Durch die geöffnete Haustür ist Towarn mit dem Anführer der Banditen zu sehen. Es ist zu erkennen, dass beide Kontrahenten erfahrene Schwertkämpfer sind, doch der Ritter blutet aus mehreren Wunden, er humpelt stark und kann sich nur noch mit Mühe zur Wehr setzen. Als er einem Schwertstreich des Gegners ausweicht, muss er das verletzte Bein belasten, das einfach unter ihm wegknickt.

Doch der Verbrecher sieht Dario in der Türöffnung auftauchen und entscheidet sich, seinen Auftrag verloren zu geben. Er lässt von Towarn ab und sprintet in Richtung des Waldrands. Schon hat Dario sich ebenfalls in Bewegung gesetzt, nimmt die Verfolgung auf und kommt schnell näher.

Plötzlich dreht der Flüchtige sich um und stellt sich zum Kampf, das Schwert drohend erhoben. Erst jetzt fällt Dario auf, dass er keinen Plan für den Fall hat, dass er seine Beute tasächlich einholt. Panik ergreift den Waldläufer, er bremst aus vollem Lauf ab und stolpert ein paar Schritte rückwärts, außer Reichweite der feindlichen Waffe.

Ihre Blicke treffen sich. Der ältere Mann ist durch den Kampf bereits geschwächt, aber in seinen Augen liegt ein gefährliches Glitzern. Er scheint sich seiner Überlegenheit im Kampf sehr sicher, und als er die Unsicherheit des Waldläufers bemerkt, zeigt er ein fieses Grinsen. Dario bricht kalter Schweiß aus. Er öffnet die Arme in einer Geste der Friedfertigkeit und geht langsam noch ein paar Schritte rückwärts. Der Bandit macht die Geste des Halsabschneidens, wendet sich ab und geht ohne Eile in den Wald.

Einige Minuten lang bleibt Dario einfach stehen und wartet, dass sein Atem ruhiger wird und seine Hände nicht mehr zittern. Dann macht er sich langsam auf den Rückweg. Vor dem Haus wartet schon Towarn. Ohne ihm in die Augen zu sehen, sagt Dario "Hab ihn nicht mehr erwischt", dann geht er schnell ins Haus.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 31. Mai 2011, 13:40:14
Towarn stellt Dario keine Fragen, er nickt lediglich. Der alte Kämpfer humpelt in die Vorhalle des Gutshauses und läßt sich auf eine Bank fallen, doch sein Blick ist immer noch hellwach. "Habt ihr den Kerl oben ausser Gefecht setzen können? Und Micho, ist alles in Ordnung?"

In diesem Moment kommt Niryann die Treppe hinunter, sie hat wieder etwas Farbe bekommen, wirkt aber immer noch blass und hat ihre Armwunde noch nicht verbunden. Sie hat aber Micho an der Hand, der jetzt sie jetzt schnell abschüttelt und zu Towarn rennt: "Towi, du glaubst ja nicht, wie wir den fertig gemacht haben! Ich habe mich ihm . . ", an diesem Punkt fallen ihm Dario und Niryann gleichzeitig ins Wort: "Erstmal müssen wir . . ." "Es gibt jetzt Wichtigeres . .", dann gucken sie sich an und müssen trotz des Schockes, der Kampfes und Müdigkeit lachen.
Niryann sieht Towarn an und beschließt: "Alle Verwundeten begeben sich erstmal in die Küche zu Schira, die sitzt doch auf einem Stapel gewickelter Binden. Und Micho, du auch, du hast ne ganz schöne Beule am Kopf. Und hat schon jemand dem Grafen im Keller informiert, dass alles vorbei ist?"
Ihr Blick bleibt dann bei Dario hängen, irgendwas scheint sie in seiner Miene zu beunruhigen. Sie schiebt Micho zu Towarn und fragt Dario unsicher: "Hätten wir ihn nicht töten dürfen??"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 31. Mai 2011, 17:15:18
„Diese Leute sind mit Gewalt hier eingedrungen und haben uns bedroht. Sogar einem wehrlosen Jungen wollten sie etwas antun. Was hätten wir denn tun sollen? Wenn wir ihn nicht zuerst erwischt hätten, dann wäre Micho jetzt vielleicht tot, oder sogar wir alle drei.“ Er schüttelt energisch den Kopf. „Wir haben uns nur verteidigt.“

Er wirft einen kritischen Blick auf Niryann, die immer noch ein bisschen unter Schock zu stehen scheint. Er legt ihr die Hand auf die Schulter und schiebt sie sanft in Richtung der Küche, wo Torwan bereits versorgt wird. „Na komm, lassen wir erstmal deinen Arm verbinden.“ Trotzdem hat er das Gefühl, er müsste noch mehr sagen. „Ich weiß, man fühlt sich trotzdem schuldig, egal wie es dazu gekommen ist. Aber wir haben nichts Falsches getan. Stimmt doch, hm?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 01. Juni 2011, 10:34:01
Sie erwidert, ohne auf ihren Arm zu sehen. "Ist nicht schlimm, der Schlag ging nicht tief, ich kann den Arm noch bewegen."

Als er sie dann Richtung Küche dirigieren will bleibt sie stehen und greift kurz nach seiner Hand. "Er hätte Micho getötet und er hätte dich getötet. Und mich. Und das hat er nun davon, nun ist er tot. Selbst schuld. Und so werd ichs auch dem Grafen sagen." Dann dreht sie sich um und marschiert Richtung Küche, den Rücken gerade und von ihrer Unsicherheit ist nun nichts mehr zu spüren.

In der Küche ist Schira dabei, die tiefe Beinwunde von Towarn zu säubern, es ist Niryann im Moment nur recht, dass keiner Zeit für sie hat, sie läßt sich auf einen Stuhl fallen, hört mit halbem Ohr dem Geplauder Michos zu und möchte für einen Moment an gar nichts denken, doch kann sie es nicht verhindern, dass die Bilder des Kampfes immer wieder an ihrem inneren Auge vorbei ziehen.

Noch herrscht einiges Wirrwarr in der Eingangshalle, der dritte Täter ist von den Knechten gerade gefesselt worden und auf die Beine gezerrt worden als sich Dario plötzlich dem Grafen von Frenningen gegenüber sieht, der ihn ungeduldig ansieht und fragt: "Wie ist es nun ausgegangen? Wo ist Towarn und wo ist mein Sohn?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 01. Juni 2011, 18:14:25
Dario beißt sich nachdenklich auf die Lippe. Er hat wenig Lust die Wahrheit zu erzählen und sich vorwerfen zu lassen, er hätte den Sohn des Grafen in Gefahr gebracht. Aber der Kleine ist so aufgedreht, dass sich seine Rolle in dem Kampf nicht ganz verschweigen lässt. Schließlich  entscheidet er sich, so wenig wie möglich zu sagen.

„Sie haben zu dritt das Haus gestürmt. Einer ist im Kampf umgekommen und einen konnten wir gefangen setzen, aber der Dritte ist geflohen. Towarn und Niryann sind verletzt, aber ich glaube, ganz so schlimm ist es nicht. Allen anderen geht es gut, abgesehen von dem Schrecken, den die Kerle uns eingejagt haben. Schätze, zumindest für den Moment sind wir sicher.“

Schon kommt Micho aus der Küche gelaufen. Er scheint sehr erleichtert, seinen Vater zu sehen, wahrscheinlich hat er doch ziemliche Angst gehabt. Trotzdem leuchten seine Augen, und er kann sich kaum beherrschen, von seinem Erlebnis zu erzählen. Schnell wirft Dario ihm einen warnenden Blick zu und hofft, dass der Junge schlau genug ist, nicht gleich alles hinauszuposaunen. Schließlich brächte er sich selbst damit auch in Schwierigkeiten.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 02. Juni 2011, 10:58:06
Micho bremst, als er seinem Vater gegenübersteht und Dario hat den Eindruck, dass die Begeisterung gegen die gute Erziehung kämpft. Dario atmet auf, als die Erziehung den Sieg davonträgt und Micho nun mit ruhigerer Stimme berichtet: "Ich war ein bißchen zu langsam, zum Fenster raus habe ich es nicht mehr geschafft, aber dann waren schon Dario und Niryann da und wir haben ihn zu dritt niedergemacht. Er wollte uns alle töten, das war ganz eindeutig, vor allem, als er merkte, dass ihr Plan, uns hier im Haus zu überraschen, fehl gegangen ist. Knapp wars, denn das war ein echter Schwertmeister!"
Micho wirft einen ganz kurzen Seitenblick zu Dario, dann sieht er wieder seinen Vater an und wartet auf dessen Urteil.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 02. Juni 2011, 16:55:10
Die Augen des Grafen weiten sich, als er begreift, dass Micho nicht wie geplant in ein sicheres Versteck flüchten konnte. Für einen Moment bröckelt die Fassade des souveränen Machthabers, und Frenningen ist einfach nur ein Vater, der froh ist, sein Kind nach einer großen Gefahr wohlbehalten wiederzuhaben. Er nimmt seinen Sohn in die Arme und drückt ihn fest an sich.

Staunend hört Dario zu, wie geschickt der Kleine die Geschehnisse verpackt, um nicht nur seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, sondern auch Dario und Niryann als Helden darzustellen. Nach dem ganzen Tohuwabohu weiß er noch nicht recht, wie er sich dabei fühlen soll. Erleichtert, dass Frenningen ihnen wohl nicht den Kopf abreißen wird, aber immer noch wütend, dass der Bengel ihrer aller Leben gefährdet hat, um den Helden zu spielen.

Er will die Gelegenheit schon nutzen, um sich unauffällig abzusetzen, doch im nächsten Augenblick wendet sich der Graf ihm zu und ist wieder ganz der Alte. „Ich wusste, ich hätte diesem tollkühnen Plan nicht zustimmen sollen“, sagt er und sieht Dario ernst an. Der kommt ins Schwitzen und will schon zu einer Rechtfertigung ansetzen, doch mit einer Handbewegung bringt Frenningen ihn zum Schweigen. „Aber es ist mein Fehler, dass ich mich dazu überreden ließ. Ihr habt für meine Familie gekämpft und meinen Jungen gerettet, das ist es, was zählt. Ich werde euch diese Tat nicht vergessen.“

„Schon in Ordnung“, brummt Dario nur, dem nicht die rechten Worte einfallen wollen. Zumal er abgelenkt ist, weil Micho hinter dem Rücken seines Vaters Dario ein „Alles klar“-Zeichen gibt und ihn angrinst. Er atmet auf, als Frenningen von ihm ablässt, um nach den Verletzten zu sehen und ihnen ebenfalls seinen Dank auszusprechen.

Dario wirft Micho noch einen Blick zu, der ihm bedeutet, dass die Sache noch nicht beigelegt ist, aber er hat nicht vor, sich jetzt mit dem Problem zu befassen. Nun, wo die Gefahr vorüber ist, fühlt er sich antriebslos, und ihm schwirrt der Kopf vor all den Geschehnissen des Tages. Er tritt vor das Haus und lässt sich den kühlen Abendwind um die Nase wehen.

In der Küche sitzt Niryann sitzt noch auf ihrem Schemel in einer Ecke.  Inzwischen trägt sie einen Verband am Arm und Schira hat so lange auf sie eingeredet, bis sie wenigstens einen Tee mit viel Honig entgegen genommen hat. Nun schaut sie in ihren Becher, als könnte sie auf der Wasseroberfläche die Antworten auf ihre Frage sehen. So bemerkt sie Frenningen erst, als er direkt vor ihr steht. „Mein Sohn hat mir erzählt, dass ihr zwei ihn gegen den Angreifer verteidigt habt. Das war sehr tapfer von euch. Meinen herzlichsten Dank dafür. Ich stehe tief in eurer Schuld.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 03. Juni 2011, 11:11:13
Verwirrt sieht Niryann zu dem Grafen hoch, ihre Gedanken kreisten die letzte halbe Stunde nur um die mögliche Strafe, die sie erwarten könnte und den starren Blick aus den toten Augen des Angreifers, so dass sie die Worte des Grafen zunächst überhaupt nicht versteht. "Äh . . wir wollten doch nur . . äääh . .", erst jetzt werden ihr die Worte Frenningens so richtig klar, " . . das war doch . . gerne, ich meine, danke. Micho hat auch seinen Teil beigetragen, er hat ihn ordentlich abgelenkt und wäre seine Axt nicht gewesen . . .", wieder sieht sie  wie sie die Axt schwingt und wie der Mann mit einem Stöhnen zusammenbricht . . "er ist tot, das wisst Ihr?" fragt sie den Grafen vorsichtig.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 03. Juni 2011, 19:13:33
Er sieht Niryann nachdenklich an und nickt. Nach einem kurzen Blick in die Runde stellt er fest, dass zwar alle von dem Überfall noch aufgeregt sind und nervös durcheinander plappern, die Krise aber erst einmal gebannt scheint und er für den Moment abkömmlich ist. Er zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich.

