[Verdugo]

Der junge Mann muss bei Ersis eifriger Aufzählung schon wieder grinsen, er erwidert: "Ich muss dich enttäuschen, es gibt keine Liebesgeschichte zu berichten." Er überlegt kurz, dann: "Es erschien mir nur logisch, mein Können ausserhalb Edkeyns anzubieten; die langen Zeremonien der Verhandlung, der Anschuldigungen und Begnadigungen abzukürzen. Hier draussen steht das Urteil schneller fest und häufig genug gehört eine feine Jagd mit zum Auftrag. Ich habe das Gefühl, hier wirklich etwas zu leisten für das Gesetz. In den meisten Dörfern gab es Arbeit für mich, auch wenn ich danach nicht gern gesehen war." Er sagt dies ohne Bedauern, sein Tonfall vielmehr voller Gewissheit.

[Ersdarumin]

Wieder braucht Ersi einen gewissen Moment, um sich zu sammeln, das Gehörte zu verarbeiten.
"Du bietest dich in den Dörfern also an, als ausführender Arm des Gesetzes sozusagen? Bist du denn mit offizieller Befugnis im Polizeidienst, oder bist du mehr eine Art Söldner oder Kopfgeldjäger, der von den Leuten angeworben wird, diese oder jene Sache zu erledigen, um lange Umwege durch die verschiedenen Instanzen der Gerichtsbarkeit abzukürzen?"

[Verdugo]

"Im offiziellen Dienst? Nein, das hat mich nie gereizt, ich will mein eigener Herr sein. Kopfgeldjäger, wenn du so willst, trifft es am ehesten." Er überlegt wieder kurz, ehe er weiterspricht: "Obwohl ich auch ohne Bezahlung arbeite und nicht immer gilt es Köpfe zu erlangen." Er beobachtet den Gnom jetzt sehr genau, offen und mit Neugierde.

[Ersdarumin]

"Bitte versteh mich nicht falsch, doch widerspricht sich das nicht ein wenig. Ich meine, einerseits hältst du das Recht so hoch, und andererseits arbeitest du mit deinen Aufträgen doch am Gesetz vorbei, irgendwie. Mindestens umgehst du doch die offiziellen Instanzen und Vorgehensweisen; korrigier mich, wenn ich falsch liege."
Auch dem Gnom ist eine gewisse Neugierde anzumerken.

[Verdugo]

"Oh nein, nie habe ich einem Urteil vorweg gegriffen! Immer war mein Eingreifen in Übereinstimmung mit den Gesetzen, nie würde ich mir anmaßen selbst zu bestimmen, was falsch und was richtig ist. Es muss eine Übereinkunft geben in einem Land und daran müssen sich die Leute halten." Voller Überzeugung dann: "Ich denke, ich könnte auch ein Richter sein, aber wer würde dann meine Urteile ausführen?" Er legt den Kopf schief und blickt Ersdarumin auffordernd an.

[Ersdarumin]

Ersi erwidert ganz freundlich:
"Du hast also nur Personen verfolgt, die schon verurteilt waren, sich dem Vollzug des selben allerdings zu entziehen suchten, meinst du das so? Und wenn du nun jemanden direkt dabei erwischt hattest, ein Verbrechen zu begehen, was dann?"

[Verdugo]

Verdugo nickt zustimmend. "Ich bin kein Mörder. Ich vollstrecke nur Urteile, die auf dem Gesetz beruhen." Seine Stimme zeigt deutlich, wieviel Freude ihm das Gespräch bereitet. "Auf frischer Tat ertappt habe ich noch nie jemanden, aber es wäre mir ein Freude, ihn dem Richter auszuhändigen. Auch wenn mein Mero dann arbeitslos bliebe." Er zwinkert Ersdarumin zu. "Du siehst, ich bin ganz harmlos."

[Ersdarumin]

"Ja, haha. Stimmt. Und ich dachte schon, du würdest das Gesetz gar nicht wirklich respektieren und auf eigene Faust handeln. Da bin ich aber wirklich beruhigt. Aber sag, seid wann zieht ihr beide denn so alleine durch die Lande, Mero und du, meine ich? Ist das auf dauer nicht ein bißchen einsam? Also, ich brauche immer so ein bißchen Gesellschaft um mich herum; ein paar Leute, mit denen ich reden kann, die ich kenne, bei denen ich mein Herz ausschütte. Freunde halt."

[Verdugo]

Verdugo blickt den Gnom ausdruckslos an. "Nein, Freunde brauche ich nicht. Habe ich auch nie viele gehabt. Ich war derjenige, der beim Versteckspiel darauf achtete, dass auch bis 100 gezählt wurde." Er schüttelt den Kopf, belustigt. "Seit knapp einem Jahr bin ich unterwegs und bis jetzt habe ich es noch nicht bereut." Er sieht auf seine gefesselten Handgelenke hinunter und muss plötzlich lachen. "Naja, bis zu der Entscheidung, unserem Mönchen zu folgen würde ich sagen, aber das siehst du wahrscheinlich genauso, oder?"

[Ersdarumin]

Ersadarumin wirkt zunächst ein wenig betroffen, fängt sich aber dann rasch wieder.
"Naja, Freunde können aber auch manchmal sehr nützlich sein. Man kann nicht immer alles alleine schaffen. Aber bislang ist es uns doch hier noch gar nicht soo schlecht ergangen. Vielleicht kommt ja doch noch was gutes dabei heraus, irgendwie. Vielleicht werden wir doch noch Widerstandskäpfer, erhalten eine tolle Aufgabe, werden berühmt und reich. Die Frauen werden uns zu Füßen liegen, und wir werden leben wie die Maden im Speck. Wer weiß?"
Er sieht Verdugo an.
"O.K. Man wird ja wohl nochmal Träumen dürfen. Groß was anderes ist ja eh nicht drin, im Moment. Kann ja auch schnell zu ende gehen, alles."
Dann wird er plötzlich ernst, fast traurig.
"Ich mache mir nur Sorgen um Wolf. Ich hoffe, dass er sich durchgeschlagen hat. der arme Junge."

