Skeyfare

Orfinlir => Law => Thema gestartet von: Chacota am 09. Juni 2009, 19:39:03

Titel: Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 09. Juni 2009, 19:39:03
Es ist die Nacht auf den 24.April; Tevik ist verschwunden, die Verfolgung durch die Chuor ist nicht ohne Spuren an Melville vorbei gegangen. Trotzdem kann er auch nach seiner Wache nicht einschlafen, und seltsamer Weise sind es nicht die Ereignisse des Tages, die ihn so beschäftigen, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Es ist vielmehr ein Gespräch, das er vor der Abreise aus Euth – Anfang März war es, ihm kommt es wie Jahre vor – führte.
Melville hatte sich nach langer Zeit mit Comodo de Rann und Jonas Yadale getroffen, im Grünen Ritter, was vielleicht ein Fehler gewesen war, denn natürlich kam das Gespräch auf Melvilles Lebenswandel und seine früheren Visionen [entschuldige   ;D].
Jonas, der in solchen Dingen kein Blatt vor den Mund nahm, fragte ihn ganz offen und mit jenem, für Fremde hochnäsig wirkenden, Gesichtsausdruck, der seine Überzeugung nur zu deutlich widerspiegelte: „Sag mir, Melville, wie lange willst du denn noch den Hintern von reichen Händlern retten und deine Axt stumpf werden lassen?“
Melville spürte den prüfenden Blick Comodos von der Seite, der sich jedoch nicht zu Wort meldete.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 10. Juni 2009, 07:30:35
Die Frage traf Melville unerwartet. „Meine Axt hat schon mehr Blut zu schmecken bekommen als du denkst“, erwiderte er großspurig, und er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Sofort bedauerte er seine unbedachte Antwort. Nachdem er sich innerlich zur Ruhe ermahnt hatte, versuchte er, möglichst gleichgültig zu klingen. „Und davon abgesehen. Du weißt doch, dass der Orden mich als Knappen abgelehnt hat. Also wieso reden wir überhaupt noch darüber?“ Er konzentrierte sich dabei auf Jonas und vermied es, Comodo anzusehen.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 10. Juni 2009, 13:39:01
"Du weisst, was ich meine. Man muss nicht im Orden sein, um das Gute zu verteidigen . . aber nur für Geld deine Waffe zu benutzen, dafür solltest du dir zu schade sein."
Er lehnt sich zurück und sein Ton ist versöhnlicher: "Ich weiß, dass mein Vater dich als Knappen auserwählt hatte und der Orden ihn davon abhielt. Aber trotzdem fühlt er sich dir verbunden und wenn du es wünschst kann er bestimmt etwas für dich erreichen . ."
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 10. Juni 2009, 18:25:24
Es verwunderte Melville selbst, wie sehr ihn die offensichtliche Geringschätzung in diesem Augenblick traf. Er rief sich ins Bewusstsein, dass er allen Grund hatte, stolz auf seine Ordensmitgliedschaft zu sein und sich Jonas und Comodo gegenüber nicht minderwertig fühlen musste. Und trotzdem… der Lebensweg, den er seinen Freunden vorgaukeln musste, hätte genauso gut Wirklichkeit werden können, und es prickte ihn, dass seine vermeintliche Entscheidung in ihren Augen so wenig galt.

Für einen Augenblick wünschte er sich, ihnen die Wahrheit sagen zu können. Nicht nur, weil er zu gern das Staunen in ihren Augen gesehen hätte, sondern auch, weil er seine Freunde nur ungern anlog, gerade weil sie nur sein Bestes im Sinn hatten. Er seufzte laut und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sollten sie es ruhig so deuten, als habe er es satt, dieses Thema zu diskutieren.

Er überlegte, wie er die beiden am ehesten davon abhalten konnte, weiter auf ihn einzureden. Letztendlich entschloss er sich, den guten alten Euther Stolz vorzuschieben. „Ich weiß, ihr meint es nur gut, aber ich komme auch ohne irgendwelche Gefälligkeiten zurecht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte einen trotzigen Gesichtsausdruck zur Schau. Während er die Reaktion seiner Freunde beobachtete, wurde ihm etwas bewusst. Während man ihm früher jedes Flunkern an der Nasenspitze ansehen konnte, kamen ihm die Lügen von Mal zu Mal leichter über die Lippen. Und er konnte auch nicht verhehlen, dass er trotz seiner Vorbehalte ein bisschen Spaß daran hatte, seine Freunde hinters Licht zu führen.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 10. Juni 2009, 22:50:53
Comodo mischt sich jetzt in das Gespräch ein. "Du musst entschuldigen, wenn wir uns so einmischen, aber du gehörst doch eigentlich zu uns und ich hätte nicht wenig Lust, bei meinem Campeon nachzufragen, ob du nicht erneut um Aufnahme bitten kannst." Er sieht Melville nun direkt in die Augen. "Entweder bist du inzwischen ganz schön abgebrüht oder du bist besser darin geworden, mir was vorzumachen. Er grinst nun. "Erzähl doch ein wenig, was du so bei deinen Aufträgen eigentlich tust."
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 11. Juni 2009, 17:06:48
„Schon gut, ich weiß eure Hilfe zu schätzen, wirklich“, versichert Melville ihnen, und diese Antwort ist  ganz und gar aufrichtig. „Aber ich bin mir sicher, dass der Orden sorgsam abwägt, wen er in seine Reihen aufnimmt. Wenn die Meister zu dem Schluss gekommen sind, dass dieser Weg für mich nicht der richtige ist, dann werden sie auch aufgrund der Fürsprache eines Ritters kaum ihre Meinung ändern.“