„Wieso erzählst du mir nicht, wie alles passiert ist?“ Sein Tonfall ist freundlich, doch Niryann ahnt, dass mehr dahinter steckt als Mitgefühl. Vielleicht will er sie doch nur verhören…?!
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 04. Juni 2011, 12:22:23
Niryanns Misstrauen gegen jedermann, insbesondere die Betuchteren im Adlertal, läßt sie bei seiner Frage hellhörig werden. Etwas bockig erwidert sie: "Wir haben getan, was wir Euch angeboten haben; zu helfen, den Angriff abzuwehren. Wir wollten ihn am Anfang gar nicht töten, aber er ist so auf uns losgegangen - und dann war da noch Micho dazwischen, dass wir einfach nicht anders konnten und ihn töten. Es wär besser gewesen, wir könnten ihn noch befragen, aber dann wäre jetzt einer von uns tot."
Sie beobachtet das Geswichtd es Grafen genau, bereit, sofort etwas hinzuzufügen, aber die Anspannung in ihrem Körper zeigt auch, dass sie fluchbereit ist.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 04. Juni 2011, 15:42:36
"Wer sich bezahlen lässt, um Unschuldige zu überfallen, ist ein Schurke. Ich habe wenig Mitleid für diesen Mann", entgegnet Frenningen mit einer Härte, die Niryann ein Stück vor ihm zurückweichen lässt. Er bemerkt Niryanns Reaktion und seine Stimme wird milder. "Niemand macht euch einen Vorwurf. Ihr habt euch bereit erklärt, meiner Familie beizustehen, und das habt ihr nach besten Kräften getan. Ich bin sicher, ihr wart nicht darauf aus zu töten, sondern habt nur euer Leben verteidigt. Das ist euer gutes Recht." Er wirft einen Blick zu Micho, der nun auch den Bediensteten lebhaft von den Heldentaten der Waldläufer berichtet. "Dazu habt ihr das Leben meines Kindes verteidigt, und das ist eine Tat, auf die ihr stolz sein könnt."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 08. Juni 2011, 17:59:33
Erst jetzt begreift Niryann, dass der Graf tatsächlich dankbar für die geleistete Hilfe ist und nicht vor hat, ihnen aus ihrem Handeln einen Strick zu drehen.
Zum ersten Mal für eine Tat gelobt zu werden ist so ungewohnt für Niryann, dass sie nicht weiss, wie sie reagieren soll, deshalb starrt sie erst zu Boden, dann wortlos den Grafen an und nickt schließlich. Als sie merkt, dass er auf eine Antwort wartet meint sie etwas unbeholfen: "Micho ist ein großartiger Kerl, mutig und geschickt, aus dem wird mal was."
Beide blicken sie zu Micho hinüber; der merkt, dass er beobachtet wird und winkt und dann zu ihnen hinüber kommt.
"Er bräuchte nur ein wenig mehr Training mit einer Waffe." Mehr zu sich selbst als zu dem Grafen sagt Niryann diese Worte.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 09. Juni 2011, 16:41:27
Ein tiefer Seufzer enfährt Frenningen. "Ich denke, es sind noch andere Fähigkeiten, die mein Sohn lernen muss, bevor er mir eines Tages nachfolgt." Er winkt Micho heran, fasst ihn bei den Schultern und sieht ihn streng an. "Bevor du alle Welt mit deinen Geschichten unterhältst, meinst du nicht, du solltest dich zunächst auf deine Pflichten besinnen? Wir sind verantwortlich für das Wohlergehen der Menschen hier, und Niryann ist verletzt worden, weil sie dich beschützt hat. Wie wäre es, wenn du dich ein wenig um sie kümmerst?" Er schiebt den Jungen in Niryanns Richtung und setzt noch hinzu: "Hast du dich überhaupt schon bei ihr bedankt?" Mit den Augen sucht er bereits Torwan und tritt zu dem Ritter hinüber, um sich in gedämpftem Ton mit ihm zu besprechen. 

Micho sieht recht zerknirscht aus. Mit einem schiefen Grinsen scheint er sich für die unangenehme Szene entschuldigen zu wollen, doch dann richtet sich gerade auf und sieht Niryann ernst an. "Für die Dienste, die du meiner Familie und mir geleistet hast, meinen herzlichen Dank." Es klingt ein bisschen wie auswendig gelernt, aber dann findet Micho seine eigenen Worte. "Ihr habt mir das Leben gerettet, das hab ich auch kapiert. Ich finds wirklich klasse, wie ihr gegen den Burschen gekämpft habt. Dario mit seinem Schwert, und du mit dem Bogen, und dann mit der Axt." Wieder leuchten seine Augen vor Begeisterung für das Abenteuer, das er erlebt hat.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 10. Juni 2011, 12:20:04
Zunächst fühlt Niryann sich bei Michos gestelzten Worten gönnerhaft behandelt und zieht die Augenbrauen missbilligend zusammen, dann merkt sie, dass der Junge es ernst meint und greift mit beiden Händen an seine Schulter und schüttelt ihn sanft. "Jetzt pass mal auf. Wenn du wieder ganz alleine einen Plan änderst, den du mit anderen zusammen ausgeheckt hast, dann kriegst du es mit mir zu tun. Das werd ich nämlich erfahren. Und weisst du auch, warum ich dich dann mit dem Weidenrute bearbeiten werde - egal ob adlig oder Graf oder sonstwas? Weil es uns alle das Leben hätte kosten können. Ganz einfach. Wenn du ne Idee hast, dann sag das vorher."
Sie pustet sich eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn und fühlt sich nach dieser Standpauke plötzlich viel besser. Sie sieht Micho und obwohl sie sieht wie wenig ihre Rede dem Jungen schmeckt spricht sie weiter. "Davon abgesehen hast du gut reagiert und hattest keine Angst. Aus dir kann ein richtig guter Kämpfer werden, nur musst du lernen mit einer Waffe richtig umzugehen. Lehrt dich Torwan den Kampf?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 10. Juni 2011, 19:29:30
Schon bevor Micho den Mund aufmacht, sieht Niryann ihm an, wie er reagieren wird. „Ihr hättet es mir doch sowieso nicht erlaubt“, gibt er hitzig zurück. „Ich konnte euch ja schon kaum überreden, mich überhaupt mitmachen zu lassen.“

Nach diesem Ausbruch wird er dann aber ziemlich kleinlaut, auch wenn immer noch eine Spur Trotz ín seiner Stimme liegt. „Ist ja auch genauso gekommen, wie alle gedacht haben: Ich hab’s vermasselt, und ihr musstet mich raushauen.“ Verlegen kratzt er an einem eingetrockneten Fleck auf der Tischplatte, bevor er sich wieder Niryann zuwendet. Er kann ihr aber nicht in die Augen sehen, als er sagt. „Tut mir leid, ich wollte ja nicht, dass euch etwas passiert. Ich wollte nur nicht nutzlos in der Ecke hocken und zusehen, während alle anderen sich in Gefahr bringen.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 11. Juni 2011, 19:02:49
Niryann setzt schon zu einer heftigen Erwiderung an, da sieht sie sich selbst am gestrigen Tag, das Huhn in der einen Hand und nach Schafskot stinkend, wie sie trotzig vor Dario steht und versucht, ihre Handlung zu rechtfertigen.
Und so kann Niryann nicht anders, sie zieht Micho näher an sich heran und sagt leise: "Ich weiss. Ich weiss genau, machs ja selber genauso falsch."
Dann reisst sie sich zusammen und mit lauter, energischer Stimme spricht sie weiter: "Jeder hat doch eine wichtige Aufgabe, nur du konntest den Mann zu uns hochlocken und da warst du ganz alleine mit ihm. Hast du da noch nicht dran gedacht? Dieses Mal konntest du das am besten und wenn du tüchtig übst bist du nächstes Mal schon besser mit der Axt als ich."
Sie schüttelt den Kopf und sagt, wieder mehr zu sich selbst: "Sonst will ganz schnell keiner mehr mit dir zusammen losziehen."
Schnell steht sie nun auf und meint: "So, genug geredet, wollen wir mal gucken, ob wir uns nützlich machen können? Es ist bestimmt auch jetzt noch viel zu tun."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 12. Juni 2011, 09:27:20
Und so kann Niryann nicht anders, sie zieht Micho näher an sich heran und sagt leise: "Ich weiss. Ich weiss genau, machs ja selber genauso falsch."
Dann reisst sie sich zusammen und mit lauter, energischer Stimme spricht sie weiter: "Jeder hat doch eine wichtige Aufgabe, nur du konntest den Mann zu uns hochlocken und da warst du ganz alleine mit ihm. Hast du da noch nicht dran gedacht? Dieses Mal konntest du das am besten und wenn du tüchtig übst bist du nächstes Mal schon besser mit der Axt als ich."

Micho sieht erleichtert aus, dass Niryann nicht mehr wütend auf ihn ist und nimmt ihre Anerkennung mit einem vorsichtigen Lächeln entgegen.

Zitat
Schnell steht sie nun auf und meint: "So, genug geredet, wollen wir mal gucken, ob wir uns nützlich machen können? Es ist bestimmt auch jetzt noch viel zu tun."

"Warte, bleib hier, du bist doch verletzt." Er streckt schon die Hand aus, um sie zurückzuziehen, traut sich dann aber doch nicht, sondern redet beschwichtigend auf sie ein. "Du willst doch nicht, dass es wieder anfängt zu bluten, ruh dich lieber aus. Ich kann dir etwas zu essen bringen, oder eine Decke, wenn dir kalt ist." Unauffällig deutet er zu seinem Vater hinüber und zeigt ein spitzbübisches Grinsen. "Du hast es doch gehört, ich soll mich ein bisschen um dich kümmern. Du willst mich doch nicht, dass ich Ärger bekomme, oder?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 12. Juni 2011, 12:37:14
Ein bißchen erleichtert ist Niryann bei Michos Worten und setzt sich wieder auf den Hocker. "Na, wenn das so ist, dann wäre ich ganz glücklich über einen Becher Wein, eine Scheibe kalten Braten und etwas Brot dazu."
Sie ist selbst erstaunt über ihre Dreistigkeit einen Grafensohn als Laufburschen zu benutzen und fügt schnell hinzu: "Hast du nicht auch Hunger? Wir könnten uns ein ruhiges Eckchen suchen und etwas zwischen die Zähne schieben?"

Niryann ist froh, dass Micho zustimmend nickt und er ihr den Befehlston nicht übelnimmt; er kommt mit zwei voll beladenen Tellern zurück und die beiden verdrücken sich in eine ruhige Ecke und beginnen zu plaudern. Niryann ist erleichtert und auch etwas erstaunt, dass Micho trotz seiner adligen Herkunft ein ganz normaler Junge ist, der nicht auf sie herabblickt, sondern erzählt, gestikuliert und sie bei einigen Dingen um Rat fragt.

Es vergehen bestimmt zwei Stunden, bis Micho sich daran erinnert, dass vermutlich seine täglichen Pflichten selbst an einem Tag wie heute nicht vernachlässigt werden dürfen und mit Bedauern in der Stimme verabschiedet er sich von Niryann: "Ich muss jetzt die Pferde versorgen, das ist meine Aufgabe. Wir sehen uns dann nachher!"

Niryann bleibt noch eine Weile sitzen, doch schon seit einer Viertelstunde blickt sie sich immer wieder suchend um, findet Dario aber nicht in dem Gewimmel und so läßt sie sich von Gretzia, der Küchenmagd, ihren Teller noch einmal füllen und begibt sich auf die Suche.
Schließlich findet sie Dario draussen vor dem Gutshaus, sie setzt sich neben ihn und schiebt ihm den Teller hinüber. Schnell stibitzt sie sich noch ein gekochtes Ei von dem Teller und meint nuschelnd: "Kochen können sie, das sage ich dir."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 12. Juni 2011, 14:18:54
Dario ist so in seine eigenen Gedanken vertieft, dass er zuerst nur überrascht blinzelt, als könnte er sich nicht erklären, woher Niryann plötzlich gekommen ist. Nachdem er wieder im Hier und Jetzt angekommen ist, streift sein Blick Niryanns Verband, aber ihr Auftreten scheint ihm zu zeigen, dass die Wunde wohl nicht allzu schlimm ist. Mit einem Brummen, das vielleicht Zustimmung ausdrücken soll, nimmt er ein Stück Käse vom Teller und knabbert halbherzig daran. "Drinnen alls in Ordnung?" fragt er, aber es ist eher eine Floskel als echtes Interesse.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 13. Juni 2011, 15:54:57
Niryann nickt, munter greift sie erneut zu und steckt sich eine Scheibe Braten in den Mund. "Es herrscht ein ziemliches Chaos, aber hauptsächlich, weil ständig jemand angerannt kommt und dieselben Fragen stellt wie der Trottel eine Minute zuvor." Sie lacht, erzählt eine weitere Anekdote, dann erst merkt sie, dass Dario ihr nicht wirklich zuhört und wird plötzlich still.

