Skeyfare

Orfinlir => Law => Thema gestartet von: Chacota am 20. Mai 2011, 21:50:46

Titel: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 20. Mai 2011, 21:50:46
Der Schnee liegt noch in manshohen Bergen in den Gassen von Euth, doch die langen Eiszapfen, die an den Dachüberhängen der großen Häuser sitzen, tauen an diesem Tag in der Sonne und das Geräusch der fallenden Wassertropfen gibt eine erste Hoffnung auf den Frühling.

Die letzten drei Monate sind geruhsam verlaufen, zum ersten Mal seit fast zwei Jahren hat Melville das Gefühl, in seiner Geburtsstadt wieder heimisch zu sein; doch hat der ausnehmend harte Winter ihm wieder einmal die Schattenseiten der Stadt gezeigt, denn an manchen Tagen mussten alle Kamine im Haus mit so viel Holz gefüttert werden, so dass alle Familienmitglieder zum Holz hacken herangezogen worden waren.

Vielleicht ist Melville auch deswegen etwas erleichtert als er an diesem Abend eine Nachricht des Baumeisters vorfindet, in der er gebeten wird am nächsten Morgen in dessen Büro in der Allee der Götter zu erscheinen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 21. Mai 2011, 16:13:45
In der Ahnung, dass es mit der Ruhe bald vorbei sein könnte, genießt Melville noch einen faulen Abend vor dem Kamin. Allerdings ist auch seinen Geschwistern und Frent anzumerken, dass der Frühling bevorsteht und der Winter sie viel zu lange ans Haus gefesselt hat. Sie toben durch die Zimmer wie eine ganze Pferdeherde und zanken sich lautstark um Kleinigkeiten, bis seine Mutter die Nerven verliert und die Kinder in ihre Zimmer scheucht.

Auch Melville spürt eine gewisse Aufbruchstimmung, und doch ist er froh über die letzten Monate, in denen er viel Zeit für seine Familie und Freunde gehabt hat. Natürlich auch für Sarana… Obwohl er sie erst gestern gesehen hat, vermisst er sie schon wieder. Fast ist es ihm unheimlich, wie sehr sie in der kurzen Zeit Teil seines Lebens geworden ist.

Das erste Abendessen bei ihren Eltern hat er längst hinter sich gebracht, wenn auch mit schweißnassen Händen und zu viel nervösem Geplapper. Trotzdem hatte Sarana ihn gelobt, was er ihr hoch angerechnet hatte. Vor allem, nachdem sie vorher im Hause Bonacieux die Gunst seiner Familie mit ihrer offenen und natürlichen Art so mühelos erobert hatte, dass Melville vor Stolz fast geplatzt wäre.

Die mehr oder weniger direkten Fragen seiner Eltern, wie ernst es mit den beiden sei, hat er bisher mit einer stoischen Gelassenheit ignoriert. Ihm reicht es, dass er glücklich ist, und er will einfach nur jeden Tag genießen, denn seine Aufgaben werden ihn wahrscheinlich schon bald wieder ganz in Anspruch nehmen.

Neugierig ist er schon, was der Baumeister mit ihm zu besprechen hat, daher geht er am nächsten Morgen mit federnden Schritten die Allee der Götter entlang. Erst als er an seinem Ziel angekommen ist, verliert er seinen Schwung. Im Nachhinein kommt es ihm tollkühn vor, dass er so vehement Forderungen für seine weitere Ordenstätigkeit gestellt hat, und er ist sich nicht sicher, ob sein Campeon ihm diese Anmaßung vielleicht noch übel nimmt. Daher betritt er das Amtszimmer zögernd und grüßt höflich und zurückhaltend, auch wenn er sich zwingt, dem durchdringenden Blick seines Befehlshabers standzuhalten.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 22. Mai 2011, 19:50:29
Die Miene des Baumeisters undurchschaubar, umso erfreulicher ist der Anblick der anderen anwesenden Person: Jonas Yadale, seit drei Monaten aus dem Knappendienst entlassen und nunmehr in Gnaden von Veshna gesegneter Paladin und mehr als erpicht darauf, die Stadt endlich zu verlassen. Melville hat ihn vor zwei Wochen im Grünen Ritter getroffen und dort die Neuigkeiten bereits gehört.
Der andere Mann im Raum ist um einiges älter, vielleicht Mitte dreissig, nicht ganz so groß wie Melville oder Jonas, aber mit dem Körper eines wahren Kämpfers. Auch er trägt offen das Amulett Veshnas über dem Hemd und seine dunklen Augen mustern Melville als er eintritt.

„Melville de Bonacieux; Direto Teabar und Jonas Yadale.” Der Baumeister deutet auf seine beiden Gäste, wartet kurz die knappe Begrüßung Diretos ab und deutet dann auf den letzten freien Stuhl.
Seit Melvilles letzten Besuch scheint sich Prokions Arbeitszimmer noch mehr gefüllt zu haben, in manchen Ecken ähnelt es mehr dem Zimmer Ascabars, doch scheinen die Stapel dem Meister der Baumeister keinerlei Beachtung wert.
„Ich habe Campeon Inruen* um Unterstützung gebeten und er hat zwei seiner Ritter mit dieser Mission beauftragt. Es geht um den Austausch zweier Spione; leider ist unser Informant in Xpoch in eine Falle getappt und von der Hand aufgegriffen worden, doch haben wir seit einigen Wochen einen Xpocher Spion in unserem Gefängnis und da wir alle Informationen von ihm bekommen haben, die er besitzt können wir ihn ohne Weiteres entbehren und zumindest versuchen, einen Handel mit Xpoch einzugehen.“ Er blickt fragend in die Runde.

* der neue Meister des Wandernden Zweiges
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 22. Mai 2011, 23:02:12
Bevor er vorprescht, wartet Melville kurz ab. Erst als die beiden anderen zurückhaltend bleiben, ergreift er das Wort. "Ich hatte über den Winter nur wenig Kundschaft, insofern wäre ich froh über einen Auftrag des Ordens. Allerdings bitte ich Euch, mir noch einige Informationen zu geben, bevor ich zusage."

Nun klingt eine Spannung aus seiner Stimme, die nicht gespielt ist. "Ich habe einiges über Handritter gehört, und wenn all das stimmt, habe einen gehörigen Respekt vor ihren Fähigkeiten. Darf ich annehmen, dass wir uns irgendwo auf halber Strecke mit ihnen treffen, wo wir uns zumindest unter gleichen Bedingungen gegenübertreten?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. Mai 2011, 15:58:16
Der Baumeister sieht Melville an und dieser meint für einen Augenblick in dessen Augen Sympathie blitzen zu sehen, doch seiner Stimme ist keinerlei Emotion anzumerken. „Ich habe Euch ausgewählt, da Ihr sowohl mit den Chuor als auch in Xpoch Erfahrungen gesammelt habt, die bei dieser Mission von Vorteil sein werden. Als Treffpunkt ist ein verlassenes Kloster im Chuorgebiet vorgeschlagen worden und ich bin geneigt, diesem zuzustimmen. Und ja, mit den Handrittern ist nicht zu scherzen und ich fürchte, dass zumindest einer der ihren zu diesem Austausch erscheinen wird.“

Er blickt nun die beiden offiziellen Ritter an. „Es geht hier nicht um irgendeine Ritterehre, oberste Priorität hat die Rettung unseres Ordensmitglieds, der unverschuldet in die Hände des Handordens geraten ist, sein Name ist Divian Visillo. Im Gegenzug werdet Ihr so unverletzt wie nur möglich den Spion der Xpocher gegen ihn austauschen, Senntell Alvoss.“
Während Direto weiterhin schweigt kann Jonas seine Ungeduld nicht mehr zügeln, mit einem Seitenblick zu Melville fragt er, indem er Prokion mehr oder weniger unterbricht: „Werden wir noch mehr Unterstützung erhalten oder sind wir drei auf uns gestellt?“
Prokions Augenbrauen wandern einige Grad höher, für Melville ein sicheres Zeichen von Ungeduld. „Ihr werdet zu viert reisen, mehr Ritter kann und will ich nicht in Gefahr bringen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Mai 2011, 22:25:26
Melville kratzt sich nachdenklich am Kopf. "Das ist sicherlich keine leichte Aufgabe", sagt er zögernd, "aber meine Familie ist stolz auf ihre lange Verbundenheit mit dem Orden, da  kann ich Euch schwerlich meine Hilfe verweigern." [Bluff 19]

Er ist schlau genug, seinen Campeon nicht mit Fragen nach Einzelheiten zu belästigen, sondern lässt sich mit den beiden anderen Rittern schnell hinaus komplimentieren. Draußen grinst er Jonas an und schlägt seinem Freund auf die Schulter. "Na, was sagst du jetzt? Wer hätte gedacht, dass wir beide doch noch einmal Seite an Seite dem Stab dienen würden?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. Mai 2011, 22:18:30
Und wieder trifft ihn ein zufriedener Blick des Baumeisters. "Alles Weitere wird Euch Grunjes mitteilen."
Grunjes, einer der beiden Sekretäre Prokions, unterrichtet sie kurz, dass ihnen am nächsten Morgen Senntell im Stadtgefängnis an der Alten Stadtmauer übergeben wird. Er gibt ihnen eine Karte, aus der der Treffpunkt an dem verlassenen Kloster eingetragen ist. "Mehr Informationen gibt es nicht, weder, wie groß die Delegation der Xpocher sein wird noch wann sie genau am Kloster eintreffen wird. Also, seid auf der Hut!"

Jonas strahlt über das ganze Gesicht. "Keine Mission, die sehr veshnagefällig klingt, aber ich bin stolz darauf, dass der Meister mir so eine Aufgabe zutraut. Wir sehen uns dann morgen früh?" Dann packt er Melville an den Schultern und schüttelt ihn. "Ein gutes Gefühl, mit dir an der Seite, wirklich." Und dann marschiert er davon, aufrecht und wie immer etwas zu gerade im Rücken und obwohl auch er erst 18 Jahre ist hört man das ermahnende "tsts" als ein paar Kinder an ihm vorbeirennen.

"Jonas und auch der Baumeister scheinen dein Können zu schätzen." Zurückhaltend der Tonfall Diretos. "Ich muss zugeben, dass ich solche Aufgaben lieber mit Ordensmitgliedern an meiner Seite erfülle. Und auch lieber von meinem Meister als dem Meister der Baumeister. Ich kann nicht einschätzen, wieviel Erfahrung er in solchen Belangen besitzt." Direto sieht Melville an, mehr abschätzend als eine Antwort erwartend.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 25. Mai 2011, 22:59:12
Melville überlegt sich seine Antwort sehr genau. "Das kann ich verstehen", sagt er ebenso bedächtig. "Wir werden uns aufeinander verlassen müssen, und Ihr kennt mich nicht." Er zuckt die Schultern. "Aber so ist die Situation, es hilft jetzt wenig, damit zu hadern."

Ernst sieht er Direto an. "Glaubt mir bitte: ich habe große Achtung vor den Werte des Rittertums und den Verdiensten des Ordens für die Gemeinschaft. Das ist der Grund, warum ich mich für diese gefährliche Mission bereit erklärt habe. Ich werde also mein Bestes tun und hoffe im Gegenzug, dass Ihr mir die  Chance gebt, mich zu bewähren."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 26. Mai 2011, 13:32:30
Direto starrt ihn noch einen Augenblick an, dann nickt er ebenso ernst. "Wir werden schon miteinander zurecht kommen. Auch wenn ich einige Gerüchte über dich gehört habe." Und mir einem weiteren Nicken verabschiedet sich auch der zweite Ritter und läßt Melville alleine vor dem Büro des Baumeisters zurück.

Am nächsten Morgen ist Melville als Erster am Tor des Gefängnisses, doch lange muss er nicht warten, bis auch Direto und Jonas, beide ihre Pferde am Zügel, eintreffen.
Nach ihrem Klopfen wird das Tor geöffnet und nach einem kurzen Wortwechsel des Wachhabenden mit Direto werden sie in die Wachstube gebeten und fünf Minuten später kommt eine weitere Wache mit Senntell durch eine andere Tür in den Raum.
Senntell ist ein Mann um die dreissig, mittelgroß, schlank, fast schon mager, das dunkle Haar lang und strähnig und seine Augen von einem auffallend hellen Blau. Seine Hände sind auf dem Rücken gebunden, das daran befestigte Seil hält die Wache in der Hand. Er trägt ein einfaches, zerschlissenen Hemd und Hosen, die etwas zu lang sind. Seine Füße sind nackt.
Die Wache hebt mit einer auffordernden Geste das Seil, ermahnend sagt er: "Passt bloß auf, er hat so manchen Trick auf Lager. Nehmt ihm die Fesseln nur ab, wenn es unbedingt sein muss. Und fallt nicht auf sein Gerede rein. Noch Fragen?"
Direto sieht Jonas und Melville an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 26. Mai 2011, 17:36:35
Nachdem Melville zuhause seine Abwesenheit angekündigt hat, besucht er am Abend die  Yozans und holt Sarana ab, um ihr von seiner Reise zu erzählen und die letzten Stunden mit ihr zu verbringen. Natürlich wird daraufhin einiges Liebesgeflüster ausgetauscht und beide necken sich ein wenig, aber als Sarana im Spaß sagt, dass sie vielleicht schon einen anderen Verehrer hat, bis er wiederkommt, sieht sie, wie es in Mels Augen gefährlich aufblitzt und ihm die Röte in die Wangen steigt, trotz der scherzhaften Worte. Erst nachdem sie ihm hoch und heilig versprochen hat, dass sie andere Männer keines Blickes würdigen wird, solange er weg ist, beruhigt er sich wieder.

Es ist schon kurz nach Mitternacht, als er sie nach Hause bringt, und er braucht vor der Haustür mehrere Anläufe, ehe er sich endlich von ihr trennen kann. Der Schalk blitzt in Saranas Augen, doch sie verkneift es sich, ihn deswegen aufzuziehen. Nach einem letzten Kuss schiebt sie ihn energisch von sich und schickt ihn nach Hause.

Am nächsten Morgen ist Melville dennoch voller Tatendrang und wartet ungeduld auf seine beiden Mitstreiter. Er nickt zustimmend, als die Wache sie zur Vorsicht mahnt und fragt dann zurück: „Ist bekannt, ob Senntell über magische Fähigkeiten verfügt? Oder sonstige Talente, die uns Probleme bereiten könnten?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. Mai 2011, 20:49:28
Die Wache deutet auf einen eng anliegenden Armreif, den Senntell trägt. "Der Reif unterdrückt seine natürlichen magischen Talente, achtet also darauf, dass ihr es nicht irgendwo verliert. Und lasst euch nicht bequatschen, aber da habe ich wenig Sorge."
Jonas ergreift das Seilende und wendet sich an die Wache: "Wo bekommen wir denn Kleidung für unseren Gefangenen, so überlebt er draussen keine zwei Nächte."
Die Wache grummelt, läßt jedoch einige Kleidungsstücke bringen und öffnet kurz die Handfessel, damit Senntell sie anziehen kann.

Kurz darauf sitzen alle auf ihren Pferden, das Pferd Senntells ist eines des Ordens und mit den Zügeln kurz an den Sattel von Jonas gebunden.
Im flotten Trab geht es durch das Stadttor und fast sofort sieht sich der Trupp einiger riesigen Eislandschaft gegenüber, der Schnee türmt sich entlang der Straße bestimmt zwei Meter hoch. "Ich hoffe nur, auf unserem Weg gen Osten wird es milder und die Schneemassen nehmen ab, sonst müssen wir Iglus bauen", meint Direto trocken. Er läßt sich etwas hinter Jonas zurückfallen, so dass Senntell ihn nicht hört und fragt Melville in dem schon bekannten, neutralen Tonfall: "Du hast schon Erfahrungen mit dem Orden der Hand gemacht? Gibt es etwas, worauf wir achten müssen; ich nehme an, auf das Wort eines Handritters kann man sich nicht verlassen? Leider wurde ich nicht über das Ergebnis der Befragung von Senntell unterrichtet; wirkt er auf dich wie ein Ordensmitglied?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. Mai 2011, 22:47:43
Die Antwort kommt äußerst vorsichtig. "Ich sagte nur, ich hätte einiges über Handritter gehört, nicht dass ich aus erster Hand Erfahrungen gesammelt hätte." Prüfend schaut Melville den Ritter an, entscheidet sich dann aber doch, etwas mehr preiszugeben. "Tatsächlich bin ich schon einmal auf Handritter getroffen, doch es war eine äußerst flüchtige Begegnung. Wir sollten uns also darauf vorbereiten, dass unsere Gegner wahrscheinlich in der Kampfkunst ebenso trainiert sind wie ein Stabritter und auch Unterstützung durch ihre Gebete erhalten könnten. Senntell wirkt auf mich nicht wie ein solcher Ritter, aber wer weiß, ob er sich nur gut verstellen kann. Schließlich ist er als Spion tätig gewesen."

Nun kommt Melville selbst ins Grübeln. "Ob sie ihr Wort halten? Verlassen würde ich mich darauf nicht. Zwar folgen Sie einem Verhaltenskodex, sind zu Ehre und Rechtschaffenheit verpflichtet, doch wer weiß, ob sie diese Grenzen nicht überschreiten würden, wenn es denn ihrer Sache dient? Sie sind den Stabrittern vielleicht ähnlicher als wir glauben..." Erst jetzt merkt er, wohin ihn sein Gedankengang geführt hat, und wie diese Aussage für Direto klingen muss. Nun wünscht er sich, er hätte seinen Mund gehalten, doch dafür ist es zu spät.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 28. Mai 2011, 12:52:42
Direto wartet einen Augenblick und Melville meint, Vorsicht aus seiner Antwort herauszuhören. "Lass das nicht Jonas hören, Ehre und Rechtschaffenheit sind ihm heilig und er wird es nicht dulden, diese Worte in Zusammenhang mit Xpochschen Dienern zu vernehmen."
Er bringt sein Pferd noch etwas näher an Melvilles heran und fährt leiser fort: "Und auch ich bin mir nicht sicher, in wieweit ich dir glauben soll. Wieso, wenn deine Begegnung so flüchtig war, hast du dir so viele Gedanken über unseren Feind gemacht? Und sind wir diesen Rittern nicht nur ähnlich, weil sie auch einem Orden dienen? Wieviel zählt für dich das Ziel und die Methoden, mit denen wir es zu erreichen suchen? Denn ich denke doch, dass wir uns darin von anderen Orden unterscheiden."
Sich aufrecht in den Sattel setzend und wieder etwas lauter, aber noch immer so seltsam gefühlskalt. "Wir verlassen uns darauf, dass der andere sein Wort hält."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 28. Mai 2011, 16:07:35
Man kann schon an seiner Körperhaltung sehen, dass es Melville ärgert, wie Direto mit ihm spricht. „Ob Ihr mir Glauben schenkt oder nicht, kümmert mich wenig, und woher ich diese Informationen habe, ist allein meine Angelegenheit", erwidert er abweisend.

Nachdem einen Moment unangenehmes Schweigen geherrscht hat, redet Melville weiter, nun etwas ruhiger. „Aber wir setzen gemeinsam unser Leben aufs Spiel, daher habt Ihr wohl das Recht, mich nach meinen Zielen und Motiven zu fragen.“ Er richtet den Blick in die Ferne und atmet tief durch, bevor er sich wieder Direto zuwendet und ihm in die Augen schaut. „Ich habe mich dem Orden gegenüber verpflichtet, Divian Visillo wohlbehalten nach Hause zu bringen, und ich pflege meine Verträge zu erfüllen. Dass ich Eure Moralvorstellungen respektiere, habe ich bereits gesagt, und das ist die Wahrheit. Aber ich bin nunmal kein Ritter, nur ein Mietschwert, und wenn es hart auf hart kommt, dann scheue ich mich nicht vor Methoden, die Euch durch den Kodex verwehrt sind.“

Melville ist klar, dass eine Provokation ihr Verhältnis nicht gerade verbessern wird,  aber für Diplomatie fehlt ihm einfach die Geduld. „Was denkt Ihr denn wohl, warum der Orden mich angeheuert hat?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 29. Mai 2011, 21:06:22
Wenn Direto Melvilles Ton missfällt, so zeigt er es nach wie vor nicht. "Wir haben dasselbe Ziel. Und die Quelle deines Wissens tatsächlich deine Angelegenheit. Ich möchte nur wissen, ob du dein Wort uns gegebenüber halten würdest und ob deine Mission auch beinhaltet, das Leben Jonas' und das meine zu beschützen."
Direto sieht Melville an und dessen Gesichtsausdruck und sieht sich nun tatsächlich genötigt, seine Frage etwas weiter auszuführen. "Ich sehe es als meine Aufgabe, uns alle wohlbehalten zurück nach Euth zu bringen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 29. Mai 2011, 23:19:31
Verwundert zieht Melville die Augenbrauen hoch. "Das ist es? Ihr wollt wissen, ob ich Euch im Stich lasse, wenn es brenzlig wird?" Fast unmerklich schüttelt er den Kopf, als könnte er gar nicht glauben, was er da hört, doch seine Antwort klingt sehr bestimmt. "Wir alle sind füreinander verantwortlich, also werde ich Euch unter Einsatz meines eigenen Lebens verteidigen, genauso wie Jonas und Ritter Visillo."

Scharf sieht er Direto an. "Gibt es außer meiner Loyalität noch etwas, das Euch Sorgen macht? Dann sollten wir das lieber jetzt gleich klarstellen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 31. Mai 2011, 13:29:51
Direto hat Melville bei seiner Antwort sehr genau beobachtet und wirkt nun zufrieden. "Nein. Wenn aber in mir Zweifel aufkommen sollten so kannst du sicher sein, dass ich dich fragen werde. Soweit vertraue ich dir. Und was deine Kampffertigkeiten angeht bin ich zwar neugierig, aber ich hoffe, im Gegensatz zu Jonas, dass wir den Austausch ohne Blutvergießen über die Bühne bekommen. Ein kleines Problem sehe ich noch darin, dass wir keinen Scout in der Gruppe haben, der den Treffpunkt für uns ausspähen kann, da müssen wir uns noch etwas einfallen lassen."
Nun lächelt er zum ersten Mal und sagt: "Hast du Zweifel an meinem Kommando?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 31. Mai 2011, 17:12:54
Trotz der heiteren Miene antwortet Melville sehr vorsichtig. „Nein, denn ich kenne Euch genauso wenig wie Ihr mich, da werde ich mir kein Urteil erlauben. Außerdem hat Euer Campeon sicherlich gute Gründe, Euch diese Mission anzuvertrauen.“

Nachdem er diese unangenehme Frage beantwortet hat, entspannt er sich ein wenig. „Was unseren Auftrag angeht, bin ich Jonas Meinung: Wir sollten zumindest darauf vorbereitet sein, dass unsere Gegner sich möglicherweise nicht an die Spielregeln halten. Deshalb stimme ich Euch zu: Es wäre klug, den Treffpunkt vorher auszukundschaften. Ich selbst habe ebenfalls wenig Talent als Späher, aber ich denke, einer von uns sollte zumindest den Versuch unternehmen, etwas herauszufinden. Wenn auch nur, um das Terrain zu kennenzulernen.“

Er wirft einen abschätzenden Blick zu Direto, um zu sehen, ob der seiner Meinungsäußerung  offen gegenübersteht und entschließt sich, weiter zu sprechen. „Erlaubt mir einen Vorschlag“, beginnt er, wartet aber nicht auf die Zustimmung. „Wir haben ein paar Tage Zeit. Vielleicht würde es nicht schaden, wenn wir die Abende nutzen, um unsere jeweiligen Stärken ein wenig besser kennen zu lernen. Und eine Strategie zu entwickeln, für den Fall, das die Übergabe nicht reibungslos abläuft.“ Ein fragender Blick.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 01. Juni 2011, 11:01:20
Langsam lernt Melville, Diretos sparsame Mimik zu deuten und erkennt, dass Direto mit seiner Antwort zufrieden scheint. "Das werden wir tatsächlich tun. Und es ist das Beste, wenn unser Gefangener so wenig wie möglich von uns erfährt. Ich gehe übrigens davon aus, dass es zu einem Kampf kommt, auch wenn ich ihn nicht provozieren werde. Was ich auch von dir erwarten werde, wir lassen die Waffen so lange wie möglich ruhen."
Er wartet auf Melville Einverständnis, dann fügt er hinzu: "Ich werde dann später entscheiden, wen wir als Späher einsetzen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 01. Juni 2011, 18:16:13
Langsam lernt Melville, Diretos sparsame Mimik zu deuten und erkennt, dass Direto mit seiner Antwort zufrieden scheint. "Das werden wir tatsächlich tun. Und es ist das Beste, wenn unser Gefangener so wenig wie möglich von uns erfährt. Ich gehe übrigens davon aus, dass es zu einem Kampf kommt, auch wenn ich ihn nicht provozieren werde. Was ich auch von dir erwarten werde, wir lassen die Waffen so lange wie möglich ruhen."

„Keine Sorge, ich reiße mich nicht darum, mit unseren Feinden die Klingen zu kreuzen und habe keineswegs vor, einen Angriff zu provozieren.“

Zitat
Er wartet auf Melville Einverständnis, dann fügt er hinzu: "Ich werde dann später entscheiden, wen wir als Späher einsetzen."

Wieder spürt Melville, wie Ärger in ihm hochsteigt, über die Selbstverständlichkeit, mit der der Ritter sich über ihn stellt. Dennoch zwingt er sich, zumindest äußerlich gelassen zu bleiben und entgegnet kühl: „Ich denke, wir beschließen das gemeinsam. Genauso wie alle anderen Entscheidungen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Juni 2011, 11:14:28
Direto wirkt verblüfft: "Habt ihr es so gehalten bei euren Abenteuern," - dies Wort klingt aus seinem Mund etwas abfällig - "dann wundert es mich, dass ihr alle mit heiler Haut zurückgekehrt seid. Meiner Erfahrung nach bedarf eine Mission eines Anführers."
Er erwartet anscheinend keine Antwort Melvilles, denn er schließt jetzt zu Jonas auf und wirft dabei einen prüfenden Blick auf die Fesseln ihres Gefangenen. Senntell wirkt seltsam teilnahmslos, so dass Melville auf ihn aufmerksam wird.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 02. Juni 2011, 16:53:57
Melville lenkt sein Pferd neben das von Senntell, um einen genaueren Blick auf den Gefangenen zu werfen. Fast unbewusst hat er dabei auch schon seine Axt gezogen, die er zwar gesenkt hält, aber dennoch kampfbereit.

Zunächst versucht er einzuschätzen, ob Senntell bei Bewusstsein ist, oder ob er sich vielleicht gerade sehr konzentriert, weil er möglicherweise magische oder psionische Fähigkeiten anwendet. Er spricht ihn mit Namen an, und falls er auf die Anrede nicht reagiert, rüttelt er an seiner Schulter.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 03. Juni 2011, 11:16:39
Senntell blickt hoch als er Melvilles Stimme hört; es wirkt nicht so, als habe Melville ihn aus der Konzentration gebracht, vielmehr taucht er aus tiefen Gedanken auf. Er lächelt Melville an, und wenn hinter dem Lächeln nicht ein solch großer Berg an Schwermut zu erkennen wäre würde dieses Lächeln mitreissend sein. "Hast du auch schon Abschied genommen?" fragt der Xpocher ihn.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Juni 2011, 19:12:32
Der Wortwechsel mit Direto hat nicht gerade Melvilles Laune verbessert. Er runzelt die Stirn und fragt schroff: „Was soll das bedeuten? Willst du mir etwa drohen?“ Dabei richtet er sich kerzengerade im Sattel auf, so dass er den Gefangenen ein Stück überragt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Juni 2011, 12:05:43
Etwas ironisch - aber Melville meint auch einen Hauch von Stolz in der Antwort erahnen zu können - entgegnet Senntell: "Womit sollte ich dir drohen können, mit meiner giftigen Spucke?" Er lacht kurz und hart, spuckt dann auf den Boden und sieht Melville abschätzden an: "Ist euch nicht bewusst, dass Xpoch einen solchen Austausch nur aus einem Grund anbietet und dasd dies bestimmt nicht der ist, dass sie mich wieder haben wollen? Ein Spion, der versagt, hat nur einen Platz in Xpoch: am Galgen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. Juni 2011, 15:22:06
"Sie werden wohl versuchen, ihren Gefangenen zu behalten und dazu noch uns drei in die Finger zu bekommen", antwortet Melville unbeeindruckt. "Wir werden sehen, ob ihnen das gelingt."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 08. Juni 2011, 17:48:59
"Nein, sie werden uns alle töten", sagt Senntell und sein Ton läßt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es bitterernst meint.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 09. Juni 2011, 15:41:56
"Abwarten", widerspricht Melville. Er hat keine große Lust, sich von dem Spion Angst einjagen zu lassen. Ohne Senntell noch eines Blickes zu würdigen, treibt er sein Pferd an und setzt sich an die Spitze des kleinen Trupps, ein paar Dutzend Meter von den anderen entfernt. 
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. Juni 2011, 12:28:12
Eine Weile hört Melville noch das leise Gespräch zwischen Jonas und Direto, dann schweigen auch die beiden und es ist nur noch das Klirren der Trensen und das leise Schnaufen der Pferde zu hören.
Am späten Mittag deutet Direto auf einen Bachlauf und ihr macht eine kleine Pause um die Pferde zu tränken. Melville hält sein Pferd am Zügel als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf dem munter dahin plätschernden Wasser des Baches sieht. Ein Feder schwimmt dort, weiß und noch trocken, als sei sie eben erst auf das Wasser gefallen. In einem kleinen Strudel bleibt sie hängen, dreht sich im Kreis und wird dann von einer kleinen Welle weitergetragen.
Gleichzeitig hört er Diretos Stimme, der zum Aufbruch ruft . .
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 10. Juni 2011, 19:30:32
Nachdem alle wieder auf ihren Pferden sitzen, gesellt Melville sich zu Jonas. Er wirft einen kurzen Blick zurück zu Senntell und vergewissert sich, so leise zu sprechen, dass der Gefangene sie nicht belauschen kann. Dann berichtet er Jonas von seinen Befürchtungen, dass die Handritter versuchen könnten, sie zu töten oder in ihre Gewalt zu bringen. „Ich würde gern wissen, wie du darüber denkst, und wie du bei dem Treffen vorgehen würdest.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 11. Juni 2011, 19:10:23
Jonas' Antwort überrascht Melville und zeigt ihm, dass sein Freund, obwohl er in der relativen Sicherheit der Knappschaft angelernt wurde, inzwischen seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. "Das habe ich auch schon befürchtet. Und wenn ich ehrlich bin, dann mache ich mir Sorgen, denn ich weiss nicht, wie wir einen Hinterhalt rechtzeitig erkennen können. Direto ist wie ich kein Meister darin, eine mögliche Falle zu erkennen. Ich hoffe einfach darauf, dass Veshna uns einen angemessenen Kampf schenkt und der Bessere gewinnen wird."
Der junge Palaidn greift nun tatsächlch zu seinem Amulett und murmelt ein kurzes Gebet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Juni 2011, 09:28:11
Einen Augenblick schweigt Melville, um Jonas Ruhe für sein Gebet zu geben. Erst als sein Freund sich wieder auf ihn konzentriert, spricht er. "Naja, hoffen will ich das auch, aber darauf verlassen will ich mich nicht. Ich glaube, die Götter helfen denen, die sich selbst helfen. Ich weiß nur noch nicht wie..."

Er denkt kurz nach, dann schaut er Jonas von oben bis unten an und legt den Kopf schief. "Aber vielleicht ist es keine schlechte Idee auf die Hilfe der Götter zu setzen. Lass uns doch mal überlegen, was wir außer einem starken Waffenarm aufbieten können. Welche göttlichen Fähigkeiten stehen dir zur Verfügung? Oder Ritter Teabar." Noch einmal überlegt er. "Kann einer von euch vielleicht Lügen erkennen? Dann könnten wir Senntell befragen, ob er etwas über die Taktiken und Fähigkeiten der Handritter weiß."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 12. Juni 2011, 13:33:24
"Veshna zieht den aufrechten Kampf der hinterhältigen Bezauberung vor", knurrt Jonas. Wenn Melville ihn nicht so gut kennen würde käme der Verdacht auf, Jonas hadere mit dieser Tatsache.
"Ich kann meine Kampfkraft mit Veshnas Hilfe verbessern, doch einen Gefangenen auszuhorchen, dafür bin ich nicht gemacht. Vielleicht ist Direto dazu in der Lage, aber so wie ich Senntell einschätze,  wird er einer solchen Bezauberung gegenüber immun sein dürfen."
Jonas wirft einen nicht gerade glücklichen Blick auf Senntell. "Ich würde ihn am liebsten hier und jetzt an einem Baum zurücklassen und den Austausch ohne ihn vollziehen. Er gehört vor Gericht und nur die Tatsache, dass wir ein Druckmittel benötigen gibt Senntell noch das Recht zu atmen."
Jonas' gute Laune vom Tag vorher ist einer grimmigen Entschlossenheit gewichen. "Die Handritter besiegen und Senntell zurückbringen, das würde mir schmecken!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Juni 2011, 14:17:41
"Würdest du das tun?" fragt Melville und sieht Jonas neugierig an. "Ich meine, angenommen die Handritter würden sich tatsächlich an die Vereinbarung halten und einen fairen Austausch durchführen. Und wir hätten die Chance, sie hinterrücks zu überwältigen." Keine Wertung ist aus seinen Worten zu erkennen, er stellt die Frage ganz offen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 13. Juni 2011, 15:49:03
Jonas sieht Melville überrascht an, offensichtlich hat er die Frage nicht erwartet. Er zögert, dann meint er: "Nein, wenn sich unser Gegner an alle Vereinbarungen hält, dann kann und werde ich ihn weder offen noch hinterrücks angreifen. Unsere Aufgabe besteht darin, Divian zurückzubringen und nicht, den Orden der Hand zu dezimieren. Aber ich wünsche mir, dass sie auch nur einen winzig kleinen Versuch starten, uns übers Ohr zu hauen. Dann sind sie fällig!"

Wieder zögert er, dann fragt er: "Man hört so einiges über deine Missionen. Manches davon ist sicherlich übertrieben, aber ein paar Geschichten schienen mir nicht ausgedacht . . . was würdest du tun in einer solchen Situation? Könntest du gegen dein Gewissen handeln und eine diplomatische Delegation angreifen? Wenn du sicher wärst, dass es uns nützen würde?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 13. Juni 2011, 19:03:20
"Ach ja? Was hört man denn so?" fragt Melville zurück. Jonas kennt ihn gut genug, um zu erkennen, dass er unter der Oberfläche keineswegs so gelassen ist wie er sich nach außen hin gibt. "Und was glaubst du davon? Über mich, über meine Handlungen und  darüber, was ich wohl bereit wäre zu tun?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 14. Juni 2011, 09:28:46
Sehr offen antwortet Jonas ihm: "Man hört viel, aber ich will dir sagen, was ich glaube, weil ich dich gut kenne. Du und deine Freunde, ihr habt gegen Dämonen, ihre Diener und andere Feinde gekämpft und ich bin überzeugt, dass du alles geben würdest um deine Familie und deine Freunde zu schützen. Und ihr habt immer überlebt und eure Aufgabe erfüllt, deshalb gehe ich davon aus, dass du bereit bist, alles zu tun um dein Ziel zu erreichen. Du würdest dich opfern und damit auch einige deiner Überzeugungen, anders geht es nicht. Die Frage ist, wie sehr es dich belastet - und das weiss ich nicht. Ich musste bisher meine Grundsätze nie in Frage stellen und ich weiss, dass viele Paladine lieber sterben würden als eine Information durch Folter zu bekommen . . " nun sieht er Melville fragend an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. Juni 2011, 16:25:39
Es ist nicht die Antwort, die Melville sich erhofft hat, und die Enttäuschung steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Dennoch kann er Jonas seine Ehrlichkeit nicht nachtragen und antwortet beherrscht und ebenso aufrichtig. "Du irrst dich, wenn du glaubst, dass ich alles, was mir heilig ist, über Bord werfen würde, um eine Mission zum Abschluss zu bringen. Auch ich glaube fest daran, dass es Grenzen gibt, die man nicht überschreiten darf, ganz egal, was auf dem Spiel steht." Ernst schaut er Jonas an. "Und ich bete dafür, dass es so weit nie kommen wird, sonst wäre ich nicht besser als diejenigen, die ich bekämpfe."

Er bleibt einen Moment still, es fällt ihm offensichtlich nicht leicht, weiterzusprechen. "Aber in einem hast du recht: Ich habe sicherlich Entscheidungen getroffen, die moralisch fragwürdig waren. Ob mich das belastet, ist eine gute Frage." Er selbst muss nachdenken, bevor er seine Empfindungen in Worte fassen kann. "Nicht so sehr, wie ich früher einmal gedacht hätte. Ich weiß, dass ich es für eine gute Sache getan habe. Vor allem weiß ich, dass ich beim nächsten Mal wieder ganz genauso handeln würde. Ich schätze, ich bin einfach nicht so tugendhaft, wie man es sich wünschen würde. Inzwischen habe ich das akzeptiert." Er zeigt nun ein entwaffnendes Lächeln. "Du bist eben ein besserer Mensch als ich."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. Juni 2011, 21:33:00
Sehr ernst und etwas gestelzt neigt Jonas bei Melvilles letzten Satz den Kopf. "Nicht jeder muss den Glaubensätzen des Paladins folgen um ein guter Mensch zu sein, sie machen einem nur Entscheidungen viel einfacher. Wichtig ist mir, dass wir beide für das Gute kämpfen und ich kann damit leben, dass wir dies auf unterschiedliche Art und Weise tun. Zumindest hoffe ich das, denn noch weiss ich nicht wie weit zu gehen du bereit bist."

Er sieht Melville an, auf seine typische etwas hochnäsig wirkende Art. Doch sein Ton bei den folgenden Worten eher versönlich als urteilend: "Ich bete, dass wir bei dieser Mission nicht an unsere Grenzen stoßen, sondern gemeinsam erfolgreich den Xpochern zeigen, wem Veshna seine Gnade schenkt. Und ich freue mich darauf, nachher mit dir die Klinge zu kreuzen, Direto sagte, wir wollen heute abend ein kleines Kampftraining absolvieren um den anderen besser kennenzulernen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 16. Juni 2011, 18:47:43
„Ach so? Sagt er das? Na, ich finde, da hat er eine hervorragende Idee gehabt!“ Melville gibt sich überhaupt keine Mühe zu schauspielern, sondern lässt seinen Sarkasmus klar durchklingen. „Dann bin ich gespannt, was ich noch alles von ihm lernen kann.“

Er ruft sich ins Bewusstsein, dass es nicht Jonas ist, den er mit seinen Worten treffen will, daher wird er nun ernsthaft. „Du hast bestimmt auch ein paar neue Manöver auf Lager, die ich noch nicht kenne. Ich freu mich ebenfalls, mich mal wieder mit dir zu messen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 17. Juni 2011, 17:53:53
Jonas sieht Melville etwas erstaunt an, sagt jedoch zu dessen Tonfall nichts, sondern nickt und meint abschließend: "Dann lass uns mal nachher die Bäuche nicht so voll schlagen."

Den restlichen Reisetag herrscht Stille und recht früh am Abend entscheidet Direto, einen guten Lagerplatz gefunden zu haben und bedeutet der kleinen Gruppe zu rasten. Er selbst bewacht Senntell bei seinem Austritt und fesselt ihn anschließend an einen knapp ausserhalb der Hörweite stehenden Baum, der trotzdem gut einsehbar ist.
Jonas hat währenddessen etwas Feuerholz gesammelt und Melville die Zügel seines Pferdes in die Hand gedrückt.

Schließlich versammeln sich alle wieder an einem kleinen Lagerfeuer und nach einer recht übersichtlichen Mahlzeit meint Direto: "Gut, nutzen wir das restliche Tageslicht und verschaffen uns einen Überblick über unsere Möglichkeiten." Dabei blickt er Jonas und Melville auffordend an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 18. Juni 2011, 14:37:03
Als beide sich vorbereitet haben und sich gegenüberstehen neigt Melville zum Gruß den Kopf und beginnt mit großer Vorsicht den Kampf, mit dem festen Vorsatz, Jonas nicht zu unterschätzen. Früher in der Kampfschule waren beide etwa gleich stark, und Jonas hat bestimmt weiterhin mit großem Fleiß und Ehrgeiz trainiert. Außerdem will Melville  Direto ums Verrecken keinen Grund geben, ihn für einen kopflosen Grünschnabel zu halten, der ohne Sinn und Verstand in den Kampf stürmt.

Bei den ersten paar Schlagabtauschen gibt keiner der beiden einen Millimeter seiner Deckung preis, und jeder lauert darauf, dass der andere vorprescht und einen Fehler begeht. Doch schnell wird Melville ungeduldig. Die Axt liegt so natürlich in seiner Hand, dass er sie als Verlängerung seines Körpers empfindet, er spürt das vertraute Kribbeln im Bauch, die Anspannung in jeder Faser seines Körpers, und im Kampf sind seine Gedanken so klar und scharf wie sonst nie. Auch wenn er das eine oder andere Mal mit seinem Glauben gehadert hat, weiß er eins sicher: Seine Bestimmung liegt im Kampf, nur dann ist er sich vollkommen sicher, dort zu sein, wo er hingehört, und er will dieses Gefühl in vollen Zügen genießen.

Mit zwei großen Sätzen springt er auf Jonas zu, führt einen weiten Rückhandschwung gegen dessen Schwertarm und treibt ihn mit zwei weiteren kurzen Schlägen ein paar Schritte zurück. Dann allerdings muss er sich blitzschnell abwenden und Jonas seinen Schild entgegenhalten, denn der Paladin hat genau den Punkt erkannt, an dem seine Deckung offen ist und platziert einen geschickten Konter. Melville macht einen großen Schritt zurück, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen. „Na, Angst?“ fragt er und grinst Jonas frech an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 19. Juni 2011, 17:11:13
Jonas neigt ernst den Kopf und entgegnet sehr gesetzt: "Ich unterschätze nie einen Gegner."

Dann startet er seinen nächsten Angriff und obwohl seine folgenden Schläge kräftig und gut durchdacht sind durchschaut Melville recht schnell die Strategie, die Jonas verfolgt und es gelingt ihm ohne größere Mühen, den Paladin immer wieder mit einigen ungewöhnlichen Kombinationen zu überraschen ohne seine eigene Deckung zu vernachlässigen.
Melville überlegt schon, ob es an seiner Fähigkeit die Axt ohne Schaden zu machen führen zu können liegt, die ihm in diesem Probekampf zugute kommt, aber nach vielleicht zwei Minuten bemerkt er den Schweiss und die Anstrengung in Jonas' Gesicht.

In diesem Moment hört er die ruhige, aber bestimmte Stimme Diretos, die sagt: "Ich denke, fürs Erste wisst ihr, worin die Stärken und Schwächen des anderen liegen. Melville, wenn du noch genug Ausdauer hast würde ich gerne mein Schwert gegen deine Axt versuchen."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 19. Juni 2011, 20:09:07
Melville löst sich aus dem Nahkampf und lässt die Waffe sinken. Knapp nickt er zu Direto hinüber, um seine Zustimmung zu bekunden, dann geht er einen Schritt auf Jonas zu, wechselt die Axt in die linke Hand und streckt seinem Freund die rechte entgegen. "Ein guter Kampf. Danke."

Obwohl auch er schwer atmet, will nicht den Eindruck erwecken, er bräuchte eine Pause, um sich zu erholen, daher macht er sich gleich wieder kampfbereit und schaut zu, wie Direto seine Waffe zieht und sich vor ihm aufbaut. Auch ihn grüßt Melville mit einer knappen Neigung des Kopfes und wartet dann, dass der Ritter den Kampf eröffnet.

Er weiß sehr gut, dass er im Nachteil ist: Direto hatte Gelegenheit, ihn zu studieren, während er keine Ahnung hat, wo die Stärken seines Trainingspartners liegen. Daher vermeidet Melville  zunächst jedes Risiko und versucht erst einmal, Stil und Taktik Diretos einzuschätzen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 20. Juni 2011, 18:55:48
Jonas greift nach seiner Hand und schüttelt sie kurz und kräftig, er grinst dabei. "Auch das habe ich gehört: du seist besser geworden mit deiner Axt. Aber so gut, dass hätte ich nicht gedacht. Clemente sa lucro*."

Direto lässt sich Zeit sein Schwert aus der Scheide zu ziehen, die Klinge kurz zu prüfen und dann mit etwas trockenem Gras einen Jutelumpen daran zu befestigen. Anschließend baut er sich vor Melville auf und nach einem kurzen Augenkontakt geht der Paladin mit sehr sparsamen Bewegungen zu einem blitzschnellen Angriff über, noch nie hat Melville gesehen, dass ein Schwertkämpfer sich so schnell bewegt. So hat er auch wenig Möglichkeiten den Angriff abzuwehren, doch als die Waffe ihn trifft spürt er auch, wie wenig Kraft in dem Schlag lag.
Melville braucht zwei weitere Angriffe Diretos um die bevorzugte Taktik seines Gegenübers zu identifizieren und nun sieht er auch, dass dessen Geschwindigkeit zu Lasten der Schlagkraft geht und er muss plötzlich an Chacotas Worte denken und dessen Taktik, den Schaden des Gegners einzustecken und sich dafür in die beste Angriffsposition zu bringen.
Etwas mulmig ist ihm schon, als er das Schild sinken und Diretos Angriff passieren läßt, doch dann ist da dieses Gefühl, als er seine Axt machtvoll genau im Zentrum seines Angriffs versenkt   . . . zweimal noch gelingt ihm ein solcher Durchmarsch und obwohl er die Axt jedes Mal perfekt abfängt um keinen Schaden zu riskieren weiss er, dass die letzten beiden Treffer Direto kampfunfähig gemacht hätten.
Direto tritt nun einen Schritt zurück, das Schwert in Abwehrposition gehalten und sieht Melville fragend an.


*Der traditionelle Ausspruch des Unterlegenen am Ende eines Gefechts: ‚Gnade des Gewinners’.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 20. Juni 2011, 20:13:12
Der beschließt, seine erfolgreiche Taktik auch im Angriff auszutesten. Statt in Diretos schnellen und kunstvollen Abwehrbewegungen eine Lücke zu suchen, versucht er, die Deckung seines Gegners mit purer Kraft zu durchbrechen. Er weiß, dass er kurzzeitig seine ungeschützte rechte  Seite zu einem Gegentreffer geradezu anbietet, hofft aber, den Paladin mit seinem eigenen Angriff so zu bedrängen, dass er die Chance nicht wahrnehmen kann.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 22. Juni 2011, 18:38:54
Diretos Schnelligkeit kommt ihm hier wieder zugute, es gelingt Direto bei Melvilles rücksichtslosem Angriff sein Schwert in Melvilles rechten Oberschenkel zu bohren, aber wieder fehlt die Kraft, diesmal durch den immensen Druck, der durch Melvilles Angriff erfolgt, dieser marschiert durch Diretos Verteidigung und nun stehen ihm alle Möglichkeiten offen: er kann Direto mit einem Halstreffer ausser Gefecht setzen, er kann ihn entwaffnen oder durch einen gezielten Schlag auf die Schwerthand kampfunfähig machen . . .
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 23. Juni 2011, 18:20:45
Es ist einer dieser Momente, die Melville oft im Kampf erlebt hat: Ein Hochgefühl, als er erkennt, dass seine Instinkte ihm den entscheidenden Vorteil verschafft haben und er seinen Gegner nun festgenagelt hat. Gleichzeitig aber auch ein Augenblick höchster Konzentration, denn er hat oft genug erlebt, dass ein Kämpfer sich seines Sieges zu sicher war und sein Leichtsinn ihn kurz vor dem entscheidenden Stoß noch zu Fall gebracht hat.

Er schlägt nach Diretos Schwert, verkantet durch eine Drehung seines Handgelenks die gegnerische Waffe zwischen Klinge und Stiel der Axt und reißt dem Ritter mit einem kräftigen Zug das Schwert aus der Hand, das einen guten Meter seitlich zu Boden fällt. Mit einem schnellen Schritt blockiert Melville Diretos Weg zu seiner Waffe und hält die Axt weiterhin in Angriffsposition.

Erst nachdem er zweifellos deutlich gemacht hat, dass diese Runde an ihn gegangen ist, weicht  er langsam drei Schritte zurück und lädt den Ritter mit einer Handbewegung dazu ein, sein Schwert aufzuheben. Immer noch ist Melville kampfbereit und beobachtet aufmerksam jede Bewegung.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. Juni 2011, 11:39:29
Direto wendet den Blick kurz ab, doch in diesem Moment kann Melville ohne jeden Zweifel den verletzten Stolz in dem Gesicht des Paladins sehen. Dann tritt er einen Schritt zurück und sagt laut und ohne jedes Gefühl in der Stimme: "Wir haben einige Taktiken ausprobiert und obwohl sich gewiss nicht alle für einen Ernstkampf eignen haben wir doch etwas gelernt."
Nun erst gelingt es ihm, Melville zuzunicken und mit einer Handbewegung deutet er auf dessen Axt. "Eine interessante Waffe und ein unkonventioneller Stil, den du bestimmt nicht bei Luganas gelernt hast. Er wird dich in Schwierigkeiten bringen."
Er bückt sich beiläufig nach seinem Schwert und legt es vorerst ohne den Schutz abzunehmen neben sein Lager und beginnt, seine Schlafrolle auszulegen. "Jonas, übernimm bitte die erste Wache, ich werde die letzte zum Morgengrauen übernehmen. Wenn die Wölfe angreifen, dann bevorzugt in jener Phase."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Juni 2011, 18:54:42
Ebenso wie Direto tut Melville so, als wäre nichts gewesen. Zum Ende des Kampfes grüßt auch er seinen Kontrahenten mit einem knappen Nicken ab, ansonsten antwortet er nicht auf die Bemerkungen des Ritters.

