Skeyfare

01. Juli 2023, 13:11:01
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Ein zweites Treffen

Autor Thema: Ein zweites Treffen  (Gelesen 42233 mal)

Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #135 am: 12. August 2008, 17:12:53 »
Mit ernster Miene hört Melville zu und nickt schließlich. „Ich denke, das hast du schon ganz treffend beschrieben. Vielleicht kann ich dir noch ein bisschen genauer erklären, was für ein Ordensmitglied wichtig ist. Bei seinem Eintritt in den Orden schwört der Ritter einen heiligen Eid, der unter anderem besagt, dass er die Regeln der Ritterschaft bewahren wird.

Das bedeutet zum Beispiel, dass er sein Wort halten muss, nicht lügen und kein ausschweifendes Leben führen darf, und dass er niemals eine noble Sache im Stich lassen darf. Es heißt auch, dass er ehrenhaft kämpfen muss, niemals von hinten angreift und auch nicht solche Tricks benutzen darf, wie wir es vorhin getan haben. Er verpflichtet sich auch dazu, alle Anweisungen seiner Befehlshaber zu befolgen, selbst wenn er völlig anderer Meinung ist.

„Das ist noch lange nicht alles, aber ich denke, du kannst dir schon vorstellen, wie schwierig es sein muss, immer all diese Regeln zu befolgen.“

Er wartet erst einmal ab, wie sein Zuhörer diese Erläuterungen aufnimmt.
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #136 am: 12. August 2008, 21:28:41 »
Frent nickt eifrig. „Bei uns liegen abends oft Betrunkene auf den Bänken, aber nie ein Ritter. Und Wort halten muss ich auch, was meinst du, was ich mir anhören muss, wenn ich vergesse, das Stroh vom Boden zu holen!“
Dann sackt er auf der Bank zusammen, fast kleinlaut fragt er: „Aber wie lernen die Ritter all das, gehen sie zur Schule? Und üben sie die ganze Zeit den Schwertkampf, so wie ihr vorhin?“ Er wirft einen schnellen Blick zu Chacota. „Bestimmt bin ich schon viel zu alt, um das alles noch zu lernen . .“
Er wirft einen neugierigen Blick auf Melville: „Woher weißt du das alles, meine Mutter sagte, du wärest kein Ritter?“
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Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #137 am: 13. August 2008, 05:37:14 »
„Nicht alle Knappen stammen aus Adelsfamilien, aber bei vielen ist es tatsächlich so, dass sie schon früh auf das Rittertum vorbereitet wurden, weil sie der Familientradition folgen. Auch mein Vater ist ein Ritter. Schon als Kind vermittelte er mir die Werte, von denen ich dir gerade erzählt habe, und als ich ungefähr in deinem Alter war, schickte er mich auf die Kampfschule. Ich habe dort zweieinhalb Jahre lang fast jeden Tag trainiert, und im letzten Sommer sollte ich eigentlich zum Knappen berufen werden. Aber dann wurde ich doch abgelehnt, und du kannst dir bestimmt vorstellen, wie enttäuscht ich gewesen bin.

Aber weißt du, selbst wenn man Mut besitzt, und den Willen, Gutes zu tun bedeutet das nicht unbedingt, dass man auch geeignet ist, das Leben eines Ritters zu führen. Manchen liegt es einfach nicht im Blut, sich so streng an die Regeln zu halten.“ Er zwinkert Chacota zu.

„Aber du darfst nicht vergessen: Man muss kein Ritter sein, um sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen und Gutes zu tun. Und nicht nur Ritter sind tugendhaft und besitzen Mut und Ehre. Auch wenn du kein Ritter bist, würdest du etwa deine Freunde im Stich lassen, wenn sie deine Hilfe brauchen, oder würdest du dein Wort brechen, wenn du ihnen etwas fest versprochen hast?“

Er gibt Frent einen Moment, darüber nachzudenken, bevor er fortfährt. „Ich kann dir in dieser Frage nur meine persönlichen Erfahrungen weitergeben. Nachdem ich kein Knappe werden konnte, habe ich einen anderen Weg gewählt. Er mag nicht ganz so ruhmreich sein, wie der eines Ritters, aber deshalb nicht unbedingt schlechter. Es ist ein Weg, der zu mir passt, und ich danke den Göttern, dass sie ihn mir gezeigt haben.“