Sie legt ihre Hand auf Darios Arm und meint schüchtern: "Kommst du auch wieder mit rein, da drin fühle ich mich so langsam wieder fehl am Platze. Wir hatten Glück, aber eigentlich haben wirs doch ganz gut gemacht, oder? Alle meinen, es war richtig den Mann zu töten. Und langsam glaubichs auch."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 13. Juni 2011, 19:02:09
"Wird wohl so sein", räumt Dario ein, aber es klingt sehr halbherzig. "Trotzdem..." Er bricht ab, senkt den Kopf und wischt geistesabwesend über einen Blutfleck auf seinem Hosenbein. Damit gibt er ein ziemlich seltsames Bild ab, angesichts der Tatsache, dass er immer noch die selben Sachen wie am Morgen trägt, die von den zwei Kämpfen großflächig mit Blut durchtränkt sind. Nicht einmal seine Hände hat Dario gewaschen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 14. Juni 2011, 09:11:34
Neben Dario wirkt Niryann mit ihrem frischen Verband und gesäuberten Kleidern seltsam gepflegt. Als sie nun einen prüfenden Blick zu Dario hinüberwirft hebt sie verblüfft die Augenbrauen und verwirrt stellt sie den Teller auf den Boden. "Sag mal, du hast dich ja noch nicht mal gewaschen, was ist denn los? Du bist doch nicht verletzt, oder?" Nun ist sie wirklich besorgt und springt auf, traut sich jedoch nicht, Dario hochzuziehen, deshalb bleibt sie nun vor ihm stehen und blickt ihn flehend an. "Bitte, sag, dass dir nicht passiert ist . . "
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 14. Juni 2011, 16:46:14
Verwirrt schaut er an sich hinunter, als wüsste er nicht, wovon sie überhaupt spricht, dann wieder hinauf zu Niryann. "Reg dich nicht auf, ich bin völlig in Ordnung." Ein bitteres Lächeln huscht über sein Gesicht. "Zwei Menschen hab ich das Licht ausgeblasen, an einem einzigen Tag und hab selbst nicht mal eine Kratzer abgekriegt. Verrückt, oder?" Leise lacht er in sich hinein, als hätte er gerade einen guten Witz gemacht, doch in seinen Augen zeigt sich keine Heiterkeit.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 15. Juni 2011, 21:21:24
Die Energie verläßt Niryann auf einen Schlag, sie plumpst neben Dario auf die Bank und blickt auf den Boden. "Das war schlimm, mag gar nicht dran denken." Sie schüttelt heftig den Kopf und in die Erinnerung versunken fügt sie hinzu: "Das werde ich so schnell nicht vergessen."

Dann reisst sie sich jedoch los und halb überzeugt, halb unsicher sagt sie laut und etwas heftig: "Aber hätten wir das nicht getan wäre jetzt vielleicht Micho tot oder eine Geisel oder wie das heisst oder du hättest das Schwert im Kopf stecken. Dann isses doch besser so, nicht wahr?"

Sie steht wieder auf und mit bittendem Ton: "Komm doch mit rein, dann fühlst du dich bestimmt besser, nachm Waschen und Essen und wenn der Graf dir auch nochmal gesagt hat, dass es gut war was wir getan haben."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 16. Juni 2011, 18:48:27
Dario kommentiert das mit einem verächtlichen Schnauben. „Ich brauch nicht irgendeinen hochwohlgeborenen Grafen, um mir sagen zu lassen, was richtig ist.“ Mit einem finsteren Blick brütet er vor sich hin, bevor er einräumt: „Ich sag ja auch gar nicht, dass es falsch war. Nur… was ist los mit mir? Kaum misch ich irgendwo mit, klebt Blut an meinen Händen!“ Immer noch bleibt Dario sitzen, nun ganz in sich zusammengesunken. „Als ich zurückgekommen bin, wollte nichts weiter als ein anständiges Leben führen. Glaub’s mir oder nicht: Ich wollte ein besserer Mensch werden.“ Er schaut zu Niryann hoch, fast flehentlich. „Wie passt das denn zusammen?“

Erst jetzt erinnert er sich an Niryanns Worte, wirft einen zögernden Blick auf das Haus und schüttelt den Kopf. „Zu viele Leute, da drinnen. Ich schlaf im Stall.“ Immerhin steht er nun auf, zieht einen Eimer Wasser aus dem Brunnen und beginnt sich zu waschen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 17. Juni 2011, 17:45:06
Ratlos bleibt Niryann sitzen und sieht Dario zu wie er das fremde Blut von seiner Haut wäscht, unwillkürlich muss sie wieder an die tiefe Wunde denken, die die Axt gerissen hat und es schaudert sie.
1000 Gedanken rasen durch ihren Kopf, keinen davon vermag sie festzuhalten und so kann sie nur sitzenbleiben und Dario nachblicken, der langsam Richutng Stall davongeht.

Einige Minuten vergehen, dann springt sie plötzlich auf und rennt ihm hinterher, sie reisst das Tor auf und baut sich vor Dario auf, der gerade dabei ist, Stroh zusammenzusuchen für einen Lagerplatz. Wütend fährt sie ihn an: "Hast du mir nicht gesagt, ist ein gutes Gefühl Leuten zu helfen? Jetzt haben wir was Gutes gemacht . . und du, du tust jetzt so als wärs doch was Schlechtes gewesen. Ich kapiers einfach nicht!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 18. Juni 2011, 14:31:17
Dario wendet sich ab und baut weiter an seinem Schlafplatz. Erst als er sieht, dass er Niryann nicht so einfach los wird, dreht er sich zu ihr um, und nun funkeln auch seine Augen zornig. „Eine Erklärung willst du, ja? Dann hör gut zu: Der Kerl war ein Drecksack, der hat nichts Besseres verdient. Und wenn ich wählen muss, ob ich ihn erledige oder er dich, dann gibt’s nicht viel zu überlegen. Trotzdem muss es mir nicht gefallen.“

Seine Stimme ist nun heiser und voller Emotion. „Ich war genau so ein Drecksack, und es ist pures Glück, dass mir dafür noch keiner ein Schwert zwischen die Rippen gejagt hat. Soll ich jetzt etwa entscheiden, ob ein anderer Halunke es wert ist zu leben oder nicht?“

Müde schüttelt er den Kopf. „Ich hab keine Antwort für dich. Frag jemand, der nicht sein eigenes Leben in den Sand gesetzt hat. Oder pfeif drauf, was andere sagen und überleg dir selbst, was falsch und richtig ist.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 19. Juni 2011, 17:00:47
Noch eine Spur wütender erwidert Niryann heftig: "Mir ist egal, wer du mal warst, jeder baut mal irgendnen Mist, mal größer und mal kleiner. Aber jetzt bist du anders und wenn man was Gutes tun will, dann gehört da vielleicht zu, sowas zu entscheiden. Ich finde, es war richtig den Typen zu töten und dein blödes Gerede, dass dein Leben schon runiert ist kannst du behalten. Gibt ganz andere Sachen, die schief laufen können und man macht trotzdem weiter. Und besser, man guckt nicht zurück. Weil mans nämlich nicht mehr ändern kann. Aber besser machen vielleicht . . " nun ist die Luft raus, sie starrt noch einen Moment lang Dario an, dann verlässt sie eilig den Stall.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 19. Juni 2011, 20:36:27
Dario starrt hinter ihr her, seine Miene verkniffen. "Ganz wie du meinst, Herzchen", murmelt er knurrig, "Hauptsache ich hab meine Ruhe."

Nicht einmal sich selbst gegenüber mag er es zugeben, doch ihre Worte haben ihn nicht unberührt gelassen. Nun ist er ebenso verwirrt wie Niryann, er fühlt sich kraftlos und hat nur noch den Wunsch, die widerstreitenden Gefühle einfach auszuschalten.

Mit einer Pferdedecke streckt er sich auf seinem Strohlager aus und fällt in einen unruhigen Schlaf.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 20. Juni 2011, 18:33:41
Niryann bremst vor der Hintertür des Gutshauses ab, atmet tief durch und versucht, einen einigermaßen ruhigen Eindruck zu machen. Zum Glück gelingt es ihr, sich an einigen fremden Gesichtern vorbei zu drücken bis sie auf Towarn prallt. Sie schluckt, dann fragt sie ihn mit leiser Stimme: "Könnt Ihr mir sagen, wo ich schlafen kann? Ich bin erledigt . .", dann weiss sie nicht weiter.
Der alte Kämpfer sieht in das übermüdete Gesicht der jungen Frau und schickt sie umgehend zu Trisha, der Wäschefrau: "Sag ihr, dass ich dich schicke, sie wird dir ein Zimmer zeigen. Und dort schläfst du dich aus, morgen ist auch noch ein Tag und dann werden wir einige Entscheidungen treffen müssen. Und dafür müssen wir ausgeruht sein. Also los."

Niryann findet Trisha und diese führt sie zu einem himmlisch weichen Bett in einer kleinen, sauberen Kammer. "Da in der Schüssel findest du Wasser, das Abort ist direkt über den Hof und lass dich durchs Klappern nicht wecken, das bin nur ich, ich schlafe nebenan."
Niryann gelingt es nur noch zu nicken und ein "danke" zu murmeln, dann streift sie die Schuhe von den Füßen und noch bevor ihr Kopf das Kissen berührt ist sie eingeschlafen.

Am nächsten Morgen ist sie relativ früh wach, die Wunde am Arm pocht unangenehm und ihre Blase schlägt Alarm. Ausgeschlafen wie sie ist kommt auch sofort wieder der Unternehmungsgeist in ihr durch und sie beschließt, den Hof etwas zu erkunden ehe ihr irgendwelche Fragen gestellt werden.
Sie schlüpft leise durch die Nebentür, atmet die frische Frühlingsluft ein und sieht sich um.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 20. Juni 2011, 20:12:08
In den Nebengebäuden ist es noch ebenso still wie im Haus, nur ein paar Tiere machen sich schon bemerkbar, die wissen, dass bald Fütterungszeit ist. Als Niryann über den Hof streunt, entdeckt sie Dario, der am Waldrand entlangschlendert und ab und an in den dichten Wald hinein schaut.

Aus dem Augenwinkel muss er sie gesehen haben, denn plötzlich wendet er den Kopf und blickt zu ihr herüber. Erst glaubt Niryann, er würde sie einfach ignorieren, aber dann kommt er zögernd näher. "Hey", sagt er nur. Schon gehen ihm die Worte aus, und er rettet sich erst einmal mit einer Floskel. "Geht's dem Arm schon besser?" Nervös wandert sein Blick umher, es ist klar, dass er nicht wirklich eine Antwort erwartet, sondern nur Zeit schindet.

Dann wir ihm die Situation so unangenehm, dass er sich zur Flucht nach vorn entscheidet. "Sieht aus, als hätt ich Recht gehabt", behauptet er. Niryann macht sich innerlich schon auf eine Fortsetzung des Streits gefasst, aber etwas an Darios Haltung sagt ihr, dass er nicht auf eine Konfrontation aus ist. "Es war wohl ganz gut, dass du selbst nachgedacht hast, was du richtig findest. Weil jetzt, wo ich eine Nacht drüber geschlafen hab, klingt das was du gesagt hast, ziemlich vernünftig für mich."

