Skeyfare

01. Juli 2023, 19:05:42
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Skeyfare » Orfinlir » Law (Moderator: Chacota) » Ein zweites Treffen

Autor Thema: Ein zweites Treffen  (Gelesen 42234 mal)

Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #30 am: 29. Mai 2008, 10:29:08 »
Chacota ringt sich ein Lächeln ab, das jedoch nicht seine Augen erreicht. „Dann besteht wohl noch Hoffnung, wenn ich nur den Mut nicht verliere? Und einen Kampf aufzugeben kommt für uns beide nicht in Frage, nicht wahr?“ Sein Lächeln wird jetzt intensiver, seine Stimme warm. „Dein Glaube an die Götter ist so stark in dir, so fest, es wundert mich nicht, dass sie dich als Überbringer ihrer Kräfte auswählen.“ Dann schweigt er eine Weile, räuspert sich und fragt: „Meine Kehle kann noch etwas Flüssigkeit vertragen, soll ich dir einen Clann mitbringen?“
Er steht auf und geht zur Theke hinüber, die junge Wirtin ist noch immer etwas verunsichert und Melville kann erkennen, wie Chacota mit seiner Körperhaltung und mit jeder Geste eine Ruhe ausstrahlt, die in seinem Inneren wohl kaum exiertiert. „Könnt Ihr uns noch 2 Becher Clann füllen? Das wäre sehr freundlich.“
Er kehrt mit den beiden Bechern zurück, stellt einen vor Melville ab und nimmt aus seinem einen großen Schluck. „Da ist noch etwas, um das ich dich bitten muss . . . du weißt, dass die Träume, die durch Asha zu dir kamen . . . dass es keine Träume waren. Aber was immer sie waren, sie gehören mir, sind Teil meines Lebens. Um sie zu wissen erlaubten die Götter dir, doch ich muss dich darum bitten, sie für dich zu behalten, vielleicht sogar zu vergessen, wenn dir das gelingen sollte.“ Monoton seine Stimme, ohne jegliches Gefühl.
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Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #31 am: 29. Mai 2008, 17:59:34 »
„Vergessen?“ flüstert er, und seine Miene verfinstert sich. „Ich habe diese Erlebnisse gespürt, als würden sie mir selbst widerfahren. Und auch wenn mir die Gnade zuteil wurde, dass ich aus diesen Träumen aufwachen konnte, so haben sie sich doch in mein Gedächtnis eingebrannt.“ Er schaut kurz zu seinem Gegenüber, wendet aber betreten den Blick ab, als ihm bewusst wird, was diese Erinnerungen für Chacota bedeuten müssen.

Er räuspert sich, und sagt mit belegter Stimme. „Vergessen kann ich es sicherlich nicht. Deiner Bitte will ich aber gern nachkommen.“ Fahrig streicht er sich einen Haarsträhne aus der Stirn. „Allerdings muss ich dir gestehen, dass ich bereits mit meinen Freunden darüber gesprochen habe. Ich wusste zunächst nicht, was diese Träume zu bedeuten hatten, und konnte nicht ausschließen, dass vielleicht eine feindliche Macht mich zu manipulieren versuchte.“ Ziemlich zerknirscht meint er. „Vielleicht auch, weil es mich erleichtert hat, dieses Wissen mit jemandem zu teilen. Du musst mir meine Indiskretion verzeihen.“