„Was dich angeht...“ Er wählt seine Worte sehr sorgfältig aus, als er weiterspricht. „Wenn du dich berufen fühlst, in den Orden einzutreten, dann spielt dein Alter keine Rolle, oder deine Herkunft. Aber nur weil du den Wunsch verspürst, dich ebenso für das Gute einzusetzen wie die Ritter es tun, heißt das nicht, dass du auch für dieses Leben geeignet bist. Du musst versuchen, dich von deiner Begeisterung nicht mitreißen zu lassen, sondern dir sehr genau zu überlegen, ob du dein Leben wirklich nach den Maßstäben des Rittertums ausrichten willst. Und ob du es kannst.“ Vorsichtig fragt er. „Was sagen denn deine Eltern dazu?“
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #138 am: 13. August 2008, 15:58:24 »
Frent hat Melville aufmerksam zugehört, genauer gesagt jedes Wort in sich aufgesogen, jetzt springt er auf: „Dann bin ich noch nicht zu alt!“ Dann fällt ihm ein anderer Satz wieder ein und er sinkt auf die Bank zurück. „Aber ich werde nie das Geld haben um über zwei Jahre nur zu lernen. Dann werde ich nie ein Ritter.“ Er grübelt kurz, dann springt er wieder auf. „Ich werde meine Eltern fragen, zuerst Mutter, mein Vater kommt erst in ein oder zwei Tagen von der Jagd heim; ich weiss, dass sie es gut findet, meinen Wunsch. Vielleicht kann sie Vater . .“, und fort ist er.
Chacota räuspert sich. „Na, da sehe ich schon einen Puxirm* auf dich zukommen.“ Er steht auf, streckt sich, blickt aus dem Fenster und meint: „Du solltest aufbrechen, das Wetter wird nicht besser und Frent werde ich noch einiges erzählen können, ihm, aber auch seiner Mutter und seinem Vater, wenn er rechtzeitig zurückkommt.“ Er blickt nach wie vor nach draussen.

* Puxirm: wörtlich Ziehbruder, meistens wird es für mittellose Jungen benutzt, die von einer der reicheren Familien in ihrer Ausbildung unterstützt werden, meistens wohnen sie bei der Familie und sie bezahlen seine Ausrüstung
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Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #139 am: 13. August 2008, 17:56:04 »
Melville runzelt die Stirn. „Was redest du denn da? Ich bin so selten zuhause, wie soll ich mich da um ihn kümmern? Und meine Eltern würden sich bedanken, wenn ich ihnen noch einen Bengel ins Haus schleppe, der ihnen auf der Nase herumtanzt.“ Er steht auf, stopft die Hände in die Hosentaschen und schaut seine Fußspitzen an. „Abgesehen davon ist es dieser Tage nicht wirklich sicher, mit der Familie Bonacieux in Verbindung zu stehen..."

Er schüttelt die trüben Gedanken ab „Wenn Frents Begeisterung tatsächlich länger anhält als ein paar Monate, sollten wir ihn lieber anderswo unterbringen. Wenn seine Eltern überhaupt einverstanden sind. Wahrscheinlich würden sie es lieber sehen, wenn ihr Sohn später das Gasthaus weiterführt.“

Schnell steckt er noch das letzte Bröckchen Käse in den Mund, dann wendet er sich zur Treppe. „Ich sollte wirklich langsam meine Sachen zusammensuchen und mich auf den Weg machen. Könntest du den Jungen bitten, mein Pferd zu satteln?“ Damit verschwindet er nach oben und kehrt wenige Minuten später mit seinen Taschen bepackt zurück.
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #140 am: 14. August 2008, 13:41:01 »
Ein seltsames Lächeln zeigt sich auf Chacotas Gesicht, als wüßte er mehr als der junge Ritter, er sagt jedoch lediglich: „Wir werden sehen, ich glaube aber, dass du es dir nicht mehr allzu lange gefallen lassen wirst, diese permanente Bedrohung.“ Er nickt ihm zu und geht dann in die Küche um Frent zu suchen.
Als Melville wieder nach unten kommt hat die Wirtin den Tisch abgeräumt und unterhält sich leise mit dem Paladin, Chacota blickt hoch und tritt dann zu Melville. „Silea sagt, du warst Gast in diesem Haus.“ Er streckt seine Hand aus und sagt: „Ich werde diesen Tag mit dir in meiner Erinnerung bewahren, ele honrit*.“ Dann, förmlicher: „Melville de Bonacieux, mögen die Götter dich begleiten und unsere Wege erneut zusammenführen, wenn es eine Zeit dafür geben soll."