Auch Melville macht sein Lager bereit, aber selbst als es schon dunkel ist, legt er sich noch nicht schlafen. „Wir haben uns schon lange nicht mehr in Ruhe unterhalten“, sagt er zu Jonas, „ich leiste dir noch eine Weile Gesellschaft, dann kannst du mir erzählen, was du in letzter Zeit so getrieben hast.“ Er lässt seinen Blick über den Lagerplatz schweifen und sagt dann laut genug für alle. „Wir können uns ein bisschen abseits setzen, dann stören wir Ritter Teabar nicht mit unserem Geplapper.“

Erst als er sicher ist, dass sein leises Reden tatsächlich nicht gehört werden kann, offenbart er Jonas den wahren Grund für das Gespräch. Unauffällig deutet er zu ihrem Reisegefährten hinüber. „Dein Ordensbruder ist nicht besonders glücklich, dass ich euch begleite, und ehrlich gesagt geht es mir umgekehrt genauso. Trotzdem weiß ich, dass meine persönliche Meinung nicht so wichtig ist wie unsere Mission. So wie Direto sich mir gegenüber geäußert hat, fürchte ich aber, dass er nicht in der Lage ist, seine persönlichen Befindlichkeiten einer sachlichen Entscheidung unterzuordnen.“

Er fürchtet schon, Jonas würde ihm sofort widersprechen, aber noch hört der Paladin ihm schweigend zu, und Melville weiß es zu schätzen, dass sein Freund bereit ist, ihn erst einmal zuende anzuhören. „Auch wenn ich die Art nicht leiden kann, wie er mit mir umspringt, kann ich damit leben, dass er mich für einen undisziplinierten Tunichtgut hält. Aber es schadet unserem Auftrag, und es bringt uns alle in Gefahr.“ Erst jetzt merkt er, wie sehr diese Erkenntnis schon den ganzen Tag an ihm genagt hat. Nervös fährt er die Linien auf Luztrazeros Klinge nach, die wieder einmal wie von selbst in seine Hände gelangt zu sein scheint.

„Ich wär ja bereit, mich mit ihm auszusprechen, nur habe ich das Gefühl, egal, was ich sage, er wird es in den falschen Hals kriegen. Naja, und du weißt, dass ich lieber ohne Umschweife meine Meinung sage, statt so einen Eiertanz aufzuführen, das liegt mir einfach nicht.“ Er seufzt und wirft Jonas einen fragenden Blick zu. „Kannst du morgen nicht mal versuchen, mit ihm zu reden? Du bist schließlich auch ein Ritter, da wird er deine Meinung bestimmt respektieren.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. Juni 2011, 13:10:20
Jonas wirkt mehr als unglücklich bei Melvilles letzten Worten. Er starrt auf seinen Becher mit Wein, schließlich blickt er hoch und meint: "Ich fürchte, da bin ich nicht der Richtige. Ich habe mit Direto bisher nicht viel zu tun gehabt und wir beide sind schon ewig Freunde, so lange ich denken kann. Inzwischen bist du ein noch besserer Kämpfer als ich es bin, das stört mich nicht, denn ich habe heute viel gelernt und eines Tages entwaffne ich dich." Er grinst bei den Worten und Melville spürt, dass zwischen ihnen beiden keinerlei Konkurrenz oder Unmut herrscht.
"Aber ich habe viel gehört von Direto." Pause, Jonas blickt Melville an. "Er hat schon viel erlebt, ist verraten worden von seinen eigenen Leuten mit denen er auf Patrouille war, hat Euth verteidigt und dabei fast seinen Schwertarm verloren. Deshalb schafft er es auch nicht mehr, so viel Kraft in seinen Schlag zu legen. Versteh mich nicht falsch, ich will ihn nicht verteidigen, aber jede Form von Trick, Zweideutigkeit oder Ausweichen muss er sofort als Verrat auslegen. Ich glaube, er kann nicht anders."
Er holt noch einmal Luft, dann sagt er fest: "Von daher bin ich überzeugt, dass er meine Einmischung als einen Schachzug von dir ansehen wird. Er ist Paladin durch und durch, sprich du mit ihm, er wird dir zuhören und sagen was er denkt. Damit fahren wir alle besser. Gerade jetzt, wo es brenzlig werden wird."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 25. Juni 2011, 18:42:38
"Ich hab schon mit ihm geredet, heute morgen", antwortet Melville, seine Miene finster, "und gerade das hat ihn wohl in seiner Meinung über mich bestätigt." Unruhig trommeln seine Finger auf der Axt. "Aber mir fällt auch nichts besseres ein, also werde ich es morgen früh noch einmal versuchen." Ein selbstironisches Lächeln huscht über sein Gesicht. "Zumindest habe ich nichts zu verlieren. Er hat ohnehin einen schlechten Eindruck von mir, da kann nicht mehr viel schiefgehen."

Eine Weile sitzt Melville schweigend da und hängt seinen Gedanken nach, dann schüttelt er die Schwermut ab. "Also sag schon, wie ist denn  nun dein Leben als Ritter?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 26. Juni 2011, 19:51:52
Jonas sieht Melville an und voller Stolz sagt er: "Er ist die Aufgabe, die ich mir als Einzige im Leben gewünscht habe und von Veshna auserwählt zu sein, ihm zu Ehren in den Kampf für die gute Sache zu ziehen, erfüllt mich voll und ganz."
Er sieht Melville an und scheint dort ein kleines, nachsichtiges Lächeln gefunden zu haben, denn er beeilt sich mit weniger Pathos hinzuzufügen. "Jetzt frage mich bitte nicht, warum ich meines Erachtens ewig Knappe war, sonst sehe ich mich gezwungen dich zu fordern. Ich habe viel gelernt bei Lurira, unserer Knappenmeisterin, aber mein Leben beginnt eigentliche erst jetzt, hier draussen."
Er legt den Kopf schief und grinst Melville geradezu fies an: " Und du, ich habe gehört, du wandelst auf Freiersfüßen?
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. Juni 2011, 08:33:00
Melville versucht, Zeit zu schinden und geht erst einmal auf Jonas Ritterschaft ein. "Jeder geht seinen eigenen Weg. Auch wenn es vielleicht ein bisschen länger gedauert hat: Du hast dir deinen Traum verwirklicht, das ist doch das wichtigste." Vielleicht hat Jonas bei seinem Freund eine Spur Neid erwartet, aber Melville sieht ihn offen an und scheint sich aufrichtig für ihn zu freuen.

Dann muss er aber doch auf die Frage eingehen und wird verlegen. "Ziemt es sich denn für einen Ritter, sich an solchem Klatsch und Tratsch zu beteiligen?" fragt er zurück, aber es ist ein schwacher Verteidigungsschlag, und als Jonas einfach schweigt, bleibt Melville nichts anderes übrig als weiterzusprechen. "Kennst du Sarana Yozan? Sie trainiert mit mir in der Kampfschule, und... naja, wir...also neulich, da..." Er sieht, wie Jonas grinsend sein Gestottere beobachtet und entscheidet sich zum Frontalangriff. "Sie ist einfach umwerfend, hübsch und gewitzt und warmherzig. Nicht so eins von diesen adligen Püppchen. Jeder, der so eine Frau erobern kann, sollte den Göttern auf Knien danken." Es ist eine gute Portion Euther Stolz, die in diesen Worten liegt, und es klingt immer noch wie eine Rechtfertigung. Aber dann gibt Mel seine Verteidigung auf, und nun spricht er ganz offen. "Ich bin glücklich mit ihr."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 28. Juni 2011, 11:59:29
Jonas grinst und schlägt Melville auf die Schulter, dass dieser fast nach vorne fällt. "Gute Nachrichten, mein Freund, wirklich gute Nachrichten. Ja, ich kenne Sarana, aber ich hätte nie gedacht, dass sie sich einen wie dich aussucht." Er kichert ganz unpaladinisch.
Dann jedoch wird er wieder ernst. "Darf ich dich etwas anderes fragen?" Der Satz muss rein rhetorisch gemeint sein, denn er spricht gleich weiter. "Bist du so glücklich wie es ist; ich meine, du bestehst Abenteuer und bekämpfst Dämonen und Chuor, aber die Gemeinschaft des Ordens, seine Sicherheit und seine Regeln, fehlen sie dir nicht? Und die Gewissheit, in Veshnas Gnade zu stehen . ." nun verstummt er, aber sein Blick zeigt nur zu deutlich wie gerne er Melville und sein Leben verstehen möchte.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 28. Juni 2011, 21:37:16
Zitat
Ja, ich kenne Sarana, aber ich hätte nie gedacht, dass sie sich einen wie dich aussucht." Er kichert ganz unpaladinisch.

Schon will Melville empört nachfragen, was sein Freund  damit meint, doch als der ein Thema anschneidet, das ihm so offensichtlich unter den Nägeln brennt, hält er sich zurück.

Zitat
nun verstummt er, aber sein Blick zeigt nur zu deutlich wie gerne er Melville und sein Leben verstehen möchte

„Wieso denken eigentlich alle, nur weil ich nicht Knappe geworden bin, gäbe es für mich keine Regeln mehr?“ fragt Melville irritiert zurück. Doch dann wird ihm bewusst, dass Jonas sehr wohl den Kern der Sache getroffen hat. „Aber du hast recht, natürlich habe ich mich auch schon gefragt, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Ich weiß nur nicht, ob es unbedingt die Ordensmitgliedschaft ist, die den Unterschied macht.“

Er muss erst einmal einen Anfang für seine Ausführungen finden, dann beginnt er mit lebhaften Gesten zu erklären. „Ich weiß, du machst dir Sorgen um mich. Es stimmt ja auch, meine Überzeugungen sind in letzter Zeit auf eine harte Probe gestellt worden. Sicherlich haben sie sich dadurch verändert, und ich selbst mich auch verändert. Trotzdem ist es für mich bitter, dass du meine moralische Gesinnung scheinbar so skeptisch siehst. Du musstest doch selbst auch schon einmal die Regeln verbiegen, weil es in dem Moment wichtiger war, deine Aufgabe zu erfüllen."

Er lässt diese Aussage einen Augenblick sacken, bevor er sich an die Brust tippt und sagt. "Ich habe schon des öfteren solche Kompromisse schließen müssen, aber ich glaube ebenso fest daran wie du, dass es meine Aufgabe ist, für das Gute zu kämpfen und mich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Ich habe mich mit aller Kraft für dieselben Werte eingesetzt wie du, und ich habe allen Grund, stolz auf meine Taten zu sein." Den letzten Satz schleudert er Jonas voller Trotz entgegen, und er muss erst einen tiefen Atemzug nehmen, bevor er ruhiger wird. Dann legt er Jonas die Hand auf die Schulter und sagt. "Ich wünschte, du könntest deine Zweifel vergessen. Dein Vertrauen würde mir wirklich viel bedeuten.“

Nachdem er diese Aussage mit großer Bestimmtheit verkündet hat, zögert er nun, zieht seine Hand zurück und richtet den Blick nach unten. „Was Veshnas Gunst angeht, habe ich keine Antwort für dich. Der Glaube ist für mich nicht mehr so einfach wie früher einmal, und ich bin mir über vieles nicht sicher. Aber ich habe viele gefährliche Situationen überstanden, und ich will einfach daran glauben, dass göttlicher Beistand mir die Kraft dazu gegeben hat.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 29. Juni 2011, 18:57:54
Zurückhaltend erwidert Jonas: "Ich bin der festen Überzeugung, dass deine Taten dem Guten dienen, es scheint mir nur viel schwieriger für dich jede Entscheidung alleine treffen zu müssen statt wie für mich die Regeln des Ordens als Leitlinie zu haben. Bitte, glaub mir, ich zweifle nicht an deinen moralischen Grundsätzen, aber ich könnte mir vorstellen, dass deine Haltung dem Orden gegenüber, der dich ." er zögert kaum merklich, "nicht haben wollte."
Er greift nach Melvilles Hand, die auf seiner Schulter ruht und drückt sie kurz. "Ich zweifle nicht an dir."

Nach Melvilles letzter Beichte ist es eine Weile still, dann seufzt Jonas: "Du kannst doch nicht daran zweifeln, dass die Götter deine Taten mit Wohlwollen betrachten." Es fehlen ihm nun offensichtlich die Worte, er setzt einige Mal an ehe er fortfährt: "Du dienst doch Veshna, mit jedem Schlag mit deiner Axt zeigst du ihm deinen Glauben! Warum zögerst du, seine Gnade anzuerkennen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 29. Juni 2011, 20:48:50
Mit einem dankbaren Lächeln quittiert Melville diese Vertrauensbekundung und entspannt sich sichtlich. "Was ist los, du nimmst doch sonst kein Blatt vor den Mund. Wir sind schließlich Freunde, da werd ich es dir nicht übelnehmen, wenn du geradeheraus sagst, was du denkst. Und genauso offen will ich dir auch antworten: Ich hadere nicht mehr mit dem Orden, weil ich abgelehnt wurde. Das habe ich längst hinter mir gelassen. Aber ich betrachte ihn kritischer als früher und habe durchaus zum einen oder anderen Punkt eine andere Meinung."

Lange schweigt Melville, dann erscheint ein wehmütiger Ausdruck auf seinem Gesicht. "Es ist noch nicht lange her, da war ich mir meines Glaubens sehr sicher. Aber jetzt ist das nicht mehr so einfach. Nicht für mich." Er macht eine vage Handbewegung in Richtung Westen. "Was ist, wenn sie ihn genauso verehren wie wir es tun? Wenn sie genauso überzeugt davon sind, in seiner Gunst zu stehen? Und was ist, wenn sie damit tatsächlich Recht haben?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 30. Juni 2011, 17:42:22
"Du meinst die Ritter der Hand dienen Veshna ebenso wie wir?" Jonas überlegt nicht lange, offensichtlich hat er sich seine Gedanken zu dieser Frage schon gemacht. "Veshna liebt den Kampf, das ist richtig. Und ich liebe ihn auch. Und ich bin überzeugt, dass meine Taten, die aus den Kämpfen resultieren, am Ende entscheiden werden, an welcher Tafel ich in der Nachwelt Platz nehmen werde. An der der Helden, die für das Gute eintraten oder an der der Verräter, die den Kampf suchten um dem Teufel, dem Geld oder der Macht zu dienen." Er hat voller Inbrunst gesprochen, die letzten Worte nun kommen wieder klar, einfach und ruhig. "So einfach ist das für mich."

Eine seltsam klingende milde Strenge in der Stimme: "Wie kommt es, dass du dir der Götter Segen nicht mehr sicher bist? Mir erscheint es bei allen Abenteuern, die du überlebt hast, fast widersinnig an ihrer Zuneigung zu dir zu zweifeln."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 30. Juni 2011, 21:43:07
"Das sag ich doch überhaupt nicht. Ich glaub eher, sie haben mir ein bisschen zu viel Zuneigung gezeigt. Oder es waren zu viele Götter, was weiß denn ich?" Frustriert reißt er ein paar Gräser aus und wirft sie wieder auf den Boden. „So viel ist passiert, und manches davon kann ich selbst kaum glauben. Am liebsten würd ich dir alles haarklein erzählen, aber ich habe versprochen, über diese Erlebnisse Stillschweigen bewahren. Jedenfalls das meiste davon, und irgendwie hängt auch alles  zusammen. Du musst mir also verzeihen, wenn ich dich nicht ins Vertrauen ziehen kann."

Eben noch hat er Jonas angesehen, um sich zu vergewissern, ob der es ihm tatsächlich nicht übel nimmt. Dann wendet er aber den Blick an und fährt wieder mit den Fingern über die Strahlen der Axt. "Aber weißt du was? Ich glaube, es ist ganz gut so. Ich werd es den Priestern überlassen, sich über Religion den Kopf zu  zerbrechen. Für mich ist es einfach keine gute Idee, so nah dran zu sein an... na, an dem ganzen Kram. Ich brauch einfach ein bisschen Abstand statt der ganzen Grübelei." Wirklich überzeugend klingt er nicht dabei, aber er scheint auch nicht gewillt, seine Aussage zurückzunehmen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 01. Juli 2011, 09:54:47
Jonas hört Melville zu, man sieht seinem Gesicht an, dass er versucht den Gedanken des Freundes zu folgen, doch am Ende schüttelt er den Kopf: "Wenn du dein Wort gegeben hast ist jedes weitere Wort zu viel. Ich verstehe so Vieles davon sowieso nicht, wie können denn die Götter dir zu nahe sein?"
Er hebt die Hand als Zeichen, dass er keine Erklärung von Melville verlangt. "Ich werde für dich um Klarheit beten." Und damit scheint für den Paladin ein wichtiger Punkt geklärt, er wirkt wieder mit der Welt im Reinen.
"Überlass die Theorie den Priestern, unsere Sache ist die Tat, denn . . ." die weiteren Worte Jonas' hört Melville nicht mehr, denn sein Auge wird von einer Bewegung am Rande des Feuerscheins abgelenkt, als er genauer hinsieht ist es eine weiße Feder, die dort zu Boden fällt und gleichzeitig hört er eine sehr leise, weit entfernte Stimme in seinem Kopf: "Ich habe die Welt wiedergefunden."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 01. Juli 2011, 18:41:03
Melville hat Jonas komplett ausgeblendet und merkt nicht einmal, dass er ihn mitten im Gespräch sitzen lässt, als er aufsteht und mit ein paar langen Schritten den Lagerplatz überquert. Er hockt sich hin und nimmt vorsichtig die Feder auf, ohne recht zu wissen, warum er das tut. Gleichzeitig schließt er die Augen und horcht er in sich hinein.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Juli 2011, 13:57:25
Jonas sieht Melville mit weit aufgerissenen Augen völlig verblüfft hinterher, beobachtet ihn vom Feuer aus, bleibt jedoch vorerst sitzen.

Mit der Feder in der Hand wird die Stimme nun deutlicher, wenn auch immer noch sehr leise und für einen Moment brennt die Feder wie Feuer in seiner Hand, dann jedoch ist das Gefühl verschwunden und er kann sich ohne Probleme auf die Stimme konzentrieren.
"Sie ist sehr klein geworden und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie je wieder in ihrer ganzen Größe an mich heranlassen werde. Aber du bist Teil meiner kleinen Welt, dich kann ich sehen, klar und einfach."
Es ist eindeutig die Stimme Chacotas, wenn auch noch ein wenig rauer als Melville sie in Erinnerung hat und sanfter als er den Paladin je hat sprechen hören.
"Ohne dich wäre ich nicht hier und dafür gehört dir mein Leben. Auf immer."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 02. Juli 2011, 17:54:34
"Es hat geklappt. Es hat wirklich geklappt!" flüstert Melville, und ein Strahlen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Mit einem Mal fühlt er sich ganz leicht, und eine große Last fällt von ihm ab. Bis eben war ihm nicht klar gewesen, wie sehr es ihn immer noch bedrückt hat, dass er nach Hause zurückkehren musste, ohne eine Chance, je zu erfahren, ob es Mea gelungen war, die Seele aus dem Stein zu befreien.

Es ist ihm egal, dass er die Worte nicht recht deuten kann, dass er nicht weiß, wie sie ihn über Raum und Zeit erreichen konnten. Es ist ihm sogar egal, wo Chacota ist, oder was er nun ist. Allein die Tatsache, dass alles ein gutes Ende genommen hat, versetzt ihn in einen wahren Begeisterungstaumel. Völlig der Welt entrückt kniet er auf dem Boden, starrt auf die Feder in seiner Hand, wie berauscht von dem Wunder, das ihm gerade widerfahren ist.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 03. Juli 2011, 13:28:53
Ein leises Lachen ist zu hören, dann wieder seine Stimme: „Ich empfinde die gleiche Freude wie du. Und nach all dem Schmerz, den du von mir geerbt hattest kann ich dir nun endlich etwas anderes geben.“
Ein leichtes Zittern geht durch die Feder und dann spürt Melville eine Freude, die der seinen gleicht und die gleichzeitig einen tiefen und so allumfassenden Frieden ausstrahlt, dass er in diesem Moment das Gefühl hat, nichts auf dieser Welt wäre je wieder in der Lage, ihm diese Freude zu nehmen, nun wo er weiss, dass es sie gibt.

Wieder erklingt Chacotas Stimme, in der nun eine unbestimmte Müdigkeit mitschwingt und trotzdem eine Kraft, die so greifbar erscheint, dass Melville nichts mehr von der Anstrengung des Übungskampfes spürt, es ist als habe er nie stattgefunden. „Was kann ich für dich tun?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Juli 2011, 20:03:45
Melville ist noch so in der freidlichen Stimmung gefangen, dass ihn die Frage etwas überrumpelt. "Wie meinst du das?" fragt er verwirrt zurück, und erst eine Sekunde später wird ihm bewusst, dass er es nicht laut ausgesprochen, sondern nur gedacht hat.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Juli 2011, 11:17:02
 „Ich habe dir damals eine Last auferlegt, die für dich kaum zu tragen war und ohne dich zu fragen. Das ist eine Schuld, die ich nun bezahlen möchte.  Und ich musste herausfinden, ob unsere Verbindung nach meiner Zeit im Seelenstein noch existiert.“ Er zögert, dann spricht er weiter, seine Stimme weich und voller Vertrautheit. „Dass es dir gut geht.“

Entschieden, ohne Zweifel spricht er weiter. „Die Erinnerung an das Feuer gehört nun allein Mea und mir und ich hüte sie an einem Ort, der für dich nicht erreichbar ist. Und nun kann ich dir von dem, das ich lernte, geben. Wenn du es willst.“
Ohne Pathos gesprochen und auch ohne die gequälte Überzeugung, die Chacotas Stimme seit Melville ihn kennt, so oft auszeichnete: „Ich werde so viele meiner Fähigkeiten nicht benötigen bis der Tag der entscheidenden Schlacht gekommen ist.“
Und mit Melancholie fügt er hinzu: „Du darfst unsere Verbindung aber durchaus nutzen, wenn es etwas gibt, das dich belastet und mir die Verantwortung dafür übertragen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. Juli 2011, 13:32:57
Man kann förmlich sehen, wie seine Schultern steif werden, und Melville klingt reserviert. "Du musst dir keine Sorgen machen. Es war keine Last, es war ein Privileg. Und wenn du dich erinnerst, war es letzten Endes meine eigene Entscheidung, dir zu helfen. Auch in Zukunft habe ich vor, meine Verantwortung zu tragen und sie nicht auf jemand anders abzuschieben."

Dann wird seine Stimme in Gedanken ein wenig weicher. "Ich sage nicht, dass es immer einfach war. Aber wir haben die Aufgabe alle gemeinsam geschultert, und schließlich ist alles zu einem guten Ende gekommen. So will ich es auch in Zukunft halten, denn es werden bestimmt noch schwierige Aufgaben auf uns zukommen." Auch wenn er selbstbewusst klingt, ist doch zu ahnen, wieviel Respekt er vor diesen Aufgaben hat, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen will. "Wenn du mir also dafür Hilfe anbietest, wär ich ein Hohlkopf, sie abzulehnen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Juli 2011, 17:20:53
„Du stehst mitten im Geschehen und viel wird noch von dir und deinen Taten abhängen.“ Kein Neid und keine Belehrung ist aus seinen Worten herauszuhören. „Ich möchte dir jedoch nichts aufdrängen.“

Ein Moment der Stille folgt, dann wieder ein leises Lachen und die folgenden Worte mit der Melville bekannten Selbstironie. „Ich wage es anscheinend nicht meinen Wunsch dir gegenüber in Worte zu fassen. Ich möchte dir meine Freundschaft anbieten. Trotz all der Erfahrung fällt es mir so schwer, dies Eingeständnis. Es ist offensichtlich für mich leichter, dir mein Leben und mein Können anzubieten als dieses Gefühl der Verbundenheit zuzugeben.“
Mit mildem Erstaunen und einer Wärme, die sich auf Melville überträgt sagt der Seraph nun schlicht: „Du bist mein Freund und darfst verlangen was immer du willst.“ Leiser dann: „So einfach kann es sein.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. Juli 2011, 19:18:21
"Ich hab wieder alles falsch verstanden, oder? Es war ja auch nur, weil ich dachte... also was ich meinte, war..." Nach Worten ringend ballt Melville die Händen zu Fäusten, und sein Gesicht wird puterrot. Als er es merkt, gibt er sein Bemühen auf und entspannt die Muskeln wieder. "Ach, es ist belanglos, was ich dachte. Nur eins ist wichtig: Deine Freundschaft ist mir sehr willkommen, ebenso wie dein Rat und deine Hilfe."

Nachdem er das losgeworden ist, wird er tatsächlich ruhiger. "Eine Bitte hätte ich... In letzter Zeit gab es mehr als genug Stimmen die auf mich eingeredet haben - in meinem Kopf oder auch draußen - und kaum jemals habe ich begriffen, was sie mir sagen wollten. Wenn wir beide miteinander reden, dann sag geradeheraus, was du denkst. Am besten in so einfachen Worten, dass selbst ich sie verstehen kann." Verlegen streicht er sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Lach mich aus, wenn du willst, aber das würde mir mehr helfen, als du glaubst."

Dann stutzt er plötzlich und fragt. "Können wir denn miteinander reden? Ich meine, ...immer? Ich weiß ja überhaupt nicht, wo du bist, und wie es dir möglich ist, mit mir in Kontakt zu treten." Zögernd, als wäre es eine sehr persönliche Frage: "Ist denn deine Seele nicht wieder in deinen Körper zurückgekehrt?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 06. Juli 2011, 19:33:16
Noch immer ist Chacotas Stimme sanft, nun wieder ohne jede Ironie: „Doch, ich bin wieder Herrscher über meinen Körper. Mea ist zu mir in den Stein gekommen und hat mich überzeugt, den Stein zu verlassen. Über sehr Vieles musste ich mir im Klaren werden und nun bin ich vielleicht so sehr ich selbst wie nie zuvor. Keine Weissagungen und keine zu vollbringenden Taten quälen mich mehr. Viele Dinge erscheinen mir nun neu und alte Dinge bewerte ich anders.“

Melville hört ein Lachen, dann: „Ich sollte aber besser deine Fragen beantworten und dich nicht als Erstes mit den meinen belasten, zumal es keine Eile mehr für mich hat Antworten zu finden. Ich bin im Jahre 1632, in welchem du bist kann ich nur ahnen, aber der Pfad, der uns schon einmal verband, er existierte noch und es bedurfte nur der richtigen Konzentration, dich ansprechen zu können. Allerdings ist es sehr anstrengend, deshalb habe ich versucht, dir einen Verstärker zu senden. Immer wenn du eine weiße Feder in den Händen hälst ist es für mich einfach dich zu erreichen. Zumindest eine Zeitlang, die Kraft der Feder läßt mit der Zeit nach, dann musst du eine neue suchen. Umgekehrt müssen wir noch herausfinden, welchen Gegenstand ich von dir in meiner Zeit finden muss, damit du mich kontaktieren kannst.“

Bedauern ist nun zum ersten Mal in seiner Stimme zu hören: „Wir konnten nach dem Kampf um die Quelle nie miteinander reden, noch immer sehe ich wie du deine Hand ausstreckst und die Kräfte, die in der Quelle freigesetzt wurden, in dir aufnahmst. Und konnte dir noch nie für deine Hilfe danken.“


Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 06. Juli 2011, 21:15:24
Melville hört konzentriert zu und nickt als Zeichen, dass er verstanden hat. Er nennt Chacota das aktuelle Jahr, schweigt aber zu der Frage welcher Gegenstand von ihm zur Kontaktaufnahme dienen könnte. Schließlich sagt er. "Es freut mich, dass du so zufrieden bist." Er klingt, als hätte er zu dem Thema noch mehr zu sagen, entschließt sich aber, es dabei zu belassen.

Auf Chacotas letzten Satz hin schüttelt Melville fast unmerklich den Kopf. "Ich habe meine Hand in die Quelle gehalten, weil ich angenommen hatte, das wäre mit dieser Weissagung gemeint. Ich weiß nicht, was sonst passiert wäre, und ich werde es wohl auch nie erfahren. Ich dachte einfach, das müsste getan werden." Er zuckt die Schultern. "Wir zu sechst zum Turm gegangen, um die Quelle zum Versiegen zu bringen, wir wussten alle, worauf wir uns einlassen, und am Ende waren wir erfolgreich, weil jeder von uns seinen Teil beigetragen hat."

Dann kommt er noch einmal ins Grübeln. "Wir alle haben unser Leben riskiert, um die Quelle zu schließen. Aber du hast dich am Ende geopfert, nur um mich zu retten. Wie es aussieht, muss ich mich also eher bei dir bedanken." Er neigt den Kopf und sagt feierlich: "Est en londa."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 07. Juli 2011, 14:59:58
„Und ich wäre ohne eure Hilfe vermutlich in diesem Kampf versklavt worden. Als durch deine Tat der Kampf mit dem Balor gewonnen war dachte ich einzig und alleine an die Weissagung; ‚Eine freie Seele, doch keine Erlösung‘, wie lange hatte ich über diese Worte gegrübelt! Es musste doch einen Sinn haben, dass ich ein zweites Leben geschenkt bekommen hatte, dass ich aus der Gefangenschaft des Drachen befreit wurde, irgendwo musste ich doch mein Leben opfern um einer größeren Sache zu dienen.“ Wieder ein kleines, ironisches Lachen. „Nie ist mir in den Sinn gekommen, dass Asha mir mein Leben schenken wollte.“
Wieder ernst: „Der Stein war nie als Rache für deine Taten erschaffen worden, ich konnte dich nicht meinen Fehlern ausliefern. Und letztendlich hast du mich hierher zu Mea gebracht und mir ein neues Leben geschenkt. Du siehst, wir haben einander das Leben gerettet. Wie Freunde es tun.“
Ein angestrengter Atemzug ist zu hören. „Meine Kraft ist noch nicht vollends zurückgekehrt, ich schlafe noch sehr viel. Und es ist ein Schlaf fast ohne Alpträume. Ein unbeschreibliches Gefühl . . .“, dann schon etwas entfernter: " . . aber sag mir, wenn ich dir irgendwie helfen kann. In welcher Mission bist du derzeit unterwegs?“ Echte Neugier ist aus der Frage herauszuhören und Anteilnahme.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 07. Juli 2011, 19:20:14
Schweigend hört Melville zu und runzelt die Stirn, als er versucht, den Ausführungen zu folgen. Alles hat er nicht durchdrungen, aber bei Chacotas Fazit nickt er zustimmend, und mit einem mal  ist es ihm nicht mehr so wichtig, jedes Detail zu verstehen.

Auf die Frage will Mel nicht abweisend wirken, ist aber auch ist nicht sicher, ob er den geschwächten Paladin weiter in Anspruch nehmen. Daher hält er seine Antwort kurz. "Wir sind im Chuorgebiet, um eine Abordnung Handritter zu treffen, für einen Gefangenenaustausch." Er braucht es nicht weiter auszuführen, schon sein Tonfall lässt erkennen, dass er nicht an einen reibungslosen Austausch glaubt, sondern Probleme erwartet. "Mit zwei Gefährten bin ich unterwegs. Du kennst doch Jonas Yadale, er hat nun seinen Ritterschlag erhalten, und ich bin wirklich froh, ihn an meiner Seite zu haben." Seine Miene verfinstert sich ebenso wie der Klang seiner Stimme, es ist deutlich, wie wenig begeistert er von seinem anderen Begleiter ist. "Dann noch ein Ritter, Direto Teabar." Was er über ihn denkt, bleibt unausgesprochen.

"Falls du etwas über den Handorden weißt, das wichtig sein könnte, würde uns das tatsächlich  helfen..." Vorsichtig setzt er hinzu: "Ansonsten weiß ich nicht recht, wie du mich unterstützen könntest." Aber dann gehen doch die Pferde mit ihm durch. "Es sei denn, du weißt, wie man einen verbohrten Sturkopf von einem Ritter überzeugen kann, dass man kein unzuverlässiger Springinsfeld ist."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 08. Juli 2011, 14:04:49
Chacota hustet und das quälende Geräusch zeigt Melville noch deutlicher, dass der Seraph nicht gesund ist. Trotzdem antwortet er ohne Zögern. „Nur Ritter, die den höchsten Eid geschworen haben werden vom Königsritter für solche Missionen ausserhalb der Stadtgrenzen eingesetzt. Keiner von ihnen hat noch einen eigenen Willen, sie dienen einzig dem König. Jeder Versuch, mit ihnen zu reden und einen Handel auszumachen ist zum Scheitern verurteilt. Und sie bedienen sich jeder unheiligen Magie, derer sie fähig sind. Bist du sicher, dass sie einen Austausch anstreben?“
Wieder hustet er, räuspert sich und spricht weiter: „Ihr König ist ihr Gott und ihr Geist ist gegen jede andere Wahrheit immun. Und Rache ist ein Wort, das sie nur zu gut kennen. Also achte auf dich!“ Eindringlich die letzten Worte.

Einige Atemzüge ist es still, dann hört Melville wieder seine Stimme, ruhiger wieder, nachdenklich. „Ein Teabar ist mit euch unterwegs? Die Teabars sind eine der ältesten Familien in Euth gewesen und noch nie waren sie für ihren Humor bekannt. Viele Priester sind aus dieser Familie hervorgegangen und sie haben stets dem Wohl der Stadt und des Ordens gedient.“ Melville hört ein leises Schmunzeln. „Ein harter Brocken also.“ Chacotas Stimme wird weich, wieder schwingt leichte Ironie in ihr mit: „Stolz sind sie, doch achten sie den Stolz anderer. Sei du selbst, versteck dich nicht und zeige, dass du die Götter achtest.“ Chacota zögert, dann fügt er hinzu: „Trotzdem wird es schwer werden ihn zu überzeugen, denn du dienst nicht dem Orden und damit in seinen Augen nur dir selbst.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 08. Juli 2011, 18:35:47
Auch wenn er eine solche Antwort erwartet hat, ist Melville nicht begeistert von dem, was er hört. „Ich glaube, sie nehmen den Austausch als Vorwand, um uns zu überfallen, ihren Spion in die Finger zu bekommen und gleichzeitig ein paar Feinde auszuschalten“, erwidert er, „aber ich habe noch keine Idee, wie wir diese Pläne durchkreuzen könnten. Wir haben auch kaum eine andere Wahl, als zumindest am Treffpunkt zu erscheinen. Immerhin geht es um einen Ordensbruder, den wir nach Hause holen müssen.“ Für einen Moment muss er wieder an Xpoch und an den Turm der Hand denken, und obwohl diese Bilder nicht mehr so große  Macht über ihn haben wie damals, als er Chacotas Erinnerungen geteilt hat, läuft es ihm kalt den Rücken herunter. „Du kannst aber sicher sein, dass wir ihnen nicht über den Weg trauen werden.“

„Auch was Ritter Teabar angeht, fält mir nichts ein, wie ich ihn überzeugen kann. Ich kann nur sagen, was ich denke und hoffen, dass er uns nicht alle ins Verderben stürzt, mit seinem albernen Stolz.“

Einen Moment ist er in seinen düsteren Gedanken gefangen, dann erinnert er sich wieder an seinen Gesprächspartner. „Danke jedenfalls für deinen Rat. Ich denke, wir sollten ein anderes Mal weiter reden. Jonas hält mich wahrscheinlich schon für völlig übergeschnappt.“ Es ist offensichtlich, dass er den Paladin nicht weiter belasten will, es aber nicht über sich bringt, auf dessen angeschlagene Gesundheit abzustellen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 09. Juli 2011, 14:58:22
Chacota klingt nun angestrengt, konzentriert. „Unser Gespräch kostet mich leider mehr Energie als ich zur Zeit besitze. Ein Zustand, der meine Geduld mehr als strapaziert. Asim sua ele*. Trotzdem kann ich diese Gegelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, wer weiss, wann wir wieder miteinander sprechen können.“
Eindringlich jetzt: „Nimm die Feder zur Hand und zeichne Ashas Symbol auf deine Haut. Setze ein Auge darüber.“ Fast mehr zu sich selbst. „Es geht gegen die Hand, du musst sehen können, was dich erwartet.“
Melville hört wie Chacota leise sein Gebet an Asha anstimmt und plötzlich spürt er, wie die Feder in seiner Hand sich von selbst bewegt. Sanft kratzt der Kiel der Feder über seine Haut, selbst das Auge formt sich von alleine. Dann wieder Chacotas Stimme, leise, gepresst: „Berühre das Symbol.“
Melville spürt eine plözliche Hitze, die durch seine Hand strömt und hört ein flüsterndes „Asha wacht über dich . . gesegnet sei deine Einsicht.“
Fast nicht mehr zu hören: „Vermeide den Turm, er bricht jeden . . . komm zu mir, wenn die Qual zu groß wird!“
Und dann ist es vorbei und Melville hat für einen Moment das überwältigende Gefühl der Einsamkeit.

* so ist es nun mal
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 09. Juli 2011, 18:09:56
Es dauert einen Augenblick, aber dann wird Melville mit einem Schlag die Bedeutung dieser letzten Worte klar. Er selbst hatte diesen Gedanken bisher so gründlich verdrängt, dass er ihn jetzt wie ein Schlag in die Magengrube trifft.

Gehetzt springt er auf und erreicht mit zwei Sätzen seine Satteltaschen, die er auskippt und fieberhaft alles beiseite wirft, bis er einen kleinen Lederbeutel findet: Darin ist das Gift, das er vor seiner letzten Mission in Xpoch von seinem Campeon erhalten hatte. "Nicht der Turm, bestimmt nicht, lieber verreck ich", murmelt er wie ein Geisteskranker und befestigt den Beutel mit zitternden Händen an seinen Gürtel.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 09. Juli 2011, 20:40:23
Als Melville schließlich den Knoten geknüpft hat blickt er auf und direkt in die Augen Jonas‘. Der Paladin sitzt noch immer am Feuer, er hat jedoch sein Schwert aus der Scheide gezogen und es griffbereit auf dem Schoß liegen, seine ganze Haltung zeugt von einer großen Wachsamkeit.
Nachdem er Melvilles Blick erwidert hat sagt er mit betont neutraler Stimme: „Ich denke, du wirst mir erzählen, was eben geschehen ist. Und was dein Verhalten zu bedeuten hat.“ Und nach einer kurzen Pause fügt er an: „Bitte.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 10. Juli 2011, 09:59:12
Als die Wirklichkeit Melville wieder einholt, wird ihm klar, wie er gerade auf Jonas gewirkt habe muss. Er nickt, weil ihm noch die Worte fehlen. Dann atmet er tief durch, versucht seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. "Steck die Waffe weg. Es ist nichts." Nervös fährt er sich mit beiden Händen durch die Haare. "Nur ein... also ganz kurz, da...ich meine..." Er beißt sich auf die Lippe, aber schließlich platzt er mit der Wahrheit heraus. "Ich hab einfach Panik gekriegt!" Er kniet sich wieder hin, stopft die verstreuten Sachen zurück in die Taschen, mit knallroten Ohren, ohne Jonas  anzusehen. Dann setzt er sich neben Jonas und schaut ins Feuer. "Es ist lächerlich", sagt er leise, "und wir können das jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Tut mir leid."

Kurz schweigt Melville, bemüht sich um Fassung. "Ich sollte dir alles von Anfang an erzählen." Er zögert. "Soweit ich kann. Du weißt ja, mein Versprechen..." In seinem Inneren sucht er nach dem Gefühl, das er vor wenigen Minuten verspürt hat, der Freude, und des Friedens, versucht sich von der Angst und der Scham über seinen Ausbruch zu befreien. Er kratzt nachdenklich die Bartstoppeln an seiner Wange, streckt die Beine aus und seine Hand sucht wieder den Griff der Axt, wie um sich daran festzuhalten.

"Du wirst mich für verrückt halten, aber es ist die Wahrheit: Neulich war ich mit ein paar Freunden auf einer Mission. Es war an einem weit entfernten Ort, und die Stärke unserer Gegner war wirklich furchteinflößend. Aber die Götter haben uns ihre Gnade gewährt, und wir konnten den Auftrag erledigen." Nun wird seine Stimme wird rauh vor Emotion. "Aber für einen meiner Freunde hat es ein schlimmes Ende gefunden. Er war nicht gefallen, nur verletzt, aber seine Seele war nicht mehr bei ihm, sie war gefangen, eingesperrt." Er feuchtelt mit den Händen, bei dem Versuch, die passenden Worte zu finden. "Bitte mich nicht, dir das genauer zu erklären, du weißt, ich habe immer Schwierigkeiten, solche religiösen Dinge zu verstehen."

"Jedenfalls hatten wir keine Möglichkeit, ihn aus dieser Lage zu befreien, also haben wir Verbündete aufgesucht und ihnen unseren Freund anvertraut, in der Hoffnugn, dass sie ihm helfen können. Wir konnten aber nicht darauf warten, ob es wirklich gelingt, sondern mussten abreisen. Bis eben dachte ich, ich würde nie erfahren, was aus ihm geworden ist. Denn wenn ich sage, der Ort ist sehr weit entfernt, dann ist das eine ziemlich armselige Umschreibung. Er war unerreichbar."

Nun wird er ganz aufgeregt, er greift Jonas am Arm und sagt. "Jetzt stell dir vor: Eben gerade hat mich eine Nachricht erreicht. Irgendwie hat mein Freund eine Möglichkeit gefunden, mit mir zu reden, auf magische Weise oder was weiß ich. Er hat zu mir gesprochen, in meinem Geist, und daher weiß ich, dass er wieder gesund geworden ist."

Er bricht ab, weil ihm selbst klar ist, wie seltsam das Ganze klingt. "Ich sag ja, du kannst glauben, dass ich übergeschnappt bin, das würd ich dir nicht mal übelnehmen. Aber so ist es gewesen, und ich bin wirklich glücklich über diese Neuigkeiten." Dann fällt ihm ein, dass er immer noch nicht darauf eingegangen ist, wieso er sich so seltsam verhalten hat. Er lässt seine Schultern hängen und stptzt die Unterarme auf seine Knie. "Wir haben noch kurz über unsere jetzige Mission gesprochen. Ich weiß, dass mein Freund auch schon einmal in Xpoch war und habe ihn gefragt, ob er Informationen über den Handorden hat, die uns weiterhelfen können. Und als wir auf das Thema kamen, da hab ich einfach die Nerven verloren."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. Juli 2011, 22:34:30
Melville kann in Jonas’ Gesicht lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch, als Melville nach seiner Axt greift zuckt auch seine Hand noch kurz zum Schwert, entspannt sich jedoch schnell wieder. Er versucht zunächst in den Worten Melvilles einen Sinn zu finden, dann seufzt er kurz und hört einfach zu. Als Melville verstummt starrt Jonas ihn an und es ist offensichtlich, dass er nicht weiss, was er sagen soll.
Er legt einen Ast ins Feuer, so dass es heller aufflammt und kneift die Augen zusammen. „Du wirst verstehen, dass das, was du mir eben erzählst hast noch viele Fragen aufwirft. Ich muss sie nacheinander klären, erst dann kann ich dir sagen wie ich deine – und damit unsere Lage - einschätze. Und ob das Ganze eine Bedrohung oder eine Hilfe darstellt.“
Er spricht leise, streng. „Das Wichtigste scheint mir, wie sehr uns deine Panikattacken beeinträchtigen und wo sie bei den Göttern ihren Urspung haben. Das Zweite, inwieweit dein Freund durch seine Einflüsterungen Einfluss auf dich ausüben kann.“
Er macht eine einladende Geste zu Melville, doch sein Gesicht noch immer sehr ernst.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. Juli 2011, 10:05:03
"Einflüsterungen???" ruft Melville viel zu laut in die stille Nacht. Sofort schießt ihm das Blut ins Gesicht, und auf seiner Stirn steht eine Zornesfalte. Jonas hat erlebt, dass Melville in der Kampfschule in Streitigkeiten geraten ist, die bei einer ganzen Horde Halbwüchsiger meist lautstark und aggressiv ausgetragen wurden. Als Melville nun aber spricht, lernt er eine ganz neue Seite an ihm kennen.

Nur mühsam beherrscht der Ritter seinen Zorn, er spricht leise und klingt richtiggehend feindselig. "Ich habe dir das anvertraut, um dich an meinem Leben teilhaben zu lassen, nicht damit du mich verurteilst. Ich habe es satt, mir sagen zu lassen, ich hätte die falschen Freunde und würde mich von ihnen beeinflussen lassen. Das einzige was ich getan habe, ist ihn um Rat zu fragen, genau wie ich dich um Rat fragen würde. Oder gefragt hätte, als ich noch dachte, ich könnte von dir Unterstützung erwarten. Statt dessen zweifelst du, ob ich nicht zu verrückt bin, um meinen Mann zu stehen. Weißt du was? Kümmer dich um dich selbst und lass mich in Frieden. Und wenn du irgendjemandem auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählst, bist du die längste Zeit mein Freund gewesen." Damit steht er auf und stapft davon.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 11. Juli 2011, 18:31:37
Melville hört hinter sich wie Jonas aufsteht und dann seine Stimme, bemüht, ruhig zu bleiben. „Warte doch. Wir lösen nichts,wenn du einfach davonrennst.“
Er wartet, bis Melville zumindest stehenbleibt, tritt dann einen Schritt näher um dann leiser weiterzusprechen. „Ich wollte kein Urteil fällen, aber du verstehst doch, dass ich beunruhigt bin. Es war mehr als unheimlich wie du dort bestimmt 10 Minuten in die Luft gestarrt hast, dann aufgesprungen und deine Sachen auf dem Boden verstreut hast.“
Er sieht Melville prüfend an und entscheidet dann, dass er weiterreden kann: „Ich halte dich nicht für verrückt, aber du wirst zugeben müssen, dass deine Panik eine Sache ist, der ich auf den Grund gehen muss. Und dein Freund, diese Geschichte, ich verstehe es einfach nicht.“
Jonas überlegt, er wirkt etwas hilflos: „Melville, ich möchte dich gerne unterstützen und es tut mir leid, dass anscheinend so viele Leute an dir zweifeln. Wenn du magst, dann erkäre mir zuerst deine Panik.“ Sein treuer Hundeblick wirkt selbst auf Melville besänftigend.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. Juli 2011, 21:29:10
[Wie das auf Mel wirkt, entscheide ich immer noch selbst...  :P]

Er tritt dicht an Jonas heran, immer noch hochrot im Gesicht und scheinbar nicht gewillt, sich abzuregen. "Was du nicht verstehst, ist folgendes: Du musst der Sache nicht auf den Grund gehen. Das ist meine Angelegenheit, und ich brauche niemanden, der sich in mein Leben einmischt. Ich bin heute vielleicht nicht mehr derselbe wie damals, und ich sag nicht, dass ich keine Probleme habe. Aber ich bin stolz darauf, was aus mir geworden ist, und ich muss mich dafür nicht rechtfertigen."

Als er Jonas Gesicht sieht, ist er fast selbst erschrocken über seine abweisende Reaktion, und obwohl es ihm sichtlich schwerfällt, versucht er nun, ruhiger zu sprechen. "Ich sehe ein, dass du dir Sorgen machst, und vielleicht glaube ich sogar, dass du mir um meinetwegen helfen willst, nicht weil du glaubst, ich würde die Mission gefährden." Bissig fügt er hinzu. "Auch wenn es sich gerade genau danach angehört hat."