Er hält Comodos Blick stand als er sagt „Tatsächlich bin ich inzwischen gar nicht mehr so unglücklich damit, wie die Dinge sich entwickelt haben. Es stimmt ja, man muss kein Ritter sein, um Gutes zu tun. Auch wenn euch meine Arbeit nicht besonders ehrenhaft scheint, kann ich doch von mir behaupten, dass ich nicht nur meine Axt vermiete, sondern dabei auch Menschen beschütze. Wahrscheinlich habe ich auch schon ein, zwei Leben gerettet.“ Er genießt diesen Moment sichtlich und beugt sich vor, um die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu binden. „Ihr wisst doch, dass ich neulich eine Weile auf Reisen war. Ich bin meinen Auftraggebern zur Verschwiegenheit verpflichtet, aber soviel kann ich sagen: Wir waren in Gegenden unterwegs, die man in diesen Zeiten besser nicht ohne bewaffnete Eskorte durchqueren sollte. Eines Nachts wurden wir durch ein markduchdringendes Geheul geweckt. Ein Jagdtrupp der Chuor hatte uns aufgespürt…“ Mit Händen und Füßen beginnt Melville, eine Verfolgungsjagd und einen Kampf zu beschreiben, die nur zum Teil erfunden sind, im wesentlichen aber auf seinen wirklichen Erfahrungen beruhen. Er gibt sich alle Mühe, seine Taten sehr lebhaft zu schildern, aber gleichzeitig, erfahren und abgeklärt zu erscheinen, um Eindruck bei seinen Freunden zu schinden. Am Ende zuckt er die Schultern und meint „Der Kaufmann war jedenfalls heilfroh, dass es Leute gibt, die ihren Schwertarm für Geld zur Verfügung stellen. Also, was ist so falsch daran?“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 11. Juni 2009, 22:28:17
Jonas will auf Melvilles erste Antwort sofort reagieren, aber Comodo hält ihn mit einem Blick zurück. Als Melville von der Verfolgung durch die Chuor erzählt glänzen bald die Augen seiner beiden Zuhörer, ein oder zweimal wirft einer der beiden eine kurze Bestätigung oder Frage ein und am Ende merkt Melville, wie seine Freunde beeindruckt einen Moment lang schweigen.
Jonas, der seit fast zwei Jahren Knappe ist und nur drei Monate älter ist als Melville, lauscht mit unverhohlener Sehnsucht der lebhaften Beschreibung, am Ende seufzt er und murmelt: "Veshna wird mit Freude diesen Kampf beobachtet haben."
Comodo nimmt einen großen Schluck Bier aus seinem Krug, dann sagt er, betont beiläufig: "Und die Gruppe, mit der du dich da umgibst, die begleiten dich doch, oder? Bezahlst du sie? Ich meine die hübsche Naithar, diesen hageren Kerl mit den komischen Augen und den untersetzen Magus." Er beobachtet Melville sehr genau bei dessen Antwort.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 12. Juni 2009, 07:43:30
Bei der Beschreibung muss Melville schmunzeln. „Wir sind schon eine seltsame Truppe, oder? Aber es hat sich eben so ergeben, dass wir gemeinsam von einem Kunden angeheuert wurden. Das hat sehr gut geklappt, und manchmal bekomme ich halt Aufträge, die sogar für einen Spitzenmann wie mich nicht allein zu bewältigen sind.“ Er schlägt Jonas kameradschaftlich auf die Schulter und zwinkert ihm zu, bevor er sich über die Prahlerei  aufregen kann. „Dann heuern wir meist gemeinsam an. Aber sie stehen nicht auf meiner Lohnliste, sondern entscheiden selbst, ob eine Mission es ihnen wert scheint, dafür ihre Haut aufs Spiel zu setzen.“

Er verstummt, und fast scheint es ihm peinlich zu sein, was er noch zu sagen hat. „Aber es ist nicht nur die Arbeit. Wir sind gute Freunde geworden. Auch wenn wir uns noch nicht mal ein ganzes Jahr lang kennen…Wir haben so einiges zusammen erlebt, und das schweißt eben zusammen.“ Aus seiner Stimme lässt sich erkennen, dass hinter diesen einfachen Worten sehr viel mehr steckt, und das wird ihm selbst auch bewusst, so dass er mit einem Ruck versucht, das Gespräch in eine andere Richtung zu bringen.