[Verdugo]

Verdugo zieht die Augenbrauen hoch: "Du meinst diese Katze, die uns folgte? Er sah nicht aus als ob man sich um ihn Sorgen machen müßte. Wie kommt es eigentlich, dass er dir folgt? Und warum warst du eigentlich in diesem Dorf, wenn dein Geschäft doch in Rhydidd ist?" Er blickt zur Tür und dann wieder zu Ersdarumin: "Mir scheint, wir haben noch ein wenig Zeit bevor uns die Entscheidung der Alten einholt."

[Ersdarumin]

Ersi scheint etwas beruhigter, lächelt auch etwas stolz, als er von Wolf erzählt.
"Wolf ist mir vor ein paar Jahren einfach so zugelaufen. Nistete sich einfach ganz frech in meinem Laden ein, oben auf dem Regal in einer großen Korbtasche. Normalerweise schmeiße ich alle Viecher sofort raus wenn sie in mein Geschäft kommen; du weißt schon, Kacke auf der Ware kommt nicht so gut bei den meisten Kunden, und der Pi**gestank erst. Naja, mit Wolf war es halt anders, wir haben uns lange in die Augen gestarrt, und dann war es, als ob ein alter Kumpel nach langer Zeit wieder da ist. Irgendwie haben wir uns auf eine schwer zu erklärende Art sofort verstanden. Er wußte gleich, was mir Sorgen bereitete an seiner Anwesenheit bei mir, und wie um mir zu zeigen, dass diese unbegründet waren, ging er auf die Straße, machte einen feinen Haufen bei Kifuz vor die Tür, der hatte damals noch die Zuckerbäckerei gegenüber, und dann kam er wieder rein, und schaute mich mit seinen grauen Augen herausfordernd an. Ich hab ihm dann noch gesagt, dass er selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen hat, und dass sein Job wäre, Mäuse und Ratten vom Laden fernzuhalten, naja, und das war´s dann. Inzwischen kriegt er von mir des öfteren mal ein Schweinenierchen mitgebracht, und sein Regalbrett ist zu einer Art Zuchtstation für Katzenmischlinge jeglicher Couleur verkommen; ich habe einfach ein zu weiches Herz. Doch unsere Verbindung scheint irgendwie so eng geworden zu sein, dass er wohl weiß, was ich denke; und ich habe manchmal das Gefühl, dass ich wie eine Katze sehen und hören kann, ein wirklich merkwürdiges Gefühl, aber scheinbar funktioniert´s. Er kommt jedenfalls immer mit, wenn ich auf Reisen gehe, und auch zu den meisten Geschäftsterminen in Rhyddid. Ich glaube, er denkt, er wäre so etwas wie mein Wachhund. Und diese Reisen führen mich halt durch unser Land, weil ich immer auf der Suche bin nach handwerklichen Kreationen, die ich dem verwöhnten Stadtpublikum verkaufen kann, dass ja immer nach etwas neuem, nie dagewesenen Schreit. Ich kaufe also Lederwaren auf, verkaufe auch ein bißchen Schmuck hier und da, immer auf der Suche nach einem Schnäppchen. Und so bin ich auch hierher gekommen, ganz einfach."

[Verdugo]

"Sehen und hören wie ein Katze?" Verdugo schüttelt ungläubig den Kopf. "Und wo ist er jetzt, wenn er so klug ist wie es scheint müßte er inzwischen eine ganz schöne Strecke zwischen diesen Ort und sich gebracht haben. Oder ist er treu zu nennen und wartet um das Befreiungskommando anzuführen?" Er lacht, dann sieht er Ersdarumins besorgte Miene und entschuldigt sich. "Ich weiss, dass du dir Sorgen um ihn machst. Ich mache mir langsam Sorgen darüber, dass wir noch immer nicht so recht wissen, was wir den Pekeranen zu bieten haben; ein Schmuckhändler und ein Henker. Nun ja, nicht gerade das, was ein Widerstandslager dringend benötigt gegen Drachen." Trotz seiner Worte scheint es nicht so, als sorge er sich ausserordentlich.

[Ersdarumin]

Mit beleidigtem Unterton:
"Wie gesagt, etwas mehr als "nur" Schmuckhändler bin ich schon. So, wie du mehr bist als bloß ein Henker. Aber falls er es überstanden hat und zu mir zurückkehrt, wirst du Wolf´s wahren Wert schon noch schätzen lernen."
Wenn er könnte, würde er wohl jetzt die Arme verschränken, so kann er nur in die Luft starren, an Verdugo vorbei.
Doch das hält nicht sehr lange vor.
"Ich wünschte mir, dass wir hier nicht unser halbes Leben festsitzen und dass bald mal was passiert. Diese sinnlose Warterei macht nicht gerade allzu viel Spaß."

[kolvar]

Als wenn dies das Stichwort gewesen wäre treten zwei Pekeranen in das Zelt und führen Verdugo und Ersi hinaus, zurück in das Zelt der Alten.
Dort geht wieder das selbe Spiel los, mit warten und ignorieren, bis ihr beide beachtet werdet.
"Der Mann, der von dem Drachen getötet wurde, hat Verbindung mit einigen eurer Priester. Wenn ihr gewillt seit, für uns Botschaften auszutauschen, werden wir euch freilassen."