Niryann ist unschlüssig, ob Dario mit sich selbst schon im reinen ist. Er scheint insgesamt unsicher, und er sieht unausgeschlafen aus. Das noch zusammen mit den Blutergüssen, die rund um Nase und Augen inzwischen in allen Regenbogenfarben schillern, gibt er ein recht jämmerliches Bild ab. Zumindest klingt aus seinen Worten aber unmissverständlich ein Friedensangebot.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 22. Juni 2011, 18:30:29
Sie legt den Kopf schief, versucht noch einmal die wahre Botschaft in Darios Worten zu finden und boxt ihm schließlich freundschaftlich auf den Arm: "Wenn ich so aussehen täte wie du würde ich 'ner möglichen Abreibung auch aus dem Weg gehen." Sie blickt kurz Richtung Waldrand und versucht herauszufinden wonach Dario Ausschau hielt, sie hält sich mit ihrer Frage jedoch zurück, um den beginnenden Frieden nicht gleich wieder zu zerstören. Darios offensichtliche Gewissenbisse sind ihr ein Rätsel, wie der ganze Mann insgesamt.
Gleichzeitig breitet sich in ihr die Erkenntnis aus, dass er seine Worte durchaus ernst gemeint haben könnte und erstaunt blickt sie wieder Dario:  "Meinst du das ernst; du hast über meine Worte nachgedacht?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 23. Juni 2011, 18:21:32
„Klar, wieso nicht?“ gibt er ganz selbstverständlich zurück. Plötzlich boxt er zurück und erwischt Niryann ganz unvorbereitet, achtet aber darauf, den gesunden Arm zu treffen. „War ja auch laut genug, bin jetzt noch halb taub.“ Seine Beschwerde klingt brummig, aber es ist zweifellos nur Spaß.

Schnell wird er aber wieder ernst, und unwillkürlich schweift sein Blick ab, wieder zum Wald. „Hast du’s schon gehört? Einer von denen konnte gestern abhauen, dieser Anführer.“ Er zieht die Schultern vorn zusammen und stopft die Hände in die Hosentaschen. „Kann sein, dass er noch hier rumlungert und irgendwas ausheckt, oder dass er Verstärkung holt. Ist also vielleicht noch nicht vorbei, das Ganze.“ Ein abschätzender Blick trifft Niryann, und was immer Dario für Schlüsse zieht, er entscheidet sich, das Thema weiter zu verfolgen. Mit dem Kopf deutet er zum Haus hinüber. „Wir haben uns mit ihnen zusammengetan, da können wir sie jetzt nicht einfach hängen lassen, find ich. Oder was meinst du?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 24. Juni 2011, 11:28:10
Dario hat den Eindruck, die schmale Gestalt Niyanns wächst bei seinen Worten um einige Zentimeter und ungewohnt nachdenklich schüttelt sie bedächtig den Kopf: "Das ist keine gute Nachricht. Wenn er tatsächlich Verstärkung holt, dann sind wir ziemlich aufgeschmissen . . ", dann geht die Abenteuerlust wieder mit ihr durch und sie spricht lebhaft gestikulierend weiter: "Am besten, wir machen jetzt gleich einen ersten Erkundungsgang durch den Wald, vielleicht finden wir noch Spuren oder Hinweise . . " sie verstummt; deutlich sieht man ihr an, dass sie an Darios Gewissensbisse denken muss und sie beeilt sich hinzuzufügen: "Wir suchen nur nach Informationen, alles andere wäre viel zu gefährlich. Nicht wahr?" Die letzten Worte vorsichtig gesprochen, mit einem unsicherern Seitenblick zu Dario.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 24. Juni 2011, 18:59:58
Ein wenig unentschlossen antwortet Dario: „Vielleicht finden wir tatsächlich etwas, das könnte schon nützlich sein. Aber mir ist nicht ganz wohl dabei, einfach so abzuhauen, ohne dass jemand weiß, wo wir abgeblieben sind. Und was ist, wenn es doch noch einen Angriff gibt, während wir im Wald unterwegs sind?“ Zweifelnd knetet er seine Unterlippe mit den Fingern, dann ringt er sich zu einer Aussage durch. „Wenn du mich fragst, tut es keinem weh, wenn wir uns hier in der Nähe mal kurz nach Spuren umschauen. Aber bevor wir eine größere Erkundungstour machen, sollten wir uns vielleicht erstmal mit dem Grafen absprechen.“

Er mag Niryann aber nicht vor vollendete Tatsachen stellen, nachdem sie sich so gefreut hat, dass er ihre Meinung ernst genommen hatte, deshalb fragt er noch „Einverstanden?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 25. Juni 2011, 12:06:29
Niryann scheint ganz erleichtert bei Darios Vorschlag zu sein, die Bilder vom gestrigen Tag und die Gewissheit, wie knapp ihr Sieg ausgefallen war sind ihr noch allzu gut in Erinnerung. "So machen wirs."
Und schon wieder etwas unternehmungslustiger fragt sie unbedarft: "Hast du irgendwas davon gehört wo er verschwunden ist, so dass wir zumindest am Anfang auch sicher sein können es ist sein Spur und nicht die vom Schweinehirten?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 25. Juni 2011, 18:43:52
„Und ob ich das weiß. Als ich runterkam, ist der Mistkerl grad abgehauen und ich bin ihm noch ein Stück hinterhergelaufen, bevor er im Dickicht verschwunden ist.“ Er winkt Niryann heran und geht mit ihr zu der Stelle. „Hier war’s. Siehst, du da sind unsere Spuren.“ Jetzt fällt ihm ein, dass man wahrscheinlich klar erkennen kann, wie dicht er dem Mann auf den Fersen gewesen ist. Auf einmal hat er das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, und er trägt seine Erklärung entsprechend bärbeißig vor. „Ich fands nur Unsinn, im Dunkeln noch weiter hinter ihm her zu stolpern. Vor allem ganz allein.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 26. Juni 2011, 11:45:38
Niryann sieht Dario mit großen Augen an. "Du bist ihm alleine gefolgt, gestern abend noch? Bist du von allen Göttern verlassen? Wo du wusstest, dass der dich in Stücke reissen würde, wenn du ihn einholst? Warst du noch im Kampffieber?"
Niryanns Stimme und ihre ganze Körperhaltung zeugen tatsächlich von Sorge, ein wenig Zorn spielt auch noch hinein als sie zu Dario tritt und die Hand hebt. Einen Moment lang sieht es so aus als wolle sie ihn schlagen, doch dann legt sie die Hand einfach auf seinen Arm und sagt leise: "Das kannst du doch nicht einfach machen . . "
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 26. Juni 2011, 13:32:33
"Ich kam die Treppe runter, da war er gerade im Kampf mit Torwan, und als er mich gesehen hat, ist er weggelaufen. Ich hab nicht nachgedacht, sondern bin einfach hinterhergerannt. Erst als er dann stehen geblieben ist und mit seinem Schwert rumgefuchtelt hat, hab ich gemerkt, was für eine blöde Idee das war. Also hab ich schnell einen Rückzieher gemacht." Er hat wieder das Bild des Kämpfers vor Augen, wie er ihm gedroht hat, und bei der Erinnerung daran läuft es ihm kalt den Rücken herunter.

Seltsamerweise wird er aber ruhiger, als er sieht, wie aufgewühlt Niryann ist. Er nimmt ihre Hand und drückt sie. "Schon gut, mach dir keine Sorgen", sagt er beschwichtigend und lächelt sie an. "Ich bin ein Hasenfuß, da kannst du fragen, wen du willst. Die Heldentaten überlass ich lieber den anderen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 26. Juni 2011, 20:06:25
Etwas verträumt blickt sie in die Gegend und ungewohnt schwärmerisch meint sie: "So einen Ritter in ner Rüstung, der mit einem großen Schlachtpferd unterwegs ist, den könnten wir jetzt gebrauchen . . . ", sie merkt jetzt erst, was sie da erzählt hat und wird puterrot. Sie läßt Darios Hand los und blitzt ihn an: "Ich schwörs dir, wenn du wem was erzählst, dann wars das!"

Abrupt wendet sie sich ab und stapft ohne größere Rücksicht durch das Dickicht, ungefähr der Spur folgend, die Dario und der Angreifer gestern hinterlassen haben.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 27. Juni 2011, 08:31:14
Bevor sie sich umdreht, kann Niryann noch Darios Grinsen sehen, aber er verkneift sich einen Kommentar, sondern folgt ihr schweigend in den Wald. Er zieht sein Messer und sieht sich immer wieder um, kann aber niemanden entdecken.

Die Spuren gehen stracks in dieselbe Richtung. Scheinbar ging es dem Flüchtenden erst einmal darum, möglichst schnell Abstand von möglichen Verfolgern zu gewinnen. Nach einer Weile ist zu erkennen, dass er die Richtung gewechselt und sich nach Westen orientiert hat, dorthin zurück, von wo die vier ursprünglich gekommen waren.

Nach einer knappen halben Stunde wird es Dario langsam unheimlich, sich so weit vom Gut zu entfernen. Er räuspert sich. "Wollen wir umkehren und den anderen sagen, was wir herausgefunden haben?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 28. Juni 2011, 11:46:06
Niryann, die bis dahin mit vorgebeugtem Kopf aufmerksam die Spur verfolgt hat, richtet sich auf, Erleichterung ist in ihrem Gesicht zu sehen, dass Dario sie nicht auf ihr Geschwärme anspricht.
"Wenn du meinst." Sie versucht einen betont lässigen Tonfall, aber Dario sieht ihrer Körperhaltung an, dass auch sie froh ist, die Verfolgung abzubrechen. "Scheint ja ganz so als ob er erstmal Abstand gesucht hat. Ich weiss bloß nicht, wie wichtig ihm der Auftrag ist . .  wenn es um Leben und Tod geht, dann kommt er bestimmt mit Verstärkung wieder."
Sie starrt noch einen Augenblick auf die Spur, dann dreht sie sich um. "Mein Magen knurrt auch ganz gewaltig  . .", dann fällt ihr etwas ein und halb trotzig, halb bittend sagt sie zu Dario: "Aber diesmal läßt du mich nicht alleine da drinnen!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 28. Juni 2011, 21:38:53
„Schon gut, ich sag ja, wir wollen uns mit dem Grafen beraten, natürlich geh ich mit. Vorher sehen wir, dass wir was zwischen die Zähne kriegen. Vielleicht schlummern die hohen Herrschaften ja auch noch, um diese Stunde.“

Inzwischen ist auch schon reger Betrieb im Haus, und die beiden kommen gerade zur rechten Zeit, um sich in der Küche mit an den gedeckten Frühstückstisch zu setzen. Vom Grafen und seinem Ritter ist tatsächlich nichts zu sehen, dafür ist Micho dabei. Gerade schiebt er sich ein großes Stück Brot in den Mund, grüßt aber statt dessen mit einem fröhlichen Winken. Auch Dario knurrt inzwischen der Magen, und er langt ordentlich zu.

Nachdem er sich satt gegessen hat, lehnt er sich zu Micho hinüber und fragt: „Wo ist denn dein Vater abgeblieben?“

„Der wollte mit Torwan frühstücken, oben in dessen Kammer. Ich glaube, sein Bein hat ganz schön was abgekriegt.“ Mitgefühl klingt aus diesem knappen Satz, und vielleicht auch eine Ernsthaftigkeit, die am Vortag noch nicht zu bemerken war. Dario nickt. „Wird schon“, meint er und streicht dem Jungen kurz über den Kopf, „er ist ein harte Brocken, so schnell wirft den nichts um.“ Er tauscht einen Blick mit Niryann, woraufhin die beiden aufstehen und sich gemeinsam auf den Weg machen.

In wenigen Worten berichten die beiden von den Spuren, die sie gefunden haben, und von ihren Befürchtungen, dass eventuell ein weiterer Angriff zu befürchten ist.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 29. Juni 2011, 18:45:38
"Hm . .", Graf Frenningen wirkt übernächtigt und wirft nun einen besorgten Blick zu Towarn hinüber,  . . das sind alles andere als gute Neuigkeiten. Wenn wirklich Starkenstein dahinter steckt, dann wird er jetzt schnell handeln um sein Ziel doch noch zu erreichen. Und er würde uns mit runtergelassener Hose erwischen. Durch den Entkommenen wissen sie, dass wir auf sie vorbereitet sind - aber auch, wie wenig Mann wir haben."

Er wechselt einen Blick mit Towarn und überlegt laut: "Am liebsten wäre mir, wir würden abziehen und nur eine kleine Verteidigungsposten zurücklassen, nur bin ich mir nicht sicher, ob wir schnell genug zu unserem Familiensitz kommen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 29. Juni 2011, 21:03:52
"Wir sind auch nicht gerade wild darauf, uns mit noch mehr Männern herumzuschlagen", gibt Dario erleichtert zu, "wie wäre es denn, wenn wir uns einfach alle verstecken? Zumindest, eine Weile, bis die Gefahr vorbei ist." Er tauscht einen Blick mit Niryann und beschließt sich erst einmal langsam vorzutasten. "Wenn wir uns im Wald verstecken, dann kann Starkenstein von mir aus zwei Dutzend Leute schicken - da draußen können sie uns lange suchen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 30. Juni 2011, 12:44:08
Niryann sieht Dario ungläubig an, sie zieht die Augenbrauen hoch, deutet dann mit einer leichten Kopfbewegung auf den Grafen undreisst die Augen auf.