„Aber jetzt erzählt ihr mir mal, was ihr in der Zwischenzeit so getrieben habt. Wer weiß, vielleicht könnt ihr mich ja doch noch überzeugen, was mit entgeht, wenn ich mich weigere, noch einmal an die Tür des Ordens zu klopfen.“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 13. Juni 2009, 20:28:19
Comodo grinst bei Melvilles Worten und auch Jonas scheint ihm die Aufschneiderei nicht übel zu nehmen. Dann nickt er und er wirkt ernster. „Ich habe es vor drei Jahren auch nicht für möglich gehalten, dass ich jemals mit diesem Babydrachen losziehen würde. Und dann habe ich ihn doch tatsächlich vermisst, als er als Knappe zu Kaja gerufen wurde.“ Er wartet noch einen Moment und gerade als Jonas empört aufbrüllen will sieht er ihn an und ein wenig klingt der Anführer durch als er sagt: „Hast du nicht gehört, ich vermisse dich auf den Missionen.“ Das läßt den jungen Paladin verstummen und er nickt Comodo lediglich zu, weiterzusprechen.
„Von unserer letzten großen Mission zu den Schneeelfen weißt du ja, sie ist inzwischen auch schon ein Jahr her. Danach habe ich zweimal mit Cugh und Kalim [seine Freunde aus dem Orden] einen großen Trupp Ritter begleitet, die die Grenze im Westen im Auge behalten sollten, aber bis auf ein paar kleinere Scharmützel mit dem einen oder anderen Jagdtrupp ist nichts passiert. Ich glaube, ich bin gar nicht dazu gekommen, eines meiner Schwerter zu ziehen. Du siehst, es sind auch im Orden nicht immer Heldentaten, die wie vollbringen, manchmal ist auch einfach notwendig, dass es ein Ritter einfach übernimmt.“
Obwohl das Wort ‚Ritter’ ihm einfach über die Lippen kommt, merkt Melville doch sehr deutlich, welche Bedeutung sein Freund diesem Wort beimisst. „Aber im Sommer, du warst gerade unterwegs, kam ein Hilferuf und so kam es, dass ich mit Rado Perda, er ist 10 Jahre älter als ich und eher ein Einzelgänger, loszog. Wir haben“, er räuspert sich und zum ersten Mal wirkt er verlegen, „wir haben ein kleines Dorf von einem Gruppe Dämonenbeschwörer befreit.“ Seine Augen glänzen.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 14. Juni 2009, 15:27:49
Nur einen kurzen Augenblick Zögern. „Ehrlich? Dämonenbeschwörer?“ fragt er und klingt schwer beeindruckt. „Das klingt wirklich nach einer Heldentat. Ich hab kein Problem mit dem Gedanken, mich gegen irgendwelche Wegelagerer zu wehren, oder gegen Chuor, aber sobald es um Magie, Rituale, Dämonen und sowas geht, läuft es mir kalt den Rücken herunter.“ Er beobachtet  Comodos genau, als er das sagt.

Aber dann fragt er gleich weiter. „Wie habt ihr sie aufgespürt? Und wie ist es euch gelungen, sie unschädlich zu machen? Darfst du überhaupt darüber reden, oder ist das geheim?“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 15. Juni 2009, 19:21:14
Comodo scheint in Gedanken bei seinem Abenteuer zu sein, zumindest zeigt er keinerlei Anzeichen, Melvilles Ablehnung anzuzweifeln. „Ich denke nicht, dass es hier ein Geheimnis zu wahren gilt, warum auch.“ Nun sieht er Melville doch prüfend an, spricht dann aber weiter.
„Es gab Berichte von geflohenen Dörflern, von daher war es nicht schwer, ihre Spur aufzunehmen. Seltsam war eigentlich nur, dass sie ihre Aktivitäten gar nicht verheimlichten, sie schienen unsere Ankunft zu akzeptieren, ja fast zu erwarten. Es war letztendlich nichts als ein Kampf, in den sich auch kein Dämon einmischte und den wir knapp, aber dann doch gewannen. Wir haben weder herausgefunden, was sie in diesem Dorf suchten, noch haben die Dorfbewohner uns helfen können. Unserer Meinung nach gehörten sie den Beschwörern nicht an und sie waren mehr als glücklich, dass wir sie von diesen drei Unterdrückern befreiten.“ Er räuspert sich, dann fügt er hinzu. „ Es war ein Auftrag, der Rado als auch mich irgendwie unbefriedigt zurückließ, denn ich habe noch heute das Gefühl, sie hatten bereits erreicht, weshalb sie kamen.
Na, wie auch immer,“ und er macht eine abwehrende Handbewegung, „man kann das Böse nicht an seiner Wurzel ausrotten und wir haben den Dörflern vielleicht einen schrecklichen Tod erspart.“ Er nimmt einen großen Schluck aus seinem Humpen, dann fragt er und scheint wieder aus seiner nachdenklichen Stimmung zu erwachen. „Dämonen sind euch also noch nicht untergekommen?“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 16. Juni 2009, 17:29:37
An Comodos Blick kann Melville sofort erkennen, dass es ihm dieses Mal nicht gelungen ist, seine Reaktion zu verbergen. Trotzdem ist er nicht bereit, sich offen dazu zu äußern. „Ich habe Gerüchte gehört, im Winter, als ich in den drei Tälern unterwegs war.“ sagt er knapp und macht eine bedeutungsschwangere Pause.

[Ich gehe mal davon aus, dass alles, was Belleza weiß, auch Comodo bekannt ist. Zumindest dass Melville in den Tälern unterwegs war, und dass er die Vorwürfe gegen Lineus entkräften konnte, oder?]