Geistesabwesend greift er nach dem Becher und nimmt ohne nachzudenken einen ordentlichen Schluck. Sofort verzieht er das Gesicht und saugt mit einem Zischen Luft durch die Zähne. „Ein außergewöhnliches Getränk“, kommentiert er, „ich muss mich nur erst an den Geschmack gewöhnen.“
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #32 am: 30. Mai 2008, 11:42:54 »
„Es hilft, die Wirklichkeit zu spüren“, sagt er, dann bemerkt er Melvilles Gesichtsausdruck und ein winziges Blinzeln in seinen Augen verrät ihn. „Viele Dinge wie ein eiskalter Wind, ein löchriges Dach oder ein fehlender Mantel erscheinen einem plötzlich völlig unwichtig.“
Dann steht er auf, entschlossen und geht noch einmal zur Wirtin: „Ihr habt doch bestimmt Goldstern in Eurer Küche?“ Sie nickt und drückt dem Paladin kurz darauf einen kleinen Krug in die Hand, der damit zu Melville zurückkehrt. „Du wirst erstaunt sein, welche Wandlung der Clann vollführen wird.“ Melville kennt Goldstern, es ist eine kleine, goldgelb blühende Pflanze, die in feuchten Waldauen wächst, ihr Nektar schmeckt eingekocht ein wenig wie Honig. Und tatsächlich, mit einem Löffel Goldstern breitet sich plötzlich ein herrlicher, wenn auch ein wenig rauchiger Duft in der Stube aus.
Chacota wartet Mevilles Reaktion ab, trinkt selbst einen Schluck, erst dann hebt er wieder an, ruhig nun, wenn auch leise. „Es sollte niemand je erfahren, nun muss ich akzeptieren, dass mein Wunsch zu spät kommt.“ Fast unbemerkt zieht er seine Ärmel über die Handgelenke. „Ich nehme dein Wort und verlasse mich darauf, dass du weder Yolande noch Fachtna berichtest, was du weißt. Und deine Freunde, lass es für sie Träume sein.“ Ziemlich bestimmend nun sein Tonfall.
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Offline Makkharezz

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #33 am: 30. Mai 2008, 19:28:49 »
Zitat
„Es hilft, die Wirklichkeit zu spüren“, sagt er, dann bemerkt er Melvilles Gesichtsausdruck und ein winziges Blinzeln in seinen Augen verrät ihn. „Viele Dinge wie ein eiskalter Wind, ein löchriges Dach oder ein fehlender Mantel erscheinen einem plötzlich völlig unwichtig.“
Dann steht er auf, entschlossen und geht noch einmal zur Wirtin: „Ihr habt doch bestimmt Goldstern in Eurer Küche?“ Sie nickt und drückt dem Paladin kurz darauf einen kleinen Krug in die Hand, der damit zu Melville zurückkehrt. „Du wirst erstaunt sein, welche Wandlung der Clann vollführen wird.“ Melville kennt Goldstern, es ist eine kleine, goldgelb blühende Pflanze, die in feuchten Waldauen wächst, ihr Nektar schmeckt eingekocht ein wenig wie Honig. Und tatsächlich, mit einem Löffel Goldstern breitet sich plötzlich ein herrlicher, wenn auch ein wenig rauchiger Duft in der Stube aus.

Melville probiert vorsichtig von der Mischung, nickt anerkennend und leckt sich über die Lippen. „Wer hätte gedacht, dass sich in diesem bitteren Zeug eine solche Köstlichkeit versteckt?“

Zitat
Chacota wartet Mevilles Reaktion ab, trinkt selbst einen Schluck, erst dann hebt er wieder an, ruhig nun, wenn auch leise. „Es sollte niemand je erfahren, nun muss ich akzeptieren, dass mein Wunsch zu spät kommt.“ Fast unbemerkt zieht er seine Ärmel über die Handgelenke. „Ich nehme dein Wort und verlasse mich darauf, dass du weder Yolande noch Fachtna berichtest, was du weißt. Und deine Freunde, lass es für sie Träume sein.“ Ziemlich bestimmend nun sein Tonfall.