Auch Frenningen sieht Dario überrascht an, dann sagt er zögernd: "Über den Vorschlag muss ich einmal in Ruhe nachdenken, vielleicht hat er mehr Vorteile als ich derzeit ahne. Allerdings ist Towarn nicht in der Lage, weit zu reisen . . . ich werde mit ihm beraten, was die klügste Entscheidung in unserer Lage ist. Könntet Ihr solange den Waldrand im Auge behalten?"

Er wendet sich bereits Towarn zu, doch dann sieht er noch einmal Dario und Niryann an: "Ihr kennt Euch im Wald aus?" Die Frage im neutralem Tonfall, Dario spürt jedoch wieder die Aufmerksamkeit des Grafen Und er hat das Gefühl, Niryanns Blicke brennen in seinem Nacken.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 30. Juni 2011, 20:52:15
Mit einer ausladenden Handbewegung, einem breiten Lächeln und noch breiterem Adlertaler Dialekt antwortet Dario „Jawoll, wir kennen uns aus und finden schon ein sicheres Plätzchen!“ Er legt Niryann einen Arm um die Schulter, nicht nur um sie in seine kleine Aufführung  einzubeziehen, sondern auch um zu verhindern, dass sie bei seinen Worten in Panik gerät und etwas Unüberlegtes tut. „Geboren und aufgewachsen im schönen Adlertal. Und ohne dem Herrn Grafen zu nah zu treten: Wir sind nicht grad mit nem silbernen Löffel im Mund zur Welt gekommen. Wenn die Speisekammer oft genug leer ist, muss man halt wissen, wo die besten Pilze und Beeren zu finden sind, und wo man ein Kaninchen erwischen kann.“

Dario lässt Niryann los, tritt einen Schritt auf Frenningen zu, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht ihm direkt in die Augen. Nun schraubt er auch seine Darbietung etwas herunter. „Wir sind vielleicht nicht die feinste Gesellschaft für Eure Familie. Aber wir haben gute Absichten, das haben wir schon bewiesen, und wir wollen Euch aus der Klemme helfen. Da würdet Ihr uns doch sicher keinen Strick draus drehen, dass unser Leben… in etwas anderen Bahnen verläuft als Eures…?!“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 01. Juli 2011, 09:07:40
Ruhig hört Frenningen Dario zu und einmal umspielt ein kleines Lächeln seine Lippen, dann tritt er auf Dario zu und legt ihm die Hand auf den Arm und erwidert mit fester Stimme: "Glaubt mir, egal , was ihr beide gestern für meine Familie getan habt werde ich nie vergessen. Und wenn ihr euch in den Wäldern auskennt, dann kommt uns das in diesem Moment auch nur zugute. Ich werde in einer Viertelstunde entschieden haben, ob der Hausstand abzieht, bis dahin bleibt bitte wachsam."

Niryann, die schon eine Weile unruhig von einem Fuß auf den anderen getreten ist, zieht Dario fast aus dem Krankenzimmer Towarns und draussen packt sie ihn am Arm und flüstert hektisch: "Was ist das denn für ne Idee!? Wie sollen wir denn da draussen auf die alle aufpassen? Und wo? Und wie lange?"

Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 01. Juli 2011, 18:41:56

Dario scheint dagegen recht zufrieden mit seiner Lösung zu sein. „Wenn wir hier im Haus bleiben, wissen sie genau, wo wir sind. Willst du etwa dasitzen, und warten, bis ein Dutzend Kämpfer mit Schwertern hereinstürmt? Dann lieber ein gutes Versteck im Wald. Wir nehmen genug Vorräte mit, dann hat der Graf Zeit, sich auch Verstärkung heranzuholen, und dann brauchen wir nicht mehr auf sie aufzupassen.“

Trotzdem leuchtet ihm ein, dass Niryanns Einwände nicht von der Hand zu weisen sind. „Du hast natürlich Recht, das Ganze kann schon eine Weile dauern, und wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht trotzdem finden. Wir müssen uns ein paar Gedanken machen, wohin wir gehen wollen, und wie wir Wachen aufstellen. Naja, und wir müssen auch unbedingt Nitam Bescheid geben, der macht sich bestimmt schon Sorgen.“ Er runzelt die Stirn, als er darüber nachdenkt, wie man das bewerkstelligen könnte.

Dann hellt sich seine Miene aber wieder auf. „Aber weißt du was, bestimmt bekommen wir von Frenningen eine Belohnung. Wär doch toll, wenn wir mit einem Säckel Geld in der Hand zu Nitam zurückkommen, oder mit ein paar fetten Schafen, meinst du nicht?“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 02. Juli 2011, 13:41:50
Die Aussicht, Räuber und Gendarme spielen zu können läßt Niryanns Miene aufhellen, als Dario jedoch Nitam erwähnt verdüstert sie sich sofort wieder. "Ja, er macht sich bestimmt furchtbare Sorgen," sagt sie und der Sarkasmus ist nicht zu überhören, "aber wenn wir ihm keine Nachricht zukommen lassen, dann bin ich sowas von fällig, da brauche ich mich beim Trupp gar nicht mehr blicken lassen. Und wenn ich die Königskrone vom Emmenland dabei hätte . . haben die überhaupt sowas wie nen König?" fragt sie grimmig.

Etwas hilflos in Angesicht der großen Aufgabe fängt sie an, Pläne zu schmieden. "Wir könnten uns unten an der alten Quelle verstecken, das ist nicht weit, wir haben frisches Wasser und keiner, der nicht von hier kommt kann wissen, dass in der steilen Senke so ein Wiesengrund ist. Blöd ist nur, dass wir mit dem Trupp da im Winter manchmal Unterschlupf suchen, also darf Nitam davon nichts wissen . . ach nein, das geht gar nicht, dann reisst er uns beiden den Kopf ab . .  soll ich zum Lager gehen und erzählen, was wir hier machen? Habe ich eigentlich keine Lust zu und vielleicht braucht ihr ja auch meinen Bogen hier. wenn wir einen der Knechte schicken . .  ne, geht gar nicht . ." sie grübelt und sieht dabei aus den Augenwinkeln zu Dario hinüber.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 02. Juli 2011, 15:26:50
"Ich glaub schon, dass es am besten wär, wenn einer von uns Nitam erzählt, was hier los ist. Du hast ja recht, wir müssen ihm sagen, wenn wir den Lagerplatz benutzen wollen. Und wer weiß, vielleicht will er ja dem Grafen sogar einen Handel ausmachen, dass seine Leute in der Nähe bleiben und die Augen aufhalten, und dafür lässt er sich bezahlen oder sowas." Er denkt noch einmal nach und sagt dann entschlossen. "Genau, wir müssen ihm Bescheid sagen."

Beide wissen, dass nur noch zu entscheiden ist, wer von ihnen gehen soll. Dario legt den Kopf schief und fragt scheinheilig. "Was ist, du hast doch wohl keinen Schiss, oder?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 03. Juli 2011, 13:48:38
Wie erwartet fliegt Niryanns Kopf hoch und voller Entrüstung starrt sie Dario kurz an, dann holt sie langsam Luft und versucht ganz überlegen zu erwidern: "Erzähl keinen Unsinn, natürlich könnt ich sofort los, wollte dich ja nur nicht hier hängenlassen . . .", dann bemerkt sie Darios Feixen und geht sofort auf ihn los. "Du bist sowas von hinterhältig! Bin echt froh, wenn ich dich loswerde . . .", sie verstummt. "Ach, was solls." Ihre Schultern hängen nun. "Große Lust habe ich nicht zum Trupp zu stoßen, hier habe ich was geleistet und alle nicken mir zu und loben mich, Nitam wird wieder sein besorgtes Großer Bruder Gesicht machen und mir erzählen, dass ich endlich dies und das und weiss nicht was lernen soll . . .", sie dreht sich um.

"Ich beeile mich, wenn ich lange laufe schaffe ich es vielleicht bis morgen früh wieder hier zu sein. Ihr könnt ja schonmal packen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 03. Juli 2011, 19:55:45
Er stößt einen Pfiff aus und wartet, bis Niryann sich noch einmal umdreht. Sanft sagt er: "Mach doch nicht so ein langes Gesicht. Hast es doch grad selbst gesagt: Die Leute hier loben dich, weil du was geleistet hast. Darauf kannst du stolz sein. Nitam wird das auch anerkennen. Du musst ihm nur erklären, dass wir den Leuten helfen wollten. Und dass es für unsere ganze Gruppe ein Vorteil ist, wenn der Graf uns einen Gefallen schuldet." Er ist nicht sicher, ob er Niryann schon überzeugt hat, deshalb sagt er noch: "Wenn er dir nicht zuhört, dann werd ich mit ihm reden. Versprochen."

Fast will er sich schon abwenden, da meint Dario noch. "Kann sein, das wir schon aufbrechen, bevor du wieder da bist. Ich weiß nicht recht, ob es klug ist, noch länger hier im Haus zu bleiben." Nach einem kurzen Zögern gibt er zu. "Und ich will nicht riskieren, das Nitam Nein sagt und wir nicht wissen, wohin mit den Frenningens." Er zwinkert Niryann zu. "Wenn wir schon mit Sack und Pack an der Quelle angekommen sind, kann er zwar sauer werden, aber ändern kann er es dann auch nicht mehr."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 04. Juli 2011, 11:26:02
Dario merkt, wie Niryann ihm aufmerksam zuhört, am Ende lächelt sie und sagt: "Danke. Du bist nen echter Freund, so einen, mit dem man Pferde stehlen kann, weisst du das? Wenns mit Nitam schlecht läuft, dann bist du ja da um mich rauszuhauen und wenn er dir den Kopf abreisst, dann nähe ich ihn wieder dran. Und ich suche euch an der alten Quelle."
Sie reckt die Hand zu einer Faust geballt in die Luft und sagt kichernd: "Zusammen retten wir das Adlertal!" Dann winkt sie Dario noch einmal und verschwindet im Unterholz.

Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 04. Juli 2011, 12:43:34
Als Niryann den Lagerplatz der Ranger erreicht, sieht sie Nitam schon ungeduldig auf und ab gehen. Natürlich hat ein Wachposten schon durch einen Pfiff bekannt gegeben, dass sich ein Mitglied der Gruppe nähert, so dass er vorbereitet ist. Er schaut sie von oben bis unten an, und für eine Sekunde glaubt, Niryann, Erleichterung in seinem Gesicht zu lesen. Aber sofort kommt  wieder der große Bruder zum Vorschein, der ihr nichts als Vorschriften macht. "Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt", bemerkt er, "wo hast du dich denn tagelang herumgetrieben? Und hast du Dario nicht getroffen? Ich hatte ihn losgeschickt, um nach dir zu suchen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 04. Juli 2011, 17:34:52
Bei Nitams spöttischen Worten überkommt Niyann sofort eine Welle trotzigen Zorns und noch ehe sie nachdenken kann entgegnet sie mit erhobenen Kopf: "Klar habe ich mich rumgetrieben, Dario dem Büttel ausgeliefert und jetzt habe ich  vor, den Trupp zu verraten. Los, sags doch gleich; wärst froh, wenn ich fortgeblieben wäre!"
Trotz der Wut laufen ihr Tränen über die Wange und sie bleibt in einigem Abstand vor Nitam stehen, die Hände zu Fäusten geballt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 04. Juli 2011, 19:11:35
Es ist wie ein Reflex, dass Nitam ebenso zornig antwortet. "Na klar, jetzt machst du mir noch Vorwürfe, dafür, dass ich versuche dich zu beschützen. Glaubst du denn, ich will, dass du irgendwann vor dem Richter landest? Oder uns noch alle mit reinreißt?"