„Aber ich lege auch nicht viel Wert darauf, einem zu begegnen.“ Er bemüht sich, die Assoziationen abzuschütteln, die bei diesem Thema unwillkürlich in ihm hochsteigen und versucht, Leichtigkeit in seine Stimme zu bringen: „Stellt euch das nur mal vor, das wäre eine Katastrophe. Wenn so ein Dämon mich in Versuchung führen würde, vom rechten Pfad abzuweichen, hätte er mich wahrscheinlich in fünf Minuten überredet.“ Er grinst die beiden an. „Ihr wisst doch, welche Schwierigkeiten ich habe, mich anständig zu betragen. Nein danke, die Dämonen überlasse ich lieber euch rechtschaffenen Rittern.“

Forschend schaut er seine Kumpels an. „Hattet ihr eigentlich schonmal Probleme damit? Immer und überall dem Ethos zu folgen, in jedem Fall das Richtige zu tun? Solange ich in Euth in der Kampfschule gewesen bin, habe ich mir darüber nie viele Gedanken gemacht. Aber seit ich in Lohn und Brot stehe, gab es doch des öfteren Situationen, in denen ich als Ritter wahrscheinlich schon in Gewissenskonflikte gekommen wäre.“ Er ist nicht sicher, wie klug es ist, dem Gespräch diese Richtung zu geben, aber er brennt vor Neugier, sich mit seinen Freunden darüber zu unterhalten.

Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 17. Juni 2009, 13:49:35
Melvilles Andeutung, er habe mit Dämonen keine Erfahrungen quittiert Comodo mit einem Blick, der sehr deutlich zeigt, was er von der Aussage hält.
Er widerspricht Melville jedoch nicht, sondern meint spottend: „Oh ja, ich habe deine Worte noch in den Ohren . . . ‚nie werde ich mich diesen lächerlichen Regeln und Ordenszwängen unterwerfen’. Und kaum ein halbes Jahr später warst du der fleissigste und begabteste Schüler bei Luganas.“ Er wirft einen Zustimmung suchenden Blick zu Jonas hinüber, der ebenfalls grinst und hinzufügt: „Rittertum und Ehrenhaftigkeit färben nun einmal ab, es ist also noch nicht alles verloren.“ Am Ende schwingt bei Jonas wieder der Pathos mit, der ihn so unverwechselbar macht; Comodo verdreht die Augen, prostet dem Freund aber zu.
Als Melville das Gespräch nun auf Gewissensentscheidungen lenkt werden seine beiden Freunde plötzlich still bis Comodo sich räuspert und nach einem kurzen Blickwechsel mit Jonas sagt: „Wir haben die Erfahrung machen müssen, dass Ritter nicht gefeit sind gegen die Zweifel und Unsicherheiten, ob eine Entscheidung dem Kodex des Ordens entspricht. Veshna hilft uns Kriegern da nicht weiter, nicht wahr?“ Sein Lächeln eher gequält. „Vielleicht erinnerst du dich noch, fast drei Jahre ist es her, da sind wir im Auftrag der Dame de Concesco nach Zur gereist, um den Ursprung eines verfluchten Schwertes zu ergründen. Na, wir haben es damals geschafft, den Erschaffer der Waffen zu töten, doch nur mit Hilfe seiner abgrundtief bösen Gattin, mit der wir einen Nichtangriffspakt aushandelten. Du kannst dir vorstellen, wie oft ich daran denken muss, dass sie einen Vertrag mit meinem Namen in den Händen hält – vielleicht gerade jetzt, in diesem Moment – in dem ich schwöre, sie nicht anzugreifen.“
Er schüttelt den Kopf, wie um den Gedanken loszuwerden. „Nein, solche Dinge widerfahren Rittern wie Söldnern und man kann sie nur nach bestem Wissen entscheiden." Dann fügt er rasch hinzu. "Frag mich bitte nicht, ob ich mich an mein Wort gebunden fühlen würde, würde sie hier und heute vor mir stehen." Seine Augen blitzen nun.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 17. Juni 2009, 16:29:54
Obwohl das Lob Comodos Melville in Verlegenheit bringt und seine Ohren feuerrot werden, strahlt er förmlich vor Stolz. Schnell wird er aber ernst und hört gebannt zu, wie seine Freunde ihre Erfahrungen berichten, die seinen eigenen so ähnlich sind.

„Das kann einen ganz schön ins Grübeln bringen, oder? Ich meine, du bist erst seit kurzem ein Ritter, Jonas sogar erst Knappe, und schon wart ihr gezwungen, dem Ethos entgegen zu handeln, um dadurch Schlimmeres zu verhindern. Wie oft wird euch das wohl in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren noch passieren?“

Melville beugt sich vor und unterstreicht seinen Standpunkt mit lebhaften Gesten. „Also welche Bedeutung erhalten die Ordensregeln damit? Sieht man sie nur als Richtlinien an, die man so gut wie möglich zu erfüllen versucht? Aber das ist es doch nicht, was der Orden vorgibt. Schließlich heißt es klipp und klar Der Ritter ist an sein Ehrenwort gebunden und nicht Der Ritter soll sich bemühen, sein Wort zu halten oder Der Ritter sollte möglichst nicht wortbrüchig werden.  Stünde es euch offen, nach Lust und Laune zu entscheiden, ob ihr den Vorschriften folgt oder nicht,  dann wären sie doch wertlos. Andererseits scheint es aber auch kaum möglich zu sein, den Befehlen des Ordens zu folgen und gleichzeitig alle Regeln zu beachten.“

