[Makkharezz]

Ein übertriebener Ausdruck des Erstaunens erscheint auf Melas’ Gesicht. „Es gibt also Streit unter den Feenlingen, na sowas.“

Einen Moment lang schaut er Aimee noch nachdenklich an, und sie befürchtet schon, dass er noch fragt, um was sich dieser Streit dreht, aber er trommelt mit den Fingern einen kurzen Rhythmus auf die Sessellehne und sagt dann: „Also gut. Normalerweise würde ich weitere Informationen verlangen, aber es ist das erste Mal, dass wir Geschäfte miteinander machen. Nennen wir es einen Neukunden-Rabatt. Ich mache mich auf die Suche nach diesem Verlorenen. Wenn ich keinen Erfolg habe, sind Sie mir auch nichts schuldig. Finde ich ihn, wird die Gegenleistung fällig.“

„Fragt sich nur, was ich dafür verlangen kann. Soweit ich weiß, sind Sie erst seit kurzem hier, und kaum vernetzt. Ich nehme also nicht an, dass Sie Informationen besitzen, das für mich von Interesse sein könnten.“ Kurz hängt der Satz als Frage in der Luft. „Aber Sie könnten Informationen für mich beschaffen.“ In ein paar kurzen Sätzen erklärt er Aimee ihren Auftrag. Dann verschränkt er die Arme vor der Brust und fragt: „Einverstanden?“

[Aimee]

Noch überrascht davon, dass er keine Bezahlung verlangt falls er nicht erfolgreich sein wird, muss sie sich zurückhalten um nicht automatisch zu nicken als sie seinen Vorschlag hört. Er muss sehr von sich überzeugt sein. Ach, wie klug du doch bist, Aimee!

Sie verschränkt die Arme und setzt ihr Verhandlungsgesicht auf. "Ich darf einen Auftrag ablehnen und sollte es für mich zu gefährlich werden darf ich Hilfe anfordern." Sie legt den Kopf etwas schief und betrachtet Melas mit zusammengekniffenen Augen.

[Makkharezz]

Nun ist er es, der einmal laut auflacht und feixend den Kopf schüttelt, als könnte er es nicht glauben, dass Aimee so entschlossen ihre Forderungen vorbringt. Jedenfalls scheint er sich königlich zu amüsieren. Nachdem Melas sich wieder beruhigt hat, nickt er. „Es ist sowieso keine gute Idee, ein Greenhorn ganz allein loszuschicken.“ Dann streckt er Aimee seine Hand entgegen. „Abgemacht!“ 

[Aimee]

Schnell, ehe Melas es sich anders überlegt, schlägt Aimee ein. "Abgemacht."

Sie sieht ihn neugierig an. "Trinken wir noch einen gemeinsam bei Scarlett an der Theke? Oder willst du nicht, dass wir zusammen gesehen werden?"

[Makkharezz]

Mit einem wölfischen Grinsen antwortet Melas: „Im Gegenteil: Es hilft mir, meine meine Kontrahenten auf Trab zu halten. Sie werden sich die Haare raufen, wenn sie versuchen auszutüfteln, was ich wohl mit dir zu schaffen habe.“ Aimee bemerkt, dass Melas über die vertrauliche Anrede geflissentlich hinweggesehen und sich in gleicher Weise ausgedrückt hat.

Er schnellt aus seinem Sessel, ist mit ein paar raschen Schritten bei der Tür angelangt, öffnet sie und lässt Aimee mit einem kleinen Diener und einer ausladenden Geste den Vortritt, die auf die junge Frau sehr übertrieben wirkt, aber ihrem Geschäftspartner so fließend von der Hand geht, als würde er sie jeden Tag benutzen.