Er holt tief Luft, ermahnt sich innerlich noch einmal zur Ruhe. "Aber du wirst damit leben müssen, es nicht zu verstehen, denn ich sage es noch einmal: Vieles, was ich erlebt habe, ist schon für mich selbst schwer zu begreifen, und meine Versprechen verbieten mir, es in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Du wirst dich einfach entscheiden müssen: Traust du mir zu, mit meinem Leben fertig zu werden oder nicht?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 12. Juli 2011, 19:28:33
Jonas tritt einen Schritt zurück und hebt kurz die Hände, dann läßt er die Schultern hängen und senkt kurz den Blick zu Boden, ehe er wieder aufblickt und aufrichtig sagt: „Entschuldige, ich habe nicht gemerkt wie ernst es dir ist. Du warst es, der damals in der Kampfschule zu mir gehalten hat als ich als Waise nach Euth kam, eure Sitten nicht kannte und überhaupt „kein Euther“ war. Du hast nicht gelacht als ich von meinem Traum erzählt habe, von Veshna erwählt zu werden. Wie könnte ich dir nicht vertrauen?“
Er fährt sich durchs Haar, noch immer unsicher. „Du hast früher immer genau gewusst was Recht und was Unrecht ist und dich dafür verbissen eingesetzt, ich habe einfach nicht glauben können, dass du Unterstützung für dich benötigen könntest. Ich dachte tatsächlich, es ginge um Informationen für unsere Mission. Dies ist meine erste Aufgabe als Paladin und ich möchte unbedingt erfolgreich heimkehren, deshalb kreisen meine Gedanken nur um den Orden der Hand und den bevorstehenden Austausch. Kannst du das verstehen? Es ist anmaßender Stolz und ich werde dafür Buße tun, aber so ist es . . . .“
Er wirft einen prüfenden Blick in die Dunkelheit und deutet dann auf das Lagerfeuer: „Würdest du dich wieder zu mir setzen?“

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Juli 2011, 22:44:07
Wortlos lässt Melville sich wieder nieder, schaut zunächst ins Feuer, bevor er sich klar geworden ist, was er antworten soll. "Ich kann mir gut vorstellen, wie du empfindest. Wie wichtig es dir ist, dich im Einsatz zu bewähren und zu beweisen, dass du deinen Ritterschlag auch verdient hast. Es geht mir nicht viel anders, nur dass ich zeigen muss, dass man auch ohne den Ritterschlag etwas wert sein kan. Es gab tatsächlich einige Zweifel, nicht zuletzt von meinem Vater, und vor allem ihm will ich doch beweisen, dass er stolz auf mich sein kann. Daran liegt es wohl, dass ich gerade ziemlich empfindlich bin, was das angeht."

Er hält einen Zweig ins Feuer, beobachtet, wie die Spitze zu brennen beginnt und die Flamme schnell auf den ganzen Zweig übergreift. Er hält ihn fest, bis er sich fast die Finger verbrennt und wirft ihn erst im letzten Augenblick in die Glut. Nachdenklich sieht er Jonas an, dann scheint er eine Entscheidung getroffen zu haben. "Dass du all deine Kraft einsetzt, um diesen Auftrag zu erfüllen, solltest du dir nicht vorwerfen. Ich tu's jedenfalls nicht. Im Gegenteil, es ist für mich ebenso wichtig."

Ein kurzer Seitenblick, als müsste er sich noch einmal vergewissern, dann sagt er. "Es gibt Informationen über den Handorden, die ich dir mitteilen will. Die mein Freund mir gegeben hat." Er hält kurz inne, als warte er nur darauf, dass Jonas bei diese Ankündigung kommentieren würde, aber als der stumm bleibt, fährt er fort. "Drei Dinge: Die Handritter dienen blind ihrem König, es besteht wenig Aussicht, mit ihnen zu verhandlen. Sie haben Zugriff auf unheilige Magie. Und..." nun verlässt ihn fast der Mut, doch er zwingt sich weiterzusprechen. "Und wahrscheinlich haben sie in Xpoch inzwischen herausgefunden, dass ich einen von ihnen umgebracht habe."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 13. Juli 2011, 22:56:07
Als Melville Verständnis zeigt für seinen Ehrgeiz nickt Jonas zustimmend und wirkt erleichtert. Er setzt an, dem Thema etwas hinzuzufügen, doch dann entscheidet er sich anders und hört aufmerksam zu ohne eine Zwischenfrage zu stellen, zu wackelig scheint ihm der neu ausgehandelte Frieden noch zu sein.
Nach Melvilles letzten Worten entschlüpft Jonas jedoch ein „Bei Veshna!“ und er kann sein Schweigen nicht länger aufrecht erhalten. „Hattest du Rückendeckung durch einen Ordensauftrag? Und die Hand hat dich nicht gefangen nehmen können? Und  . .“, er sucht rasch nach den richtigen Worten, „ . . war es bei einer anderen Befreiungsmission?“
Er reisst sich zusammen, überdenkt die anderen Informationen und schiebt schnell hinterher: „Das klingt alles gar nicht gut für unsere Mission, für müssen noch verdammt viel vorsichtiger sein.“ Dann fällt ihm ein weiteres Problem ein und sorgenvoll wirft er nun einen kleinen Ast ins Feuer: „Und wie erklären wir Direto diese neuen Informationen?“
Als wolle er noch etwas Positives am Ende hinzufügen, rutscht ihm noch heraus: „Immerhin sind sie besiegbar!“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. Juli 2011, 16:54:59
„Beruhig dich wieder, du klingst wie ein altes Tratschweib“, knurrt Melville, der spürt, dass seine Nerven immer noch blank liegen und er deshalb unnötig gereizt reagiert. Trotzdem kann er nicht anders. „Wie oft muss ich denn noch sagen, dass ich nicht darüber reden darf?“

Ihm ist aber auch klar, dass Jonas recht hat, und er massiert sich die Stirn, um besser nachdenken zu können. „Ich mach das schon“, sagt er schließlich, und nach einer Weile kommt ihm auch eine Idee. „Ich sag einfach, ich hätte diese Informationen absichtlich zurückgehalten, weil ich wütend war, dass Direto mich so herablassend behandelt hat.“ Mit einer Geste deutet er auf Jonas. „Dann hätte ich mit dir darüber gesprochen, und mir sei klar geworden, dass das ein Fehler war.“

Mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck reibt er sich die Hände. „Ich muss nur ein bisschen zerknirscht tun, dann kauft er mir das mit Sicherheit ab.“ Auffordernd schaut er Jonas an, als würde er spontanen Applaus erwarten. Erst dann fällt ihm ein, dass sein Freund sich mit dieser Lügengeschichte bestimmt nicht besonders wohl  fühlt. Auch wird ihm wieder einmal bewusst, wie sehr solche Täuschungsmanöver für ihn inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. Juli 2011, 15:33:32
Jonas, der wahrlich nicht für seine Wortkargheit berühmt ist, grummelt bei Melvilles Rüge etwas unzufrieden: "Es ist besser, darüber zu reden als zu schweigen, bis es zu spät ist." Es ist aber eindeutig, dass die Worte eher allgemeiner Natur sind und sich nicht so sehr auf die momentane Situation beziehen.

Bei Melvilles Vorschlag Direto anzulügen wirkt er noch unglücklicher, er schüttelt den Kopf. "Lügen produzieren immer nur noch mehr Lügen. Und was soll ich deiner Meinung nach tun, wenn Direto mich fragt, was wir noch besprochen haben?"
Seine Gedanken kehren jedoch schnell wieder zu den Informationen über den Handorden zurück. "Meinst du, dass deine Tat einen Einfluss auf unser Zusammentreffen haben wird?"

Dann fällt sein Blick auf Melvilles Arm; der Ärmel ist hochgerutscht als er den Zweig in die Flammen geworfen hat und auf der Haut ist schwach, aber eindeutig Ashas Flamme zu sehen, klein, mit einem Auge über der Flamme thronend. "Das ist das Symbol Ashas, nicht wahr? Hat sie eine besondere Bedeutung für dich?" Die Neugier hat wieder Jonas' Instinkt für die Gefahr ausgeschaltet, erst nachdem er die Frage ausgesprochen hat fällt ihm Melvilles Stimmung wieder ein und er beisst sich auf die Lippen und starrt unbeteiligt tuend ins Feuer.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 15. Juli 2011, 19:46:08
„Schon gut, ich weiß, wenn man gemeinsam auf solch einer Mission ist, sollte man sich aufeinander verlassen können, und das passt nicht mit so einer Lügengeschichte zusammen.“ Er öffnet die Arme in einer Geste, die Aufgeschlossenheit signalisiert. „Was schlägst du also vor? Dass ich ihm die ganze Wahrheit sage, von vorn bis hinten?“ Er schüttelt den Kopf. „Denk nur daran, welche Gedanken du hattest, als du es gehört hast. Was glaubst du wohl, wie Direto reagieren würde, so misstrauisch wie er ohnehin schon ist?“

Er stellt das Problem erst einmal zurück, als Jonas ihm nach dem Asha-Symbol fragt. Sein erster Reflex ist es, auch hier wieder alle Fragen abzuwehren, aber ihm fällt ein, wie besorgt Jonas wegen Melvilles Aussagen über seinen Glauben gewesen ist, und außerdem tut es ihm leid, dass er seinen Freund schon mehrfach hat abblitzen lassen.

Sanft streicht er über das Zeichen. „Ja, das ist die Flamme  Ashas, und sie hat für mich mehr als nur eine Bedeutung. Zum einen ist sie ein Zeichen der Verbundenheit zwischen mir und dem Freund, mit dem ich gerade gesprochen habe, denn er ist ein Diener dieser Göttin. Stell dir vor, eine Priesterin im Tempel sagte sogar, Asha würde meine Taten mit Wohlwollen betrachten! Was genau dahinter steckt, habe ich selbst nicht recht begriffen. Vielleicht eine Gunst, weil ich meinem Freund bei seinen schwierigen Aufgaben geholfen habe.“

Nachdenklich reibt er mit dem Daumen über seine Haut, die Flamme und das Auge. „Für eine Weile wollte ich selbst Anhänger Ashas werden, und ich fürchte, meine Treue zu Veshna ist darüber fast in Vergessenheit geraten.“ Plötzlich ist Melville ganz verlegen, als wäre sein Vergehen erst dadurch entstanden, dass er es laut ausgesprochen hat. Gleichzeitig scheint er aber erleichtert, seine Gedanken mit jemandem zu teilen, denn nun sprudeln die Worte geradezu aus ihm hervor. „Später hatte ich dann aber das Gefühl, in Ashas Tempel nicht recht zuhause zu sein, denn ich verpürte nie den Drang, nach Erlösung zu streben. Dann kam auch noch dazu, dass ich durch ein anderes Ereignis plötzlich auch noch eine Nähe zu Amabea empfand. Oder zumindest bilde ich mir das ein.“

Wild gestikulierend drückt er seine Ratlosigkeit aus. „Ach, ich kann es dir auch nicht recht erklären. Wie soll man denn so etwas auch erklären? Wenn es um den Glauben geht, dann muss man doch nicht lange nachdenken, sondern man fühlt es einfach, tief drinnen. Früher war das ganz einfach für mich. Ich hatte nie Zweifel daran, was ich glauben sollte. Heute kommt es mir vor, als wenn ich ganz zerrissen bin, zwischen so vielen verschiedenen Dingen, an die es sich zu glauben lohnt, so vielen Wegen, die ich gehen könnte, dass ich mich kaum mehr traue, einen Fuß vor den anderen zu setzen.“

Mit einem verkrampften Lächeln schaut er zu Jonas hinüber. "So, jetzt weißt du, wieso ich mir nicht mehr sicher bin, was ich glauben soll. Mir fällt auch nichts besseres ein als mir ein bisschen Zeit zu lassen und abzuwarten, ob ich irgendwann einfach wieder klarer sehe. Man kann so etwas doch nicht erzwingen. Asim sua ele."

[Übrigens: Wo ist das Symbol jetzt eigentlich? Nicht mehr in der Handfläche, wie früher, sondern auf dem Unterarm?]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. Juli 2011, 21:31:23
"Ele acontecer*", erwidert Jonas und man merkt seiner Aussprache nicht mehr an, dass er kein geborener Euther ist.
"Die Götter werden dir helfen. Nah müssen sie dir sein, da du ihr Zeichen auf der Haut trägst und Asha dir geneigt ist." Fast ehrfurchtsvoll klingt Jonas' Stimme mit einem Mal.

Er räuspert sich ein wenig verlegen, ehe er auf die frühere Frage zurückkommt. "Ich würde Direto tatsächlich die Wahrheit sagen; du hast nichts zu verbergen. Du hast Informationen von deinem Freund erhalten, der Asha dient - nichts daran ist unehrenhaft. Und mit der Wahrheit kannst du ihn eher überraschen als mit einer ausgeklügelten Lüge."

Er kratzt sich am Kopf, gähnt und meint dann: "Geh schlafen, deine Wache beginnt sowieso schon eher als dir lieb sein kann und morgen sollten wir alle so ausgeschlafen wie möglich sein." Jonas schiebt die glimmenden Äste etwas zusammen, so dass das Feuer nur noch ein kleiner, heller Punkt ist und deutet mit einem Lächeln auf Melvilles Bettrolle.

Als Melville sich erhebt und sich vom Feuer entfernt erstarrt er.
Er ist es gewohnt, dass nach dem Blick in die Flammen die Umwelt umso dunkler wirkt bis die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben und dann aus den Augenwinkeln die schemenhaften Umrisse der Umgebung zu erkennen sind.
Ganz anders nun seine Sicht, nicht nur, dass er ohne Probleme Direto und Jonas sehen kann, auch die Pferde, die ein Stück entfernt angebunden stehen sind zu sehen; selbst die Packtaschen, der Topf neben dem Feuer und das kleine Gebüsch hinter seiner Bettrolle. Alles ist klar und eindeutig zu erkennen als sei es Tag. Nur die Farbe fehlt.

*da kann man nichts machen

[Das Symbol ist dort, wo Mel mit der Schreibhand und der Feder rangekommen ist, suchs dir aus, ich wollte es nicht festlegen.]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 16. Juli 2011, 14:39:41
Erstaunt schaut Melville hierhin und dorthin, um seine Fähigkeit auszuloten. ‚Das hat er also gemeint‘ denkt er und, wirft einen Blick auf das Symbol, das er mit der Feder auf seinen Unterarm gezeichnet hat.

Fast macht er kehrt, um Jonas auch davon zu erzählen, aber dann merkt er wie viel Kraft ihn  dieser Tag mit all den Erlebnissen gekostet hat. ‚Morgen ist auch noch ein Tag‘, denkt er sich und streckt sich auf seinem Lager aus. Einen Moment schaut er noch zu den Sternen hinauf, aber dann fallen ihm schon die Augen zu.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 18. Juli 2011, 12:08:58
Melville erwacht und sein Kopf dröhnt. Er sucht tastend nach einer Verletzung, doch er spürt kein Blut, er versucht sich aufzurichten und merkt, dass er nicht mehr auf weichem Waldboden, sondern auf einem steinigen, harten Untergrund liegt.
Ihm wird von der Gewichtsverlagerung übel und muss eine Weile warten ehe er sich aufrecht hinsetzen kann. Es ist dunkel, doch er kann, wie schon am Abend vorher (oder wie lange ist es her?) trotz der Finsternis seine Umgebung erkennen. Er befindet sich in einer Art Höhle, die Wände sind aus Stein und glatt behauen, vielleicht doch eher eine Art Keller? In der Decke, bestimmt in 3-4 Meter Höhe, kann er nun ein Gitter erkennen.
In einiger Entfernung kann er einige am Boden liegende Gestalten ausmachen, fünf an der Zahl.
Als er aufsteht spürt er einen stechenden Schmerz im Fußgelenk und als er es belastet knickt der Fuß unter ihm weg.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 18. Juli 2011, 16:01:50
Schwer atmend bleibt er eine Weile sitzen, versucht einen klaren Kopf zu kriegen und sich daran zu erinnern, ob es einen Kampf gegeben hat. Er schaut an sich herunter, ob er seine Rüstung trägt, und bekommt auf einmal einen Schock, als er an Luztrazero denkt. Schnell lässt er seinen Blick durch den Raum schweifen, in der Hoffnung, dass die Axt sich vielleicht schon wieder "angefunden" hat.

Als nächstes krabbelt er auf Händen und Füßen zu den anderen Menschen hinüber, um herauszufinden, ob Jonas und Direto darunter sind, und ob sie verletzt sind. Falls er sie findet, spricht er sie an, versucht sie wachzuschütteln. Falls alles Fremde sind, versucht er ebenfalls, einen von ihnen zu wecken.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 19. Juli 2011, 13:50:14
Melville trägt lediglich die Kleidung, die er am letzten Abend als er schlafen ging anhatte und sein hektischer Blick zeigt ihm weder seine Rüstung noch seine Axt in Reichweite.

Der nächste Mann in seiner Nähe rührt sich in dem Moment, wo Melville ihn erreicht, es ist weder Jonas noch Direto sondern ein großgewachsener, kräftiger Mann in schwarzer Kleidung und Melville kann auf seiner Kleidung ohne Mühe das Zeichen vom Orden der Hand ausmachen, doch auch er ist, zumindest auf den ersten Blick, unbewaffnet.
Der Mann kneift die Augen zusammen im Bemühen in der Dunkelheit etwas zu erkennen und mit deutlichem Xpocher Akzent stößt er hervor: "Ganwyn, bist du das? Was ist hier los?"

Gleichzeitg kann Melville an dem Deckengitter eine rasche Bewegung bemerken.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 19. Juli 2011, 17:30:47
So schnell sein verletzter Fuß es zulässt, versucht Melville in eine Position zu gelangen, von der aus er beobachten kann, was oben vor sich geht. Außerdem lauscht er angestrengt, sowohl auf Stimmen von oben als auch welche in der Zelle.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 20. Juli 2011, 13:08:40
Von oben hört Melville ein metallisches Klirren, dann Schritte, die sich wieder entfernen, Stimmen sind keine zu hören.

Dafür erwachen um ihn herum noch andere Gefangene aus der Ohnmacht, er hört eine Stimme, die von einem Mann kommt, der am entferntesten von ihm liegt: "Thiru, hier bin ich."
Und dann hört er ein Stöhnen und die Stimme von Direto: "Jonas? Was ist während deiner Wache passiert? Wo sind wir?"

Dazu kommt Bewegung in die Männer, bis auf einen, der nach wie vor bewußtlos scheint beginnen die restlichen Vier umherzukriechen und versuchen aufzustehen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 20. Juli 2011, 17:12:52
Melville sieht sich noch einmal um. Falls er mit seiner Nachtsicht nun Jonas erkennen kann  und der wach ist, krabbelt er zu ihm. Wenn nicht, versucht er statt dessen Direto auszumachen und robbt sich dorthin. Sollte ihm einer der Handritter im Weg sein, versucht er sich im Dunkeln um sie herum zu bewegen und sie dabei sorgfältig im Auge zu behalten.

Bei einem seiner Leute angekommen, flüstert er: „Ssssht, ich bin‘s. Wir sind Gefangene, und einige Handritter sind mit uns eingesperrt.“ Wenn er Jonas vor sich hat, fragt er auch noch: „Weißt du, was passiert ist? Ich kann mich an nichts erinnern.“ Bei Direto statt dessen noch: „Was passiert ist, weiß ich auch nicht, ich kann mich an nichts erinnern.“

Und falls alle so dicht aufeinander hocken, dass das Flüstern sowieso nichts bringt, dann sagt er das auch in normaler Lautstärke.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. Juli 2011, 12:10:41
Jonas ist nicht unter den Gefangenen, statt dessen findet er Direto, der auf Melvilles Erklärung hin erstarrt und versucht, in der Dunkelheit in Melvilles Gesicht zu lesen. Ungläubig flüstert er zurück: "Wie konnten wir so überrascht werden, das kann doch nicht wahr sein!" Sein Ärger überwiegt langsam und zum ersten Mal seit Melville ihn kennt scheint er die Beherrschung zu verlieren. "Wenn die Handritter auch hier sind so muss es sich um einen dritte Partei handeln . . aber was will sie von uns?" Tonfall und auch sein Blickrichtung verlangen eindeutig eine Antwort von Melville.
Melville kann sehen, dass Diretos Schwertarm blutet, er hält den Arm an den Körper gepresst.

Auch die anderen Gefangenen haben durch Zurufen inzwischen zueinander gefunden und es macht den Eindruck, als würden sich mit ihnen dort unten drei Handritter befinden und der Bewußtlose, der weder Handritter noch Jonas ist. Allerdings kann Melville auch erkennen, dass alle Gefangener irgendeine Art von Blessur davon getragen haben - wobei auch immer . .

Und während noch die Aufforderung von Direto in der Luft hängt hört er den Zuruf eines Handritters: "Wer ist noch hier unten, er soll sich zu erkennen geben!", und er meint plötzlich, erneut am Gitter eine Bewegung gesehen zu haben.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 21. Juli 2011, 17:36:16
Melville ignoriert Direto und schaut schnell noch einmal nach oben, in der Hoffnung, nun einen Blick auf ihre Gefängniswärter zu erhaschen.

Dann überlässt er es den Rittern, die Situation untereinander zu klären und nutzt die allgemeine Verwirrung, sich neben den Bewusstlosen zu knien. Melville betrachtet sein Gesicht und seine Kleidung. Dann tut er so, als wolle er ihn auf Verletzungen untersuchen, in Wirklichkeit filzt er ihn aber nach Waffen und sucht nach einem Hinweis auf seine Identität (Amulett, Wappen, Abzeichen, Siegelring…)
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 22. Juli 2011, 10:55:16
Kurz kann Melville nun einen Blick auf einen ihrer Wärter erhaschen, es ist das Gesicht eines Mannes unbestimmten Alters, das glatte Haar ist zu einem Zopf zusammengenommen und sein Gesichtsausruck verrät unbändige, hämische Freude und eine gewisse erwartungsvolle Vorfreude.

Im Hintergrund kann er mit halbem Ohr wahrnehmen, dass Direto, zunächst durch Melvilles Schwiegen irritiert, nun dem Handritter antwortet, indem er seinen Namen nennt und ihn auffordert, dasselbe zu tun.
Dann konzentriert Melville sich jedoch auf den letzten Gefangenen und während er zunächst befürchtet, dass der Mann bereits tot sei stellt er erleichtert fest, dass er zwar schwer verletzt ist, jedoch noch lebt. Viele Wunden, die nicht auf einen fairen Zweikampf hindeuten, lassen ihn vermuten, dass der Mann gefoltert wurde.
Seine Kleidung ist von einfachem, bäuerlichen Schnitt, der Stoff zwar abgetragen, aber von guter Qualität. er trägt keine Ringe oder Abzeichen.

Dann dringt wieder das Gespräch um in herum zu ihm durch und er spürt, dass der Ton an Schärfe gewonnen hat. er hört Diretos Stimme: "Hört mit diesem sinnlosen Spiel auf! Wir hatten eine Vereinbarung, was fällt euch ein, Unterhändler so zu behandeln!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 22. Juli 2011, 14:34:25
Melville steckt zwei Finger in den Mund und stößt einen schrillen Pfiff aus. "Streiten bringt uns jetzt nicht weiter", ruft er in die Sekunde verwirrter Stille, die darauf folgt. Anschließend versucht er einfach, die Anwesenden mit schnellen Kommandos zu bombadieren, in der Hoffnung, dass sie für den Moment ihre Feindschaft vergessen. "Der Mann hier liegt im Sterben. Wer kann ihm helfen? möglicherweise kann er uns wichtige Informationen geben. Oder weiß jemand von Euch, wer unsere Feinde sind? Erinnert sich vielleicht daran, wie er in Gefangenschaft geraten ist? Schnell, wir haben wahrscheinlich nicht viel Zeit!" Melville gibt sich alle Mühe, Authorität in seine Stimme zu legen, als sei es für ihn selbstverständlich, Befehle zu geben.

[Bluff 28, oder Intimidation 27, falls das eher hilft ]

In den folgenden Minuten nutzt Melville seine Nachtsicht, um die Gesichtsausdrücke der Handritter ganz genau zu studieren und lauscht auch ganz genau auf den Tonfall ihrer Stimmen. Er ist sich keinesfalls sicher, dass sie wirklich Gefangene sind, sondern kann sich durchaus vorstellen, dass es sich um eine List handelt. Und selbst wenn sie wirklich im selben Boot sitzen, glaubt er, dass sie vielleicht vorerst einer gemeinsamen Lösung des Problems zustimmen, aber die erstbeste Gelegenheit nutzen, sich gegen die Stabritter zu wenden. Daher versucht er nun, jeden Handritter einzuschätzen, und vor allem etwaige Lügen zu erkennen.

[Sense Motive 16]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. Juli 2011, 12:56:14
Melvilles Pfiff sorgt für plötzliche Stille, es ist fast lustig zu sehen wie die Köpfe der Anwesenden hin- und herfliegen bei dem Versuch, den Ursprung des Tons zu lokalisieren.
Direto macht sich langsam und vorsichtig auf den Weg zu Melville, wieder fällt Melville auf wie dunkel es ist und wie wenig die anderen von ihrer Umgebung sehen können. Direto kniet sich neben Melville nieder, untersucht den Verletzten fachmännisch, spricht ein leises Gebet und legt seine Hand auf dessen Brust. Kurz danach geht ein tiefer, hektischer Atemzug durch den Verletzten und er schlägt die Augen auf.
Während Direto nun leise mit dem Gefangenen spricht konzentriert sich Melville auf die anwesenden Handritter. Einer von ihnen ist ebenfalls in seine Richtung gekommen, steht jedoch mit einigem Abstand zu Melville und Direto. Seine Stimme erstaunlich gelassen, misstrauisch zwar, aber Melville hört auch die Spur des Erstaunens: „Wer seid ihr? Und warum sollten wir mit euch unser Wissen teilen? Woher wissen wir, dass nicht ihr diese Situation geschaffen habt?“
Da die beiden anderen den Mann reden lassen und keine Anstalten machen, sich in das Gespräch einzumischen muss es sich um den Anführer der Gruppe halten, Melville glaubt, dass er derjenige sein könnte, der mit Ganwyn angeredet wurde. Die Gesichter der zwei anderen Handritter wachsam, aber auch abwartend, sie sind unschlüssig, wie sie sich verhalten sollen.

Direto richtet sich jetzt auf und seine Stimme klingt belegt als er sagt: „Er sagt, dass er mit drei weiteren Reisenden unterwegs war.“ Pause. „Sie sind alle tot.“

In diesem Moment erklingt von oben eine triumphierende, durch und durch unmenschliche Stimme, die ruft: „Melville, ich möchte mir Euch sprechen. Kommt zum Gitter!“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 23. Juli 2011, 18:13:41
Gerade wollte Melville dem Handritter antworten, als er seinen Namen hört und unwillkürlich zusammenzuckt. Tausend Fragen schießen ihm durch den Kopf. Woher wissen die, wer ich bin? Kennen sie mich etwa? Haben sie es von Jonas erfahren? Ist er oben bei ihnen? Wo soll er soinst sein? Oder konnte er rechtzeitig fliehen? Er ist doch nicht etwa... Nicht einmal in Gedanken erlaubt Melville sich, diese Frage zuende zu bringen.

Er schluckt trocken und gibt sich Mühe, einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam humpelt er unter das Gitter und überlegt fieberhaft, wie er sich verhalten soll. Doch ein cleverer Plan will ihm wieder einmal nicht in den Sinn kommen. Zu sehr beschäftigen ihn die Rätsel, die diese Situation aufwirft. Welches Spiel treiben sie mit mir? Warum haben sie mich nicht gleich von der Gruppe getrennt, wenn sie unbedingt mit mir reden wollen? Er ahnt, dass es bewusst so arrangiert wurde, damit alle anderen mithören konnten. Zwar hat Melville keine Möglichkeit, dieses Ansinnen zu druchkreuzen, zumindest will er aber auf keinen Fall Schwäche zeigen. Also verbietet er sich, die vielen Fragen zu stellen, die ihm unter den Nägeln brennen, sondern schaut zum Gitter hinauf und sagt nur: "Hier bin ich."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. Juli 2011, 22:18:43
Direto ruft ihm noch leise nach: "Bleib hier, lass uns zusammenbleiben!", als Melville aber weitergeht folgt er ihm und bleibt neben ihm stehen, ebenfalls nach oben blickend.

„Wir sind sehr zufrieden mit Euch, kommt herauf. Ihr habt die Rolle des Anführers gut demonstriert, nun ist es an euch, die anderen Mitglieder Eurer Gruppe zu wiederzusehen.“
Und Melville sieht, wie das Gitter aufgeklappt wird und ein Knotenseil hinabgelassen wird.
Wie durch einen Schleier vernimmt er noch Direots Stimme: „Melville, was hat das zu bedeuten?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Juli 2011, 08:54:17
Laut genug, dass alle Gefangenen es hören können, antwortet er: "Ich denke, sie finden es unterhaltsam uns gegeneinander aufzuhetzen, damit wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen. Aber ich werde dieses Spiel nicht mitspielen." Er tritt einen Schritt zurück und ruft nach oben. "Schert euch zum Teufel!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. Juli 2011, 19:44:57
Um Melville herum angespannte Stille. Von oben erklingt die Stimme, gehässig nun und der Ton hallt in dem Kellergewölbe nach: "willst du denn nicht den beiden Gefährten, die hier oben bei mir sind helfen? Das kannst du nur, indem du tust, was ich sage. Sonst ist ihr Leben leider verwirkt."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Juli 2011, 22:16:43
Melville fasst Direto an der Schulter, lehnt sich zu ihm herüber und flüstert ihm ins Ohr: "Wir sind alle gemeinsam in diesem Schlamassel, und ich werde nichts allein entscheiden. Berat dich heimlich mit den anderen, aber schnell. Ich versuche, die dort oben einen Moment abzulenken."

Noch eine Sekunde lässt er verstreichen, dann ruft er laut: "Erst will ich wissen, wen ihr dort oben habt. Und ich komme erst hoch, wenn ich mit eigenen Augen gesehen habe, ob sie überhaupt noch leben." Er nähert sich nun wieder dem Seil, will aber noch ein wenig Zeit schinden: "Außerdem würde ich es als einen Akt der Höflichkeit empfinden, wenn ihr euch zumindest vorstellt. Wo ich herkomme, ist das üblich, selbst unter Feinden."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. Juli 2011, 19:44:11
Direto erwidert etwas lauter: "Ich denke nicht, dass es uns in unserer Lage irgendwelche Vorteile bringt mit dem Feind zu paktieren. Selbst wenn dort oben ein weiterer, derzeit noch gefährlicherer Feind wartet. Aber ich muss wissen, was mit Jonas und Divian geschehen ist." Doch er tappt los und ruft leise den Namen des Handritters, aber Melville kann selbst mit halbem Ohr mithören, dass die Beratungen von beiden Seiten mit Misstrauen erfüllt sind und kaum von Erfolg gekrönt sein werden.

Währenddessen erklingt die Antwort von oben: "Leider sind meine Gäste hier oben etwas indisponiert was ihre Beweglichkeit angeht, aber ich kann Jonas schreien lassen, Ihr erkennt doch gewiss Euren Freund an der Stimme, nicht wahr?"
Es folgt eine kurze Pause, in der jedoch keine Zeit für eine Antwort bleibt, statt dessen spricht er weiter: "Eigentlich wollte ich ein kleines Ratespielchen mit Euch machen, aber da keiner von Euch Anstalten machte dieses Verlies wiederzukennen ausser Eurem Freund Ritter Jonas wäre der Spaß nur auf meiner Seite. Deshalb darf ich mich vorstellen: mein Name ist Varron Elkoa, dieses Verlies gehörte meinem Großvater. Ich gedenke, es wieder in Betrieb zu nehmen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 26. Juli 2011, 18:17:59
Einen kurzen Moment herrscht Stille, nachdem der Name gefallen ist. Zumindest erkennt Melville nun ein Motiv hinter der Gefangennahme, auch wenn ihm nicht klar ist, wie die Handritter ins Bild passen, ebenso wenig wie sie überhaupt alle in den Turm gelangt sind, und warum niemand von ihnen sich an etwas erinnern kann.

Trotzdem hat er das Gefühl, dass seine Gedanken sich im Schneckentampo bewegen und ihm einfach keine Idee liefern wollen, wie er sie alle aus diesem Schlamassel herausbringen soll. Verzweifelt versucht er sich noch ein kleines bisschen Zeit zu erkaufen. „Elkoa….Elkoa… ich muss mich entschuldigen: falls wir uns schon einmal begegnet sind, muss es mir entfallen sein. Ich hoffe Ihr seht mir diese Schwäche nach. Oder ist es eher Euer Großvater, den ich kennen sollte?“ Er hat das dumpfe Gefühl, dass es keine gute Idee ist, Varron zu reizen, solange Jonas und Divian ihm hilflos ausgeliefert sind, also versucht er zumindest, die Aussage in einem neutralen Tonfall zu transportieren.

„Was die Räumlichkeiten angeht, mag es durchaus sein, dass ich früher schon einmal hiergewesen bin. Allerdings sieht man hier unten kaum die Hand vor Augen, da ist es kein Wunder, wenn mir der Ort nicht vertraut erscheint.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. Juli 2011, 19:05:32
Einen Augenblick lang herrscht oben Schweigen, dann ruft Varron triumphierend: "Das ist ja wunderbar, noch so ein herrlicher Zufall, auch Euch sagt der Name meines Großvaters etwas! Kommt herauf, dann können wir einen Vertrag schließen, ein Abkommen, eine gegenseitige Zusicherung." Pause. "Ja, die Dunkelheit, sie macht uns allen zu schaffen, ob sie nun in uns ist, uns umgibt oder wir nur ihre Nähe spüren, nicht wahr? Vielleicht habe ich ihre Symbolik noch gar nicht völlig durchschaut."
Dann plötzlich streng, befehlend: "Nun kommt Ihr herauf."

Gleichzeitig taucht Direto wieder neben Melville auf und raunt ihm zu: "Die Handritter behaupten, auch einer der ihren würde fehlen. Geh nicht, wir werden einen Ausbruch planen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. Juli 2011, 20:32:15
Melville fasst Direto am Arm und zieht ihn dicht zu sich, damit der Ritter ihm trotz des Dämmerlichts ins Gesicht sehen kann. "Ihr habt verstanden, dass er gedroht hat, Jonas zu töten wenn ich nicht komme? Dass wir verantwortlich sind, wenn ich hier bleibe?" Für drei Sekunden hält Melville seinen festen Griff und starrt ihn an. Erst dann lässt er ihn los. "Also gut."

Nach oben ruft er: "Das werde ich nicht tun."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. Juli 2011, 20:47:18
Direto zischt zurück: "Wenn du glaubst, dass er noch lebt . .  lass mich gehen. Er kann uns bei der Dunkelheit nicht auseinander halten."

Gleichzeitig ist ein lauter Schmerzensschrei von oben zu hören und die Stimme klingt fast zufrieden: "Dann muss ich mich anders unterhalten . ."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 28. Juli 2011, 18:20:27
Die Aussage über Jonas lässt Melville das Blut ins Gesicht schießen. „Was soll das, er kennt meine Stimme!“ flüstert er wütend und schubst Direto zur Seite. Kaum kann er sich beherrschen, nicht noch eine abfällige Bemerkung zu machen. „Seht Ihr zu, dass wir einen Plan haben, und zwar bald.“

Nach oben ruft er: „Schon gut, wartet! Ich komme ja!“ Seinem verletzten Fuß traut Melville nicht zu, sein Gewicht zu tragen, deshalb zieht er sich Hand über Hand an dem Seil nach oben. Er gibt sich dabei große Mühe, laut genug zu ächzen und zu stöhnen, um den Leuten oben zu suggerieren, dass er Schwierigkeiten hat und nur langsam klettern kann. In Wirklichkeit geht es aber zügig voran. Wenn er sich der Öffnung nähert, schaut Melville, ob jemand direkt daneben steht, um ihn in Empfang zu nehmen.

[Direto hat ja scheinbar geglaubt, dass es oben genauso dunkel ist wie unten. Stimmt das denn? Stolpern die dort wirklich ohne Licht herum? Falls ja, versucht Melville seine Nachtsicht  zu seinem Vorteil zu nutzen. Falls nicht, vergiss den nächsten Absatz]

Möglichst geräuschlos zieht er sich schließlich aus dem Loch und nutzt den kurzen Moment, um sich unbemerkt im Raum umzuschauen, die anwesenden Personen einzuschätzen, weitere Ausgänge zu sichten usw.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 31. Juli 2011, 13:06:10
Tatsächlich herrscht oben ein Schummerlicht, denn nur durch einige sehr weit oben eingelassene Fenster scheint Tageslicht herein, die Sonne scheint schon recht tief zu stehen, so dass ihre Strahlen fast waagerecht auf den oberen Teil der Wand fallen. Trotzdem schätzt Melville, dass auch normale Menschen in dem großen Raum, der vor ihm liegt, sich gut orientieren können.
Neben dem beiseite geschobenen Gitter stehen zwei Männer mit seltsam gebogenen Jagdmessern und warten seltsam regungslos darauf, dass er zu ihnen heraufkommt, trotzdem wirken sie wachsam. Neben einen von ihnen kann er Luztacero auf dem Boden liegen sehen, unbeachtet und wie mit dem Fuß beiseite geschoben.

Der Raum ist groß, er sieht aus wie der Lagerraum einer Mühle, leer und recht kalt, so dass Melville die Idee kommt, er könne auch halb unter der Erde liegen. Nur an dem einen Ende kann er in der Wand eine Tür ausmachen, die nur angelehnt ist und durch die das Licht einer Lampe fällt.
Eine der Wachen packt Melville am Arm und zieht ihn unsanft das letzte Stück aus der Grube und plötzlich taucht direkt vor ihm der offensichtliche Anführer der Bande auf. Melville ist sich nicht sicher, ob der Mann über Magie verfügt oder sich einfach unmenschlich schnell zu bewegen vermag. Er ist überdurchschnittlich groß, wenn auch nicht so groß wie Melville, sehr schlank, fast hager, dir Haare unbestimmbarere Farbe zu einem gepflegten Zopf zusammengenommen. Noch immer ist sein Alter nicht zu schätzen.

Die Wache hat Melville wieder losgelassen und hat einen Schritt zurück gemacht und der Anführer mustert Melville wie einen Sklaven, den man zu kaufen sich nicht recht entscheiden kann. Dann erklingt wieder seine Stimme, aus der Nähe noch unangenehmer für das Ohr, wie das Scharren einer ungeölten, rostigen Klinge in einer ebensolchen Scheide.
"Interessant, beinahe hätte ich meine Wette verloren. Nun, ich halte mein Wort und werde euch zu Eurem Freund bringen. Zumindest kurzzeitig." Und mit einer Handbewegung taucht plötzlich ein Seil in seiner Hand auf und er deutet auf Melville. "Dreht euch um und legt die Hände auf den Rücken."
Keinerlei Wärme ist in der Stimme mehr vorhanden, es wirkt nicht so, als ob er Melville noch als eigenständiges, denkendes Individuum wahrnimmt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 31. Juli 2011, 13:56:54

Erst einmal ignoriert Melville die Aufforderung, stemmt die Beine fest in den Boden, verschränkt die Arme vor der Brust und wirft den beiden Wachen einen grimmigen Blick zu, der sie zweimal überlegen lässt, ob sie ihn mit Gewalt unter Kontrolle bringen wollen. An Varron gerichtet fragt er: "Wollt Ihr mir nicht erst einmal erklären, warum Ihr uns hierher gebracht habt?"

[Hängt das Seil eigentlich noch in die Zelle hinunter oder haben sie das hinaufgezogen?]

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 03. August 2011, 13:09:35
Eine der Wachen bückt sich gerade, um Seil hochzuziehen und das Gitter wieder über das Loch zu schließen; als Melville sich nicht an Varrons Anweisung hält hebt die andere Wache ihr Jagdmesser und tritt mit einem Lächeln wieder näher an Melville heran, Varron knurrt und greift nach Melvilles Händen um sie ihm auf den Rücken zu drehen. Seine Hände eiskalt, sein Griff wie eine Eisenkette, bei dem Kontakt beginnt Melvilles Haut unangenehm zu brennen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. August 2011, 20:51:34
Nach einem Blick auf die Wächter entscheidet Melville sich, ihren Angriff in Kauf zu nehmen. Blitzschnell packt er nun seinerseits Varrons Handgelenke und zieht mit aller Kraft. Er hofft, dass der Dämonenbeschwörer das Gleichgewicht verliert und er ihn in das Verlies hinabstoßen kann. Er bereitet sich darauf vor, im Bruchteil einer Sekunde eine Entscheidung zu fällen: Sollte  er merken, dass die Zugkraft allein nicht ausreicht, will er selbst hinunterspringen und sich dabei fest an Varron klammern, damit der auch mit hineinfällt.

Rasch brüllt er noch: „Obacht da unten! Weg vom Loch!“

[Stärke-Check wäre 13, Dex-Check 19]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. August 2011, 12:52:12
Melville wird von seinem eigenen Schwung und den noch immer seine Handgelenke umklammernden Griff Varrons mit in die Tiefe gerissen, doch spürt er, dass Varron mit ihm fällt. Noch im Fallen spürt er den Stoß des Jagdmessers, der seinen Rücken trifft und einen schmerz herovrruft, der ihm sagt, dass es eine gefährliche Wunde ist.

Dann erfolgt schon der Aufprall, der ihm die Luft aus den Lungen drückt, doch er läßt Varrons Handgelenke nicht los. Melville muss für eine Augenblick die Besinnung verloren haben, denn als er die Augen öffnet sieht er in das Gesicht Diretos, der ihn anstarrt und dann tatsächlich ein erleichtertes Lächeln zeigt.
"Bleib erstmal liegen und beweg langsam dein rechtes Bein. Schlimm? Dann bleib liegen, zur Zeit haben wir die Lage unter Kontrolle. Und morgen kann ich dich heilen."

Melville kann aber ohne Probleme den Kopf drehen und kann erkennen, dass die Handritter Varron überwältigt haben, der keine Anstalten macht sich zu verteidigen, statt dessen die Zähne bleckt und ein hässliches Lachen ausstößt. "So gefallt ihr mir, ihr seid zäh."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. August 2011, 18:00:53
Mit einem gehetzten Blick will Melville aufspringen, aber schon als er den Oberkörper heben will, verliert er durch den Schmerz fast wieder das Bewusstsein und lässt sich kraftlos wieder fallen. Doch dann sucht seine Hand Diretos Arm und krallt sich im Stoff des Ärmels fest. „Die anderen sind noch oben…und die Wächter!“ Blanke Panik spricht aus seinen Worten.

Er hebt den Kopf und brüllt: „Ihr krümmt den Gefangenen kein Haar, und ihr lasst sie sofort frei, oder wir werden Elkoa auf der Stelle den Garaus machen!“ Er hat Direto nicht losgelassen und wendet sich noch einmal an ihn. „Du musst hochgehen und unsere Leute retten!“ Es kostet ihn große Überwindung, es auszusprechen, aber dann sagt er noch: „Meine Axt liegt oben, gleich links neben der Öffnung auf dem Boden. Nimm sie. Falls sie dich angreifen. Sie kämpfen mit Jagdmessern.“

Ohne sich darum zu scheren, was Direto dazu meint, wirft er nun einen Blick zu den anderen Gefangenen hinüber. Er versucht, sich an den Namen des Handritter zu erinnern und ruft dann: „Ganwyn! Ihr müsst Varron daran hindern, seine Magie zu wirken. Schnell, knebelt ihn, und nehmt ihm alle Gegenstände weg.“

Erschöpft lässt er den Kopf auf die Steine sinken und kann einen Moment lang nichts weiter tun, als dazuliegen und seinen eigenen angestrengten Atemzügen zu lauschen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 05. August 2011, 17:11:16
Tatsächlich packt Direto das Seil und beginnt rasch daran hochzuklettern, doch als er bereits die Hälfte hinter sich gebracht hat wird das Seil oben gelöst und er fällt mitsamt dem Seil zurück in den Keller, doch ist er im Gegensatz zu Melville in der Lage sich abzurollen und nach dem nur kurzen Stöhnen zu urteilen scheint Direto nichts zugestoßen zu sein.

Ganwyn tritt in Melvilles Blickfeld und der Blick des Handritters verheisst nichts Gutes. "Varron hat uns einen deal angeboten und ich denke, ihn anzunehmen. Aber ich will nicht undankbar erscheinen, dafür, dass Ihr uns diese Gelegenheit ermöglicht habt will ich Euch einen Wunsch zugestehen."
Sein Lächeln gleicht nun dem Varrons.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 05. August 2011, 21:29:05
"Glaubt ihr denn allen Ernstes, dass Elkoa sein Wort halten wird? Ihr Narren! Noch vor einer Minute wart ihr die Sieger, und schon lasst ihr euch von ihm einen Floh ins Ohr setzen." Ein kurzes freudloses Lachen entfährt ihm. "Behaltet Euren Wunsch, Ihr braucht ihn dringender als ich."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 06. August 2011, 12:49:51
Ganwyn beugt sich zu Melville hinab. "Oben sind die Waffen, unser Gefangener und einer meiner Leute. Wenn du mir sagst, wie wir sie überwältigen und befreien stehe ich auf deiner Seite, sonst auf seiner."

Melville bemerkt Direto, der sich aufgerappeklt hat und in diesem Moment zu ihnen herüberkommt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 06. August 2011, 16:06:19
"Versteht Ihr denn nicht, in was für einer Position wir uns befinden?", fragt Melville und stemmt sich soweit hoch, dass er sich auf den Ellbogen aufstützen kann, statt platt auf dem Rücken zu liegen. Er weiß, dass alles davon abhängt, diesen Mann von seinem Plan zu überzeugen. Aus dem Augenwinkel sieht er Direto, und er betet still, dass der Ritter ihm mit seiner feindseligen Haltung keinen Strich durch die Rechnung macht. Aber er verbietet sich, Direto einen Blick zuzuwerfen, sondern konzentriert sich ganz auf Ganwyn, und darauf, einen selbstsicheren Eindruck zu hinterlassen, egal, wie mulmig ihm dabei ist.

So leise, dass Varron es nicht hören kann, aber umso eindringlicher erklärt er: "Natürlich, sie haben Waffen, und sie haben unsere Leute in ihrer Gewalt. Aber wir haben Elkoa. Wenn wir es darauf anlegen, könnten wir ihn mit bloßen Händen umbringen, lange bevor seine Leute ihm zur Hilfe kommen könnten. Das machen wir ihm klar, und ich gehe jede Wette ein, dass er seinen Wachen die Kapitulation befiehlt, um sein eigenes Leben zu retten."

Mit einer Souveränität, die er nicht wirklich spürt, schaut er den Handritter an.

[Diplomacy 22]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 07. August 2011, 22:07:18
Ganwyn hört Melville schweigend und aufmerksam zu, dann antwortet er offen: "Mit dir zusammen könnten meine Leute und ich vielleicht ohne größere Verletzungen aus diesem Verlies herauskommen, aber mit Varron komme ich nicht nur frei, sondern habe auch meinen Gefangenen, euren Gefangenen - und euch. Mit was willst du also meine Hilfe erkaufen? Was bietest du mir?"

Melville ist sich nach wie vor bewußt, dass Direto zuhört, dieser mischt sich jedoch nicht in das Gespräch ein.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 08. August 2011, 11:10:58
"Ich biete überhaupt nichts, jedenfalls nichts von dem, was Ihr vielleicht hofft herauszuschlagen. Aber im Gegensatz zu Varron hier, der wahrscheinlich jetzt schon plant, wie er euch hintergehen kann, sobald ihr ihn aus seiner misslichen Lage befreit habt, erhaltet ihr unser Ehrenwort, dass wir mit euch zusammenarbeiten werden, um hier herauszukommen, ohne Hintergedanken und ohne falsches Spiel. Dieses Versprechen gilt auch noch hinterher, für den Austausch unserer Gefangenen. Allerdings nur sofern ihr ebenfalls auf irgendwelche Tricks verzichtet." Er wirft einen schnellen Blick zu Direto, um zu sehen, ob er mit diesem Handel einverstanden ist.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 08. August 2011, 18:37:17
Direto nickt ihm kurz zu, sein Gesichtsausdruck angespannt, aber er schweigt.

Ganwyn lächelt, dann sagt er: "Das ist ein überaus ritterliches Angebot, aber ich will mehr. Ich will Euren Gefangenen, meinen behalten und einen von euch. Dafür habt Ihr mein Wort, dass ich euch andere ziehen lasse und ihr Varron bekommt, um ihm eine vorbildliche Verhandlung zu bieten."

"Nehmt mich", Direot tritt aus dem Schatten neben Melville. "Er nutzt euch nichts, er ist zu schwer verletzt."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 08. August 2011, 21:06:49
Melville versucht, sich keine Reaktion anmerken zu lassen, auch wenn ihm Diretos Vorstoß ganz und gar nicht passt. "Wenn Ihr erlaubt, würde ich mich gern mit meinem Gefährten beraten", sagt er zu Ganwyn und wartet, bis der Handritter sich ein Stück entfernt hat.

Er hat keine Ahnung, wie er mit Direto reden soll, um ihn zu überzeugen, und die Erkenntnis, dass ein Entkommen momentan vollkommen aussichtslos scheint, raubt Melville die Kraft, so leidenschaftlich zu argumentieren, wie es wohl erforderlich wäre, um den Ritter umzustimmen. Er klingt erschöpft, und er merkt selbst, dass es ihm schwer fällt, seine Gedanken beisammen zu halten. "Erklärt mir euren Plan, bitte. Ich verstehe nicht, was Ihr damit bezweckt. Ihr seid der einzige von uns dreien, der unverletzt ist und im Kampf voll und ganz seinen Mann stehen könnte. Der einzige, der sich den Handrittern entgegenstellen kann, um die Gefangenen zu befreien, falls wir tatsächlich diesem Handel zustimmen. Und Ihr seid Ordensmitglied, eingeweiht in militärische Geheimnisse, die unseren Feinden niemals in die Hände fallen dürfen. Wie könnt Ihr Euch da als Geisel anbieten?"