Schwer hängen diese Worte im Raum. Er schüttelt den Kopf. „Manchmal macht das alles keinen Sinn für mich. Aber vielleicht bin ich  auch einfach nur zu töricht, um das zu begreifen.“ In seinen Worten schwingt eine Aufforderung mit, fast als wünschte er sich, dass Jonas und Comodo ihm widersprechen. 
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 18. Juni 2009, 20:11:27
Dieses Mal ist es Jonas, der antwortet: „Ich bin nicht nur Ritter im Orden, ich bin von Veshna auserwählt, ich bin Paladin und so an noch engere Gesetze gebunden als durch das Rittertum.“ Er schweigt einen Augenblick, dann fährt er fort, mit etwas weniger Inbrunst. „Doch das ist auch mein Anker; Veshna verzeiht, wenn man seine Gesetze übertritt und dafür Buße tut. Ja, auch ich habe schon Buße getan, aber Veshna hat mich nicht verstoßen, denn er sah, in welcher Not ich seine Gebote übertrat und welchem Ziel mein Fehlhandeln diente.“ Nun grinst er. „Und mit Kaja habe ich einen Ritter, die schon altgedient ist und was sie mir erzählt  . . . nun, ich darf nicht zuviel verraten, aber es scheint, als würden viele Ritter die Ordensregeln tatsächlich als Richtlinien interpretieren. Andere hingegen würden eher Euth vernichtet sehen als ihr Wort einem Chuor gegenüber zu brechen.“ Er überlegt, dann fügt er abschließend hinzu. „Für mich scheint es ein Kampf zu sein, den jeder Ritter mit seinem Gewissen auszufechten hat.“

Ein Moment des Schweigens liegt auf der kleinen Runde, dann erklingt Comodos Stimme: „Ich bin eher pragmatisch in meiner Auslegung der Regeln, das weißt du ja, schon auf der Kampfschule habe ich für einen guten Trick die Regeln mal sausen lassen. Manchmal wünschte ich mir auch, meine Knappenzeit wäre etwas länger gewesen und ich könnte von den Erfahrungen der alten Ritter provitieren [Melville weiss, dass Comodos Ritter als einer der ersten im Chuorkrieg gefallen ist]. Tja, und wenn ich nicht mehr ein- noch ausweiss, dann hilft mir Cuvxanas Rat. Die Götter und der Stab bestimmen letztendlich die Regeln unseres Ordens und wenn sie mich nicht verurteilen, dann kann ich es schlecht tun.“ Nun lächelt er.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 19. Juni 2009, 20:16:41
Mit großen Augen Melville die Sichtweise seiner Freunde zur Kenntnis. Diese Aussagen hatte er so nicht erwartet. Nachdenklich sagt er: „Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater mir je erzählt hat, dass er auch schon einmal gezwungen war, gegen das Ethos zu handeln. Aber kein Wunder, er hat vier Kinder, denen er Moral und Anstand vermitteln will, und für die er ein Vorbild sein muss.“  Nachdem er diesen Schluss eher für sich selbst gezogen hat, spricht er nun wieder Comodo und Jonas an. „Schwer genug, sich selbst einen Fehltritt einzugestehen. Ich finde es mutig von euch, es auch noch anderen gegenüber zu tun.“

„Ich wünschte, ich könnte mit derselben Zuversicht auf die Gnade der Götter vertrauen wie ihr“, offenbart er ihnen, und in seiner Stimme liegt fast so etwas wie Sehnsucht. „Ihr scheint euch so sicher. Wie könnt ihr wissen, wie die Götter über eure Taten urteilen?“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 21. Juni 2009, 18:19:32
Jonas wirkt tatsächlich etwas verlegen, aber Comodo zuckt mit den Achseln und erwidert: "Jeder macht Fehler ist meine Devise, wenn ich mir noch den Kopf darüber zerbrechen müßte, wer von meinen Taten alles Kenntnis besitzt, bei den Göttern, ich könnte wohl keine Nacht ruhig schlafen." Die letzten Worte mit einem Zwinkern gesprochen kneift er dann die Augen zusammen und fixiert Melville.
"So, und ehe ich noch mehr Geheimnisse ausplaudere will ich wissen, und zwar hier, jetzt und auf der Stelle, wie du auf die Idee kommst, die Götter könnten dich nicht mit Wohlwollen betrachten? Was hast du getan, von dem du glaubst, die Götter würden es verurteilen? Und wenn ja, warum gehst du nicht beichten?" Er beugt sich vor um Melvilles Miene besser studieren zu können, seine blauen Augen lassen Melville nicht los.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 22. Juni 2009, 12:25:22
Unruhig rutscht Melville auf der Bank hin und her, unfähig den Blickkontakt abzubrechen. „Ich bin euch über meine Taten keine Rechenschaft schuldig“, sagt er gereizt und funkelt Comodo wütend an. Gleich ärgert er sich aber über seine unbeherrschte Reaktion, atmet tief durch und versucht sie zu entschärfen. „Ihr dürft mir nicht übelnehmen, dass ich euch nicht einweihen kann. Ich würde nicht zögern, euch ins Vertrauen zu ziehen, es ist nur so, dass ich anderen Personen gegenüber zum Stillschweigen verpflichtet bin.“