Als sie die Bar betreten, lässt er ebenfalls Aimee vorgehen, legt aber eine Hand leicht auf ihren Rücken und steuert sie so zu einem freien Tisch unter einem der bunten Kirchenfenster. Sofort kommt einer der Kellner zum Tisch. Es ist der Changeling, ein Wizened, kaum 1,60 m groß und drahtig mit spitzen Ohren und braunen filigranen Mustern auf seiner Haut, die wie Henna-Tattoos aussehen, aber bei ihm sicherlich zu seinem natürlichen Erscheinungsbild gehören. Er verhält sich vollkommen neutral: weder lässt er erkennen, dass er in Aimee eine Artverwandte sieht noch verrät sein Gebaren, ob er Melas besser kennt.

„Für mich einen Whisky“, sagt Melas knapp, „und für die Dame…?“

[Aimee]

Obwohl sich ihre Nackenhaare bei Melas' Berührung aufstellen genießt sie seine etwas antiquierten Manieren; Aimee registriert dies etwas überrascht.

Sie sieht sich in dem großen Raum um ob jemand von einem der anderen Tische ihnen Aufmerksamkeit schenkt und ist einen Moment unschlüssig als der Kellner ihre Bestellung erwartet. "Einen Zombie für mich." Sie nickt ihm lächelnd zu, dann wendet sie sich an Melas und kann sich gerade noch beherrschen; sie war schon dabei den Kopf etwas zu neigen und sich eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Haar zu streifen. Hör auf damit, du wirst doch nicht mit ihm flirten!
"Darf ich fragen, wer deine Kontrahenten sind?" Der Tonfall nicht mehr förmlich, sondern der vertraulichen Anrede angemessen - und vielleicht ist dort ein Hauch von Wärme . .
Ganz unmerklich rückt sie etwas näher an Melas heran um seinen Geruch wahrzunehmen.

[Makkharezz]

Zuerst steigt ihr der Duft des Leders in die Nase, und der kalte Zigarettenrauch. Darüber hinaus riecht sie…gar nichts. Kein Aftershave oder Duschgel, aber auch überhaupt keinen Körpergeruch.

Im selben Augenblick beugt sich auch Melas ein Stück zu Aimee hinüber und raunt verschwörerisch: „So gut wie jeder!“ Mit dem Kopf deutet er auf die benachbarten Tische. „Ich handle mit Informationen, und sie alle haben Angst davor, dass ich ihre Geheimnisse entdecke. Am liebsten würden sie mich verschwinden lassen. Nur wenn sie selbst meiner Dienste bedürfen, sind sie plötzlich wieder ganz zahm.“ Mit der unbeirrbaren Arroganz in seiner Stimme verleiht er diesen Worten noch mehr Gewicht.

Doch dann besinnt er sich auf seine Begleiterin und fragt neugierig: „Aber welchem Umstand habe ich es zu verdanken, eine so bezaubernde junge Frau unter meinen Kunden zu haben? Meistens kommen Leute zu mir, die auf dem Weg zur Macht eine Abkürzung nehmen wollen, und das passt nicht recht zu dir.“ Durchdringend schaut Melas sie an, bevor ein verschmitztes Lächeln sein Gesicht erhellt. „Gehörst du vielleicht zu denen, die zu mir kommen, weil sie so richtig im Schlamassel stecken?“ Er wartet gar nicht erst auf eine Antwort. „Wie hast du das denn geschafft, so kurz nach deiner Ankunft hier?“

[Aimee]

Wo ist denn . .  er? Automatisch schließt Aimee die Augen und konzertriert sich ausschließlich auf ihr Gegenüber und für einen Moment steigt die Angst in ihr hoch, ein Wächter habe den Weg aus der ewigen Kälte durch die Hecke direkt zu ihr gefunden . . . doch dann dringt seine Stimme zu ihr durch und die Arroganz in Melas' Stimme läßt sie wieder auftauen, denn dort ist ein Gefühl, so herablassend es auch sein mag.
Trotzdem erzähle ich dir bestimmt nicht alles. Sie erwidert achselzuckend. "Eigentlich ist er mir was schuldig und müsste mich ausfindig machen, aber ich habe ein gutes Herz. Und bin neugierig." Mit einem kurzen Seitenblick vergewissert sie sich, ob er ihr den Gleichmut abnimmt und fügt sicherheitshalber hinzu. "Und ich will sicherstellen, dass diese Oger nicht mir auflauern werden, wenn sie den Gefellten nicht finden."