Eigentlich hatte er sich vorgenommen, zuerst Direto anzuhören, aber dann kann er sich doch nicht zurückhalten. Matt schüttelt er den Kopf. "Wie könnt Ihr überhaupt auf dieses Angebot eingehen?Ich bin gekommen, um einen Ritter nach Hause zu holen, nicht um ihn im Stich zu lassen und noch einen weiteren dem Feind auszuliefern. Ich kann das einfach nicht, das müsst ihr doch verstehen...?" Es ist weniger eine Frage als vielmehr eine verzweifelte Bitte. Er reißt sich noch einmal zusammen und sagt: "Lehnt ab und lasst Ganwyn und seine Leute mit Elkoa paktieren, ich bitte Euch. Wenn wir Glück haben, wird er tatsächlich versuchen, die Handritter zu überlisten, dann gibt es dort oben vielleicht einen Kampf, der uns irgendwie eine Chance bietet, die  Situation für uns zu nutzen. Und wenn nicht, hoffen wir auf eine andere Gelegenheit zu fliehen." Es ist eine schwache Hoffnung, das ist ihm sehr wohl bewusst, und das ist ihm auch anzumerken. Dennoch schüttelt er noch einmal stumm den Kopf.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 09. August 2011, 20:21:13
Direto hat Melville schweigend zugehört. "Es herrscht Krieg und im Krieg muss man Opfer bringen; ich sehe keine Chance, dass auch nur einer von uns überleben wird, wenn Ganwyn Elkoas Angebot annimmt. Wenn wir jedoch auf seine Forderungen eingehen stehen die Chancen gut, dass du und Jonas frei kommen. Wenn wir das Ganze noch etwas herauszögern, dann kann ich dich heilen oder Jonas kann es. Ich zähle dann auf euch, dass ihr mich befreit und sollte es nicht dazu kommen; ich kann Geheimnisse für mich behalten, so schnell gebe ich mich den Handrittern nicht geschlagen."
Er zögert, dann fügt er an: "Ich bin der Anführer, ich kann nicht zulassen, dass wir alle umkommen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 09. August 2011, 21:25:40
"Ihr seid keineswegs unser Anführer, und wenn wir eine Entscheidung treffen, dann werden wir das im Einvernehmen tun, so wie es für die Mission am besten ist", stößt Melville zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und hält Diretos Blick eisern stand.

"Und jetzt spitzt die Ohren, Ritter Teabar: Überlegt Euch noch einmal gut, was Ihr vorschlagt: Ich selbst bete darum, dass Jonas am Leben ist, aber ich wage nicht zu glauben, dass er es unverletzt überstanden hat. Auch nicht, dass er in der Verfassung ist, mich zu heilen, oder sich selbst. Jedenfalls nichr so weit, dass wir in der Verfassung wären, Euch zu verfolgen und es mit den Handrittern aufzunehmen. Ihr dagegen seid gesund und hättet morgen auch wieder Eure Heilfähigkeiten zur Verfügung. Diesen Vorteil aufzugeben, indem Ihr Euch in Gefangenschaft begebt, scheint mir nicht besonders klug."

Es ist Melville völlig egal, ob er Direto damit beleidigt hat, er achtet nicht einmal darauf, wie der Ritter reagiert, sondern redet einfach weiter: "Aber wenn Ihr der Meinung seid, all das bedacht zu haben, und wenn es nicht falscher Stolz ist, der Euch zu dieser Ansicht gebracht hat, dann in Veshnas Namen gehen wir diesen Weg. Nur eins werde ich nicht tun: Lieber verrecke ich in diesem Loch als Ganwyn mein Ehrenwort für diesen Handel zu geben und es dann zu brechen. Redet Ihr mit ihm, aber lasst mich aus dem Spiel."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. August 2011, 21:17:43
Entweder hat Direto Melville nicht richtig zugehört oder er hat beschlossen, dessen Worte zu ignorieren.

Im Gegensatz zu Melville wirkt er fast zu ruhig. "Ich habe anfangs befürchtet, du könntest mit ihnen paktieren und habe deshalb vorgezogen, mich für die Gefangenschaft anzubieten. Aber deine Reaktion hat mich überzeugt, dass du auf unserer Seite stehst. Wir probieren es auf deine Weise, wir schlagen Ganwyns Angebot aus und hoffen auf Elkoas Wortbruch gegenüber den Handrittern."
Sein Ton läßt keinerlei Rückschlüsse auf seine Gefühle zu. "Bleibe du der Wortführer, wer weiss, was wir daraus noch an Vorteilen ziehen können."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. August 2011, 18:56:01
Diese Aussage lässt Melville absolut sprachlos zurück. Er erstickt fast an all den Erwiderungen, die er dem Ritter gern entgegenschleudern würde, aber ihm fehlen einfach die Worte, seiner Empörung Ausdruck zu verleihen. Statt dessen hüllt er sich in eisiges Schweigen, dreht sich mit Schwung auf die Seite, ohne Rücksicht auf seine Verletzungen und wendet damit allen Anwesenden den Rücken zu.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 07. September 2011, 12:48:14
Melville hört, wie Direto sich entfernt und Ganwyn anspricht: "Ein netter Versuch, aber wir lehnen ab. Eine Abmachung mit der Hand kommt für uns nicht in Frage. Paktiert mit Varron und geht unter."

Ganwyn antwortet kalt: "Bei allen anderen hätte ich den Versuch einer Zusammenarbeit gewagt, aber nicht mit Rittern vom Stab. Ihr haltet Euer Wort, oh ja, aber das tun wir auch. Nur haben wir nicht so viele Spitzfindigkeiten in unseren Verträgen wie Ihr, aus allem könnt Ihr euch herauswinden. Nun will ich sehen, wie Ihr hier herauskommt. Dann probiere ich mein Glück lieber bei Varron, bei ihm weiss ich wenigstens, wie falsch er spielt."

Direto antwortet sofort: "Varron gehört nicht euch, wir haben ihn hier hinunter geholt. Wenn Eure Ehre nur einen Pfifferling wert ist, dann überlasst Ihr ihn uns. So, wie steht es nun um Euren Stolz?"

Ganwyn zögert und in diese Lücke hinein erklingt die Stimme von Varron: "Ja, genau. Ich verlange an meinen Bezwinger ausgeliefert zu werden." Dann lacht er seltsam hohl und fährt fort: "Ich möchte ein Wort unter vier Augen mit ihm wechseln, sonst sind alle Angebote hinfällig."

Melville hört nun, wie sich das Geräusch vieler Schritte seinem Platz nähert und dann Ganwyns Stimme: "Sprecht schnell, sonst endet meine Geduld und Eure Stimme gehört der Vergangenheit an."

Varron ist für Melville noch immer nicht zu sehen, aber seine Stimme nun sehr deutlich in seiner direkten Nähe: "Wer hätte gedacht, dass dieser Tag so viele schöne Überraschungen für uns bereithält. Was würdest du Ganwyn antun, wenn du die Gelegenheit dazu bekämst?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. September 2011, 21:56:41
Melvilles ganzer Körper spannt sich an, als er seinen Feind so nah spürt, aber er bewegt sich nicht, sondern antwortet, ohne sich Varron zuzuwenden. "Wenn Ihr glaubt, Ihr könnt weiter Eure Spielchen mit mir treiben, habt Ihr Euch geirrt. Versucht doch Euer Glück bei den Handrittern, vielleicht lassen die sich einwickeln."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 14. September 2011, 11:41:41
"Das ganze Leben ist ein Spiel, in dem Andere die Fäden Eures Schicksals in den Händen halten, das könnt Ihr zwar ignorieren, aber es wird dadurch nicht zu einer Lüge. Ich würde Euch raten zu spielen, denn das ist die einzige Wahl, die Ihr in diesem Leben habt." Die Stimme von Varron dabei unerwartet eindringlich, ohne die Kälte und den Spott seiner sonstigen Worte. "Wenn ich Euch sage, dass ich Eurem Freund kein Haar gekrümmt habe, würdet Ihr nicht versucht sein mir zu glauben?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. September 2011, 17:47:29
Fast zu leise, als das Varron ihn mühelos verstehen kann, antwortet Melville: „Eure Weltsicht interessiert mich nicht, ebenso wenig wie Eure Versuche, mich für irgendwelche  Experimente zu gewinnen. Ihr habt Euch entschieden, mit den Handrittern ein Bündnis zu schließen, wieso liegt Ihr also nicht denen in den Ohren und lasst mich in Frieden? Ich bin erschöpft und spare mir meine Kräfte lieber für später auf.“ Nicht nur eine leise Drohung ist aus diesen Worten herauszuhören, in seiner Stimme klingt tatsächlich auch die Kraftlosigkeit durch, die er gerade eingeräumt hat
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. September 2011, 12:48:33
"Das Spiel ist noch nicht vorbei", damit wendet sich Varron ab und geht offensichtich wieder zu Ganwyn hinüber, denn Melville hört kurz darauf die leisen Stimmen der beiden und schließlich laut erneut die Stimme Varrons: "Lasst die Leiter hinab, Krifgar, unsere Gefangenen haben einen Austausch mit mir ausgehandelt. Wir kommen jetzt hoch!"

Kurz darauf wird oben das Gitter beiseite geschoben und eine Leiter erscheint im Dunkel des Kellerverlieses.
Eine Gestalt setzt sich neben Melville und Diretos Stimme erklingt leise: "Noch besteht die kleine Chance, dass ich mich in einen Kampf um die Leiter einlasse. Meinst du, du kannst mich in irgendeiner Form unterstützen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 16. September 2011, 20:15:28
Um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bleibt Melville unbeweglich liegen, doch seine geflüsterte Antwort kommt prompt. „Ich bin augenscheinlich nicht besonders flink auf den Beinen, und bezweifle, dass ich gegen die vier viel ausrichten kann.“

Ganz kurz nur zögert er, doch dann spricht Kampfgeist aus seinen Worten. „Aber wenn ihr einen Versuch wagen wollt, werde ich mich ihnen entgegenwerfen und für ein paar Augenblicke so viel Schaden und Verwirrung anrichten, wie ich nur kann.“ Er wirft einen schnellen Blick zu dem Gitter hinauf. „Wenn Ihr es in der Zeit schafft, die Leiter hochzusteigen und meine Axt herunterzuwerfen, dann werden diese Teufelsanbeter es bereuen, uns je begegnet zu sein.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 18. September 2011, 11:44:20
Für einen Moment meint Melville ganz leicht Diretos Hand auf seiner Schulter zu spüren, dann stürzt der sich wie ein dunkler Schatten zwischen Ganwyn und Varron und dank seiner Nachtsicht kann Melville sehen, wie Diretos lautloser Angriff tatsächlich für einen Moment Verwirrung stiftet, schon ist der schwere Mann einige Stufen der Leiter hinaufgeklettert bis Ganwyn nach ihm greift und versucht, wieder hinabzuziehen. Ein kräftige Tritt Diretos läßt den Handritter für eine Sekunde zurücktaumeln, doch beginnt nun die Leiter durch die falsche Belastung zu kippeln und sich zu drehen.
Varron wirkt entweder unbeteiligt oder abwartend, da nähern sich die beiden anderen Handritter, zunächst langsam und tastend.

Von oben ist zu dieser Sekunde noch nichts zu hören.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 19. September 2011, 10:02:04
Sobald Direto losgelaufen ist, setzt sich auch Melville in Bewegung. Er hat Mühe, lautlos durch das Verlies zu gehen, tatsächlich sogar Mühe, sich mit seinem verletzten Bein überhaupt zu bewegen, so dass er die Gruppe der Handritter erst erreicht, als sein Gefährte schon auf der Leiter steht.  Doch es hat Melville auch einen Vorteil gebracht. Er hatte einen Moment Zeit, mit seiner Nachtsicht die Szene zu beobachten, so dass er nun der einzige ist, der ein genaues Bild der Lage hat.

Sein Plan ist einfach: Er will möglichst unbemerkt hinter einen Ritter gelangen, ihm in die Kniekehle treten und gleichzeitig mit einem Ruck seine Schultern oder seinen Kopf nach hinten reißen, so dass der Mann das Gleichgewicht verliert und nach hinten umfällt. Sollte das klappen, will er dasselbe auch mit dem zweiten Ritter versuchen, der sich der Leiter nähert. Soweit seine Taktik. Falls es erforderlich wird, ist Melville aber ebenso darauf gefasst, sich einfach mit seinem ganzen Körper in die Menge der Angreifer zu werfen, um Direto auf diese Weise ein paar Sekunden lang die Angreifer vom Hals zu halten.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 20. September 2011, 18:11:34
Der Aufschrei Ganwyns und dessen lautes Nachhechten läßt Melvilles Annäherung unbemerkt bleiben, es gelingt ihm hinter den Handritter zu kommen und tritt ihm heftig in die Kniekehle und reisst gleichzeitig an dessen Kopf. Der Mann knickt erst nach vorne ein und verliert dann das Gleichgewicht als Melville seinen Kopf in die andere Richtung reisst. Das Gewicht des Mannes reisst jedoch Melville mit seinem verletzten Bein mit auf den Boden.
Der Ritter versucht nach hinten zu greifen und Melvilles Arme zu erreichen, kommt jedoch nicht aus dessen Griff heraus. Dann tritt er nach hinten und trifft Melvilles verletztes Bein und für einen Moment sieht er nur noch Sterne, läßt jedoch nicht los.

Doch der immense Widerstand läßt auch Melvilles Kräfte in seinen Armen schwinden und er spürt, dass er den Mann möglichst schnell ausschalten muss.

Über sich sieht er aus den Augenwinkeln die Leiter mit Ganwyn und Direto schwanken, der zweite hHandritter und Varron sind nicht sehen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 20. September 2011, 18:52:52
Melville hält die Arme weiterhin fest um den Körper des Gegners geschlungen und versucht, den Ritter mit einem Kopfstoß zu treffen.

[Ich spar mir mal das Würfeln, weil das regeltechnisch sowieso nicht klappt. ]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. September 2011, 21:37:38
Mit einem schier unmenschlich harten Ruck reisst Melville seinen Kopf nach hinten und schleudert ihn dann ohne Rücksicht auf  die eigene Nase dem Feind an den Hinterkopf.
Erneut sieht Melville einen Sternenhimmel um sich, doch gleichzeitig spürt er wie sein Gegner in seinen Armen erschlafft.
Er schüttelt den Kopf und versucht so wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, da sieht er den dritten Handritter, der den Kampfgeräuschen gefolgt ist und sich nur noch einen Schritt von ihm entfernt befindet.
Mit Entsetzen sieht er jedoch nun auch Varron, der sich am Fuß der Leiter positioniert hat und den beiden Kämpfenden zusieht; er ist sich nicht sicher, meint jedoch, dass Varrons Hände kleine Muster in die Luft malen, er wirkt sehr konzentriert.

[Keine Würfelelei, wie immer.]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 22. September 2011, 16:47:49
Öööh, jetzt fehlen mir gerade ein paar taktische Informationen über die Situation…

Falls Mel ganz nah dran ist, macht er sich gar nicht die Mühe aufzustehen, sondern robbt schnell hin, mit dem Ziel, Varron die Beine wegzuziehen und ihn zu Fall zu bringen.

Falls Mel zumindest nah genug dran ist, um Varron in dieser Runde zu erreichen, rappelt er sich auf, rennt hin (soweit der Plan…) hechtet zur Not die letzten zwei Meter, in dem Versuch, Varron zu tackeln und zu Fall zu bringen, oder wenigstens aus dem Konzept zu bringen.

Falls er Varron nicht erreichen kann, oder falls er bezweifelt, dass er mit seinem Klumpfuß überhaupt noch ein paar Meter vorwärts kommt, zieht er sich seinen Stiefel vom Fuß und wirft ihn Varron ins Gesicht, in der Hoffnung, dessen Konzentration zu stören.

Falls Mel meint, dass er so oder so keine Chance mehr hat, vor Vollendung des Spruchs irgendeine Aktion gegen Varron zu Ende zu bringen, wendet er sich einem der Handritter zu und verpasst ihm einen Schwinger.

Entgegen all dieser Pläne würde Mel nichts tun, was eventuell darin mündet, dass die Leiter umgerempelt wird. Wenn all seine Möglichkeiten diese Gefahr bergensollten, bleibt er in dieser Runde mal gemütlich liegen und wartet ab, was passiert.

So, jetzt musst du aussuchen, was passt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. September 2011, 12:09:55
Melville zieht sich mit einem Stöhnen auf die Knie, ohne den zweiten Handritter weiter zu beachten und wirft sich dann mit seinem vollen Gewicht nach vorne und trifft Varron in der Hüfte. Der Magiekundige verliert das Gleichgewicht und stürzt zusammen mit Melville nach vorne, an der wackelnden Leiter vorbei. Melville hat das schreckliche Gefühl, eine Leiche zu berühren, die Kälte, die von Varrons Hand ausging umschließt seinen ganzen Körper, selbst durch die Kleidung hindurch ist die Kälte und seltsame Starre seines Leibes deutlich zu merken.
Irgendwo hinter sich hört Melville den anderen Handritter über die leblose Gestalt seines Kameraden fallen, hört einen Schmerzensschrei von Direto und sieht einen Körper an sich vorbei nach unten stürzen, doch da er noch auf Varron liegt kann er nicht sagen, ob es sich um Direto oder Ganwyn handelt.

Varron reagiert überraschend langsam nach dem Angriff, es ist als ob er erst überlegen müsste, welche Gliedmaßen er zuerst bewegen muss um sich aus seiner Lage zu befreien.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 23. September 2011, 22:28:34
Für eine Sekunde ergreift Melville Panik, als er Varrons kaltes Fleisch berührt, und er rollt sich hastig von dessen  Körper. Erst als er sich von ihm gelöst und einmal tief durchgeatmet hat, kann er sich auf die Geschehnisse um ihn herum konzentrieren. Er wirft einen schnellen Blick auf das Handgemenge, um zu sehen, was mit Direto passiert ist, doch er bleibt dabei neben Varron liegen, um schnell eingreifen zu können, falls der wieder zaubern sollte.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. September 2011, 16:23:15
Varron lacht und sagt: "Du kannst mich nicht töten!"
Gleichzeitig ertönt erneut von oben ein Schmerzensschrei und dieses Mal ist Melville sich sicher, dass es Direto ist, der sich die noch immer wackelnde Leiter hinabgleiten läßt. Sein Gesicht glänzt vor Schweiß und er sagt: "Ich habe alles probiert, jetzt liegt es an dir . ."
Der Paladin hält sich die Seite, zwischen seinen Fingern quillt Blut hervor, dann verliert er das Bewußtsein.
Ganwyn regt sich nicht, lediglich der zweite Handritter ruft jetzt: "Hauptmann, wo ist unser Gefangener?", doch er erhält keine Antwort.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. September 2011, 20:52:37
Sein erster Impuls ist es, zu Direto zu laufen, doch im nächsten Augenblick fällt ihm ein, dass er seine Fähigkeiten zu heilen mit dem Symbol der Flamme eingebüsst hat und nichts für den Ritter tun kann. Eine blitzschnelle Bestandsaufnahme lässt Melville auch sonst wenig Grund zur Hoffnung. Er steht allein gegen die zwei Handritter, den scheinbar untoten Magier und die bewaffneten Wächter über ihm, verletzt und ohne Aussicht, hier unten an eine Waffe zu gelangen. Dieses Mal scheint sogar die Magie Luztrazeros nicht stark genug, um ihren Weg zu ihm zu finden.

'Wenn ich auch nur einen Funken Verstand hätte, würde ich es gut sein lassen und eine bessere Gelegenheit abwarten', denkt er sich und hat schon seine Kapitulation auf den Lippen. Doch plötzlich packt ihn eine Wut, die ihn am ganzen Körper zittern lässt. Wut auf Direto, der ihn erst des Verrats vedächtigt und dann zu diesem aussichtslosen Widerstand überredet. Auf die Handritter, die sich nicht einmal angesichts eines gemeinsamen Feindes zur Zusammenarbeit bereit sind und vor allem auf Varron, der sich in seinem Größenwahn anmasst, Menschen nach Belieben für seine unheiligen Versuche zu mißbrauchen.

Ohne die Konsequenzen zu bedenken, legt er all seinen Zorn in einen Schlag gegen Varrons Schläfe und presst gleich danach eine Hand auf dessen Mund. "Ich habe ihn", ruft Melville, "und wenn einer von euch auch nur einen Finger rührt, brech ich ihm das Genick." Er lässt seinen Gegnern keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, sondern spricht schnell weiter. "Weg von der Leiter, zurück, bis an die Wand, na los! Und ihr da oben, werft meine Axt herunter, aber flott!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 28. September 2011, 22:07:31
Der Schlag an Varrons Schläfe läßt den Körper erschlaffen, jedoch nicht so leblos wie Melville es erhofft hatte. Doch es bleibt keine Zeit darüber nachzudenken, denn in diesem Moment hört er wie vielleicht zwei Schritt entfernt das laute Klirren einer Waffe und er weiss, dass es sich um Luztrazeros handelt - handeln muss, wenn die Götter ihm nur noch einmal ihre Gnade schenken würden . . .
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 29. September 2011, 21:05:30
So schnell es ihm sein Bein erlaubt, humpelt Melville dorthin, ohne sich um seine Gegner zu scheren, denn in diesem Moment liegt sein Fokus vollkommen auf seiner Waffe. Erst als er sie aufgenommen hat und das abgenutzte Leder des Griffs in seiner Hand spürt, kann er sich wieder auf seine Umgebung zu konzentrieren. Schnell geht sein Blick in alle Richtungen, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.

[Kannst du bitte mal etwas genauer beschreiben: Wer ist jetzt wo? Wie weit sind wir alle voneinander entfernt? Ist Direto bewusstlos? Tut oder sagt Varron jetzt etwas, wo Mel ihn nicht mehr im Griff hat? Und die Handritter? Ist jemand oben an der Öffnung zu sehen? …]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 30. September 2011, 22:07:17
Leise bewegt Melville sich zu Direto und kniet neben ihm nieder. Er legt die Axt auf den Boden und untersucht kurz den bewusstlosen Ritter und blickt sich schnell noch einmal nach seinen Feinden um. Dann reißt er hastig einen Streifen von Diretos Hemd ab, um damit die tiefe Wunde an dessen  Oberarm verbindet, aus der er so heftig blutet, dass sich schon eine kleine Lache neben ich, gebildet hat.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Oktober 2011, 14:42:35
Es gelingt Melville die Blutung zu stoppen, doch Direto erlangt noch nicht sein Bewußtsein zurück.

Als Melville seine Aufmerksamkeit wieder seiner Umgebung zuwendet hat sich einiges getan: Die Leiter schwebt etwa einen Meter über dem Boden, unten gehalten von dem letzten der Handritter. Ganwyn ist zu sich gekommen, er sieht jedoch noch serh benommen aus.
Ebenfalls, mehr aus den Augenwinkeln, kann er zwei Armbrüste sehen, die sich über den Rand der Luke schieben . .
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 02. Oktober 2011, 15:19:48
Melville will versuchen, dem unverletzten Handritter einen Axthieb zu versetzen. Falls das gelingt, zieht er mit einem Ruck an der Leiter und hängt sich mit seinen hundert Kilo Körgergewicht an die Sprossen.

Außerdem schreit er nach oben: "Wenn auch nur ein Bolzen fliegt, mache ich Varron den Garaus!"
Obwohl er die Angreifer damit einzuschüchtern versucht, ist er sich seiner  Sache längst nicht so sicher und glaubt nicht wirklich, dass er ganz allein die Situation noch länger kontrollieren kann. Für einen aufmerksamen Zuhörer ist seiner Stimme diese Verzweiflung durchaus anzuhören.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 03. Oktober 2011, 12:27:49
Mit einem mächtigen Hieb, in dem mehr Wut und Verzweiflung stecken als Melville plante, streckt er den Handritter zu Boden und hört nur noch dessen Stöhnen.
Ein Bolzen fliegt so dicht an seiner Nase vorbei, dass er den Luftzug als Jucken an der Nasenspitze spürt, gleichzeitig bemerkt, er wie die Leiter nun mit einem heftigen Ruck in seine Richtung  geschoben wird, sich jedoch irgendwo an der oberen Kante verhakt und vorerst auf seiner Brusthöhe hängenbleibt.
Noch immer ist kein Ton von oben zu hören, statt dessen vernimmt er nun Varrons Stimme, der anscheinend mit Ganwyn spricht: "Kommt, ich kann euch helfen, Ihr müsst mir nur die Worte nachsprechen . . .", was dann folgt ist eine Lautfolge, die Melville in den Ohren schmerzt, so grausam ist ihr Klang.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Oktober 2011, 20:52:36
Melvilles Blick fliegt zwischend der Leiter und dem untoten Dämonenbeschwörer hin und her, unentschlossen, wo er eingreifen soll. 'Ruht ihr euch doch noch ein wenig aus', sagt er in Gedanken zu Jonas und Direto, 'ist ja nicht so, dass ich Hilfe brauchen würde.'

Schließlich muss er einsehen, dass es ihn nicht weiterbringt, sich über seine Situation den Kopf zu zerbrechen, Er packt den Griff seiner Axt fester, konzentriert sich auf Varron und versucht, ihm mit einem einzigen Schlag so zuzusetzen, um zumindest seinen Zauber zu unterbrechen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Oktober 2011, 15:11:12
Der Schlag, den Melville mit Luztrazeros ausführt würde eine 1000jährige Eiche fällen, mit dem Hieb trennt er fast den linken Arm von der Schulter ab, der Zauberer wird durch die Wucht des Schlages herumgewirbelt und fast gleichzeitig von einem Bolzen von oben in den Rücken getroffen, leise hört Melville eine ihm unbekannte Stimme, die murmelt: "Eigentlich müsste ich ihn erwischht haben . .", die Leiter baumelt immer noch über seinem Kopf.

Ganwyn ist auf die Beine gekommen, Direot noch immer bewußtlos.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. Oktober 2011, 17:54:17
Melville nimmt sich keine Zeit, lange über die Geschehnisse nachzudenken oder abzuwarten, ob sein Störmanöver erfolgreich war. Mit seinem gesunden Fuß stößt er sich vom Boden ab und springt an die Leiter, nicht weil er daran emporklettern will, sondern um sie Varrons Gefolgsleuten aus der Hand zu reißen, sie vielleicht sogar ganz nach unten in das Verlies zu befördern.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 05. Oktober 2011, 12:35:02
Melville zieht und gleichzetig scheint die Leiter auch von oben einen Stoß bekommen zu haben, denn es ist erstaunlich wenig Widerstand zu spüren und es gelingt Melville trotz seine Verletzungen mühelos, die Leiter nach unten zu ziehen.
Kaum hat er die Leiter losgelassen spürt er einen harte Stoß, der ihn ins Dunkel taumeln läßt, aus den Augenwinkeln kann er sehen, dass Ganwyn es war, der ihn gestoßen hat. Ausserdem sieht er, dass Varron trotz seiner tödlichen Verletzungen sich immer noch regt.

Dann hört er von oben eine knarrende Stimme: "So, jetzt können wir uns Geschäft kommen, zeigt uns Varrons Leiche und wir lassen euch raus."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 05. Oktober 2011, 17:33:30
Wieder muss Melville entscheiden, welches Problem er sich am dringendsten vom Hals schaffen muss. Da die Gegner oben ihn wohl zur Sekunde nicht angreifen wollen und er einfach keine Ahnung hat, wie er Varron beikommen kann, dreht er sich zu Ganwyn herum  und führt mit der Bewegung seines Körpers seine Axt in einem weiten Schwung gegen den Handritter.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 06. Oktober 2011, 21:59:37
Ganwyn gelingt es tatsächlich, wenn auch eher zufällig, Melvilles Schlag soweit auszuweichen, dass er von ihm nur noch gestriffen wird, verliert dabei aber das Gleichgewicht und stürzt auf die Knie.
Er muss sich mit einer Hand am Boden abstützen, die andere hebt er abwehrend in die Höhe und sagt gepresst, wobei er seine Bestürzung über Melvilles Bewaffnung nicht verbergen kann: "Du hast die Zügel in der Hand, keine Frage. Jetzt bestimmst du die Bedingungen, was willst du?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 07. Oktober 2011, 18:36:19
Ohne zu antworten, setzt Melville seinen Angriff fort.

[Um das abzukürzen: Zur Sekunde hat Mel nicht vor, mit irgendwem zu reden, weder den Handrittern noch Varron oder den Leuten oben. Erstmal willer dort unten so lange wüten, bis sich kein Handritter mehr bewegt. Es sei denn, dass von oben irgendwelche Angriffe kommen, oder dass Varron wieder anfängt zu zaubern. Mal nebenbei gefragt: Blutet Varron eigentlich aus seiner Wunde?]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 09. Oktober 2011, 11:38:10
Immer wieder hebt Melville die Axt für den nächsten Schlag, seine Nachtsicht gibt ihm die Sicherheit, Freund und Feind zu unterscheiden und schließlich bleibt er schwer atmend stehen, vor ihm die leblose Gestalt von Ganwyn und dem anderen Handritter.
Auch Varron bewegt sich nicht mehr, tatsächlich ist kein Blut an seinen Wunden zu sehen, doch auch er scheint tot zu sein.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 09. Oktober 2011, 17:17:45
Unwillkürlich beginnen Melvilles Arme zu zittern, sowohl aufgrund der Anstrengung als auch als Reaktion auf das Blutbad, das er ohne lange nachzudenken angerichtet hat hat. Irgendwie gelingt es ihm, diesen Gedanken beiseite zu schieben. Zuerst einmal muss er alles versuchen, sich und seine Gefährten zu retten.

Misstrauisch fixiert Melville den scheinbar leblosen Körper Varrons. Er hält es durchaus für möglich, dass dessen Behauptung wahr ist und er noch nicht außer Gefecht gesetzt ist. Er bleibt in der Nähe des Leichnams stehen, um etwaige Bewegungen gleich zu bemerken. Dann wendet er sich an Varrons Gefolgsleute, die oben auf seine Antwort warten.

"Bevor ich verhandele, will ich wissen, was mit meinen Gefährten passiert ist. Der junge Mann, der in meiner Begleitung unterwegs war und der Gefangene der Handritter." Kurz beschreibt er Jonas und, soweit er es kann, auch Divian Visillo. "Sind sie am Leben? Dann bringt sie zum Rand der Öffnung, damit ich mich selbst davon überzeugen kann."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. Oktober 2011, 20:25:05
Es dauert eine ganze Weile, immer wieder blickt Melville zu Varron hinüber, doch der zeigt keinerlei Regung, von oben hört er leise Stimmen und schließlich Fußgetrappel und unterdücktes Stöhnen.
Dann wird das Gitter beiseite geschoben und ein Lampe erscheint in der Öffnung. Melville hört: "Zeig du uns den Leichnam von Varron!" Obwohl der Sprecher versucht es zu unterdrücken kann Melville heraushören, dass der Redner aus Xpoch stammt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. Oktober 2011, 17:53:57
Vehement schüttelt Melville den Kopf, auch wenn das von oben vermutlich nicht zu sehen ist. „Ich tu überhaupt nichts, bevor ich nicht meine Leute gesehen habe. Also entweder zeigt ihr mir jetzt, dass sie am Leben sind, oder die Verhandlungen sind zuende. Dann könnt ihr gern runterkommen und euch selbst um Varron kümmern.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 12. Oktober 2011, 12:03:58
Weiteres Stöhnen, dann erscheint ein Kopf oben in der Luke, den Melville nur mit Mühe als Jonas erkennen kann, ob er lebt oder ob das Stöhnen von jemand anders stammt kann er nicht einschätzen. Ein Moment vergeht, dann erscheint ein weiterer, ebenso malträtierter Kopf, der sich aber immerhin bewegt und bei dem es sich um Divian handeln könnte.

"So, jetzt haben wir deine Forderungen erfülllt, wenn du dort unten je rauskommen willst, dann zeig uns jetzt Varron! Sonst verschließen wir die Luke und verschwinden!!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Oktober 2011, 16:00:30
Hätte die Leiter noch dort gestanden, wäre Melville sofort nach oben gestürmt, aber so muss er sich mit zornigen Worten begnügen. Hitzig ruft er hinauf: „Betet zu den Göttern, dass sie überleben, oder ich werde euch allen den Schädel spalten!“

Eine Sekunde erwägt er, den Handel abzublasen, doch dann sieht er ein, dass er seine Gefährten allein nicht retten kann. Also packt er Varron unter den Achseln und zerrt ihn ächzend in die Mitte des Verlieses, wo er im Lichtschein der Öffnung liegt. „Hier ist er!“

Er verschnauft kurz, bevor er seine Forderungen nennt. „Ich will freien Abzug für uns vier, unsere Ausrüstung, und dass die Wunden meiner Kameraden versorgt werden. Sagt mir, was ihr dafür von mir erwartet!“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 13. Oktober 2011, 10:56:23
Ein weiterer Kopf erscheint oben, der misstrauisch ins Dunkel blickt, die Stimme fordert Melville auf: "Stich ihn in die Seite!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 13. Oktober 2011, 18:10:34
Mit einer deutlich sichtbaren Bewegung rammt Melville Varron die Spitze seiner Axt zwischen die Rippen. Da er sich selbst nicht ganz sicher ist, ob der auch wirklich ausgeschaltet ist, beobachtet er aufmerksam den Leichnam und hält die Axt weiterhin kampfbereit.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 14. Oktober 2011, 11:31:59
Varrons Körper sackt noch etwas weiter in sich zusammen, doch noch immer fließt kein Blut und für einen Moment hat Melville das Gefühl, dass die Augenlider des Magiers geflattert haben, er kann aber keine andere Reaktion erkennen.

Von oben erfolgt ein böses Lachen. "Danke. Und nun, wo wir keine Verfolgung durch den Irren mehr befürchten müssen entschuldigt bitte, aber da machen wir uns aus dem Staub. Wir haben nämlich keine Rachepläne, die wir ausführen müssen, ich persönlich kann ganz gut so leben. Und damit ihr uns nicht verfolgt verschließe ich die Luke, nichts gegen Euch persönlich, wirklich nicht."
Und Melville kann sehen, wie oben eine Kiste auf die Luke geschoben wird . . .
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. Oktober 2011, 21:23:13
Noch bevor der Satz zuende gesprochen ist, stößt Melville einen spitzen Schrei aus und ruft dann: „Woah, was zum Teufel…?“ Er macht eine kurze Pause, dann brüllt er nach oben: „Sei  dir nicht so sicher. Er hat sich grad bewegt, ich schwör’s bei Veshna!“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. Oktober 2011, 11:35:52
"Dann ist er jetzt dein Problem, denn du bist anscheinend der Einzige, der da unten noch lebt. Und in Rauch auflösen kann er sich schließlich auch nicht." Die Kiste steht nun als dunkler Schatten auf dem Gitter.
"Du kannst ja deine Freunde hier oben bitten, sie beiseite zu schieben." Er lacht hässlich, dann hört Melville, wie sich Schritte entfernen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 16. Oktober 2011, 08:25:20
Melvilles Kiefer pressen sich so hart aufeinander, dass seine Zähne knirschen, und seine Hand umkrampft den Griff Luztrazeros. "Jonas?" brüllt er nach oben, ohne an eine Antwort zu glauben."JONAS!!!"

Doch selbst wenn sein Freund auf den Ruf reagiert, kann Melville es nicht hören, denn mit in einem nicht enden wollenden Schwall aus wüsten Schimpfworten und Verwünschungen drischt er mit der Axt auf Varrons Kopf ein, wieder und wieder.

Aus einem finsteren Winkel seines Bewusstseins schleicht sich der Gedanke ein, dass es nicht Varron ist, gegen den sich sein Zorn richtet, sondern gegen sich selbst. Den die Götter reich beschenkt haben, mit einer gesegneten Axt, Linneus' Mantel und einer Nachtsicht, die ihm allen anderen gegenüber einen Vorteil verschafft hatte. Und doch war es ihm nicht gelungen, seine Leute zur retten, weil ihm schlicht die Geistesgegenwart und Cleverness gefehlt hatte, die  Handrittern oder Varrons Gehilfen auf seine Seite zu ziehen oder auch zu überlisten.

Vielleicht ist es dieser Gedanke, der ihm mit einem Mal alle Kraft raubt. Die Axt entgleitet seiner Hand und fällt mit einem dumpfen Klang zu Boden. Angewidert wendet Melville sich von Varrons verwüsteten Körper ab., taumelt in die Dunkelheit, stolpert und fällt zu Boden. Regungslos bleibt er liegen, so dass ihn nur noch seine mühsamen Atemzüge von den Leichen der Handritter unterscheiden.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 18. Oktober 2011, 12:05:08
Mag es Melville auch wie eine Ewigkeit vorgekommen sein, so sind in Wahrheit doch nur wenige Minuten vergangen bis er von oben ein leises Geräusch hört, unwillkürlich beugt er sich nach vorne um zu lauschen und berührt dabei die Sprossen der umgefallenen Leiter, die neben ihm liegt.

Wieder herrscht Stille, dann hört Melville von oben wieder ein Scharren, als ob jemand etwas über den Boden zieht, dann erklingt eine ihm unbekannte Stimme, die leise und gepresst fragt: "Ist dort unten noch jemand am Leben? Wir brauchen hier dringend Hilfe . ." dann wieder Stille.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 18. Oktober 2011, 18:39:03
Ein kurzes Lachen entfährt Melville, heiser und gallig. „Ich komme“, sagt er halblaut, „Bin schon so gut wie da.“ Stöhnend stemmt er sich hoch, ignoriert den Protest seines verletzten Beins und steht schließlich aufrecht.

„Öffnet das Gitter“, ruft er hinauf, „aber danach geht ihr ein Stück zurück.“ Seine Gedanken scheinen sich ebenso mühselig zu bewegen wie sein Körper, denn erst nachdem er die Leiter aufgehoben und in die Diagonale gebracht hat, fällt ihm noch etwas ein: „Ich will da oben niemanden mit einer Waffe sehen! Jeden, der auch nur ein Messer trägt, betrachte ich als Feind, dass das klar ist.“

Er lehnt die Leiter an den Rand der Öffnung, aber bevor er auf die erste Sprosse steigt, bückt er sich noch einmal und hebt Luztrazero auf. Es fällt ihm gar nicht auf, dass er die Axt an sich genommen hat, und auch nicht, dass an der Klinge Blut und Hautfetzen kleben. Ohne die Waffe aus der Hand zu legen, steigt er langsam nach oben. Vorsichtig schiebt er den Kopf durch die Öffnung und sieht sich im Raum um.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 19. Oktober 2011, 11:46:11
Ein gequältes Lachen ertönt: "Mögen die Götter gepriesen sein! Aber schon als Melville die Leiter hochstemmt kommt von oben die ernüchterne Einschränkung: "Ich kann die Kiste nicht alleine wegschieben und auch sonst ist hier oben keiner in der Lage mir zu helfen. Du musst es von unten probieren."

Als Melville die Leiter angelehnt hat und mit dem Kopf an das Gitter stößt sieht er oben ein ihm unbekanntes Gesicht, dass nach unten zu ihm späht. Es könnte nach der Beschreibung Divian sein, wenn es nicht durch brutale Schläge so verunstaltet wäre, dass es kaum als menschliches Gesicht zu erkennen ist.
Die Gitterabstände sind so weit, dass Melville vier Finger zwischen den einzelnen Stäben hindurchschieben kann.
Als Divian Melville sieht schließt er für einen Augenblick die Augen und Melville hat das Gefühl, dass der Mann betet, dann öffnet er sie wieder und sagt zögernd: "Ich kann versuchen dir zu helfen, indem ich versuche die Kiste mit den Schultern zu schieben."
Er hebt die Schultern und Melville kann sehen, dass seine beiden Hände mehrfach gebrochen und nicht zu gebrauchen sind.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 19. Oktober 2011, 17:18:34
Melville liegt schon die Frage auf der Zunge, ob Jonas noch am Leben ist, doch er ahnt, dass ihm die Wahrheit im Augenblick nicht unbedingt gut tun würde. „Wartet“, sagt er statt dessen, steigt wieder von der Leiter und legt sie von einer anderen Seite an. Als er wieder oben ist, dreht er sich auf der Leiter um und hat damit die Sprossen im Rücken, so dass er sich nun mit den Füßen abdrücken kann.

 „Wieso setzt Ihr Euch nicht auf den Boden, den Rücken an der Kiste und stemmt Euch mit der Kraft Eurer Beine dagegen? Ich versuche, von unten zu schieben.“ Damit steckt er den Stiel seiner Axt durch die Gitterstäbe, bis er die Kiste berührt. „Sehr weit komme ich damit nicht“, sagt er matt, „aber wenn Ihr keinen besseren Vorschlag habt, müssen wir es so versuchen. Fertig? Eins, zwei, drei!“ Mit beiden Händen packt er den Stiel dicht unter der Klinge und drückt so fest er kann gegen das Gewicht der Kiste.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 20. Oktober 2011, 11:51:23
"Es muss einfach so gehen . .", dann dreht er sich mit einem Stöhnen um und beginnt, seinen Rücken gegen die Kiste zu stemmen.
Melville weiss nicht, wie oft ihm dem Schaft abgerutscht ist und er mit den Händen im Gitter hängengeblieben ist, irgendwann sind seine Finger taub geworden, einmal wird Divian ohnmächtig und Melville muss ihn mit dem Stiel wieder wachrütteln, denn ohne dessen Hilfe bewegt die Kiste sich nicht.

Aber mit vereinten Kräften gelingt es ihnen schließlich, die Kiste vom Gitter zu schieben und Melville kann das Gitter hochstemmen und sich neben Divian auf den kalten Boden des Lagerhauses fallen lassen.
Divian legt neben ihm und obwohl der Ritter ähnlich schwer verletzt wie Melville ist leuchten seine Augen und er flüstert: "Die Götter haben uns nicht im Stich gelassen."

Melville kann sehen, dass im Dämmerlicht neben der Luke eine weitere Gestalt liegt, bei der es sich um Jonas handeln muss.
Er robbt hinüber zu dem Freund und einen Augenblick lang glaubt er, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden sind, doch dann sieht er wie sich der Brustkorb unregelmäßig hebt und senkt. Doch welche Verletzung die schwerwiegenste ist kann Melville bei all den Wunden nicht erkennen . .
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 20. Oktober 2011, 17:57:21
Auf Divians Bemerkung erwidert Melville mit düsterer Miene: „Den Göttern könnt Ihr danken, wenn wir alle tatsächlich lebend hier herauskommen. Betet dafür, dass unsere beiden Kameraden kräftig genug sind, durchzukommen.“

Hilflos betrachtet er Jonas und wagt es kaum, ihn zu berühren. Letztendlich versucht er herauszufinden, wo vielleicht ein großer Blutverlust droht und verbindet notdürftig diese Stellen. Dann wirft er einen Blick zu Divian hinüber. „Ich kenne mich mit so etwas nicht besonders gut aus“, sagt er entschuldigend, „aber wenn Ihr meint, dass ich helfen kann, will ich versuchen, Eure Wunden ebenfalls zu versorgen.“

Danach setzt Melville sich ein paar Minuten und schließt die Augen, um zu verschnaufen, aber lange hält er es nicht aus. „Ich muss nachsehen, ob wir hier sicher sind“, sagt er, stemmt sich noch einmal in die Höhe und macht sich dann auf den Weg, um das Gebäude zu erkunden.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. Oktober 2011, 10:36:24
Melville meint, dass die Atmung seines Freundes nachdem er die beiden größten Wunden versogt hat tatsächlich etwas ruhiger geworden ist, doch seine Erfahrung sagt ihm, dass es auf des Messers Schneide steht ob er ohne göttliche Hilfe durchkommen wird.

Divian hat ihn beobachtet und er nickt zustimmend als Melville ihm ebenfalls seine Hilfe anbietet. "Ich würde Euch auch gerne helfen, eure Wunde sieht auch hässlich aus, aber momentan bin ich zu nichts in der Lage."
Melville versucht so gut es geht die verstümmelten Hände Divians zu richten, der Euther stöhnt ab und an, was ihn aber nicht davon abhält zu berichten: "Sie sind abgezogen, vier waren es und sie haben gesagt, sie ließen uns nur am Leben, damit, wer auch immer uns findet, keinen Grund hat Rache an ihnen zu üben. Sie schienen gewaltige Angst vor ihrem Anführer zu haben." Melville sieht, wie es den Ritter schüttelt bei der Erinnerung. "Und sie haben einen der Handritter bei sich, aber mir schien es fast, als würde er ihnen freiwillig folgen. Und der andere Gefangene, er ist tot." Divian deutet auf eine Nische in der großen Raum und dort sieht Melville eine Gestalt gekrümmt am Boden liegen.

Draussen dämmert es bereits als Melville vor die Tür tritt, der Landschaft ähnelt der, durch sie sie gestern - war es tatsächlich erst gestern? Oder wieviel Zeit war vergangen? - geritten waren.
Als er um das erstaunlich gut erhaltene Gebäude herum geht kann er einen Pfad finden, auf dem frische Hufspuren den vermutlichen Fluchtweg der Bande andeuten, ausserdem kann er in der Entfernung das Geplätscher eines Baches hören. Sonst ist es still, andere Gebäude oder Höfe sind nicht zu sehen, auch ihre Pferde und ihr Gepäck scheinen entweder von den Flüchtenden mitgenommen worden zu sein oder in enem anderen Versteck.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 21. Oktober 2011, 19:17:34

Nachdem er sich einen Überblick verschafft hat, holt Melville Wasser für Divian, Jonas und Direto. Unten im Kerker vergewissert er sich auch nochmal, dass Varrons Körper sich nicht verändert hat.

Anschließend sucht er im Gebäude nach Spuren von Varrons unheiligen Taten: Falls er Aufzeichnungen findet, Tränke, Spruchkomponenten, Gegenstände die magisch sein könnten,  oder die einfach ungewöhnlich aussehen, trägt er alle diese Sachen zur Feuerstelle und steckt sie in Brand.

Danach bleibt ihm nichts anderes übrig als zu warten, bis Direto oder Divian entweder wieder in der Lage sind, ihre göttlichen Heilfähigkeiten anzuwenden, oder bis die Götter über das Schicksal der Verwundeten entschieden haben.

Kurz ringt er noch mit sich, ob er versuchen soll, Direto ebenfalls nach oben zu holen, damit er nicht allein neben all den Toten liegen muss, aber ihm fällt nichts ein, wie er in seinem Zustand den ausgewachsenen Mann die Leiter hinauf wuchten soll.

Schließlich legt er sich schlafen, direkt an der Eingangstür.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 22. Oktober 2011, 12:27:07
Unten im Kerker ist Diretos Zustand unverändert, aber auch hier meint Melville eine etwa ruhige Atmung und ein Nachlassen der Blutungen zu sehen. Oder sehen zu wollen?
Sicher ist er sich hingegen, dass einige der Wunden, die er Varron zugefügt hat, ganz leichte Heilung zeigen, die sind verschorft oder es hat sich so etwas wie neue Haut gebildet. Der Körper liegt jedoch noch so da, wie er ihn verlassen hat. Oder lag der Arm nicht ein Stück weiter links??

Oben kann er in der Ecke, auch mit Divians Hilfe, viele seltsame Dinge ausmachen, die Varron und seine Gehilfen benutzt haben und auf ihrer Flucht zurückließen. Melville zerstört sie alle.
[Wenn du etwas Bestimmtes aufheben willst oder genauer wissen willst, um was es sich handelt dann gib mir nen funk.]

Dann ist das Adrenalin aufgebraucht und Melville schafft es gerade noch sich am Eingang ein kleines Schlaflager zu bauen, dann fallen ihm schon die Augen zu.
Er kann nicht sagen wie lange er geschlafen hat als er aufwacht, einen Moment muss er überlegen wo er sich befindet; seltsame Träume hatten ihn in einen alten, undurchdringlichen Wald geführt; dann hört er Diretos Stimme und weiss wieder, wo er sich befindet.
Ein Blick hinaus sagt ihm, dass es noch dunkel ist, Jonas und auch Divian schlafen.
"Ist dort noch irgend jemand?" Diretos Stimme nicht angespannt, seltsam ruhig, abgeklärt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 22. Oktober 2011, 17:52:41
[Alles wird ohne lange zu überlegen verbrannt]

Widerwillig rollt Melville sich über die Seite und stemmt sich vorsichtig hoch. Ohne dass er sich dessen gewahr ist, greift er auch nach seiner Axt und schnallt sie sich um, bevor er langsam zu der Öffnung humpelt. „Ich bin hier oben“, ruft er zu dem Ritter hinunter. „Divian und Jonas sind auch bei mir.“

Angestrengt schaut er die die Dunkelheit. [Funktioniert die Nachtsicht noch?] Dann entscheidet er sich aber, Diretos Wunden aus der Nähe anzusehen und steigt die Leiter hinab. Er verhält sich Direto gegenüber äußerst kühl und schildert ihm mit nüchternen Worten die Situation. Nebenbei wirft er auch immer mal wieder einen Blick auf Varron.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. Oktober 2011, 15:36:55
[Die Nachtsicht funktioniert einwandfrei.]

Melvilles prüfender Blick sagt ihm leider, dass bereits weitere Wunden begonnen haben sich zu schließen, er meint allerdings auch, dass es bei dieser Geschwindigeit noch etliche Stunden dauern wird ehe Varron zu einer Bewegug fähig sein wird.