Fassungslos schaut Melville ihn an „Sie wissen nichts davon…? Du hast nicht…? Und Finan…?“ Er schüttelt ungläubig den Kopf, will schon etwas sagen, aber es scheint, als wären die Worte zu groß, um sie über die Lippen zu bringen. Chacota kann förmlich sehen, wie sich die Gedanken im Kopf des jungen Mannes überstürzen, und es dauert eine Weile, ehe er sich gesammelt hat. „Das wusste ich nicht“, beginnt er langsam, „und bisher hatte ich nicht darüber nachgedacht, welche Auswirkungen dieses Wissen auf Fachtna und Yolande haben würde.“

Er scheint nicht glücklich über das, was er erfahren hat, und einen Moment scheint es, als wolle er darüber diskutieren. Doch dann entschließt er sich dagegen und versichert Chacota. „Von mir werden sie nicht erfahren, was du für sie getan hast, und auch niemand sonst.“ Mehr an sich selbst gerichtet, murmelt er noch. „Ich hoffe nur, sie bringen dir auch das Vertrauen entgegen, das du verdient hast.“

Nachdem er diese Worte losgeworden ist, sieht Melville erleichtert aus. Er richtet sich  gerade dauf, neigt ein wenig den Kopf und fragt: „Haben wir damit alle Angelegenheiten erledigt, die du mit mir klären wolltest?“ fragt er und wartet ab, ob Chacota zustimmt. Dann hebt er seinen Becher. „Worauf trinken wir? Vertrauen? Freundschaft?“ Ein wenig leiser „Erlösung?“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #34 am: 31. Mai 2008, 20:33:02 »

Zitat
Fassungslos schaut Melville ihn an „Sie wissen nichts davon…? Du hast nicht…? Und Finan…?“ Er schüttelt ungläubig den Kopf, will schon etwas sagen, aber es scheint, als wären die Worte zu groß, um sie über die Lippen zu bringen. Chacota kann förmlich sehen, wie sich die Gedanken im Kopf des jungen Mannes überstürzen, und es dauert eine Weile, ehe er sich gesammelt hat.

In der Stille erklingt Chacotas Stimme, gepresst, doch deutlich zu verstehen: „Sie ahnen es, doch sie schließen die Augen und hoffen. Und so soll es bleiben.“

Zitat
„Haben wir damit alle Angelegenheiten erledigt, die du mit mir klären wolltest?“ fragt er und wartet ab, ob Chacota zustimmt.

Der Paladin neigt den Kopf, der Druck, der auf ihm lastete, scheint gebannt, denn er erwidert freundlich: „Ja, ich danke dir - für dein Versprechen und deine Zusprache.“ Jetzt hebt auch er den Becher: „A sua sa*, auf die Lebenden und für die Toten.“ Er nimmt einen Schluck, einen Moment scheint er noch in Gedanken versunken, dann richtet er seine volle Aufmerksamkeit auf den jungen Ritter und fragt ihn: „Was macht deine Waffenkunst, ich erinnere mich an deine Axt, bist du vorangekommen? Welches Bündnis bist du mit deiner Waffe eingegangen?“


*so viel wie „in Gedenken“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #35 am: 31. Mai 2008, 23:26:25 »
Nun, da das Gespräch auf leichtere Themen umschwenkt, weicht die Spannung aus Melvilles Schultern. Er sucht sich eine bequeme Haltung und streckt die Beine lang unter den Tisch aus. „Wusstest du, dass mein Vorfahr die Axt von einem Zwerg geschenkt bekam?“ Er zieht die Axt aus der Scheide, die er beim Eintreten diskret unter seinem Mantel verstaut hatte, und legt sie behutsam auf den Tisch, damit Chacota sie betrachten kann.

Lebhaft erzählt er die Geschichte des Familienerbstücks, und ganz untypisch sprudeln die Worte so flüssig hervor, dass sein Gesprächspartner kaum Gelegenheit bekommt, auch etwas zu sagen. Erst am Ende werden Melvilles Worte bedächtiger. „Dann hat mein Vater die Axt an mich weitergegeben, und mit ihr auch die Werte, die sie repräsentiert. Ich weiß, es ist eine ungewöhnliche Waffe für einen Ritter. Aber ihr Kampfstil liegt mir, und sie hat mir schon hervorragende Dienste geleistet.“ Sanft fährt er mit den Fingern über die Verzierungen auf der Klinge.