Mit einem Kopfnicken in die Runde fragt sie dann und senkt die Stimme, weniger weil sie Angst vor Mithörern hat als vielmehr um eine vertrautere Atmosphäre zu schaffen: "Hat dir noch keiner angeboten, exclusiv für ihn zu arbeiten?"

[Makkharezz]

Mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln und einem spöttischen Lächeln quittiert Melas die Aussage. Aimee hat nicht den Eindruck, dass er es ihr abnimmt. Doch in diesem Augenblick kommt der Kellner mit den Getränken, so dass er sich eine Antwort verkneift.

Mit einem Nicken entfernt der Changeling sich fix wieder, und Aimee hat vor sich ein großes Glas mit ihrem blutrotem Cocktail, Schaum auf der Oberfläche und dem verlockenden Duft nach Früchten und starkem Alkohol.

Melas hebt sein Glas. „Auf den Anfang einer fruchtbaren Geschäftsbeziehung.“ Er nippt nur kurz an seinem Whiskey und stellt das Glas wieder ab, um Aimees Frage zu beantworten: „Doch. Einige. Diejenigen, die es sich tatsächlich leisten könnten.  Aber das ist nichts für mich. Binde ich mich an einen Auftraggeber, habe ich damit Stellung bezogen: Ich bin klar auf seiner Seite und habe alle seine Feinde gegen mich. Ab da müsste ich auch all seine Unternehmungen unterstützen, ob es mir passt oder nicht.“

Er schüttelt kurz aber heftig den Kopf, wie ein nasser Hund. „Da bleibe ich lieber unabhängig und entscheide selbst, auf welche Geschäfte ich mich einlasse.“ Dann grinst er breit. „Das ist jedenfalls meine Antwort. Böse Zungen behaupten aber, es liegt eher daran, dass niemand es auf Dauer mit mir aushalten würde.“

Er lacht in sich hinein und freut sich über seinen eigenen Witz, bevor er mit einem Mal den Kopf hochreißt und Aimee eindringlich mustert. „Man munkelt, du seist auch nicht gerade ein Teamplayer. Was ist deine Ausrede?“

[Aimee]

Aimee riecht voller Genuss mit halb geschlossenen Augen an dem Cocktail, dann nimmt sie einen kleinen Zug und erfreut sich an der Explosion des Geschmacks der Früchte, verstärkt durch den Rum und ihre Wachsamkeit gegenüber Melas nimmt ab, vielleicht auch, weil er ihr gegenüber so offen erscheint.
"Ich habe keine. Vielleicht geht es mir ein wenig wie dir, dass ich selber entscheiden möchte, auf welcher Seite ich stehe und das wird schwierig, wenn man sich öffentlich zu einer Fraktion bekennt." Sie nimmt einen weiteren Schluck. "Ich glaube aber, dass man es mit mir ganz gut aushalten könnte." Sie grinst Melas an. "Hast du dich über mich informiert?"

[Makkharezz]

Melas Mienenspiel zufolge muss Amiee etwas sehr Dummes gefragt haben. „Na, was hast du denn gedacht? Dass ich einen Vertrag mit einer Fee abschließe, ohne überhaupt zu wissen, mit wem ich es zu tun habe?“ Er lacht auf, doch eine Sekunde später blitzt wieder das Raubtier durch, als er seine Stimme noch weiter senkt und Aimee zuraunt: „Du bist zum Anbeißen süß, aber nicht so süß.“

Er hebt sein Glas ein Stück an, aber statt zu trinken, lässt er nur die goldbraune Flüssigkeit darin kreisen. Nachdem er einen Moment nachgedacht hat, hebt er den Blick, und plötzlich ist in seinem Tonfall vollkommen nüchtern: „Ein gut gemeinter Rat: Achte genau darauf, mit wem du zusammenkommst, vor allem, wenn du allein bist und niemanden hast, der dir den Rücken freihält.“

Er setzt das Glas ab, schiebt es ein Stück von sich weg, faltet die Hände und legt sie auf die Tischplatte, wie zu einem Gebet. „Oder noch besser: lass dich mit Leuten wie mir überhaupt nicht ein.“ Sind es tatsächlich Emotionen, die seine Stimme nun so rauchig klingen lassen? Spottet er über sich selbst? Ist es eine Spur Selbsthass, die Aimee heraushört? Oder will Melas sie einfach nur provozieren, um sich über ihre Reaktion zu amüsieren?