Direto ist in keinem guten Zustand, er hat sehr viel Blut verloren und Melville ist froh, dass er nicht versucht hat, den Ritter die Leiter hochzuziehen. Er hört sich Melvilles Lagebericht ruhig an, dann räuspert er sich und fragt hustend: "Hast du etwas Wasser für mich? Und was ist mit dem letzten Handritter? Meinst du, sie kommen zurück? Ist einer von uns in der Lage, Verstärkung zu holen?"
Auf Melvilles kühlen Umgangston geht er zunächst nicht ein.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Oktober 2011, 07:45:06
Ein frustriertes Schnauben ist zunächst die einzige Antwort. Erst nachdem er Divian gebeten hat, einen der Wasserschläuche hinunterzuwerfen, den Melville er am Bach gefüllt hat, und nachdem er Direto geholfen hat, etwas zu trinken, geht er auf die Frage ein. "Niemand kann Hilfe holen. Ich habe keine Pferde, keine Ausrüstung, keine Waffen, bis auf eine einzige Streitaxt. Was ich habe, sind drei Schwerverletzte, die ich ja wohl schwerlich eine Woche lang sich selbst überlassen kann, um nach Euth zu humpeln. Wir werden hierbleiben müssen, so lange, bis ihr wieder so gesund seid, dass ihr selbst laufen könnt."

Nur widerwillig spricht er auch den anderen Punkt an. "Ob wir der Hand wichtig genug sind, dass sie noch einmal Leute schicken, kann ich nicht sagen. Es ist auch müßig, darüber zu spekulieren. Ich kann es nicht ändern."

Er scheint nicht gewillt, das Thema weiter zu diskutieren. Statt dessen wendet er sich Varron zu. Mit einigen wuchtigen Schlägen trennt er dessen Kopf vom Rumpf. Aus dem Umhang eines der Toten knotet er eine Art Rucksack, legt den Kopf hinein und hängt ihn sich um. "Ich seh mal, ob ich etwas zu essen finden kann", sagt er zu Direto und klettert nach oben. Bevor er sich nach Vorräten umsieht, entzündet er ein Feuer, wirft den Kopf hinein und starrt in die Flammen, bis nur noch ein verkohlter Klumpen übrig ist.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. Oktober 2011, 13:16:06
Tatsächlich zuckt der Körper noch einmal, als Melville den Kopf vom Körper trennt, mehr hingegen geschieht nicht.

Vorräte hatte Melville schon einige gefunden, die Varrons Gehilfen zurückgelassen haben.

Divian ist wach als Melville die Leiter hochkommt und beobachtet Melville wortlos, wie er den Kopf Varrons in Brand steckt. als Melville schließlich hochblickt fragt er emotionslos: "Eine persönliche Angelegenheit?" Allerdings deutet er nicht auf das Feuer, sondern die Leiter hinab in den Keller.

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 25. Oktober 2011, 18:10:25
Melville ist nicht ganz sicher, obDivians die Handritter meint. Vielleicht ist ihm auch nur aufgefallen, wie reserviert er Direto begegnet ist. Da Mel jedenfalls nicht vorhat, etwas über seine Verstrickungen in Xpocher Angelegenheiten und seine Begegnungen mit dem Handorden zu verraten, entscheidet er sich, ihn absichtlich falsch zu verstehen. Er muss nicht viel schauspielern, um trotzig zu klingen. „Der Herr Ritter Teabar ist nur nicht besonders begeistert, mit so einem windigen Mietschwert wie mir ins Feld ziehen zu müssen, das ist alles.“

Er beginnt, die Vorräte zu sichten und einzuschätzen, wie er sie rationieren muss, falls sie längere Zeit zu viert hier aushalten müssen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 26. Oktober 2011, 12:54:06
Die Vorräte werden nicht länger als zwei Tage für 4 Personen halten, wenn Jonas auch aus dem Koma erwachen sollte und etwas zu essen braucht.

Divian richtet sich auf und fragt erstaunt: "Mietschwert? Ihr seid kein Mitglied des Ordens? Entschuldigt, aber es wirkt auf mich nicht so." Er schluckt, dann spricht er weiter: "Varron sprach die ganze Zeit von einer privaten Rache und hat sich viel mehr mit eurem Freund beschäftigt als mit mir. Wisst ihr, worum es bei dieser Geschichte ging? Und was hat der letzte Handritter damit zu tun das frage ich mich schon die ganze Zeit."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 26. Oktober 2011, 16:44:40
Melville zieht sich einen Stuhl heran, setzt sich und versucht sein Bein in eine möglichst schonende Position zu bringen. Während er das tut, über legt er, wieviel von den Ereignissen er Divian erzählen kann, ohne seine Schweigepflicht zu verletzen.

„Varron stammt aus einer Familie, die mit dunklen Mächten im Bund ist. Sie haben Dämonen beschworen und schwarze Magie praktiziert. Ich selbst habe das herausgefunden, als ich mit einigen Freunden in den drei Tälern unterwegs war. Wir sind Varrons Schwester auf die Schliche gekommen und haben sie zur Strecke gebracht. Vielleicht hat er das erfahren.“

Seine Miene wird noch finsterer, als er weiterspricht. „Vielleicht aber auch nicht. Zumindest wird er aber wohl etwas anderes gewusst haben: Damals, als Jonas noch Knappe war, ist er mit seinen Gefährten auf Varrons Vater gestoßen. Auch für ihn ist die Begegnung tödlich ausgegangen, also wird Varron nun aus Rache gehandelt haben.“ Bis hierher hatte Melville sich noch im Griff, aber nun überrollt ihn eine Welle aus Wut, aber auch Verzweiflung und Hilflosigkeit, als sein Blick Jonas streift, der mit dem Tod ringt, während Melville nichts für ihn tun kann.

Nur mühsam gewinnt er seine Fassung wieder, und er sieht sich jedenfalls nicht in der Lage, kluge Schlussfolgerungen zu ziehen. „Ich habe keine Ahnung, was der Handritter im Schild führen könnte. Nichts Gutes jedenfalls, soviel ist klar.“

Nach einem tiefen Atemzug sagt er Divian wenigstens, was passiert ist. „Wir hatten geplant, sie für einen Gefangenenaustausch zu treffen, um Euch nach Hause zu holen. Dass sie vielleicht versuchen, uns übers Ohr zu hauen und uns alle gefangen zu nehmen, hatten wir schon erwartet, aber nicht, dass wir plötzlich alle in Varrons Verlies aufwachen würden, Freund wie Feind. Nachdem es mir gelungen war, Varron in die Höhle hinunter zu werfen, hat er sich mit den Handrittern verbündet und ihnen angeboten, sie freizulassen, wenn sie ihm helfen. Die meisten von ihnen konnte ich erledigen, aber vielleicht hat der letzte am Ende mit Varrons Helfern einen Handel abgeschlossen.“ Er schüttelt müde den Kopf. „Ich weiß es einfach nicht.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. Oktober 2011, 12:37:41
Divian hat Melville zunächst ruhig, dann immer aufgeregter zugehört. "Varron sprach mit seinen Leute genau darüber! Die Gefangennahme der Handritter nannte er einen Zufallstreffer und wollte wohl ein paar . . . nun, Dinge . .", der Ritter blickt zu Boden, räuspert sich und spricht dann schnell mit belegter Stimme weiter, "ausprobieren. Irgendeiner von ihnen muss Varron einen eurer Namen verraten haben, denn er wurde ganz aufgeregt und scheuchte seine Männer los, damit sie euch in keinem Fall verpassen."

Divian starrt einen Augenblick ins Nichts, dann beugt er sich vor und Melville kann in seinen Augen die Angst sehen. "Das Schlimmste war, dass Varron immer wieder solche Anwandlungen hatte, dann benahm er sich wie ein völlig anderer Mensch, sprach mit sich selbst, raufte sich die Haare, bat Jonas um Verzeihung, gab ihm zu trinken. Dann sprang er auf, seine Miene veränderte sich und er riss ihm den Becher aus der Hand. Nenn mich verrückt, aber ich weiss, was ich gesehen habe. In ihm wohnte einen zweite Seele."
 
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. Oktober 2011, 17:30:35

Schweigend sinnt Melville darüber nach, was das Verhalten Varrons zu bedeuten hat. Ihm kommt Linneus in den Sinn, dessen Körper mit dem Geist eines Dämons verbunden wurde. Gab es vielleicht auch Experimente, in denen die Seelen mehrerer Menschen in einem Körper zusammengefügt wurden? Oder war Varron einfach nur total verrückt gewesen, so dass ihm nur in lichten Momenten bewusst war, welche schrecklichen Taten er vollbracht hatte?

„Ich habe keine Erklärung für sein Verhalten“, erwidert er schließlich. „Wichtig ist nur, dass wir ihn zur Strecke gebracht haben, bevor er weiteres Unheil mehr anrichten konnte.“ Sein Blick fällt auf die Feuerstelle und die verkohlten Überreste des Schädels. Schon überkommen ihn wieder Zweifel. „Jedenfalls hoffe ich, dass es so ist. Unten im Verlies, als ich ihn erschlagen hatte, konnte ich sehen, wie seine Wunden begannen, sich zu schließen. Und schon vorher machte er auch mich den Eindruck, dass sein Körper bereits kalt war wie ein Leichnam, obwohl er lebendig war. Vielleicht hatte er irgendeine Magie zur Verfügung, die ihn über den Tod hinaus am Leben gehalten hat.“ Melville weiß genau, wie wenig er von solchen Dingen versteht und rauft sich frustriert die Haare. Ohne große Hoffnung fragt er: „Konntet ihr irgendetwas beobachten, dass auf solch eine Magie hindeutet?“

Dann fällt ihm ein, dass er einen viel wichtigeren Punkt aus den Augen verloren hat, und ihm steht das  schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, dass er erst jetzt fragt. „Eine andere Sache noch: Ihr seid ebenfalls Ordensritter, nicht wahr? Verfügt Ihr über göttliche Heilfähigkeiten? Ich meine, später, wenn Ihr Euch ein bisschen ausgeruht habt. Ich glaube, es steht schlecht um Jonas und Diretos, und ich kann nichts für sie tun außer zu beten.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 28. Oktober 2011, 17:03:42
Divian nickt zögernd, er sieht Melville in die Augen und kann seine Angst nicht unterdrücken. "Ich denke schon, später . .  es ist nur so, dass ich in der Zeit in Xpoch . . dort war magische Heilung nicht möglich. Keinerlei Heilung war dort möglich."

Schnell wechselt er das Thema und Melville hat das Gefühl, von dem Mann plötzlich genau beobachtet zu werden: "Ich hatte die letzten Tage viel Zeit, denn an mir hatte Varron wenig Interesse. Immer wenn er deinen Freund quälte wirkte er hinterher ein wenig . . blasser, als hätte er Energie verloren . .  oder hätte sie übertragen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 28. Oktober 2011, 20:46:02
"Was meint Ihr, was das zu bedeuten hat?" fragt Melville zurück, der auf einmal so gar nicht mehr in der Stimmung ist, sich in die Karten schauen zu lassen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 29. Oktober 2011, 13:31:50
Divian bemerkt Melvilles Zögern und beeilt sich zu erklären. "Ich fürchte, dass Varron willentlich oder unwillentlich die Energie anderer Menschen für sich nutzen konnte um sich selbst zu stärken. Von solcher nekromantischen Magie habe ich schon gehört, nur . . irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Varron auch in der Lage war, seine eigene Energie zu übertragen. Denn irgendetwas hat diesen Handritter bewogen, die Seiten zu wechseln, wenn er nicht vorher schon ein Verräter war und so etwas gibt es bei echten Handrittern nicht. Was ist also, wenn der Kontakt zu Varron ihn infiziert, verändert, bezaubert hat? Und was ist, wenn das mit deinem Freund auch geschehen ist?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 30. Oktober 2011, 08:01:04
Diese Überlegung ist gar nicht nach Melvilles Geschmack, und sofort verschließt er sich diesem Gedanken. Knapp erwidert er. "In Euth wird sich jemand finden, der einen solchen Zauber aufheben kann."

Trotz des pochenden Schmerzes in seinem Bein hält es Melville nicht mehr auf seinem Stuhl. Er steht auf, geht näher an Divian heran und schaut ihm fest in die Augen. "Ich kümmere mich schon darum. Jetzt müssen wir erst einmal dafür sorgen, dass Eure Ordensbrüder wieder auf die Beine kommen. Ich zähle auf Euch."

Schon wendet er sich wieder ab und kramt noch einmal in den Sachen herum, die er im Haus gefunden hat.

[Gibt es dort irgendetwas, dass Mel gebrauchen kann, um Tiere zu jagen, zu fischen oder Fallen auszulegen?]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 31. Oktober 2011, 14:44:02
Divian sieht Melville auch an und Mel kann tief in seinen Augen noch den Horror Xpochs und der vergangenen Tage in diesem Haus erahnen, doch trotzdem ist sein Tonfall bestimmt als er erwidert: "Ich kann nur hoffen, dass es dann nicht schon zu spät ist."
Er beugt sich etwas nach vorne und sagt: "Ihr kennt ihn, Ihr müsst darauf achten, ob er sich verändert hat wenn er erwacht.

Dann seufzt er und sagt: "Ich werde versuchen zu schlafen und danach den anderen zu helfen." Schon bei den letzten Worten fallen ihm die Augen zu; dann reisst er sie wieder auf und sagt: "Habe ich Euch eigentlich schon gedankt? Ihr habt Euer Leben riskiert um mich zurückzuholen. Dafür gehört mein Leben Euch."
Er grinst schief, doch Melville merkt, wie ernst dem Mann seine Worte sind. Divian legt seine verletzte Hand aufs Herz und sagt: "Auch wenn Ihr kein Mann des Ordens seid, so stehe ich doch mit meinem Blut und meiner Ehre bei Euch in der Schuld."
Er zögert, dann fügt er hinzu: "Darf ich fragen, wieso ein Mietschwert solche Gefahren auf sich nimmt, die Bezahlung wird es wohl kaum sein. Liegt es an Eurem Freund?"

Melville findet etliche Gerätschaften in dem Haus, was wohl mal eine alte Scheune gewesen sein mag und kann mit etwas handwerklichem Geschick einige Fundstücke zu einem Fischernetz und einigen Fallschlingen umfunktionieren.

 
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 01. November 2011, 16:15:05
Zunächst ist Melville von den Worten Divians sichtlich ergriffen, und nach all den finsteren Gedanken, die er im Kerker hatte, weiß er kaum, wie er mit dem leidenschaftlichen Dank des Ritters umgehen soll. Doch die letzte Frage ist für ihn wie eine kalte Dusche. Er muss einen Moment mit sich ringen, um nicht überhastet zu antworten. Selbst als er sich seine Antwort überlegt hat, ist sie kaum weniger vorwurfsvoll. „Langsam bekomme ich den Eindruck, dass die Ritter des Stabordens sich allzu schnell ein Urteil über andere Menschen zu erlauben. Glaubt Ihr etwa, Ihr hättet alle guten Taten für Euch gepachtet? Dass außer Euch niemand bereit ist, der Gemeinschaft zu dienen und sich ihren Feinden entgegen zu stellen? Dass ich weniger Mitgefühl besitze als Ihr, weniger selbstlos bin oder weniger mutig, nur weil ich keinen Eid vor dem Stab geschworen habe? Ich kenne einige Menschen außerhalb des Ordens, die immer wieder ihr Leben aufs Spiel setzen, und die ebenso viel geleistet haben wie jeder Ritter!“

Er nimmt einen tiefen Atemzug, um sich zu zügeln, bevor er weiterspricht und gibt sich Mühe, etwas ruhiger zu antworten. „Was mich selbst angeht, will ich Euch gern sagen, was mich hergeführt hat: Ich glaube an die Ideale des Stabordens, deshalb bin ich bereit, ihn im Dienst der guten Sache zu unterstützen. Außerdem stelle ich mich nur zu gern gegen die Schergen Xpochs, denn damit verteidige ich meine Heimat, meine Familie und Freunde.“

Es kostet ihn einige Überwindung, aber letztendlich spricht er auch den Gedanken aus, der im Hintergrund seines Bewusstseins lauert wie ein Raubtier. „Und nicht zuletzt kann ich mir vorstellen, was es bedeuten muss, dem Feind in die Hände zu fallen. Solch ein Schicksal ist niemandem zu wünschen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. November 2011, 13:01:06
Divian ist zunächst erschrocken über Melvilles Ausbruch, hört ihm jeodch aufmerksam zu und am Ende sagt er leise: "Ich möchte mich entschuldigen, sollten meine Worte Euch tatsächlich so gekränkt haben. Es erscheint mir nur so selbstverständlich, dass man, gerade wenn man aus Euth stammt wie wir, seine Ideale mit dem Dienst im Orden verbindet. Aber natürlich muss niemand dem Orden angehören um Gutes zu tun!", beeilt er sich hinzuzufügen.
Er macht eine kurze Pause und beobachtet Melvilles Reaktion ehe er noch nachsetzt: "Wenn man einige Zeit für den Orden gelebt hat, dann wird man Teil des Ordens und man sieht nicht mehr alle Facetten um einen herum gleich klar."

Er sinniert einen Augenblick, dann blickt er auf und etwas zögernd spricht er weiter: "Als ich mit der Spionageaufgabe betraut wurde war mir klar, dass das Risiko aufzufliegen groß sein wird und auch darauf wurden wir vom Orden vorbereitet. Es ist ein schreckliches Gefühl des Verrats, wenn man bei der ersten Befragung alles, was man weiss, gesteht. Aber so ist die Weisung des Ordens, nicht umsonst erfahren wir nur einen sehr kleinen Teil des ganzen Auftrags. Dass ich ausgewählt wurde um als Geisel ausgetauscht zu werden erscheint mir jetzt wie ein schlechter Witz, die Hand muss gewusst haben, dass ich tatsächlich ein winziges Licht bin und sie alles erfahren haben, was sie aus mir herauspressen konnten. Aber normalerweise wäre mein Leben am Galgenberg zu Ende gewesen." Nun verstummt er, schluckt und sieht etwas unsicher Mel an: "Was wisst Ihr darüber?" Und schließlich: "Es tut gut, darüber zu reden."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 02. November 2011, 16:45:53
Melville wirkt nicht mehr angriffslustig, vielmehr erschöpft und ein bisschen verloren. Die Entschuldigung Divians kommentiert er lediglich mit einem wehmütigen Lächeln, als hätte er so etwas schon oft gehört.

Auf die Frage antwortet er: „Nicht viel“, wobei das Leugnen fast automatisch passiert. Aber natürlich lässt ihn die Geschichte des Ritters nicht unberührt, nachdem er selbst als Spion im Feindesland unterwegs war und mit denselben Ängsten zu kämpfen hatte. „...oder vielleicht zu viel“, gibt er schließlich zu. „Ich war auch schon in Xpoch, in einer privaten Angelegenheit, und ich konnte selbst sehen, mit welchen Methoden die Hand die Menschen terrorisiert.“

Er zuckt die Schultern. „Ich habe keine Ahnung, was die Handritter mit dem Austausch im Schilde geführt haben, oder wie wichtig Eure Mission war. Es macht für mich keinen Unterschied: Ich habe den Auftrag angenommen, weil es mir nicht richtig scheint, jemanden im Stich zu lassen, der sein Leben für andere riskiert. Wäre ich in Gefangenschaft geraten, hätte ich auch dafür gebetet, dass mir jemand zur Hilfe kommt.“

Für einen Moment sieht es aus, als würde Melville die Fassung verlieren, aber er fängt sich wieder, und nun klingt genau die Selbstgefälligkeit in seiner eigenen Stimme durch, über die er sich bei Divian gerade aufgeregt hat. „Ihr seid mir nichts schuldig. Ich bitte Euch nur darum, Euren Beitrag zu unserer Mission zu leisten.“ Sein Blick heftet sich dabei auf Jonas unbewegliche Gestalt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. November 2011, 18:33:23
Divian sieht Melville  an und für einen Augenblick  befürchtet er, dass der Ritter das Thema Xpoch vertiefen will, doch dann meint er nur mit einer Kopfbewegung zu Jonas: "Auch ihm verdanke ich mein Leben. Sobald ich etwas geschlafen habe werde ich zu Veshna beten und versuchen ihn zu retten."
Etwas zögernd fügt er noch an: "Du musst die nächsten Stunden noch einmal alleine Wache halten."
Dann rollt er sich zusammen und seine regelmäßigen Atemzüge deuten daruf hin, dass er in einen Heilschlaf gefallen ist.

Die Stunden, in denen Divian schläft kommen Melville zäh vor wie der Nebel, der im November über Alt-Euth hängt - er hat das Gefühl, jede Minute zählt wie eine Stunde bis er endlich aus Divians Ecke ein Räuspern hört und weiss, dass der Ritter erwacht ist.

Dieser bittet Melville ihm aufzuhelfen und dann begeben sich die beiden zu Jonas hinüber, dessen Zustand sich in den letzten Stunden eher verschlechtert als stabilisiert hat. Divian senkt kurz den Kopf und spricht ein kurzes Gebet, dann legt er seine Hand auf Jonas' Schulter und murmelt einen Heilzauber. Er muss den Zauber noch ein zweites Mal sprechen, dann geht ein Beben durch Jonas' Körper und er setzt sich ruckartig auf, packt nach Divians Hand, der dabei aufstöhnt und versucht aufzuspringen.
Sein Gesichtsausdruck zeigt keinerlei Erkennen, seine Augen zwei schwarze Löcher ohne Gefühl als er Melville anstarrt und immer noch stoßweise atmet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. November 2011, 20:52:11
Mit sanfter Gewalt löst Melville Jonas Hand von der Divians. Dann nimmt er seinen Freund bei den Schultern und sieht ihm in die Augen. "Ich weiß, dass du irgendwo da drin bist", sagt er bestimmt, wenn auch mit einem leichten Zittern in der Stimme, "da gehört schon mehr dazu, mit dir fertig zu werden."

Er packt Jonas nun fester, muss sich zurückhalten, dass er ihn nicht schüttelt. "Hab keine Angst, wir bringen dich nach Hause, da werden sie dich wieder hinbekommen. Bis dahin musst du durchhalten, verstanden? Kämpf gegen die Dunkelheit, mit Klauen und Zähnen, wie es sich für einen dickschädeliger Euther Ritter gehört. Ich bin bei dir, hörst du?"

[Sind uns eigentlich die Ordensamulette abgenommen worden oder sind sie noch da?]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 05. November 2011, 13:09:55
[Nein, die habt ihr noch.]

Jonas starrt Melville an und mit einer unglaublichen Kraft versucht er aufzustehen, nur seine schwersten Verletzungen hindern ihn daran, sich losreissen zu können.
"Ich muss nach Osten, ich muss zum Turm. Dort kann ich geheilt werden, dort werden wir wieder vereint sein!"
Es ist zwar Jonas' Stimme, aber in einer für ihn untypischen Tonlage.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 05. November 2011, 14:33:43
Für eine Sekunde erstarrt Melville voller Panik, als er diese Worte hört, und den fremden Einfluss in Jonas Sprachmelodie. Dann zwingt er sich, sich dem Problem zu stellen, sich zu  überlegen, wie er seinen Freund retten kann.

"Schon gut beruhig dich", sagt er und drückt Jonas wieder sanft auf sein Lager. "Ich helfe dir, versprochen." Fieberhaft denkt er nach und sagt dann. "Aber der Turm ist weit weg, und du musst erst gesund werden, sonst schaffen wir es nie bis dahin. Ruh dich ein bisschen aus, und wenn es dir besser geht, schlagen wir uns nach Euth durch. Von dort können wir uns mit einem Zauber direkt zum Turm transportieren lassen."

Er nimmt Jonas Hand und schließt sie um dessen Ordensamulett. "Hab Vertrauen in die Götter, es wird alles gut."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 05. November 2011, 20:03:01
Einen Moment lang starrt er Melville noch in die Augen und seine Hände halten das Amulett noch krampfhaft fest, dann läßt Jonas sich zurücksinken. Sein Blick schweift nun ab, durchsucht den dunklen Raum und er murmelt: "Wir alle zusammen, dann wird die Kraft zurückkommen. Dort . . wird . . .", er wird wieder unruhiger, "es mir wieder besser gehen." Er knirscht mit den Zähnen. "Dann werde ich sie wiedersehen und dann werde ich mich   . . . wiederfinden."
Sein Blick fällt auf das Amulett und er wendet es in seinen Händen, anscheinend weiss er nicht, was es damit auf sich hat.

Divian murmelt: "Es wäre besser, ihn zu bewachen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. November 2011, 09:28:12
„Das denke ich auch“, stimmt Melville zu, „ich bitte ich Euch, die erste Wache zu übernehmen. Ich werde versuchen, unsere mageren Vorräte aufzubessern.“ Er sucht die Utensilien zusammen, die er zum Fischen oder Jagen beiseitegelegt hatte, doch bevor er die Tür öffnet wirft er noch einen Blick durch den Raum und zögert. Dann gibt er sich einen Ruck. „Ich bleibe in der Nähe. Falls es Schwierigkeiten gibt, ruft nach mir.“

Als er die Tür hinter sich geschlossen hat und ihm die kühle Luft ins Gesicht weht, fühlt Melville sich wie befreit. Es war ihm nicht bewusst gewesen, wie bedrückend die Atmosphäre in dem Haus mit all den Toten und Verwundeten gewesen ist. Er versucht, diese Erinnerungen für eine Weile zu verscheuchen und sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, aber ohne Erfolg. Kaum hat er ein paar Würmer ausgegraben und sich mit seiner improvisierten Angel an den Bach gesetzt, kreisen seine Gedanken wieder um Varron, seine grauenhaften Experimente, und um Jonas, den vielleicht schon das gleiche Schicksal ereilt hat wie Lineus de Rann.

Kurzentschlossen klemmt er die Angel zwischen ein paar Felsbrocken fest und lässt sich vorsichtig auf die Knie sinken. Wieder regt sich sein schlechtes Gewissen, weil er keine Ahnung hat, an welche Gottheit er sich wenden soll - wenden darf - und weil es schon eine gefühlte Ewigkeit her ist, dass er überhaupt einem von ihnen ein Gebet gewidmet hat. Schließlich fällt er eine ganz pragmatische Entscheidung. Dass Varron sich anmaßt, das Leben und den Tod mit seiner unheiligen Magie zu entweihen, scheint ihm am ehesten in Amabeas Domäne zu fallen.

Es ist ein kurzes Gebet, in klaren Worten, und ohne die wohlklingenden Lobpreisungen, die ein Priester in einem Gottesdienst in die Anrufung einflechten würde. Er bittet um Schutz vor Varrons frevlerischen Zaubern, sowohl für Jonas als auch für den Handritter, der möglicherweise ebenfalls verflucht wurde. Außerdem um das Leben und die Gesundheit seiner drei Ordensbrüder. Dann verstummt der Ritter. Ihm fällt schlicht nichts weiter ein, was er Amabea sagen könnte.

Einen Moment verharrt er stumm, hofft ein bisschen, dass ihn die Ruhe und Zuversicht überkommt, die er früher aus solchen Momenten gezogen hat. Aber er weiß sehr genau, dass all die Dinge, die er erlebt hat, seine Sicht auf die Welt verändert haben. Er schüttelt verwundert den Kopf, als ihm klar wird, dass viele Priester gerade durch ihre wachsende Weisheit immer fester in ihrem Glauben verwurzelt sind. Bei ihm scheint es genau umgekehrt zu sein: Je mehr die Welt um sich herum begreift, desto brüchiger scheint ihm sein Glaube.

Bevor er darüber nachdenken kann, was wohl die Konsequenzen aus dieser Tatsache sein mögen, bremst er sich und beschließt, dass er sich lieber darum kümmern sollte, ein Stück Fleisch auf den Tisch zu bringen. Zuerst schaut er nach der Angel, aber noch lassen die Fische auf sich warten, also kriecht er durch die Gebüsche in der Nähe, sucht nach Kaninchen-Kötteln und legt ein paar Schlingen an Orten aus, die er als vielversprechend einschätzt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. November 2011, 10:51:57
Vielleicht eine Stunde sitzt Melville dort möglichst reglos und gerade als er das Gefühl hat, ein wenig Ordnung in seine Gedanken bringen zu können geschieht dreierlei:
ein Rucken an der Leine zeigt ihm, dass ein Fisch angebissen hat; als er sich zum Wasser hinabbeugt sieht er die Wellen, die der gefangene Fisch schlägt, doch auch einige Wellen, die von flussaufwärts zu ihm ans Ufer schlagen. Er meint auch, leises Plätschern zu vernehmen, doch da hört er die dringliche Stimme Divians, die seinen Namen ruft.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 23. November 2011, 15:54:26
Melville wirft noch einen schnellen Blick flussaufwärts, in der Hoffnung, etwas zu sehen, das ihm sagt, ob Gefahr droht oder es sich nur um ein Tier handelt. Dann rennt er aber auch schon zum Haus, oder besser gesagt humpelt so schnell es geht.

Mit gezogener Axt stößt er die Tür auf, bleibt aber im Türrahmen stehen und schaut sich erst einmal im Raum um.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. November 2011, 09:57:04
Der Blick flussaufwärts zeigt Melville zunächst nichts, doch dann hört er in etwas weiterer Entfernung die kehlige Sprache der Chuor.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. November 2011, 16:40:37
[OK, oder eher: Oh, Scheiße. Trotzdem bleibt’s dabei, dass Mel erstmal zum Haus läuft. Was sieht er also, als er die Tür aufmacht?]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. November 2011, 12:49:29
Er sieht Divian, der mit seinen verletzten Händen vesucht, Jonas festzuhalten, der bereits an der Luke angekommen ist und versucht, die Leiter zu erreichen. Aus seinem Mund kommen unzusammenhängende Worte: "Befragen, wir müssen sie befragen . . . keine Zeugen . . . muss mich finden . . Antworten . . "
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 25. November 2011, 18:10:14
Melville versucht, Jonas umzureißen und ihn mit seinem Körpergewicht am Boden zu halten. „Holt mir etwas, womit wir ihn fesseln können“, sagt er zu Divian. „Aber schnell, ich hab draußen einen Trupp Chuor gehört.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 26. November 2011, 09:47:13
"Bei Veshna", stößt Divian hervor, "die haben uns gerade noch gefehlt!" Er stolpert in die eine Ecke der Halle und kommt mit zwei Seilstücken zu Melville zurück, dem es unterAufbietung einiger Kräfte gelingt, Jonas davon abzuhalten, sich einfach in die Tiefe fallen zu lassen.

Noch ist von draussen nichts zu hören, allerdings ertönt die Stimme von Direto: "Was ist dort oben los?"

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 26. November 2011, 13:32:49
Während Melville versucht, Jonas unter Kontrolle zu bringen und ihn an ein Tischbein zu fesseln, bittet er Divian, Direto über die Chuor zu informieren. „Er soll sich still verhalten. Wenn wir Glück haben, bemerken sie uns nicht und ziehen weiter.“ Nachdem ihm seine eigenen Worte in den Ohren klingen, beschließt er schweren Herzens, auch Jonas ein Stück Stoff in den Mund zu stopfen.

Anschließend kauert er sich mit seiner Axt zwischen die Tür und das Fenster und versucht, den Bereich vor dem Haus zu beobachten, ohne selbst entdeckt zu werden.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 28. November 2011, 21:05:24
Nach einem letzten Aufbäumen ist anscheinend Jonas' Energie verbraucht und er läßt sich ohne großen Widerstand von Melville fesseln und knebeln. Melville hört hinter sich wie Divian beschwörend auf Direto einredet, doch kann er sich nicht auf das Gespräch konzentrieren, denn kaum sitzt er auf seinem Beobachtungsposten erscheinen erst zwei, dann drei und schließlich der vierte Chuor in seinem Blickfeld. Langsam und vorsichtig nähern sie sich zunächst der Lichtung, sie sehen sich genau um, dann nähern sich zwei von ihnen der Tür. Sie sehen nach einem typischen Spähtrupp aus.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 29. November 2011, 16:44:05
Mit erhobener Axt bleibt Melville neben der Tür stehen, bereit, sofort zuzuschlagen, sobald einer der Chuor die Tür öffnet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 30. November 2011, 13:54:33
Als Melville die Axt in den angespannten Händen hält spürt er wieder einmal dieses unbedingte Vertrauen in seine Waffe und das Wissen um all die gemeinsam gewonnenen Kämpfe läßt eine plötzliche Vorfreude auf das bevorstehende Gefecht erwachen.

Und dann hört er eine sehr leise, ihm unbekannte Stimme und spürt dabei das Vibrieren des Axtstiels in seiner Handfläche. "Ich kann dir noch mehr geben. Du bist der Richtige."

In diesem Moment wird die Tür lagsam und vorsichtig geöffnet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 30. November 2011, 16:13:34
Melville zuckt zusammen und lässt vor Schreck fast die Waffe fallen. Zwei Sekunden lang bleibt er wie erstarrt stehen, während sein Herz wie wild in seiner Brust klopft. Die verschiedensten Gedanken rasen durch seinen Kopf, unter anderem, dass er nun endgültig den Verstand verloren hat. Beschämt erinnert er sich daran, wie er manchmal mit Luztrazero redet, gerade als wenn er einen Menschen vor sich hätte.

Als er sieht, wie die Tür aufgeht, weiß er nur eins: er hat keine Zeit, lange zu überlegen, wenn er verhindern will, dass sie alls als Chuorfutter enden. "Dann los!" flüstert er und schlägt zu.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Dezember 2011, 17:51:45
Keine Minute später steht Melville schwer atmend noch immer im Türrahmen. Keinen Zentimeter ist er gewichen, die Axt hält er noch immer zum Schlag bereit und der Schleier vor seinen Augen lichtet sich nur langsam als er die vorsichtige Stimme von Divian vernimmt: "Lutamestre*? Könnt Ihr mich hören? Es ist vorbei . . "

Und erst jetzt gelingt es Melville seine Umgebung wahrzunehmen: um ihn herum liegen die Leichen von vier Chuor -gut gerüsteten Chuor, einer mit der Rune eines Priesters und einer mit dem ihm bekannten Bärensymbionten. Er selber hat zwei Wunden aus diesem Kampf davon getragen und auch die Chuor zeigen wenige Wunden, doch die Verletzungen, die sie haben waren nur allzu tödlich.
"Siehst du, wozu du fähig bist, wenn du alle Vorsicht fahren läßt?" hört er seine Klinge sagen.

*euthisch: Kampfmeister
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Dezember 2011, 13:32:10
Das Blut rauscht in Melvilles Ohren, noch immer spürt er das Adrenalin durch seine Adern rasen, so dass er alles wie durch einen Nebel wahrnimmt. Noch spürt er kaum etwas von seinen Verletzungen, weder die frischen Wunden noch sein malträtiertes Bein. Auch Divians Worte registriert er nur, misst ihnen in diesem Moment aber keine Bedeutung bei. Zu sehr steht ein anderer Gedanke im Vordergrund. ‚Ich habe es geschafft‘, denkt er, und angesichts der Übermacht kommt es ihm wie ein Wunder vor. ‚Sie sind alle sicher, ich habe sie beschützt.‘

Für ein paar Sekunden platzt Melville fast vor Stolz über seine Tat. Doch dann wird ihm langsam klar, dass es nicht sein Verdienst war, oder zumindest, dass er allein niemals dazu fähig gewesen wäre. Ernüchtert wirft er einen Blick auf die blutverschmierte Axt und fragt sich, was geschehen ist. Erst jetzt wird ihm klar, dass er den Kampf überhaupt nicht bewusst erlebt hat. Plötzlich macht ihm das Angst, und fieberhaft kramt er in seinem Gedächtnis nach den Erinnerungen der letzten paar Minuten.

Noch während diese Gedanken durch seinen Kopf rasen, sprudelt schon die Frage aus ihm heraus. „Was ist denn passiert?“ Dabei ist er selbst nicht sicher, ob er Divian anspricht oder Luztrazero.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Dezember 2011, 13:26:22
Die Realität kehrt mit einem brutalen Schlag zurück, die Wunden scheinen vielleicht doch nicht ganz so harmlos und beginnen zu pochen, doch viel wichtiger ist, dass Melville sich nun an den Kampf erinnern kann. An die Schläge, die er führte, die, denen er ausweichen konnte und auch an die, die töteten. Und er sieht im Rückblick auch, dass sein Kampf kein Ergeben, keine Gnade und keine Regeln erlaubte.
"Deine Wut hat dich alles andere vergessen lassen. Und einem Kämpfer, der ausschließlich für den Sieg lebt kann ich meine Kraft schenken." Unverhohlene Befriedigung schwingt in der Stimme Luztrazéros mit.

Divian ist es, der ihm auf seine Frage antwortet: "Ihr habt diese Chuor . .  sie hatten keine Chance. Ihr habt ihnen keine gelassen. So etwas habe ich noch nie gesehen, es war wie Magie."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. Dezember 2011, 19:09:14
Divian spricht genau das aus, was Melville selbst durch den Kopf geht, und diese Erkenntnis löst in ihm ein Grauen aus, das ihm den Atem verschlägt. Doch gleich darauf wandelt sich seine Furcht in Wut, und bissig erwidert er: "Genauso wenig, wie sie uns eine Chance gegeben hätten. Habt ihr schon einmal ein Chuor-Lager gesehen, wo Menschen wie Vieh gehalten werden, das darauf wartet, geschlachtet und gefressen zu werden? Ich bin selbst dort gefangen gewesen, und ich sage Euch: Sie haben keine Gnade verdient."

Es ist aber nicht so sehr die Erinnerung an seine Begegnung mit den Chuor, die ihn derart heftig reagieren lässt. Vielmehr frisst es an ihm, dass Divian trotz der fast übermenschlichen Leistung, die Melville vollbracht hat, einen Grund findet, ihn zu kritisieren. Ihn, dem es als Nachfahre verdienter Ritter als erstem gelungen war, sich Luztrazero als wahrhaft würdig zu erweisen. Wieder einmal war es ein Diener des Stabes, der sich ihm moralisch überlegen fühlte und auf ihn herabblickte. Mit Eiseskälte in seiner Stimme setzt er hinzu: "Und wenn den Herren Rittern nicht gefällt, wie ich meine Mission erfülle, dann sollten sie sich das nächste Mal einen anderen suchen, der ihnen den Hals rettet."

Abrupt wendet er sich ab, lässt Divian einfach stehen und humpelt durch das Zimmer, zu der Ecke, wo er allerlei nützliche Dinge zusammengetragen hat. Er zerrt ein Stück Stoff aus dem Haufen und nimmt auch noch einen Wasserschlauch. Ächzend lässt er sich auf dem Boden nieder. Er benutzt den Stoff aber nicht, um seine Wunden zu verbinden, sondern beginnt, die Axt zu reinigen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 05. Dezember 2011, 17:40:14
Divian erwidert mit merklich kühlerer Stimme: "Ja, auch ich weiss, was die Chuor mit uns Menschen tun und ich bereue den Tod der Vier in keinster Weise. Ihr habt hier alle Fäden in der Hand, darf ich da nicht meine Überraschung zeigen, wenn Ihr so Übermenschliches vollbringt? Ob Ritter oder nicht?" Dann dreht er sich um und humpelt in die Ecke, in der Jonas liegt und lässt sich neben dem Gefesselten nieder.

Kaum berührt Melville die Axt, da hört er bereits ihre Stimme: "Natürlich kann ich dich nicht immer so unterstützen, aber je mehr deine Hingabe dem Kampf gehört, desto mehr gehöre ich allein dir." Es scheint als wolle Luztrazéro noch etwas hinzufügen, doch im letzten Augenblick schweigt er.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 05. Dezember 2011, 20:36:43
Die vertrauten Handgriffe haben eine beruhigende Wirkung auf Melville. Er beschließt, die Bewertung der Situation erst einmal zurückzustellen, und auch seinen verletzten Stolz zu vergessen. "Was soll das heißen?" fragt er leise, so leise, dass die Ritter ihn höchstens murmeln hören. "Was für eine Magie ist das, die auf mich wirkt? Handelt es sich dabei wirklich um Amabeas Segen, wie die Zwerge gesagt haben?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 06. Dezember 2011, 12:52:44
"Die Zwerge sehen in jeder göttlichen Macht Amabea, es fällt ihnen schwer, anderen Göttern ebenfalls die Erschaffung von Artefakten zuzugestehen." Dann, nach einer Pause, sehr überzeugt. "Ich bin ich. Wer mich erschaffen hat ist wie die Frage, wer dich erschaffen hat. Deine Eltern? Dann haben mich die Zwerge erschaffen. Amabea ist Gott über Leben und Tod, deshalb gehörst du letztendlich ihm. Ich bin Metall und  Schärfe, vielleicht hat mich also Yasiras erschaffen. Aber die Frage ist doch, wem gehört dein Streben? Dein Wunsch danach, etwas zu schaffen, zu hinterlassen, zu verändern? Dir. Dir allein. Und durch mich kommst du deinem Ziel näher. So wie ich dem meinen durch dich. Auch ich habe Ziele, die ich alleine nicht erreichen kann."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 06. Dezember 2011, 16:35:46
Stirnrunzelnd hört Melville sich die Ausführungen an und denkt dabei „Das hat mir gerade gefehlt. Noch jemand, der mit schönen Worten um sich wirft, ohne Klarheit zu schaffen.“ Besonders die letzte Aussage macht ihn hellhörig. „Was denn für Ziele?“ fragt er.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 07. Dezember 2011, 10:40:31
"Den Feind vernichten. Ihn mit allen Mitteln bekämpfen und den Sieg genießen." Als sei eine Mauer gebrochen sprudeln die Worte aus Luztrazéro hervor, dann spricht er wesentlich ruhiger weiter, aber noch immer voller Überzeugung. "Im letzten Jahrhundert haben deine Vorfahren mich geführt, sie waren stolze, aufrechte Männer und gute Kämpfer, doch ihr Herz gehörte stets der Ehre, der Familie, dem Stolz, dem Gesetz, dem Orden. Nie dem Kampf mit dem einen Ziel: ihn zu gewinnen. Das war bei dir heute anders."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 07. Dezember 2011, 16:22:30
„Das ist nicht wahr“, entfährt es ihm, und in seiner Empörung hat er so laut gesprochen, dass Divian es gehört haben muss. Er senkt seine Stimme wieder und zischt der Axt zu: „Ich musste meine Gefährten beschützen, weiter nichts. Ich kämpfe im Dienst der guten Sache, nicht für mich selbst. Vielleicht tue ich es auf andere Weise als meine Vorfahren, aber aus denselben Gründen.“

Melville ist so aufgebracht, dass er zu zittern beginnt, und zwischen all den Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, schleicht sich auch einer ein, der sein Selbstbild vergiftet: Wie kommt es, dass er Luztrazeros Aussage dermaßen heftig ablehnt? Ist es nicht so, dass er deshalb ein so guter Kämpfer ist, weil er den Wettstreit genießt? Weil er sich aufs äußerste verausgabt und mit purer Willenskraft noch ein bisschen schneller wird, mit noch mehr Wucht zuschlägt, weil er den Kampf um keinen Preis verloren geben will? Oh ja, er weiß ganz genau, wovon Luztrazero schwärmt. Diese Euphorie, die ihn bei einem Sieg erfasst, wie ein Rausch, der ihn alle Schwierigkeiten, alle Schmerzen und alle Ängste vergessen lässt. Das Gefühl, für einen kleinen Moment über alles erhaben zu sein.

Ist es also tatsächlich nur die Sorge um Jonas und die beiden Ritter, die ihm so zu schaffen macht, die ihn in den letzten Tagen fast verzweifeln ließ? Oder kann er nur den Gedanken nicht ertragen, gegen Varron und die Handritter zu verlieren? In einer Situation zu stecken, aus der er möglicherweise nicht als Sieger hervorgehen kann?

Mit einem Laut, der wie das Knurren eines Raubtiers klingt, wirft Melville die Axt von sich, quer durch den Raum, wo die Waffe scheppernd in ein Regal kracht. Erst nach einem tiefen Atemzug gelingt es ihm, die geballten Fäuste zu lockern. Er lehnt seinen Hinterkopf gegen die kühle Wand, bedeckt seine Augen mit dem Unterarm und versucht, all diese Überlegungen aus seinem Kopf zu verbannen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 08. Dezember 2011, 09:52:47
Wieviel Zeit vergangen ist kann Melville nicht sagen; keiner der anwesenden Ritter spricht ihn an. Er schreckt aus seinen Grübeleien hoch als er Jonas' gequälte Stimme hört und Divian, der beruhigende Worte murmelt.
Luztrazero liegt noch immer in den Trümmern des Regals, von dort hört er keinen Laut.

Als er zu Divian und Jonas tritt spürt er den Blick Divians, der jedoch nur sagt: "Er glüht und spricht davon, dass wieder ein Schritt geschafft ist. Was kann er damit meinen? Du kennst ihn besser, vielleicht kannst du erraten, was er meint." Damit tritt er einen Schritt zurück um Melville Platz zu machen, er gewinnt jedoch gleichzeitig einen guten Schritt Abstand zu ihm.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 08. Dezember 2011, 11:02:01
Niedergeschlagen schüttelt Melville den Kopf. "Das ist nicht Jonas. Jedenfalls ist es nicht er, der gesprochen hat, sondern das, von dem er besessen ist." Er versucht Jonas ein paar Schlucke Wasser einzuflößen und wischt ihm mit einem feuchten Lappen über das erhitzte Gesicht. Dann setzt sich auf die Kiste, die er gemeinsam mit Divian von dem Gitter geschoben hatte.

„Wir waren zusammen in der Kampfschule“, sagt er, ohne Divian anzusehen. „Er war damals schon ein Ritter, oder zumindest kam es mir so vor. Sein Glaube ist unerschütterlich, und er hat schon lange vor seinem Ritterschlag sein Leben in Gefahr gebracht, um der guten Sache zu dienen. Der Orden kann froh sein, ihn in seinen Reihen zu haben.“ Unverhohlener Stolz liegt in seiner Stimme, doch schon im nächsten Satz klingt der junge Mann ernüchtert.

„Es ist das erste Mal, dass wir gemeinsam eine Mission zu erfüllen haben. Dass es nicht leicht werden würde, wusste ich, aber es ist wahrlich eine schwere Prüfung, die die Götter uns auferlegt haben. In einem Kampf stehe ich jederzeit meinen Mann, aber all das hier…“ er macht eine vage Handbewegung und verstummt. Erst nachdem er sich geräuspert hat, kann er weitersprechen. „Ob ich dafür stark genug bin, kann ich nicht sagen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 09. Dezember 2011, 14:15:29
Divian hat Melville aufmerksam zugehört und läßt sich nun neben ihm nieder. Von seiner Vorsicht ist nun nichts mehr zu spüren.
"Es geht mir genauso. Ich wusste, dass der Auftrag in Xpoch schief laufen könnte und ich auffliegen würde, aber was das wirklich bedeutet, davon hatte ich keine echte Vorstellung. Ich habe die Erinnerung daran verdrängt, doch jede Stunde merke ich, wie sehr es mich drängt, mich einem Priester anzuvertrauen um die Last nicht alleine tragen zu müssen. Ich fürchte nämlich, dass ich das nicht kann. Und kaum war da diese Hoffnung, tatsächlich frei zu kommen und den Tempel in Euth wieder zusehen, da ergreift uns dieser Verrückte. Und er hätte uns auf ähnlich bestialische Weise umgebracht wie es die Handritter gerne getan hätten, da bin ich mir sicher.
Wir haben es dir zu verdanken, dass Varron tot ist - und diese Chuor auch. Und wenn du nun meinst, dass es dir zu viel wird, dann kann ich das gut verstehen und es ist an mir, endlich auch einmal etwa zu tun."