„Es mag Kämpfer geben, für die ihre Waffe nichts als ein Werkzeug ist, und viele von ihnen mögen Meister sein, die mich mühelos besiegen könnten. Trotzdem... ich sehe das anders.“ Neugierig beobachtet er Chacota, versucht, Zustimmung oder Widerspruch in seinem Gesicht zu lesen, bevor er fragt: „Wie ist das bei dir?“
« Letzte Änderung: 01. Juni 2008, 09:26:42 von Makkharezz »
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #36 am: 03. Juni 2008, 12:28:03 »
Chacota betrachtet die Axt aufmerksam, es scheint, als zögere er, die Waffe zu berühren und wirkt etwas erleichtert, nachdem er ihre Verzierungen betrachtet hat.
Ein ironischer, distanzierter Tonfall beherrscht nun seine Erzählung, ein Klang, der Melville bekannt ist aus der Zeit ihrer gemeinsamen Reise. „Mein Vater Torneo gewann in jungen Jahren eine Klinge, die ein Geheimnis barg; in vielen fast aussichtslosen Kämpfen verhalf sie ihm zum Sieg und als Veshna meine damalige Hingabe akzeptierte und ich an der Paladinschule angenommen wurde, übergab er mir das Schwert. Ich weiß nicht, wer damals den größeren Stolz verspürte, mein Vater oder ich. Zwei Jahre kämpfte ich mit ihr und jeder Schlag war ein Geschenk Veshnas – bis zu dem Tag, wo ich die Klinge verriet und mit ihr Lirio tötete; ein letzter Rest Achtung vor ihrer Einzigartigkeit vielleicht ließ sie mich am Ort der Tat zurücklassen. Später habe ich von meiner Mutter erfahren, dass mein Vater es weder meinem Bruder noch meiner Schwester erlaubte sie zu führen, bis vor zwei Jahren lag sie unbenutzt im Zimmer des Grames*. Dann hörte jemand ihren Ruf und meine Mutter erlaubte, dass die Klinge unsere Familie verließ und ihre Kraft nun wieder für Euth einsetzt. Mein Vater hat sie bis zu seinem Tod nicht mehr berührt.“
Für einem Moment schweigt er, blickt Melville an, der in seinem Blick keinen Schmerz, nur milde Ironie sieht. „Du verstehst vielleicht, warum ich viele Jahre ein Schwert nur als Werkzeug betrachtet habe und es gab eine Zeit, wo man mir nur die schartigen, rostigen Schwerter anvertraute. Vor einem Jahr dann halfen wir einem Ritter seinen Familienfluch zu bannen und sein Geschenk war eine Klinge, die mein Herz berührte und ich wagte es, sie als die meine zu bezeichnen. In Xpoch ließ ich sie in letzter Sekunde bei meiner Rüstung zurück, vielleicht in der Hoffnung, jemand würde sie finden und Ginthesar, meinem Sohn, bringen.“ Er holt Luft. „Nun, Yolande fand sie und nun liegt sie wieder in meiner Hand.“
Sein Blick nun abschätzend, ehe er fast vorsichtig fragt: „Was weißt du noch über deine Axt, ausser, dass die Zwerge sie deinem Vorfahr schenkten? Was weißt du um ihr Geheimnis?“

*Melville kennt diese Zimmer, fast jedes größere Haus in Euth besitzt ein solches; die Verstorbenen der Familie werden hier in der Nacht vor dem Begräbnis aufgebahrt, und dieser Nacht steht die Tür des Hauses jedem offen, der Abschied nehmen möchte.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #37 am: 03. Juni 2008, 16:09:42 »
Gespannt hört Melville zu, während Chacota von dem Schwert spricht. Stumm nimmt er die Geschichte auf, fragt auch nicht nach, aus Angst, den Paladin dadurch zu unterbrechen und damit die seltene Offenheit zu beenden.

