[Aimee]

Aimee kneift die Augen zusammen, nicht sicher, ob Melas sich einen Scherz mit ihr erlaubt, doch als er nicht in sein sarkastisches Lachen verfällt merkt sie, dass er seinen Vorschlag ernst meint. "Einen . . Vampir?" Aimee hatte schon Einiges über sie gehört, doch hatte sie gehofft, die Vampire wären mit ihrem eigenen Intrigen genug beschäftigt, um die restliche unmenschliche Gemeinschaft in Frieden zu lassen. Vor allem sie.
"Du arbeitest mit einem von ihnen zusammen?"

[Makkharezz]

„Es sind arrogante Bastarde, die glauben, sie sind die Herrscher der Welt. Aber ich suche mir meine Geschäftspartner danach aus, welchen Gewinn sie mir bringen, nicht nach ihren Ernährungsgewohnheiten.“

Um seine provokante Aussage zu unterstreichen, prostet Melas Aimee zu und nippt noch einmal an seinem Glas. Aimee fällt auf, dass es immer noch genauso voll aussieht wie am Anfang des Gesprächs, während sie selbst ihren Cocktail schon zur Hälfte geleert hat.

[Aimee]

Aimee prostet Melas ebenfalls zu, achtet aber darauf ihn nicht zu genau zu beobachten, sondern merkt sich ihre Beobachtung für einen späteren Zeitpunkt.
"Wenn du für mich den Gefellten gefunden hast werde ich mit einem Vampir zusammenarbeiten. Geschäft ist Geschäft."
Sie wirft einen prüfenden Blick in die Runde, ob sie inzwischen von den anderen Gästen beachtet werden und leert ihren Cocktail.

Sie stellt das Glas zurück auf den Tisch und winkt dem Kellner um zu bezahlen.
Aimee wendet sich noch einmal mit einem Lächeln, das nicht mehr ganz so offenherzig ist, an Melas und meint: "Du hast bestimmt Einiges zu erledigen, ich auf jeden Fall will den Abend noch nutzen. Es freut mich, dass wir ins Geschäft gekommen sind, auch trotz deiner Warnungen." Ihr Lächeln noch immer nichts anderes als freundlich.

[Makkharezz]

Sie wirft einen prüfenden Blick in die Runde, ob sie inzwischen von den anderen Gästen beachtet werden

Tatsächlich gibt es einige neugierige Blicke in Richtung der beiden.

„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite“, entgegnet Melas und hebt zwei Finger zur Stirn, um einen flapsigen Salut zu mimen. Auf dem Weg zur Tür spürt Aimee seinen Blick in ihrem Rücken.

Zuhause angekommen hat sie kaum den Motor abgestellt, als Stuart Taylor aus dem Haus kommt und eilig auf ihren Wagen zukommt. Kaum ist sie ausgestiegen, beginnt er wild zu gestikulieren. „Gut, dass du kommst. Wir müssen reden!“ Er winkt ihr, ihm ins Haus zu folgen und während sie die Stufen zum Eingang hochgehen sagt er aufgeregt, aber mit gedämpfter Stimme: „Ich hab gerade einen Typen aufgescheucht, der sich an deiner Tür zu schaffen gemacht hat. Als er mich gesehen hat, ist er gerannt, als wär der Teufel hinter ihm her, dann ist er um eine Ecke und war wie vom Erdboden verschluckt.“

Jetzt wird er ein bisschen verlegen. „Ich wollte schon die Bullen rufen, aber dann wollte ich lieber auf dich warten… Ich war mir nicht sicher, ob du dich mit denen rumschlagen willst…“

Um seine Unsicherheit zu überspielen, beschleunigt er seine Schritte noch weiter, und als sie vor der Wohnungetür angekommen sind, deutet er auf die Schlösser. Das normale Türschloss ist offen, sieht aber heile aus. Im Gegensatz zu dem zusätzlichen Sicherheitsschloss weiter oben, das gewaltsam geöffnet wurde. Oder zumindest hat der Einbrecher es versucht, denn die Tür ist einen Spalt offen, der Riegel ist verbogen, hat aber noch standgehalten.

[Aimee]

"Das war genau richtig, wer will schon die Bullen im Haus, oder?"
Aimee hockt sich hin und betrachtet ihr kaputtes Türschloss, ihr Herz rast und sie hat größere Angst als die ganze Zeit mit Melas zusammengenommen.
"Stuart, kannst du schnell einen guten Schlosser auftreiben? Wer immer in meine Wohnung wollte, wir werden ihm das austreiben." Sie bemüht sich um eine feste Stimme, aber so ganz will es ihr nicht gelingen.
"Kannst du das soweit reparieren bis der Schlosser da ist? Und dann brauche ich eine möglichst genaue Beschreibung von dem Einbrecher von dir, bitte!"