Und nach einer Pause. "Wenn diese Chuor vermisst werden, dann kommt ein weiterer Trupp von ihnen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir hier weg müssen, irgendwie - oder einer muss Hilfe holen. Ich wäre bereit dazu, dann kannst du Jonas und Direto verteidigen, während versuche, eine Armeeeinheit oder einen wanderenden Ritter zu finden, ich kenne ihre Routen. Was meinst du?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 09. Dezember 2011, 18:15:30
„Ich habe auch schon daran gedacht, aber es gefällt mir nicht wirklich, dass Ihr allein dort hinaus gehen wollt. Wir sind im Feindesland, und durch Eure Verletzungen könnt Ihr keine Waffe führen. Außerdem sind Jonas und Direto immer noch schwer verletzt, und Ihr seid der einzige, der ihre Wunden heilen kann. So schlecht wie es ihnen geht, graut es mir davor, allein zurückzubleiben, weil ich nichts für sie tun kann. Deshalb hatte ich eher vor hierzubleiben, bis wir alle gemeinsam nach Euth aufbrechen können.“

Zweifelnd sieht er zu Jonas hinüber. „Aber ich sehe auch, dass uns die Zeit davonläuft. Wir brauchen bald Hilfe, sonst ist alles verloren.“ Resigniert schaut er Divian an. „Ich kann uns vielleicht gegen Angreifer verteidigen, aber Ihr seid derjenige, dem der Stab seine göttliche Kraft verleiht. Ihr wisst selbst am besten, ob die Aussicht besteht, die beiden anderen schnell wieder auf die Füße zu bringen. Wenn nicht, ist es vielleicht wirklich unsere letzte Chance, dass Ihr Hilfe holt.“ Es fällt ihm sichtlich schwer, das einzugestehen. „Eigentlich ist es meine Aufgabe, Euch sicher nach Hause zu bringen, deshalb hätte ich nicht gewagt, Euch darum zu bitten. Aber wie es aussieht, bleibt uns nichts anderes übrig.“ So oder so hat es nicht den Anschein, als würde Melville besonders große Hoffnungen hegen. „Denkt Ihr denn wirklich, dass Ihr schnell Verbündete finden könnt?“ fragt er eindringlich, aber sobald er es ausgesprochen hat, schüttelt er den Kopf, als wenn er die Antwort lieber nicht hören will.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. Dezember 2011, 18:56:53
Als Divian spürt, dass Melville seinen Vorschlag ernsthaft in Erwägung zieht wirkt er erleichtert. "Diretos Verletzungen könnte ich in zwei Tagen heilen, aber Ihr seid gehandicapt, ich bin es und Jonas' Verletzungen kann ich nicht einschätzen, aber ich denke nicht, dass wir mit ihm unauffällig durch das Chuorgebiet schleichen können. Wir brauchen Unterstützung, schnell und von mehr als einem Mann. Und ob ich mich verteidigen kann oder nicht ist völlig gleichgültig, wenn ich entdeckt werde. Wenn ich die Nacht durchmarschiere müsste ich im Lauf des nächsten Tages auf eine Patrouille treffen. Ihr müsst dafür sorgen, dass ihr alle noch hier seid, wenn ich mit der Verstärkung erscheine."
Er holt Luft und überlegt. "Ich könnte morgen früh noch einmal heilen und dann gleich aufbrechen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 10. Dezember 2011, 20:28:50
Zuerst scheint Melville noch nicht ganz überzeugt, aber dann huscht ein bitteres Lächeln über sein Gesicht. "Es ist wohl am besten, wenn wir uns auf Eure Urteilsfähigkeit verlassen. Meiner eigenen ist ich im Augenblick nicht recht zu trauen." Er humpelt zu dem Regal, hält kurz inne, um seinen Mut zu sammeln und hebt dann Luztrazero auf.

"Aber ich verspreche, dass ich meinen Teil der Aufgabe erfüllen und Eure Ordensbrüder mit allen Mitteln verteidigen werde."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 11. Dezember 2011, 11:10:20
"Dann ist es abgemacht. Ich werde dann etwas essen und mich noch einmal schlafen legen. Weckt mich, wen Ihr Hilfe mit Jonas braucht." Divian holt sich etwas von den Vorräten und beginnt langsam, in Gedanken versunken, zu essen.

Die Klinge schweigt, Melville kann jedoch im hereinfallenden Tageslicht sehen, dass die drei Strahlen noch immer leuchten.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. Dezember 2011, 15:29:46
Während Divian isst, redet Melville mit Jonas, egal, ob er reagiert oder nicht. "Hast du gehört, es wird Hilfe kommen. Wenn wir dich erstmal wieder zuhause haben, wird es dir bald besser gehen, du wirst sehen. Aber es dauert noch ein Weilchen, solange müssen wir beide hier die Stellung halten." Er fängt an, über alte Zeiten zu sprechen, über Dinge, die sie gemeinsam erlebt haben, über Menschen, die sie beide kennen.

Erst als Divian sich schlafen legen will, ist er still, stellt sich ans Fenster und beobachtet wachsam die Umgebung.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 12. Dezember 2011, 16:12:14
Melvilles Stimme scheint Jonas tatsächlich zu beruhigen, einmal meint Melville auch, zu Jonas durchgedrungen zu sein, denn der Freund sieht ihn direkt in die Augen und nickt. Schließlich fällt er in einen unruhigen, aber immerhin tiefen Schlaf.
Einmal in der Zeit, in der Divian schläft bittet Direto um Wasser; ansonsten passiert in den 6 Stunden nichts.

Dann geht es plötzlich ganz schnell, Divian erwacht am späten Nachmittag, heilt Jonas und Direto soweit es in seiner Macht steht, dann packt er sich einige wenige Vorräte ein und geht zu Melville.
"Ich bin bereit. Haltet die Stellung, ich müsste morgen auf einen Trupp treffen und wir werden im Laufe der nächsten Nacht bei euch sein. Wenn sie einen Magiekundigen im Trupp haben schicke ich euch sofort eine Botschaft. Die Götter werden uns beistehen." Er streckt seine verbundene Hand aus, schüttelt drückt Melvilles Hand und tritt zur Tür hinaus. Kurz prüft er die Umgebung, dann holt er tief Luft und ist kurz danach in Richtung Bach verschwunden.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Dezember 2011, 18:06:16
Einerseits ist Melville froh, dass Divian aufgebrochen ist: statt nur herumzusitzen und abzuwarten, ist damit wenigstens ein Rettungsversuch gestartet. Andererseits ist Melville nach wie vor dazu verdammt, im Haus zu bleiben und auf Hilfe zu hoffen.

Ungeduldig testet er noch einmal sein verletztes Bein, und obwohl er langsam eine Besserung spürt, fühlt er sich immer noch nicht in der Lage, Direto die Leiter hinaufzutragen. Fast tut Melville der Ritter leid, allein dort unten inmitten der Leichen schmoren muss, und er klettert noch einmal hinunter, um ihm ein wenig zu Essen und Wasser zu bringen. So weit, dass er ein Gespräch anfangen will, reicht sein Mitleid dann aber nicht, und er entschuldigt sich damit, dass er oben Wache halten muss.

Dort platziert er sich wieder am Fenster und starrt weiter in die Dunkelheit hinaus. Er redet noch ein bisschen mit Jonas, in der Hoffnung, dass sein Freund ihn wahrnehmen kann und Trost in seiner Stimme findet. Irgendwann wird es ihm aber langweilig, alte Geschichten aufzuwärmen, und spontan stellt er eine Frage, die ihm im Kopf herumspukt. "Was hast du damit gemeint, als du Divian gesagt hast, es sei wieder ein Schritt geschafft?" Er wirft einen forschenden Blick zu Jonas hinüber, um zu sehen, ob er reagiert, auch wenn er eigentlich keine Antwort erwartet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 13. Dezember 2011, 15:15:57
Jonas richtet sich auf soweit es die Fesseln zulassen und zu Melvilles Erstaunen sagt er klar und deutlich: "Er will sich rächen an allen, die ihm das angetan haben. Und an denen, die seine Schwester töteten, so dass sie das Ritual nicht vollenden konnte. Er ist so voller Hass, dass er nicht sterben kann. Und er kommt."

Und tatsächlich hört Melville in diesem Moment das Klappern von Hufen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 13. Dezember 2011, 20:55:29
Melville hat seinen Platz am Fenster während des Gesprächs nicht aufgegeben. Sein Kopf fliegt herum, er versucht zu erkennen, wer sich dem Haus nähert. Gleichzeitig zieht er die Axt, ohne auch nur darüber nachzudenken.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 14. Dezember 2011, 10:20:02
Melville sieht einen schwarz gekleideten Reiter, der sich langsam und anscheinend etwas verwirrt dem Haus nähert. Er ist alleine und hat keine Waffe in der Hand.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. Dezember 2011, 14:09:15
Melville stellt sich direkt vor die Tür, so dass er dem Fremden gegenüber steht, sobald der sie öffnet. Seine Axt hat er kampfbereit, aber noch nicht zum Schlag erhoben. „Wer seid Ihr, und was wollt Ihr hier?“ fragt er barsch. Sollte der Schwarzgekleidete Anstalten macht, einen Zauber zu sprechen oder nach einer Waffe zu greifen, würde Melville sofort angreifen.

[…allerdings mit Soft Strike]
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 14. Dezember 2011, 16:31:27
Der Fremde legt tatsächlich die Hand an seinen Waffengriff bevor er zur Türklinke greift, in dem Moment sagt Jonas deutlich: "Ein Teil von mir kommt."
Dann öffnet sich die Tür.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. Dezember 2011, 20:02:30
Sofern der Mann nicht sofort auf Melvilles Frage antwortet, führt er einen Hieb zum Kopf des Eintretenden, in der Absicht, ihn bewustlos zu schlagen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. Dezember 2011, 11:46:23
Der Mann wirkt verwirrt, er reagiert zwar auf Melvilles Frage indem er langsam den Kopf wendet, doch seine Hand bleibt am Schwertgriff und er setzt an: "Ich bin auf der Suche  . . ", dann sieht er Melville und dessen erhobene Axt und zieht ebenfalls sein Schwert, da trifft ihn schon Melvilles Schlag an der Schläfe und er sackt bewußtlos zu Boden.
Gleichzeitig hört Melville einen Aufschrei von Jonas.
Nun, wo der Mann bewußtlos vor ihm liegt sieht er, dass der Mantel, den er trägt auf der Innenseite das Symbol der Hand trägt, anscheinend hat er ihn mit der Innenseite nach außen getragen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 15. Dezember 2011, 17:52:19
Melville beeilt sich, den Mann zu fesseln, bevor er wieder zu sich kommt, und er achtet darauf, dass Jonas und der Handritter in zwei verschiedenen Ecken des Zimmers liegen. Außerdem nimmt er ihm das Schwert ab und durchsucht ihn nach weiteren Waffen oder sonstigen Gegenständen, die ihm irgendwie verdächtig scheinen oder aufschlussreich sein könnten.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 16. Dezember 2011, 13:14:46
Es handelt sich eindeutig um einen Handritter, denn er trägt den Siegelring Seklons, dem König von Xpoch. Ausser seinem Schwert hat er jedoch nichts dabei, Melville hört draussen jedoch das Schnaubens eines Pferdes.

Sein Gesichtsausdruck ähnelt jedch beängstigend dem von Jonas, Qual und Verwirrung zeigen sich in seinen Zügen, selbst in der Bewußtlosigkeit.

Jonas murmelt weiterhin vor sich hin: "Bald sind wir alle vereint."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 16. Dezember 2011, 18:43:47
Ein Schatten legt sich über Melvilles Gesicht. Er hat keine genaue Vorstellung, was passieren wird, wenn alle von Varron infizierten Männer zusammentreffen. Vielleicht noch gar nichts, da Jonas betont hatte, dass sie zum Turm mussten, um vereint zu werden. Vielleicht würde das Zusammentreffen aber auch hier eine Wirkung haben, durch die vielleicht jede Hilfe zu spät käme.

Melville tritt zu Jonas heran, sucht seinen Blick und sagt: „Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.  Aber ich weiß, du wirst mir eher verzeihen, wenn du durch meinen Fehler umkommst als wenn ich tatenlos zusehe, wie du dich in eine Kreatur der Finsternis verwandelst.“

Damit dreht er sich um und nähert sich dem Handritter. Er wiegt Luztrazero in seiner Hand und lässt die Waffe zweimal locker durch die Luft schwingen. Eindringlich starrt er den Gefangenen an und packt den Griff der Axt fester. Nur ein gezielter Schlag zum Kopf, und was immer von ihm Besitz ergriffen hatte, würde mit ihm sterben. Vielleicht würde Jonas dadurch sogar geheilt.

Melville merkt, wie seine Hände zu zittern beginnen. Trotzig schüttelt er den Kopf und flüstert heiser: "Wärst du an meiner Stelle, würdest du keine Sekunde zögern!" Er hebt die Axt, doch das Zittern wird immer stärker und erfasst seinen gesamten Körper. Er beißt die Zähne aufeinander so fest er kann. Es ist, als ob er gegen eine unsichtbare Kraft ankämpfen muss, die seinen Arm zurückhält.

Mit einem Ruck senkt er die Waffe, und seine ganze Anspannung verschwindet, so dass die Axt aus seinen kraftlosen Fingern rutscht und auf den Boden fällt. Er wagt es nicht, zu Jonas hinüberzuschauen. Mit Tränen in den Augen verlässt er das Haus.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 17. Dezember 2011, 13:04:55
Draussen hat es mittlerweile angefangen zu regnen und der matter werdende Abendhimmel zeigt, dass es demnächst dunkel werden wird. Überhaupt ist es erstaunlich warm geworden und dort, wo die Tropfen in den Schnee fallen beginnt dieser auch langsam zu schmelzen.

Eine große Gestalt nähert sich ihm und das Reitpferd des Handritters stupst ihn auffordernd mit der Nase an, es kaut auf der Trense, schüttelt sich die Nässe aus der Mähne und bleibt neben ihm stehen.

Irgendwann meint Melville, von drinnen die Stimme von Jonas zu hören. "Mel, bist du da. Wer ist der Mann dort?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 17. Dezember 2011, 14:45:46
Melville zuckt zusammen, als das Pferd ihn aus seinen düsteren Gedanken aufschreckt. Als ihm klar wird, dass er nicht in Gefahr ist, beruhigt er sich, greift nach den Zügeln und beschließt, das Tier in den Stall zu bringen- Dann hört er aber auch schon Jonas Stimme. Sofort wendet er sich um, überlässt er das Tier sich selbst und stürmt nach drinnen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 18. Dezember 2011, 14:00:49
Jonas' Blick wirkt klarer und auch seine Stimme klingt nicht mehr so gequält. Er deutet auf den bewußtlosen Handritter und fragt Melville noch einmal: "Ich habe das Gefühl, jemand sehr Vertrautes ist im Raum, doch wenn ich diesen Mann ansehe, dann kommt er mir unbekannt vor. Auch wenn es nicht so klingt . . ", er zögert, dann blickt er zu Boden, "mein Geist ist wieder klarer. Was geschieht nur mit mir?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 18. Dezember 2011, 16:53:15
Melville ist so erleichtert, seinen Freund zu erkennen statt eine seelenlose Marionette, dass er zunächst gar nicht auf dessen Fragen antwortet. "Du bist wieder hier!" ruft er begeistert, und zum ersten Mal seit Tagen erlaubt er sich zu glauben, dass alles gut ausgehen könnte. Für einen Moment wirkt er gelöst und voller Optimismus.

Als er aber Jonas fragenden Blick sieht, wird er ernster. Umständlich humpelt er durch den Raum und setzt sich neben seinen Freund, hauptsächlich um Zeit zu schinden und zu entscheiden, wieviel er ihm erzählen soll. "Ich weiß es auch nicht genau", antwortet er schließlich, "Varron hat irgendeine Magie auf dich gewirkt, und ich glaube, dieser Handritter ist ebenfalls verzaubert worden." Dabei deutet er auf seinen Gefangenen.

"Bis eben warst du nicht du selbst. Ich weiß nicht, was gerade passiert ist, aber es ist bestimmt ein gutes Zeichen, dass du wieder bei klarem Verstand bist. Vielleicht verliert der Zauber seine Wirkung." Er versucht dabei, Zuversicht auszustrahlen und so zu tun, als hätte er die Situation fest im Griff. "Ritter Teabar ist im Kampf verletzt worden, und du warst auch nicht in der Lage zu reisen, also ist Ritter Visillo aufgebrochen, um Hilfe zu holen. Wenn er wieder da ist, werden wir euch nach Euth zurückbringen und einen Magier finden, der den Bann aufheben kann."

Er hofft, dass Jonas nicht genauer nachfragt, und ebenso hofft er, dass der sich nicht mehr daran erinnern kann, was ihm widerfahren ist. Schnell stellt er also eine Frage: "Wie geht es dir denn? Hast du Schmerzen? Oder Hunger? Willst du etwas essen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 19. Dezember 2011, 17:25:03
Zögerlich. "Ja, Durst. Und Hunger. Schmerzen? Ja, aber nicht arg." Jonas versucht, eine gefesselte Hand zu bewegen. "Warum bin ich gebunden? Welcher Bann? Und woher kenn ich den Mann dort?" Seine Stimme wieder panischer.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 20. Dezember 2011, 17:00:56
[Ist der Handritter eigentlich einer derjenigen, die mit uns im Kerker waren?]

„Sachte, sachte“, versucht Melville ihn zu beschwichtigen und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich erkläre dir gleich alles, reg dich nicht auf. Ich bin ja hier, und ich passe auf dich auf, hörst du? Alles wird wieder in Ordnung kommen.“

Er wartet ab, bis Jonas seine Fassung wiedergefunden hat, dann befreit er ihn erst einmal von seinen Fesseln und beginnt zu erzählen. „Wir alle wurden von Varron Elkoa gefangen genommen, dem Sohn von Miserim. Wie es aussieht, ist er von seinem Wunsch nach Rache dermaßen besessen, dass ihn das über seinen Tod hinaus am Leben gehalten hat. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber sein Fleisch war eiskalt, und sein Körper hatte begonnen, sich zu regenerieren, nachdem ich ihn erschlagen hatte.“

Bevor er weiterspricht, beobachtet Melville die Reaktion seines Freundes und spricht erst weiter, nachdem er sich vergewissert hat, dass er Jonas weitere Informationen zumuten kann. „Ich bin nicht ganz sicher, was Varron dir angetan hat, ich habe mir nur soviel zusammengereimt, dass er wohl vorhatte, seine Lebensenergie durch Magie auf mehrere Personen zu übertragen, diese dann zum Turm zu führen und dort wieder zu einer Einheit zusammenzufügen.“ Er deutet auf seinen Gefangenen. „Dieser Mann war wohl eines seiner Opfer, und du bist ebenfalls bezaubert worden. Dein Geist war verwirrt, du warst nicht mehr du selbst, und du wolltest weglaufen, wahrscheinlich zum Turm. Deshalb musste ich dich anbinden.“

Er sieht Jonas fest in die Augen. „Ich werde aber nicht zulassen, dass Varron Erfolg hat. Ich werde dich nach Euth bringen, und wenn wir feststellen, dass der Zauber noch auf dir liegt, werden wir ihn aufheben lassen.“

Um Jonas etwas Zeit zu geben, diese Nachrichten zu verdauen, holt Melville einen Wasserschlauch und etwas von den kläglichen Überresten ihrer Essensvorräte.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. Dezember 2011, 13:05:56
[Es ist der, der von Anfang an fehlte, da er schon oben bei Varron war als ihr kamt, von daher kennt Mel sein Gesicht nicht.]

Jonas hat Melville mit wachsender Verwirrung zugehört, als dieser geht um die Vorräte zu sichten bleibt er grübelnd und schweigsam sitzen, sich die Handgelenke reibend.

Als Melville zurückkehrt blickt er auf und sucht langsam nach Worten: "Es ist unheimlich . . mehr als dass, es graut mir fast vor mir selbst. Ich habe . . Erinnerungen an  . . Experimente, die ich aber nicht erlebt haben kann . . sie müssen von Varron stammen  . . und dann ist da aber noch anderes Wissen, von einer anderen Person. Sie hiess anders und sie hat andere Dinge in ihrem Leben . . . getan. Dinge, für die die Götter mich verstoßen werden!!"
Die letzten Worte voller Verzweiflung.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 21. Dezember 2011, 17:32:28
Entschlossen schüttelt Melville den Kopf. „Andere haben diese Dinge getan, nicht du. Vielleicht spuken diese Erinnerung in deinem Kopf herum, weil Varron mit deinem Geist herumexperimentiert hat, aber du darfst dich davon nicht täuschen lassen. Er mag für eine Weile deinen Verstand vernebelt haben, aber er kann nicht ändern, was wirklich passiert ist. Vor allem kann er nicht ändern, wer du bist. Du bist Jonas, du bist ein Ritter des Stabes, und du bist mein Freund.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. Dezember 2011, 17:26:45
Jonas hat zunächst hoffnungsvoll Melville zugehört, doch dann fasst er sich an den Kopf und schüttelt ihn niedergeschlagen.
"Es ist nicht nur Varron, einen Teil von ihm spüre ich und der ist genauso verloren wie ich es bin, nein, da sind noch andere, viele andere, sie alle suchen nach sich und rufen und  . .", er beendet den Satz nicht, denn in diesem Moment erwacht der Handritter und als er die Augen aufschlägt schreit Jonas auf: "Nein, du nicht auch noch!" und versucht aufzuspringen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 23. Dezember 2011, 19:09:44
Melville packt Jonas bei den Schultern und bringt sein Gesicht so dicht an das seines Freundes, dass der nicht mehr den Handritter ansieht, sondern ihn. "Hör mir zu", verlangt er, und unabsichtlich drückt er so fest Jonas Oberarme, dass der aufgrund seiner Wunden aufstöhnt. "Ich weiß nicht, was für ein Zauber euch gefangen hält, ich weiß nur, dass es schrecklich für dich sein muss. Aber denk daran: ich bin hier, ich werde dir zur Seite stehen. So lange, bis wir zuhause sind und jemanden finden, der dem ganzen Spuk ein Ende macht. Ich verspreche es dir."

Kurz dreht er sich zu seinem Gefangenen um und checkt, ob der Ritter Anstalten macht, gegen seine Fesseln anzugehen. Dann wendet er sich wieder Jonas zu. "Glaubst du mir das?" fragt er eindringlich. 
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. Dezember 2011, 10:40:02
Jonas' Blick irrt zwischen dem Handritter und Melville hin und her und Melville spürt, wie der zerschundene Körper sich anspannt. "Ja, ja ich will es glauben." Dann wird Jonas bewusst, mit welchem Nachdruck und Ernst Melville die Worte gesprochen hat und fügt an: "Ich glaube dir. Wenn du es versprichst, dann wirst du jemanden finden."

Der Handritter kämpft gegen die Fesseln, sein Blick irrt ebenso unstet durch den Raum wie es der von Jonas getan hat.

Jonas versucht unter Melvilles Griff nicht mehr aufzustehen, doch wieder unruhiger sagt er: "Es war besser, als er nicht da war . . ."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Dezember 2011, 15:25:23
Nun wird Melville selbst ein bisschen unsicher, ob die Situation noch lange gut gehen kann, aber er versucht sich nichts anmerken zu lassen. „Ich weiß, aber es hilft nichts, er muss hier bleiben, damit ich ihn im Auge behalten kann. Du musst noch eine Weile durchhalten, in Ordnung? Ich weiß, was für einen starken Willen du hast, also kämpf dagegen an, so gut du kannst, ja?“

Er steht auf und schaut aus dem Fenster, gibt vor, die Umgebung nach Feinden abzusuchen. In Wirklichkeit gibt es ihm aber die Gelegenheit, sich von den beiden Männern abzuwenden und für einen Moment nicht mehr den Schmerz und das Verlangen in ihren Blick sehen zu müssen.

„Macht schon, macht schon, macht schon“, murmelt er leise, obwohl er genau weiß, dass Divian noch nicht allzu lange fort ist.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. Dezember 2011, 13:30:07
Der nächste Tag wird Melville als einer der schrecklichsten des letzten Jahres in Erinnerung bleiben; selbst die Anspannung vor der Schlacht in Miserims Turm war erträglicher gewesen, denn er wusste, dass alle Sorgen und Überlegungen hinter der Freude und der Hingabe des Kampfes klein und nichtig werden würden.
Doch heute und hier gab es nur das Warten, das Wachen und unter den Verletzten und Gefangenen Wasser und die kläglichen Reste ihrer Vorräte zu verteilen.

Die Nacht kam und mit ihr all die Geräusche der Dunkelheit, doch das bang erwartete Heulen der Chuor blieb aus. Und im Morgengrauen, Melville konnte die Augen kaum noch offenhalten, plötzlich Pferdegetrappel, das Klirren von Zaumzeug und raue, hektische Worte in Euther Dialekt.
Und wärend Melville aufspringt und die Tür öffnet steigen vor dem Haus vier Ritter in den Farben des Stabordens von ihren Pferden und bei ihnen ist, erschöpft, aber mit einem Strahlen im Gesicht: Divian.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. Dezember 2011, 19:45:24
Als er in der Tür steht, ruft Melville noch nach drinnen: "Sie sind da! Divian hat Hilfe geholt, ich hab's euch ja gesagt!"

Dann stürmt er hinaus, läuft von einem zum anderen, so schnell sein verletztes Bein es zulässt und schüttelt allen Rittern die Hand. "Ihr könnt nicht ermessen, wie froh ich bin, Euch zu sehen!" sagt er zum ersten, und zum nächsten: "Melville de Bonacieux, es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen"

Nachdem er alle vier begrüßt hat, kommt er schließlich bei Divian an, und er strahlt mit ihm um die Wette. Begeistert schlägt er ihm auf die Schulter, und sagt voller Anerkennung: "Ihr habt Wort gehalten und uns alle gerettet. Ihr könnt sicher sein, dass ich Euch das nicht vergessen werde."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 28. Dezember 2011, 10:02:15
Divian sieht ein wenig besser aus, seine Hände sind zwar vernarbt, doch kann er sie wieder benutzen und auch seine anderen Verletzungen wirken so, als seien sie in Heilung begriffen. Er packt Melvilles Hand und will sie gar nicht mehr loslassen: "Ich bin mindestens genauso froh, Euch zu sehen! In der letzten Stunde habe ich stets befürchtet, wir kämen zu spät."

Einer der anderen Ritter tritt jetzt an Melville heran und räuspert sich kurz: "Mein Name ist Asado Relkin, ich habe von Ritter Visillo erfahren, was geschehen ist und was Ihr geleistet habt. Meinen Respekt." Und er neigt den Kopf vor Melville. "Mit Eurer Zustimmung werden wir diesen Ort so schnell es geht verlassen, wir werden den Verletzten bergen, die Toten beerdigen und schnell wieder verschwinden, denn die Chuor sind bei diesen Temperaturen sehr beweglich. Mit Eurer Zustimmung", und er wartet tatsächlich auf Melvilles Antwort.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 28. Dezember 2011, 16:43:58
Nur mit einem stummen Nicken nimmt Melville das Lob entgegen, aber seine Augen leuchten vor Stolz. Auf den Vorschlag des Ritters platzt er dann heraus: „Ich will verdammt sein, wenn ich auch nur eine Minute länger als nötig hier verbringe!“ Dann wird er ein wenig sachlicher und erklärt, dass Ritter Teabar schwer verletzt im Verlies liegt und geborgen werden muss, und dass auch Jonas noch medizinisch versorgt werden muss.

„Ach ja, das hätte ich ja fast vergessen“, unterbricht er sich plötzlich. „Drinnen ist auch noch einen Ritter des Ordens der Hand. Er steht wohl ebenfalls unter Varrons Zauber, deshalb war er sehr verwirrt, und ich konnte ihn leicht überwältigen.“

Ungeduldig sieht Melville zu, wie die Ritter sich um die Verletzten und den Gefangenen kümmern und alles für ihre Heimreise vorbereiten. Es juckt ihm in den Fingern, selbst auch Hand anzulegen, aber er weiß gut, dass er im Augenblick nicht viel beitragen kann, also begnügt er sich damit, in der Nähe zu bleiben, falls Jonas noch einmal unruhig wird, oder falls die Ritter von ihm noch eine Auskunft benötigen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 29. Dezember 2011, 10:57:34
Effizient und schnell beginnen die Ritter den Aufbruch vorzubereiten, sie tragen Direto hinauf und versorgen seine Wunden, sie kümmern sich um den Handritter und Jonas und begraben die Toten während einer von ihnen draussen als Wache patrouilliert.
Zwischendurch kommt Asado noch einmal zu Melville, untersucht dessen Bein und sagt bedauernd: "Unsere Heiltränke sind aufgebraucht und auch meine Heilfähigkeit, aber morgen werde ich mich um Eure Verletzung kümmern. Heute allerdings wird es unangenehm auf dem Pferderücken. Es tut mir leid."
Er sieht Melville prüfend an, dann fragt er ihn gerade heraus: "Möchtet Ihr der kurzen Begräbniszeremonie lieber fern bleiben? Ich könnte es verstehen."

Danach geht alles ganz schnell, die Verletzten werden auf die Pferde gehoben, der Trupp steigt auf und im schnellen Trab verschwindet Varrons Gefängnis in der einbrechenden Dämmerung.
Die ersten Kilometer sind beschwerlich, doch Asado treibt sie zur Eile an und erst spät in der Nacht erlaubt er ein Lager. Am nächsten Morgen nutzen die Stabritter ihre Heilfähigkeiten und langsam wird der kritische Zustand der Verletzten stabiler und auch Melvilles Beinbruch verheilt, auch wenn das Bein ihn noch einige Monate danach durch ein schmerzhaftes Ziehen an den Sturz mit Varron in den Keller erinnert.

In den folgenden Tagen wirkt Asado entspannter und als sie das Chuorgebiet endgültig hinter sich gelassen haben drosselt er das Tempo und hört nun aufmerksam den Erzählungen von Melville zu.
Auch Direto lauscht Melvilles Worten und nur ab und an fügt er einige Eindrücke aus seiner Sicht hinzu, er sucht jedoch keine Aussprache mit Melville.
Jonas' Zustand schwankt zwischen düsterer Panik und ruhiger Selbsterkenntnis, immer wieder drängt er die Ritter, ihn zum Turm zu bringen, doch macht er keinerlei Anstalten mehr zu fliehen.
Der Handritter erlangt nur selten das Bewusstsein.

Und am Ende taucht - wieder einmal - die Stadt der Stabritter, eingekesselt (oder auch geschüzt) von den hohen Felswänden vor dem kleinen Trupp auf, noch fest im Griff des Winters, doch die Tore sind schon lange vom Schnee geräumt. Und so gelangen sie, umgeben vom lebhaften Alltagsverkehr, zurück in ihre Heimatstadt.

Areto strebt sogleich den Tempel an während er einen der anderen Ritter zu seinem Campeon schickt und kurz darauf findet sich Melville in einer herrlich warmen, ruhigen Kammer im Elanita-Tempel wieder.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 29. Dezember 2011, 15:36:30
Obwohl die Körper der Verstorbenen die ganze Zeit in seiner unmittelbaren Nähe gewesen sind, wird Melville erst durch Asados Frage richtig bewusst, dass die meisten der Menschen und Chuor von ihm selbst getötet wurden, und für einen Moment lässt ihn das Ausmaß seiner Taten und auch seine bisherige Kaltschnäuzigkeit erschauern. Er hat aber nicht vor, sich den Rittern gegenüber eine Blöße zu geben, also schüttelt er den Kopf. „Der Anstand gebietet, dass ich ihnen ebenfalls die letzte Ehre erweise“, erwidert er steif.

Mit gesenktem Kopf lauscht er dem kurzen Gebet, das an dem Massengrab gesprochen wird, doch er kann sich kaum auf die Worte konzentrieren. Er bildet sich ein, die Axt auf seinem Rücken würde plötzlich Wärme ausstrahlen, als wollte Luztrazéro ihn daran erinnern, dass er diese Leben nur deshalb genommen hat, um den Sieg über seine Feinde davonzutragen, und nicht aus reiner Notwehr.

So ist Melville froh darüber, dass Asado den kleinen Trupp vorantreibt und er sich nun voll auf das Gelände konzentrieren muss und niemand Muße hat, mit Melville ein Gespräch zu beginnen.

Später fällt sein Bericht knapp und sachlich aus. Die Tatsachen allein sind grausig genug, auch ohne dass er sie noch durch eine blumige Sprache unterstreichen müsste. Auch seinen eigenen Beitrag zur ihrer Rettung versucht er eher kleinzureden als aufzubauschen, denn er hat keine Freude daran, auch noch Anerkennung für das Blutbad zu beanspruchen, das er angerichtet hat. Auch wenn sein Verstand ihm sagt, dass er alles versucht hat, die Situation gewaltfrei zu lösen, hat er dennoch kein gutes Gefühl dabei.

Trotz dieser finsteren Gedanken spürt Melville, wie sich beim Anblick des Euther Stadttores eine Last von seinen Schultern hebt und er auf einmal viel freier atmet. In diesem Moment ist er vollkommen damit zufrieden, dass es ihnen gelungen ist, lebend wieder zurückzukehren und auch Divian nach Hause zu bringen. Gleichzeitig fühlt er sich mit einem Mal so erschöpft, dass er sich kaum noch im Sattel halten kann. Ohne Widerspruch lässt er sich in den Elanita-Tempel bringen und nimmt kaum noch wahr, wie der Priester sich um seine Wunden kümmert.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 30. Dezember 2011, 11:48:08
Nach nur wenigen Minuten hat er das herrliche Gefühl, dass keine der Wunden mehr schmerzt und schneller als Melville es für möglich gehalten hat sinkt er in einen tiefen Schlaf, aus dem niemand ihn weckt.

Als er erwacht stellt er fest, dass seine Kleidung gereinigt worden ist und die zerrissenen Stücke ersetzt worden sind, eine kleine, frische Mahlzeit steht auf einem ordentlichen Tablett neben seinem Bett und er hört hinter dem Vorhang das leise Gemurmel des Tempels.

Kurz darauf wird der Vorhang beiseite geschoben und leise tritt eine junge Elanita-Adeptin von vielleicht 14 Jahren an sein Bett. "Wie fühlt Ihr Euch, besser? Ihr habt fast zwei Tage durchgeschlafen! Keine Sorge, alle Eure Angehörigen wissen um Eure Rückkehr und auch der Orden ist von Eurem Begleiter benachrichtigt worden. Bleibt einfach noch eine Weile bei uns, Ihr habt im Schlaf viel geredet, gekämpft und wart sehr angespannt. Bleibt also liegen und sagt mir, wie ich Euch helfen kann, ich bin den heutigen Tag für Euch da." Sie lächelt etwas unsicher, dann fasst sie sich an die Stirn. "Mein Name ist Elona Farazin."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 30. Dezember 2011, 18:08:43
Vorsichtig richtet Melville sich zum Sitzen auf, stellt aber fest, dass ihm die Bewegung keine Schmerzen verursacht. Er neigt den Kopf und erwidert förmlich. „Melville de Bonacieux, sehr erfreut.“ Dann wird er ein wenig lockerer und antwortet mit einem Lächeln: „Mir geht es viel besser, so gut wie neu. Vielen Dank für die hervorragende Pflege.“

Er verschränkt die Hände hinter dem Kopf und lässt sich ein bisschen tiefer in die Kissen sinken, während er kurz darüber nachdenkt, ob er noch etwas braucht. „Ich habe einen Bärenhunger“, sagt er dann und greift nach dem Tablett, „ansonsten bin ich im Augenblick ganz zufrieden.“

Doch bevor er zu essen beginnt, huscht sein Blick durch den Raum, und er versichert sich, dass Luztrazero in seiner Nähe ist. Falls nicht, fragt er Elona nach dem Verbleib seiner Ausrüstung.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 31. Dezember 2011, 10:30:53
Elona will schon antworten, doch ihr Blick schweift dabei kurz durch den Raum, stockt und mit einer Geste deutet sie etwas verblüfft auf die Zimmerecke. "Eure Axt steht dort, der Rest Eurer Ausrüstung ist zur Reparatur und Reinigung gegeben worden."
Sie sieht mit fast lustig anmutender Zufriedenheit wie Melville das Essen schmeckt, dann räuspert sie sich und die nächsten Worte sind ihr eindeutig unangenehm: "Der Orden hat mich allerdings auch gebeten ihm zu melden, wenn Ihr soweit genesen seid, dass Ihr zu einem Gespräch über Eure Reise und die Vorfälle dabei in der Lage seid."
Sie hebt abwehrend die Hände und beeilt sich hinzuzufügen: "Aber wenn Ihr noch keine Lust dazu habt, dann werde ich Ihnen sagen, dass Ihr noch der Ruhe bedürft!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 31. Dezember 2011, 13:28:13
Elonas Angebot, die lästigen Pflichten noch ein bisschen hinauszuschieben und sich im Krankenbett auszuruhen, klingt verlockend. Aber nun wo er versorgt ist, plagt Melville das schlechte Gewissen, weil er gar nicht mehr an Jonas gedacht hat. Insofern kommt es ihm gelegen, seinen Bericht beim Orden abzugeben und in dem Zuge zu fragen, ob Varrons Zauber gebrochen werden konnte.

Er seufzt und lächelt die Novizin an. „Das ist nett gemeint, aber ich fürchte, mein Auftraggeber hat nicht viel Verständnis dafür, wenn ich ihn warten lasse. Ihr müsst Euch aber nicht um mich sorgen, es fühle mich wirklich schon wieder kerngesund.“ Zum Beweis schwingt er mit Elan die Beine aus dem Bett und angelt sich seine Kleidung von der Stuhllehne.

„Bitte gebt Bescheid, dass ich dem Orden zur Verfügung stehe und hier auf Anweisungen warte.“ Mit einem Zwinkern fügt er hinzu: „Wenn ich Glück habe, sind die hohen Herren so beschäftigt, dass ich noch eine Weile Elanitas Gastfreundschaft genießen kann, bevor ich gerufen werde.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Januar 2012, 10:51:12
Elona sieht Melville an und sie wirkt seltsam verlegen. "Ein Ritter sitzt seit drei Stunden vor der Tür und wartet auf Euch." Sie presst die Lippen zusammen, offensichtlich ist ihr Melvilles Tatendrang gar nicht recht. Einen Moment zögert sie noch, dann dreht sie sich um und meint: "Ich werde ihm ausrichten, dass Ihr in einer Viertelstunde bereit seid."

Als Melville aus dem Zimmer tritt steht ein Mann auf, neigt kurz den Kopf und stellt sich vor: "Streffin da Gereno. Darf ich Euch ein paar Fragen stellen? Es gibt Vieles, das auf eurer Mission geschehen ist und das ich verstehen muss. Ritter Visillo meinte, ich sollte mich an Euch wenden . . " er scheint sich seltsam unwohl in seiner Haut zu fühlen.

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 02. Januar 2012, 14:23:56
Fragend zieht Melville die Augenbrauen hoch. „Ich nehme an, dass Ihr Euch nicht auf Auftrag des Ordens an mich wendet, sondern aus persönlichen Gründen…?“ Dann will er den Mann aber nicht länger zappeln lassen. Er tritt zurück und macht eine einladende Handbewegung. „Hier drinnen können wir ungestört reden.“ Er setzt sich auf das Bett, bietet Streffin den Stuhl an und fragt: „Was ist es also, dass ich Euch beantworten soll?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Januar 2012, 19:06:53
"Ich gebe zu, dass ich im Orden darum gebeten habe, diesen Fall zu bekommen. Ich bin ein guter Freund der Familie von Ritter Yadale und sein Vater macht sich große Sorgen um Jonas' . . .", er seufzt, dann spricht er es aus, "Ruf als Ritter."
Er sieht Melvilles fragenden Blick und erläutert. "Die Priester sind sich sicher, dass sie Jonas' Seele von dem fremden Einfluss befreit haben, doch leider ist sein Zustand nach wie vor . .  sehr instabil. Ich hoffe, durch Euren Bericht ehr Klarheit zu gewinnen und den Priestern Hinweise zu geben, wie ihm zu helfen ist."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Januar 2012, 08:10:45
Eine alte Erinnerung steigt in Melville hoch, und mit ihr eine solche Wut und Hilflosigkeit, dass er für einen Augenblick an nichts anderes denken kann. Kaltgestellt vom Orden, nach jahrzehntelanger Treue, trotz aller Verdienste und trotz des Vertrauens, dass der Meister des bleibenden Zweiges ihm entgegengebracht hat. Misstrauische Blicke der anderen Ritter, und immer wieder diese nagenden Zweifel, ob dieses Misstruen vielleicht sogar berechtigt ist. So heftig sind diese Emotionen, dass es einen Moment dauert, bis ihm bewusst wird, dass dies keine echten Erinnerungen sind, sondern nur Bilder einer möglichen Zukunft, die niemals wahr werden wird. Niemals wahr werden darf.

Als er wieder im Hier und Jetzt angekommen ist, nickt er. „Ich habe eine Vorstellung davon, mit welchen Schwierigkeiten Jonas zu kämpfen hat, nach diesen schrecklichen Erlebnissen.“ Wieder packt ihn Zorn, dieses Mal auf Varron, Miserim und die ganze dämonenverseuchten Familie, die glaubt, sie könnte Menschen nach ihrem Belieben als Versuchskaninchen benutzen.

Er zwingt sich, seine geballten Fäuste wieder zu entspannen. Als er dem Ritter antwortet, ist er wieder gefasst, aber in seiner Antwort liegt auch eine Spur Aggressivität. „Ich will Jonas ebenfalls unterstützen, und ich will auch helfen, ihn von jedem Verdacht reinzuwaschen. Er ist ein guter Ritter, und es wäre ein großer Verlust für den Orden, wenn er seinen Dienst nicht bald wieder aufnehmen könnte.“ Mit einem herausfordernden Blick sieht er Streffin an. „Ich werde aber nicht hier herumsitzen und Euch all das noch einmal vorbeten, was ich schon Ritter Relkin berichtet habe. Zuerst einmal möchte ich selbst mit Jonas sprechen. Dann werde ich sehen, was ich tun kann um zu helfen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 03. Januar 2012, 11:53:25
Streffin wirkt erleichtert. "Ich bin froh, dass Ihr eure Hilfe anbietet. Ich kann mir vorstellen, dass auch Ihr nicht so gerne an die Ereignisse erinnert werdet. Jonas' Zimmer ist ebenfalls bei Elanita, doch einige der Heilpriester denken, er wäre bei Asha besser aufgehoben. Wenn Ihr ihn besuchen wollte . . .", er deutet mit einer Hand einladend auf den Gang.

Streffin führt ihn zu einem Zimmer etwas abgelegen am Ende des Ganges, als Melville den Vorhang beiseite schiebt erschrickt er sich. Jonas steht in der Mitte des Zimmers, er trägt eine schwarze Tunika und wirkt noch magerer als vor zwei Tagen. Er dreht sich um und lächelt Melville zu. "Schön, dich zu sehen. Viel Zeit habe ich jedoch nicht für dich, denn ich muss Beten. Danach möchte ich dir von meiner Entscheidung erzählen, Assir* zu dienen."
Seiner Stimme fehlt die Wärme, die Jonas einst auszeichnete, nur seine feste Überzeugung hat sich nicht verändert.

*Gott des Hasses
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Januar 2012, 17:17:11
Melville ist sichtlich geschockt und schweigt zunächst, unfähig seine Gefühle in Worte zu kleiden. „Ich bin froh, dass es dir besser geht“, antwortet er dann und begegnet Jonas mit einem festen Blick, als er noch erwidert: „Wahrscheinlich kann ich nicht lange bleiben, ich erwarte jeden Moment zum Baumeister gerufen zu werden. Willst du mir nicht gleich erklären, was dich dazu bewegt hat zu konvertieren? Beten kannst du ja später immer noch.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Januar 2012, 16:54:28
Jonas erwidert den Blick zwar, doch hinter der so überzeugten Fassade steckt auch etwas, das Melville zunächst schwer fassen kann, doch nach den ersten Sätzen Jonas wird es ihm klar: es ist Angst.
"Ich habe gelernt, wozu Menschen fähig sind, wenn sie voller Hass sind, wie mächtig und das ganz ohne Schwert. Ein solcher Gott muss geehrt werden, dann denn kann mir . . .", er verstummt abrupt.
"Er ist es wert, dass ihm mehr Beachtung geschenkt wird."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 05. Januar 2012, 08:16:52
Ganz sicher ist Melville nicht, was in Jonas vorgeht, und in ihm lauern auch immer noch Zweifel, ob nicht ein Rest der dunklen Magie zurückgeblieben sein könnte, dass Varron oder wer weiß was für Mächte, mit denen er paktiert hat, den Samen der Finsternis in Jonas Unterbewusstsein gepflanzt haben. Aber was er versteht, ist das Grauen, das Jonas empfunden haben muss, als Varron seinen Geist korrumpiert hat, die Hilflosigkeit, und die Zweifel. Vor allem die Zweifel, dass seine Seele vielleicht nicht so rein ist, wie er immer geglaubt hat. Dass es ihm sonst hätte gelingen müssen, der Dunkelheit zu widerstehen.

Obwohl er gewusst hat, wie sehr die Erlebnisse seinem Freund zugesetzt haben, wird ihm erst in diesem Moment etwas klar, das Jonas scheinbar vor ihm begriffen hat: Dass selbst jemand der einen so unerschütterlichen Glauben besitzt und eine schier unbesiegbare Kraft aus seinen Überzeugungen schöpft, gegen die Einflüsterungen, die Grausamkeit und den unendlichen Hass der Dämonen, Paktierer und Teufelsanbeter machtlos ist.

Es ist, als wenn Melville der Boden unter den Füßen weggezogen wird, und tatsächlich schwankt er ein wenig. Einen Augenblick lang ist er dieser Hilflosigkeit vollkommen ausgeliefert, die ihn lähmt. Es ist, als wenn er die ganze Szene wie aus weiter Ferne beobachtet und zu keiner Reaktion fähig ist. Doch dann bricht der Damm, eine Welle von Emotionen bricht über ihn herein, eine tiefe Traurigkeit und Mitleid, aber auch eine unbändiger Zorn. Seine Augen füllen sich mit Tränen, er zittert vor Wut und ist ganz blass im Gesicht.

Es zerreißt ihn fast, dass er diese unerträgliche Spannung nicht in körperliche Aktivität umsetzen kann, dass es keinen Feind gibt, den er mit seiner Axt bekämpfen kann. Aber dennoch ist er wild entschlossen, diesem Feind mit allen Mitteln die Stirn zu bieten, Es ist ihm egal, dass er keine Ahnung hat, wie er Jonas seinen Glauben zurückgeben kann, er weiß nur, dass er es irgendwie schaffen muss.

Als er Jonas nun wieder ansieht und ihm antwortet, liegen all diese Gefühle noch in seiner Stimme, und Jonas spürt sowohl Melvilles Entschlossenheit als auch sein Mitgefühl. „Wir beide sind mit Miserim und seiner Brut aneinandergeraten, und wir beide mussten erleben, wie übermächtig ihr Hass und ihre Skrupellosigkeit sie macht, und wie unbedeutend unser eigener Glaube dagegen zu sein scheint. Aber obwohl wir ihrer Magie, ihren Ressourcen und ihren unheiligen Bündnissen nicht viel entgegenzusetzen hatten, haben wir sie zur Strecke gebracht. Weißt du wie?“

Er nimmt Jonas Hände in seine. „Weil unser Glaube an das Gute uns zusammenschweißt, weil wir bereit sind, für unsere Freunde und Ordensbrüder Opfer zu bringen. Du glaubst, der Hass hat Varron stark gemacht? Ohne Zweifel. Aber am Ende waren wir stärker.“

Er nimmt einen tiefen Atemzug. „Ich bin kein Priester, und ich weiß nicht, welche Worte dir helfen könnten, deinen Glauben wiederzufinden. Ich kann dir nur sagen, was ich empfinde: Auch ich habe schon die Verzweiflung gespürt, die die Macht unserer Feinde in mir hervorruft, und ich habe auch schon mit Mitteln gekämpft, die gegen meine Überzeugung sprechen, weil ich einfach keinen anderen Ausweg wusste. Aber eins habe ich nie bezweifelt: Dass ich dem Guten dienen will. Dass ich meinen Freunden zur Seite stehen will, egal, was passiert. Dass ich andere Menschen vor der Dunkelheit beschützen will. Egal wie groß meine Angst ist.“ 

Wenn er seine eigene Überzeugung auch mit großer Entschlossenheit vertreten hat, wirkt er nun nicht mehr so sicher, als er auf Jonas selbst zu sprechen kommt. „Ich weiß, dass du genauso empfunden hast, und ich habe dich immer dafür bewundert, mit welcher Hingabe du dieses Ziel verfolgt hast. Ich weiß auch, wie wichtig dir die ritterlichen Tugenden waren: Diejenigen vor dem Unheil zu schützen, die selbst hilflos sind. Das alles ist genau das Gegenteil von Hass. Wenn du dich davon abwendest, dann bist du nicht mehr du selbst. Und erst dann hat Varron wirklich gewonnen.“

Er will noch mehr sagen, will Jonas überzeugen, ihn von seinem Weg abbringen, oder ihn anflehen, aber mit einem Mal fehlen ihm dafür die Worte. Er lässt Jonas Hände los und schaut ihn nun fast verzweifelt an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 06. Januar 2012, 09:35:56
Zunächst scheint es als nehme Jonas Melvilles Worte gar nicht wahr, aber dann reisst er den Kopf herum und starrt seinen Freund ungläubig an.
"Du hattest Angst?? Du warst verzweifelt? Was erählst du da? Du hast doch im Alleingang die ganze Bande ausgeschaltet, dein Zorn und Hass hat uns doch alle gerettet!"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 06. Januar 2012, 17:59:09
„Glaub mir, ich hatte fürchterliche Angst.“ Er bedeutet Jonas, sich mit ihm aufs Bett zu setzen und sieht ihn ernst an. „Ich werde dir davon erzählen, auch wenn es mir wirklich nicht leicht fällt. Aber ich vertraue dir. Und ich weiß, dass ich bei dir auf Verständnis hoffen kann.“

Nervös kaut Melville auf seiner Unterlippe und legt sich die Worte zurecht, mit denen er am besten beschreiben kann, was ihm widerfahren ist. „Wenn mir ein schwieriger Kampf bevorsteht, dann bin ich aufgeregt, sicherlich auch ängstlich, aber das ist eine bekannte Gefahr, und ich kann ganz gut damit umgehen. Was mir mehr zu schaffen gemacht hat, war die Furcht, euch nicht aus dem Verlies herauszubringen, weil ich keinen Weg wusste, um Varron zu besiegen. Ich hatte schreckliche Angst zu versagen und euch alle im Stich zu lassen: dich, Ritter Visillo, Ritter Teabar…“

Er schluckt trocken, als er zum Kern der Sache kommt. „Aber ich sage dir, wovor es mir am meisten graut: Dass ich im Eifer des Gefechts nicht mehr kämpfe, um mich zu verteidigen oder Menschen zu beschützen, sondern nur um des Kämpfen willens, um der Sieger zu sein, den Gegner zu bezwingen. Und davor, dass mein Antrieb nicht der Wunsch ist, für das Gute zu kämpfen, sondern weil Wut und Hass auf unsere Feinde mich dazu bewegen.“ Nun kann er Jonas Blick nicht mehr standhalten und schaut zu Boden. „Als die Chuor angriffen, hatte ich mich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, ich konnte an nichts anderes mehr denken als an ihre Vernichtung. Vielleicht hast du recht, vielleicht konnte ich nur deshalb gegen sie bestehen. Aber was soll aus mir werden, wenn ich diesen Weg erst einmal betrete? Was unterscheidet mich dann noch von unseren Feinden, wenn ich keine Gnade mehr zulasse, keine Barmherzigkeit mehr kenne?“

Melville blickt wieder auf, schüttelt den Kopf, und Jonas kann deutlich sehen, wie verzweifelt er sein muss. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Versuchung widerstehen kann. Ob ich nicht sämtliche moralische Grenzen vergesse, wenn das die einzige Möglichkeit ist, einen Kampf für die gute Sache zu gewinnen. Aber es ist falsch, es ist einfach falsch.“

Er legt nun seinen Arm um Jonas Schultern, eine sehr seltene Geste unter ihnen. „Du bist immer der Stärkere von uns beiden gewesen, wenn es darum geht, das Richtige zu tun. Nur du selbst kannst entscheiden, welchen Weg du einschlagen willst. Aber wenn du meine Ansicht hören willst, dann gibt es nur einen richtigen Pfad für dich, und für den hast du dich schon vor langer Zeit entschieden.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 07. Januar 2012, 12:59:55
"Aber wer hilft dir dann, auf der richtigen Seite zu bleiben? Wenn du auch nur mit Hilfe des Hasses gewinnst, wer rettet dich am Ende? Zu wem gehst du um Buße zu tun? Wo ist die Macht Veshnas oder Amabeas gewesen??" Die Verzweilfung tritt nun offen zu Tage.