Noch einmal sucht er nach den richtigen Worten, um sein Dilemma zu erklären: „Worum es mir geht, ist folgendes: Die Beichte ist der richtige Weg, wenn ich aus Schwäche einen Fehler gemacht habe und ihn bereue. Bin ich zum Beispiel mutterseelenallein in der Wildnis unterwegs und sehe, wie ein Reisender von Räubern überfallen wird, dann bin ich in der Pflicht, ihm zu helfen. Wenn mir dazu der Mut fehlt und ich mich verstecke statt einzugreifen, dann würde ich diese Schwäche hinterher sicher bereuen. Ich könnte in den Tempel gehen, meinen Fehler eingestehen und mir vornehmen, es das nächste Mal besser zu machen.“

Er sieht nun eindringlich seine Freunde an. „Ihr habt mir aber gerade eine Begebenheit berichtet, in der ihr zwar eine Entscheidung treffen musstet, die nur schwer mit eurem Gewissen zu vereinbaren war, die ihr aber in derselben Situation genau so wieder treffen würdet. Wie kann man also seinen Gott um Verzeihung bitten, in dem Wissen, dass man  diese Tat jederzeit wieder begehen würde? Man kann vielleicht aufgrund der Umstände trotzdem auf Vergebung hoffen, aber man wird darüber nie Gewissheit haben.“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 23. Juni 2009, 22:06:33
Jonas hat Mühe, Melville aussprechen zu lassen, doch als er dann anhebt wirft Comodo ihm einen Blick zu, der ihn verstummen läßt; der junge Paladin rutscht zwar unruhig auf seinem Stuhl hin und her, doch wartet er ruhig Comodos Worte ab. Der wirkt erstaunlich gelassen nach Melvilles Ausbruch, er hebt beruhigend die Hand und meint: „Natürlich haben wir kein Recht, etwas über dein Tun zu erfahren, verzeih. Nur mache ich mir inzwischen fast Sorgen, so voller Zweifel kenne ich dich nicht und da wir beide in letzter Zeit viel erlebt haben dachte ich, es sei ein besonderes Ereignis, das dich in einen solchen Zwiespalt gebracht hat.“
Er wartet kurz, ob Meville etwas einzuwenden hat, dann spricht er weiter, etwas nachdrücklicher. „Die Götter verlangen nichts von mir, was ausserhalb meines Könnens liegt, bin ich ein blinder Mann, so würden die Götter mir doch jedes Mal verzeihen, wenn ich mich nicht vor dem Hohepriester der Amabea verneige, schreitet er an mir vorbei. Habe ich Angst vor der Dunkelheit, so wissen sie, dass ich ein schlechter Wachposten bin. Nur wenn eine Tat in dem Rahmen meiner Möglichkeiten liegt und ich aus Eigennutz meine Fähigkeiten brach liegen lasse, wird auch keine Buße meine Seele reinigen.“ Er holt Luft, sieht mit einem fast liebevollen Seitenblick kurz zu Jonas ehe er fortfährt:
„Nicht jeder von uns hat einen solch direkte Verbindung mit seiner Gottheit wie ein Paladin, und doch bin ich der festen Überzeugung, ich würde es spüren, würden die Götter mit mir unzufrieden sein. Nenn mich einfältig, aber so einfach sehe ich die Welt.“ Er neigt den Kopf, jedoch nicht spöttisch, sondern in tiefem Ernst.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 24. Juni 2009, 17:04:01
Zitat
(…)
Nur mache ich mir inzwischen fast Sorgen, so voller Zweifel kenne ich dich nicht und da wir beide in letzter Zeit viel erlebt haben dachte ich, es sei ein besonderes Ereignis, das dich in einen solchen Zwiespalt gebracht hat.

Melville zuckt nur die Schultern. „Es ist keine Kunst, in seinen Glauben zu vertrauen, solange man mit einer Übungswaffe in der Kampfschule steht. Aber seitdem hatte ich schon manches Mal Entscheidungen zu treffen, die schwerwiegende Konsequenzen haben können, und ich bin mir oft unsicher, ob ich auch das Richtige tue.“

Zitat
(…)
Nenn mich einfältig, aber so einfach sehe ich die Welt.“ Er neigt den Kopf, jedoch nicht spöttisch, sondern in tiefem Ernst.

Nachdem Comodo so mitreißend seine Anschauung vertreten hat, kommen Melville seine eigenen Zweifel plötzlich lächerlich vor. Obwohl er seine eigene Situation als ganz besondere Herausforderung ansieht, hat er angesichts der fast grenzenlosen Zuversicht seines Freundes keinen Zweifel daran, dass der sich an seiner Stelle trotzdem seinen unerschütterlichen Glauben bewahren würde. Unschlüssig, was er nun sagen soll, zögert er seine Antwort hinaus, indem er einen Schluck trinkt, und ganz leise murmelt er in seinen Becher „Wenn ihr da mal nicht aufs falsche Pferd gesetzt habt.“ Er bildet sich plötzlich ein, als Reaktion auf seine  Bemerkung würde das Flammensymbol in seiner Hand pulsieren. Schnell zieht er die Hand vom Tisch und täuscht vor, sich am Bein zu kratzen, um sie unter der Platte zu verstecken.
 