Dann kann er aber Niryanns Tränen doch nicht mit ansehen. Er macht einen Schritt auf Niryann zu und seine Körperhaltung wirkt nun weniger  angriffslustig. Er sagt leise und eindringlich: "Natürlich will ich nicht, dass du weggehst. Was denkst du denn, wieso ich Dario losgejagt habe? Ich hatte Angst, dass dir irgendwas passiert ist." Er deutet auf ihren Verband. "Und wie es scheint, war das nicht ganz so abwegig." Doch bevor Niryann darauf etwas erwidern kann, nimmt Nitam einen tiefen Atemzug und sagt bemüht ruhig. "Also, lass uns vernünftig reden: Was war denn so wichtig, dass du so lange unterwegs warst?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 05. Juli 2011, 11:35:31
Niryann sieht in das Gesicht ihres älteren Bruders, sieht seine Entschlossenheit darin und muss an die ungezählten Male denken, die Nitam so vor ihremVater stand, seine Geschwister gegen dessen Wut verteidigend und bereit, die Schläge einzustecken, die eigentlich ihr oder Niktas galten.
Und deshalb holt auch sie tief Luft, wischt die Tränen von den Wangen und tritt noch einen Schritt näher an Nitam: "Es ist viel passiert; Dario hat mich gefunden und auf dem Rückweg aus dem Dorf haben wir einen Mördertrupp belauscht, der den Grafen Frenningen überfallen wollte und da haben wir uns entschieden, ihn zu warnen. Und jetzt kommts . .", die Aufregung über das Erlebte läßt sie immer schneller sprechen, " . .wir haben ihm gestern geholfen, den Angriff zurückzuschlagen. Was sagst du jetzt!?" Begeistert und auf Nitams Reaktion wartend steht sie mit leuchtenden Augen vor ihm.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 05. Juli 2011, 23:28:09
Niryanns Worte haben nicht die Wirkung, die Niryann sich erhofft hat, aber zumindest eins ist sicher: Das hat Nitam nicht erwartet, und er weiß zunächst nicht, wie er damit umgehen soll. Für einen kurzen Moment scheint er die Geschichte zu bezweifeln, aber er kennt seine Schwester gut und würde ihr eine Lüge an der Nasenspitze ansehen. Als ihm bewusst wird, dass es tatsächlich so passiert ist, bricht seine Fassade zusammen, und statt der Souveränität, die er sonst als Anführer an den Tag legt, sieht Niryann nur noch Sorge.

"Was redest du denn da?" fragt er bestürzt. "Mörder? Ein Angriff?" Noch einmal betrachtet er sie von oben bis unten. "Bist du in Ordnung? Und die anderen Leute, ist ihnen etwas passiert? Wieso bist du allein zurückgekommen?"Dann kommt aber doch noch der Anführer in ihm durch, und er fragt vorsichtig: "Der Graf weiß doch nicht etwa von uns, oder...?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 06. Juli 2011, 19:50:32
Niryann will Nitam schon unterbrechen und setzt an "nein, alles in Ordn . .", dann jedoch kommt er sofort auf den wunden Punkt zu sprechen und sie wird rot und, ganz in klassischer Niryannmanier, statt in Ruhe ihren Plan zu erklären, blockt sie empört: "Nichts weiss er, was denkst du denn? Wir haben ihm aufgetischt, wir wären auf Kaninchenjagd gewesen und überhaupt haben wir jetzt einen Stein bei ihm im Brett, wo wir doch geholfen haben seine Familie zu retten."
Dann fällt ihr jedoch der Treffpunkt an der Quelle wieder ein und da sie nicht weiter weiss fügt sie sehr kleinlaut hinzu: "Allerdings wärs besser, wenn du mal mit dem Grafen sprichst, der ist bestimmt ganz froh über Hilfe. wo uns doch einer der Angreifer entkommen ist .  ."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 06. Juli 2011, 20:26:09
Nitam zieht die Augenbrauen hoch, und Niryann kann genau sehen, dass er sie nicht vom Haken lassen wird, bevor er ihr nicht alles aus der Nase gezogen hat. Ruhig aber bestimmt sagt er: "Ich glaube, es ist am besten, wenn du mir das alles mal von Anfang bis Ende erzählst." Dennoch scheint es, als wenn ihr eine Gnadenfrist bleibt, denn er legt einen Arm um ihre Schulter und nickt in Richtung des Küchenzeltes. "Vielleicht besorgen wir dir erst einmal etwas zu essen, und dann unterhalten wir uns ganz in Ruhe, ja?" Es klingt weniger wie ein Angebot als vielmehr wie ein Befehl, und schon schiebt Nitam seine Schwester zu dem Zelt, vor dem ein toter Baumstamm liegt, der ihnen als Bank dient.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 07. Juli 2011, 14:34:09
Niryann weiss, dass sie verloren hat und ihr das kalte Huhn (welches sie nur wieder an ihren Fehler im Dorf erinnert) nur einen kleinen Aufschub gewährt.
Schließlich leckt sie sich die Finger ab, versucht noch einmal mit einem Seitenblick Nitams Stimmung einzuschätzen und beginnt zu erzählen. Sie berichtet  davon wie Dario sie im Dorf befreit hat, unterschlägt ihren Ausflug durch den Schafstall, beschreibt die Entdeckung des Überfalltrupps und wie sie beide zusammen entschieden haben, den Grafen zu warnen. "Wir haben uns gedacht, dass kann doch nur gut sein, wenn wir bei einen von denen was gut haben, oder?"
Sie sieht Nitam wieder an und entscheidet beim Anblick seiner nach wie vor grimmigen Miene, schnell weiterzusprechen.
"Tja, und dann war da nur ein alter Kämpe und der Junge, nix Büttel oder Ritter und wir wussten ja, wie ernst die das meinen mit dem Angriff. Na, ich weiss auch nicht, irgendwie erschien es uns richtig denen zu helfen und wir hatten auch einen richtig guten Plan."
Niryann beschreibt den Überfall, die Rolle Michos und ihre in dem Kampf und meint dazu: "Weisst du, der Micho, er erinnert mich an Ularim [Niryanns jüngerer Bruder], dem kann man einfach nicht lange böse sein."
Nun schluckt sie und erzählt abschließend: "Und da einer von den Angreifern entkommen ist und wir das Haus nicht schützen können habe ich an die alte Quelle gedacht . .  und das du vielleicht mitkommst und mit dem Grafen redest . ." sie blickt nicht auf.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 07. Juli 2011, 18:59:21
"Also war es nicht nur Abenteuerlust, dieses Mal, hm?" Niryann merkt, dass ihr Bruder in ihrem Gesicht liest wie in einem offenen Buch und genau weiß, was sie angetrieben hat. Sie befürchtet immer noch, dass es mächtig Ärger gibt, aber ihr fällt auch auf, dass Nitam nachdenklich geworden ist. "Das klingt, als hätte es böse ausgehen können, für die Leute auf dem Gut, und du wolltest nicht, dass ihnen etwas passiert." In dem Augenblick fällt es Niryann schwer, seine Reaktion vorauszusagen. "Ich sag dir, was ich denke: Wenn es um Menschenleben geht, dann muss man seinem Gewissen folgen. Es gibt einiges an dir, das mich zur Weißglut treiben kann, aber du hast dein Herz auf dem rechten Fleck. Das darf ich dir jedenfalls nicht übelnehmen, was?"

Niryann stellt verwundert fest, dass sie offensichtlich davongekommen ist, und noch mehr verblüfft es sie, als Nitam sie plötzlich an sich zieht und ihr einen dicken Schmatzer auf die Stirn gibt. Es ist selten, dass die Geschwister Zärtlichkeiten austauschen, und fast scheint es, als wenn ihm die Geste gleich danach ein bisschen peinlich ist, denn gleich setzt er wieder das wichtigtuerische Gesicht des Anführers auf, der sich über alles Sorgen macht.

"Kann sein, dass es uns zugute kommt, dass ihr den Blaublütern geholfen habt, aber wir müssen vorsichtig sein, damit der Schuss nicht noch nach hinten losgeht. Wenn sie herausfinden, was wir im Wald treiben, dann kann uns das alle reinreißen." Er grübelt, kratzt sich am Kopf und kommt dann zu einer Entscheidung. "Also gut, was hilfts? Wir müssen den Menschen Unterschlupf gewähren, wenn sie immer noch in Gefahr sind. Es führt wohl kein Weg dran vorbei: ich sollte wirklich mit dem Grafen reden."

Fast hat er zu sich selbst gesprochen, aber jetzt nimmt er wieder Niryann aufs Korn. "Aber du wirst mir verdammt nochmal helfen. Wenn ich mit dem Mann verhandeln soll, dann muss ich ihn einschätzen können. Also, sag mir, was für einen Eindruck du von ihm hast. Kann man vernünftig mit ihm reden oder ist es einer von diesen verknöcherten Sturköpfen? Und ist er scharfsinnig oder glaubst du, man kann ihn zur Not mit Lügenmärchen einwickeln? Meinst du, er würde zu seinem Wort stehen, wenn er uns etwas verspricht?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 08. Juli 2011, 13:31:34
Niryann strahlt wie ein Honigkuchenpferd, die Angst von eben vor einer Gardinenpredigt ihres Bruders ist wie weggeblasen, sie drückt sich kurz an ihn, aber auch ihr ist die Demonstration von Zuneigung etwas unheimlich und schnell greift sie nach dem Krug mit Wasser neben sich.

Sie erinnert sich daran, wie sehr ihr Darios Kommentare geholfen haben und deshalb sieht sie Nitam nun an und sagt offen: "Ich bin froh, dass du unsere ganze Aktion so sehen kannst. Ich hatte Angst dir zu erzählen, was wir gemacht haben, aber ich bin sicher, dass es gut so ist wie wirs entschieden haben. Wir wollten wirklich helfen . . . aber klar wars auch toll, weil es ein Abenteuer war. Aber ich habe das Risiko schon gesehen, deshalb haben wir so lange an unserem Plan gearbeitet. Auch wenns am Ende nicht viel geholfen hat, aber dabei habe ich auch gelernt, dass es wirklich Mist ist, wenn einer sich nie an die Absprache hält." Sie beginnt eine Haarsträhne zu zwirbeln und nuschelt: "So wie ichs immer mache."

Dann wechselt sie schnell das Thema, dreht sich zu Nitam und versucht ihren Eindruck vom Grafen so gut es geht Nitam zu vermitteln: "Er ist klug, er hört gut zu und trifft dann eine Entscheidung. Ich habe ganz schön geschummelt beim ersten Gespräch und er hats mir abgenommen, aber ich hatte immer das Gefühl, er ahnt, dass da noch was ist, nur dass es vielleicht nicht wichtig genug war um nachzuhaken. Und ich kann gut lügen." Sie sagt das ohne falsche Bescheidenheit. "Ich hatte nie das Gefühl, dass er auf uns herabsieht, er hat uns vertraut und ich bin sicher, dass er sein Wort hält. Er ist ein guter Mann", sagt sie am Ende und meint das ganz aufrichtig. Dann sieht sie Nitam erwartungsvoll an.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 08. Juli 2011, 18:37:44
In einer Geste der Resignation hebt Nitam die Hände. „Naja, dann wollen wir mal sehen, ob ich mit dem hohen Herrn einen Handel ausmachen kann.“ Schon steht er auf und beginnt, etwas Wegzehrung und Kleidung in einen Beutel zu stopfen. Einmal hält er inne, schaut Niryann an und schüttelt dann in gespielter Verzweiflung den Kopf. „Ich red mir jahrelang den Mund fusselig – vergebens. Da muss erst eine Bande Mörder daherkommen, damit meine kleine Schwester mal vernünftig wird.“

Er gibt ihr einen sanften Schubs. „Na los, sag schonmal den anderen Bescheid, dass wir weg sein werden, und dann ziehen wir los. Mir ist nicht wohl dabei, Dario ganz allein bei den Frenningens zu lassen, in einer so heiklen Lage. Auch wenn er sich bisher ganz ordentlich betragen hat, muss er sich mein Vertrauen schon noch verdienen.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 09. Juli 2011, 13:59:51
Niryann grinst verlegen und kratzt sich am Kopf, sie weiss nicht, was sie Nitam entgegnen soll und so erwidert sie einfach seinen liebevollen Schubs und dreht sich um, um die Nachricht den anderen Waldläufern mitzuteilen. Als sie Nitams letzten Satz hört bleibt sie jedoch stehen. "Ich hab ganz schön was gelernt von ihm und seine Meinung ist mir in den zwei Tagen schon wichtig geworden. Wenn du wissen willst, wie ich das sehe . .", sie zögert, da ihre Meinug bei Nitam meist lediglich ein Kopfschütteln hervorgerufen hat, " . . er passt zu uns. Ist sich nicht zu fein ein Messer zu ziehen wenns not tut und hinterher . . . hinterher denkt er drüber nach obs wirklich notwendig war. Er hat mir zugehört und die Sache in Ruhe überdacht und dann das Richtige entschieden. Ich hab Respekt vor ihm."
Dann wendet sie sich rasch ab und stapft zu den anderen hinüber.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 09. Juli 2011, 18:31:51
Überrascht zieht Nitam die Augenbrauen hoch und schaut Niryann hinterher. "Ach?" murmelt er nachdenklich. "Hast du wohl auch damit zu tun, Dario, was?" Sein Beschützerinstinkt lässt ihn dennoch ein bisschen misstrauisch bleiben, und außerdem muss er sich eingestehen, dass er ein bisschen eifersüchtig ist. "Na, wir werden uns auch noch unterhalten", beschließt er und folgt Niryann.