[Makkharezz]

Sofort schrillen bei Stuart die Alarmglocken. Mit großen Augen entgegnet er: „Du willst doch nicht etwa auf eigene Faust hinter dem her! Das war ein Riesentyp, so ein glatzköpfiger Schwarzer mit einem Kreuz wie ein Schrank, da lässt du lieber die Finger davon.“ Er beruhigt sich wieder ein bisschen und meint noch: „Der ist eh über alle Berge.“
 
Auch wenn diese Beschreibung nicht besonders genau ist, ahnt Aimee, dass Stuart die Maske des einen Ogers gesehen hat, der im Park den Gefellten verfolgt hat.
 
Was die Schlösser angeht, versichert Stuart ihr, dass er sich um alles kümmern wird und wiederholt das noch zweimal, denn er hat durchaus bemerkt, wie sehr der Einbruchsversuch sie beunruhigt. Schließlich geht er, um sein Werkzeug zu holen und meint noch: „Ich bin heute abend zuhause, also falls noch irgendwas ist, meldest du dich, okay?“

[Aimee]

"Keine Sorge, ich will den bestimmt nicht überwältigen und zur Bullerei schleppen." Sie bemüht sich um einen leichten Tonfall, aber Stuart gegenüber wagt sie auch, ihre Besorgnis zu zeigen, sie drückt seinen Arm. "Und danke, dass du dich kümmerst. Wenn es mir zu unheimlich wird, dann komme ich zu dir. Jetzt muss ich erstmal gucken, ob drinnen alles in Ordnung ist."

Aimee betritt ihre Wohnung, lauscht kurz, ob sich Stuarts Schritte entfernen und geht dann rasch zu dem Versteck des Buches und holt es hervor. Sie hält es fest, dreht sich im Kreis und weiss für einen Moment nicht, wie es weitergehen soll. Soll sie das Buch zu Ishaq bringen? Ober bei Maria verstecken? Aber etwas hält sie davon ab, ihre wenigen Vertrauten hier mit hineinzuziehen. Dann beschließt sie, am nächsten Tag ein Schließfach anzumieten, diese Nacht werde ich auf der Hut sein müssen.

[Makkharezz]

Mo., 13.12.1999

Eigentlich hat Aimee andere Dinge im Kopf, aber sie hat Ricky ihre Hilfe zugesagt und will ihren Teil des Deals auch erfüllen. Versprochen ist versprochen, und wird auch nicht gebrochen… Also kümmert sie sich gleich morgens darum, das Buch in einem Schließfach zu deponieren und trifft sich dann mit Ricky in der Nähe von Coll Partons Büro. Als der zu seinem ersten Außentermin fährt, heftet Aimee sich an seine Fersen.

Zunächst ist sie ziemlich aufgeregt, als sie ihn verfolgt und im dichten Berufsverkehr aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren. Doch sie kennt die Strecke, denn wie vermutet fährt der Anwalt zum Gericht und parkt dort. Aimee fährt in eine Parklücke, von der aus sie sowohl das Auto als auch den Eingang des Gebäudes im Blick hat und schaltet den Motor aus.

Nachdem eine gute Stunde nichts weiter passiert, wird es Aimee ziemlich langweilig auf ihrem Beobachtungsposten, und ihre Gedanken schweifen ab. So schrickt sie hoch, als es plötzlich an die Scheibe ihres Lexus klopft. Für eine Sekunde wird das Glas zu einer Wand aus Eis, und das Gesicht dahinter zur Fratze des Eiskönigs. Fast gibt Aimee ihrem Fluchtreflex nach, will schon das Gaspedal durchtreten, doch als ihr Blick auf die Palmen fällt, mit denen der Parkplatz begrünt ist, schaltet ihr Gehirn um. Sie nimmt wahr, dass die Blätter im Sonnenschein in einem satten Grün schimmern, dass Autos auf der Straße fahren und Menschen in das Gebäude gehen. Sie ist Zuhause.

Nachdem ihre Panik verflogen ist, kann sie auch erkennen, wer sie aufgeschreckt hat. Eine junge Frau in den Zwanzigern, mit wasserstoffblonder Mähne, einem pinken Blouson und auffälligen Ohrringen winkt ihr fröhlich zu. Das Gesicht kommt ihr vage bekannt vor.