„Vielleicht ist es die einzig richtige Sichtweise“, räumt er schließlich ein. „Ich bewundere dich für deinen starken Glauben.“ Dann wendet er sich Jonas zu. „Und an deinem habe ich sowieso nie gezweifelt. Der Orden kann froh sein, dich jetzt auch in seinen Reihen zu haben.“ Er hebt den Becher und prostet den beiden zu.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 25. Juni 2009, 15:14:44
Noch immer ist dort der zweifelnd forschende Blick von Comodo, doch auch er hebt seinen Becher und die drei Freunde stoßen an.

Nach einem großen Schluck greift Comodo das Thema noch einmal auf: „Du warst bis jetzt ein Anhänger Veshnas, doch Veshna hat wenig über für Rechtschaffenheit im Kampf und die Zweifel danach. Willst du nicht einfach im Tempel zu einem der Schreine gehen, die sich mehr mit der Seele beschäftigen?“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 25. Juni 2009, 19:05:41
Melville wendet sich Jonas zu und flüstert verschwörerisch: „Will er mir damit sagen, ich sollte mal im Elanita-Tempel vorbeischauen und prüfen lassen, ob in meinem Oberstübchen noch alles in Ordnung ist?“ Dabei tippt er sich mit dem Finger an die Stirn und verdreht die Augen zu einem irren Blick.

Dann lässt er einen tiefen Seufzer hören und hebt beschwichtigend die Hände. „Schon gut, ich weiß, was du meinst, und es ist bestimmt kein schlechter Rat. Aber ich glaube nicht, dass er für mich richtig ist. Es ist ja nicht so, dass ich noch nie bei Cuxvana Rat gesucht hätte, oder Asha, oder sonstwo, aber... ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll...irgendwie fühle ich mich dort fehl am Platz. Die Priester sind ja sehr hilfsbereit, aber es ist, als wenn sie eine komplett andere Sprache sprechen als ich. Dieses ganze Gerede von  Kontemplation, Erleuchtung, Einklang mit sich selbst – das liegt mir einfach nicht. Ich habe ja schon Schwierigkeiten, mich länger als ein paar Minuten ins Gebet zu versenken. Meinen Glauben lebe ich eben eher durch Taten als durch weise Gedanken.“

Abwehrend schüttelt er den Kopf. „Nein nein, selbst wenn Cuxvana höchstpersönlich hier erscheinen und mir einen Rat geben würde, könnte ich ihn wahrscheinlich nicht richtig deuten. Veshna ist da schon ganz richtig für mich, auch wenn seine Priester mir vielleicht in meiner Sache nicht weiterhelfen können.“ Er winkt ab. „Lass gut sein. Ich denke wahrscheinlich einfach nur viel zu viel nach. Und jeder der mich kennt, weiß, dass aus meinem Hirn selten ein schlauer Gedanke entspringt. Lieber werde ich zukünftig versuchen, ohne viel Grübeln das zu tun, was mir richtig scheint und das Beste zu hoffen.“ Er setzt ein tapferes Lächeln auf und macht Anstalten aufzustehen. „Was ist, wollt ihr den ganzen Abend weiterquatschen oder soll ich den Wirt fragen, ob er ein paar Würfel für uns hat, damit ich euch ein bisschen Geld aus der Tasche ziehen kann?“
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 25. Juni 2009, 21:06:39
Jonas flüstert zurück: „Oder Eshana.“ Und er wird tatsächlich rot bei dem Namen der Göttin.

Comodo klopft Melville grinsend auf die Schulter, es ist unschwer zu sehen, dass er über die Wendung des Gespräches erleichtert ist. „Na, das ist Melville, wie ich ihn kenne, nicht lange fackeln und wanken, handeln. Was hilft es einem mitten im Kampf mit Cuvxanas Weisheit gesegnet zu werden, die einem sagt ‚hätte ich diese Herausforderung nur nie ausgesprochen!’“, er lacht, dann hält er ihn am Ärmel fest.
„Aber bei allen guten Göttern, bitte nicht die Würfel von Dueno, sie sind gezinkt, dass einem die Tränen kommen.“ Mit einer Kopfbewegung zu Jonas. „Los, ich weiss, dass du deine in der Tasche hast, du spielst schon die ganze Zeit mit ihnen. Und sie sind nicht gezinkt.“ Comodo lacht wieder. „Eines weiss man bei einem Paladin. Also los, Schocken oder Chikago?"
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 27. Juni 2009, 07:46:49
Bei der Erinnerung an das Würfelspiel schleicht sich ein breites Grinsen auf Melvilles Gesicht. Das Glück war an diesem Abend nicht auf seiner Seite gewesen, oder vielleicht lag es auch daran, dass er seine Gedanken nach dem tiefschürfenden Gespräch nicht so recht auf das Spiel richten konnte. Obwohl er eine Runde nach der anderen verlor, hatte er einen Mordsspaß gehabt, und im Rückblick auf die letzten Wochen und Monate kam ihm ein so unbeschwertes Vergnügen wie ein Abend im Paradies vor.

