[kolvar]

"Andere Menschen mögen dir helfen, aber am Ende bleibt nur dein Herz, daß dir sagen kann, daß das, was du tust das richtige für DICH ist."

[Chacota]

"Du meinst, es ist an der Zeit, dass ich beginne, mir selbst zu vertrauen? Aber hiesse das nicht auch, dass ich mir endlich vergeben habe?" Der Seraph muss lachen. "Wie einfach könnte die Welt sein, wenn jeder eine Auge Ashas an seiner Seite hätte!" Er wird wieder ernst. "Ich denke, dass wird nun die nächste Zeit mich lehren; vertraue ich meinem Herzen - und meinem Stolz - oder benötige ich noch weiterhin die Gesetze von aussen um richtig zu handeln - und mit ihnen die mir zugewiesene Schuld." Chacota tritt an Grunchudad heran, plötzlich ist dort wieder sein Hinken, fiel es in den letzten Tagen kaum auf, so ist es nun wieder das beherrschende Element in seiner Bewegung. "Eine Frage gibt es noch in meinem Kopf, die nach einer Antwort verlangt: Wenn Asha mir bereits vergab, dort in der schwarzen Flamme, wieso benötige ich diese Vergebung ein zweites Mal? Muss ich alles in meinem Leben mit einem doppelten Bund besiegeln?"

[kolvar]

"Ich weiß nicht, ob man sich erst selbst vergeben muß. Aber immerhin, denke ich, gehört vergebung auch zur Erlösung dazu, oder nicht? Und dazu soll ich dir ja helfen.
Deine zweite Frage scheint aber das anzudeuten. Wer sich nicht selbst vergeben hat, kann auch keine wahre Erlösung finden. Asha hat dir vergeben, das Hinken ist fast so etwas wie ein Versprechen dieser Vergebung, ein Siegel darauf, daß du für die alten Sünden keiner Vergebung mehr bedarfst. Was du dir selbst jedoch nicht vergeben kann, kann dir auch Asha nicht abnehmen."

[Chacota]

Chacota guckt einen Moment verblüfft, dann lächelt er erneut: "Mein Hinken ist so verbunden mit mir, dass ich es gar nicht bemerke, ich weiss schlicht nicht, wie mein Leben ohne ausgesehen haben soll." Dann überbrückt er die letzte Distanz, die ihn von Gunchudad trennt und legt dem Priester seine Hand auf die Schulter: "In Euth hast du eingegriffen um mein Leben zu retten und ich habe dir hierfür noch nicht gedankt. So ist schneller eingetreten als wir beide ahnten . . dass du eingreifen mußt um deine Aufgabe beenden zu können." Dann lehnt sich Chacota gegen die Reling und sagt gedankenverloren: "Was habe ich also gelernt in den Tagen, die wir gemeinsam verbracht haben? Ich habe erkannt, dass meine Suche nach Schuld von meinem Stolz angetrieben wurde. Ich habe gelernt, dass es genug andere Dinge gibt, auf die ich stolz sein darf, du hast sie mir genannt.
Aber habe ich bereits genug Kontrolle über die Macht gewonnen, die mein Schwert darstellt, um ohne die Kontrolle der Schuld auszukommen? Wenn ich mir die Situation in den Slums von Xpoch in Erinnerung rufe, wohl kaum."
Er holt Atem, dann spricht er weiter. "Ich beginne zu verstehen, warum ich mir verzeihen muss um erlöst zu werden und wage langsam zu glauben, dass es mir gelingen könnte. Nun muss ich den Pfad weiter beschreiten und anderen verzeihen. Muss ich mit Finan beginnen?
Werde ich weiterhin verstehen, dass es nicht meine Aufgabe alleine sein kann die Welt vor dem Bösen zu bewahren, werde ich letztendlich lernen, einmal dem Ruf des Bösen zu widerstehen und andere ihre Verantwortung übernehmen? Vielleicht.
Nur eines weiss ich immer noch nicht, die erste Frage, die du mir stelltest: Warum gerade jetzt? Warum führte mich nach 18 Jahren der Schuld mein Weg jetzt zu Asha. Vielleicht war es Shutha, die mich zu Asha führte." Er schweigt.

[kolvar]

Grunchudad lacht: "Es scheint, du brauchst mich nicht mehr, dir Fragen zu stellen.
Aber warum fragst du dich, warum gerade jetzt? Wenn nicht jetzt, wann dann? Zuvor warst du nicht auf der Suche nach einem Patron, der dich leiten mag. Erst nachdem du durchgemacht hattest, was du tatsächlich jetzt erleben konntest, warst du bereit dazu, Asha um Hilfe zu bitten. Deine Frau ist sicherleich ein Teil dieser Entwicklung."
Einem Moment lang wartet er: "Das war doch jetzt mal leicht zu beantworten, oder."

[Chacota]

"Nicht jede Frage und ihre Antwort muss an den Grundfesten meines bisherigen Selbstbildes rütteln." Chacota blickt Grunchudad fragend an. "Vielleicht darf ich dir noch eine Frage stellen: Was bedeutet der Name Erm?"

[kolvar]

"So wurde ich in meiner Heimat genannt. Grunchudad ist schon recht lang. Es kommt von einem alten Gedicht in meinem Heimatdialekt, daß sich etwas schwer übersetzen läßt, ohne den Witz zu verlieren. Erm ist in diesem Gedicht ein Mann, der nicht mehr aus einer Grube herausklettern kann."

[Chacota]

Chacota grinst. "Möchtest du dazu eine Erklärung abgeben?"

[kolvar]

"Müßte ich?"

[Chacota]

"Wer bin ich, dass ich dich zwingen könnte!" Chacota noch immer erheitert. "Aber wenn es dich irgendwann drängen sollte, werde ich mich bemühen ein gutes Zuhörer zu sein."

[kolvar]

"Ein kleines Geheimnis macht das ganze doch erst interessant."

[Chacota]

"Am Ende wird es wohl so sein, dass wir keine Geheimnisse mehr voreinander bewahren können. Welches muss ich als nächstes vor dir lüften?"

[kolvar]

"Das werden wir erfahren, wenn wir so weit sind."

[Chacota]

Chacota nickt und ein ganz klein wenig wirkt er auch erleichtert. er dreht sich um und blickt auf die See hinaus als erahne er bereits die Heimat der Inselelfen am Horizont. Doch dort ist nichts zu sehen als Wasser und Himmel.

[kolvar]

Die See ist ruhig, und beide ahnen, daß dies nur für kurze Zeit so sein kann. Zumal das Schiff auf jene Insel zusteuert, von der Chacota und die anderen einstmals geflohen sind, von der Shutha stammte und von wo auch jene Elfen gekommen sein mußten, mit denen sie noch vor kurzem um Leben und Tod gekämpft hatten.