Unterwegs redet Nitam wenig. Er ist mit seinen Gedanken wohl schon bei dem bevorstehenden Gespräch, und Niryann kann ihm förmlich ansehen, wie er sich im Kopf bereits seine Verhandlungsposition zurechtlegt und über Formulierungen nachgrübelt.

Als sie fast an der Quelle angekommen sind, bleibt Nitam stehen. "Es ist wohl am besten, wenn du vorgehst und uns ankündigst. Sie kennen mich ja nicht, und wir wollen schließlich nicht, dass sie mich für einen der Schergen halten." 
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 09. Juli 2011, 20:19:56
Niryann, die Nitams Wortkargheit kennt, bemüht sich, ihm leise und und rasch zu folgen. Sie nutzt die Zeit, um ihre Geschicklichkeit und ihr Gehör zu verbessern, allerdings muss sie sich auch eingestehen, dass die Vorstellung, einer der Angreifer ist noch immer hier in den Wäldern unterwegs, ihre Aufmerksamkeit ebenso anstachelt.

Als sie sich der alten Quelle nähern sieht sie die Spuren, die der nicht eben kleine Trupp der Frenningens auf dem schmalen Pfad hinterlassen hat und sie überlegt fieberhaft, wie sie Nitams Eintreffen erklären soll. Deshalb ist sie sehr erleichtert, als Nitam beschließt zu warten.

Rasch eilt sie den steilen Pfad zu dem Wiesengrund hinunter und hält Ausschau nach Dario. Da dieser ebenso auf ihr Eintreffen gewartet hat treffen die beiden am Rande der Wiese aufeinander. "Ich hab fast alles Nitam so erzählt wies passiert ist", sprudelt es aus Niryann hervor. "Er wartet hinter der Biegung, meinte, ich sollte ihn beim Grafen ankündigen, ehe der auf ihn schießt."
Nun erst holt sie Luft und fragt Dario mit großen Augen "Was hast du denn dem Grafen erzählt? Für wen hält er Nitam? Damit ich ihm nix Falsches erzähle!"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 10. Juli 2011, 10:08:45
"Nur, dass du versuchst, ein paar Freunde zu finden, die sich hier in der Gegend auch auskennen und vielleicht bereit sind, uns zu helfen. Sag ihm ruhig, dass Nitam dein Bruder ist, man sieht es euch sowieso an." Er tritt einen Schritt zurück, kneift ein Auge zu und betrachtet Niryann. "Nicht unbedingt die Gesichtszüge, aber sobald ihr wütend werdet, sieht man auf den ersten Blick die Familienähnlichkeit." Er feixt und macht schnell noch einen Schritt zurück, um sich außerhalb ihrer Reichweite zu bringen.

Gerade als er sich darüber lustig macht, fällt ihm aber ein, dass Nitam sehr wohl auch auf ihn sauer sein könnte. "Wie ist es denn gelaufen?" fragt er besorgt. "Sind wir Helden oder sind wir in Schwierigkeiten?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 10. Juli 2011, 12:11:39
Niryann ist überrascht, dass sie sich so freut Dario zu sehen und so zieht sie zwar ihre Augenbrauen in gespieltem Zorn zusammen und macht einen Ausfallschritt in seine Richtung, lacht aber dabei: "Haha, sehr witzig", und deutet mit 2 Fingern ihrer linken Hand auf ihre Augen, "zeig mir noch jemandem im Adlertal aus einer Eule, der diese Augenfarbe geerbt hat. "
Selbst im hellen Licht des Tages leuchten Niryanns Augen in einem tiefen Orange, eine seltsame Farbe, die Nitam ebenfalls geerbt hat.
"Gut ist es gelaufen, viel besser als ich dachte!" Sie strahlt. "Fast ein Lob ist ihm über die Lippen gekommen, sowas habe ich noch nicht erlebt. Nitam meinte, man muss Menschen helfen und das es vielleicht wirklich einen Vorteil für uns bringt, wenn der Graf uns was schuldet. Nur vorsichtig sollten wir trotzdem sein." Sie grinst breit. "Na, hat ja schonmal ganz gut geklappt mit dem Mogeln. Ich werds gleich hinter mich bringen und den Grafen suchen, kommst du mit?"

Sie blickt suchend über die Wiese und entdeckt den Grafen recht schnell, der neben dem improvisierten Lager von Towarn steht und sie bereits auch entdeckt hat.
Als Niryann dann direkt vor dem Grafen steht wird ihr doch wieder etwas mulmig und sie zieht hektisch an einem Ästchen, der sich in ihren Haaren verfangen und schon völlig verheddert hat. "Ich habe meinen Bruder gefunden . . . Graf. Er ist älter als ich und . . . er kennt sich hier gut aus und ist ein guter Kämpfer. Er will auch helfen. Ich habe ihn mitgebracht." Fragend blickt sie den Grafen an.


Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 10. Juli 2011, 20:43:05
"Seine Hilfe ist mir sehr willkommen. Hol ihn her, damit ich ihn kennenlernen kann."
Als Niryann kurz darauf mit ihrem Bruder zurück ist, zweifelt sie daran, ob es eine so gute Idee war, die beiden zusammenzubringen. Zwar begrüßt der Graf Nitam mit Handschlag und die beiden tauschen eine höfliche Begrüßung aus, doch sobald die beiden sich gegenüber stehen, ist zu spüren, dass hier zwei Alphatiere aufeinander stoßen, die beide bereit sind, mit Klauen und Zähnen ihr Rudel zu beschützen und daher jeden Fremden als mögliche Gefahr misstrauisch beäugen. Beide haben eine Körperhaltung eingenommen, die gleichzeitig imposant und kampfbereit wirkt.

Niryann und Dario tauschen einen besorgten Blick und überlegen, ob jemand etwas sagen sollte, um die Situation zu entschärfen. Doch sie wagen es nicht, sich einzumischen.

"Trinken wir einen Becher Wein zusammen." sagt Frenningen schließlich und macht eine einladende Handbewegung in Richtung eines kleinen Hügels, auf dem einige Findlinge dicht beieinander liegen. "Dort oben, wo wir uns in Ruhe unterhalten können."

Als sich die beiden sich zurückgezogen haben, stellt Dario fest, dass er den Atem angehalten hat und lässt mit einem langen Seufzer die Luft aus seinen Lungen entweichen. "Nitam wird das schon hinkriegen", meint er zu Niryann, aber es klingt, als müsste er sich selbst davon überzeugen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 11. Juli 2011, 17:35:09
Niryann starrt ebenfalls zu dem ungleichen Duo neben den Steinen, irritiert sieht sie zu Dario hinüber als er seine Hoffnung ausspricht, dann wendet sie sich wieder Nitam zu und sagt ängstlich: "Hoffentlich werden sie sich einig, Nitam läßt sich nichts sagen und erst recht nichts vorschreiben, dazu ist er viel zu stolz. War zuhause auch immer ein Problem . . .", sie fängt wieder an, an ihrem Haar herumzuknoten, "aber er weiss auch immer besser als wir anderen, wann es sich lohnt, mal zurückzustecken."

Dann sieht sie Dario an und fragt ihn, noch immer unsicher: "Du musst auch noch mit ihm reden, ob du bei uns bleiben kannst, oder? Ich wär ja dafür."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 11. Juli 2011, 21:32:41
Nach all der Aufregung ist es das erste mal seit Tagen, dass Dario wieder an seine Zukunft im Adlertal denkt, und hat nun ganz deutlich den Eindruck, dass er sich in dem Waldläufer-Trupp zuhause fühlen könnte. "Danke", antwortet er mit einem leichten Lächeln, "hoff ich auch." Er zuckt die Schultern. "Immerhin hat Nitam gesagt, wenn ich dich wiederbringe, nimmt er mich auf. Dass du dabei ein paar Schrammen abgekriegt hast, wird er mir wohl nicht übelnehmen, aber vielleicht dass wir ihn in die Sache mit den Frenningens reingezogen haben. Schätze, wir werden es bald erfahren."

Es dauert noch eine halbe Stunde, bevor das Gespräch beendet ist, dann kommen die beiden Anführer Seite an Seite wieder in das Lager zurück, ihre Mienen ernst und nicht zu deuten. Nachdem der Graf alle zusammengerufen hat, stellt er Nitam vor und verkündet: "Wir werden eine Weile hier kampieren, bis wir Unterstützung von den anderen Grafen bekommen. Bis dahin werden wir die Augen offenhalten und uns selbst verteidigen müssen, falls Starkenstein noch mehr seiner Halsabschneider schickt. Aber wir werden Hilfe haben: Nitams hat angeboten, dass er mit einigen Freunden im Wald patrouilliert, um uns vor Gefahren zu warnen. Dafür meinen herzlichen Dank." Er schüttelt Nitam die Hand und schlägt ihm auf die Schulter, als wären sie alte Freunde.

Erleichtert stößt Dario Niryann an und murmelt. "Siehst du, er hat's geschafft." Bevor er Gelegenheit hat, noch mehr zu sagen, gibt der Graf das Wort an Nitam weiter. Der Waldläufer hält sich nicht mit Floskeln auf, sondern gibt eine Reihe von Befehlen zur Einteilung von Wachen, dem Gebot, nicht allein im Wald herumzustromern und ähnlichen Dingen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 12. Juli 2011, 19:01:42
"Ja, er hat mal wieder die Schafe eingefangen", sagt Niryann und ihr Blick ruht mit einer Mischung aus Stolz und Verbitterung auf ihrem großen Bruder. "Komm, uns braucht erstmal keiner mehr, wollen wir uns was zu essen organisieren und dann Micho mal zeigen, wie man einen Bogen richtig spannt?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 12. Juli 2011, 22:09:46
"Ja, gleich. Erst will ich Nitam noch fragen, ob ich nun bleiben darf. Geh schon mal vor, ja?"
Mit gemischten Gefühlen geht Dario zu dem Waldläufer. Eigentlich findet er, dass er sich seinen Platz in der Bande redlich verdient hat, so wie er sich in den letzten Tagen ins Zeug gelegt hat. Dennoch ist er sich nicht sicher, ob Nitam das genauso sieht. Zur Begrüßung hebt er die Hand, tritt dann direkt vor Niryanns Bruder hin und kratzt sich nervös am Bauch. Wie gewohnt kommt er ohne Umschweife zur Sache. "Also, wie sieht's aus? Hab ich die Feuertaufe bestanden?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 13. Juli 2011, 22:25:27
Nitam sieht Dario einen Augenblick lang ausdruckslos an, dann hebt er eine Augenbraue und meint: "Wenn du mir erklärst, warum meine Schwester verletzt wurde und du nicht?" Aber er behält seinen strengen Gesichtsausdruck nicht lange bei, sondern grinst und streckt die Hand aus und wartet bis Dario einschlägt. "Willkommen bei uns. Ich habe vom Grafen gehört, was ihr geleistet habt und dass ihr euer Leben dabei riskiert habt. Das war zwar genau das Gegenteil von dem, was ich dir aufgetragen hatte, aber ich erkenne eine gute Tat, wenn ich sie vor mir habe. Und ausserdem habe ich genug Erfahrung sammeln dürfen mit den erfolglosen Versuchen, meine Schwester von etwas abzubringen was sie sich in den Kopf gesetzt hat."

Nun blickt er doch wieder etwas ernster: "Aber vielleicht kannst du mir das Geheimnis verraten wie du sie dazu gebracht hast, dir zuzuhören und deine Meinung anzuerkennen."
Und mit Nachdruck: "Wenn nicht wirst du in nächster Zeit einen anstrengenden Job haben, das kann ich dir versprechen."
Und mir einer auffordernden Geste und ehrlichem Interesse in der Stimme: "Mir scheint, in diesen zwei Tagen hat sie sich mehr verändert als in den zwei Jahren, die wir durchs Adlertal zogen. Was ist passiert?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 14. Juli 2011, 16:53:21
Im ersten Moment zeigt Dario einen grimmigen Gesichtsausdruck und eine abwehrende Körperhaltung, auch wenn er nicht geneigt scheint, sich zu dem Vorwurf zu äußern. Aber als Nitam seine Fassade aufgibt, entspannt Dario sich ebenfalls und erwidert den Handschlag mit festem Griff. Er sieht zufrieden aus und kommentiert das Lob mit einem in den Bart gebrummten „Danke.“

Ohne die Miene zu verziehen, hört er weiter zu, doch Nitam gewinnt den Eindruck, dass seine Ratlosigkeit Dario ein bisschen amüsiert. So lässt er sich zu der kleinen Drohung hinreißen, von der sein Gegenüber sich aber wenig beeindruckt zeigt.