Er wirft die Decke zur Seite, in der er sich seit einer Stunde hin- und hergewälzt hatte und sucht sich ein paar Schritte abseits vom Lager einen Platz, der nicht von Bäumen überschattet ist und freie Sicht auf die Sterne gewährt. Dort kniet er sich nieder, versucht seine durcheinander wirbelnden Gedanken zu beruhigen und vertieft sich ins Gebet.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 30. Juni 2009, 12:56:48
Melville beginnt mit den klassichen Worten, der Bitte an Veshna um die Kraft und den Mut den Feind in einem Kampf, der Veshnas würdig ist, zu besiegen.
Doch schon nach der ersten Bittformel spürt Melville, wie sich in seinem Kopf neue Worte bilden: 'VESHNA   bis ich sagen kann   meine Aufgabe ist vollendet und   ich meine Last nicht mehr tragen muss   VESHNA   dann, wenn es Zeit ist zu gehen,    wenn die letzte Schlacht geschlagen ist      einen gerechten Tod.'
Die Konzentration auf Veshna ist zerstört und noch während er Luft holt drängen sich neue Worte in seinen Geist: 'Herrin über alle Kräfte   mit denen ich das Feuer in meiner Seele    zu löschen versuche   Lass mich den richtigen Weg finden   den langen Weg, der zur Erlösung führt   und mich aufgehen in meiner Aufgabe . . .’
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 30. Juni 2009, 17:47:06
Gerade war es ihm gelungen, die Augen zu schließen, sich zu entspannen, und mit den vertrauten Worten seine Gedanken zu beruhigen. Als sich plötzlich eine fremde Präsenz in sein Bewusstsein drängt, setzt sein Herz einen Schlag lang aus, er japst mit einem krampfhaften Atemzug nach Luft und reißt die Augen auf. Für eine Sekunde ergreift ihn Panik, und seine Reflexe gebieten ihm, gegen die fremde Einflussnahme anzukämpfen.

Sofort besinnt er sich aber auf die gewaltige Macht, die er hinter diesen Worten spüren kann, und all seine Versuche, sich diesem Willen zu entziehen, kommen ihm nun lächerlich vor. Dennoch zittert er am ganzen Körper, als er sich in sein Schicksal fügt und seinen Geist weit öffnet.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Chacota am 01. Juli 2009, 11:30:21
Melville spürt, wie sein Ashasymbol sanft zu pulsieren beginnt und in diesem Rhythmus läßt sein Zittern nach und er spürt eine seltene Sicherheit, ja Geborgenheit als weitere Worte seinen Geist durchströmen: ‚Hilf mir zu erkennen    dass ich meinen Weg gehen muss    um zu dir zu gelangen . . . Bis ich sagen kann   ich bin zum Ende gekommen   auch wenn das Ende nicht sanft    und die Ehre vergebens war . . .’
Dann läßt der Strom nach und Melville ist wieder Herr seiner Gedanken, nur ganz leise, so dass er sich anstrengen muss sie zu hören, wispert noch eine Strophe nach: ‚Dass ich dereinst       am Beginn der Einsicht    erkenne, dass mir vergeben wurde    ich erlöst bin und sehe       dass der Weg ein Ende hat.’
Trotz der Melancholie und Endgültigkeit der Worte geben ihm ihr steter Rhythmus und die Wärme, die sich in seiner Hand ausbreitet, das Gefühl im Licht einer unendlich gütigen Kraft zu stehen.
Titel: Re:Gespräche unter Rittern - für Melville
Beitrag von: Makkharezz am 01. Juli 2009, 21:15:55
Überwältigt von diesen Empfindungen ist Melville nicht in der Lage zu irgendeiner Reaktion. Er lässt sich einfach von dem berauschenden Gefühl tragen, geht ganz darin auf und nimmt nichts anderes wahr. Nach und nach klingt ganz langsam die Ekstase ab, erst jetzt hört er wieder die Geräusche des Waldes, wird sich wieder des Bodens unter seinen Knien bewusst, und der kalten Nachtluft auf seinem Gesicht. Als er schließlich wieder ganz ins Hier und Jetzt zurückgekehrt ist, vermag er nicht zu sagen, ob ihm nur einen kurzen Moment oder eine ganze Ewigkeit lang der Segen der Göttin zuteil geworden ist.

Ihn erfüllt ein Hochgefühl, das er seit seinem Ritterschlag nicht mehr gespürt hat, und voller Energie und Selbstvertrauen erhebt er sich. Während er ganz langsam zum Lagerplatz zurückschlendert, geht ihm noch einmal das Gespräch mit Jonas und Comodo durch den Kopf, und mit einem Mal trifft ihn die Erkenntnis, dass Asha tatsächlich um seinetwillen zu ihm gesprochen haben muss, um seine Zweifel zu zerstreuen und ihm ein Zeichen ihres Wohlwollens zu geben. Fast schämt er sich für solch  anmaßende Gedanken, aber er kann auch keine andere Erklärung für dieses Erlebnis finden.  

Er erreicht die Baumgruppe, wo Leila tief und fest schläft und Peregil während seiner Wache in seinem Spruchbuch blättert. Schweigend lächelt Melville seinen Freund an, setzt sich auf einen Findling und streckt die Beine aus, denn an Schlaf ist nicht zu denken. Statt dessen schaut er in den Himmel und genießt diese besondere Nacht.