Als er angesprochen wird, runzelt er kurz die Stirn. „Nein, du hast mich falsch verstanden. Ich habe dir die ganze Geschichte erzählt. Es gibt kein Geheimnis.“ Er sagt diese Worte  voller Überzeugung. Erst als er den Ausdruck in Chacotas Augen sieht, wird er plötzlich unsicher, schaut noch einmal die so vertraute Klinge an und fragt zögernd. „Was meinst du damit...?“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #38 am: 04. Juni 2008, 10:10:02 »
Sehr zurückhaltend erwidert er: „Ein solches Geschenk von den Zwergen, nun, es würde mich wundern, wäre es nur eine einfache, gute Zwergenarbeit.“ Er beugt sich noch einmal über die Waffe, fährt mit den Fingerspitzen über die Verzierungen. „Hat deine Familie bei den Euther Zwergen Nachforschungen über diese Symbole betrieben? Manchmal muss eine solche Waffe in einer Zeremonie erweckt werden oder sie sucht sich den Träger aus, dem sie sich offenbaren will. Gibt es hierzu keine Geschichten in eurer Familie?“
Einen Augenblick ruht sein Blick noch auf der Axt, dann sieht er hoch: „Aber ich stelle nur Vermutungen an, verzeih also, wenn ich dich ohne Grund in Verwirrung gestürzt haben sollte.“ Eindeutig seine Worte als Beruhigung gesprochen.
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #39 am: 04. Juni 2008, 18:52:30 »
„Aber... die Axt war ein Geschenk, ein Symbol der Freundschaft und Verbundenheit. Wenn an der Waffe irgendetwas besonders wäre, dann hätten die Zwerge Justinus doch etwas davon gesagt. Und dann hätte mein Vater dieses Wissen an mich weitergegeben.“ Er stutzt, und verbessert sich. „Jedenfalls hätte er das tun sollen. Andererseits hat er auch lange Jahre nichts von dem Racheschwur der Gethos erwähnt. Und es scheint ja auch gängige Meinung zu sein, dass es besser ist, gewisse Dinge vor mir zu verheimlichen.“ Aus den letzten Worten klingt Bitterkeit, und Melvilles Gesichtsfarbe wetteifert mit dem Ton seiner Haare. Chacota ist überrascht, wie sehr Melville davon getroffen scheint.