„Huhu, Schätzchen“, ruft die Frau und bedeutet ihr, das Fenster herunterzulassen. Für Aimee eine Gelegenheit, um ein paar Sekunden Zeit zu gewinnen. Und dann erinnert sie sich tatsächlich. Erinnert sich an ein Leben, das weit entfernt scheint, unwirklich und wie ein Traum. In diesem Traum kam auch Joyce Anderson vor. Sie haben zusammen im Softball-Team gespielt.

Es fällt Joyce überhaupt nicht auf, dass Aimee noch ein bisschen verwirrt ist und bisher kein Wort gesagt hat. Sie fängt einfach an zu plappern, und so erinnert Aimee sich auch an den Spitznamen, der hinter ihrem Rücken kursierte: Papagei. „Dich hab ich ja schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen! Dabei hätten wir dich so gut gebrauchen können, in der letzten Saison, da haben uns die Badgers in Grund und Boden gespielt. Aber ich weiß ja, du hast viel um die Ohren, mit deinem Job, den Reportagen und dem ganzen Kram. Und bestimmt steckst du auch schon über beide Ohren in Vorbereitungen. Wie ich dich beneide, das kannst du dir gar nicht vorstellen!“

Mit einem Mal schlägt sie sich gegen die Stirn. „Ich Dummerchen, das habe ich auch ganz vergessen, gut dass ich dich treffe: Ich muss dir leider absagen. Dabei wäre ich so gern dabei. Aber ich habe endlich einen Termin bei Dr. Philipps bekommen, du weißt schon, der Chirurg in LA, und der ist schon immer ein ganzes Jahr lang ausgebucht, da kann ich es mir nicht leisten, den OP-Termin abzulehnen. Das verstehst du doch oder? Auch wenn ich dich so gern gesehen hätte, ganz in weiß. Du wirst doch in weiß heiraten, oder? So ganz klassisch?“

Wie abgeschnitten hört der Redefluss plötzlich auf, und eine unheimliche Stille scheint sich über den Parkplatz zu legen. Joyce schaut mit großen Augen zu ihr in den Wagen, voller gespannter Erwartung.

[Aimee]

Völlig perplex nickt Aimee einfach und stammelt: "Ja, sicher, in weiss", während ihre Gedanken Purzelbäume schlagen. Es ist das erste Mal, dass ihr so unverhofft ihr altes Leben, ihr Leben!, über den Weg läuft.
Sie kann kein Softball spielen, sie heiratet einen Mann, sie plant eine große Hochzeit, wenn sie schon Joyce einlädt, sie ist beruflich erfolgreich. DAS HAT SIE ALLES MIR ZU VERDANKEN!!!
All diese Gedanken schießen Aimee durch den Kopf und vor Wut umklammern ihre Hände das Lenkrad so fest, dass ihre Knöchel weiss hervortreten. Und noch immer starrt diese Joyce sie an!
Sie schluckt, nimmt betont langsam eine Hand vom Lenkrad und streicht sich eine imaginäre Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich könnte dich in die Hecke schicken . . Aimee erschrickt als sie sich bei diesem grimmigen Wunsch ertappt, aber sie kann das Gefühl des Hasses nicht unterdrücken. Dabei war mir Joyce früher immer egal.
Sie wendet sich mit einem aufgesetzten, künstlichen Lächeln an Joyce, von dem sie weiss, dass sie es bei solchen Gelegenheiten schon immer benutzt hat. "Das ist jammerschade, aber nicht zu ändern. Ich weiss ja, wie sehr du dich um diesen Termin bemüht hast. Philipps ist auch kein Zauberer, aber er hat schon so einiges wieder zurecht gebogen, nicht wahr?"
Sie lächelt Joyce weiterhin an, gespannt auf deren Reaktion.

[Makkharezz]

Kichernd richtet Joyce sich auf, schüttelt den Oberkörper hin und her und deutet mit den Daumen auf ihre wackelnden Brüste. „Das hat er allerdings, und es war jeden Dollar wert! Dieses Mal soll er ein paar Fettpölsterchen wegzaubern.“

Auch wenn Joyce nicht wie ein Model aussieht, hat sie dennoch eine normale Figur, der die Rundungen an den Hüften eher noch eine weibliche Note verleihen, und es ist Aimee ein Rätsel, warum sie sich für ein paar Pfunde unters Messer legen will.