"Eine innere Hoffnung sagt mir, dass ich das Gute noch verteidigen könnte, aber was ist, wenn sich Veshna durch mein Versagen und meine Zweifel von mir abgewandt hat?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 07. Januar 2012, 19:05:42
Auf dieses Thema antwortet Melville nur zögerlich. Zu deutlich spricht Jonas die Fragen aus, die Melville auch bewegen, und auf die er selbst noch keine Antwort gefunden hat. „Du weißt, ich bin nicht sehr bewandert in religiösen Fragen“, beginnt er langsam. „Auch dass ich selbst ähnliche Zweifel habe, ist dir bekannt. Deshalb kann ich dir nur das zurückgeben, was du mir vor ein paar Tagen dazu gesagt hast: „Ich denke, Veshna wird dir beistehen und dir deine Zweifel vergeben. Immerhin hast du ihm immer treu gedient, und wenn er in deine Seele blickt, dann wird er die Hingabe und das Gute in dir erkennen.“

Er fängt Jonas Blick auf und setzt noch hinzu: „Was mich selbst angeht, darfst du dir keine Sorgen machen. Ich bin vielleicht ein bisschen neben der Spur, was meinen eigenen Glauben angeht, aber bestimmt wird sich alles finden. Du weißt doch, ich brauche immer ein bisschen länger, bis ich etwas begreife.“

Trotz dieser Aussage klingt Melville immer noch unsicher. „Aber vielleicht ist es nicht die beste Idee, wenn wir zwei allein versuchen, diese Fragen zu lösen. Willst du nicht mit einem Veshna-Priester sprechen? Er kann dir bestimmt helfen, mit deinem Glauben ins Reine zu kommen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. Januar 2012, 12:51:43
Jonas schüttelt heftig den Kopf. "Mit solchen Fragen brauchst du nicht zu Veshnas Dienern kommen, sie sagen dir: nimm das Schwert in die Hand zu Veshnas Ehren und du wirst sehen, ob dir noch seine Gunst gilt. Eine andere Antwort werde ich dort nicht bekommen. Und Veshna konnte mir in der Gefangenschaft keinen Trost und keine Kraft spenden." Er hebt beschwichtigend die Hand. "Ich habe daraus nur gelernt, dass ich alleine nicht stark genug bin, nur die wirklich starken Paladine dürfen Veshna dienen und deshalb sucht meine Seele nach einem Gott, der mich in meiner Schwäche annimmt."

Jonas neigt den Kopf und ein wenig seiner alten Überzeugungskraft und Ruhe klingt durch als er Melville nun fragt: "Und du, willst du alleine abwarten bis Cuvxana dir einen Fingerzeig gibt oder willst du die Suche nach deinen Glauben mit mir zusammen beginnen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 10. Januar 2012, 22:18:08


Die Frage hört Melville kaum noch, denn als Jonas so über sich redet, steigt ihm das Blut ins Gesicht, und ärgerlich gibt er zurück: „Wie muss denn deiner Ansicht nach ein Paladin sein, um Veshna dienen zu dürfen? Muss er absolut furchtlos sein und darf in keinem Moment seines Lebens Angst verspüren? Darf er sich niemals von seinen Feinden überwältigen lassen, selbst wenn sie in der Überzahl sind? Muss jede Magie an ihm abprallen, sei sie auch noch so mächtig?“ Er kommt nun so richtig in Fahrt und schleudert Jonas seine Ansicht entgegen: „Ein Haufen Bockmist!“

Mit einer ausladenden Handbewegung wischt er etwaige Proteste von Jonas weg. „Wenn du im Veshna-Glaube keinen rechten Trost findest, dann verstehe ich, dass du dich anderswo umsiehst. Aber tu es nicht, weil du glaubst, du seist dafür nicht gut genug. Ich habe selbst schon gegen das Böse gekämpft, vielleicht sogar mehr als manch einer der Herrschaften, die in den Tempeln und Amtsstuben des Ordens sitzen. Und ich sage dir meine Meinung: Stark ist nicht derjenige, der keine Angst hat, und der keine Niederlage erleidet. Sondern derjenige, der in einer so verzweifelten Situation gewesen ist und hinterher die Kraft findet, sich trotzdem wieder dem Bösen entgegenzustellen. Obwohl er Angst hat, und obwohl er am eigenen Leib erfahren hat, was ihm dabei widerfahren könnte.“

Doch dann tut es ihm leid, so mit seinem Freund zu sprechen, also beruhigt er sich ein bisschen und zeigt mehr Mitgefühl: „Nimm es mir nicht krumm, wenn ich so rede, aber es tut mir in der Seele weh, dass du dich so darstellst. Dir wurden schreckliche Dinge angetan, und dein Geist wurde mit Magie vernebelt. Niemand kann das einfach so wegstecken, ohne auch mal verzweifelt und ängstlich zu sein, egal wie stark sein Glaube ist. Vielleicht denkst du, dass andere Paladine sich nie so gefühlt haben wie du. Aber wie viele von denen sind denn jemals in einer solchen Situation gewesen? Ich bin kein Paladin oder Priester, aber ich glaube, die Frage, die du zuerst für dich beantworten musst, ist die: Ist dir all das, wofür du vorher gekämpft hast, immer noch wichtig, und willst du weiterhin dafür kämpfen? Wenn ja, dann bist du für mich genauso stark wie jeder deiner Ordensbrüder, und du bist der Gnade der Götter ebenso würdig.“

Nun führt seine Überlegung wieder zu sich selbst zurück, und er wird ein wenig kleinlauter. „Ich habe in letzter Zeit nicht besonders hart daran gearbeitet, meinen Glauben wiederzufinden. Aber nicht nur, weil ich in der Frage ratlos bin, sondern weil es nichts daran ändert, was für ein Leben ich führen will, welche Ziele ich erreichen will. Mir ist zunächst einmal wichtig, dass ich der guten Sache diene, egal wer seine schützende Hand über mich hält.“ Über diesen Satz denkt er noch einmal nach und räumt dann ein. „Aber ich kann es nicht leugnen: es würde mir Kraft geben, wenn ich mit meinem Glauben wieder im reinen wäre. Und es ist eine gute Idee, das gemeinsam zu versuchen. Hast du denn einen Vorschlag, wie wir das angehen sollen?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 11. Januar 2012, 11:41:40
Gequält stößt er hervor: "Aber es war meine Wache, ich hatte die Verantwortung!" Er kann den Augenkontakt zu Melville nicht aufrecht erhalten, er senkt den Kopf und spricht leiser weiter. " Nichts habe ich tun können, ich war völlig hilflos und auch hier und heute habe ich kaum den Mut über das zu sprechen, was geschehen ist. Angst, die man überwindet und den Kampf weiterführen läßt ist vielleicht veshnagefällig, aber nicht die Angst, die einen lähmt."

Langsam fühlt Jonas sich seiner Rede wieder sicherer, denn er blickt auf und seine Stimme wieder fester. "Ein Leben ohne die Gnade der Götter kann ich nicht führen, die Vorstellung, mein Leben nicht in IHREM Licht zu führen nicht möglich." Er sieht Melville nun mit einer Mischung aus Unglaube und Neugierde an. "Der Zwang, mit jedem Schlag zu überlegen, ob ich meiner Moral gerecht würde meine Kräfte übersteigen."

Und dann voller Überzeugung und zum ersten Mal leuchten seine Augen. "Ich werde um eine Audienz beim Stab bitten und ihm meine Zweifel beichten. Und wenn er mich für die Gedanken, Assir zu dienen, verbrennt, dann soll es so sein, aber vielleicht gibt er mir ein Zeichen, wem mein Leben gehören darf. Würdest du mich begleiten?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. Januar 2012, 20:55:17
„Natürlich. Wenn du zum Stab gehen willst, bin ich an deiner Seite.“ beeilt sich Melville zu antworten, denn obwohl er keineswegs sicher ist, ob Jonas dort Hilfestellung bekommt, ist er froh, dass sein Freund aktiv wird und nach einer Lösung seiner Glaubenskrise suchen will. „Kümmerst du dich darum, unseren Besuch beim Stab vorzubereiten? Ich gebe in der Zwischenzeit beim Orden meinen Bericht über unsere Mission ab. Und versuche sie davon zu überzeugen, dir noch ein bisschen Zeit zu geben, um dich zu erholen.“

Kaum hat er es ausgesprochen, verflucht Melville sich für sein loses Mundwerk. Ihm wird klar, dass Jonas wahrscheinlich überhaupt nicht weiß, welche Zweifel dass der Orden nun an seiner Eignung hegt. Schnell zuckt er die Schultern und versucht, die Sache als Belanglosigkeit abzutun. „Sie machen sich Sorgen um dich, nach all dem, was du erlebt hast, und ich schätze, sie werden mich fragen, wie du damit zurechtkommst.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 12. Januar 2012, 13:37:38
"Ich weiss, dass der Orden für Zweifler wie mich der falsche Ort ist." Dann wendet Jonas sich schnell von Melville ab, doch der hat den verzweifelten Gesichtsausdruck von Jonas sehr wohl gesehen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Januar 2012, 17:46:26
Grob packt Melville seinen Freund an der Schulter und dreht ihn wieder zu sich herum „Bist du denn wirklich so blauäugig?“ fragt er, und nun liegt ein Sarkasmus in seinen Worten, wie Jonas ihn bei Melville nie vorher erlebt hat. „Glaubst du im Ernst, deine Ordensbrüder haben nie solche Bedenken? Dass sie in jeder Situation sicher sind, was richtig ist, und dass sie nie in Versuchung geraten, den rechten Pfad zu verlassen? Schau dir nur Ritter Teabar an, der unsere Mission gefährdet hat, nur weil ihm sein lächerlicher Stolz nicht erlaubt hat, einen Ratschlag von mir anzunehmen! Und ich wette, selbst die Meister werden mehr als einmal ihre Prinzipen über Bord geworfen haben, wenn sie wussten, dass sie nur mit zwielichtigen Methoden das erreichen konnten, was am besten für den Orden ist.“

Nun scheint ihm ganz egal zu sein, welche Wirkung er auf Jonas hat. Er lässt sich von seiner Empörung tragen und lässt die Worte hervorsprudeln, die ihm auf der Seele liegen. „Und jetzt sage ich dir, was ich darüber denke: sie haben recht. Man versucht, sich an das Ethos zu halten, so gut es eben geht, aber wenn es hart auf hart kommt, dann muss man eben auch mal andere Wege beschreiten. Es ist vielleicht nicht die feine Art, aber wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann muss man sich halt die Hände schmutzig machen. So wie es um Euth steht, können wir uns den Luxus der Ritterlichkeit einfach nicht mehr erlauben!“

Nun ist er es, der verzweifelt aussieht. „Du kannst deine Augen davor verschließen und an deinem Bild von einem Paladin in strahlend weißer Rüstung festhalten, aber du hast doch selbst erlebt, wie die Wirklichkeit aussieht. Ich flehe dich an, klammer dich nicht an einem Ideal fest, dem einfach niemand gerecht werden kann, sonst wirst du noch daran zerbrechen!“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 13. Januar 2012, 17:22:08
"Und wie weit willst du gehen bis du dich von unserem Feind nicht mehr unterscheidest? Hat nicht Großmeister Valor einst gesagt 'lieber gehe ich in den Stein als den Schatten die Hand zu reichen'? Es gab sie, die Paladine, die lachend in den Kampf zogen gegen die Chuor, es sind nur so wenige zurückgekehrt."

Jonas wirkt seit Melvilles letzten Worten aufgerüttelt, lebendig. "Und deshalb will ich zum Stab! Er kann mir sagen, ob ich ein Paladin bin oder ob ich einen anderen Weg suchen muss." Dabei sieht er Melville fragend an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 13. Januar 2012, 22:05:35
Anstelle einer vehementen Verteidigung antwortet Melville nun mit einer Ruhe, die Jonas fast unheimlich ist. „Vielleicht hast du recht. Ich habe Leben vernichtet, ohne Barmherzigkeit und ohne Reue, weil ich keinen anderen Weg gesehen habe. Vielleicht hätte ich statt dessen einfach aufgeben und mein Leben opfern sollen, um wenigstens mein Seelenheil zu retten. Aber ich kann es einfach nicht, dazu fehlt mir wohl die Redlichkeit. Ob ich dadurch ebenso ruchlos bin wie unsere Feinde, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Die Götter werden über mich richten, wenn meine Zeit gekommen ist.“

Es ist nicht zu erkennen, ob Melville diese Erkenntnis quält, oder ob er sich damit abgefunden hat. Er gibt Jonas keine Zeit, in dieser Frage zu einemSchluss zu kommen. „Was dich angeht, mag das ganz anders sein. Es ist wohl ein Fehler, wenn ich dir eine Rat geben will, nur weil er für mich selbst richtig scheint. Es tut mir leid.“

Er wendet sich zur Tür. „Fragen wir also den Stab.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 17. Januar 2012, 17:44:18
Als Melville bereits den Türknauf in der Hand hat sagt Jonas: "Du irrst dich. Deine Worte bedeuten mir sehr viel, denn jetzt erscheint es mir widersinnig, Assir zu folgen."

Auf dem Gang steht Streffin und sieht Melville fragend an. "Was hat er euch erzählt? Was kann ich oder der Orden tun um Ritter Yadale zu helfen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 17. Januar 2012, 21:48:44
Melville ist deutlich erleichtert und nickt Jonas noch einmal zu, bevor er in stummem Gruß die Hand hebt und das Zimmer verlässt.

Draußen tritt er Streffin daher zuversichtlich entgegen und erklärt: „Jonas hat Schlimmes erlebt, und er gibt sich die Schuld, dass er Varrons Zauber nicht widerstehen und unsere Gefangennahme verhindern konnte. Er braucht jetzt einfach ein bisschen Zeit, um diese Erlebnisse zu verarbeiten und einen Weg zu finden, wie er damit umgehen soll. Und einen Freund, der ihm dabei zur Seite steht.“

Mit Bedacht wählt er seine nächsten Worte, denn es ist ihm wichtig, den Ritter zu überzeugen. „Es steht mir nicht zu, mich in Angelegenheiten des Ordens einzumischen, aber wenn Ihr meine Meinung hören wollt: Es ist am besten, wenn ich mich um Jonas kümmere und Ihr ihm erst einmal etwas Freiraum lasst. Wenn ihr ihm helfen wollt, dann schenkt ihm Euer Vertrauen, gerade jetzt, wo er an sich selbst zweifelt. Natürlich verstehe ich jetzt, wieso Ihr Euch solche Sorgen macht, aber glaubt mir: er wird schon damit fertig werden.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 18. Januar 2012, 11:58:44
Streffin überlegt kurz und sein Blick läßt Melville vermuten, dass der Ritter versucht ihn einzuschätzen; dann nickt er und seine Stimme zeugt von Achtung: "Ich danke Euch schon jetzt, auch ihm Namen der Yadales für Euren Einsatz. Ich werde Cocanas* berichten, dass Jonas erste Anzeichen der Gesundung zeigt und dem Orden mitteilen, dass er Zeit und Hilfe benötigt, jedoch keine Bannung. Darf ich Euren Namen dabei nennen?"


*Jonas' Ziehvater und damals fast Melvilles Rittermeister
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 18. Januar 2012, 20:53:42
Bisher hat Melville überhaupt nicht darüber nachgedacht, ob es vielleicht klug wäre, seine Verbindung zu Jonas und ihren gemeinsamen Erlebnissen geheim zu halten. Spontan entschließt er sich dagegen. “Natürlich“, antwortet er und klingt fast ein bisschen gekränkt, „Jonas und ich sind Freunde, und jeder kann wissen, dass ich in dieser schweren Zeit zu ihm stehen und ihm helfe.“

Nach dieser etwas schroffen Antwort, wird sein Ton aber wärmer. „Bitte richtet Ritter Yadale etwas von mir aus: Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Jonas zu unterstützen. Und ich bin zuversichtlich, dass es ihm bald besser gehen wird. Sein Glaube ist stark, und genauso sein Wunsch, seiner Familie und dem Orden Ehre zu machen.“

Er reicht dem Ritter die Hand. „Ich bin Euch dankbar, dass Ihr Euch um Jonas Wohlergehen kümmert.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 19. Januar 2012, 17:15:15
Streffin ergreift Melvilles Hand und drückt sie. "Richtet ihm bitte aus, dass er sich um nichts zu kümmern braucht ausser seinen Seelenfrieden." Dann wendet der Ritter sich rasch ab und verläßt den Tempel Elanitas.

Kurz darauf erscheint Elona und sieht Melville prüfend an. "Wenn Ihr meine Meinung hören wollt, dann würden Euch einige Tage hier in der Obhut Elanitas mehr als gut tun. Sie wären sogar sehr nötig. Eine Kämpferin mit dem Namen Leila hat nach Euch gefragt, eine junge Frau namens Sarana steht ständig vor der Tür, ein Ritter Direto möchte mit Euch sprechen, der Meister der Baumeister schickte seinen ersten Sekretär und ein Priester der Eshana war hier." Ihre Stimme eine Mischung aus Unglauben und fester Entschlossenheit.
"Was soll ich nur mit Euch machen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 19. Januar 2012, 22:39:41
"Serana...?" Alle anderen Namen hat Melville kaum mehr gehört, und mit einem Mal kommt er sich in den Mauern des Tempels zwischen all den Kranken und Priestern eingesperrt vor. Unbekümmert zuckt er die Schultern. „Meine Freunde sorgen sich wohl um mich, das kann ich ihnen kaum übel nehmen. Und die Ritter sind eben sehr erpicht darauf, dass ich meinen Pflichten nachkomme, sie würden selbst dann an die Tür des Tempels pochen, wenn ich mit dem Kopf unter dem Arm hier eingeliefert worden wäre.“

Spontan ergreift er Elonas Hände. „Ich fürchte, ich kann sie nicht länger warten lassen. Aber ich fühle mich wirkich schon viel besser, dank deiner fürsorglichen Pflege. Meinen herzlichen Dank dafür." Bevor sie protestieren kann, lässt er sie stehen und ist mit langen Schritten aus dem Tempel gegangen.

Kurz hat er ein schlechtes Gewissen, dass er sich nicht einmal zu Hause blicken lässt, aber Seranas freudige Überraschung, als er sie vor ihrem Haus abfängt, lässt ihn das schnell vergessen. Melville sagt sich, dass er genug für den Orden geleistet hat, um sich einen kleinen Urlaub zu verdienen und verbringt den Tag mit Serana und den folgenden mit seiner Familie, wobei er Leila, Peregil und Tevik zum Essen einlädt. Es sit ihm ganz recht, sie in großer Runde zu sehen, denn er hat keine große Lust genaueres über seine Reise zu erzählen. Statt dessen genießt er es, ein bisschen den Kriegshelden zu spielen, sein verletztes Bein hochzuspielen und sich ein bisschen verwöhnen zu lassen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. Januar 2012, 12:27:02
Am zweiten Tag erreicht eine Botschaft des Baumeisters das Haus der Bonacieuxs, in der Prokion jedoch nur seine Erlaubnis zum Besuch des Stabes erteilt.

Am nächsten Morgen wird er von zwei Rittern des bleibenden Zweiges zu Hause abgeholt, die über der Rüstung einen Zeremonienmantel tragen, den Melville sonst nur von dem jährlichen Festzug, bei dem der Stab durch die Straßen Euth' getragen wird, kennt.
Die Mäntel und auch die achtungsvollen Blicke der Ritter zeigen Melville, wie aussergewöhnlich ein solcher Besuch beim Stab sein muss.
Von der Breiten Gasse ist es nicht weit zum Marktplatz, der zu dieser frühen Stunde noch von dem mächtigen Schatten der Bergwand im Osten verdunkelt wird, doch der Schein der ungezählten Kerzen, die zu dieser Dämmerstunde den Tempel erleuchten, strahlt über den Markt. Und trotz des lebhaften Handels in den Morgenstunden scheint es Melville, als verharre der ganze Platz für einen Moment, als er mit seinen beiden Begleitern im Schritt vorbei reitet.

Vor dem Tempel wartet bereits Jonas Yadale, auch er mit zwei Begleitern, überraschend für Melville trägt Jonas ein Büßergewand, das Melville von den Rittern kennt, die den langen Weg der Buße durch den Tempel antreten. Hinter ihm stehen zwei Priester der Cuvxana, auch sie in den langen Roben der Zeremonie.
Jonas bemerkt Melvilles Blick und begrüßt ihn mit den Worten: "Sollte der Stab von mir Buße fordern, so bin ich bereit, diese sofort anzutreten. Wenn Tanator mich einläßt." Seine Stimme ohne den selbstsicheren Klang, der sie noch vor zwei Tagen auszeichnete, ausserdem scheint es als habe Jonas in den zwei Tagen nicht geschlafen, dunkle Ringe unter seine Augen und die Blässe seiner Haut wirken fast besorgniserregend.

Zusammen treten sie ein und gehen langsam durch den Säulengang zu der Treppe, die hinunter zu dem Kellergewölbe führt, in dem der Stab ruht. Viele Gläubige, Novizen und Besucher bleiben stehen und heben die Hand um das Zeichen des Tempels der guten Götter in der Luft zu malen: der Stab, umschlungen von einer Ranke des Vinlabs*.
Statt der zwei Wächter stehen hier 20 Ritter, die sich verbeugen als Melville und Jonas an ihnen vorbei an das magische Tor treten, welches den Stab bewacht.
"Welcher Ritter, Knappe oder Priester begehrt den Stab zu sehen? Sprich frei heraus, da du nichts zu verbergen hast." Die traditionellen Worte Tanators erklingen und obwohl keine Veränderung des Tores zu sehen ist zweifelt doch niemand daran, dass es das Tor ist, welches diese Frage stellt.
Jonas tritt einen Schritt hervor und sagt mit wackliger Stimme: "Ritter Jonas Yadale, der als Bruinn geboren wurde, erbittet den Rat des Stabes."

*Vinlab: eine zierliche Rankpflanze, die im kalten und dunklen Euth an fast jeden Haus emporrankt und deren Blüten im Frühling und den Sommermonaten einen herrlichen Duft ausströmen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 21. Januar 2012, 18:17:27
Bisher war Melville einfach nur erleichtert, dass Jonas die Bereitschaft gezeigt hat, einen Ausweg aus seiner Situation zu suchen und hat sich wenig Gedanken darüber gemacht, wie es weitergehen würde. Als er nun aber das Aufgebot an Rittern und Priestern sieht, wird ihm mulmig.

Zwar ist er von der feierlichen Atmosphäre des Tempels beeindruckt, aber obwohl die Umgebung ihm vertraut ist, spürt er mehr denn je, dass er hier nicht in seinem Element ist. Hier ist all seine Kampfkunst nutzlos, seine schnelle Reaktion in Krisenzeiten mehr hindernd als förderlich, und er kann sich noch sehr gut an seine frustrierenden Versuche erinnern, die Gebete zu meistern, mit denen seine Ordensbrüder die Gnade Veshnas erbitten.

Er fragt sich, wie Jonas wohl reagieren wird, falls der Stab nicht zu ihm spricht. Oder falls er ihm etwas sagt, das seine Zweifel noch verstärkt. Gegen die negative Wirkung, die der Besuch möglicherweise auf seinen Freund haben könnte, fühlt er sich absolut machtlos.

Aber er hat versprochen, ihn zu begleiten und ruft sich innerlich zur Ordnung, um ihm wenigstens diesen kleinen Gefallen mit Hingabe zu tun. Melville strafft seine Schultern und tritt ebenfalls vor, so dass er einen halben Schritt hinter und neben Jonas steht.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. Januar 2012, 21:10:07
Die anderen Ritter treten zurück und nur einer der Priester bleibt neben Jonas stehen.
Und erneut fragt Tanator, wer Einlass begehrt und Melville ist sich sicher, dass das Tor dieses Mal ihn anblickt, prüft und beurteilt.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 22. Januar 2012, 20:04:12
Damit hat Melville nicht gerechnet, und auf seiner Stirn bilden sich Schweißperlen. Ihm ist bewusst, dass er durchaus etwas zu verbergen hat, nämlich seine Ordensmitgliedschaft, die er Jonas nicht offenbaren darf. „Melville de Bonacieux“, antwortet er deshalb nur. Und obwohl nur die Frage nach seiner Identität gestellt wurde, hat er das Gefühl, Tanator würde seinen bohrenden Blick so lange auf ihn richten, bis er auch die ganze Wahrheit über den Grund seines Besuches offengelegt hat.

„Ich bin gekommen, um Jonas Yadale bei seiner Suche nach dem rechten Weg zur Seite zu stehen.“ Dann sagt er noch etwas, ganz leise, so dass die Umstehenden genau hinhören müssen, um ihn zu verstehen: „Ich bete dafür, dass er seinen Glauben wiederfindet, weil für mich dann vielleicht auch Hoffnung besteht.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. Januar 2012, 14:26:46
Die folgenden Worte dröhnen in seinen Ohren, doch als er sich umsieht zeigt keiner der anwesenden Ritter eine Reaktion, es scheint als habe nur er die Worte Tanators gehört.
"Der Stab wird wissen, ob deine Hoffnung berechtigt ist."

Dann öffnet sich lautlos das große, aus Adamantium bestehende Tor und sowohl die Rittergarde, die sie hierher begleitet hat,  als auch die beiden Priester der Cuvxana bleiben vor dem Tor stehen.
Und so betritt Melville allein mit Jonas den großen Raum, in dem der heilige Stab des Ordens ruht. Er liegt in der Mitte des Raumes auf einem Sockel, beide schmucklos und ohne offensichtliche Sicherung.
Dennoch durchdringt die Ausstrahlung des Stabes die ganze Halle, noch nie hat Melville eine derartige Präsenz eines Gegenstandes verspürt.
Jonas geht noch einige Schritte, dann senkt er den Kopf und fällt auf die Knie, die Augen geschlossen und die Hände zum Gebet verschränkt. Leise murmelt der Ritter einige Worte, die Melville nur halb verstehen kann, er hört nur, dass sie an Veshna gerichtet sind.

Es ist angenehm warm in der Halle, das Licht weder zu hell noch zu dunkel und es herrscht eine Ruhe und ein Frieden, die alle Sorgen, Gedanken und Schmerzen für einen Moment verstummen lassen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Januar 2012, 23:21:27
Langsam geht Melville hinter Jonas durch das Tor und macht noch einige Schritte in den Raum hinein, dann bleibt er stehen und sieht sich in der Halle um. Die besondere Atmosphäre nimmt ihn sofort gefangen. Er empfindet die Aura des Stabes als tröstlich, weil sie ihm zeigt, wie sehr der Glaube ihn trotz aller Schwierigkeiten berührt, gleichzeitig wird ihm aber auch bewusst, wie stark die Zweifel sein Innerstes erschüttert haben, wie betroffen es ihn macht, zu keinem der Götter mehr eine starke Verbindung zu spüren.

Jonas hat sich schon längst ins Gebet versenkt, als Melville bewusst wird, dass er selbst dem Stab und den Göttern noch überhaupt keinen Respekt bekundet hat. Behutsam lässt er sich neben Jonas auf die Knie sinken, schließt die Augen und beginnt stumm zu beten.

Er richtet seine Worte nicht an einen der Götter, sondern direkt an den Stab. Er schafft es noch, seine Gedanken so weit zu ordnen, dass er seinen Dank für die Audienz an den Anfang stellt, doch schnell sind es seine Wünsche und Hoffnungen, die in seinem Geist in den Vordergrund drängen. So bittet er um Rat für Jonas, dessen einst so starker Glaube an seinen Zweifeln zu zerschellen drohe.

Als er dann zu seiner eigenen Situation kommt, ist er nicht einmal mehr in der Lage, Worte zu formulieren, sondern überträgt dem Stab nur irgendwie seine Emotionen. Wie verloren er sich in der Kirche fühlt, und wie groß seine Angst ist, dass er nur deshalb seinen Glauben zu verlieren droht, weil er das durch seine moralisch fragwürdigen Entscheidungen selbst verschuldet hat und nun vielleicht kein Recht mehr auf göttliche Gnade hat. „Bitte sag mir, dass ich mich irre“, flüstert er zuletzt, die einzigen seiner Worte, die hörbar ausgesprochen wurden.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. Januar 2012, 12:06:20
"Amabea bringt."
Allein schon diese Worte, die sich in seinem Kopf formen und von denen Melville nicht weiss (und nie wissen wird), ob es die seinen waren oder ob er die Worte des Stabes gehört hat, hüllen seine Sorgen in ein so dichtes Gespinst, dass Melville sie kaum noch zu spüren vermag.
Die Stimme wird weicher, nicht sanft, aber sie gibt Melville das Gefühl, jemandem gegenüber zu stehen, der ihn besser kennt als irgend ein anderer Mensch. "Amabea gewährt. Amabea sieht, dass du zu gerecht für Veshna und zu stolz für Asha bist. Du bist stark."

Dann klarer, entschiedener: "Du bist wie ich. Du bringst Leben und Tod. Amabea beendet."

Und am Ende hängt es nur noch wie ein Raunen in der Luft: "Es wartet Hilfe."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 25. Januar 2012, 16:44:34
Fast gibt Melville dem Reflex nach, sich tief in sich selbst zurückzuziehen, als er tatsächlich eine Antwort bekommt. Zu gut erinnert er sich an andere Gelegenheiten, in denen er die Präsenz eines Gottes gefühlt hat, nur um sich später umso verlassener zu fühlen. Doch er kann sich der ungeheuren Ausstrahlung der Worte nicht entziehen. So kraftvoll ist die Zuversicht, die in ihm aufblüht, so groß die Sehnsucht, den göttlichen Zuspruch anzunehmen, dass er nur eine Sekunde zögert, bevor er sich öffnet und sich ganz der Gnade Amabeas ausliefert.

Regungslos bleibt er sitzen, zum ersten Mal seit langer Zeit in einem meditativen Zustand, vollkommen von seinen Pflichten und Sorgen befreit, ohne von grüblerischen Gedanken gestört zu werden. Ihm kommt die Frage in den Sinn, ob Jonas wohl jedemal eine solche Ruhe verspürt, wenn er sich ins Gebet versenkt. Erst damit wird er wieder der Anwesenheit seines Freundes gewahr, und mit einem stummen Gebet auf den Lippen wendet er den Kopf, in der Hoffnung, bei ihm ebenfalls ein Anzeichen eines so erhebenden Erlebnisses zu sehen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 26. Januar 2012, 12:25:42
Melville sieht Jonas noch immer in der Gebetshaltung auf den Knien, seine Lippen reglos und seine Augen geschlossen.

In dem Moment öffnet sich Tanator und Jonas schreckt wie aus tiefem Schlaf hoch, seine Augen dunkel, aber Melville meint auf seinen Zügen eine ähnliche Ruhe und Gewissheit zu sehen wie er sie selbst empfindet.

Als die beiden wieder durch das Tor in den Vorraum treten sind die beiden Cuvxana Priester verschwunden, dafür warten dort ein Amabea-Priester in der dunkelgrünen Farbe des Gottes von Leben und Tod und ein Priester im Schwarz der Asha.
Jonas wirft Melville noch einen Blick zu, über den Melville noch lange nachdenken muss; voller Dankbarkeit, aber auch Angst und eine Spur Bitterkeit liegt darin.
Der Amabea-Priester tritt auf Melville zu. "Amabea schickt mich zu Euch. Bitte folgt mir." Er wendet sich ohne ein weiteres Zeichen um, bleibt jedoch stehen bis Melville zu ihm aufschließt und geht langsam die Treppe hoch, durchquert mit Melville an seiner Seite schweigend den Tempel und begibt sich in das Kloster Amabeas. Auf dem weiten Gang begegnen ihnen etliche Priester Amabeas, die von ihnen jedoch keine Notiz nehmen bis Melvilles Begleiter eine schmale, unscheinbare Tür öffnet und Melville hineinbittet.
Der Raum ist klein und in dunklen Grün- und Brauntönen gehalten, nicht bedrückend, sondern vielmehr beruhigend. Er deutet auf eine schmale Bank, bleibt selbst jedoch stehen.
"Ihr zweifelt an Eurem Glauben, weil ich fürchtet Unrecht getan zu haben?" Seine Worte eher Feststellung als Frage, aber er sieht Melville fragend und fast neugierig an.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 26. Januar 2012, 17:53:05


Melville brennt darauf zu erfahren, was der Stab zu Jonas gesagt hat, aber es kommt ihm irgendwie ungehörig vor, in Anwesenheit des heiligen Artefakts danach zu fragen. Als er dann die beiden Priester sieht, und Jonas Reaktion darauf, will Melville ihm gern noch etwas sagen, das ihn aufmuntert, aber wie so oft, fallen ihm ihm auf die Schnelle nicht die passenden Worte ein. Dann wird er auch schon von dem Amabea-Priester angesprochen, und damit ist die Gelegenheit verstrichen.

Es verblüfft Melville, dass der Priester so schnell benachrichtigt wurde – auf welchem Weg auch immer - und noch mehr erstaunt es ihn, als der genau die Gedanken in Worte fasst, die Melville während seiner Audienz beim Stab im Kopf herumgespukt waren. Ganz automatisch nickt er, doch im nächsten Moment schüttelt er den Kopf. „Das alles ist ziemlich kompliziert.“ Diese Worte kommen ihm so bekannt vor, dass er verstummt und hilflos die Schultern zuckt. Er hat keine Ahnung, wie er diesem Priester seine Situation darlegen soll.

Dennoch wünscht er sich, endlich den Knoten durchzuschlagen und in dem Dickicht aus Glauben, Göttern, Wertmaßstäben und Pflichten einen klaren Weg zu erkennen. Also macht er zumindest einen Versuch, sich zu erklären. „Mehrere Erlebnisse haben dazu geführt, dass ich mir nicht mehr sicher war, welcher Gottheit ich folgen sollte. Aber es ist auch richtig, dass ich in letzter Zeit an der Rechtmäßigkeit meiner Entscheidungen Zweifel hege. Vielleicht rühren daher also tatsächlich meine  Schwierigkeiten, mit mir und meinem Glauben ins Reine zu kommen.“

Nun muss er wieder an Jonas denken, weil der wahrscheinlich viel eher begreifen könnte, was Melville zu schaffen macht. Plötzlich ist es ihm egal, ob er unhöflich ist, und ohne eine Antwort abzuwarten, fragt er noch: „Könnt Ihr mir sagen, warum der Priester der Asha meinen Freund abgeholt hat? Ist er ebenfalls von seiner Göttin geschickt worden, um Jonas zur Seite zu stehen?
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 27. Januar 2012, 10:59:59
Der Priester nickt, mit neutraler Stimme fragt er zurück: "Warum fragt Ihr? Traut Ihr Asha nicht? Und warum interessiert Euch das Schicksal Eures Freundes mehr als das Eure? Warum habt Ihr keine Sorge was mit Euch geschehen könnte? Immerhin misstraut Ihr Eurem Glauben und das vor einem Priester der Göttin von Leben und Tod?"

Weder aus seiner Mimik noch Gestik ist abzulseen, wie ernst er seine Worte meint.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 27. Januar 2012, 19:18:15
Mit einem überraschten Ausdruck nimmt Melville die Antwort des Priesters entgegen und entscheidet sich erst einmal dafür, die einfachere Frage zu beantworten: „Natürlich sorge ich mich um meinen Freund. Als er mir von seiner Glaubenskrise erzählte, habe ich ihm versprochen, ihn damit nicht allein zu lassen. Es war seine Idee, eine Audienz beim Stab zu erbitten, und ich ihn begleitet, in der Hoffnung, dass ihm dieser Besuch neue Kraft gibt.“

Jetzt runzelt er ein wenig missbilligend die Stirn. „Ich war erstaunt, als ich den Asha-Priester gesehen habe, aber sicherlich nicht misstrauisch. Im Gegenteil, Ich habe große Ehrfurcht vor Asha, und ich habe selbst gesehen, wie ihr Glaube verzweifelten Menschen geholfen hat. Vielleicht gelingt es so auch Jonas, Frieden mit sich und seinem Glauben zu machen. Es ist nur…er sah eben so unglücklich aus…“

Es fällt ihm schwer, das Bild aus seinem Kopf zu bekommen, aber dann besinnt er sich, was der Priester über sein eigenes Schicksal gesagt hat, und er wird plötzlich unsicher. Aber sein Stolz erlaubt ihm nicht, das zu zeigen, also sieht er den Mann fest in die Augen und meint:  „Was mich selbst angeht, habe ich offen zugegeben, dass ich nicht ohne Fehler bin, und ebenso, dass mich Zweifel bezüglich meines Glaubens quälen. Sollte Amabea deshalb über mich richten, dann unterwerfe ich mich seiner Gnade. Aber dann muss ich etwas missverstanden haben, denn aus der Halle des Stabes wurde ich mit den Worten entlassen, ich könnte Hilfe erwarten. Also war ich davon ausgegangen, dass Ihr mir beistehen würdet, mich vielleicht auf dem Weg zur Erkenntnis anleiten könntet.“ Fragend zieht er die Augenbrauen hoch.

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 31. Januar 2012, 13:40:20
Die Antwort des Priesters ohne erkennbare Emotion: "Euer Freund ist Euch wichtig und Ihr vertraut sein Seelenheil Asha an. Und Ihr akzeptiert Amabeas Urteil. Darin liegt viel Glauben, mehr vielleicht als Ihr ahnt. Und Vertrauen in die Götter, dass sie zu helfen bereit sind. Vielleicht ist euer größtes Problem: Euer Bild von Euch selbst. Ihr wollt glauben, doch fürchtet, Ihr seid nicht gut genug für das Geschenk. Amabea nimmt Euch wie Ihr seid, denn sie hat Euch erschaffen. Aber Euch annehmen müsst auch Ihr selbst."
Nun sieht er Melville an, offen auf eine Reaktion wartend.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 31. Januar 2012, 17:41:36
Melville versucht gar nicht, das abzustreiten, sondern nimmt die Aussage widerstandslos hin. „Früher war es für mich ganz einfach“, erklärt er. „Da hatte ich klare Vorstellungen, was falsch und was richtig ist. Aber dann hat sich mein Leben komplett verändert.“

Hilflos fuchtelt er mit den Händen, um dem Priester klarzumachen, wie tief dieser Einschnitt gewesen ist. „Ich bin mit ganz neuen Problemen konfrontiert worden. Ich habe Dinge erlebt, die ich mir bis dahin nie hätte vorstellen können.“ Er wirft einen Blick auf seinen Gesprächspartner, um einzuschätzen, ob der ihm folgen kann, aber ohne Erfolg. Also spricht er einfach weiter, versucht, seine Lage mit einfachen Worten, aber umso eindringlicher zu schildern.

„Dadurch habe ich plötzlich eine ganz andere Sichtweise bekommen. Ich habe mich verändert, und habe das Gefühl, mich immer weiter zu verändern. Alles ist in Bewegung, und ich habe Angst, dass es immer so weiter geht, bis ich irgendwann keinen festen Punkt mehr sehe, an dem ich mich orientieren kann, keine Grenze, die verhindern würde, dass alles aus dem Ruder läuft. Dass ich völlig außer Kontrolle gerate.“

Nun nickt er, den Blick nach innen gerichtet, als wäre er gerade zu einer wichtigen Erkenntnis gelangt. „Erst jetzt ist es doch an mir, meinen Wert zu beweisen, meint ihr nicht? Ein anständiger Mensch zu sein, ist doch keine große Leistung, solange man nicht in Versuchung geführt wird.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 01. Februar 2012, 12:02:56
"Hat Euch in dieser ganzen Zeit Amabea oder einer der anderen Götter fallen gelassen? Oder haben sie weiter zu Euch gestanden, Euch vielleicht sogar unterstützt?"
Noch immer liegt kein Gefühl in seiner Stimme, trotzdem ist Melville sich sicher, dass sein Gegenüber ihn nur allzu gut versteht.
"Wenn die Götter Euch nicht mit Missachtung gestraft haben, dann ist es an Euch, den richtigen Weg zu finden, der Eurem Gewissen entspricht und wenn Ihr ihn gefunden habt wird Amabea ihn respektieren. Denn sie ist die, die gewährt."
Er beugt sich vor wie um sicher zu sein, dass Melville sein Worte vernommen hat. "Ihr müsst wissen, wer Ihr sein wollt."
 
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 01. Februar 2012, 16:44:56
„Woher weiß ich denn, ob sich eine Gottheit von mir abgewandt hat? Ob Veshna mir übel nimmt, dass ich nicht mehr zu ihm bete, oder Asha, dass ich kurz davor war, ihren Glauben anzunehmen und mich dann doch dagegen entschieden habe?“ Obwohl er diese Fragen laut ausgesprochen hat, scheint er keine Antwort zu erwarten.

„Wie soll ich mir denn auch darüber klar werden, bei all den Stimmen in meinem Kopf?“ In einer Mischung aus Bitterkeit und Selbstironie zählt er an den Fingern seiner Hand ab: „Ein Dämon hat mir falsche Prophezeiungen eingeflüstert, ein Paladin über weite Entfernungen Kontakt zu mir aufgenommen, ein Priester hat seine Visionen mit mir geteilt, ein Auge Ashas Botschaften durch Träume gesandt, und seit kurzem redet auch noch meine Axt mit mir.“

Hilflos wirft er seine Hände in die Luft, und macht eine Pause, um sich zu fassen. Dann richtet sich sein Fokus wieder auf den Priester. „Aber zwischen all dem ist es auch vorgekommen, dass ich eine göttliche Präsenz gespürt habe, ganz deutlich, und es war ein so erhebendes Gefühl, dass ich keine Zweifel an ihrer Gunst hatte. Aber ich dachte auch: Was für große Erwartungen haben sie wohl an mich, wenn sie mir ihre Güte auf so außergewöhnliche Weise zeigen? Nach all den Schwierigkeiten, die ich schon erlebt habe, welche Prüfungen stehen mir wohl noch bevor, um mich dieser Gnade als würdig zu erweisen?“

Er verstummt, geht unruhig ein paar Schritte auf und ab und erweckt den Eindruck, dass in seinem Kopf unterschiedliche Auffassungen miteinander ringen. Schließlich bleibt er stehen, dreht sich zu dem Amabea-Geweihten um und sagt. „Also gut, wenn Ihr mir ratet, darüber nicht nachzugrübeln, sondern mich auf mein eigenes Urteil zu verlassen, will ich das beherzigen.“

Jetzt wo Melville nicht mehr über all die Einflüsse spricht, denen er ausgesetzt ist, sondern selbst entscheiden muss, fällt es ihm deutlich schwerer, eine Antwort zu finden. Lange ist er in Schweigen versunken, den Blick nach innen gerichtet, bevor er letzten Endes den Kopf hebt. Nun liegt ein Feuer in seinem Blick, das nichts von der Unsicherheit mehr erkennen lässt. „Ich glaube, meinen Freunden und mir ist es bestimmt, gemeinsam für das Gute zu streiten. Ich will diese Aufgabe erfüllen, ich will siegreich sein, und ich will die verdammten Dämonen in die Hölle zurückjagen, was immer es mich auch kostet.“  Nur ein ganz leichtes Zittern in seiner Stimme lässt nun erkennen, wie schwer ihm dieses Eingeständnis fällt: „Soweit hat Luztrazero wohl recht gehabt.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 02. Februar 2012, 15:03:59
Melville hat das Gefühl, dass seine eigene Überzeugung auf den Priester abfärbt. "Die Strafe eines Gottes würdet Ihr am Leibe spüren, glaubt mir. Und seht nicht immer die Gnade als einen Vorschuss, sie ist auch Lohn für Dinge, die Ihr bereits geleistet habt."

Den letzten Worten Melvilles hat er besondere Aufmerksamkeit geschenkt und der junge Ritter spürt, dass sein Gegenüber ihn dabei genau beobachtet hat. "Solange Ihr für das Gute einsteht müsst Ihr Euch um Eure Seele keine Sorgen machen."

Dann hebt er die Hände zu einer Segnung und bei seinenletzten Worte sieht er Melville an und dieser sieht auch in dem Priester das Feuer der Überzeugung: "Niemand von uns  ist unfehlbar. Amabea schuf uns und sie weiss, wann wir unser Bestes geben. Wenn Ihr zu der Entscheidung kommt, dass Euer Handeln notwendig ist wird Amabes Euch unterstützen. Sie gewährt."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 02. Februar 2012, 17:42:04
Sofort wirkt Melville einen ganzen Kopf größer, als seine Schultern sich strecken und er sich gerade aufrichtet, wie jemand, der gerade eine schwere Last abgelegt hat. Auch sein Gesichtsausdruck zeigt Erleichterung, ein bisschen auch Erstaunen, als könnte er kaum  glauben, wie einfach der Priester seine Ängste zerstreut hat.

Nun liegen ihm so viele Worte auf der Zunge, dass er sie in keine vernünftige Reihenfolge bringen kann. Dann platzt es aus ihm heraus: „Zum ersten Mal begegne ich einem Priester, der klare Worte gebraucht und es so erklärt dass sogar ein Holzkopf wie ich es begreift.“
In seiner Begeisterung schlägt er dem Gottesdiener auf die Schulter wie einem seiner Kumpel, dann greift er dessen Hand und schüttelt sie überschwänglich. „Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr Ihr mir damit geholfen habt.“

Kurz hält Melville inne, und fast sieht es so aus, als wollte er die Gelegenheit nutzen, noch weitere Fragen zu stellen, aber sofort verwirft er den Gedanken wieder. In dieser kurzen Pause wird ihm auch bewusst, dass er sich wenig respektvoll verhält. Mit einem etwas schuldbewussten Lächeln lässt er die Hand los und sagt förmlich. „Versteht mich nicht falsch, ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich die Verantwortung für meine Handlungen trage und nun umso mehr mein Gewissen prüfen muss, aber Eure Worte haben mir meine größte Sorge genommen.  Meinen tief empfundenen Dank dafür.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 03. Februar 2012, 18:13:54
Der Priester verzieht keine Miene, er erwidert jedoch kurz mit festen Händedruck Melvilles Handschlag und während er zur Tür geht meint Melville nun ein klitzekleines Lächeln in seinen Zügen ausmachen zu können.
"Wenn Ihr wieder einmal das Bedürfnis verspürt mit einem Priester zu sprechen, dann fragt nach einem Regate der Amabea. Das ist der Zweig des Amabeaordens, dem ich angehöre."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 03. Februar 2012, 22:26:29
"Regate", wiederholt Melville, um sich den Namen einzuprägen, und Neugier zeigt sich in seinem Blick, aber dann treibt ihn die Ungeduld dazu, sich zu verabschieden. "Danke für das Angebot, vielleicht komme ich darauf zurück."