Obwohl er sich offensichtlich Mühe gibt, seinen Ärger zu unterdrücken, klingt er angriffslustig, als er fragt. „Was ist mit dir? Willst du mir wenigstens verraten, was du vermutest?“  Wachsam beobachtet er die Axt, als befürchte er, sie würde im nächsten Moment vom Tisch springen. So gefangen ist er von dem Anblick, dass er seinen Unmut vergisst und fasziniert fragt „Was bedeutet das, sie wird „erweckt“? Wie kann sie sich denn offenbaren ? Du meinst damit doch nicht wirklich, sie könnte...eine Seele haben?"
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #40 am: 05. Juni 2008, 11:06:52 »
Der Paladin antwortet fast sanft: „Manchmal ist es besser, Entdeckungen selber zu machen.“ Er deutet mit einer Hand auf die Axt. „Ich weiß nichts über diese Klinge, ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass Waffen wie diese häufig einen ganz eigenen Wert besitzen.“
Er zögert, entscheidet sich und spricht weiter: „Das Schwert meines Vaters, es besitzt eine Seele. Es konnte - und wird es wohl auch wieder - sich seinem Träger mitteilen, ihn unterstützen mit seinen ihm eigenen Kräften und Fähigkeiten. Ich wußte schon als Junge von seiner Einzigartigkeit und war mehr als enttäuscht als es sich mir nicht offenbarte. Heute weiß ich, dass ich zu jung war, nicht gut genug im Kampf und in der Seele nicht rein genug für dieses Schwert, doch damals war es wie ein Fluch mit dieser berühmten Waffe an der Schule zu sein. Und sein Schweigen ertragen zu müssen.“
Seine Gedanken weilen in der Vergangenheit, dann reisst er sich mühsam von den alten Bildern los,  öffnet seinen Schwertgurt und legt seine Klinge mit der Scheide auf den Tisch, sein Blick voller Hingabe. „Erst vor kurzem habe ich es mit Briands Schwert gewagt eine Waffe an mich zu binden, war mir meiner selbst sicher genug um einen Teil der Gabe der Götter in meine Waffe zu geben.“
Er zieht die Klinge langsam aus der Scheide, für Melvilles Augen ist es dieselbe Waffe, mit der Chacota schon im letzten Jahr kämpfte, ein schmuckloses, wenn auch äußerst gut gearbeitetes Langschwert. „In den Händen eines jeden anderen Kämpfers ist sie eine gute, wenn nicht ausgezeichnete Klinge, doch kämpfen wir zusammen, fließt ein Teil meines Glaubens durch sie und gemeinsam können wir Gegner überwinden, die für mich alleine nicht zu besiegen wären.“
Er nimmt die Hände langsam vom Tisch, so dass die Waffe nun alleine neben der Axt Melvilles liegt. „Was ich damit sagen will, es gibt eine Zeit der Erkenntnis und ich weiß nicht, ob meine Wore nicht zu früh kamen. Asim sua ele.“
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #41 am: 05. Juni 2008, 16:30:39 »
Melville beugt sich vor, um das Schwert ganz aus der Nähe zu betrachten, vermeidet es aber, die Waffe anzufassen. „Die Gabe der Götter also…“, wiederholt er ehrfürchtig. Er ist sichtlich beeindruckt. „Du meinst so etwas wie die Kraft der Klinge durch göttlichen Beistand zu stärken? Dann wäre es kein Wunder, dass meine Axt stumm bleibt. Ein Ordensbruder hat einmal eine ganze Woche lang versucht, mir beizubringen, wie man durch göttliche Kraft einen Lichtschein erschafft oder Magie erkennt, aber ich konnte mich nicht einmal auf die einfachsten Gebete konzentrieren. Was das angeht, bin ich wohl ein hoffnungsloser Fall.“ Er zeigt ein schwaches Lächeln. „Auch wenn der Ritter es damals ein wenig diplomatischer ausgedrückt hat. Er meinte, die Götter hätten scheinbar einen anderen Weg für mich ausersehen. Naja, das wäre nicht das erste Mal, also wird er wohl recht haben.“

Nachdenklich schaut er die Waffen an. „Vielleicht ist es ja auch mein Bruder, für den die Axt bestimmt ist. Er ist ein kluges Kerlchen, und ich schätze, wenn seine Zeit gekommen ist, wird er uns noch alle zum Staunen bringen.“ Er reißt sich vom Anblick der Klingen los und zuckt die Schultern. "Es ist wohl müßig, die Pläne der Götter enträtseln zu wollen.  Daran sind schon ganz andere gescheitert." Es gelingt ihm nicht wirklich, seine Enttäuschung zu verbergen, als er die Axt vom Tisch nimmt und in die Scheide zurücksteckt.

Rastlos springt er auf, nuschelt irgend etwas von Pferden und flüchtet aus der Gaststube.
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Offline Chacota

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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #42 am: 06. Juni 2008, 11:57:34 »
Chacota bleibt reglos am Tisch sitzen, seine Hand greift schließlich nach dem Becher, er muss jedoch feststellen, dass er leer ist. Er nimmt das Schwert vom Tisch und legt es auf die Bank neben sich, dann steht er auf und geht ein weiteres Mal zum Schanktisch: „Habt ihr ein wenig Brot, Käse und vielleicht Marschsaft*? Mein Gefährte wird gleich zurückkehren und ehe er aufbricht sollte er sich noch stärken. Ich würde gerne für ein oder zwei Nächte bei euch bleiben, ehe meine restlichen Reisegefährten eintreffen, ist das möglich?“ Die Wirtin nickt. „Sicher, ich lasse euch ein Bett beziehen, frisches Brot habe ich und auch ein wenig geräucherten Schinken und Marschsaft . .“, sie zögert, ehe sie neugierig fragt: „Ihr mögt all diese herben Geschmäcker? Wie wäre es mit ein wenig Thampaste**?“ Chacota nickt zustimmend, dann begibt er sich zurück an ihren Tisch und wartet auf Melville; als die Wirtin zwei Bretter mit der Brotzeit bringt dankt er ihr, jedoch nimmt er sich nichts.