Melville kann draussen bereits Frent mit seinem Pferd hören.

*es war mir eine Ehre
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #141 am: 14. August 2008, 18:04:12 »
Zitat
Ein seltsames Lächeln zeigt sich auf Chacotas Gesicht, als wüßte er mehr als der junge Ritter, er sagt jedoch lediglich: „Wir werden sehen, ich glaube aber, dass du es dir nicht mehr allzu lange gefallen lassen wirst, diese permanente Bedrohung.“ Er nickt ihm zu und geht dann in die Küche um Frent zu suchen.

Stirnrunzelnd überlegt Melville, was diese Worte bedeuten könnten, sieht aber ein, dass es keinen Sinn haben dürfte, weiter nachzufragen

Zitat
Als Melville wieder nach unten kommt hat die Wirtin den Tisch abgeräumt und unterhält sich leise mit dem Paladin, Chacota blickt hoch und tritt dann zu Melville. „Silea sagt, du warst Gast in diesem Haus.“ Er streckt seine Hand aus und sagt: „Ich werde diesen Tag mit dir in meiner Erinnerung bewahren, ele honrit*.“ Dann, förmlicher: „Melville de Bonacieux, mögen die Götter dich begleiten und unsere Wege erneut zusammenführen, wenn es eine Zeit dafür geben soll."

„Ich bin froh, dass wir noch einmal Gelegenheit zu einer Aussprache hatten.“, entgegnet Melville und drückt fest die Hand des Paladins. Er lächelt schelmisch und setzt dann hinzu: „Und Gelegenheit, uns ein bisschen zu prügeln. Das hat Spaß gemacht.“ Wieder ernst neigt er den Kopf ein wenig. „Ich wünsche dir alles Gute, und den Segen der Götter.“

Dann bedankt sich kurz bei der Wirtin und lobt ihre hervorragende Küche. Beim Hinausgehen nickt er den beiden noch einmal kurz zu und verlässt dann die Gaststube.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #142 am: 14. August 2008, 20:45:32 »
Und wieder ist dort diese Verbindung, es zieht Melville förmlich in den Paladin hinein; nur diesmal ist es ein Gefühl der nachdenklichen Zuneigung, tief und beständig – dann ist es vorbei. Chacota erwidert Melvilles Gruß mit einem leichten Kopfnicken, dann steht er draußen, natürlich schneit es und ein eiskalter Wind raubt fast den Atem – und auf jeden Fall jegliche Freude an einem längeren Aufenthalt draussen.
„Es sieht nicht so aus, als würde es in nächster Zeit besser werden.“ Frent zieht Melvilles Pferd näher heran, so dass der junge Ritter besser aufsteigen kann. „Dein Freund redet mit Mutter und vielleicht komme ich schon im Frühjahr einmal nach Euth, dann besuche ich dich! Gute Reise und auf dass die Götter deine Waffe segnen.“ Er grinst und winkt heftig zum Abschied.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #143 am: 14. August 2008, 22:39:18 »
Melville ist noch ganz geistesabwesend, als er auf den Hof hinaustritt, und es dauert einen Moment, ehe er registriert, dass Frent mit ihm spricht. Dann sieht er in in gespielter Überraschung an. „Ist das so?“ fragt er unschuldig. „Na, dann auf Wiedersehen in Euth.“

Er steigt in den Sattel, winkt dem Jungen noch einmal zu und reitet zur Straße. An der Gabelung hält er noch einmal an, schnürt seinen Mantel fester zu und macht sich auf den Heimweg, mit sich und seinen Gedanken allein.
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