Und schon verlässt auch er die Kammer und macht sich auf den Weg zum Asha-Tempel. Dem ersten Tempeldiener, den er finden kann, erklärt er, dass sein Freund gerade von einem Asha-Priester aus der Halle des Stabes abgeholt wurde, und fragt ihn, ob er ihm helfen kann, ihn aufzuspüren. Falls er nichts Konkretes erfährt, setzt er sich für zwei Stündchen in den Gebetsraum und wartet, ob vielleicht Jonas oder sein Begleiter auftauchen. Als letzten Versuch würde er eine Nachricht im Tempel hinterlassen und eine zum Haus der Yadales schicken, an Jonas adressiert, mit der Bitte, sich bei Melville zu melden, sobald er dazu bereit ist.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 04. Februar 2012, 11:47:37
Der Tempeldiener deutet auf den Altar Ashas. "Wartet dort, wenn Euer Freund mit einem Diener Ashas spricht wird es etwas dauern."

Und tatsächlich, nach einer guten Stunde öffnet sich eine kleine Tür und Jonas erscheint. Tief in Gedanken versunken steht er neben dem Altar der Göttin der Erlösung und scheint Melville nicht zu sehen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 04. Februar 2012, 23:21:35
Einen Augenblick bleibt Melville noch im Hintergrund, um Jonas nicht zu stören, aber dann hält er es nicht länger aus. Er macht sich mit einem Räuspern bemerkbar, tritt näher und sagt mit gedämpfter Stimme: „Wie ist es gelaufen? Hat der Stab zu dir gesprochen? Und konnte der Asha-Priester dir weiterhelfen? Wie kommt es überhaupt, dass du bei ihm gelandet bist und nicht im Veshna-Tempel?“ Auch wenn er es eilig hat, diese Fragen loszuwerden, sieht er der Antwort mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung entgegen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 05. Februar 2012, 19:12:08
Wie aus einem tiefen Traum erwacht Jonas nur ganz langsam aus seinen Gedanken als Melville ihn anspricht, dann lächelt er, wenn auch in Zeitlupe. "Ja, der Stab sprach zu mir. Es waren nicht viele Worte, nur 'du bist nicht schuld'. Und dann wartete der Priester der Asha auf mich und hat mir die Bedeutung der Worte erklärt."
Jetzt wird sein Lächeln intensiver. "Ich brauchte wohl recht lange, um zu verstehen, dass mein Glauben erschüttert worden ist, weil ich einen Kampf verloren habe. Ich gab mir die Schuld, weil ich dachte, ich wäre nicht stark genug gewesen."

Jonas legt seine Hand auf Melvilles Arm und seine Worte nun drängend, um Verständnis suchend. "Wenn ich es richtig verstanden habe, dann brauche ich keine Schuld zu verspüren und darf weiterhin Veshna dienen. Und das solche Dinge jedem passieren, niemand bleibt unbesiegt."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 05. Februar 2012, 21:54:47

Melville hat den Atem angehalten, und lässt nun mit großer Erleichterung die Luft entweichen. „Natürlich passiert das jedem. Dafür ziehst du ja mit anderen Rittern in die Schlacht, oder mit Freunden, damit man sich gegenseitig den Rücken freihalten kann. Dieses Mal haben Varrons Leute dich zuerst erwischt, und ich konnte dich am Ende raushauen. Aber was glaubst du, wie oft mir schon andere den Hals gerettet haben, weil ich selbst nicht stark genug war, mich gegen einen Feind zu behaupten.“

Er kratzt sich nachdenklich am Kopf. „Vielleicht habe ich da eine einfältige SIchtweise, aber für mich ist die Sache ganz einfach: wir sind zu dritt losgezogen, um einen Ritter zu retten, jeder von uns hat in einer fast aussichtslosen Situation sein Bestes getan, und schließlich haben wir unsere Mission erfüllt.“

Nun wird seine Stimme heiser vor Emotion. „Jedenfalls bin ich heilfroh, dass du mit dir und deinem Glauben wieder ins reine gekommen bist. Du hast mir wirklich Angst gemacht.“ Ein bisschen unangenehm ist ihm diese Sentimentalität schon, deshalb schiebt er mit einem Grinsen hinterher: „Ganz ehrlich, wenn Jonas Yadale seinen Glauben zu verlieren droht, dann muss der Untergang der Welt dicht bevorstehen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 06. Februar 2012, 12:03:23
Auch Jonas scheint offensichtlich froh, dass Melville dem Gespräch eine lustige Wendung gibt, denn nach einem Zögern haut er Melville ordentlich auf die Schulter und grinst ebenfalls: "Jetzt sag du mir nicht, dass du Angst empfinden kannst. Dann werde ich doch noch zum Häretiker und folge dem Gott der Osispun." Er lacht, schüttelt den Kopf und einen Moment lang wirkt er noch gehemmt, doch als er Melville wieder ansieht ist die Unsicherheit verschwunden. "Ein paar Tage werde ich bestimmt noch die Worte des Priesters wie ein Gebet mit mir tragen." Damit scheint er das Thema zumindest vorerst beenden zu wollen.

"Du siehst auch recht erleichtert aus, wollen wir vielleicht das Überleben bei einem kleinen Bier im Grünen Ritter feiern?" Und dann, mit einem letzten Hinweis auf das Überstandene: "Einen Schluck Selbstgebrautes kann ich jetzt wirklich gebrauchen."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 06. Februar 2012, 20:17:45
Sofort stimmt Melville zu. „Recht hast du! Das war wirklich ein Himmelfahrtskommando, von dem wir um ein Haar nicht zurückgekommen wären, das muss begossen werden. Der Orden wird schon noch ein paar Stündchen ohne dich auskommen, und außerdem habe ich es satt, hier im Tempel herumzusitzen.“

Auf dem Weg zum Grünen Ritter erwähnt Melville mit keiner Silbe ihren Auftrag, ihren Glauben oder den Staborden. Statt dessen kündigt er an, dass er Jonas bald einmal Sarana vorstellen will, dass sie wieder einmal mit ihren gemeinsamen Freunden aus der Kampfschule zusammenkommen sollten, und er plaudert über Geschenisse in Euth, die er in letzter Zeit gehört hat.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 07. Februar 2012, 13:20:10
Dankbar greift Jonas all diese Themen auf, steuert das ein oder andere aus der Gerüchteküche bei und freut sich sichtlich, dass Melville von Sarana erzählt.
Melville fällt auf, dass sein Freund einen Humpen zuviel vom Bier bestellt und nach einer Stunde sichtlich angeheitert ist als er aufsteht. "Ich werde im Ordenshaus in der Gesandtenstraße übernachten und wenn ich jetzt nicht gehe komme ich dort nicht mehr an." Jonas drückt Melville die Hand und sagt ernst: "Du bist ein Freund, den mir die Götter geschickt haben."
Dann geht er langsam, aber noch recht sicher zur Tür hinaus.

Auf Melville wartet zuhause angekommen, wie nicht anders zu erwarten war, eine Nachricht von Prokion, er möchte ihn im Laufe des nächsten Vormittags in seinen Büro sehen.
Tatsächlich muss Melville fast eine Stunde warten ehe er vorgelassen wird; Paldichan, einer der Sekretäre Prokions versorgt ihn mit Tee und heissen Waffeln, so dass Melvilles Finger ganz klebrig sind als er schließlich zu Prokion gerufen wird.
Der deutet auf den einzigen freien Stuhl im Raum, lehnt sich in seinem Sessel zurück, drückt die Fingerspitzen aneinander und beginnt seine Rede mit seinem Lieblingswort: "Nun, ich habe schon von anderer Seite eine Zusammenfassung der Ereignisse gehört, doch Ihr seid mein Ritter und so möchte ich von Euch hören, was geschehen ist. Die wesentlichen Teile bitte."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 07. Februar 2012, 22:44:10
Melville konzentriert seine Schilderung auf zwei Dinge: Zum einen gibt er genau wieder, wie viele Handritter beteiligt waren, was Sentell über sie berichtet hat und wie sie im Verlies mit den Stabrittern  und mit Varron verhandelt haben. Auch über den Dämonenbeschwörer gibt er so genau Auskunft, wie er kann, versucht sich auch an Details zu erinnern, die vielleicht wichtig sind, um die Art seiner Zauber zu identifizieren. In dem Zusammenhang wiederholt er auch noch einmal, was er von Divian und Jonas über ihre Erlebnisse mit Varron gehört hat. Letztendlich erklärt er auch, wie es zu dem Kampf im Verlies gekommen ist, und warum er am Ende den Untoten verstümmelt und schließlich verbrannt hat. Diese Geschichte klingt nun auch in seinen eigenen Ohren grausig, und er gibt sich große Mühe, alles mit vernünftigen Argumenten zu begründen.

Dagegen gibt es Begebenheiten, die Melville komplett auslässt: Weder erzählt er von Chacotas Kontaktaufnahme, noch von seinem Konflikt mit Direto und schon gar nicht davon, dass Luztrazero ihm im Kampf gegen die Chuor die Hand geführt hat. Weil er ahnt, dass Divian vielleicht davon berichtet hat, geht er auf diese letzte Episode näher ein. „Es war ein fast aussichtsloser Kampf, und ich war verzweifelt, denn nachdem wir alle nur um ein Haar überlebt hatten, durfte ich einfach nicht zulassen, dass ein Jagdtrupp von Chuor meinen Kameraden den Garaus macht.“ Er muss sich nicht verstellen, denn er durchlebt durch seine Beschreibung noch einmal das Gefühl der Hoffnungslosigkeit erinnern. „Vielleicht waren es die Götter, die mir in diesem Moment die Stärke gegeben haben, gegen die vier Chuor zu bestehen. Um ehrlich zu sein, habe ich mich so sehr in den Angriff hineingesteigert, dass ich kaum mehr an den Kampf erinnern kann.“

In diesem Moment versucht er sich einzureden, dass er genau genommen keine Lüge erzählt hat, und dass er seinem Campeon offen in die Augen schauen darf. Das tut er auch, weil er weiß, dass er sich nur verdächtig macht, wenn er dem Blick des Baumeisters ausweicht, und er versucht sein Bestes, Selbstsicherheit auszustrahlen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 08. Februar 2012, 13:52:11
Kurz nachdem Melville begonnen hat hebt der Baumeister die Hand und bittet ihn um eine kurze Pause, dann ruft er nach Paldichan und dieser beginnt einige der Informationen von Melville mitzuschreiben.
Als Melville endet schickt Prokion Paldichan mit einem dankenden Nicken wieder hinaus, dann lehnt er sich zurück und fragt direkt: "Gab es Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Ritter Teabar? Ich habe so etwas gehört."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 08. Februar 2012, 19:23:42
Innerlich hatte Melville sich schon auf eine Rechtfertigung für den unbarmherzigen Kampf gegen seine Feinde eingestellt, als nun aber ein anderes Thema auf den Tisch kommt, muss er sich erst einmal zurechtlegen, was er auf diese Frage antworten soll. Einerseits hat er wenig Lust, Ritter Teabar in Schutz zu nehmen, indem er das Problem verschweigt. Andererseits will er auch nicht den Eindruck erwecken, er sei nicht in der Lage, einen Streit mit einem anderen Ritter allein auszutragen.

Daher bemüht er sich um Nonchalance und lässt seine Antwort beiläufig klingen. „Er ist sicherlich ein verdienter Ritter und unerschrockener Kämpfer, und als er mir gegenüber sein Misstrauen geäußert hat, habe ich ihm das nicht übelgenommen, denn ich weiß, was über mich erzählt wird.“

Nun merkt Melville, wie schon die Erinnerung an Diretos Verhalten ihn innerlich zur Weißglut treibt, und er spürt, wie ihm das Blut ins Gesicht steigt. „Aber sein lächerlicher Stolz hat ihn daran gehindert zu sehen, dass ich einen nützlichen Beitrag zu der Mission leisten könnte, und seht es mir nach, wenn ich so offen spreche, aber wer eine Waffe besitzt, aber sich zu fein ist, sie im Kampf aus der Scheide zu ziehen, der ist nichts als ein Dummkopf, Ritter oder nicht!“

Auch wenn Melville sich ärgert, wie schnell er seine Gelassenheit verloren hat, und wie ungeschickt er seine Worte gewählt hat, bleibt ihm nichts als die Flucht nach vorn. Grimmig schaut er Prokion ad Tanos an, bereit, für seine Ansicht einzustehen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 09. Februar 2012, 10:36:53
Ohne auf Melvilles glühenden Blick Rücksicht zu nehmen fragt er ungerührt weiter: "Hattet Ihr das Gefühl, dass die Mission unter den Spannungen gelitten hat? Wärt Ihr erfolgreicher gewesen, wenn Ihr besser zusammengearbeitet hättet?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 09. Februar 2012, 16:47:19
Irritiert schaut Melville den Baumeister an und versucht zu ergründen, ob der ihn vielleicht nicht richtig verstanden hat, oder ob irgendwelche taktischen Manöver dahinterstecken. Dann ist er aber zu ungeduldig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, und er ist immer noch zu ärgerlich, um behutsam vorzugehen. „Es hätte uns alle den Kopf kosten können“ gibt er zurück, „und würde ich durchaus als Misserfolg bezeichnen.“

Trotz dieser schnippischen Antwort ist es Melville wichtig, den Meister für seinen Standpunkt zu gewinnen, daher gibt er sich nun weniger aggressiv und fast klingt er angesichts der misslungenen Zusammenarbeit verzweifelt. „Wie sollen wir denn gegen unsere Feinde bestehen, wenn wir damit beschäftigt sind, uns zu streiten, wenn uns Ansehen und Standesdünkel wichtiger sind als unsere Aufgabe, und wenn wir uns gegenseitig misstrauen? Wir dienen doch alle der guten Sache, haben dieselben Ziele. Es ist doch nicht so schwer zu begreifen, dass wir nur dann stark genug sind, wenn wir zusammenhalten.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 10. Februar 2012, 11:43:21
Der Blick des Baumeisters wird intensiver, doch kann Melville nicht sagen, ob es an seiner Erregung liegt oder ob Prokion selbst unter Spannung steht. "Würdet Ihr sagen, die Mission wäre besser verlaufen, wenn ich Ritter Teabar ein offzielles Mitglied meines Zweiges an seine Seite gestellt hätte? Lag es an Eurer Person oder lediglich daran, dass Ihr als Mietschwert aufgetreten seid?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 10. Februar 2012, 19:41:49
Noch einmal zögert Melville und versucht zu erraten, worauf die Frage abzielt, und ob vielleicht er selbst derjenige ist, der sich nun verteidigen muss. „Wahrscheinlich beides“, sagt er vorsichtig. „Ich kann das aber nur vermuten. Eigentlich wollte ich ein klärendes Gespräch mit Ritter Teabar führen, aber bevor sich die Gelegenheit bot, wurden wir überfallen.“

Er ruft sich noch einmal seine Wortwechsel mit Direto in Erinnerung, bevor er berichtet: „Anfangs äußerte er Bedenken, ob er sich im Ernstfall auf mich verlassen kann, und angesichts meines Rufs als Mietschwert kann ich ihm diese Zweifel auch nicht verdenken. Aber dann wollte er unbedingt einen Übungskampf mit mir ausfechten und konnte nicht verwinden, dass ich der bessere Kämpfer bin. Statt meine Fähigkeiten als Vorteil für die Mission zu sehen, wollte er mir von da an überhaupt keine Aufgabe mehr anvertrauen, geschweige denn meine Meinung gelten lassen.“

Sicher ist Melville sich keineswegs, dass ihm aus seiner Schilderung nicht noch ein Strick gedreht wird, trotzdem hat er keine Lust, sein eigenes Verhalten näher zu erklären, sondern verschränkt die Arme vor der Brust und beendet seine Stellungnahme mit einer vagen Äußerung. „Ob es besser gewesen wäre, wenn ein offizieller Ritter die Gruppe begleitet hätte, kann ich nur schwer beurteilen. Ihr werdet sicherlich gute Gründe für Eure Entscheidung gehabt haben.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 11. Februar 2012, 11:10:22
Prokion lehnt sich langsam zurück. "Ich habe Euch auf diese Mission geschickt, weil Ihr Erfahrung mit den Chuor habt. Weil Ihr schon in anderen heiklen Situationen das richtige Gespür hattet, ob Verhandlung oder Kampf sinnvoller ist. Weil Ihr mit Eurer Truppe trotz Ihrer obskuren Zusammensetzung so erfolgreich gewesen seid. Ritter Teabar gilt als sehr schwieriger Mann, hätte ich geahnt wie tiefgehend seine Probleme sind, hätte ich weder Euer Leben riskiert noch das von Ritter Yadale."

Er fixiert Melville erneut und wieder ist in seinen braunen Augen nicht zu lesen, welche Emotionen den Baumeister antreiben. "Ihr seht, keiner der Gründe hatte etwas mit Eurer Stellung innerhalb meines Zweiges zu tun, im Gegenteil, wie Ihr mir beschrieben habt, war es für die Mission eher hinderlich, dass Ihr keinen offiziellen Statut innehabt. Den möchte ich Euch jetzt nahelegen. Ich habe für Euch als Spion nur noch wenig Verwendung."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 11. Februar 2012, 15:57:33
Das hat Melville nicht erwartet, und seine Überraschung, dicht gefolgt von der Erleichterung, dass ihm keine Schuld an dem Streit mit Direto zugeschrieben wird, ergibt ein sehenswertes Mienenspiel. Das verändert sich im nächsten Moment auch noch einmal, denn plötzlich merkt er, dass sein Traum aus Kindertagen, bei der Parade in den Reihen der Stabritter zu reiten, ihn auch heute noch berührt. Auch wenn er bei seinem Ritterschlag zu der Überzeugung gekommen ist, dass sein geheimer Dienst für den Orden ihn ebenso mit Stolz erfüllt wie eine offizielle Mitgliedschaft, regt sich nun in ihm ein Verlangen nach Anerkennung und Ruhm, das er längst überwunden glaubte.

Fast wagt er nicht zu glauben, das der Vorschlag ernst gemeint war. „Ihr wollt meine Ordensmitgliedschaft offiziell machen?“ fragt er, wenig schlagfertig. „Ich verstehe nicht ganz. Wir haben uns über ein Jahr lang große Mühe gegeben, mir im Auge der Öffentlichkeit eine Identität zu verschaffen, mit der ich meine Verbindung zum Orden verschleiern kann. Ist diese Tarnung denn so durchsichtig geworden?“

Erst nachdem er das ausgesprochen hat, fällt ihm noch eine Frage ein, die ihm plötzlich viel wichtiger ist. „Hattet Ihr mich nicht genau deshalb angeworben, weil Ihr jemanden braucht, der eben nicht so sklavisch an ritterlichen Verhaltensweisen festhält? Der Aufgaben erledigen kann, die sich eben nur mit …anderen Methoden bewältigen lassen?“ Verwirrt sucht er in dem Blick seines Campeons nach Antworten.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 12. Februar 2012, 11:14:02
Prokion, der Melvilles Reaktion amüsiert - ja, anders kann man es nicht nennen - beobachtet hat, nickt. "Das ist richtig und Ihr habt viel erreicht in diesem Jahr. Aber die Feinde, die sich uns entgegenstellen werden immer vielfältiger und ich möchte meinen Rittern mehr Rückhalt durch den Orden bieten können. Den Vorteil, dass Ihr nicht im gleichen Maße an die Ordensregeln gebunden wart wie meine offiziellen Ritter wiegt die Nachteile nicht mehr auf. Oder sehr Ihr darin ein Problem?"

Er hebt die Hand zum Zeichen, das er noch nicht fertig ist. "Ausserdem gibt es mittlerweile zu viele Mitwisser, so dass Eure Verbindung zu mir nicht mehr so geheim ist wie ich es mir wünschen würde. Asim sua ele."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 12. Februar 2012, 16:34:49
Melville ist drauf und dran, einfach zu verneinen. Für einen Augenblick gelingt es ihm sich einzureden, dass er endlich den Weg gefunden hat, der ihm vorbestimmt ist, dass alles andere keine Rolle spielt. In einer Ecke des Zimmers sieht er den fünfzehnjährigen Melville vor sich, schlaksiger und weniger selbstbewusst als heute, und sein Blick sprüht vor Begeisterung und unverfälschtem Idealismus. „Ich fürchte schon…“ antwortet er und konzentriert sich auf den Baumeister, um nicht mitanzusehen zu müssen, wie der jüngere Melville voller Entsetzen bemerkt, dass sein älteres Ich im Begriff ist, seinen Traum zu zerstören.

„Ihr wisst, wie schwer es mir anfangs gefallen ist, gegen das Ethos zu handeln, wenn meine Mission das erforderte. Ihr selbst wart es, der mir gesagt hat, ich solle meinem Gewissen so viel zumuten, wie ich nur ertragen kann, um damit dem Orden zu dienen. Scheinbar habt ihr mit mir eine gute Wahl getroffen, denn ich habe Grenzen missachtet, die viele meiner Ordensbrüder niemals verletzen könnten. Das Problem ist nur, wenn man einmal eine solche Grenze überschritten hat, dann ist es beinahe unmöglich, wieder zurückzugehen.“

Als würde er nun auch eine solche Grenze übertreten, geht Melville einen Schritt auf seinen Campeon zu und fixiert ihn mit einem forschenden Blick. Auch wenn Prokion die Verwirrung seines Ritters erheitert hat, lässt der nun keinen Zweifel mehr daran, dass es ihm todernst ist. „Was ist, wenn mir das nicht gelingt? Wenn ich mich immer wieder dafür entscheide, weiter zu gehen, um dadurch einen Feind zu besiegen? Was könnte der Orden dann noch mit mir anfangen?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 13. Februar 2012, 12:46:09
Sofort wird auch Prokion wieder ernst. "Ich habe Euren Bericht über den Kampf gegen Varron und die Chuor gehört. Glaubt Ihr, dass ein Außenstehender Euer rücksichtsloses Vorgehen gegen den Feind als befremdlich ansehen würde? Oder als gerechte und gerechtfertigte Ahndung ihres Angriffs? Ich denke, dass es weniger die Statuten des Ordens sind als immer noch die Euren, denen Ihr fürchtet nicht gerecht zu werden."

Er wartet einen Moment, dann fügt er hinzu. "Es gibt sehr viele Abteilungen in meinem Zweig, an die jeweils unterschiedliche Ansprüche gestellt werden. Traut mir zu, dass ich die Richtige für Euch finden würde." Dann wartet er ab, offensichtlich bereit, Melville Raum zum nachdenken zu lassen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 13. Februar 2012, 13:47:31
Melville weiß genau, dass der Baumeister den Nagel auf den Kopf getroffen hat, dennoch verletzt es seinen Stolz, wie ihm seine Schwäche unter die Nase gerieben wird, und gereizt erwidert er: „Ihr müsst Euch um mich keine Sorgen machen. Ich habe jeden Eurer Aufträge erfüllt, und auch wenn mir das nicht leicht gefallen ist, habe ich mich mit meiner Rolle arrangiert. Schließlich habe ich mich jedesmal wieder zur Stelle gemeldet.“

Nachdem er sich so Luft gemacht hat, sieht er ein, dass er so nicht weiterkommt. Bewusst schiebt er seinen Ärger beiseite und erklärt etwas weniger hitzig: „Es kommt mir nur so vor, als ob ich mit meinen Ordensbrüdern immer weniger gemeinsam habe, als wenn ihre Ansichten und meine sich nicht mehr allzu gut vertragen. Ich weiß nicht, was Ritter Visillo Euch erzählt hat, aber mich hat er nach dem Kampf angeschaut wie ein Monster, und das, obwohl wir ansonsten ohne Schwierigkeiten zusammengearbeitet haben.“

Tatsächlich nimmt er sich nun eine Minute, um zu überlegen, scheint aber dann zu einem Ergebnis zu kommen. „Mir geht es nur darum, dass wir beide wissen, worauf wir uns einlassen, das ist alles.“ Nun schleicht sich eine Bitterkeit in seine Stimme, die Prokion von ihm nicht kennt. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass Ihr mich da einsetzten werdet, wo ich Euch den größten Nutzen bringe.“

Für ihn ist das Gespräch damit beendet. Zwar zwingt ihn der Anstand, zu bleiben, bis sein Campeon ihn entlässt, doch seine Körpersprache lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht vorhat, noch etwas zu dem Thema zu sagen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 14. Februar 2012, 11:56:16
Bei Melvilles ersten Worten ziehen sich auch Prokions Brauen zusammen und Melville fällt wieder ein, dass er seinem Campeon gegenübersitzt, der berühmt ist für seine Wutausbrüche und Unnachgiebigkeit seinen Rittern gegenüber und fast wundert er sich, dass auf seine bissige Antwort kein Ausbruch erfolgt.

Allerdings ignoriert Prokion Melvilles Körpersprache, sein Tonfall aber neutral und wenn er Ärger über Melvilles Worte verspürt, so läßt er es sich nicht anmerken. "Nun, ich habe mit Ritter Visillo gesprochen. Fragt ihn über seine Eindrücke selbst, das wird das Beste sein. Und gewiss mache ich mir Sorgen um Euch, aber nicht mehr als um viele andere meiner Untergebenen." Hier ist vielleichte eine kleine Spitze herauszuhören.

"Es ist meine Aufgabe Euch dort einzusetzen, wo Ihr Eurem Orden den größten Nutzen bringt. Noch traue ich mir das zu und sollten unsere Ansichten darüber irgendwann zu weit auseinandergehen, dann dürft Ihr den Dienst im Orden quittieren. Bis dahin wird hoffentlich noch einige Zeit vergehen, ich kann Euch nicht zwingen zu bleiben, aber solange ich Euer Campeon bin, dürft Ihr meiner Erfahrung vertrauen."
Es ist eindeutig, dass Prokion auf eine Antwort wartet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 14. Februar 2012, 16:23:55
Schon liegt Melville eine hitzköpfige Erwiderung auf der Zunge, aber er schluckt sie hinunter, als ihm klar wird, dass es eigentlich für ihn nichts zu erstreiten gibt, was so wichtig wäre, den Zorn des Baumeisters zu riskieren.

Auch wenn es ihm nicht ganz so gut gelingt, seine Emotionen zu verbergen, versucht er sich zumindest an einem ebenso sachlichen Tonfall,. „Ihr habt mich nach meinen Bedenken gefragt, nun kennt Ihr sie. Was meinen künftigen Einsatz angeht, erwarte ich Euren Befehl.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 15. Februar 2012, 12:10:45
Anscheinend zufrieden mit Melvilles Antwort nickt Prokion. "Ich werde Euch Nachricht schicken, aber erwartet keinen Einsatz in den nächsten Wochen. Möge Amabea Euch schützen."

Und als ob er an der Tür gelauscht hat öffnet Paldichan diese und die Audienz ist beendet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 15. Februar 2012, 17:44:41
Nachdem er sich mit einer knappen Verbeugung verabschiedet hat, merkt Melville, wie dringend er ein bisschen Erholung braucht, und wie erleichtert er darüber ist, für eine Weile keine Pflichten zu haben. Nun, wo Jonas außer Gefahr ist, er selbst seine Glaubenskrise überwunden hat und der fünfzehnjährige Mel angesichts der offiziellen Mitgliedschaft von einem Ohr zum anderen grinst, fühlt Melville sich regelrecht befreit, und auf dem Heimweg pfeift er eine fröhliche Melodie.

In der nächsten Zeit kostet er seine Freizeit in vollen Zügen aus. Er trifft seine Freunde, verbringt viel Zeit mit Sarana und erduldet gutmütig die Andeutungen seiner Eltern und Geschwister hinsichtlich einer Verbindung zwischen den Yozans und de Bonacieuxs.

Eine ganze Weile verschwendet er keinen Gedanken an die Probleme, die noch vor ihm liegen, aber eines Abends stoppt er auf halbem Weg zum Tempel. Absichtlich hat er seine Axt zuhause gelassen, damit er sie nicht am Eingang zum Tempel zurücklassen muss, aber plötzlich stellt er fest, dass er doch die Scheide auf dem Rücken trägt. Fast glaubt er an ein göttliches Zeichen, zumindest wird ihm in diesem Moment aber deutlich, dass er noch etwas Wichtiges zu erledigen hat.

Schon früh am nächsten Morgen reitet Melville aus der Stadt, um sich abseits des Weges ein ruhiges Plätzchen in einem Buchenhain zu suchen. Nachdem er sein Pferd zum Grasen angepflockt hat, breitet er eine Decke auf dem feuchten Boden aus, setzt sich mit überkreuzten Beinen hin, nimmt die Axt aus der Scheide und legt sie vor sich auf die Decke. In einem kurzen Gebet bittet er Amabea, ihm Kraft zu geben, und Weisheit. Dann konzentriert er sich auf Luztazéro.

Nervös leckt er sich über die Lippen, die plötzlich ganz trocken sind und räuspert sich geräuschvoll. Zögernd streckt er die linke Hand nach der Waffe aus und fährt immer wieder die Verzierungen auf dem glänzenden Metall nach, eine automatische Bewegung, die eine fast hypnotische Wirkung auf ihn ausübt und ihn ein wenig beruhigt. Schließlich legt er den Unterarm auf seinem Knie ab, so dass seine Fingerspitzen noch leichten Kontakt zu der Klinge behalten.

Leise beginnt er mit seiner Waffe zu reden, ohne sich zu vergewissern, ob Luztrazéro überhaupt zuhört. Denn mit einem Mal spürt Melville, wie schwer ihm die Ungewissheit auf der Seele liegt, und die Worte fließen nur so aus ihm heraus. „Du wurdest als Geschenk für meinem Vorfahren geschaffen, von Generation zu Generation weitergegeben. Ich habe dich getauft. Wir haben gemeinsam viele Kämpfe überstanden. Bis du zu mir gesprochen hast, habe ich nicht geahnt, womit ich es hier zu tun habe. Das weiß ich auch jetzt noch nicht, aber eins ist mir klargeworden: Ohne dich wäre ich nicht zu dem geworden, der ich heute bin. Ich glaube aber auch, dass du ohne mich nicht dasselbe wärst. Wir gehören zusammen.“

Erinnerung steigen in ihm hoch, an Kämpfe, bei denen das Adrenalin durch seine Adern jagte wie eine Droge, und an das Hochgefühl nach dem Sieg. Aber auch an sein Entsetzen beim Anblick der toten Chuor kann er sich noch gut erinnern. „Ich bin dankbar für die Magie in dir, weil ich ohne sie vielleicht schon nicht mehr am Leben wäre. Aber dieser letzte Kampf hat mir eine Heidenangst eingejagt. Du musst verstehen, dass ich für alles was ich tue, die Verantwortung trage. Ich musste schon manches Mal Dinge tun, die mein Gewissen belastet haben, aber immerhin war es meine eigene Entscheidung. Neulich, da wusste ich überhaupt nicht, was mit mir passiert, ich kann mich ja nicht einmal mehr daran erinnern, was ich getan habe.“ Ganz leicht schüttelt er den Kopf. „So kann ich nicht weitermachen, das geht einfach nicht.“

Weiter streicht er über das Metall, als könnte er die Axt damit besänftigen. „Wir sollten darüber reden, wie es weitergehen soll. Wie es uns gelingen kann, zusammenzufinden.“ Seine Hand beginnt leicht zu zittern, und er ist nicht sicher, wovor er sich mehr fürchtet: Vor Luztrazéros Antwort oder vor seinem Schweigen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 16. Februar 2012, 12:11:19
Fast augenblicklich erklingt die Stimme der Axt. "Erinnere dich, nicht ich habe dich übernommen, nur du hast in jenem Kampf alle Bedenken über Bord geworfen. Es ist deine Entscheidung, dies wieder zu tun. Und dann war ich für dich da."

Fast klingen die nächsten Worten etwas überheblich. "Wenn du dagegen halbherzig, stets mit euren Ordensregeln im Hinterkopf, kämpfen möchtest, dann kann ich dich daran nicht hindern. Nur bist du dann nicht mein Lutamestre."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 16. Februar 2012, 18:21:31
Melville widerspricht mit einem Feuer, das eine ebenso große Entschlossenheit verkündet wie die, die Luztrazéro erkennen lässt. „Ich habe einen heiligen Eid geschworen, dem Orden zu dienen, und ich habe es getan, weil ich davon überzeugt bin. Auch wenn ich bereit bin, im Interesse der guten Sache die Regeln ein wenig freier auszulegen, heißt das noch lange nicht, dass ich sämtliche moralischen Grenzen in den Wind schlage. Dann wäre es wirklich so weit, dass ich um keinen Deut besser bin als die Dämonen, Chuor und Handritter, die ich bekämpfe.“

Kaum hat er seinem Ärger Luft gemacht, sinkt Melville in sich zusammen wie ein Häufchen Elend. Hier liegt sein kostbarster Schatz vor ihm, für ihn das Symbol für alles, was gut und richtig ist, sein treuer Begleiter in allen Kämpfen und sagt ihm, dass er nur dann gute Taten vollbringen kann, wenn er Anstand und Rechtschaffenheit hinter sich lässt. Eine Stimme in ihm flüstert ihm zu, dass er hier und jetzt seinen Mann stehen und sich Luztrazéro verweigern sollte, selbst wenn sein Erbstück dann nur noch eine ganz normale Waffe wäre. Aber dann betrachtet er das Funkeln des Metalls im Sonnenlicht, den elegante Schwung der Verzierungen, die scharfe Schneide, und der Anblick löst in ihm eine tiefe Sehnsucht aus, die er nicht erklären und schon gar nicht in Worte fassen kann. In dem Moment weiß er nur, dass es so nicht enden darf.

Nachdem er eine Weile geschwiegen hat, fragt er behutsam: „Was meinst du damit, du bist für mich da? Heißt das, du sorgst dafür, mir im Kampf zu helfen, koste es, was es wollte? Heißt es, du richtest unsere Kampfkraft gegen alle Feinde, die mir gefährlich werden, verschonst aber diejenigen, die auf meiner Seite stehen? Oder diejenigen, die sich ergeben?“

Nun ist die Verzweiflung deutlich zu hören: „Du würdest doch nicht zulassen, dass ich selbst zu einer Gefahr für alle Umstehenden werde, nicht wahr? Wie kann ich mich dir anvertrauen, mich ganz und gar ausliefern, wenn ich befürchten muss, dass ich dadurch zu einem gnadenlosen Mörder werde?“

Auch wenn er seine schlimmsten Ängste ausgesprochen hat, will Melville selbst nicht glauben, was er gerade angedeutet hat. Er klammert sich an die Hoffnung, dass Luztrazéro ihm gleich versichert, dass es eine Möglichkeit gibt, wie sie beide ihren gemeinsamen Weg fortsetzen können. Mit einem tiefen Atemzug versucht er sich zu beruhigen, und plötzlich, als hätte er seine eigenen Worte schon wieder vergessen, fragt er voller Neugier: „Was bedeutet das, ‚Lutamestre‘?
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 17. Februar 2012, 17:57:03
"Wenn du es zuläßt bist du mein Lutamestre, mein Kampfmeister." Luztrazero spricht das Wort in der richtigen Euther Betonung aus. " Dann erklingt etwas, das fast wie ein Seufzen klingt. "Deine Feinde sind meine Feinde und deine Freunde sind die meinen. Ich bin es nicht, der entscheidet, wen du angreifst und wen nicht. Unser erster gemeinsamer Kampf gegen die Chuor - du kannst dich an ihn erinnern, du hättest ihn jederzeit beenden können. Es war deine Entscheidung, ihn bis zum Ende zu fühen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 17. Februar 2012, 19:49:55
Nachdenklich schüttelt Melville den Kopf. „Erst hinterher konnte ich mich an alles erinnern, aber während des Kampfes war ich nicht Herr meiner Sinne. Auch wenn es wohl meine Entscheidung gewesen ist, mich mit all meiner Kraft in diesen Kampf zu stürzen, war ich nicht in der Lage, ihn abzubrechen. Nicht bis zum Schluss, als ich alle Feinde erschlagen hatte.“

Unschlüssig trommelt Melville mit den Fingern auf der Klinge. „Aber vielleicht kann ich lernen, die Kontrolle zu behalten, selbst dann, wenn ich mit aller Hingabe den Sieg erreichen will.“ Diesen Satz hat er zu sich selbst gesprochen, aber dann richtet er das Wort an Luztrazéro. „Denkst du, das ist möglich? Und weißt du, wie ich das am Besten anfangen könnte?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 18. Februar 2012, 14:26:11
Die Klinge wirkt ungehalten. "Entweder kämpfst du um zu siegen oder um nicht zu verlieren." Dann eindeutig in Erinnerungen schwelgend. "Der erste Rausch ist immer der Schönste." Dann brummelig. "Wenn du dich genug konzentrierst wirst du wissen, was du im Kampf tust, ob du dich bremsen kannst hängt von deiner Willensstärke ab. Ich werde dich nicht abhalten." Nun wieder unzufrieden.
Und nach einer Pause. "Ich habe noch nie gesehen, dass Mäßigung und Hingabe Hand in Hand gehen."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 18. Februar 2012, 20:01:08
Zunächst ist Melville in seine eigenen Gedanken versunken, versucht herauszufinden, ob wahre Kampfkunst sich tatsächlich nur dann entfalten kann, wenn es keine Beschränkungen gibt, keine Hemmungen. Auch wenn die Worte ihn unsicher gemacht haben, sträubt sich in ihm etwas dagegen, klein beizugeben. Vielleicht ist es nur sein Stolz, der ihm verbietet, eine Diskussion gegen eine Waffe verloren zu geben. „Das werde ich schon schaffen, du wirst sehen“, widerspricht er, auch wenn er in Wirklichkeit keineswegs so zuversichtlich ist.

„Wenn du mir nicht helfen willst, mich zu beherrschen, ist das deine Entscheidung. Aber falls es mir nicht gelingt, dann wirst du keinen Lutamestre haben, und dann wirst du dich damit begnügen müssen, wieder eine einfache Waffe zu sein, ein Stück Metall, das nur durch meine eigenen Fähigkeiten siegreich sein wird.“ Es ist ein Bluff, der nicht einmal für Melville selbst überzeugend klingt, und er starrt immer noch wie hypnotisiert auf die Muster der Axt, unfähig, den Blick abzuwenden, als hätte er Angst, dass im nächsten Moment alle Magie aus der Klinge verschwindet.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 21. Februar 2012, 14:00:57
Was folgt klingt selbst für Melvilles überreizte Nerven nach einem bockigem Schweigen. Schließlich, sehr zögerlich: "Was soll ich denn machen? Dich anbrüllen mitten im Kampf?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 21. Februar 2012, 17:40:58
Melville zuckt die Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was helfen könnte. Ist es denn nicht deine Magie, die mich im Kampf festhält?" Auch wenn ihm die Erinnerung an den Kampf einen kalten Schauer über den Rücken jagt, will er das Gespräch nicht in Vorwürfen enden lassen. Um seiner Frage die Schärfe zu nehmen, sagt er beschwichtigend: „Ich kann mir ja vorstellen, dass es für dich nicht einfach sein muss, jemandem deine Gabe zu schenken, wenn du so lange auf einen passenden Gegenpart zu gewartet hast." Er macht eine unbeschwerte Geste, und ohne dass es nach einer Entschuldigung klingt, meint er. „Aber ich bin, wie ich bin, und du genauso. Vielleicht müssen wir noch lernen, wie wir am besten zusammenarbeiten können.“

Mit einer Leichtigkeit, die seine Bedenken wie weggeblasen erscheinen lassen, fragt er noch: „Woher weißt du das eigentlich, wie ich so bin? Kannst du alles hören, was ich in deiner Gegenwart sage? Kannst du auch sehen, was passiert? Oder meine Gedanken lesen?“ Er denkt über diese Fragen nach und schiebt noch nach: "Bist du eigentlich früher mal ein Mensch gewesen?"
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 22. Februar 2012, 13:25:48
Zitat
"Ist es denn nicht deine Magie, die mich im Kampf festhält?"

Luztrazero stößt ein Schnauben aus. "Nein, es ist deine Kampfesfreude."

Zitat
„Aber ich bin, wie ich bin, und du genauso. Vielleicht müssen wir noch lernen, wie wir am besten zusammenarbeiten können.“

Daraufhin folgt nach einem kurzen Schweigen ein leichtes Einlenken. "Wie gesagt, das erste Mal ist das Schönste. Nach und nach wirst du dich daran gewöhnen und dich nicht mehr so im Kampf verlieren."

Am Ende von Melvilles kleiner Fragestunde muss die Klinge lachen, aber es ist kein boshaftes oder herablassendes Lachen, es hat vielmehr einen Unterton von Erleichterung. "Nein, ich war nie etwas anderes als eine Klinge. Und ich will verdammt sein, wollte ich je etwas anderes sein. Woher ich weiss, wie du bist. Seitdem ich mich entschieden habe dich als meinen Kampfmeister anzunehmen kann ich jedes Wort von dir sehr klar vernehmen, deine Gedanken sind dann nicht mehr so schwer zu erraten. Und ja, ich kann sehen, was um mich herum vorgeht, wenn auch auf ganz andere Art als ihr zweibeinigen Fleischwesen es tut."

Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 22. Februar 2012, 17:31:19
„Dann wundert es mich nicht, dass du wenig Verständnis für meine Vorbehalte hast.“ Es ist keine Anklage, die in den Worten steckt, sondern tatsächlich nur eine Schlussfolgerung, die Melville gerade aufgegangen ist. „Es gibt dich schon viele Jahre, und in der Zeit hast du bestimmt viele Schlachten geschlagen. Aber wie sich ein Mensch fühlt, wenn er einem anderen das Leben nimmt, das ist dir wahrscheinlich fremd.“

Ohne es zu merken, hat er seine Hand von der Klinge genommen, und statt Kontakt zu Luztrazéro zu halten, fingert er nun nervös am Saum seines Mantels herum. „Kannst du denn wenigstens nachvollziehen, dass mir nicht nur der Sieg wichtig ist, sondern auch andere Dinge?“

Melville ist sich keineswegs sicher, dass Luztrazéro das kann, und er sucht nach den richtigen Worten, das jemandem zu erklären, der selbst keine menschlichen Empfindungen zu kennen scheint. „Du hast gesagt, ich sei anders als meine Vorfahren. Ich will nicht leugnen, dass ich mit ganzem Herzen in die Schlacht ziehe, dass ich für diese Momente lebe, in denen die Angst, die Aufregung und die Aussicht auf Erfolg mein Blut zum Kochen bringen. Ich glaube auch fest daran, dass die Götter mir diesen Siegeswillen nicht ohne Grund mitgegeben haben. Vielleicht wollten sie sogar, dass du mich als Lutamestre annimmst."

"Trotzdem verbindet mich vieles mit meinem Vater, mit Justinus und all den anderen Bonacieux vor mir. Traditionen. Pflichtbewusstsein. Auch Barmherzigkeit und der Glaube an das Gute. All das treibt mich an, das ist es wofür ich überhaupt kämpfe.“

Angestrengt schaut er auf das blitzende Metall herab, in der Hoffnung auf Luztrazéros Bereitschaft, diesem Gedankengang zu folgen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 23. Februar 2012, 11:00:54
"Ich bin älter als du vielleicht denkst. Und ich weiss, dass ihr Menschen, Zwerge, Osispun und Elfen alle zu viele Dinge gleichzeitig in eurem Kopf bewegt. Ihr könnt euch nur schlecht auf eine Sache konzentrieren. Du kannst es und deshalb bist du so gut im Kampf. Das ist das, was ich beobachtet habe. Du kannst das Unmögliche probieren und ein Kämpfer werden, an den sich die Welt noch in 100 Jahren erinnert UND all eure Traditionen, Regeln und Gebräuche beachten. Ich kann dich nicht davon abhalten. Aber es würde mich wundern, wenn du es schaffst mich zu überraschen." Da ist wieder der etwas selbstgefällige Ton.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 23. Februar 2012, 15:18:48
Ein verträumter Ausdruck erscheint auf Melvilles Gesicht, und er fühlt sich fast wie damals, als er sich in der Kampfschule ausgemalt hat, welche Heldentaten er vollbringen würde, wenn er erst einmal zum Ritter geworden war. „Die Barden würden Lieder über mich singen, und die Kinder meine Kämpfe nachspielen. Wäre das nicht unglaublich?“ Luztrazéros Zweifel an Melvilles Fähigkeiten, seine Werte mit der absoluten Hingabe an den Kampf scheint der einfach zu überhören.

Dann zieht Melville überrascht die Augenbrauen hoch, als ihm eine Ungereimtheit auffällt. „Was heißt das, du bist noch älter als ich glaube? Ich dachte, die Zwerge hätten dich als Geschenk für Justinus geschmiedet, das müsste dann etwa 70 Jahre her sein. Stimmt das denn nicht? Wann bist du denn entstanden, und wie?“ Er setzt sich etwas bequemer hin und überlegt, wie er die Axt dazu bringen kann, ihre Geschichte preiszugeben. Schließlich fragt er mit einer Mischung aus echter Neugier und gezielter Schmeichelei: „Wenn du noch älter bist, dann musst du schon in Schlachten gekämpft haben, die ich nur aus Legenden kenne. Oder berühmte Helden als deinen Lutamestre angenommen haben. Verrätst du mir etwas darüber?“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 24. Februar 2012, 18:05:34
Ein seltsamer Unterton schleicht sich in die Stimme Lutrazeros, ein wenig klingt es so, als sei die Klinge . .  beleidigt? "Ich wurde nicht für deinen Vorfahren erschaffen, sondern ich war ein Geschenk des Clans an ihn. Ich gehörte über 300 Jahre dem Zwergenclan der Brandystocks und habe ihnen in so mancher Schlacht den entscheidenden Sieg gebracht. Mein letzter zwergischer Lutamestre ist bei dem Kampf gegen den Mazan gefallen. Es war ein großartiger Kampf und hätten wir ihn gewonnen, so würden heute Lieder über unseren Sieg gesungen werden. Doch wir haben verloren." Die Axt überlegt. "Das war vor 200 Jahren, danach habe ich zwar Schlachten geschlagen, aber nicht mit dem Herzen."
Es ist seltsam dieses Wort aus dem Mund eines Gegenstandes zu hören und Melville ist sich auch sicher, dass Luztrazero darunter etwas anderes versteht als er selbst, trotzdem sind die Worte mit Inbrunst gesprochen.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 24. Februar 2012, 22:16:49
„300 Jahre!“ wiederholt Melville und pfeift anerkennend durch die Zähne. „Dann fühle ich mich umso mehr geehrt, dass du mich erwählt hast.“ Er spricht diese Worte voller Hochachtung, und erst, nachdem er sich kurz noch einmal die Worte Luztrazéros ins Gedächtnis gerufen hat, bemerkt er in deutlich gedämpfterer Stimmung. „Aber nun scheinst du dir nicht mehr sicher zu sein, dass es die richtige Wahl war.“ In der Feststellung schwingt unausgesprochen eine Frage mit.
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 25. Februar 2012, 12:16:50
Ungerührt erwidert die Axt: "Du bist seit langem die aussichtsreichste Wahl. Und du bist noch jung."
Ob er seine Worte abschwächen will oder nur seine Entscheidung erklären ist nicht einfach zu erraten. "Bis jetzt habe ich selten so viel Blut geschmeckt in so kurzer Zeit."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 25. Februar 2012, 19:14:36
Diese Worte lassen Melville zögern, denn ihm ist nur zu bewusst, wie viele Menschenleben er gerade auf dieser letzte Mission ausgelöscht hat. Dann schüttelt er aber den Kopf, um diese finsteren Gedanken zu verscheuchen, und er besinnt sich darauf, weshalb er all diese Kämpfe geschlagen hat.

Als wollte er seinen eigenen Zweifeln die Stirn bieten, hebt er stolz den Kopf und sagt entschlossen, fast übeheblich: „Es ist mir immer leicht gefallen, meine Kampfkünste zu verbessern, und ich werde hart daran arbeiten, bis ich ein wahrer Lutamestre bin, du wirst schon sehen.“
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Chacota am 26. Februar 2012, 11:34:12
Zufrieden antwortet Luztrazero: "Dein Ehrgeiz gefällt mir. Wir werden ein Kampfgespann werden, vor dessen Namen der Feind fliehen wird."
Titel: Re: Melville: Alte Feinde
Beitrag von: Makkharezz am 26. Februar 2012, 20:31:55
Auch Melville gefällt diese Vorstellung, und wieder huscht ein ein verträumtes Lächeln über sein Gesicht. „Ich werde ab morgen wieder in der Kampfschule trainieren“, sagt er mehr zu sich selbst als zu der Axt, „mein Bein fühlt sich schon ganz steif an, da wird ein bisschen Bewegung mehr helfen als zuhause herumzusitzen.“

Gut gelaunt verstaut er Luztrazéro in der Scheide und schwingt sich in den Sattel. Auf dem Heimweg denkt er über seine Zukunft nach, auch über die Ankündigung des Baumeisters, und er findet, dass sich alles sehr gut zusammenfügt: Wenn er erst einmal offizielles Ordensmitglied ist und nicht mehr im Verborgenen arbeiten muss, dann ist es tatsächlich möglich, dass die Barden Lieder dichten über all die großen Taten, die er mit Luztrazéro zu vollbringen plant. Fast will ihm das als göttliche Fügung erscheinen. Er berührt sein Amulett und schickt Amabea ein kurzes Dankesgebet.