*eine Art Sirup, im Geschmack ähnlich einem Orangen-Ingwer-Kompott
**Thams sind kleine, hagebuttenähnliche Früchte, die mühsam zu ernten sind, die sämige Paste, die sich aus ihnen herstellen läßt ist vergleichbar mit einer Olivenpaste, jedoch wesentlich schärfer
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #43 am: 06. Juni 2008, 20:31:57 »
Es dauert eine Viertelstunde, bis Melville wieder in die Gaststube zurückkehrt, zitternd und mit rotgefrorener Nase, weil er in der Eile ohne Mantel gegangen war. Er setzt sich und reibt sich die kalten Hände, In einem Versuch, seinen hastigen Abgang zu überspielen, sagt er „Alles in Ordnung, die Pferde sind gut untergebracht...“ Er merkt selbst, wie schwach die Ausrede klingt und bricht ab.

Er sammelt seinen Mut und sagt: „Du hast da ein Thema angeschnitten, das für mich nicht ganz einfach ist. Tut mir leid, dass ich dich einfach so sitzen gelassen habe.“ Es fällt ihm sichtlich schwer, den nächsten Satz über die Lippen zu bringen. „Du hast sicherlich recht, auch wenn es mir nicht gefällt, das zu hören. Ich weiß selbst, dass ich noch ganz am Anfang meines Weges stehe, und wenn du sagst, es sei zu früh, dann wird es so sein. Es ist nur allzu leicht, dass zu vergessen, nach allem was passiert ist. Ich meine, scheinbar war es auch nicht zu früh, mich nach Xpoch zu beordern, zu den Teufelsanbetern und Vampiren, nur um mit dem Handritter zu plaudern, der Assassinen zur Ermordung meiner Familie nach Euth schickt. Oder in die Täler, damit ich mich mit  Dämonen herumschlage.“ Er schluckt „Oder mich loszuschicken, um Freunde zu bespitzeln.“

In einer Geste der Resignation fegt er seine eigenen Worte vom Tisch. „Ach was, es hat keinen Sinn, darüber zu grübeln. Asim sua...“ Er stutzt, und meint ganz entgeistert „Bei den Göttern, ich klinge schon wie mein Vater. “
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Re: Ein zweites Treffen
« Antwort #44 am: 08. Juni 2008, 19:05:02 »
Chacota deutet mit einer Hand auf das gefüllte Brett und hört dem jungen Ritter aufmerksam zu ohne ihn zu unterbrechen. Am Ende fragt er einfach: „Was hast du gedacht, wie dein Leben als Ritter aussehen würde?“ Er fragt als Melville den ersten Bissen in den Mund nimmt und spricht deshalb weiter. „Die Götter haben vielleicht wirklich einen bestimmten Weg für dich vorgesehen. Sie wissen, dass es nicht deine tiefe Weisheit und Einsicht in die göttliche Kraft ist, die dich zu etwas besonderen machen – oder deine Geduld oder dein Verständnis. Aber deine Hingabe, dein Wille alles zu geben, selbst wenn die Aufgabe eigentlich über deine Kräfte geht und dabei nicht den Glauben an einen tieferen Sinn zu verlieren – wer hat schon diese Gaben? Und stellt sie obendrein dem Orden zur Verfügung?“ Er schüttelt den Kopf. „Es erscheint mir nur allzu einleuchtend, dass der Campeon dich so häufig auf Missionen schickt.“ Sein Tonfall ruhig, ohne Ironie oder Zweifel.
Dann bemerkt er wie durchgefroren Melville ist und ein weiteres Mal geht er zu der jungen Wirtin und bittet sie lächelnd: „Habt ihr diesmal ein wenig Honigwein, angewärmt und mit viel Margas*?“ Sie bringt ihm einen Becher, den Chacota Melville bringt .

*eine Art Zuckerrohrsirup
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