Noch ein paar Sekunden schweigt Dario, dann meint er:  „Wieso fragst du sie nicht einfach selbst?“ Er klopft Nitam aufmunternd auf die Schulter und lässt ihn dann einfach stehen. Als er an ihm vorbeigeht, sagt er noch. „Hilft bestimmt, wenn du mal ihr zuhörst.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 15. Juli 2011, 15:09:36
Der junge Mann sieht Dario fassungslos nach, mit Mühe gelingt es ihm, nicht mit offenem Mund dazustehen und Dario ist schon einige Meter entfernt als Nitam ihm nachruft: "Treffpunkt morgen früh an der Quelle, bis dahin passt du auf Niryann auf!"

Dario findet Niryann mit einem großen Stück Apfelkuchen im Mund an einen der großen Steine gelehnt, die die Quelle umgeben. Fröhlich Krümel verstreuend ruft sie ihm entgegen: "Na, bist du jetzt einer von uns? Braucht er keine Bestätigung unserer Heldentaten mehr von mir?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 15. Juli 2011, 19:34:07
„Sieht so aus: ich darf bleiben“, gibt Dario zurück. „Allerdings scheint es, als wäre meine größte Heldentat nicht der Kampf gegen die Halsabschneider gewesen, sondern es zwei Tage mit dir auszuhalten, und das auch noch, ohne dabei am Galgen zu landen.“ Trotz der provokanten Worte hört Niryann die Leichtigkeit in diesen Worten, und Dario zwinkert ihr zu.

Dann lässt er sich neben sie auf den Boden fallen, verschränkt die Arme hinter dem Kopf, lehnt sich ebenfalls gegen einen der Steine und schließt die Augen, als genieße er die Ruhepause nach einem harten Stück Arbeit. „Aber ich glaub, Nitam ist ziemlich begeistert von dir. Sei ruhig stolz drauf, so leicht ist er nicht zu beeindrucken.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 15. Juli 2011, 20:36:58
Eine kleine Wolke des Zorns braut sich zwischen Niryanns Augen zusammen als Dario seinen Eindruck von dem Gespräch mit Nitam wiedergibt, sie setzt bereits zu einer empörten Erwiderung an als der letzte Satz von Dario zu ihr durchdringt.
Sie beugt sich vor und versucht in Darios Miene zu lesen ob er sie erneut foppt, kommt aber zu dem Schluss, dass er seine Worte durchaus ernst meint und lehnt sich nachdenklich neben Dario an den warmen Fels, leckt sich die letzten süßen Kuchenkrümel von den Fingern und setzt dann zu einem Kommentar an. "Das kann er auch . . ."

Auch Dario genießt die Wärme des Steins in seinem Rücken und die folgenden Worte von Niryann hört er nur noch mit halbem Ohr . . .

" . . . und dann musstest du dich mit mir herumschlagen." Niryanns Stimme ist tiefer, erwachsener, aber die Melodie des Adlertals hat sie nicht verloren.
Dario sieht sich um, die Steine in seinem Rücken sind noch immer warm, aber der Wind ist kalt und zeigt, dass es noch zeitig im Frühjahr ist.
Die alte Quelle, die Aufnahmeprüfung, der Angriff auf Frenningen, das alles ist inzwischen schon lange her, 10 Jahre sind es bald.

Plötzlich spürt er einen kurzen Kniff im Arm, er dreht sich um und sieht in das lächelnde Gesicht von Niryann. "Wo bist du denn? Noch immer bei unserem ersten gemeinsamen  Abenteuer?" Ein wenig Wehmut schwingt in ihrer Stimme mit.
"Damals waren wir so erfolgreich wie heute, aber der Sieg schmeckte irgendwie anders, süßer."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 16. Juli 2011, 14:39:00
„Kann schon sein“, antwortet Dario, noch immer ein bisschen geistesabwesend. Dann gibt er sich einen Ruck und schüttelt die Erinnerungen ab. „Aber weißt du was? Ich kling schon wie ein alter Tattergreis, der seiner verlorenen Jugend nachtrauert.“ Eine ausladende Handbewegung unterstreicht seine Meinung. „Ich mein, klar kann man die Vergangenheit nicht wegwischen. Alles was ich erlebt habe, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Trotzdem ist mir wichtiger, was jetzt ist.“

Noch einmal schaut er Niryann kritisch an, sucht nach Zeichen, ob sie nach ihrem Vatermord tatsächlich so tapfer mit ihrer Schuld umgehen kann wie sie vorgegeben hat. Letztendlich weiß er aber, dass sie allein mit sich ins Reine kommen muss. „Auch wenn ich gern an früher zurückdenke, und auch wenn ich heute einen Haufen Probleme habe, die es damals nicht gab: Ich bin ganz zufrieden damit, wie alles gekommen ist.“ Ein etwas fragender Blick trifft Niryann, erhofft wohl auf Bestätigung.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 18. Juli 2011, 11:59:26
Zunächst meidet Niryann den Augenkontakt, sie nickt bloß und antwortet zögerlich. "Alles wird immer komplizierter, aber natürlich möchte ich auch nicht mit mir vor 10 Jahren tauschen."
Nun sieht sie Dario an. "Manchmal denke ich, wer weiss was auch mir geworden wäre, wenn du mir nicht über den Weg gelaufen wärst." Sie grinst, aber Dario spürt, dass ihre Worte aufrichtig gemeint sind.
"Ich kann dir nicht mehr sagen, was du richtig gemacht hast,aber  irgendwie hast du es geschafft, dass ich nach der Geschichte mit Frenningens aufgehört habe nur noch Blödsinn zu machen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 18. Juli 2011, 16:18:24
"Ach, jetzt bin ich plötzlich an allem schuld, hm?" neckt Dario sie und schüttelt fast unmerklich den Kopf. "Vielleicht hab ich dich dazu gebracht, deinen Kopf zu benutzen und darüber nachzudenken, was du mit deinem Leben anfangen willst. Am Ende war es aber deine eigene Entscheidung."

Nun wird er plötzlich ganz ernst. "Diese Verantwortung kann dir auch keiner abnehmen. Wenn man etwas tut, muss man mit den Folgen leben. So einfach ist das. Und so schwer." Er hat den Blick nach unten gerichtet, auf seine Hände, mit denen er sich auf die Brüstung stützt.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 19. Juli 2011, 13:42:57
Mit Nachdruck entgegnet Niryann: "Diesen Anspruch an unser Tun teilen wir beide, aber dürfen wir ihn  auch an andere Menschen stellen? Mein Vater hat uns das Leben als Kinder zur Hölle gemacht. Wusste er, was er uns antat? Ist das überhaupt wichtig? Musste er nicht in jedem Fall mit den Folgen seines Handeln leben?"

Sie sieht Dario eindringlich an: "Versteh mich nicht falsch, ich habe nicht vor, meine Entscheidung damit zu verteidigen, es sind einfach Fragen, auf die ich momentan keine Antwort weiss. Hätte jemand meinem Vater bewusst machen können, welchen Schaden er anrichtet? Hätte das Wissen darum dann seine Schuld vergrößert? Würde sein Unwissen meine Schuld schwerer wiegen lassen?"

Nun wirkt sie verloren: "Ich werde keine Antworten finden, da kannst du noch jeden Tag mich auffordern, meinen Kopf zu benutzen."
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 19. Juli 2011, 17:50:00
Als Niryann diese Überlegungen anstellt, ist Dario ziemlich baff. „So weit hatte ich gar nicht gedacht“, gibt er zu. „Eigentlich meinte ich nur, dass du hoffentlich mit dir ins Reine kommst, auch wenn dir die Sache bestimmt schwer auf der Seele liegt.“

Er verschränkt die Arme vor der Brust und betrachtet Niryann. „Damals habe ich dir vielleicht einen Schubs in die richtige Richtung gegeben, aber ich schätze, jetzt, wo es um mehr geht als nur ein gestohlenes Huhn, habe ich wohl nicht allzu viel an Ratschlägen zu bieten." Es ist eine recht nüchterne Feststellung, Dario scheint dieses Eingeständnis nicht besonders zu wurmen.

Er legt einen Arm um Niryann. „Das heißt aber nicht, dass du es ganz allein austüfteln musst. Er nickt in Richtung der Tür. “Du hast Rakon an deiner Seite, das hast du ja selbst gesagt, und Felorion kann dir bestimmt auch helfen, in dem ganzen Schlamassel einen Sinn zu finden." Mit einem selbstironischen Lächeln fügt er hinzu: "Mich rufst du dann, wenn du einen Spürhund brauchst oder wenn ich jemandem in den Hintern beißen soll, klar?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 20. Juli 2011, 12:52:43
Sie lächelt wehmütig. "Dich brauche ich, um mir in den Hintern zu treten und mir zu sagen, dass ich aufhören soll, mich selbst zu bemitleiden - wo ich soviel Schönes um  mich herum habe. Rakon, meine Kinder - und euch alle. Wirst du das tun?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 20. Juli 2011, 17:11:59
„Wozu? Das hast du auch längst ohne mich gemerkt“, antwortet er ungerührt. Er lässt Niryann los und schiebt sie eine Armlänge von sich. „Du weißt genau, was du zu tun hast: Genieß es gefälligst, dass du endlich mal wieder ein bisschen Zeit für deine Familie hast. Also, was stehst du noch hier herum und schwafelst? Mach dich lieber reisefertig.“ Tatsächlich tut er so, als würde er zu einem Tritt ausholen, setzt dann aber den Fuß wieder auf die Erde. Einmal noch schaut er Niryann fest in die Augen und meint. „Ich bleib erstmal hier im Tal und lerne den Mond anzuheulen. Wenn du mich brauchst, lass es mich wissen, dann bin ich da.“
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 21. Juli 2011, 11:46:19
Niryann ergreift seine Hände und drückt sie fest ehe sie sich tatsächlich räuspern muss. "Kiara muss noch ihre auf der Burg verstreuten Sachen zusammenzusuchen, dann werden wir aufbrechen."
Sie zögert, dann tritt noch einmal einen Schritt an Dario heran. "Pass auf dich auf, ja? Mit Darmisch ist nicht zu spaßen."

Sie sieht noch einmal in die Weite des Adlertals und etwas verträumt fügt sie an: "Komisch, nun fällt mir der Abschied doch schwerer als ich eben noch geglaubt habe. Aber wir sehen uns so bald wie möglich wieder, nicht wahr? Und wenn du genug von der Heulerei hast, dann kommst du zu uns auf die Burg, versprochen?"
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Dario am 21. Juli 2011, 17:34:22
In dem Moment wird ihm klar, dass er gerade eine Seite an Niryann sieht, die sie selbst ihren Freunden selten zeigt, und nun ist er selbst ganz verlegen. „Klar, Prinzesschen“, antwortet er, und bevor Niryann sich über die Anrede beschweren kann, überrumpelt er sie, indem er sie in eine Umarmung zieht und fest an sich drückt.

Dann löst er sich auch schon wieder und macht einen halben Schritt in Richtung der Treppe, die vom Wehrgang hinunterführt. „Ich komm nochmal zum Tor, wenn ihr aufbrecht. Muss mich noch von Rakon verabschieden.“ Damit wendet er sich ab und hebt im Weggehen eine Hand zum Gruß, ohne sich aber nochmal umzudrehen.
Titel: Re: Alte und neue Wunden
Beitrag von: Niryann am 21. Juli 2011, 20:49:55
Niryann erwidert seine Umarmung herzlich, sie braucht einen Moment ehe sie ihren gewohnten Tonfall wiedergefunden hat und dann ist Dario schon halb die Treppe hinunter.

"Wir waren Banditen und werden es auch immer auf die ein oder andere Weise bleiben! Und das ist gut so!", ruft sie ihm lachend hinterher. Und leiser, so dass Dario es nicht mehr hören kann: "Banditen mit einem Gewissen und einem großen Herz, auch wenn du das nicht hören willst."

Ihr Blick streift noch einmal den Höhenzug hinter Hohenhorst, dann dreht sie sich um und verläßt ohne einen weiteren Blick zurück den Turm.