[Aimee]

Aimee beugt sich noch etwas weiter vor und auch ihre Stimme ist nun einen Hauch kälter, wenn auch immer noch mit einer Spur Verführung: "Wir haben einen Vertrag und ich vertraue dir, dass du dich daran hälst. Alles andere geht nur dich und mich etwas an." Melas spürt, wie sie für einen winzigen Moment ihre Hand auf sein Bein legt, doch dann ist die Berührung fort und Aimee lehnt sich wieder zurück.
"Du hast einen großen Vorteil mir gegenüber, du wusstest, auf wen du dich einläßt. Ich nicht, ich konnte nur Scarlett vertrauen. Willst du, dass ich meine Quellen anzapfe oder verrätst du mir, warum du mich so vor dir warnst?"

[Makkharezz]

„Du hast keine Quellen“, entgegnet Melas scharf. Anscheinend ist das Spiel nun für ihn zuende. „Keine Verbündeten, keine Freunde und keine Familie.“ Einen Augenblick lang hält er Aimees Blick fest und lässt die grausame Wahrheit nachklingen.

„Trotzdem steckst du deine Nase in Dinge, die eine Nummer zu groß für dich sind. Von mir bekommst du die Informationen, die du brauchst, bist mir dafür aber einen Auftrag schuldig. Wahrscheinlich bleibt es nicht bei dem einen Mal. Denn je mehr du in diesem Geschäft mitmischt, desto mehr Leuten wirst du auf die Füße treten, und desto mehr Hilfe wirst du brauchen, dich vor ihnen zu schützen.“ Er bewegt seine Hand in einer Spirale, die immer weiter ansteigt.

Dann zuckt er die Schultern, und schafft es, dermaßen gelangweilt auszusehen, als könnte ihn nichts auf der Welt interessieren. „Wenn du dich nicht verkriechen und ein unauffälliges Leben führen willst, ist das deine Entscheidung. Aber du wärst nicht die erste, die es bereut.“

[Aimee]

Aimee verspürt nach wie vor keine Angst, selbst jetzt, wo Melas wieder eine neue, unbekannte Seite seines Charakters zeigt, ist Aimee eher interessiert als eingeschüchtert. Woher nimmt er seine Ansicht? Ich habe Freunde, auch wenn sie nicht zur unmenschlichen Gemeinschaft gehören. Und ich habe eine Familie, die mir etwas bedeutet. Auch wenn sie für mich nicht mehr erreichbar ist.
Sie drückt ihren Rücken durch und bemüht sich um einen neutralen Tonfall. "Ich werde deine Worte in Erinnerung behalten." Sie überlegt, ist jedoch nicht gewillt, noch mehr preiszugeben. Wenn du wüsstest, wie tief ich schon im Schlamassel stecke!
Dann fällt ihr etwas anderes ein, das Melas gesagt hat. "Wen willst du denn bei deinem Auftrag mitschicken?"

[Makkharezz]

Unbekümmert zuckt er die Schultern. „Mal sehen, es gibt einige, die mir noch einen Gefallen schuldig sind.“ Er studiert Aimees Gesicht und meint dann: „Ich schätze, du bist ganz gut darin, Informationen aufzuspüren und dich unsichtbar zu machen. Nur bist du nicht besonders wehrhaft. Ich sollte jemanden auswählen, der dich beschützt – dich und die Informationen, die du mir besorgen sollst. Vielleicht einen Vampir.“

Neugierig beobachtet Melas, wie die Verlorene darauf reagiert.