Ohne eine Erwiderung abzuwarten, springt Joyce zum nächsten Thema. „Sehen wir uns denn demnächst mal wieder beim Training? Du siehst ein bisschen blass aus, bestimmt arbeitest du zu viel. Es würde dir bestimmt gut tun, mal wieder mit den Mädels auf dem Feld zu stehen und ein bisschen Spaß zu haben.“

[Aimee]

Aimee kann es nicht verhindern, plötzlich entsteht vor ihrem inneren Auge eine Szene, wie ihr Wächter zusammen mit der falschen Aimee vor ihrer Tür stehen, hier in San Diego, wie er gebieterisch mit der Hand winkt und sie zu Eis erstarrt.
Das habe ich dir zu verdanken! Nur mit äußerster Willensanstrenung gelingt es Aimee, der fröhlich grinsenden Joyce nicht mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, betont langsam hebt sie den Arm, sieht auf ihre Armbanduhr und versucht, betriebsam und abgelenkt zu wirken. "Jaja, sicher, aber nicht in nächster Zeit. Jetzt muss ich wirklich los, bis bald!"
Sie kramt in ihrer Handtasche auf dem Nebensitz herum und hofft, dass Joyce verschwindet ohne darauf zu achten, ob Aimee aus dem Fahrzeig steigt.

[Makkharezz]

„Okay Liebes, dann will ich dich auch nicht länger aufhalten. Muss auch flitzen, Ricardo hat mich extra noch dazwischengeschoben, um meine Farbe etwas aufzufrischen, und wer weiß, vielleicht lass ich mir mal wieder eine Dauerwelle machen. Ich sag dir, die Achtziger kommen wieder. Also mach’s gut, grüß deinen Schatz von mir!“
 
Dann hört Aimee, wie sich Schritte entfernen. Sie ist wieder allein.

[Aimee]

Aimee starrt noch einen Moment lang bewegungslos auf ihr Lenkrad, dann schlägt sie mit der Faust auf das Armaturenbrett, dass der kleine Elvis wie verrückt wackelt.
"Wieso habe ich mich in meinem alten Leben bloß mit so hirnlosen Weibsen abgegeben, da ist mir ja der Oger lieber!" Sie schlägt noch einmal zur Bekräftigung zu, dann wirft sie einen kurzen Blick zu Partons Auto, ob es noch immer in seiner Parklücke steht.
"Mein Schatz!", äfft sie mit hoher Stimme Joyce nach und fasst sich ähnlich affektiert in die Haare. "Die Achtziger waren ja soo schön, da hatte ich zwar 'ne Zahnspange und war genauso strunzdumm wie jetzt, hatte aber mehr Pickel."

Dann wandern ihre Gedanken zurück zu ihrem Fetch. Heiraten willst du also . . . bist doch nix als ein Besenstiel. Ich werde meinen Bruder anrufen und herausfinden, wer der Glückliche ist, der mit dir die Hochzeitsnacht verrbingen darf.

Bei dem Gedanken an das Telefonat mit ihrem Bruder, für den 5 Jahre vergangen sind, durchfährt sie eine Woge heisser Panik. Hat David inzwischen eine Frau gefunden? Hat Dad ihm die gesamte Leitung der Firma übertragen? Ich will so viel wissen und darf nicht fragen!
Sie überlegt, als wen sie sich ausgeben will bei der Frage nach der Hochzeit und entscheidet sich für eine alte Highschoolfreundin, Donna Wilton. Ich habe da was munkeln hören und möchte ein passendes Geschenk finden, ja, so werde ich beginnen. Und mal sehen, was ich dabei noch so herausfinden kann!

[Makkharezz]

Als sie über den Parkplatz schaut, stellt sie mit Schrecken fest, dass der Rechtsanwalt gerade in sein Auto einsteigt. Sie hatte nicht gesehen, wie er aus dem Gericht gekommen war und hätte beinahe seine Abfahrt verpasst. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, tastet sie hektisch nach ihrem Handy, um die Changelings vorzuwarnen. Gerade als ihre Hand sich um das Gehäuse schließt, fängt es an zu klingeln. Es ist Ricky.
 
„Na, hattest du einen gemütlichen Vormittag?“ fragt er salopp, scheint aber trotz der kleinen Spitze guter Laune zu sein. „Wollte nur Bescheid geben, dass wir gerade fertig geworden sind. In fünf Minuten haben wir unseren Kram zusammengepackt und sind weg, dann kannst du deinen Beobachtungsposten räumen.“

[Aimee]

Mit einem äußerst farbigen Schimpfwort auf den Lippen reisst Aimee die Tür ihres Autos auf und hechtet Richtung Parton. "Beeilt euch, ihr müsst da weg. Ich halte Parton noch 5 Minuten auf."
Im Laufen steckt sie das Handy weg, zupft ihren Rock zurecht und schafft es gerade noch, auf Parsons Motorhaube zu klopfen, als er ausparkt.
Sie setzt eine Miene auf, die aus einer Mischung von Hoffnung und Aufgelöstheit besteht, mit einem kleinen, aufreizenden Lächeln um die Mundwinkel. "Mr. Parson? Mr. Parson, der Rechtsanwalt?"